Autor
|
|
Bewertung
Statistik
| Kapitel: | 3 | |
| Sätze: | 312 | |
| Wörter: | 3.155 | |
| Zeichen: | 18.325 |

Stink sauer ging ich in mein Zimmer und lies die Tür lautstark ins Schloss fallen! Wütend, traurig und total aufgebracht blieb ich inmitten des Raumes, vor meinem Schreibtisch stehen und versuchte meine Gefühle irgendwie wieder unter Kontrolle zubekommen. Ich atmete mehrmals tief ein und aus aber irgendwie wurde es nur schlimmer! Schon im nächsten Moment fegte ich mit einer Armbewegung alles vom Schreibtisch. Meine ganzen Unterlagen fielen nach unten und gerieten völlig durcheinander. Meine Schreibtischlampe fiel ebenfalls mit einem klirren zu Boden. Beim Aufprall zersprang die Glühbirne und die Scherben verteilten sich. „Scheiße!", fluchte ich, drehte mich um, ging zur Tür und wollte rausgehen um Handfeger und Schaufel zu holen, wollte gerade die Türklinke runter drücken, hielt inne und ließ meine Hand wieder hinab. Ich drehte mich um, lehnte mich gegen die geschlossene Tür, ließ mich zu Boden sinken und gab meinen Gefühlen nach. Laut fing ich an zu schluchzen und die Tränenbahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon saß, meine Augen waren leer und trocken, genauso wie mein Inneres! Ich fühlte Nichts, rein gar nichts! Ich schlang meine Arme um meine Beine, meine Stirn ruhte auf meinen Knien.
Ich öffnete die Augen, hob meinen Kopf, schaute zum Fenster und sah das es draußen bereits dunkel geworden war. Ich atmete noch einmal tiefdurch, erhob mich und ging zum Bett um mein Handy zunehmen ohne mich daran zu erinnern das auf dem Boden überall Scherben verteilt waren in die ich auch schon im nächsten Moment mit dem rechten Fußreintrat. Ich versuchte einen lauten, schmerzhaften Schrei zu unterdrücken, sackte aus Reflex und Schmerz zusammen. Wieder fing ich an zu weinen, diesmal vor Schmerzen. Wie blöd konnte ich eigentlich sein? Langsam hob ich meinen Fuß wo das Blut direkt durch meine Socke sickerte. Der Anblick meiner blutenden Fußsohle war verstörend und löste ein seltsames Gefühl in mir aus. Es brannte, schmerzte und tat einfach nur höllisch weh!
„Mama, Papa!" rief ich laut und schmerzerfüllt. Kaum zu glauben, dass ich ausgerechnet die zwei um Hilfe bitten musste, die doch an meiner beschissenen Situation Schuld waren. Ich wollte gerade erneuert nach ihnen rufen, als plötzlich die Tür mit einem Ruck aufging.
„STOP!" rief ich, erschrocken als die Tür aufgerissen wurde. „Nicht weitergehen! Hier liegen Scherben auf dem Boden. Ihr müsst euch Schuhe anziehen!" warnte ich meine Eltern. „Oh mein Gott Liebling, was ist passiert?" entfuhr es meine Mutter panisch als sie das Chaos und das Blut an meinem erhobenen Fuß sah. Die Schmerzen wareneinfach fürchterlich! Ich versuchte so gut es ging auf einem Bein zustehen. „Könntet ihr mich bitte zuerst aus diesem Scherbenmeer befreien!" flehte ich meine Mutter an. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen kam mein Vater mit Schuhen an den Füßen zurück. Scherbenknirschend kam er zu mir. „Ich werde dich jetzt hochheben und rüber auf dein Bett legen, Ok?" Mit zusammengebissenen Zähnen gab ich ihm nickend die Erlaubnis und atmete noch einmal tief durch ehe er mich hochhob und aufs Bett legte, als würde ich nichts wiegen.
Meine Mutter hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls Schuhe angezogen und die Scherben am Boden entfernt.
Meine Mutter sah sich meinen Fuß genauer an.
„Wir müssen dich in die Notaufnahme bringen, du hast leider eine Scherbe im Fuß stecken." sagte sie mit besorgter Miene, ich spürte wie mir schlecht wurde.
Gemeinsam halfen meine Eltern mir ins Auto und wir fuhren ins Krankenhaus.
Ungefähr Zwei Stunden später lag ich endlich auf einem Zimmer im Krankenhaus. Ich bekam an meinem Fuß eine örtliche Betäubung, die Scherbe wurde entfernt, die Wunde gereinigt, Geröngt, desinfiziert und mit ein paar Stichen genäht. „Es wird nur eine hauchdünne Narbe zurückbleiben ohne Einschränkungen, da weder Nerven noch sehnen beschädigt worden sind!" versicherte mir, der mich behandelnder Arzt.
Das hast du ja wirklich ganz toll hinbekommen! Kati. Ich darf mindestens 2 Wochen nicht auftreten! Muss noch drei Tage zur Beobachtung hier im Krankenhaus bleiben und Zuhause heißt es dann absolutes Schonen und an Krücken laufen! Genau so stellt sich doch jeder den Anfang seiner Sommerferien vor! In 10 Tagen muss ich wieder kommen zum Fäden ziehen.
Ein Blick auf die Wanduhr verrät mir das es schon 22:38 Uhr ist. Ich knipste die Nachttischlampe aus und versuche verzweifelt eine einigermaßen vernünftige Schlafposition zu finden, als mir das endlich gelang, fiel ich in einen leichten Schlaf, voller chaotischer Träume. Ich wachte des öfteren auf weil die Betäubung innerhalb der nächsten zwei Stunden komplett nachgelassen hatte, was zu starken Schmerzen geführt hatte. Um so glücklicher war ich als die Nacht dann endlich vorbei war.
Am nächsten Morgen, es muss so gegen Neun gewesen sein verließen die Ärzte nach der Visite gerade das Zimmer. Ich bekam noch etwas gegen die Schmerzen und einen Entzündungshemmer. Danach lag ich nun da, allein in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Decke. Meine Gedanken schweiften zum gestrigen Tag und das Gespräch mit meinen Eltern, bevor alles eskalierte. Ich soll nach den Sommerferien auf ein Internat mit Privatschule nach Köln! KÖLN! Das sind mehr als 300 Kilometer von meinem Zuhause entfernt! 300 Kilometer die mich nicht nur von meinem Zuhause entfernen werden, sondern auch von meinen Eltern, Freunden, Hobbys, der Schule und meinen ganz normalen Alltag! Mein ganz normales Leben mit dem ich soweit zufrieden war, würde dann einfach vorbei sein. Ich muss dann bei null anfangen und genau das jagt mir eine Riesen Angst ein! „Aber es ist doch nicht für immer!" versuchte mich meine Mutter zu beruhigen, wobei sie kläglich scheiterte. „Eins, maximal zwei Jahre!" fügte sie noch hinzu. „Zwei Jahre?? Wollt ihr mich verarschen? Dann habe ich bereits meinen Abschluss!" erinnerte ich meine Eltern und sah sie fassungslos abwechselnd an. „Das wissen wir doch und selbst wenn..." meldete sich nun auch mein Vater. „WAS selbst wenn?" schnitt ich ihm das Wort ab und sprang wütend vom Sessel auf. „Es ist doch egal wo du deinen Abschluss machst, solange du ihn am Ende machst!" beendete mein Vater seinen Satz. Entsetzt über seine Worte sah ich ihn an. Wusste gar nicht was ich sagen sollte. Ich schloss die Augen, atmete einmal tief durch und ließ mich zurück in den Sessel sinken. „Warum?" fragte ich. „Warum soll ich überhaupt auf ein Internat? Ich habe euch doch nie Kummer bereitet, nie in Schwierigkeiten gebracht und bringe immer gute Noten mit nachhause!" Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum wollen meine Eltern mich nicht bei sich haben? Ich versuchte ruhig zu Atmen und wartete auf eine Antwort. „Um Himmelswillen Kati! Das klingt aus deinem Mund gerade zu als wollten wir dich loswerden!" erschrocken sah meine Mutter mich an und begann zu erklären. „Ich bekam vor etwa vierzehn tage einen Brief von sehr wichtigen Leuten! Sie fragten mich ob ich mich für vorerst einem Jahr nach Afrika versetzen lassen würde um dort den unterentwickelten und kranken Kindern zu helfen. Es mangelt dort wie man weiß nur zu genüge an Erfahrenen Schwestern und Ärzten. Und so wurde ich und noch 2 Kollegen gefragt." lächelnd sah meine Mutter mich an. Meine Mutter wirkte plötzlich viel aufgeweckter, strahlender. Man sah ihr auf einmal gar nicht mehr an das sie langsam auf die vierzig zuginge. „Du weißt genau wie sehr mir Kinder am Herzen liegen! Wie könnte ich dieses Angebot ausschlagen?" fügte sie hinzu. Natürlich liebte meine Mutter Kinder über alles und sie war eine liebevolle und Großartige Kinderärztin. Manchmal könnte man meinen das sie die kranken Kinder wie die ihre eigenen behandelt. Sie gibt ihnen so viel Liebe und Geborgenheit und hat dennoch genügend für mein Vater und mich übrig. „Dann gehe ich davon aus das du diesen Leuten bereits zugesagt hast!?" fragte ich sie, wohl wissend da sich die Antwort schon kannte. Sie nickte. „Aber ich kann doch hier bei Papa bleiben!" Hoffnung keimte in mir auf. „Papa und ich schaffen es auch solange alleine..." „Das geht leider nicht!" unterbrach mich nun mein Vater. Fragend sah ich ihn an. „Ich habe einen sehr komplizierten Fall rein bekommen auf den ich mich voll und ganz konzentrieren muss, werde überwiegend in der Kanzlei sein und oder auf Geschäftsreise!" erklärte er seine aktuelle Situation. „Aber dieser Fall wird ja auch mal Zu ende gehen!" versuchte ich es noch einmal. „Kati, du weißt ganz genau das so ein Fall Wochen aber auch Monate andauern kann! Kannst du dich noch an den von vor zwei Jahren erinnern? Der hat 1 Jahr und 4 Monategedauert." erinnerte er mich. Wo er recht hatte. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. „Was ist wenn ich Nein sage?" „Dann können wir es diesmal leider nicht berücksichtigen!" sagte mein Vater. „Das heißt eure Entscheidung steht fest? fragte ich beide entsetzt. „Ja!" antworteten beide wie aus einem Mund, sahen sich an und dann wieder mich. Mir fiel die Kinnlade runter. „Und seit wann treffen wir Entscheidungen nicht mehr gemeinsam?" fragte ich sie wütend. Ich war bitterlich Enttäuscht das so eine große Entscheidung so rein gar nicht mit mir vorher besprochen wurde! „Was hätte es geändert Kati? Glaubst du wir haben nicht tagelang überlegt und nächtelang wachgelegen? Schlag uns eine bessere Idee vor!" forderte meine Mutter mich auf. „Ich...ähm..." begann ich zu stottern. Angestrengt überlegte ich. „Ich könnte doch trotzdem hierbleiben! Ich bin schließlich kein Kind mehr!" schlug ich vor. „Natürlich bist du kein Kind mehr aber dennoch bist du erst Sechzehn! Wenn dir hier während unserer Abwesenheit was passiert, bekommen wir richtig Ärger mit dem Jugendamt. Sie könnten dich uns sogar noch wegnehmen! Du bist noch keine Achtzehn!" pflichtete mir mein Vater bei. „Erstens, wird mir NICHTS passieren! Und Zweitens, sollte mir doch etwas passieren, was nicht passieren wird, kann ich doch immer noch..." „NEIN KATHARINA!" stieß mein Vater nun lauter werdend hervor. Sein Geduldsfaden schien allmählich zu reißen. „Unsere Entscheidung steht fest! Du wirst nach den Sommerferien nach Köln auf das Internat gehen und somit ist die Diskussion hiermit beendet!" Mein Vater erhob sich von der Couch und verließ das Wohnzimmer. Wütend und Traurig zugleich sah ich ihm hinterher bis er aus dem Raum verschwand. Sah dann zurück zu meiner Mutter. „Es tut mir leid! Liebling." „Einen scheiß tut es!" wutentbrannt stand ich ebenfalls auf und rannte auf mein Zimmer.
Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss...
Ich lag in meinem Krankenhausbett und starrte die sterile weiße Decke an. Die Gedanken an all das ließen mich nicht los. Der Schmerz meiner Verletzung war inzwischen fast nebensächlich geworden, was mir wirklich wehtat, war das Gefühl von Verrat. Ich fühlte mich ausgeschlossen, alleingelassen, und diese plötzliche Veränderung machte mir Angst. 'Ich kann nicht einfach nach Köln ziehen', dachte ich und biss mir auf die Lippe. 'Das ist nicht mein Leben.'
„Plötzlich klopfte es leise an der Tür, meine Mutter Clara. Sie hielt einen Becher mit heißer Schokolade in der Hand, trat ein und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. „Hey, Liebes", sagte sie mit einem sanften Lächeln. Doch ich schaute sie nur stumm an. Meine Mutter seufzte. „Ich weiß, dass du sauer bist, weil wir diese Entscheidung getroffen haben. Aber du musst verstehen, dass wir das nicht tun, um dich zu bestrafen. Wir wollen, dass du sicher bist. Dass du gut aufgehoben bist." „Gut aufgehoben? In einer völlig fremden Stadt, ohne meine Freunde, ohne mein Zuhause? Mama, das ist doch kein Leben!", fauchte ich. Meine Stimme bebte vor Emotionen. Meine Mutter stellte den Becher zur Seite und nahm meine Hand in der ihre. „Es tut mir leid, Katharina. Wirklich. Aber manchmal muss man Entscheidungen treffen, die einem das Herz brechen. Glaubst du, es ist für mich leicht?"
Ich schwieg, aber spürte, dass meine Mutter ebenfalls kämpfte.
Die wenigen Tage im Krankenhaus waren geprägt von einer eigentümlichen Stille. Meine Gedanken rasten, aber gleichzeitig fühlte ich mich wie betäubt. Die Realität, dass ich bald in Köln sein würde, schien immer näher zu rücken, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.Meine beste Freundin Julia konnte mich leider nicht besuchen kommen um mich aufzuheitern, da sie mit ihren Eltern im Urlaub ist. Dabei brauche ich sie doch genau jetzt! Ich habe ihr noch nichts von all dem gesagt, das muss warten bis sie wieder da ist, ich möchte ihr nicht den Urlaub vermiesen. Unserem besten Freund Danny habe ich ebenfalls nichts gesagt als er mich am zweiten Tag besuchte. Er weiß lediglich nur das ich einen großen Streit mit meinen Eltern hatte und die Vorgehensweise des Unfalls. Ich werde mich mit beiden treffen sobald Julia aus ihrem Urlaub zurück ist. Das wird kein leichter Tag, schon bei dem Gedanken stiegen mir wieder Tränen in die Augen.
Am Tag meiner Entlassung kam mein Vater vorbei. Er wirkte müde, so als hätte er in den letzten Nächten kaum geschlafen. Er setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah mich lange an, bevor er sprach. „Katharina", begann er, seine Stimme ungewohnt weich, „ich weiß, dass du dich verloren fühlst. "Aber sieh mich an, der Fall von dem ich sprach hat vor nicht ganz drei Wochen begonnen. Ich schlafe kaum, bin selten zuhause und wenn doch, esse oder schlafe ich, wie also soll ich dann für Dich da sein? Bitte sei nicht weiter sauer auf uns! Deiner Mutter geht es wirklich nicht gut damit und mir auch nicht!" Mein Vater richtete sich in seinem Stuhl auf und nahm einen Schluck von seinem mitgebrachten Kaffee. Ich schaute ihn überrascht an. Mein Vater war nie jemand gewesen, der seine Gefühle offen zeigte. Wir schwiegen eine Zeit lang. Ich hing in meinen Gedanken und fragte mich ob ich wirklich zu hart zu meinen Eltern war? "Papa?" begann ich. Müde Augen schauten mich an. Oh Gott, ich weiß nicht wann ich meinen Vater das letzte mal so erledigt gesehen hatte. "Es tut mir leid! Ich möchte nicht das es euch meinetwegen schlecht geht, hab es wohl ein bisschen übertrieben." Ich nestelte schuldbewusst an meiner Bettdecke herum ohne meinen Vater aus den Augen zu lassen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und ehe ich mich versah, stand er auf und nahm mich vorsichtig in den Arm. Erleichterung durchströmte meinen Körper. Ich erwiderte seine Umarmung und murmelte ein "Sorry".
Zwei Wochen waren vergangen, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Die Sonne brannte warm vom Himmel, die letzten drei Wochen der Sommerferien hatten begonnen, und trotzdem fühlte ich mich, als hinge ein grauer Schleier über allem. Es war, als wollte der Sommer an mir vorbeiziehen, ohne dass ich wirklich Teil davon war. Ich hatte mich ein wenig erholt, körperlich zumindest. Die Wunde die genäht werden musste, verheilte gut. Doch innerlich, da war alles noch genauso durcheinander wie vorher. Köln rückte näher, unausweichlich, und ich wusste, dass ich es nicht länger vor Julia und Danny geheim halten konnte. Also schrieb ich Julia, dass wir uns treffen müssen. Sie antwortete sofort mit lauter Begeisterung, dass sie mich endlich wiedersehen wollte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, sie freute sich auf einen unbeschwerten Nachmittag, während ich wusste, dass ich ihr etwas sagen musste, das sie enttäuschen würde. Wir verabredeten uns für Samstag im alten Stadtpark, unserem Treffpunkt seit Jahren. Dort, wo wir schon als Kinder Fangen gespielt hatten, wo wir stundenlang über Zukunftsträume und Unsinn geredet hatten. Danny war natürlich auch dabei, er hatte sofortzugesagt.
Als ich ankam, saßen die beiden schon auf unserer Bank unter der große Eichen. Julia sah sonnengebräunt und entspannt aus, ihr Lächeln war wie immer ansteckend. Danny grinste, als er mich sah, stand auf und nahm mich kurz in den Arm. „Na, Krankenhausheldin! Wieder fit?" neckte er mich, und ich musste lächeln. „So halbwegs", antwortete ich und setzte mich zu ihnen. Julia musterte mich besorgt. „Du siehst blass aus, Kat. Geht's dir wirklich gut?" Ich nickte. „Ja... also, körperlich schon. Ich musste nur ein bisschen was verarbeiten." Ein Moment Stille entstand, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Das war der Moment. Ich hatte mir vorher so viele Sätze überlegt, wie ich es ihnen schonend beibringen wollte aber jetzt war mein Kopf leer. „Ich muss euch was sagen", begann ich leise und spielte mit dem Reißverschluss meiner Tasche. „Es ist... es ist was wegen Köln." Danny runzelte die Stirn. „Köln? Was ist mit Köln?" Ich atmete tief durch. „Ich soll nach den Sommerferien auf ein Internat gehen. In Köln!" Ich machte eine kurze Pause. "Eins, maximal 2 Jahre, gegebenenfalls die Schule dort beenden." Julia blinzelte mich an, als hätte sie nicht richtig verstanden. „Was? Wieso das denn?" Ich seufzte. „Meine Mutter wird nach Afrika versetzt. Sie arbeitet dort für ein Kinder-Hilfsprojekt. Und mein Vater... er hat einen großen Fall in der Kanzlei übernommen. Er wird kaum zuhause sein. Sie wollen nicht, dass ich die ganze Zeit alleine bin. Also... haben sie entschieden, dass ich ins Internat gehe." Julia starrte mich an, fassungslos. „Das ist nicht dein Ernst..." „Leider doch", sagte ich leise. „Ich war auch völlig überrumpelt. Sie haben das schon beschlossen, bevor sie überhaupt mit mir geredet haben." Danny legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Das ist heftig. Aber... vielleicht ist es gar nicht so schlimm? Köln ist groß, und du lernst sicher viele neue Leute kennen." „Genau das ist das Problem, Köln ist riesig! Zudem will ich keine neuen Leute kennenlernen", entfuhr es mir. „Ich will euch. Ich will hierbleiben, meine letzten Schuljahre hier machen, alles was wir geplant haben..." Meine Stimme bricht. Julia stand auf und ging ein paar Schritte zur Seite. „Ich kann's einfach nicht glauben", murmelte sie. „Wir haben doch noch so viel vorgehabt! Der Sommer, die Abschlussfeier, alles..." Mir stiegen Tränen in die Augen. „Ich weiß. Glaub mir, ich will das auch nicht. Aber ich kann nichts dagegen tun." Julia drehte sich zu mir um, die Augen glänzten. „Dann genießen wir wenigstens die Zeit, die bleibt, okay? Drei Wochen und die gehören uns!" Ich nickte dankbar. Trotz der Traurigkeit spürte ich plötzlich ein kleines bisschen Wärme. Vielleicht war das mein letzter Sommer hier aber er würde trotzdem unvergesslich werden.
|
|
| Kapitel: | 3 | |
| Sätze: | 312 | |
| Wörter: | 3.155 | |
| Zeichen: | 18.325 |
Feedback
Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!