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Outlast

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08.01.18 18:38
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

In einer vollkommen zerstörten und verseuchten Welt, haben sich die letzten Überlebenden der Katastrophe verbündet. Vor Jahren wurde die, einst so wunderschöne und atemberaubende, Erde von einer radioaktiven Welle verstrahlt. Die Ursache blieb bis zum heutigen Zeitpunkt ungeklärt, doch das Ausmaß der Zerstörung begegnet uns jeden Tag aufs Neue. Dieser Planet, der vor langer Zeit übersäht mit Bäumen und durchzogen von Flüssen glasklaren Wassers war, existiert schon lange nicht mehr. Sieht man aus den Fenstern, erstreckt sich vor einem eine düstere, karge Landschaft bis hin zum Horizont. Die letzten Überlebenden haben Zuflucht gefunden auf dem „Berg der Hoffnung“, wie ihn die Menschen denen er Schutz gewehrt liebevoll nennen. Dieser Ort ist seit langem der einzige uns bekannte Platz auf dieser zerstörten Welt an dem man eine Chance bekommt zu überleben. Unsere Truppen durchforsten tagtäglich die Umgebung und kämpfen sich immer weiter voran durch das unerbittliche Gelände. Doch die zerstörte Landschaft ist das kleinste Übel, manche Menschen verwandelten sich nach diesem schrecklichen Vorfall in hirnfressende Zombies, wobei sie wohl zu den glücklichen zählten, denn viele andere hatte es schlimmer erwischt. Ihre Zellen vermischten sich mit denen einiger Tiere und so verformten sich ihre Körper zu Mutanten. Diese Spezies wurde von den Menschen verstoßen, somit hatten sie keinen Zufluchtsort und waren verdammt dazu dort draußen gegen die Zombies um ihr Leben zu kämpfen. Da stellt sich einem nur noch die Frage welches Schicksal gnädiger erscheint, zu einem hirnloser Zombie zu werden oder im Besitz all seiner Sinne zu sein und sich jeden Tag aufs Neue der schrecklichen Realität zu stellen. Sicherlich hatten auch die Mutanten sich zu kleinen Grüppchen zusammen geschlossen, doch ihr Ziel war selten einfach nur in Sicherheit zu sein, viel zu oft legten sie es auf einen sinnlosen Kampf an, der an den Kräften beider Seiten zerrte und schlussendlich niemanden voranbrachte. Ihr jetziger Anführer, Gideon Gray, hatte sich um eine friedliche Lösung bemüht mit der beide Seiten zufrieden waren, doch die Mutanten ließen nicht mit sich verhandeln, so gingen die kleinen Kriege immer weiter. Es hatte mittlerweile den Anschein als wäre es für die Mutanten nur ein Spiel, eine Art Zeitvertreib mit der sie die Langeweile bekämpfen wollten. Trotz alledem stellten sie immer wieder eine Gefahr für die Truppen dar, sie bargen ein nicht kalkulierbares Risiko. Manchmal ließen sie sich tagelang nicht blicken und beim nächsten Morgengrauen schlugen sie zu. Dieses Spiel schien nie enden zu wollen. Hier, am Berg der Hoffnung, hatten wir unsere eigenen Überlebensstrategien über die Jahre hinweg perfektioniert. Wir hatten ein funktionierendes Wassersystem, eine ausreichende Essensversorgung, durch die Felder die sich in unserem Gebiet befanden, eine Schule in der man das wichtigstes lernte, eine Krankenversorgung und schließlich die Truppen, die für unsere Sicherheit sorgten. Man konnte nicht wählen welcher Aufgabe man zugeteilt wurde, diese Wahl wurde einem in die Wiege gelegt. Man wurde in dem Aufgabengebiet ausgebildet in dem auch die Eltern tätig waren, in meinem Fall waren das die Truppen. Unsere Ausbildung begann bereits sehr früh, kaum konnten wir laufen wurden uns die grundlegendsten Dinge beigebracht die uns dort draußen, im Ernstfall, am Leben erhalten würden. Diese Dinge wurden uns Tag für Tag eingetrichtert, so lange bis sie uns in Fleisch und Blut übergingen. Als wir schließlich alt genug waren um mit dem Kampftraining zu beginnen, wurden wir täglich stundenlang in jeder existierender Kampfkunst ausgebildet. Somit formten sie von Anfang an geübte Krieger, die sich gegen die Gefahren der Außenwelt zur Wehr setzten konnten. Diese Ausbildung hatte sich in der Vergangenheit bewährt, legendäre Krieger waren dieser Schule entsprunge. Jeder wusste, dass man sich mit dieser Truppe nicht anlegen sollte wenn einem das Leben lieb war. Am Ende der Ausbildung, was von den meisten Kriegern zwischen dem zwanzigsten und fünfundzwanzigsten Lebensjahr erreicht wurde, kam die Abschlussprüfung auf die Schüler zu. Diese war eine Herausforderung, das allererste Mal wurden die Auszubildenden hinaus in die Welt entsandt, ohne Begleitung eines Trainers oder eines erfahrenen Kämpfers, der ihnen zur Seite stehen würde. Zuvor wurden zweier Teams gebildet, die anschließend an verschiedenen Orten ausgesetzt wurden um ihre letzte Prüfung zu absolvieren. Überleben. In einer Welt in der eine falsche Entscheidung deinen sicheren Tod bedeuten würde.

Ich lebte mit meinen Eltern in einer der kleinen Wohnungen, die sich verteilt über den ganzen Berg, erstreckten. Unser Zuhause war schlicht eingerichtet und wir besaßen nicht viele Möbel, doch es reichte vollkommen aus zum Leben. Wir verbrachten ohnehin nicht viel Zeit in unseren Wohnungen da wir beinahe den ganzen Tag mit dem Training beschäftigt waren. Meine Eltern wurden heute früh zur Patrouille eingeteilt und waren bereits im Morgengrauen aufgebrochen. Nachdem ich mir noch einige Stunden Schlaf gegönnt hatte, war ich mühsam aus meinem Bett gekrochen und hatte mich auf den Tag vorbereitet. Ich begann jeden Morgen mit einem kleinen Extratraining um meine Muskeln aufzuwecken. Nach Jahrelangen Training kam ich durch die minimale Anstrengung nicht einmal ins Schwitzen, trotzdem sprang ich noch schnell unter die Dusche ehe meine beste Freundin, Meral Bennington, vor der Tür stehen würde. Pünktlich wie immer vernahm ich zwei Minuten später ein lautes Klopfen an der Tür. Eilig band ich mir meine langen, roten Haare in einen Pferdeschwanz und öffnete Meral die Tür. Ein gut gelauntes Mädchen mit kurzen, schwarzen Haaren, deren Spitzen grün eingefärbt waren, blickte mir grinsend entgegen „Guten Morgen.“ 

Ich erwiderte einen kurzen Gruß ehe ich die Tür hinter mir ins Schloss zog. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Speisessaal. Jede der Abteilungen hatte einen eigenen Essensbereich, da die vielen Menschen niemals in einen Raum passen würden. Uns unterschied kaum etwas von den anderen Abteilungen, das einzige was sich änderte war die Farbe der Kleidung. Die Truppen trugen schwarz, die Mediziner weiß, die Köche und die Leute die für die Lebensmittel zuständig waren trugen grün und die Lehrer waren in blau gekleidet. Übrig blieben nur noch die Anführer und die hohen Persönlichkeiten die für die Gesetzte zuständig waren und die Menschen richteten, welche gegen die Gesetzte verstießen. Sie stellten den höchsten Stand unseres Systems dar und durften in der Farbe ihrer Kleidung frei wählen, bei ihnen wurden viele Ausnahmen hingenommen. Wir betraten bereits den überfüllten Speisesaal und stellten und in die Schlage die zur Essensausgabe führte. Ich ließ meinen Blick über die speisenden Massen schweifen, als Meral mich grob in die Seite stieß. Fragend richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meine Freundin. Sie bedeutete mir mit einem kurzen Kopfnicken in eine bestimmte Richtung zu blicken und ich erkannte bereits wen sie meinte ehe meine Ohren es wahrnahmen „Unser Playboy arbeitet an seiner nächsten Bettgeschichte.“, säuselte sie mir ins Ohr.

Unauffällig beobachteten wir Kayden Griever, die unbestrittene Nummer eins der arrogantesten Arschlöcher am ganzen Berg, wie er mit seiner Sitznachbarin flirtete. Ihm gegenüber saß sein bester Freund Ben Kingsley, seit sie sich als kleine Kinder kennen gelernt hatten waren die Beiden unzertrennlich geworden, schon damals stand fest, dass sie gemeinsam zur Abschlussprüfung antreten würden. Die Beiden passten perfekt zueinander, das musste ich zugeben. Beide zierte der Ruf eines Players und das dementsprechende Aussehen. Ben, mit den blonden Haaren und saphirblauen Augen, ihm gegenüber Kayden mit seinen kurzen, pechschwarzen Haaren, für deren gerade Aufgestanden Look, er wahrscheinlich stundelang vor dem Spiegel stand. Kaydens Augen waren, neben seinem muskulösen, sportlichen Körperbau, wohl der Hauptgrund seiner unzähligen Bettgeschichten. Sie erstrahlten in einem unwiderstehlichen, dunklen Lila, diese Farbe kam nur sehr selten vor. Die Mädchen verloren sich nacheinander in diesen Augen. Ich und Meral konnten ihr Verhalten nicht wirklich nachvollziehen, natürlich konnte ihm vom Aussehen her hier kaum jemand das Wasser reichen, doch sein Charakter war bei weitem der nervtötenste weit und breit. Meral kicherte mir leise ins Ohr „Es scheint so als hätte unser Steckdosenbefruchter sein nächstes Opfer gefunden.“

Ich konnte mir ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen „Dieser notgeile Hodenkobold.“, scherzte ich.

Meral entwich ein lautes Lachen und machte somit den gesamten Tisch des Karusellschubsers auf uns aufmerksam. Sie versuchte ihren Lachausbruch mit einem gekünstelten Husten zu verstecken, doch das war nicht wirklich erfolgreich. Kayden hatte sich von seiner Flirtpartnerin abgewandt und belegte uns mit einem tödlichen Blick, anscheinend ahnte er um was es sich bei unserer Unterhaltung gehandelt hatte. Da er uns bereits einmal ertappt hatte, als wir uns über ihn und seine damalige Bekanntschaft amüsiert hatten, standen wir auf Kriegsfuß. Zweifellos wusste er, dass er das Thema unseres Gespräches gewesen war, das verrieten zumindest seine Blicke, die uns immer noch zu durchbohren drohten. Schnell drehten wir uns von ihm weg um unseren Lachanfall bestmöglichst zu verbergen. Im Speisesaal von einem notgeilen Karnickel zerfleischt zu werden stand nicht auf meiner heutigen To-do-Liste. Ich spürte seine wütenden Blicke weiterhin in meinem Rücken, doch das führte nur dazu dass der Lachflach beinahe unaufhaltsam wurde. Meiner Freundin ging es anscheinend ähnlich, denn sie nahm mit einem breiten Grinsen ihr Essen entgegen. Gemeinsam bahnten wir uns einen Weg durch die Tische und hielten nach einem freien Platz Ausschau. Ich hörte wie eine männliche Stimme unsere Namen rief „Nilay! Meral! Hier sind wir.“

Ich sah wie Aaron uns zu sich winkte, wir ließen uns an seinem Tisch nieder und machten uns sogleich über unser Essen her. Aaron plapperte fröhlich vor sich her, war er erst einmal in Fahrt gekommen war er nicht mehr aufzuhalten, die Wörter strömten ohne Unterlass aus seinem Mund und ließen keinen Platz für einen zweiten Gesprächspartner. Der ganze Tisch schien sich nicht daran zu stören, sondern lauschte, genüsslich ihr Frühstück verzehrend, seinen Geschichten. Es lief darauf hinaus, dass wir zehn Minuten auf ihn warten mussten, da er durch sein Geschwafeln nicht zum Essen gekommen war, doch die kurze Stille empfanden meinen Ohren als eine willkommene Entspannung. Bis jetzt hatte ich die Tatsache, dass wir morgen unseres Abschlussprüfung zu absolvieren hatten, erfolgreich verdrängt, doch ich schnappte Gesprächsfetzten von den naheliegenden Tischen auf und das bevorstehende Ereignis drängte sich in meine Gedanken. Meral musste es ähnlich ergangen sein, denn sie sah mich fragend an „Bist du nervös.“

„Und wie.“, entgegnete ich. 

Aaron versuchte uns zu beruhigen „Macht euch keine Sorgen, das ist halb so schlimm. Die Ausbilder werden zwar nicht mit euch da draußen sein, doch ihr steht in andauernder Verbindung mit ihnen. Sie würden es nie riskieren euch ohne Schutzmaßnahmen der Außenwelt auszusetzen.“

Er konnte leicht reden, er hatte diesen Teil der Ausbildung bereits hinter sich und hatte ihn mit Bravour gemeistert. Doch mir jagte der Gedanke an den morgigen Tag einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Natürlich standen wir mit den Ausbildern über Funk ständig in Verbindung, doch wie lange würden sie brauchen um uns im Notfall dort zu finden und rauszuholen? Diese Frage schoss mir immer wieder durch den Kopf, die ganzen Szenarien die nicht kalkulierbar waren, was wenn etwas schief ging, reicht meine bisherige Ausbildung wirklich aus und würde ich im Ernstfall richtig reagieren können?

Meral tippte mich sanft an der Schulter an „Wir müssen los.“

Ich war so in Gedanken versunken, dass mir entgangen war das alle anderen den Tisch bereits verlassen hatten. Nur Aaron und Meral standen abwartend vor mir. Ich erhob mich ebenfalls und spürte Aarons Arm der sich beruhigend über meine Schultern legte „Mach dir keine Sorgen, du gehörst zu den Besten. Du wirst die Prüfung ohne Probleme meistern.“

Ich nickte nur kurz, denn um ehrlich zu sein zweifelte ich ein wenig an meinem Können, er hatte recht, ich gehörte zu den besten der Auszubildenden, doch würde es dort draußen ausreichen um zu überleben?

Aaron verabschiedete sich von uns und wir machten uns auf dem Weg zum Trainingsbereich, um das letzte Mal diese Hallen zu betreten und unsere letzten Instruktionen zu bekommen, ehe es ernst werden würde.

Insgesamt waren wir acht Leute, die am morgigen Tag die Abschlussprüfung antreten würden. Die Ausbilder entschieden wer dafür bereit war und wer sein Training verlängern musste. In einer Reihe standen wir aufrecht vor dem Anführer, Gideon Grey. Die Narbe, die sein Gesicht verunstaltete ließ ihn nur noch skrupelloser aussehen, er war ein angesehener Krieger und hatte noch nie einen Kampf verloren. Er war einer der Ausbilder, die uns während der letzten Prüfung überwachen würden. Mit mir und Meral traten drei Teams an, unsere Partner durften wir selbst wählen. Ein paar Meter von uns entfernt standen Ben und Kayden, auch sie bildeten ein gemeinsames Team. Schon als wir den Raum betreten hatte hatten die beiden uns mit gefährlichen Blicken bedacht. Das Kriegsbeil würde wohl in nächster Zeit nicht begraben werden. Gideon begann zu sprechen und rief uns den Ablauf des folgenden Tages ins Gedächtnis „Ihr werdet euch morgen bei den jeweiligen Helikoptern einfinden, die euch zugeteilt wurde. Zu viert werdet ihr dann an verschiedene Orte geflogen an denen ihr die Prüfung absolvieren werdet. Ihr springt mit dem Fallschirm ab, dabei seid ihr über Funkgeräte immer mit uns verbunden. Sollte es zu Komplikationen kommen die euren Tod zur Folge hätten werden wir euch auf dem schnellsten Weg dort herausholen. Denkt an eure Ausrüstung, ohne die Leuchtfackel wird es uns beinahe unmöglich sein euch ausfindig zu machen.“

Er machte eine kurze Pause und blickte seinen Schülern nacheinander in die Augen „Wir werden euch dieses Jahr in einem der seltener gewordenen Waldgebieten absetzten, das dichte Unterholz wird euch vor Angreifern Schützen und wir hielten es für eine bessere Idee als die verlassenen Städte. Wie niemandem von euch entgangen ist, haben wir in den Städten letztes Jahr einige unserer Rekruten verloren.“

Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens ehe er in einem kräftigem Ton fortfuhr „ Erinnert euch an eure Ausbildung, wärt ihr nicht bereit dazu diese Aufgabe zu bewältigen würdet ihr nicht hier stehen.“

Er verschränkte seine Arme hinter dem Rücken „Ich wünsche euch allen viel Erfolg.“

Alle Augen folgten ihm als er den Raum verließ und ehe er außer Hörweite war begann das Gemurmel. Meral und ich blickten uns ermutigend an „Wir schaffen das.“, sagte Meral überzeugend, so überzeugend das ich es ihr, trotz meiner vorherigen Zweifel, abkaufte. Plötzlich verfinsterte sich der Gesichtsausdruck meiner Freundin und sie verschränkte die Arme vor der Brust, während sie genervt an mir vorbei schielte. In einem abfälligen Ton begrüßte sie die Person hinter mir „Griever.“

Ich wandte mich dem Playboy zu und setzte eine ebenso genervte Miene auf wie Meral zuvor. Ihr Tonfall entlockte dem schwarzhaarigen Adonis ein schiefes Grinsen „Bennington.“, begrüßte er sie ebenfalls bei ihrem Nachnamen. Neben ihm baute sich Ben auf und bildeten eine Barriere vor uns. Bis jetzt war mir nie aufgefallen wie groß die Beiden waren, sie überragten uns mindestens um einen Kopf, doch das schüchterte uns nicht im geringsten ein. Er musterte mich abfällig „Manson.“, sprach er mich mit einen dreckigem Grinsen in der Visage an, bei dem in mir der Wunsch hervor kam ihm dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Ich ahmte seinen Tonfall nach und legte einen Hauch Sarkasmus darunter als ich eine gekonnt lächerliche Verbeugung zu Stande brachte „Baron der Geschlechtskrankheiten.“

Sofort wich das Grinsen des Playboys einer versteinerten Miene, ich konnte mir nur zu gut vorstellen was gerade in seinem Kopf vorging. Sollte er es nur wagen sich auf mich zu stürzen, er würde sein blaues Wunder erleben. Im Gegensatz zu den Meisten anderen hatte ich die vergangenen Jahr in jeder freien Minute mit meinem Vater Trainingseinheiten absolviert, ich war nicht ohne Grund die beste des Kurses geworden. Andererseits überragte er mich um, wie bereits erwähnt, mindestens einen Kopf und er hatte im Training mehrmals bewiesen das er einen nicht zu unterschätzenden Gegner darstellte. Vielleicht wäre es klug sich ein wenig zurück zu halten. Doch da ging er bereits einen Schritt auf mich zu und blickte drohend auf mich hinab „An deiner Stelle würde ich vorsichtig sein.“

„Wieso? Bespringst du mich sonst wie ein räudiger Straßenköter und rammelst mir das Bein?“, verflucht sei meine große Klappe.

Sein Ton wurde bedrohlich leise, seine Stimme schwang beängstigend tief als er sich mir noch einen Schritt näherte „Ich warne dich Manson.“

Wütend funkelten mich seine lila Augen an, er war mir so nahe gekommen das ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, doch jetzt zurück zu weichen, diese Genugtuung würd ich ihm niemals gewähren. Ich schenkte ihm ein schiefes Grinsen „Die Tage dort draußen müssen hart für dich werden, ohne jemanden der dir das Bett wärmt.“

Seine Geduld schien sich langsam dem Ende zu neigen, ich hätte nicht erwartet das er sich so lange beherrschen konnte, doch in seinem Kiefer spannte sich bereits ein Muskel an, er musste kurz vorm explodieren sein. Seine Worte jagten mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter „Pass auf mit wem du dich anlegst Mädchen.“

Auch wenn er eine wirklich einschüchternde Ausstrahlung hatte, würde ich das nie zugeben, also blaffte ich zurück „Glaub mir, das tue ich. Doch alles was ich sehe ist ein aufgeblasener Playboy der nur leere Drohungen ausspricht.“ 

Seine Augenbraue zuckte überrascht nach oben, anscheinend hatte er nicht erwartet dass ich noch ein Wort hervor brachte. Er ging einen Schritt auf mich zu und drängte mich somit zurück an die Wand, er stemmte seinen kräftigen Arm gegen die Mauer und sah belustigt auf mich hinab „Wieso Worte verschwenden wenn wir das in einem Kampf klären können.“

Allein der Gedanke daran zauberte mir ein diabolisches Grinsen auf die Lippen, bis jetzt hatte ich nicht die Gelegenheit erhalten mit ihm den Boden zu wischen, wie konnte ich so einem verlockendem Angebot entsagen „Halle fünf ist im Moment frei.“ , entgegnete ich knapp,  ehe ich mich unter seinem Arm hindurch schlängelte um mich aus der beklemmenden Situation zu befreien. Er wandte sich mir zu und deutet mit einer edlen Geste Richtung Tür „Ladies First.“

Gemeinsam verließen wir den Raum, dicht gefolgt von Ben und Meral, die unseren Schlagabtausch amüsiert beobachtet hatten.

Der Raum war ausgelegt mit dünnen, schwarzen Matten, die die Kämpfer vor den schlimmsten Verletzungen schützen sollten. Wir traten gemeinsam auf eine der großen Matten und stellten uns gegenüber auf. Meral und Ben fungierten als Schiedsrichter und postierten sich am Rand der Matten. Kayden grinste mich unentwegt an, was meine Wut auf ihn nur weiter schürte. Ich konnte mich nicht zurück erinnern seit wann wir uns so abgrundtief hassten, denn als Kinder waren wir ziemlich gut miteinander ausgekommen, doch irgendwann war er zum Vollidioten mutiert und nun standen wir hier. Meral gab das Signal und eröffnete den Kampf, wie zwei Raubtiere umrundeten wir uns einige Male, ehe der erste zum Angriff überging. Das Ziel war es den Gegner, bewegungsunfähig zu machen, was so viel bedeutete, dass man sich auf ihn drauf werfen musste um ihn zu Boden zu ringen. Kayden führte den ersten Angriff durch, überraschend schnell stand er vor mir und griff nach meinem Arm um mich über seine Schulter zu werfen, doch ich entglitt seinem Griff in letzter Sekunde und entfernte mich mit einer eleganten Drehung einige Schritte von ihm. Nun war ich am Zug, ich sprang nach vorne und täuschte ihm vor, dieselbe Taktik wie er zuvor zu versuchen. Er sprang zur Seite, doch genau in dem Moment fädelte ich mein Bein geschickt zwischen seinen beiden ein und einen Augenblick später lag er auch schon auf den Matten. Er reagierte jedoch schnell, mit einer Rolle zur Seite stemmte er sich wieder auf die Füße. Zu schnell um reagieren zu können, führte er den nächsten Angriff aus, er griff sich meinen Arm und führte den zuvor von mir vereitelten Angriff durch. Ich wurde durch die Luft geschleudert und landete hart auf den Matten. Ich spürte ein grobes zerren an meinem Shirt, doch dann hörte ich bereits das Geräusch von zerreißendem Stoff. Dieser Vollidiot hatte es wirklich geschafft mein Shirt zu ruinieren. Er schien jedoch selbst erschrocken zu sein, als er sah was er angerichtet hatte. Ich spürte wie sich sein Griff lockerte, noch ehe er realisieren konnte was geschah stieß ich ihn von mir, sprang auf die Beine und vollführte eine halbe Drehung mit einem darauffolgenden, elegant durchgeführten, Kick. Zielsicher traf ich seinen Dickschädel und knockte den schwarzhaarigen Playboy endgültig aus. Er taumelte und verlor das Gleichgewicht, ehe er auf die Matten krachte. Sichtlich verwirrt brauchte er einen Moment um sich wieder zu fangen, doch es war bereits zu spät. Ich klemmte seinen Hals in meiner Armbeuge und verstärkte den Druck indem ich diesen Arm mit dem andern zu mir her zog. Meral klopfte dreimal mit der flachen Hand auf die Matte ehe sie freudig verkündete „Besiegt.“

Ich lockerte meinen Griff und sofort sprang er vom Boden hoch und blickte wütend auf mich hinab ehe er mich anknurrte „Das war unfair.“

Mit seinen angekratztem Stolz wandte er sich dem Ausgang zu „Solltest du die morgige Prüfung überleben, treffen wir uns hier zu einer Revanche.“, fügte er mies gelaunt hinzu eher er aus meinem Blickfeld verschwand. Ben blickte seinem Freund hinterher, dann trat er zu mir auf die Matte und reichte mir die Hand „Gut gekämpft.“

Leicht verdutzt ergriff ich seine Hand und ließ mich auf die Beine ziehen, ich brachte nur ein leises „Danke“, zustande da mich seine plötzliche Freundlichkeit aus dem Konzept gebracht hatte. Doch Ben war schon immer der nettere der beiden gewesen. Er schlenderte aus dem Raum und ließ uns zurück. Meral klopfte mir grinsend auf die Schulter „Glückwunsch, jetzt hasst er dich endgültig.“

Mein Wecker riss mich viel zu früh aus dem Schlaf, verschwommen erkannte ich die leuchtende Zahl die auf dem gemeinen Weckwerkzeug prangerte „4 Uhr morgens.“, murmelte ich verschlafen. Wie ein schlimmer Albtraum kam mir wieder in den Sinn was heute vor mir lag, augenblicklich stand ich senkrecht im Bett. Schneller als normalerweise sprang ich unter die Dusche, flocht meine Haare zu einen festen Zopf und streifte mir die Klamotten über, die uns extra für diese Ereignis überreicht worden waren. Komplett in schwarz, spiegelten sie unser Einheit wieder, sie unterschieden sich vom Aussehen her nicht großartig von unserer normalen Kleidung, doch sie hatten an den wichtigsten Stellen Panzerungen, die einen schützten, doch dabei die Bewegungsfreiheit nicht einschränkten. Überrascht stellte ich fest dass ich mich in diesen Klamotten wirklich wohl fühlte, sie passten sich genau meiner zierlichen Figur an und waren sehr bequem. Zum gefühlt hundertsten Mal überprüfte ich meine Ausrüstung ob ich auch wirklich nichts vergessen hatte. Ich fühlte mich als würde ich mich auf eine Urlaubsreise begeben, nur das das hier nicht im Geringsten erholsam werden würde. Ich trat mitsamt meinem Rucksack in die Küche hinein um dort auf meine Eltern zu treffen, meine Mutter zog mich in eine feste Umarmung und flüsterte mir zu „Ich weiß du wirst es schaffen.“

Ich drückte sie ebenfalls an mich und genoss für einen Moment die Geborgenheit. Schließlich drehte ich mich zu meinem Vater um, der mich mit von Stolz erfüllten Augen anblickte „Mein kleines Mädchen.“, sein Blick schweifte von meinen Haaren hinab bis zu meinen schwarzen Stiefeln „Ich bin so unglaublich stolz auf dich.“

Dann zog auch er mich in eine Umarmung „Erinnere dich an dein Training, dann wird das dort draußen ein Kinderspiel für dich. Mach dir keine Sorgen.“

Ich spürte wie eine Träne meine Wange hinab rann und konnte nur nicken bei seinen liebevollen Worten. Mir blieb nicht mehr lange, dann würde ich mich bei den Blackhawks einfinden müssen, als hätte sie genau auf diesen Gedanken gewartet klopfte es an der Tür. Meine Mutter eilte Richtung Ausgang um meiner Freundin die Tür zu öffnen. Wie immer gut Gelaunt platzte sie mit einem fröhlichen Grinsen herein „Guten Morgen.“

Meine Eltern wünschten auch ihr noch viel Erfolg ehe wir die Wohnung verließen um nicht zu spät zu kommen. Den Weg zu den Helikoptern hatten wir in wenigen Minuten bewältig, mittlerweile zerfraß die Nervosität meinen Magen, am Morgen hatte ich keinen Bissen hinunter bekommen und auch jetzt war mir nicht danach etwas zu essen. Zu groß war die Gefahr dass es nicht lange in meinem Magen liegen bleiben würde. Meine Freundin hingegen wurde durch die Nervosität vollkommen überdreht und begann wild jeden Schwachsinn der ihr durch den Kopf schoss auszuplaudern. Mir kam das gerade recht, so lenkte sie mich immerhin ein wenig ab. Als wir die große Halle erreichten, in der die Maschinen standen die uns zur Prüfung geleiten sollten, war sie bereits überfüllt von Menschen die die letzten Vorkehrungen trafen. In jedem Blackhawk sollten vier von uns mitfliegen. Jede Zweiergruppe wurde an einem anderen Ort ausgesetzt, beziehungsweiße mussten mit dem Fallschirm abspringen. Ich überprüfte die Zahl auf meinem Zettel und navigierte Meral und mich hindurch durch die Menschenmasse. Endlich erkannte ich unseren Helikopter, doch meine Laune verschlechterte sich augenblicklich als ich sah wer ebenfalls davor stand. Meral schien sie im selben Moment entdeckt zu haben wie ich und lachte nur „Wie könnte es auch anders sein.“

Die beiden Jungs hatten uns mittlerweile ebenfalls erblick und Kaydens Miene verfinsterte sich blitzartig. Ben hingegen reichte uns beiden freundlich die Hand und wünschte uns einen guten Morgen, immerhin trug einer der Beiden noch ein wenig anstand in sich. Kayden setzte wieder sein widerliches Grinsen auf und blickte zu mir hinunter „Vergiss unsere Abmachung nicht. Ich bestehe auf meine Revanche, also versuch dort draußen nicht zu sterben.“

„Das Vergnügen dir ein zweites Mal in den Arsch zu treten lass ich mir nicht von ein paar Zombies und Mutanten verderben.“

Er stieß ein kehliges Lachen aus und verschränkte die Arme vor der Brust „Wir werden sehen was geschieht.“

Seine lila funkelnden Augen blickten mich herausfordernd an, dieser Junge wollte sich unbedingt mit mir anlegen, das konnte er gerne haben.

Bevor wir unser Gespräch vertiefen konnten trat Gideon Gray zu uns und blickte kurz in die Rund „Ich werde eure Gruppe begleiten. Sollten noch irgendwelche Fragen offen stehen fühlt euch frei sie zu stellen.“  

Wir nickten alle kurz zur Bestätigung, er trat an uns vorbei uns stieg hinein in den Blackhawk.

Gideon überreichte jedem von uns einen Fallschirm den wir uns sofort umschnallten. Unsere Rucksäcke ließen wir in einer kleinen Kiste liegen, damit sie während dem Flug niemandem im Weg umgingen. Unsere Gruppe war die letzte die den Hangar verlassen würden, so mussten wir noch einige Zeit warten. Gideon ging mit uns die grundlegendsten Dinge noch einmal durch, erläuterte uns die am Häufigsten auftretenden Probleme und beantwortete uns noch einig Fragen. Wir warteten so lange bis der andere Helikopter wohlbehalten zurückgekehrt war, ehe der Pilot die Maschine startete. Gideon erkundigte sich bei dem anderen Piloten und Ausbildern ob sie irgendwelche Anzeichen auf Zombies oder Mutanten entdeckt hatten, doch es schien sich dort draußen alles ruhig zu verhalten. Gideon blickte wieder zu uns herein und erklärte uns „Es hat sich ein kleines Problem ergeben und die Ratsherren verlangen nach meiner Anwesenheit, ich werde euch einen anderen Ausbilder mit auf den Weg schicken.“

Wir nickten nur kurz, denn es machte keinen wirklichen Unterschied, er wäre ohnehin nicht mit uns aus dem Helikopter gesprungen. Der Ausbilder stieg zu uns in den Helikopter und gab dem Piloten das Zeichen loszufliegen. Wir flogen aus dem Berg hinaus und vor uns erstreckte sich die karge Landschaft, unter uns entdeckte ich die erste Zweiergruppe, sie waren direkt vor den Toren ausgesetzt worden. Einige Kilometer weiter konnte ich die nächsten beiden Ausmachen, wie sie sich langsam einen kleinen Hügel hinauf kämpften. Einige Zeit später überflogen wir die naheliegende Stadt, sie war komplett zerstört und ich konnte eine Gruppe von Zombies erspähen die sich ihren Weg durch die Trümmer bahnten. Eine leichte Panik überfiel mich, es wurde alles viel zu real. Wir hatten jahrelang auf diesen Tag hin trainiert und jetzt war er schlussendlich gekommen. Meral ergriff meine Hand und drückte sie einmal fest um mir Mut zuzusprechen. Dankbar für diese Geste schenkte ich ihr ein kurzes Lächeln. Immerhin war Meral an meiner Seite, wir hatten die ganzen Jahre lang zusammen trainiert und waren zu einem eingeschworenen Team geworden, wir würden auch dieses Abenteuer gemeinsam überstehen. Zu meiner Überraschung erkannte ich auch ein wenig Unsicherheit in dem Blick des sonst so taffen Kayden, immer wieder sah er aus dem Fenster, wobei auch er die Zombies so lange beobachtet hatte bis man sie nicht mehr hatte erkennen können. Mein Blick schien ihm nicht entgangen zu sein, den seinen lila Augen richteten sich auf mich. Sofort verschob sich ein Mundwinkel nach oben und das selbstgefällige, schiefe Grinsen zierte wieder sein kantiges Gesicht. Kein Anzeichen der Unsicherheit war mehr zu erkennen, nur der kalte Ausdruck eines Kriegers lag in seinen Augen. Es kostete mich einiges diesem Blick zu wiederstehen, doch ich zwang mich dazu wieder aus dem Fenster zu sehen. Genau in dem Moment erblickte ich etwas das alles verändern und uns in gewaltige Schwierigkeiten bringen würde. Ich schrie noch eine Warnung „Mutanten!“, doch es war bereits zu spät.

Der Kanonenwerfer der Mutanten hatte direkt auf den Blackhawk gezielt, das Geschoss fixierte uns und kam immer näher. Der Ausbilder sprang von seinem Sitz auf und warf mit Befehlen um sich „Ihr müsst springen.“

Er riss die Tür des Helikopters auf und blickte auf den Wald hinunter, er winkte uns zu sich „Schnell, bevor es zu spät ist.“

Wir reagierten sofort und stürmten zu ihm hinüber. Ben und Meral waren die Ersten, ein kurzer Blick nach unten und schon segelten sie durch die Luft. Jetzt waren Kayden und ich an der Reihe, doch genau in dem Moment traf das Geschoss auf den Helikopter, er schwankte zur Seite und kam viel zu weit vom Kurs ab. Der Pilot kämpfte damit die Maschine wieder in eine aufrechte Position zu verlagern, doch es schien aussichtslos. Der Helikopter gewann immer mehr an Geschwindigkeit und bald würde er dem Boden zu nahe sein um einen sicheren Fallschirmsprung gewährleisten zu können. Ich wusste nicht wie weit wir in der Zwischenzeit von den anderen entfernt waren, die Zeit schien still zu stehen. Um mich herum herrschte das reinste Chaos. Das Heck des Helikopters hatte Feuer gefangen, jetzt war es endgültig vorbei, wir mussten springen und zwar sofort. Der Ausbilder schien die Lage bereits akzeptiert zu haben und fixierte uns „Ihr müsst sofort springen. Sonst ist das euer sicherer Tod.“

Ich nickte nur und gerade als ich abspringen wollte traf das nächste Geschoss den Helikopter, der Aufprall war so gewaltig das ich durch den Innenraum des Helikopters geschleudert wurde. Hart prallte ich gegen die verschlossene Tür des Blackhawks. Die offene Tür befand sich nun direkt über uns, neben mir lag Kayden, doch der Ausbilder war nirgends mehr zu sehen. Der Stoß musste ihn hinaus befördert haben. Hektisch suchte ich nach einer Lösung, als der Pilot uns zu rief „Springt. Ich gebe mein bestes den Helikopter von euch fern zu halten.“

Kayden tastete die Tür ab auf der wir lagen und als er schließlich fand wonach er gesucht hatte sah er zu mir „Ich öffne die Tür. Bist du bereit?“

Ich nickte und kaum einen Augenblick später verschwand der Boden unter uns und wir fielen.

Der Pilot hatte sein Wort gehalten, sofort versuchte er den abstürzenden Helikopter von uns fern zu halten. Unter mir sah ich die Spitzen der Bäume, hektisch griff ich nach der Reislein an meinem Fallschirm. Mit aller Kraft zerrte ich daran, als sich endlich der rettende Schirm öffnete und sich problemlos entfaltete. Ich griff nach den zwei Leinen und versuchte einen geeigneten Platz für eine Landung auszumachen, doch unter mir befand sich nichts außer dichtem Wald. Das würde schmerzhaft werden. Gerade als ich mich umdrehte sah ich wie der Helikopter zwischen den Bäumen verschwand, eine laute Explosion verkündete den Aufprall. Kayden segelte ein paar hundert Meter rechts von mir durch die Luft. Ich hätte mir das schrecklichste Szenario vorstellen können, doch das hier übertraf meine schlimmsten Albträume. Zwei Menschen waren gestorben und wir wurden in einem Wald ausgesetzt wo die Verursacher dieses schrecklichen Vorfalles hinter jeder Ecke lauerten. Ich hoffte das es Meral gut ging, ich wollte mir gar nicht vorstellen wie weit von uns entfernt sich sie und Ben mittlerweile befanden.

Die Baumkronen kamen gefährliche nahe und ich versuchte mir einen Baum auszusuchen der möglichst wenige Schmerzen verursachen würde. Einige Sekunden später krachte ich in eine große Tanne, der Aufprall war einigermaßen erträglich und ich hatte mich nicht ernsthaft verletzt, was hier draußen einem Todesurteil gleichgekommen wäre. Bevor ich mich hoffnungslos in den Seilen meines Fallschirmes verhedderte durchtrennte ich diese zuvor mit einem Messer. Der Schirm blieb in den Ästen hängen und ich fing meinen Sturz ab indem ich mich an dem Baumstamm festklammerte. Erleichtert atmete ich auf, das war nicht so schlimm verlaufen wie ich vermutet hatte.

Mein nächster Plan lautete Kayden zu finden, auch wenn seine Gesellschaft alles andere als angenehm war, war es immer noch besser als alleine durch diesen Wald voller Ungeheuer zu irren. Ich hatte mir in der Luft seine ungefähre Position eingeprägt, somit würde ich immerhin nicht in die vollkommen falsche Richtung laufen. Ich hielt es für unauffälliger vorerst die Deckung der Äste nicht zu verlassen. Außerdem waren die Bäume und deren Verzweigungen stabil genug um einen Menschen tragen zu können. Von hier oben hatte ich einen guten Überblick und würde eine drohende Gefahr schneller erkennen als auf dem Boden, also kletterte ich von Baum zu Baum, so leise wie möglich immer weiter. Ich hielt Ausschau nach dem Fallschirm von Kayden, ihm war auch nichts anderes übrig geblieben als sich in die Bäume zu stürzen, doch bis jetzt hatte ich weder ihn noch seinen Fallschirm entdeckt. Als ich den nächsten Baumstamm erreichte vernahm ich gedämpfte Stimmen, gefolgt von einem tiefen, bösartigen Lachen. Ich erstarrte in der Bewegung, diesen Gedanken hatte ich bis jetzt erfolgreich verdrängt. Was wenn die Mutanten die Fallschirme ebenfalls gesehen haben? Sie waren schuld an dem Absturz, sie mussten sich ebenfalls auf die Suche nach den Springern begeben haben. Alles andere wäre aus meiner Sicht sinnlos, obwohl es ebenfalls sinnlos war einen Helikopter grundlos vom Himmel zu holen. Innerlich stieg die Wut in mir hoch, zwei unserer Leute hatten sie schon auf dem Gewissen, es würde kein weiterer werden. Ich musste Kayden zuerst finden, bevor sie es taten. Ein weiteres Mal hallte ein widerliches Lachen durch den Wald in das seine Gesellen einstimmten. Langsam näherte ich mich der Geräuschquelle um heraus zu finden was dort vor sich ging. Gut versteckt kniete ich mich auf einen Ast, von dort aus hatte ich den ganzen Schauplatz im Blick. Bei dem Anblick der sich mir bot setzte mein Herz ein paar Schläge aus. Einige Meter unter mir hatten sich um die zwanzig Mutanten in einem Kreis versammelt, ein Mann schrecklicher wie der andere. Der Mutant den ich für den Anführer hielt trug ein langes Breitschwert über der Schulter, er hatte die Gestalt eines monströs großen Mannes, doch war von Kopf bis Fuß übersäht mit den Borsten eines Wildschweines. Sein Kopf glich diesem Tier in jedem Detail, bis hin zu den kräftigen weißen Hauern. Seine Klauen umfassten sein Schwert, als wolle er es aus der Scheide ziehen, doch dort verweilten sie vorerst. Die Männer um ihn herum hatten die Formen verschiedenster Tiere, ein Elch, ein Bär, ein Jaguar, ich wollte mir diese Fratzen nicht weiter ansehen. Wir hatten ohnehin ein viel größeres Problem. Kayden. Sein Fallschirm hatte sich in den Ästen der Bäume verfangen und so baumelte er hilflos gute drei Meter über dem Boden, umzingelt von den Mutanten. Der Mann der einem Wildschein ähnelte trat einen Schritt auf ihn zu und griff mit seiner Klaue nach seinem Bein, sofort begann Kayden den Mutanten anzupöbeln „Nimm deine Klauen weg Wildschweinfratze.“

Das brachte das Wildschein wieder zum Lachen und er wandte sich seinen Leuten zu „Seht ihn euch an, so eine große Klappe für einen so mickrigen Menschen.“

Von einer Sekunde auf die nächste schwang sein Ton um und wurde eiskalt „Das wird dir bald vergehen Junge.“

Grob zerrte er Kayden an dessen Bein zu sich hinunter und gab seinen Männern Befehle „Schneidet ihn los.“

Noch ehe ich ihre Bewegungen wahrnehmen konnte waren zwei Affenmenschen auf die Bäume geklettert und hatten die Seile des Fallschirmes durchtrennt. Mit einem dumpfen Aufprall landete Kayden auf dem verwurzelten Waldboden, direkt vor dem Wildschweinmann. Er war schnell wieder auf den Beinen, doch es sah nicht sehr gut aus, gegen zwanzig Mutanten würden wir auch zu zweit nicht ankommen, nicht ohne Waffen. Mein kleines Messer würde uns nicht einmal einen vom Hals schaffen. Das hier mussten wir anders regeln. Trotz Kaydens beachtlicher Größe überragte der Wildscheinmann ihn um Längen, doch Kayden wollte sich nicht geschlagen geben. Bewundernswert musste ich zugeben. Mittlerweile hatte ich mir einen Plan ausgedacht, jetzt lag es nur noch an Kayden die Mutanten nicht bis aufs äußerste zu provozieren. Es hing jedoch alles davon ab, was für Absichten diese Ungeheuer hegten. Der Wildscheinmann griff überraschend schnell mit seiner Klaue nach vorne und hielt Kaydens Hals in einem festen Griff umklammert. Verzweifelt versuchte er die kräftige Klaue von seinem Hals zu entfernen, doch der Mutant belächelte ihn nur „Gegen uns hast du nicht die geringste Chance, Menschenjunge.“

Der Mutant stieß ein erschreckend lautes Lachen aus „Was meint ihr Jungs? Was wird er seinen Artgenossen wohl wert sein? Einige Waffen? Essensvorräte?“

Das widerliche Wildschwein richtet sich wieder an Kayden und zog ihn bedrohlich nahe an sich heran „Was denkst du? Was ist ihnen dein jämmerliches Leben wert?“

Kayden bemühte sich nicht um eine Antwort, stattdessen tat er etwas das mir das Herz in die Hose rutschen ließ, er spuckte dem riesigen Ungeheuer mitten ins Gesicht. Damit hatte selbst der Mutant nicht gerechnet, ein ohrenbetäubend lauter Schrei drang aus seiner Kehle und ließ den Boden erbeben. Grob stieß er Kayden von sich. Ich wagte kaum zu Atmen als ich die Reaktion des Wildschweines abwartete. Totenstille war eingetreten, alle Augen waren auf den Anführer gerichtet, nur Kayden kniete am Boden und rieb sich keuchend die Kehle. Das Wildschwein starrte den Jungen vor sich nieder und brüllte in einem unmenschlichem Ton „Was erlaubst du dir?! Dafür sollte ich dir hier und jetzt die Eingeweide heraus reißen und dich daran aufhängen!“

Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, um sicher zu gehen dass kein Laut meine Kehle verließ als das Wildschein mit gezogenem Schwert auf Kayden zuging.

In letzter Sekunde stelle sich ein leoparenähnlicher Mann zwischen die Beiden und sprach beruhigend auf den Anführer ein „Vane. Denk daran wie viel er uns einbringen könnte. Wer weiß wie viel sie bereit sind für ihn zu bezahlen? Sollte dir das als Entschädigung nicht reichen kannst du ihn später immer noch dafür bluten lassen, doch überdenke diese Aktion zuerst.“

Diese Worte schienen etwas Klarheit in Vane`s Kopf geschaffen zu haben, denn er ließ seine Klinge wieder sinken. Eine gefühlte Ewigkeit später nickte er kurz und knurrte seinen Männern Befehle entgegen „Schafft ihn ins Lager.“

Kayden rappelte sich ein letztes Mal vom Boden hoch, er war immer noch nicht dazu bereit einfach aufzugeben. Vane wandte sich noch einmal um und stieß ein weiteres dumpfes Lachen aus „Treib es nicht zu weit.“

„Lasst mich gehen und meine Leute werden euch verschonen.“, warf er dem Mutanten entgegen. Dieser zog nur die haarigen Augenbrauen hoch und um ihn herum begannen die Mutanten leise zu Lachen.

Vane trat einen weiteren Schritt auf den kampfbereiten Kayden zu „Welche Leute? Wir haben euren Vogel vom Himmel geholt. Deine Partnerin ist Kilometer weit von uns entfernt gelandet, sollte sie überhaupt noch am Leben sein wird sie kaum zu deiner Rettung eilen. Denkst du wirklich sie legt sich mit zwanzig Mutanten an nur deinetwegen?“

Ein weiterer Schritt des Wildschweines ließ Kayden zurück weichen, der Mutant blickte mit einem diabolischem Grinsen auf ihn hinab „Niemand wird dir helfen.“

Kayden zuckte kaum merklich zusammen, doch Vane war es nicht entgangen, wieder ließ er seine dreckige Lache ertönten „Du dachtest wirklich jemand kommt dir zu Hilfe.“ Er wandte ihm den Rücken zu und stieß hervor „Erbärmlicher kleiner Mensch.“

Ich verabscheute diesen Mutanten von Minute zu Minute mehr, doch das schlimmste war, das Kayden ihm zu glauben schien. Der letzte Widerstand erstarb und er sackte erschöpft auf die Knie, er versuchte nicht einmal sich zu wehren als die Mutanten ihm die Hände auf den Rücken fesselten und ihn mit einem Tuch knebelten. Am liebsten hätte ich vor Verzweiflung laut losgeschrien, wie konnte das alles nur so schrecklich schiefgehen. Die Mutanten machten sich auf den Weg durch den Wald zu ihrem Lager. Unbemerkt folgte ich ihnen im Schutz der dichten Laub und Nadelbäume. Ich hielt zur Sicherheit einen etwas größeren Abstand zu ihnen, da ich mir nicht sicher war ob ihre Mutationen auch ihre Sinne verstärkten. Sollten sie mich wittern oder hören wäre alles vorbei. Ich erkannte das Ende der Kolonne als sie plötzlich anhielten. Ich konnte eine Felswand direkt vor ihnen erkennen. Abwartend stoppte auch ich, gespannt beobachtete ich was als nächstes geschehen würde. Plötzlich schossen zwei gestalten einen Baumstamm hinauf, die beiden Affenmenschen von zuvor, wie mir schließlich auffiel. Auch die restlichen Mutanten bemühten sich die Stämme hinauf zu klettern, wobei sich ein jaguarähnlicher Mann Kayden über die Schulter warf und ihn mit sich hinauf schleppte. Sie kletterten so hoch hinauf, dass ich sie bald nicht mehr zwischen den Ästen und Blättern ausmachen konnte. Ich beschloss ihnen einen gewissen Vorsprung zu gewähren, denn ich wollte nicht unbedingt völlig unerwartet in das Nest der Mutanten hineinstolpern. Als ich einige Zeit gewartet hatte und keiner der Mutanten mehr zurückgekommen war, wagte ich mich wieder weiter voran. Auf jedes noch so kleine Geräusch achtend kletterte ich den von ihnen gewählten Weg nach. Anscheinend waren sie bis in die Baumkronen hinauf geklettert, doch dort konnte ich niemanden erkennen. Erst als ich einen kurzen Blick nach rechts warf wurde mir klar wohin sie verschwunden waren. Die Bäume hatten ihnen nur als Aufstiegsmöglichkeit gedient um auf das Felsplateau zu gelangen, das sich nun zu meiner Rechten befand. Versteckt zwischen den Blättern und Ästen der Bäume konnte ich einen Blick auf ihr Lager erhaschen. In der Mitte des Plateaus befand sich eine Feuerstelle, die Felsplatte endete mit einer weiteren steilen Felswand in welcher sich unzählige Höhlen befanden. Ich entdeckte Kayden, er saß an die Felswand gelehnt am anderen Ende der Felsplatte und starrte betrübt vor sich hin. Ein paar Meter von ihm entfernt schlängelte sich ein kleiner Schleichweg durch eine Felsspalte hinauf, er schien nicht genutzt zu werden, da er vollbewachsen mit Büschen war die ein durchdringen beinahe unmöglich machten. Genau das war der Grund warum dieser Weg unsere Rettung sein würde. Es war mittlerweile bereits Mittag und ich machte mich den restlichen Nachmittag daran das andere Ende dieses dünnen Schleichweges zu finden. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich immerhin einen Aufstieg auf der Rückseite des Felsen gefunden, jetzt musste ich nur noch diesen verwachsenen kleinen Pfad finden. Es würde bald dunkel werden und langsam lief mir die Zeit davon, die Sonne verschwand schon hinter dem Horizont als ich mehr durch Zufall endlich den versteckten Pfad fand. Ich stieß einen innerlichen Freudenschrei aus und kämpfte mich so leise wir nur irgendwie möglich durch das Gestrüpp aus kleinen Ästchen und Dornen. Als ich schließlich das kleine Licht der Feuerstellte entdeckte achtete ich noch mehr darauf ja keine verräterischen Geräusche zu  verursachen. Ich würde mich bei Gideon entschuldigen müssen, da ich ihn bei jedem Schleichtraining angemault hatte, wie kläglich würde ich jetzt bloß ohne diese Fähigkeit scheitern. Die Mutanten schienen sich ihrer Unantastbarkeit ziemlich sicher zu sein, denn sie hatten nur eine einzige Wache an der Feuerstelle postiert, zumindest soweit ich es erkennen konnte. Ich rief mir noch ein letztes Mal den Ablauf in Erinnerung: unbemerkt Kayden befreien, unbemerkt wieder verschwinden. Das wird doch wohl nicht so schwer sein. Ich beobachtete den Mutanten eine Zeit lang um sicher zu sein das er seinen Posten zu keiner Zeit verlassen würde. Doch gerade als ich mich aus meinem Versteck zwischen den Büschen hinauswagen wollte kippte er plötzlich zur Seite. Leicht verwirrt starrte ich ihn an und musste mir ein Kichern verkneifen als er plötzlich lautstark zu schnarchen begann. Ich robbte unter den Büschen hervor und schlich zu Kayden hinüber, wobei ich den Wachmann und die Höhlen nie aus den Augen ließ. Bis jetzt verhielt sich alles still, alles verlief nach Plan, hoffentlich blieb es auch dabei. Endlich erreichte ich Kayden und ließ mich neben ihm nieder. Sichtlich überrascht riss er den Kopf hoch und seine lila Augen fixierten mich. Für einen Moment hielt ich in der Bewegung inne und verlor mich in diesen leuchtenden Diamanten, die mich voller Erleichterung anfunkelnden. Schnell konzentrierte ich mich wieder auf den Plan, leise verschwinden, war der nächste Punkt auf der Liste. Vorsichtig befreite ich ihn von dem Knebel und durchtrennte die Fesseln, als ich ihn leise fragen hörte „Wieso bist du gekommen?“

Diese Frage verwirrte mich ein wenige, hatte er wirklich gedacht ich würde ihn im Stich lassen? Natürlich waren wir nicht die besten Freunde, doch die Gesellschaft dieser widerlichen Mutanten wünschte ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind. Ich grinste ihn jedoch nur an "Ich schulde dir noch ein Revanche. Es würde mir ziemlich gegen den Strich gehen wenn diese Mutanten dich erledigen bevor ich die Chance dazu bekomme.“

Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht und ich griff nach seiner Hand um ihn vom Boden hoch zu zerren „Lass uns verschwinden bevor sie uns bemerken.“

Ich ging zurück zu dem kleinen Schleichweg um mich ein weiteres Mal durch das Gestrüpp zu kämpfen, Kayden folgte mir leise. Vorsichtig drückte ich den ersten mit Dornen übersäten Ast beiseite als eine dunkle Stimme hinter uns erklang „Ihr geht nirgendwo hin.“

Einen leisen Fluch ausstoßend wandte ich mich dem Mutanten zu, es wäre zu einfach gewesen. Ich spürte wie sich Kayden neben mir anspannte, vor uns stand Vane, der Anführer der Mutanten. Die Spitze seines Schwertes richtete er auf uns und wieder einmal begann er laut zu lachen „Erst spuckst du mir ins Gesicht und jetzt willst du einfach verschwinde? Keine Manieren dieses Menschenpack. Du hast noch eine Schuld bei mir zu begleichen Junge.“

Sein Schwert zeigte nun auf Kayden, doch nun lag es an mir wütend zu werden. Von blanker Wut getrieben ging ich einen Schritt auf den Mutanten zu als ich ihn anblaffte „Ihr habt unseren Helikopter abgeschossen und somit zwei Menschenleben auf dem Gewissen, wir schulden euch gar nichts!“

Wieder lachte der widerliche Kerl „Das hier ist unser Gebiet, hier gelten unsere Regeln. Dein Freund hat meine Ehre beschmutzt, kein Mutant lässt sich solch eine respektlose Geste von einem schwachen Menschen gefallen.“

Langsam schob ich Kayden mit mir immer näher an das Gebüsch heran, vielleicht würden die verworrenen Äste uns wenigstens einen kleinen Vorsprung verschaffen. Zu unserem Verhängnis war dem Wildschwein mein Plan wohl nicht entgangen, lautstark rief er nach seinen Männern „Wacht auf ihr faulen Hunde!“

Ich zerrte Kayden hinter mir her, direkt hinein in das dichte Gestrüpp, die Dornen kratzten an meiner Haut und hinterließen kleine, blutige Wunde. Doch das war nichts im Gegensatz zu dem was uns erwarten würde, sollten die Mutanten uns erwischen. Ich vernahm das Geräusch eines Schwertes das durch die Luft schnitt, der Mutant bahnte sich einen Weg durch die Äste in dem er sie mit seinem Schwert zerteilte. Wir mussten uns einen Plan einfallen lassen, bald würde er uns einholen. Ich sah bereits das Ende des verwachsenen Weges, als ich einen lauten Schmerzensschrei direkt hinter mir vernahm. Ein kurzer Blick über meine Schulter verriet mir das der Mutant Kayden am Bein erwischt hatte, er biss die Zähne zusammen und humpelte weiter hinter mir her. Endlich endete der beschwerliche Weg, hektisch suchte ich die Umgebung nach einem Versteck ab. Vane kam immer näher, ohne weiter darüber nachzudenken zerrte ich Kayden mit mir den felsigen Pfad hinauf, vielleicht konnten wir ihn zwischen den Felsen abhängen. Die schweren Schritte des Mutanten kamen immer näher, Panik stieg in mir auf. Es musste doch irgendeine Möglichkeiten geben ihn los zu werden. Kayden riss misch ruckartig zurück und zwang mich zum Anhalten „Der Baum.“

Ich folgte seinem Blick und entdeckte den kargen Baum, der bereits nur noch von wenigen Wurzeln gehalten wurde. Mit vereinten Kräften warfen wir uns gegen den morschen Stamm, mit einem lauten knacken rissen die letzten Wuzeln und der Baum fiel zur Seite. Er riss einige Steine mit sich den Hang hinunter und erzeugte eine Lawine aus Geröll und Holz. Ein erschrockener Schrei versicherte uns das diese Aktion unseren Vorsprung ein wenig vergrößere hatte. Wir erreichten den felsigen Pfad, der an der Bergwand entlang führte, und stürmten um die nächste Kante, unser Tempo war zu hoch um noch rechtzeitig anzuhalten. Hinter dieser Kurve befand sich ein schräger Abgrund. Wir verloren den Halt auf dem rutschigen Felsboden und glitten die Schräge hinab, ich spürte wie der harte Untergrund meine Arme und Bein aufschlitze und blutende Schürfwunden hinterließ. Verzweifelt versuchten wir unseren Sturz zu stoppen, doch keiner von uns fand Halt und so rutschten wir weiter unaufhaltsam den Abgrund hinab. Wie in Trance starrte ich auf das unvermeidbare, das uns erwartete, der schräge Abhang endete dort vorne. Noch ehe ich erneut versuchen konnte diesen Sturz zu vermeiden glitten wir über die Kante hinaus und stürzten eine Klippe hinunter, schützend verbarg ich meinen Kopf in meinen Armen, ich wollte nicht sehen was uns dort unten erwarten würde, wollte den felsigen Boden, der unseren Tod verkündete, nicht kommen sehen. Eine unerträgliche Ewigkeit später spürte ich wie meine Füße in etwas kaltes, jedoch weiches Eindrangen „Wasser.“, schoss es mir erleichtert durch den Kopf. Mit zwei kräftigen Schwimmzügen beförderte ich mich zurück an die Wasseroberfläche, sofort suchte ich die vom Mond beschienenen Wellen nach Kayden ab. Aus der Dunkelheit heraus hörte ich wie er meinen Namen rief „Nilay?!“

Mir fiel ein Stein vom Herzen „Hier bin ich!“

Kurze Zeit später war er neben mir, der Fluss hatte eine starke Strömung und riss uns weiter mit sich. Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter, als Kayden genervt fluchte „Das kann doch wohl nicht wahr sein.“

Ich folgte seinem Blick und lachte melancholisch „Ein Wasserfall. Wie könnte es auch anders sein.“

Schnell versuchten wir uns durch die Wassermassen an Ufer zu kämpfen, Kayden bahnten sich geschickt einen Weg durch die Fluten, doch meine Kräfte verließen mich bei jedem weiteren Schwimmzug. Kayden hatte bereits das rettende Ufer erreicht als ich noch einige Meter vor mir hatte, dabei kam ich dem Wasserfall immer näher. Ich bemühte meine letzten Kraftreserven und kämpfte mich mit Armen und Beinen durch das reißende Wasser. Gerade als ich dachte, dass es zwecklos war ergriff eine kräftige Hand die Meine uns zog mich mit einem Ruck hinaus ans sichere Ufer. Keuchend sank ich neben meinem Retter ins Gras, der vor Erschöpfung ebenfalls schwer atmete. Eine Zeit lang blieben wir einfach nur liegen, ich versuchte zu verarbeiten was wir eben alles überstanden hatten. „Ich hasse Wildschweine.“, brachte ich zwischen zwei Atemzügen hervor. Belustigt blickten mich zwei lila funkelnde Augen an „Halt die Klappe.“ , keuchte er lachend.

Das brachte mich nur zum Schmunzeln, langsam rappelte ich mich auf und beobachtete unsere Umgebung. Um uns herum was nichts außer dichtem Wald, dieser Anblick frustriete mich allmählich. Ich sah zu Kayden hinunter der immer noch im Gras lag „Wir sollten uns ein Versteck suchen.“

Stöhnend richtet er sich ebenfalls auf „Klingt nach einer guten Idee.“

Er versuchte aufzustehen, doch als er sein rechtes Bein belastete versagte es ihm den Dienst, er ging wieder zu Boden und musste sich mit den Händen abstützen.

Sofort schoss mir die von dem Schwert stammende Schnittwunde wieder durch den Kopf, der Mutant musste ihn schlimmer erwischt haben als ich zuerst vermutet hatte. Flink war ich neben ihm und bot ihm meine Hilfe an, zu meiner Verwirrung lehnte er sie mit einer kurzen Handbewegung ab und versuchte stattdessen aus eigenen Kräfte ein weiteres Mal auf die Beine zu kommen, das Ergebnis blieb das gleiche. Skeptisch beobachtet ich seine kläglichen Versuche einen Moment lang als ich ihm ein weiteres Mal meine Hand reichte. Wieder schüttelte er den Kopf und gab bissig von sich „Lass mich.“

Da war er wieder, der unwiderstehliche Kayden Griever, wie einem dieser Kerl auf die Nerven gehen konnte. Mit verschränkten Armen beobachte ich seine Versuche weiterhin, bis es mir zu albern wurde „Ich bin wirklich unglaublich erleichtert dass du deine schlechte Laune nach unserer Nahtoderfahrung wieder gefunden hast.“, gab ich mit einem sarkastischem Unterton von mir. „Trotzdem würde ich vorschlagen dass wir hier nicht allzu lange verweilen. Immerhin wimmelt es in diesen Wäldern nur so von Zombies und Mutanten, früher oder später wird uns irgendjemand hier entdecken.“ 

Er blieb hartnäckig „Dann geh doch, wenigstens muss ich deine Stimme dann nicht länger ertragen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte ich ihn „Schwachkopf!“, beschimpfte ich ihn.

„Hexe!“, konterte er. 

Ich verdrehte die Augen, sein lächerliches Verhalten ging mit gehörig auf die Nerven, gut wenn er es nicht anders wollte. Ich kehrte ihm den Rücken und wank ihm zum Abschied „Schrei einfach wenn sich die Zombies oder Mutante zur dir gesellen.“

Gedanklich zählte ich die Sekunden die es dauerte bis er schließlich zur Besinnung kam, als ich bei zehn angelangt war hörte ich ihn leise murmeln „Warte.“

Mit verschränkten Armen und einem breiten Grinsen im Gesicht drehte ich mich zu ihm um und wartete ab. Diese Situation ging ihm merklich gegen den Strich, doch ich hatte meinen Spaß daran ihn zu ärgern. Leise knurrte er „Kannst du mir helfen?“

Da er einen zu erbärmlichen Anblick darbot, ging ich die paar Meter zurück, die ich mich mittlerweile entfernt hatte, und legte mir seinen Arm um die Schulter um ihn zu stützen „Du weißt das du der größte Vollidiot bist den diese Welt zu bieten hat?“

Als Antwort bekam ich nur ein verächtliches Schnauben, immerhin kamen wir endlich voran. Langsam bewegten wir uns durch den dunklen Wald, immer wieder vernahm ich leise Geräusche neben und hinter uns, was dazu führte das ich mich immer öfter umdrehte um nach dem Verursacher Ausschau zu halten, doch ich konnte nie jemanden erkennen. Nach einem nervenaufreibenden Spaziergang durch den Wald entdeckten wir endlich eine Höhle die uns für die Nacht Schutz gewähren würde, vorausgesetzt sie war nicht bereits besetzt. Hastig verdrängte ich den Gedanken wieder und suchte die Umgebung mit den Augen ab. Es gab keine Anzeichen einer drohenden Gefahr, so wagten wir uns näher an die Höhle heran. Sie lag beinahe vollkommen im Schatten der Bäume und das fahle Licht, das sie dennoch traf, verwehrte es mir einen Blick in die Höhle hinein zu werfen. Vorsichtig wagten wir uns einige kleine Schritte in den Schlund der Höhle hinein, alles verhielt sich ruhig, also schritten wir weiter voran, hinein in die Dunkelheit. Gerade als ich uns in Sicherheit wägte, ertönte eine lauter Kriegsschrei. Ich spürte wie sich kalte Finger um mein Handgelenk legten und kaum fünf Sekunden später landete ich mit einem dumpfen Aufprall auf dem steinigen Boden. Ich vernahm neben mir einen erstickenden Ton von Kayden, gewaltsam wurden wir voneinander getrennt. Überrumpelt versuchte ich den Angreifer von mir zu stoßen, doch der Marsch durch den Wald hatte an meinen Kräften gezerrt. Ich versuchte irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen, doch alles war von einer undurchdringlichen Schwärze erfüllt. An meine Ohren drang das Geräusch zweier Krieger die sich aufeinander stürzten, mein Mund verselbstständigte sich „Kayden!“

Plötzlich  verstummten die Geräusche, eine unheimliche Stille erfüllte den Raum, bis schließlich eine helle Stimme über mir erklang „Nilay?“

Mein Herz vollführte Freudensprünge als ich die Stimme meiner besten Freundin erkannte „Meral.“

Ich sprang auf die Beine und wir vielen uns in die Arme „Ich bin so froh dass es dir gut geht.“

Hinter uns entzündete jemand eine Fackel, das Feuer spendete ein wenig Licht, es reichte aus um die gesamte Höhle auszufüllen. Ben reichte seinem Freund die Hand und zerrte ihn grinsend auf die Beine „Du siehst schrecklich aus.“

Kayden stieß ein kehliges Lachen aus „Sieh dich erstmal an.“

Damit hatte er nicht unrecht, die beiden sahen mindestens genau so übel aus wie wir. Über und über bedeckt mit Schlamm und blutigen Kratzern, waren sie kaum noch widerzuerkennen. Ich entdeckte die Rucksäcke die uns mit dem nötigsten Versorgen sollten und eine kleiner Hoffnungsschimmer flackte auf, darin hatten sich Leuchtpistolen befunden. Meral folgte meinem Blick und schüttelte niedergeschlagen den Kopf „Wir waren nicht die ersten die die Trümmer des Helikopters erreicht hatten. Die Mutanten haben sich alles gegriffen was ihnen wertvoll vorkam. Das ganze Essen, die Waffen und die Leuchtpistolen.“ 

Ich nickte nur „Was ist mit euch geschehen?“

Ich deutete auf ihre verschmutzten Kleider und die blutigen Flecken.

Ben antwortet mir „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit zwei Mutanten.“

Er musterte uns nun auch von Kopf bis Fuß und fuhr gut gelaunt fort „Was ist eure Ausrede?“

Das brachte mich zum schmunzeln „Ebenfalls Mutanten, gefolgt von einer Rutschpartie die Felsen hinunter, welche in einem Fluss endete.“

Ben brach in schallendes Gelächter aus, wofür er sich einen freundschaftlichen Hieb auf den Hinterkopf von Kayden einfing, auch das nahm er lachend hin. Ich konnte gar nicht in Worte fassen wie erleichtert ich war, dass wir Ben und Meral gefunden hatten. Zu vierte hatten wir vielleicht eine Chance das hier heil zu überstehen. Zwischen uns und dem Berg der Hoffnung, lagen dieser Wald, die zerstörte Stadt und schließlich die Wüste. Es würde alles andere als einfach werden, doch es war nicht unmöglich.

 

 

 Der nächste Morgen brach an und das Tageslicht drang in die Höhle ein. Meral und Ben waren bereits wach und unterhielten sich leise. Verschlafen gesellte ich mich zu ihnen und wünschte ihnen einen guten Morgen. Anscheinend waren sie bereits seit einiger Zeit auf den Beinen, denn irgendwie war es ihnen gelungen etwas Essbares aufzutreiben. Sie hatten einige Fallen angefertigt um kleine Tiere zu ködern, wie sie mir knapp erklärten. Meral reicht mir einen der gebratenen Vögel und ich verzerrte mein Frühstück genüsslich. Nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen hatten ging Ben zu Kayden hinüber, der immer noch tief und fest schlief. Ben trat ihm leichte gegen das Bein um ihn zu wecken, ich rief noch eine Warnung aus „Nicht!“, doch es war bereits zu spät. Er hatte ihm gegen das verletzte Bein getreten, Kayden presste ein gequältes Stöhnen hervor, doch erwachte nicht aus seinem Traum. Sofort waren wir bei ihm, er schlief nicht nur, sondern hatte das Bewusstsein verloren. Sanft legte ich meine Hand auf seine Stirn, sie war glühend heiß „Er hat Fieber.“, teilte ich den anderen knapp mit. Ich beantwortete Ben`s fragende Blicke „Das Schwert eines Mutanten hat ihn erwischt.“

Ben verfluchte Kayden nun ebenfalls „Sein verdammter Stolz kostet ihm irgendwann noch das Leben.“

Dass er keine Hilfe annehmen wollte war mir nicht entgangen, ich hatte es bisher darauf geschoben das die Verletzung nicht allzu schlimm war, doch der schreckliche Anblick, der sich uns bot als Ben das verletze Bein freilegte, raubte uns für einen Moment den Atem. Die Schnittwunde war kaum größer als eine Nadel, anscheinend hatte Vane ihn nur mit der Spitze des Schwertes getroffen, doch von dem kleinen Schnitt zogen sich schwarze Venen das gesamte Bein entlang. Ich brachte stammelnd ein paar Worte zustande „Es war vergiftet.“

Erneut fluchte Ben „Sollte er das überleben, werde ich diesen Schwachkopf höchstpersönlich ins Jenseits befördern.“

Er stürmte aus der Höhle und fluchte weiter über den Leichtsinn seines Freundes. Da fiel mir die rettende Lösung ein, vorausgesetzt es war nicht zu spät. Ich stand ebenfalls auf und gab Meral ein Zeichen mir zu folgen „Erinnerst du dich daran als wir den Schwestern in der Krankenstation über die Schulter blicken durften? Sie haben uns damals beigebracht wie man ein Mittel zubereitete, welches bei beinahe jedem Gift wirksam ist.“

Sie nickte  „Ich glaube ich erinnere mich an die Zutaten.“

Eifrig suchten wir den Waldboden nach den Kräutern ab die wir benötigten. Ben war in der Zwischenzeit zum Fluss gegangen um frisches Wasser zu holen, auch das würden wir brauchen. Als wir endlich alles beisammen hatten machten Meral und ich uns daran die Kräuter zu zerreiben während Ben sein bestes gab die Wunde zu säubern, der Ärger darüber das sein Freund sich aus Sturheit in dies Lage katapultiert hatte war ihm immer noch anzusehen. Meral schien es ebenfalls aufzufallen und sie versuchte ihn auf andere Gedanken zu bringen „Wie kam es eigentlich das zwei so nette kleine Jungs zu solchen herumhurenden Playboys wurden?“

Bei ihrer Wortwahl hielt ich in meiner Bewegung kurz inne, doch wie immer hatte sie die Worte mit einem zuckersüßen Ton entschärft, so lockerten sich sogar Ben`s Gesichtszüge wieder ein wenig „Nette kleine Jungs?“, fragte er neckend.

„Ich erinnere mich noch an die Zeit bevor ihr euren Traum, die größten Egomanen und arrogantesten Arschlöcher des ganzen Berges sein zu wollen, in die Tat umgesetzt habt.“

Wider nahm er den Seitenhieb lächelnd hin „Lange Geschichte.“

Jetzt hatte er mich neugierig gemacht „Wir haben Zeit.“, warf ich ein.

Er schien kurz darüber nach zu denken, doch gegen dieses Argument kam er nicht an „Also gut.“

Er zeigte anklagend mit dem Finger auf uns „Sollte mich Kayden umbringen für das was ich euch jetzt erzähle, denkt daran, ihr habt einen kleinen unschuldigen Jungen auf dem Gewissen.“

Meral brach in lautes Gelächter aus „Du bist dreiundzwanzig.“

„Kleiner unschuldiger Junge.“, beharrte er grinsend.

Gespannt lauschten wir seiner Geschichte, als er in Gedanken versunken zu erzählen begann „Es begann zu dem Zeitpunkt, als Kaydens Mutter starb. Vielleicht erinnert ihr euch daran, sie war die Frau die vor den Toren von den Zombies dahingestreckt wurde.“

Er wartete eine Reaktion unsererseits ab, doch dieses Ereignis hatte sich bei jedem von uns ins Gedächtnis gebrannt, wir nickten nur kurz bevor er fortfuhr.

„Bei seinem Vater hatte dieser Verlust schlimme Spuren hinterlassen, er rettet sich in den Alkohol und ertränkte die schmerhaften Gedanken darin. Es gab kaum noch einen Tag an dem er nüchtern war und in den Nächten war es besonders schlimm. Kayden und ich kannten uns vor dem Tod seiner Mutter noch nicht, das erste Mal als wir uns trafen war, als ich durch die Gänge zu unserer Wohnung lief, es war bereits ziemlich spät und alles war beunruhigend still. Plötzlich hörte ich wie in dem Zimmer direkt neben mir etwas zu Bruch ging und vernahm das wütende Gebrüll eines Mannes. Ohne nachzudenken riss ich die Tür auf und fand Kayden bewusstlos auf dem Boden vor, Blut sickerte von seiner Brust und seinem Kopf auf den weißen Teppich. Sein Vater starrte mich hasserfüllt an, doch ich griff so schnell ich konnte nach Kayden und zerrte ihn mit mir aus dem Zimmer. Sein Vater folgte uns nicht, sondern warf die Tür mit einem lauten Krachen hinter uns ins Schloss. Ich schaffte ihn auf die Krankenstation, doch eine Narbe blieb ihm trotzdem.“

Meral und ich hatten aufgehört die Kräuter zu zerreiben und lauschten entsetzt Ben`s Worten. Ich wusste nicht was für eine Geschichte ich erwartet hatte, doch das was er uns offenbarte schockte mich, Meral schien ähnlich zu empfinden.

„Er hat die darauffolgenden Nächte und Wochen bei uns geschlafen, das war die Zeit in der wir uns angefreundet hatten. Doch irgendwann hatte sein Vater, in einer seiner klaren Minuten, herausgefunden wo er sich Nacht für Nacht verkroch, er zerrte ihn jedes Mal zurück in ihre Wohnung. Das ging so weit, bis meine Eltern ihn beim Rat meldeten, doch die erklärten seinen Zustand mit dem Verlust eines geliebten Menschen und kümmerten sich nicht weiter darum. Kayden ertrug es jede Nacht und als er schließlich alt genug war verschaffte er sich auf eine andere Art einen Platz für die Nacht. Ich war in diesem Fall nur sein Wingman, ich wusste das es für ihn auf diese Art leichter zu ertragen war, also habe ich den Ruf, den wir dadurch erlangten, hingenommen.“

Ich konnte nicht fassen was er uns gerade erzählt hatte, jahrelang hatten wir uns über seine unzähligen Bettgeschichten amüsiert, hätte ich doch nur gewusst was wirklich dahinter steckte. Meral schien das selbe durch den Kopf zu schießen und sie warf einen mitleidigen Blick zu den beiden hinüber „Das..“, sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, doch schüttelt nur den Kopf „Ich hätte nie gedacht…“, wieder brach sie ab und Ben blickte zu uns „Wir sind immer noch die netten kleinen Jungs, nur verstecken wir es ziemlich gut.“, er grinste wieder einmal breit. Diesem Jungen konnte aber auch nichts die Laune verhageln. Stumm fertigten wir die Heilsalbe an und reichten sie Ben, der sie großzügig auf der Wunde verteilte. Hoffnungsvoll starrten wir auf das, von schwarzen Venen durchzogene, Bein und warteten ab. Es würde einige Zeit dauern bis die Kräuter zu wirken beginnen würden, bis dahin hieß es abwarten.

Wir verließen die Höhle abwechselnd um weitere Fallen aufzustellen, auf diese Art häuften wir einen kleinen Essensvorat an. In der Zwischenzeit säuberten wir immer wieder die Wunde an Kaydens Bein und verteilten frische Kräuter drauf. Das Fieber schien ein wenig zurückgegangen zu sein, doch die schwarzen Venen bereiteten mir weiterhin Sorgen. Ben steckte die nächsten Vögel auf einen Stock um sie anschließend über dem Feuer zu platzieren, als Kayden plötzlich ein leises stöhnen von sich gab. Sofort lag unsere ganze Aufmerksamkeit auf ihm, mühsam richtete er sich auf. Während Meral und ich erleichtert waren stapfte Ben erzürnt auf ihn zu „Ich sollte dir den Kopf abreißen! Wie kann man nur so leichtsinnig sein Leben aufs Spiel setzten?!“

Sichtlich überrumpelt und noch nicht ganz bei Sinnen sah Kayden zu ihm hinauf, doch er bemühte sich nicht um eine Antwort sondern tastete nach seinem verletzten Bein. Ehe Ben zu einem weiteren Vortrag ansetzten konnte versuchte Meral ihn zu besänftigen „Ben. Spar dir das für später auf.“

Doch ihre Worte prallten gegen eine Wand „Würde es dich umbringen dir ein einziges Mal helfen zu lassen?! Sehnst du den Tod so sehr herbei?!“

Diese Worte veranlassten Kayden dazu wütend zu seinem Freund hinauf zu blicken, doch ihm hatte es sichtlich die Sprache verschlagen. So prasselte Ben`s Wut weiter unaufhaltsam auf ihn ein „Ist das alles nur ein Scherz für dich? Hast du nicht begriffen wie ernst das hier ist?“

Er machte eine kurze Pause um wütend auszuatmen „Wir sind hier nicht im Berg, wo du dich in ein fremdes Bett retten kannst.“

Bereits als diese Worte seinen Mund verließen realisierte er was er von sich gegeben hatte „Kayden…“

Er rieb sich, über sich selbst ärgernd, die Stirn „Du weist das war nicht so gemeint…ich…“

Er strauchelte mit seinen Worten und beschloss schließlich den Mund zu halten ehe er noch mehr Schaden anrichtete. Meral und ich wagten nicht uns einzumischen, doch Kayden warf einen kurzen Blick in unsere Richtung. Ben beantwortete die unausgesprochene Frage „Sie wissen Bescheid.“

Diese Antwort warf ihn endgültig aus der Bahn, trotzdem kam kein einziges Wort über seine Lippen. Ich meinte einen kurzen Ausdruck der Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen, doch er blieb still. Diese mögliche Ruhe vor dem Sturm machte Ben ein wenig nervös „Sag doch was.“

Kayden schien immer noch mit seinen Gedanken zu hadern, als Ben sein Verhalten zu erklären versuchte „Wir sollten uns vertrauen können, sie haben danach gefragt und ich wollte sie nicht anlügen. Solltest du das nicht so empfinden tut es mir…“

Er machte eine kurze Pause „Ich hatte einfach Angst meinen besten Freund zu verlieren.“

Endlich formte sich das selbstgefällige, schiefe Grinsen in den Mundwinkeln des Playboys und das übliche provozierende Funkel erschien in seinen lila Augen „Weichei.“, neckte er Ben. Dieser lachte überrascht und gab ein empörtes „So dankst du es deinem Lebensretter?“, von sich. Kayden konterte grinsend „So wie ich dich kenne, haben die Mädchen mir das Leben gerettet, während du maulend daneben gesessen bist.“

Nach einer Bestätigung suchend warf er uns einen kurzen Blick zu, während Meral und ich seine stumme Frage nickend und in uns hinein lachend beantworteten.

Ben hob abwehrend die Hände „Immerhin habe ich sie gut unterhalten.“

Kayden bedachte seinen Freund mit einem eindeutigen Blick „Es ist auch so gut wie unmöglich dich am Reden zu hindern.“

Ben wechselte kopfschüttelnd das Thema „Wie geht es deinem Bein?“

Kayden stemmte sich langsam vom Boden hoch und belastete vorsichtig das verletzte Bein, im selben Moment zuckte er vor Schmerzen zusammen und wäre Ben nicht sofort zur Stelle gewesen, hätte er unsanft Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Ben legte sich Kaydens Arm um die Schulter und stützte ihn. Auf diese Weise humpelten die  Beiden Schritt für Schritt zu uns herüber und ließen sich ebenfalls neben dem Feuer nieder. Die schwarzen Linien waren immer noch nicht verschwunden und er machte einen geschwächten Eindruck, auch wenn er versuchte es so gut wie möglich zu verstecken.

Halb am Verhungern verschlang er einen der gebratenen Vögel. Wir hielten uns noch ein paar Tage in der Höhle auf, sobald Kayden wieder halbwegs auf eigenen Beinen vorwärts kam beschlossen wir aufzubrechen. Die vergangenen Tage hatten wir damit verbracht die Kräuter zu sammeln und uns das Gemaule von Kayden anzuhören, während wir sie auf seiner Wunde verteilten. Er verhielt sich wie ein kleines nerviges Kind, immer wieder versuchte er aufzustehen, obwohl er nach einigen Metern sofort wieder umkippe. Einmal hatte er es bis zum Eingang der Höhle geschafft, doch dann war Ben schließlich aufgetaucht und hatte ihn, unter einem Schwall an Schimpfwörter, wieder in die Höhle zurück geschleppt. Wir waren uns alle einig, so schnell wie möglich den Wald hinter uns zu lassen, doch solange Kayden noch nicht auf eigenen Beinen stehen konnte würden wir ein zu großes Risiko eingehen. Das war uns anscheinend allen klar, außer Kayden. Dieser Kerl trieb einen in den Wahnsinn. Nach einem weiteren Tag schien es ihm ein wenige besser zu gehen, zumindest versicherte er uns das, also beschlossen wir aufzubrechen, mit der Hoffnung die Stadt würde uns wohlgesonnener sein. Schließlich konnten wir unseren Aufbruch nicht länger hinauszögern und verließen die Höhle. Vor uns lag der Wald, der Nebel verlieh ihm einen magischen Eindruck, wunderschön und doch so tödlich. Auf jedes noch so kleine Geräusch achtend bahnten wir uns einen Weg hindurch durch das dichte Gestrüpp und den von Wurzeln bedeckten Wald. Die Anspannung legte sich jedoch mit jedem Schritt ein wenig, langsam gewöhnten wir uns an die Umgebung. So wanderten wir ohne Zwischenfälle den restlichen Tag gemütlich weiter, mich wunderte es ein wenig, dass wir niemandem über den Weg liefen, immerhin hatte die Mutantenbande, der wir begegnet waren, eine beachtliche Anzahl an Mitglieder. Sie waren sicher nicht die einzigen in diesen Wald. Als hätte er meine Gedanken gelesen hörte ich die gedämpfte Stimme von Kayden hinter mir „Wo stecken die denn alle? Nicht das ich ihre Gesellschaft herbeisehne, aber diese Stille ist beinahe unerträglich.“

Ben setzte zu einer Antwort an, doch in diesem Moment ertönte eine Ohrenbetäubend lauter Schrei vor uns. Wie versteinert hielten wir inne und warteten ab, doch es blieb still. Fragend sah ich mich zu den anderen drei um und war froh als Ben schließlich die Initiative ergriff. Er stapfte an mir vorbei und hielt auf die Richtung zu aus der der Schrei gekommen war. Leise folgten wir ihm. Wir zuckten alle erschrocken zusammen als das schreckliche Geräusch ein zweites Mal ertönte, auch Ben war nun wieder stehen geblieben. Es war unschwer zu erkennen, dass nun auch er von seinem Plan nicht mehr wirklich überzeugt war. Stattdessen schlug er vor „Vielleicht sollten wir uns einen Bogen um das Ding, was auch immer das da vorne ist, machen.“

Wir nickten alle Bestätigend, denn dieses markerschütternde Geschrei steckte mir immer noch in den Knochen. Ben schlug eine andere Richtung ein, doch plötzlich sprang eine dunkle Gestallt aus den Büschen und riss ihn zu Boden. Das Knäul aus dunkler, schuppiger Haut rollte über den Waldboden, wobei Ben sein bestes gab das Biest von sich zu stoßen. Kayden war der erste, der nach diesen Überraschungsangriff zu einer Handlung fähig war. Er griff sich eine der am Boden liegenden Stöcke und attackierte den Mutanten der eine Mischung aus Krokodil und Nashorn zu sein schien. Das spitze Horn drohte Ben zu durchbohren, doch da stürzte sich Kayden auf das Monster und lenkte es mit den mickrig wirkenden Ast ab. Dieser kurze Moment reichte aus und Ben befreite sich aus dem Griff des Tieres. Sofort sprang er wieder auf die Beine und rief uns zu „Weg hier!“

Das musste er uns nicht zweimal sagen, augenblicklich rannten wir los, kämpfen uns durch das Gestrüpp und schlängelten uns zwischen den Bäumen hindurch. Hinter uns vernahm ich das laute Brüllen und Schnauben des Mutanten, gefolgt von den schweren Schritten die den Boden erzittern ließen. Er verfolgte uns und kam immer näher, ich rief Ben zu „Irgendwelche Ideen?“

In seinem Kopf schien es zu rattern, doch er blieb stumm. Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, doch um uns herum befand sich nur Wald, keine Höhle, kein Unterschlupf, nicht die geringste Möglichkeit diesem Monster zu entkommen. Ich hörte wie hinter mir Kayden meinen Namen rief „Nilay! Wir haben Besuch!“

Verwirrt warf ich einen Blick zurück, doch ich erkannte bereits als ich meine Blick nach oben schweifen ließ wovon er sprach. Die Mutantenbande, angeführt von Vane, verfolgten uns in den Bäumen. Uns blieb heute aber auch gar nichts erspart. Ich stieß einen leisen Fluch aus und hörte wie Vane laut Befehle brüllte, anscheinend war Vergeben und Vergessen nicht so sein Fall. Ich mochte gar nicht darüber nachdenken, wie lange sie uns bereits verfolgten, wahrscheinlich länger als wir vermuten würden. Langsam stieg die Panik in mir hoch, hätten wir doch bloß Waffen, dass hier alles wäre so viel einfacher mit einer Möglichkeit sich zu verteidigen. Während ich mit meinen Gedanken beschäftig war hörte ich wie etwas großes hinter mir zu Fall kam, ich wagte einen kurzen Blick über die Schulter und erkannte das die Mutanten den Krokodil- Nashorn Mix erlegt hatten, immerhin ein Problem weniger. Noch ehe ich weiter über eine Lösung nachdenken konnte vernahm die Stimme von Vane „Wir haben noch ein Rechnung offen Junge! Du kannst nicht vor mir davon laufen!“

Ich hoffte das Kayden ihn einfach ignorieren würde, doch da sprudelten die Worte bereist aus seinem Mund „Du willst mich? Dann hol mich!“

Sofort erklang wieder das widerliche Lachen des Wildschweinmannes „Was denkst du hatte ich vor?“

Ben und Meral waren mittlerweile stehen geblieben und starrten Kayden entgeistert an, wie er zwischen den Bäumen stand und das Wildschwein anpöbelte „Feiger Mutant! Musst du dein Schwert vergiften um überhaupt eine Chance zu haben?!“

Das Wildschwein sprang aus den Bäumen zu ihm hinab und landete gute drei Meter von ihm entfernt, sein wütender Gesichtsausdruck konnte nichts Gutes verheißen. Die Klauen an dem Griff seines Schwertes ging er langsam auf Kayden zu „Zu meinem Bedauern hast du das Gift überlebt.“

„Es braucht mehr als die faulen Tricks eines widerlichen Mutanten um mich zu töten.“

Meine Geduld neigte sich nun dem Ende, dieser Junge hatte offensichtlich ein Talent dafür sich mit den falschen Leuten anzulegen. Ich rannte auf die Beiden zu und sprang zwischen sie, wütend fuhr ich Kayden an „Beweg deinen Arsch weg von hier, ehe er Bekanntschaft mit meinem Schuh macht!“

Kayden sah mich ein wenig irritiert an, doch da erschien bereits das schiefe Grinsen in seinem Gesicht, als er mich am Arm näher an sich heran zog. Ich machte einen Ansatz um zu protestieren doch er würgte mich ab „Halt die Klappe.“

Er warf einen kurzen Blick zu dem Mutanten hinüber ehe er mich wieder ansah und leise fortfuhr „Ich bin gerade dabei euch Zeit zu verschaffen. Nutzt sie gefälligst auch.“

Er ließ mich wieder los und schubste mich Richtung Ben und Meral. Verwirrt musterte ich ihn, wie er sofort wieder anfing sich mit dem Mutanten anzulegen. Ben und Meral bedachten mich mit fragenden Blicken als ich sie wieder erreichte. Meral war die erste die eine Frage stellte „Was ist passiert?“

Immer noch leicht verwirrt brachte ich leise hervor „Er sagte, dass er uns Zeit verschafft.“

Ben schüttelte den Kopf „Wir können ihn nicht hierlassen, sie werden ihn umbringen.“

Da waren wir immerhin schon einer Meinung, doch mir viel beim besten Willen keine Lösung ein bei der wir alle heil davon kamen.  Plötzlich ertönte ein weiteres Mal einer dieser unerträglichen Schreie, da kam mir endlich die rettende Idee. So schnell ich konnte sprintete ich los in die Richtung aus der der Schrei gekommen war, ich hörte die Schritte von Ben und Meral, die mir folgten. Ich sprang über einen Baumstamm und durch ein paar Sträucher hindurch und plötzlich stand ich inmitten einer Lichtung. Meral und Ben strauchelten hinter mir aus dem Wald und erstarrten in der Bewegung. Ich hörte wie Ben leise fluchte, doch mein Plan hatte gerade erst begonnen. Die Herde der Mutanten starrten uns wütend an, alle sahen sie dem Monster ähnlich das uns zuvor verfolgt hatte, einige größer, andere wiederum kleiner als das erste. Meral sah mich zweifelnd an „Was hast du vor?“

„Vertraut mir einfach, es wird funktionieren.“, versicherte ich ihnen.

Schnell machte ich kehrt, die beiden folgten mir, genauso wie die Herde der Mutanten die wir aufgescheucht hatten. Ihr Getrampel war so laut das ich meine eigenen Schritt nicht mehr hören konnte, doch ich setzte unaufhörlich einen Schritt vor den anderen, immer weiter. Endlich erreichten wir wieder Kayden und die Mutanten, ich krallte mir sein Handgelenk und zerrte ihn hinter mir her. Die Mutanten hatten nichts dagegen einzuwenden, denn sie waren viel zu beschäftigt damit sich wieder auf die Bäume zu retten um nicht von der Herde todgetrampelt zu werden. Wir Bogen nach links ab, sodass die beiden Mutantengruppen direkt aufeinander prallen würden und den Geräuschen nach zu urteilen, war genau das der Fall. Währenddessen setzten wir unsere Flucht fort, der Plan hatte soweit funktioniert, wir waren die Verfolger vorerst losgeworden. Wir rannten solange weiter bis uns die Kräfte ausgingen, sie hatten uns nicht weiter verfolgt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie unser Spuren finden würden uns somit auch uns.

Wir rannten noch eine Zeit lange weiter, als sich der Wald langsam lichtete. Erwartungsvoll erhöhten wir unser Tempo und ließen die letzten Bäume hinter uns. Wir blieben stehen und betrachteten die breite Straße, die sich durch den dichten Wald hindurch schlängelte. Die Autos standen kreuz und quer auf der Straße, manche waren von der Straße abgekommen, wieder andere waren mit dem Gegenverkehr kollidiert. Diese Autos schienen schon sehr lange hier zu stehen, niemand hatte sich bis jetzt die Mühe gemacht sie beiseite zu räumen. Kein Wunder, denn im Wald lebten nur die Mutanten, sie hatten offensichtlich nie das Bedürfnis verspürt die vertrauten Wälder zu verlassen. Wir beobachteten Ben wie er sich vorsichtig einem Auto näherte, all diese Autos waren verlassen, ich konnte mir nur zu gut vorstellen was aus den Besitzern geworden war. Es gab nur zwei Möglichkeiten, Zombie oder Mutant. Er öffnet den Kofferraum des ersten Autos und seine Augen weiteten sich vor Erleichterung „Waffen.“, sagte er an uns gewandt. Neugierig rannten wir zu ihm, und tatsächlich befanden sich in dem Kofferraum Waffen. Endlich war das Glück uns wohlgesonnen. Wir bewaffneten uns mit Pistolen, Schwertern, Pfeil und Bogen, einer Axt, einfach mit allem was sich im Kofferraum des Wagens befand. Wir durchsuchten die umliegenden Autos ebenfalls, doch dort fanden wir nichts hilfreiches mehr. Ich sah die Straße entlang „Wir sollten ein Auto kurzschließen und der Straße folgen, sie wird uns sicher in die Stadt bringen.“

Ben nickte „Gute Idee, wir versuchen zu allererst das hier.“

Doch noch bevor er das erste Auto erreicht hatte bohrte sich ein Pfeil in das rote Blech der Seitentür, wir sprangen erschrocken einen Schritt zurück und durchsuchten die Bäume nach dem Schützen. Ich zögerte nicht und sprintete zum nächstgelegenen Wagen „Lenkt sie ab, ich kümmere mich um das Auto.“

Die drei zogen ihre neu erworbenen Waffen und bereiteten sich auf einen Kampf vor. Kayden legte einen Pfeil in den Bogen und zielte auf das Dickicht. Noch bevor ich jemanden erkennen konnte ließ er den Pfeil fliegen und der erste Mutant fiel leblos vom Ast. Damit hatte er die Mutanten wütend gemacht, dutzende stürmten aus dem Wald heraus, direkt auf uns zu. Kayden war ein geübter Bogenschütze und drängte die Angreifer somit ein Stück zurück, Ben feuerte mit der Pistole auf jeden der ihm zu nahe kam und Meral erledigte jeden mit dem Schwert der die Pfeile und Kugeln der Beiden überstand. Währenddessen machte ich mich an dem ersten Auto zu schaffen, entfernte die Abdeckung und fingerte nach den Kabeln, der erste Versuch war erfolglos, der zweite ebenfalls. Auf einmal riss jemand die Tür aus den Halterungen, erschrocken kroch ich auf den anderen Sitz hinüber und trat dem Überraschungsgast mit meinen Stiefeln mitten ins Gesicht, er taumelte zurück, doch da war bereits Kayden neben ihm und stieß ihm sein Schwert ins Herz. Er lehnte sich herab „Wie lange noch?“

Ich verband die zwei Kabel und der Motor heulte auf, erleichtert atmete ich auf, doch Kaydens Blick verhieß nichts Gutes. Er zeigte auf das Armaturenbrett „Der Tank ist leer.“

Fluchend kletterte ich aus dem Wagen und bahnte mir einen Weg zum Nächsten, der nicht vollkommen zerstört war. Ich zog ebenfalls mein Schwert aus der Scheide, für alle Fälle wollte ich es griffbereit haben. Kayden folgte mir und hielt uns mit seinen Pfeilen die Mutanten vorerst vom Leib. Meral und Ben hielten die Mutanten einige Meter von uns entfernt in Schach. Ich riss die Fahrertür auf und ließ mich auf den Sitz fallen, gleiches Spiel. Hoffentlich hatten wir bei diesem 67er Chevrolet Impala mehr Glück. Während ich mit den Kabeln beschäftigt war hörte ich auf einmal laute Schritte die immer näher kamen, ich warf einen Blick aus dem Fenster und erkannte Vane, der mit beachtlich großen Sprüngen auf uns zu kam. Kayden rutschte mit einer geschmeidigen Bewegung über das Dach des Wagens und stellte sich dem Mutanten in den Weg. Hektisch versuchte ich das Auto zum Laufen zu bringen, doch es mochte einfach nicht funktionieren. Meine Finger begannen zu zittern, doch ich zwang mich zur Ruhe. Der schwarzen Impala wurde ein Stück beiseitegeschoben als Vane und Kayden dagegen krachten. Der Mutant presste ihn mit aller Gewalt gegen den Wagen, doch das Wildschwein war unbewaffnet. Um sein Schwert ziehen zu können musste er eine Klaue von Kayden lösen und das war seine Chance. Der richtige Moment war gekommen, er drückte sich ab und befreite sich aus dem Griff des widerlichen Mutanten. Mit einer geschickten Bewegung stand er auf dem Dach des Chevrolets, sprang über den Kopf des Wildscheins hinweg und griff sich dabei das Schwert des Mutanten. Verdutz drehte Vane sich um und betrachtete sein Schwert, das nun der kleine Mensch vor ihm siegessicher in der Hand hielt. Doch anstatt auf den Mutanten los zu gehen machte er auf dem Absatz kehrte und stürmte davon, weg von dem Auto. Um sicher zu stellen das Vane ihm auch wirklich folgen würde grölte er, provozierend laut lachend „Ich habe sein Schwert!“

Wie ich ihn so beobachtete wie er sich, mit dem viel zu großen Schwert im Schlepptau, durch die Autofracks hindurch drängte, musste sogar ich grinsen. Ben und Meral starrten ihrem Freund nur geistesabwesend hinterher. Schnell machte ich mich wieder an dem Wagen zu schaffen und endlich ertönte das erlösende Geräusch, der Tank war voll genug, einige Kilometer würde er reichen. Das Motorgeräusch war jedoch niemandem der Anwesenden entgangen, Ben, Meral und Kayden reagierten sofort und sprinteten auf den Waagen zu. Im letzten Moment retteten sie sich auf die schwarzen Poster, ich drückte aufs Gaspedal und der Wagen schoss davon. Die PS-Zahl des Impalas brachte uns einen schnellen Vorsprung ein, doch Vane schien nicht aufgeben zu wollen. Ich warf Kayden einen kurzen, jedoch eindeutigen Blick zu „Gib ihm sein Schwert zurück.“

Er schüttelte jedoch nur lachend den Kopf „Hast du gesehen wie wütend er geworden ist.“

Wir musterten den Verrückten neben uns im Auto für einen Moment, doch als Vane im Rückspiegel immer kleiner wurde beschlossen wir es dabei zu belassen, sollte er doch seinen Spaß mit dem Schwert haben. Die Anspannung ließ langsam nach, immerhin waren wir nun im Besitz von Waffen und einer Fortbewegungsmöglichkeit, das erhöhte unsere Chancen immens.

Wir hatten bereits einige Kilometer zwischen uns und die Mutanten gebracht, es war unangenehm still gewesen, die letzte halbe Stunde. Misstrauisch beobachtete ich Kayden der an den Knöpfen des Radios herum spielte. Die Suche nach einem Sender, der immer noch Musik spielte gab er schließlich auf, doch das CD Fach schien ihn zu interessieren. Nachdem er den gesamten vorderen Bereich des Wagens nach einer CD abgesucht hatte, wobei mich sein ständiges gekrusche beinahe wahnsinnig gemacht hätte, erlöste uns Ben schließlich von der Tortur indem er ihm eine CD nach vorne reichte „Hier, die lag im Kofferraum.“

Kaum war die CD im Fach verschwunden ertönte die ersten Zeilen des Liedes „Carry on my wayward son“ von Kansas. Bereits nach den ersten Sekunden stimmten Ben und Kayden lauthals mit ein wobei sie die Verstärker des Autos bei weitem übertönten, beim Refrain gaben sie noch einmal Vollgas und die Zeilen drohten mein Trommelfell zum platzten zu bringen „Carry on my wayward son, for there`ll be peace when you are done. Lay your weary head to rest, now don`t you cry no more.“ 

Meral und ich warfen uns einen kurzen Blick zu ehe wir in lautes Gelächter ausbrachen, immerhin war es nun nicht mehr so unerträglich still im Auto. Das Unterhaltungsprogramm der Beiden hielt die nächsten Kilometer an, anscheinend kannten sie jedes Lied das es auf dieser Welt gab auswendig. Mittlerweile war es dunkel geworden und Meral löste mich am Steuer ab, so konnte ich mich ein wenig ausruhen, sogar die beiden Jungs waren müde geworden und sie hatten ihre Vorstellung unterbrochen. Dem Schlaf nahe lungerten wir in den Sitzen, meine Augenlider wurden immer schwerer bis sie schließlich zu fielen.

Ein grobes rütteln ließ mich hochschrecken, verschlafen rieb ich mir die Augen und versuchte die Situation zu erfassen. Wir waren stehen geblieben, mitten auf der Straße. Der Wald um uns herum war stockdunkel, nicht der kleinste Lichtfunke drang hindurch. Meral starrte auf das Armaturenbrett und anschließend auf die verlassene Straße direkt vor uns „Der Tank ist leer.“

Augenblicklich waren wir alle hellwach. Unruhe machte sich in mir breit. Das Gefühl beobachtete zu werden wurde immer stärker. Vorsichtshalber drückte ich den kleinen Knopf an meiner Tür hinunter, welcher diese verriegelte. Uns war allen bewusst dass wir hier nicht bleiben konnten, wir waren ein zu leichtes Ziel, mitten auf der Straße und die Wände des Autos würden uns kaum Schutz gewähren, sollte uns einer der Mutanten aufspüren.

Ben sprach das aus, was wir alle zu verdrängen versuchten „Wir müssen aussteigen und zu Fuß weiter.“

Er war der erste der den Wagen verließ, mit einer bewundernswerten Gelassenheit beobachtete er den Wald um uns herum „Es scheint soweit alle in Ordnung zu sein.“

Ein lautes Knarzen eines Baumes ließ ihn jedoch erschrocken herum fahren, mein Pulsschlag kletterte langsam wieder herunter als ich ebenfalls aus dem Wagen stieg. Mit den Schwertern in der Hand gingen wir die dunkle Straße weiter entlang. Meral warf einen Blick auf den Impala „Das innere des Wagens war mir um einiges lieber.“

Dabei konnte ich ihr nur zustimmen, ich hatte diesen Wald bereits einmal bei Nacht erlebt, doch irgendetwas brachte mich aus der Ruhe, ich hatte immer noch das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Plötzlich vernahm ich ein leises Rascheln hinter uns, schnell drehte ich mich und, mein Herz machte einen Aussetzer als ich einen dunklen Schatten sah der die Straße blitzschnell überquerte. Meine Atmung beschleunigte sich und ich ging rückwärts weiter, ich musste einen Schrei unterdrücken als ich plötzlich über etwas stolperte. Zwei kräftige Arme bewahrten mich vor einem Sturz, ich blickte in die dunkel lila Augen hinauf die mich besorgt musterten „Alles in Ordnung?“

Ich brachte ein kurzes Nicken zustanden „Dort hinten, ich habe einen Schatten gesehen.“

Seine Reaktion verwirrte mich ein weinig, er stand grinsend vor mir „Ich hätte nicht erwartet das dich ein kleines Reh so leicht aus der Ruhe bringt.“

Ich schüttelte den Kopf „Ein Reh?“, doch bereits als ich mich umdrehte erkannte ich das er recht hatte, zwischen ein paar Bäumen konnte ich ein kleines Tierchen entdecken das große Ähnlichkeit mit einem Reh hatte. Als ich wieder den Playboy ansah schenkte er mir eines dieser nervtötenden, schiefen Grinsen und sagte neckend „Die beste Kriegern des gesamten Berges fürchtet sich vor einem kleinen Reh, also das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.“

Mit einem kehligen Lachen drehte er sich wieder um und ging weiter, wobei er mich sprachlos zurück ließ. Mit schnellen Schritten holte ich wieder zu ihnen auf, trotzdem beobachtete ich weiterhin aufmerksam den Wald um uns herum. Kaum eine viertel Stunde später erreichten wir ein kleines Häuschen im Wald, zu unserem Glück stellte es sich als ein Motel Querstrich Tankstelle heraus. Das Schild des Hauses hing schief und man konnte beim besten Willen nicht mehr erkennen was einmal darauf geschrieben stand. Misstrauisch beäugten wir das verfallene Haus, es wäre ein willkommener Unterschlupf für die Nacht, sollte sich nicht bereist jemand dort eingenistet haben. Ben ergriff wie jedes Mal die Initiative und untersuchte die Zapfsäulen „Sie sollten funktionieren.“

Er richtete sich an Kayden „Am besten suchen wir uns morgen ein paar Kanister und laufen zurück zum Auto.“

„Guter Plan, mitten in der Nacht laufe ich nicht noch einmal durch diesen Wald.“

Nun lang es an mir ihn aufzuziehen „Da war ich wohl nicht die einzige die vor dem Reh Angst hatte.“

Er schüttelte nur grinsend den Kopf „Da es dich nicht in Stücke zerrissen hat kannst du jetzt natürlich darüber Scherzen.“

Meral unterband unsere Neckereien indem sie uns Richtung Eingang schob. Bedrohend schwankte das Schild des Motels über uns und die schräg im Türrahmen hänge Holztür knarzte im Wind. Wir zogen ein weiteres Mal unsere Schwerter und traten langsam auf die Tür zu. Ich holte zu einem festen Tritt aus und trat die Tür endgültig aus den Angeln. Ich wagte mich ein paar Schritte voraus, da hörte ich bereist die witzelnde Stimme von Kayden „Auf einmal so mutig Nilay?“

Ich hörte ein kaum wahrnehmbares Flügelschlagen, diesen Spaß wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich trat einen Schritt zur Seite, sodass Kayden der einzige war der mitten im Flur stand, dann klopfte ich mit meinem Schwert an die Decke. Sofort flogen unzählige Fledermäuse durch den Flur und umschwirrten den fluchenden Kayden, bis sie schließlich den Ausgang fanden.

„Haben die Fledermäuse die Friseur der kleinen Prinzessin zerstört?“, neckte ich ihn.

Als Antwort bekam ich eine undefinierbare, gemurmelte Beleidigung, wobei ich sicher froh war sie nicht verstanden zu haben. Ich ignorierte ihn und betrat vorsichtig die erste Stufe der morschen Treppe. Sie knarzte unter meinem Körpergewicht, hoffentlich würde sie nicht zusammen brechen. Im unteren Stockwerk befand sich lediglich der Aufstieg zur Treppe, somit war ausgeschlossen dass sich hier jemand versteckte. Die Treppe hielt stand und wir erreichten unverletzt das obere Stockwerk. Hier befand sich ein langer Gang, auf jeder Seite lagen drei Zimmer. Gemeinsam dursuchten wir das erste, das zweite und so weiter bis wir das letzte erreichten. Keines der Zimmer war verschlossen gewesen, doch genauso wenig hatte sich ein Mutant in dieses kleine Motel verirrt. Hier würden wir vorerst unsere Ruhe haben. Wir standen am Ende des Flures „Ich schlage vor, wir belegen die letzten beiden Zimmer, somit haben wir die Möglichkeit Eindringlinge früh genug zu bemerken.“

Meine Freundin stimmte mir zu „Gute Idee.“

Noch bevor einer von uns etwas dagegen einwenden konnte schob sie den grinsenden Ben in das Zimmer „Ben und ich nehmen das hier.“, bestimmte sie.

Ehe ich ein Wort über die Lippen brachte flog die Tür bereits ins Schloss, fragend starrte ich die Tür an „Was ist gerade passiert?“

Kayden schien genauso überfragt zu sein wie ich, in der kurzen Zeit in der sie sich gemeinsam durch den Wald geschlagen hatten mussten sie sich näher gekommen sein als ich dachte. Unglücklicherweise konnte ich das von Kayden und mir nicht behaupten, mies gelaunt öffnete er die Zimmertür und trat hinein, es hatte ein einziges großes Bett und die Einrichtung hatte sichtlich unter der Zeit gelitten. Die Möbel waren verstaubt und einige fielen beinahe auseinander. Ich war erleichtert als ich sah, dass man das Zimmer von innen verschließen konnte. Als ich den Schlüssel einmal im Schloss herum gedreht hatte zog ich die verstaubte Decke vom Bett und schüttelte sie einmal kräftig, dabei erzeugte ich eine große Staubwolke, die mich zum Husten brachte. Kayden öffnete eines der Fenster, doch noch bevor ihm klar wurde was geschah flog das Fenster aus den Angeln und landete mit einem klirrenden Geräusch ein Stockwerk tiefer. Er schenkte dem Vorfall keine größere Beachtung, sondern zog einfach den Vorhang zu. Ich ließ mich auf das alte Bett fallen, was ein weiteres Mal eine Staubwolke verursachte. Während ich es mir, so gut es irgendwie möglich war, im Bett gemütlich machte setzte Kayden sich auf den Stuhl vorm Fenster und begann sein Schwert zu schleifen, beziehungsweiße das ehemalige Schwert von Vane. Ich beobachtet ihn eine Weile, da das kratzende Geräusch mich nicht schlafen ließ. Er bemerkte meinen Blick und diese lila Diamanten funkelten mich wütend an „Was ist?“

„Kannst du deine Trophäe morgen schleifen?“, entgegnete ich genervt „Ein wenig Schlaf würde dir sicher auch nicht schaden.“

Er verdrehte genervt die Augen, doch dann legte er das Schwert weg „Ich halte Wache.“

Ich warf einen Blick auf die Tür „Sie ist verschlossen, sollte jemand versuchen einzudringen wird er uns damit aufwecken, außerdem liegen unsere Waffen direkt neben uns. Jetzt geh schlafen.“

Ich bekam keine Antwort mehr, doch er blieb trotz alledem stumm sitzen. Sturkopf, schimpfte ich ihn in meinem Kopf. Doch ich war zu müde um weiterhin mit ihm zu diskutieren, sollte er doch machen was er wollte.

Am nächsten Morgen wurde ich durch das laute Geheul eines Autos geweckt. Müde richtete ich mich auf und schob den Vorhang beiseite. Unter mir entdeckte ich Ben und Meral die lachend im Impala saßen. Ich drehte mich um und warf einen Blick auf den Jungen der schlafend am Boden lag, da hatte er seine Wache ja wirklich lange durchgehalten. Die Arme um den Griff des Schwertes geschlungen kuschelte er sich an die Waffe, das bot einen ziemlich niedlichen Anblick, wie ich mir leider eingestehen musste. Ich machte mich auf den Weg in das kleine Bad, zu meiner Erleichterung führte es immer noch fließendes Wasser. Ich wusch mir den Dreck vom Gesicht und spielte mit dem Gedanken mich für einen Moment unter die Dusche zu stellen. Diese Entscheidung wurde mir in den folgenden Sekunden jedoch abgenommen. Mit einem lauten Krachen wurde die Tür aus den Angeln gerissen, sie wurde gegen die Reste des Fensters geschleudert und zertrümmerte dieses nun endgültig. Blitzartig war Kayden wach, doch der Angreifer war schneller. Seine große Klaue schloss sich um den schmalen Hals und raubte ihm die Luft zum Atmen. Der wütende Wildschweinmann füllte beinahe den gesamten Raum aus mit seiner beängstigenden Körpergröße. Vane entriss Kayden das Schwert und fuhr ihn wütend an „Du hast es zu weit getrieben!“

Kayden grinste ihn nur schief an „Das war erst der Anfang.“

„Du kleiner Mistkerl!“, das Wildschwein presste ihn grob gegen die Wand, wobei es ihm die Luft aus der Lunge presste. Die Mutanten hatten sich durch den Hintereingang in das Gebäude geschlichen, das war die einzige logische Erklärung, sonst wären sie bereits Meral und Ben in die Arme gelaufen, doch die beiden würde uns nicht zu Hilfe kommen können, denn ein Hilfeschrei würde nicht nur sie auf mich aufmerksam machen, sondern auch Vane und das wäre kein sehr guter Plan. Mit dem Schritt vorwärts hatte Vane mir den Weg freigemacht, endlich konnte ich meine Waffen erreichen. Ich griff nach dem Schwert, sprang aufs Bett um das Wildschwein zu attackieren. Da seine ganze Aufmerksamkeit auf Kayden lag bemerkte er mich zu spät und mein Angriff war äußerst effektiv. Der tiefe Schnitt den mein Schwert an seinem Arm hinterließ führte dazu das er Kayden los ließ, schnell warf ich ihm sein Schwert zu und noch bevor Vane ein weiteres Mal angreifen konnte bohrte sich das kalte Metall mitten durch sein Herz. Er spuckte Blut und drohte vornüber zu kippen, Kayden versuchte noch rechtzeitig zur Seite zu springen, doch es war bereits zu spät. Der riesige Mutant begrub ihn unter seinem massigen Körper. Schwer atmend kämpfte er sich unter dem Leichnam hervor, schnell ergriff ich seine Hand und half ihm. Kaum hatte er sich befreit vernahmen wir laute Schritte die immer näher kamen. Kayden rappelte sich vom Boden auf und zerrte mich mit „Das Fenster.“, warnte er mich vor, ehe er hindurch sprang. Die letzten Splitter zerbrachen und wir segelten durch die Luft. Genau in dem Moment erreichten die restlichen Mutanten das Zimmer, doch da landeten wir bereits, äußerst unsanft, vor dem Eingang des Motels. Wir schleppten uns zum Wagen und ließen uns in die Sitze fallen, Ben verlor keine Zeit und fuhr sofort los. Ich warf einen Blick zurück und mir gefror das Blut in den Adern bei dem Anblick der sich mir dort bot. Ich krallte mich an Kaydens Arm fest um ihn darauf aufmerksam zu machen. Er erkannte worauf ich hinaus wollte und sah ebenfalls zurück. Dort, mitten auf der Straße, stand Vane, blutüberströmt, das Schwert steckte ihm immer noch in der Brust. Mit einem widerlichen Lachen zog er sich das Schwert aus der Brust und warf es zur Seite, als wäre nie etwas geschehen. Kaydens Augen weiteten sich bei diesem Anblick  „Ich denke du hast dich mit dem falschen angelegt.“, sagte ich schwer atmend.

Statt einer giftigen Bemerkung nickte er nur „Wäre möglich.“

Eine gefühlte Ewigkeit fuhren wir die Straße entlang. Ich spürte jeden Muskel schmerzhaft in meinem Körper. Dieser Sprung hatte meinen Knochen nicht gefallen, so war ich froh dass ich einfach auf den Autositzen liegen bleiben konnte. Das gleichmäßige rütteln des Wagens wiegte mich langsam in den Schlaf. Doch bevor ich endgültig im Land der Träume versinken konnte rief Meral lautstark „Die Stadt! Da vorne ist die Stadt!“

Sofort war ich hellwach und starrte nach vorne aus dem Fenster. Tatsächlich, sie hatte recht. Die Skyline war am Horizont durch die Bäume hindurch zu erkennen. Schließlich ließen wir die letzten Bäume hinter uns, die Stadt kam immer näher. Mit freudiger Erwartung verließen wir den Wald, ungewiss darüber was uns in der Stadt erwarten würde. Wir erreichten die ersten Häuser und bereits jetzt wurde klar, dass wir mit dem Auto nicht weit kommen würden. Die Straßen waren versperrt durch Trümmerhaufen, ganze Häuser waren in sich zusammen gefallen und versperrten uns den Weg. Ben hielt das Auto an und schweren Herzens verließen wir unser Fortbewegungsmittel. Zu Fuß bahnten wir uns einen Weg hindurch durch die verlassenen Straßen. Immerhin waren wir noch keinen Mutanten oder Zombies über den Weg gelaufen, im Großen und Ganzen, kein schlechter Anfang. So kletterten wir weiter über die Trümmer. Die Sonne schien uns unerbittlich auf den Kopf und unsere Wasservorräte neigten sich nach einer halben Stunde geklettere dem Ende. Die Geschichten die man sich im Berg über die Stadt erzählte spukten mir immer wieder im Kopf herum. Im letzten Jahr hatten hier einige Absolventen den Tod gefunden, die Zombies an diesem Ort waren nicht zu unterschätzen. Ich musste wieder daran denke wie wir die Stadt überflogen hatten, bereits dort hatte ich die Gruppe von Zombies aus der Luft erkennen können, es musste hier nur so wimmeln von lebenden Toten. Kayden schien das alles kalt zu lassen, gelassen schlenderte er hinter uns her, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Plötzlich blieb Ben stehen und ich hatte Mühe nicht in ihn hinein zu rennen. Er bedeutete uns mit einer simplen Geste leise zu sein, ich lauschte um herauszufinden auf was er uns aufmerksam machen wollte. Mein Herz vollführte Freudensprünge als ich die vertrauten Geräusche einen Helikopters wahrnahm. Doch wir waren nicht die einzigen die dieses Geräusch gehört hatten, plötzlich regte sich etwas im Schatten der Häuser, um uns herum erhoben sich schwankende, stöhnende Gestalten. Von überall krochen sie heraus aus ihren Löchern um dem Geräusch zu folgen. Sie stolperten auf uns zu und als ich den ersten zu Gesicht bekam musste ich mich beinahe übergeben. Die ledrige Haut hing ihm in Fetzen von den Knochen, darunter konnte man die rote Muskulatur erkennen, seine Augen starrten mich ausdrucklos an. Stöhnend schwankte er auf mich zu, Schritt für Schritt. Ich war unfähig mich von der Stelle zu rühren, doch schließlich rüttelte Kayden mich wach und schob mich vor sich her „Nun mach schon! Oder willst du ihnen dein Gehirn auf einem Silbertablett servieren.“

Das holte mich heraus aus meiner Starre, sofort rannte ich los. Meral und Ben verschwanden bereits im nahegelegenen Haus, Kayden und ich folgten ihnen wenige Sekunden später. Durch das helle Tageslicht mussten sich meine Augen erst an die Dunkelheit im Inneren des Gebäudes gewöhnen, so stolperte ich halb blind über ein paar Steinchen. Ich vernahm Merals Stimme rechts von mir „Hier rein.“

Das Gestöhne der Zombies wurde immer lauter, die ersten traten bereits durch den Türrahmen. Ben zerrte an der verschlossenen Tür eines Aufzuges, bis sie endlich nachgab „Da rein!“ , forderte er uns auf. Die Zombies waren nur noch wenige Meter hinter uns, doch nun klemmte die Aufzugtür, sie ließ sich nicht mehr verschließen. Panisch stemmten wir uns gegen die Seiten der Türen um sie mit Gewalt zu schließen doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Kayden zog bereits sein Schwert und enthauptete den ersten Zombie mit einer gleitenden Bewegung. Doch die Türen rührten sich immer noch nicht von der Stelle. Mein Herz schlug so laut, das ich es hören konnte. Sie kamen immer näher und näher, wie eine unaufhaltsame Flut strömten sie in das Gebäude. Sie griffen mit ihren kalten, grauen Händen nach uns, während ihre ausdrucklosen Augen uns nicht losließen. Endlich ertönte ein leises Klacken und die Türen begannen sich zu bewegen, wir brachten unsere letzten Kräfte auf und stemmten uns dagegen. Endlich schloss sich der Spalt und die Metalltür trennte uns von der hungrigen Meute. Wir sahen uns nach einem Fluchtweg um, denn es war klar, dass dieser Aufzug nicht mehr fahren würde. An der Decke befand sich jedoch eine kleine Ausstiegluke, welche sich leicht öffnen ließ. Hintereinander kletterten wir durch die kleine Öffnung und von dort aus immer weiter hinauf. An der Wand war eine Leiter angebracht, somit erreichten wir ohne große Probleme das oberste Stockwerk des Gebäudes. Vorsichtig schoben wir die Türen des Aufzugschachtes beiseite um einen Blick auf das Stockwerk zu erhaschen, doch es schien leer zu sein. Anscheinend machten die Zombies sich nicht sie mühe in die obere Stockwerke der Häuser zu gelangen, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Glück für uns. Wir kletterten hinaus und befanden uns in einem ehemaligen Büro, jedoch war von der Innenausstattung nicht mehr viel übrig geblieben. Die Möbel waren zertrümmert worden und überall lag Papier am Boden. Das Glaspanorama bot uns einen Blick auf die zerstörte Stadt, die Zombies versuchten immer noch in das Gebäude hinein zu gelangen, obwohl ihre Kameraden bereits die gesamte Lobby ausfüllten. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden stürmten wir hinauf auf das Dach. Wenn wir Glück hatten würde uns der Helikopter entdecken. Dort befand sich eine große Plattform, die genug Platz bieten würde um den Helikopter zu laden und tatsächlich kreiste er noch um die Stadt. Ben reagiert sofort und griff nach der Leuchtpistole, die wir im Kofferraum des Wagens gefunden hatten. Er richtete sie gen Himmel und drückte ab, sie erzeugte eine nicht übersehbare Leuchtkugel. Der Helikopter kreiste weiterhin um die Stadt, doch es hatte den Anschein als sei ihm das Leuchtsignal nicht entgangen, denn nun hielt er direkt auf uns zu. Wir atmeten erleichtert auf als er auf uns zu hielt. Kaum eine Minute später setzte der Helikopter zur Landung an. Ich hätte Luftsprünge vollführen können, endlich würden wir wieder nach Hause kommen, in den sicheren Berg. Keine Zombies, keine Mutanten, es war endlich vorbei.

Der Pilot stellte den Motor ab und vier Soldaten kletterten aus dem Helikopter, mit einigen Geräten im Schlepptau. Sie bauten sich vor uns auf und der erste verlangte „Weisen sie sich aus.“

Ben riss das Wort an sich „Meral Bennington, Nilay Manson, Kayden Griever und Ben Kingsley.“

Der Soldat nickte und zog einen Apparat hervor „Fingerabdruck.“, erklärte er knapp.

Ben streckte seinen Arm aus und presste seinen Daumen auf das Display, ein kurzes Piepen ertönte und ein grünes Licht leuchtete auf. Der Soldat winkte ihn durch und er stieg in den Helikopter. Als nächstes war Meral an der Reihe, auch sie wurde durchgewunken und machte es sich neben Ben gemütlich. Nun hielt der Soldat den Apparat Kayden unter die Nase, dieser zögerte jedoch, die Hände erneut in den Hosentaschen vergraben. Der Soldat forderte ihn in festem Ton auf „Legen sie ihren Daumen auf das Display.“

Er rührte sich nicht, alle Augen lagen nun auf ihm. Auch Ben und Meral machten Anstalten den Helikopter wieder zu verlassen. Ich musterte ihn fragend „Was ist los? Leg deinen Finger auf das Display, dann können wir alle nach Hause.“

Diese lila funkelnden Augen starrten mich an und ich hätte schwören können Angst darin zu erkennen als er sagte „Nicht wir alle.“

Er zog seine Hände aus den Hosentaschen und mein Herz setzte einige Schläge aus. Seine Finger waren nicht mehr menschlich, anstatt der Fingernägel formten sie sich zu rasiermesserscharfen Krallen. Den Krallen eines Tiers, eines Wolfes.

Die Soldaten zogen blitzartig ihre Waffen, noch ehe irgendjemand eingreifen konnte hatte der erste Soldat Kayden gewaltsam auf die Knie gezwungen und hielt ihm den Lauf seiner Waffe an die Schläfe. Keiner wagte es sich zu bewegen als der Soldat mit monotoner Stimme verkündete „Wir haben die Anweisung euch alle unversehrt in den Berg zurück zu bringen, das gilt jedoch nicht für Mutanten.“

Der Mann machte Anstalten abzudrücken, mein Mund verselbständigte sich und ich schrie lauthals „Stopp!“

Alle Augen waren plötzlich auf mich gerichtet „Die Verwandlung hat erst begonnen, vielleicht ist sie noch umkehrbar.“

Der Soldat schüttelte nur den Kopf „Es gibt kein Heilmittel.“. Ohne seine Zeit weiterhin mit mir zu verschwenden wies er seine Kameraden an „Macht den Fingerabdruck bei ihr und bringt sie alle in den Helikopter. Ich komme nach sobald das hier erledigt ist.“

Ich wich vor dem Soldaten mit dem Gerät zurück und versuchte krampfhaft einen Plan zu entwickeln, doch das einzige was mir einfiel war purer Wahnsinn, wenn nicht sogar reinster Selbstmord. Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an die Konsequenzen und zog meinen Plan durch, den einzigen Plan der mir in den Sinn kommen wollte. Ich zog meine Hose bis zum Schienbein hoch und entblößte eine blutverschmierte Wunde, welche ich mir bei dem Sprung aus dem Motelzimmer zugezogen hatte. Ich versuchte mich zu beruhigen um meine Stimme nicht zittrig klingen zu lassen und brachte so überzeugen wie nur irgendwie möglich hervor „Ich wurde gebissen.“

Der Soldat direkt vor mir schien mir meine Vorstellung abzukaufen, denn er wich einige Meter zurück und zog ebenfalls seine Waffe. Ich sah wie Kaydens lila Augen mich wütend anfunkelnden „Sie lügt!“, schrie er die Soldaten an „Sie wurde nicht gebissen, wir waren die ganze Zeit bei ihr. Sie ist nicht infiziert!“

Der Soldat hinter ihm erinnerte ihn mit einem groben Stoß daran, dass der Lauf immer noch direkt an seiner Schläfe lag, doch das kümmerte ihn in diesem Moment wohl wenig, denn er brüllte einfach weiter „Seht sie euch an, sie zeigt nicht die kleinsten Anzeichen einer Verwandlung. Sie lügt!“

„Der Biss ist noch nicht lange her, die Anzeichen erscheinen erst nach einigen Tagen.“, hielt ich dagegen.

Mittlerweile hatten die anderen beiden Soldaten, die zuvor Ben und Meral begleitet hatten, den Helikopter wieder verlassen und gesellten sich zu uns. Ihre Waffen waren nun ebenfalls auf uns gerichtet und so langsam wurden mir die Schwachstellen in meinem Plan immer deutlicher vor Augen gehalten, ich hatte nicht daran gedacht wie wir das überleben sollten. Kayden unternahm noch einen weiteren Versuch die Soldaten zu überzeugen „Sie wurde nicht gebissen…“. Doch noch bevor er den Satz beenden konnte brachte ihn ein leises Geräusch zum Schweigen. Der Soldat hinter ihm hatte seine Waffe entsichert und sagte nun in hartem Ton „Wieso sollte sie uns anlügen? Niemand wäre so dumm und würde behaupteten, dass er gebissen wurde obwohl es nicht der Wahrheit entspricht. Ein Biss bringt ihr nur Ärger ein, es wäre logischer wenn sie ihn uns verschweigen würde.“

Kayden war nun anzusehen dass er darauf nichts zu erwidern wusste, stattdessen versuchte er mich mit seiner stummen Wut zu erdrosseln. Ich bemerkte wie sein Blick zu schweifen begann und wusste bereist dass er einen Plan hatte. Ok also wenn ich einen Plan hatte war das schon ziemlich übel, aber wenn Kayden Griever einen Plan hatte, bedeutete das die totale Katastrophe. Noch ehe ich irgendetwas tun konnte, um den bevorstehenden Weltuntergang zu verhindern, legte er bereits los. Mit einer schnellen Handbewegung entfernte er die Waffe von seiner Schläfe, sprang auf und verpasste dem Soldaten einen Kinnhaken der es in sich hatte. Der Mann taumelte zurück und noch bevor er sich wieder fangen konnte richtete Kayden seine Waffe auf ihn. Es war totenstille eingetreten während der Mann abwartet was Kayden als nächstes tun würde, doch soweit kam er gar nicht. Denn die anderen Männer waren aus ihrer Starre erwacht und stürmten auf die beiden zu. Als der erste an mir vorbei rannte ergriff ich meine Chance, ich stellte ihm ein Bein und bereits als er zu fallen drohte griff ich nach seiner Waffe und riss sie an mich. Ich sah aus dem Augenwinkel wie der nächste Schütze auf Kayden zielte, schnell wandte ich mich ihm zu und drückte ab. Ich traf mein Ziel, die Hand des Schützen. Laut fluchend ließ er seine Waffe fallen, doch noch bevor ich einen zweiten Schuss abfeuern konnte rammte mich jemand brutal von der Seite. Schwer keuchend landete ich auf dem Boden, während der Wachmann, denn ich zuvor entwaffnet hatte, nun seine wiedererlangte Pistole auf mich richtete. Ich warf einen Blick zu Kayden hinüber, auch wenn sein Plan bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht schlecht verlaufen war, begann nun alles aus dem Ruder zu laufen. Die übrigen drei Männer kreisten Kayden ein, selbst der Mann dem ich in die Hand geschossen hatte, hatte sich offensichtlich wieder erholt. Kayden schien zu wissen, dass er verloren hatte, doch aufgeben wollte er nicht. Er gab einen Warnschuss ab, doch das schreckte die Männer nicht ab, sie mussten annehmen das er nicht auf sie schießen würde, doch als nächste visierte er die Brust des unbewaffneten Mannes an. Es ertönte ein lauter Schuss, doch zu spät begriff ich wer ihn abgefeuert hatte. Der unverletzte Soldat hatte abgedrückt und die Kugel hatte sich in Kaydens Schulter gebohrt. Er kämpfte darum aufrecht stehen zu bleiben, doch es würde nicht lange dauern bis der nächste, und dieses Mal tödliche Schuss fallen würde. Doch noch bevor das geschah ertönte Ben`s Stimme aus der Richtung des Helikopters. Alle Aufmerksamkeit war nun auf ihn und Meral gerichtet, beide hielten sich eine Waffe an den Kopf und Ben richtete sich an die Soldaten „Ihr habt den Auftrag uns unversehrt zurück zu bringen. Solltet ihr die beiden nicht gehen lassen, werden wir uns das Leben nehmen.“

Die Soldaten schienen einen Moment zu zögern, zweifelnd ob die beiden wirklich abdrücken würden, doch Ben verstärkte sein Argument „Was wird Gideon sagen wenn ihr mit zwei toten Absolventen zurück kommt? Wie es üblich ist habt ihr bestimmt schon einen Funkspruch abgesetzt, dass ihr hier draußen jemanden gefunden habt. Außerdem sind unsere Fingerabdrücke im System. Ihr solltet euch gründlich überlegen was ihr als nächstes tut.“

Ich vernahm ein leise fluchen von einem der Männern, er warf uns einen kurzen, abfälligen Blick zu, doch schlussendlich befehligte er seinen Männern „Lasst sie am Leben. Hier draußen werden sie sowieso nicht lange durchhalten.“

Ben und Meral stellten sicher das die Männer ihnen die Waffen nicht einfach aus der Hand rissen und ihre Meinung am Ende doch noch änderten, also gingen sie auf Sicherheitsabstand. Die Soldaten unternahmen jedoch keinen Versuch sie ihnen abzunehmen, sondern gaben sich geschlagen und starteten den Hubschrauber. Ich beobachte wie der Helikopter langsam am Horizont verschwand, als mich plötzlich ein dumpfer Aufprall hochschrecken ließ. Kayden war zusammen gesackt und lag schwer atmend am Boden. Schnell rappelte ich mich vom Boden auf und ließ mich neben ihm nieder. Sein Ärger schien noch nicht verfolgen zu sein, denn sofort unternahm er den Versuch mich anzubrüllen „Du…“, begann er, doch viel weiter kam er nicht. Schweiß rann ihm über die Stirn und warmes Blut trat aus der Schusswunde aus und färbte das dunkle Shirt an dieser Stelle rot. Er schien bereits begriffen zu haben, dass ich die Wunde nicht durch das Shirt versorgen konnte, so unternahm er einen ungeschickten versuch das Shirt abzustreifen, jedoch ließ er kaum zwei Sekunden später den Arm stöhnend wieder sinken. Vorsichtig streifte ich das Oberteil beiseite, bis es endlich über den Kopf rutschte. Wir hatten in der Ausbildung gelernt wie man Schusswunden zu versorgen hatte, im Grunde dürfte das kein so großes Problem darstellen. Ich gab ihm kurz Bescheid „Ich suche nach einem erste Hilfe Kasten im unteren Stockwerk.“

Auf eine Antwort brauchte ich nicht zu warten, also sprintete ich die Treppen hinunter in das verlassene Bürogebäude, betend das sich hier irgendwo ein erste Hilfe Kasten finden ließe. Ich dursuchte alle Schränke wobei ich ein heilloses Chaos hinterließ, doch endlich wurde ich fündig. In einem kleinen Kämmerchen versteckte sich ein kleiner roter Kasten. Ich griff danach und rannte die Treppen wieder hinauf, so schnell ich konnte suchte ich die richtigen Dinge zusammen und legte sie bereit. Ich umklammerte eine kleine Pinzette und warnte ihn vor „Ich muss die Kugel rausholen.“

Er nickte nur kurz und ich reichte ihm ein kleines Tuch „Beiß da drauf.“

So vorsichtig wie möglich versuchte ich die Kugel zu finden, doch bereits bei der ersten Berührung gab er ein gequältes Aufstöhnen von sich. Zum Glück fand ich das Geschoss schnell, ich reinigte die Wunde und verband sie anschließend. Mehr konnte ich fürs erste nicht tun. Ich verbarrikadierte die Tür, den einzigen Zugang zu diesem Dach und ließ mich schließlich neben ihm nieder. Fürs erste würden wir hier oben hoffentlich sicher sein, wenn wir Glück hatten würden die Zombies nach einiger Zeit aufgeben und wir könnten das Gebäude lebend wieder verlassen. Während ich auf dem Rücken lag und in den Sternenhimmel blickte vernahm ich das schwere Atmen des schlafenden Kaydens neben mir, meine Augenlider wurden langsam schwer und auch ich glitt hinüber ins Land der Träume.

Als ich am nächsten Morgen wieder erwachte stapfte Kayden bereits vor mir auf und ab. Schließlich bemerkte er das ich nun ebenfalls wach war, er verlor keine Zeit und begann augenblicklich damit mich anzubrüllen „Was fällt dir eigentlich ein?! Das war das dümmste was jemals irgendjemand getan hat.“

Müde rieb ich mir den Schlafsand aus den Augen und beobachtete wie er aufgebracht mit seinen Armen herum fuchtelte „Du sagst den Soldaten dass du infizierte bist obwohl du es nicht bist? Was geht in deinem Kopf vor, das dir so eine Idee überhaupt einfällt, das ist…es ist…“, er suchte offensichtlich nach den richtigen Worten, doch schließlich gab er ein genervtes stöhnen von sich „Du hättest einfach mitfliegen sollen.“

„Dann wärst du jetzt tot.“, erinnerte ich ihn.

Er zog gleichgültig die Schultern hoch und streckte mir seinen rechten Arm entgegen „Die Verwandlung ist weiter vorangeschritten, in ein paar Tagen wird sie abgeschlossen sein. Vielleicht wäre der Tod ein gnädigeres Schicksal gewesen.“

Ich stand nun ebenfalls vom Boden auf und warf einen Blick auf seinen Arm, statt einer Hand mit Krallen hatte er nun eine Pfote und der restliche Arm begann sich in den Vorderlauf eines Wolfes zu verwandeln „Wie geht es deiner Schulter?“, fragte ich schließlich.

Er versuchte mit der Pfote den Verband auf der anderen Schulter zu entfernen, doch dabei fügte er sich nur weitere Kratzer mit seinen Krallen zu. Bevor er sich noch ernsthaft verletzen würde griff ich ein „Lass mich das machen.“

Widerwillig schüttelte er den Kopf „Ich brauche keine Hilfe.“

Das hielt mich jedoch nicht ab, ich schob seine Pfote beiseite und warnte ihn „Hör schon auf.“

Er gab ein leise knurren von sich, doch schließlich ließ er mich den Verband abnehmen, verwundert starrte ich die Stelle an, an welcher sich vor wenigen Stunden noch eine Kugel durch seine Haut gebohrt hatte. Die Stelle war vollkommen unversehrt, als wäre er nie verletzt worden. Fragend blickten wir uns an, als er schließlich schlussfolgerte „Vielleicht liegt das an der Mutation. Vane hat den Schwertstoß in sein Herz auch überlebt.“

Ich nickte nachdenklich „Anscheinend haben Mutanten die Fähigkeit schneller zu heilen.“

Das war uns neu, denn im Berg hatten wir uns nie wirklich mit Mutanten auseinander gesetzt, wir wurden lediglich dazu ausgebildet sie im Notfall zu töten. Schließlich stellte ich die Frage die mir schon so lange auf der Zunge lag „Wann ist es passiert?“, ich deutete auf seinen Arm um jeden Zweifel auszuräumen. „Nach dem Absturz, im Lager der Mutanten.“, gab er leise zu. Diese Antwort raubte mir für einen Moment den Atem. Wie lange lag das bereits zurück? Drei oder vier Tage? Er versuchte sich zu erklären „Es war nicht notwendig euch davon zu erzählen, es gibt kein Heilmittel.“

„Du wusstest die ganze Zeit das sie dich nicht mehr im Berg aufnehmen würden.“, kam es mir schlagartig in den Sinn. Er lachte verbittert „Ich hatte jedoch nicht geplant jemanden dort mit hinein zu ziehen.“, anklagend musterte er mich „Doch eine gewisse Person musste sich unbedingt einmischen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen entgegnete ich „Immerhin hatte ich einen Plan.“

„Einen unglaublich brillanten.“, sagte er mit einem unüberhörbaren sarkastischen Unterton.

„Das nächste Mal erschieß ich dich höchstpersönlich.“, giftete ich ihn an.

„Dann jag mir doch eine Kugel in den Kopf, dann muss ich dein Geschwafel wenigsten nicht länger ertragen.“, konterte er. 

„Mistkerl!“, knurrte ich ihn an, bevor ich ihm den Rücken zu kehrte und verschwand.

Wütend stürmte ich auf die Tür zu und entfernte die Barrikade, welche ich in der letzten Nacht errichtet hatte. Mittlerweile hatte ich die Nase gestrichen voll, immerhin wollte ich ihm nur helfen, das es nicht der beste Plan gewesen ist, war mir sehr wohl selbst bewusst. Ich machte mich auf den Weg zum Aufzug um den Schacht wieder hinunter zu klettern, wenn ich Glück hatte, würden sich die Zombies in der Zwischenzeit wieder verzogen haben. Schritt für Schritt stieg ich die einzelnen Sprossen hinunter und näherte mich langsam dem Erdgeschoss. Ich sparte mir die letzten Sprossen und sprang auf das Dach des Aufzuges, bevor ich hinein stieg ging ich auf Nummer sicher und warf einen Blick hinein. Er war leer. Ich schlängelte mich durch die enge Luke und schwang mich in den kleinen fahrbaren Raum. Zögernd starrte ich die große Metalltür vor mir an, sollten sich die Zombies immer noch in der Lobby befinden war ich geliefert. Dennoch wagte ich einen Versuch, ich strengte all meine Kräfte an und schaffte es schließlich die Aufzugtüren ein Stück zur Seite zu drücken. Den Atem anhaltend blinzelte ich durch den Spalt hindurch. Die Lobby war leer, die Zombies waren wirklich wieder verschwunden, also überwand ich mich und öffnete die Aufzugtüren weit genug um hindurch zu schlüpfen. Um nicht unvorbereitet in eine Horde der fleischfressenden Leichen zu laufen zog ich mein Schwert aus der Scheide und hielt es abwehrend vor mich, doch es blieb still. Auch als ich das Gebäude verlassen hatte konnte ich keinen einzigen Zombie entdecken, doch wie wir bereits am eigenen Leib erlebt hatten, konnte der erste Eindruck täuschen. Ich beschloss mich von den umstehenden Häusern und schattigen Ecken fernzuhalten und blieb vorerst in der Mitte der Straße, von dort aus hatte ich einen guten Überblick und niemand würde mich überraschen können. So bahnte ich mir einen Weg durch die Stadt, auch wenn ich nicht wirklich wusste was ich eigentlich vor hatte, alles woran ich denken konnte war, dass ich die Visage dieses eingebildeten Vollidioten eine Zeit lang nicht sehen wollte, also stampfte ich weiter durch die Stadt.

Plötzlich hörte ich das widerliche Lachen des Wildscheines, erschrocken drehte ich mich im Kreis und versuchte ihn auszumachen, doch er musste sich in irgendeinem der Häuser verstecken, so konnte ich ihn nicht entdecken. Das Lachen verstummte und er begann zu sprechen „Ganz alleine unterwegs? Sind deine Freund bereits den Zombies zum Opfer gefallen?“

Ich ging darauf gar nicht ein sondern forderte „Zeig dich du Feigling.“

Es geschah eine ganze Weile nichts, doch da hörte ich das Geräusch eines Pfeiles der die Luft durchschnitt, viel zu spät bemerkte ich ihn. Ich biss die Zähne zusammen um einen Schrei zu unterdrücken als der Pfeil sich in mein Bein bohrte. Unvermeidlich knickte ich ein und konnte mich gerade noch vor einem Sturz bewahren. Wieder lachte das Wildschwein „Wir werden sehen wie du dich ohne deine Freunde schlägst.“

Langsam stieg die blanke Panik in mir hoch. Vane war sicher nicht alleine und mit seiner gesamten Mutantentruppe würde ich es niemals aufnehmen können. Trotz alledem zog ich meine Pistole aus der Halterung und visierte die umliegenden Häuser an, auf der Suche nach den Mutanten. Wieder hörte ich das surren eines Pfeiles, doch dieses Mal warf ich mich flach auf den Boden, gerade noch rechtzeitig, denn kaum einen Augenblick später schoss der Pfeil über meinem Kopf hinweg. Ich sprang hoch und zielte in die Richtung aus der der Pfeil gekommen war, jetzt wusste ich zumindest wo sich der Schütze befand. Unscharf konnte ich einen Umriss hinter einem halb zerstörtem Fenster entdecken, ich visierte mein Ziel an und drückte ab. Der Mutant fiel vorn über, und verschwand aus meinem Blickfeld. Wieder ertönte die Stimme von Vane „Nicht übel, doch mit uns kannst du es alleine niemals aufnehmen.“

„Sie ist nicht allein.“, hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir.

Kayden baute sich neben mir auf, doch da hörte man bereits wieder die dreckige Lache des Wildschweines „Wie ich sehe zeigt der Biss nun endlich seine Wirkung.“

Aus Kaydens Kehle drang ein tiefes knurren, das mir Gänsehaut bescherte.

Vane fuhr weiter fort „Der große böse Wolf, das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Normalerweise verwandeln sich die Infizierten in das Tier das ihrem Charakter am ehesten entspricht, bei dir hätte ich nicht auf einen Wolf getippt.“

„Das Schwein passt ausgezeichnet zu dir.“, entgegnete Kayden.

Der Ton des Mutanten wurde härter „An deiner Stelle würde ich vorsichtig sein. Wildschweine gelten als sehr aggressive Tiere.“

Endlich traten die Mutanten in unser Blickfeld, sie hatten sich tatsächlich alle im selben Haus aufgehalten und jetzt bauten sie sich vor uns auf. Kayden zog nun ebenfalls sein Schwert „Könnt ihr eure Zeit nicht anders vertreiben als uns ständig zu verfolgen.“, maulte Kayden sie genervt an. Vane schenkte ihm ein diabolisches Grinsen „Wir nutzen jede Gelegenheit um ein bisschen Spaß zu haben, hier draußen kann es sehr schnell langweilig werden.“

Exakt in dem Moment als er diesen Satz ausgesprochen hatte, erwachten die Zombies wieder aus ihrem Halbschlaf und krochen aus ihren Verstecken heraus. Anscheinend waren sie durch unsere laute Unterhaltung auf uns aufmerksam geworden. Die Mutanten schienen für einen Moment abgelenkt zu sein, das war unsere Chance und diese ergriffen wir sogleich. Wir sprinteten los und verschwanden zwischen zwei Häusern, wir mussten ein paar Zombies ausweichen, doch sie wirkten ziemlich träge, somit konnten wir sie ohne größere Probleme umgehen. Wir liefen im Zickzack durch die Häuserreihen hindurch um unsere möglichen Verfolger in die Irre zu führen, doch es hatte den Anschein als würden sie uns nicht folgen. Plötzlich zerrte Kayden mich grob durch den Türstock eines Gebäudes und signalisierte mir leise zu sein. Wir knieten uns auf den staubigen Boden und spähten durch das verdreckte Fenster hinaus auf die Straße. Dort tummelten sich einige Zombies, doch diese wirkten anders als die vorherigen. Während die anderen eher müde gewirkt hatten, waren diese hell wach und ihre nervöse Art färbte langsam auf mich ab. Sie wirkten wir Raubtiere die gerade ihre Beute verloren hatten und nun kurz vor dem verhungern ein neues Opfer suchten. Plötzlich rissen sie gleichzeitig ihre Köpfe in die Höhe und blickten in eine Richtung. Mir rutschte bei diesem unheimlichen Anblick beinahe das Herz in die Hose. Es dauerte nicht lange bis wir erkannten was sie entdeckt hatten, die Mutanten waren in die Gruppe hinein gestolpert. Sie schienen ihren Fehler bemerkt zu haben und machten auf dem Absatz kehrt, doch es war bereits zu spät, die hungrige Meute verfolgte sie. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Straße gelehrt und nur eine unheimliche Stille war zurück geblieben. Wir wagten uns wieder auf die Straße und setzten unseren Weg in die entgegengesetzte Richtung fort. So arbeiteten wir uns langsam durch die Stadt hindurch, immer wieder mussten wir halt machen oder einen anderen Weg einschlagen, da eine Gruppe von Zombies uns den Weg versperrte. Langsam wurden meine Beine müde und die Wunde, die der Pfeil verursacht hatte, bereitete mir von Schritt zu Schritt größere Probleme. Ich humpelte über einen Felsen hinweg und konnte einen leisen Schmerzenslaut nicht unterbinden. Kayden hielt sofort inne und drehte sich zu mir um „Bist du verletz?“

„Nicht so schlimm.“, winkte ich ab, doch da saß er bereits vor mir und forderte mich mit einem Blick auf ihm die Wunde zu zeigen. Widerwillig zog ich die Hose ein Stück hoch um mein blutendes Bein zur Schau zu stellen. Kayden bedachte mich mit einem verärgerten Blick „Nicht so schlimm? Sieht aber anders aus.“

Er sah sich kurz um und beschloss schließlich „Wir suchen uns ein Versteck für die Nacht. Hier draußen sind wir ein zu leichtes Ziel.“

Er deutete auf ein verfallenes Haus „Das dort besitz einen Bunker.“

Fragend musterte ich ihn, doch ehe ich frage konnte woher er das wusste beantwortete er mir die Frage bereits „Meine Sinne haben sich verstärkt, ich kann den Bunker von hier aus sehen.“

Ich nickte nur kurz und humpelte los, in die Richtung in der sich das erwähnte Haus befand. Ich kam kaum einen Meter weit, ehe ich seine starken Hände an meiner Hüfte spürte, mit einer kurzen Bewegung, die ihm nicht einmal anzustrengen schein, hob er mich hoch und legte mich über seine Schulter. Sofort begann ich damit ihn anzumaulen „Lass mich runter, ich kann alleine laufen.“

Er lachte nur über meinen kleinen Wutausbruch „Du hast mir oft genug geholfen, es wird Zeit das ich mich revanchiere.“  

Das Gebäude war verlassen und der Bunker ließ sich leicht öffnen, es war eine einfache Klappe die im Boden einlassen war. Wir stiegen die Treppen hinunter und uns umgab absolute Finsternis. Kayden versicherte mir das er hier unten sehen konnte, was mich immerhin ein wenig beruhigte. Ich hörte wie er einige Meter entfernt von mir herumkramte, als er schließlich fand was er gesucht hatte kam er wieder zu mir zurück. Sanft strich er meine Hose nach oben, ich spürte wie er die Wunde vorsichtig säuberte und anschließend einen Verband anlegte. Als er fertig war hörte ich wie er sich neben mir nieder ließ. Hier im dunklen Bunker saßen wir also, an einer Mauer lehnend, während über uns Zombies ihr Unwesen trieben. Idyllisch. Wir schwiegen einige Zeit lang, als er plötzlich leise begann „Es tut mir leid was ich zu dir auf dem Dach gesagt habe. Es war nicht so gemeint.“

Ich blieb vorerst stumm, denn es schien so als hätte er noch etwas hinzu zufügen. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort „Ich wollte einfach niemanden mit hinein ziehen, es ist schließlich mein Problem.“

Ich ließ die Worte einen Moment lang sacken und realisiert, dass Kayden Griever sich gerade bei mir entschuldigt hatte, das war neu. Ich wusste nicht einmal das er zu so etwas im Stande war „Es war meine Entscheidung hier zu bleiben. Außerdem hätten sie dich erschossen und das ist definitiv mein Part, das lass ich mir nicht streitig machen.“, entgegnete ich witzelnd, in der Hoffnung er würde sich dadurch besser fühlen. Es schien zu funktionieren denn ich vernahm ein leises Lachen neben mir „Danke.“, flüsterte er mir schließlich zu.

 

Einige Stunden später erwachte ich wieder aus einem unruhigen Schlaf, der steinige Boden war alles andere als bequem gewesen und meine Knochen schmerzten. Im Bunker war es immer noch stockdunkel. Befand sich hier nirgendwo eine Taschenlampe oder wenigsten eine Schachtel Streichhölzer? Ich rieb mir den schmerzenden Hals und rappelte mich langsam vom Boden auf. Leise um ihn nicht zu wecken, sollte er noch schlafen, flüsterte ich seinen Namen „Kayden? Kayden bist du wach?“

Als Antwort ertönte ein markerschütterndes Knurren, erschrocken stolperte ich einige Schritte zurück. Mein Fuß verhakte sich irgendwo in der Dunkelheit und ich stürzte. Panisch kroch ich einige Meter zurück, etwas großes, nicht menschliches, befand sich mit uns im Raum und die Tatsache dass ich es nicht sehen konnte beruhigte mich nicht im Geringsten. Ich tastete den Boden nach meinen Waffen ab, doch die hatte ich, bevor ich eingeschlafen war, abgelegt und nun befanden sie sich außerhalb meiner Reichweite. Plötzlich landete etwas Kleines auf meinem Bauch, das rasselnde Geräusch kleiner Streichhölzer drang an mein Ohr. Erleichtert öffnete ich die kleine Schachtel und entzündete eines der kleinen Hölzchen. Sie spendete nicht sehr viel Licht, doch es reichte aus um zu erkennen was vor mir stand. Ein riesiger, pechschwarzer Wolf, er war so groß das er seinen Kopf einziehen musste um nicht an die Decke zu stoßen. Die große Schnauze und das Maul, gespickt mit schneeweißen, rasiermesserscharfen Reißzähnen, befand sich nur wenige Zentimeter von meinem Bein entfernt. Schwer atmend betrachtete ich das gigantische Tier, der Körper war schlank und elegant, doch trotz alledem schien er stark zu sein. Doch dann erblickte ich etwas das mich für einen Moment erstarren ließ. Seine Augen, sie funkelten in diesem unverkennbar schönem lila. „Kayden?“, stammelte ich ungläubig.

Ich beobachtet wie das mächtige Tier sich vor mir nieder ließ und mich mit seinen großen Augen anstarrte. Ich kniete mich vor ihn und betrachte den schönen Kopf des Wolfes. Er gab ein missmutiges Knurren von sich und ich versuchte ihn aufzumuntern „Du hättest es schlechter treffen könne, stell dir vor du hättest dich in ein Wildschwein verwandelt.“

Seine Lefzen zogen sich tatsächlich für einen Moment nach oben und ich musste ebenfalls schmunzeln. Ich wuschelte ihm durch das weiche Fell „Braver Junge.“, neckte ich ihn.

Er setzte einen Gesichtsausdruck auf der nichts Gutes verheißen konnte, noch ehe ich reagieren konnte sprang er auf und riss mich mit sich auf den Boden. Er machte es sich auf meinem Bauch gemütlich und drohte mich unter seinem Körpergewicht zu erdrücken. Hechelnd wandte er mir den Kopf zu während ich versuchte den Wolf von mir zu schieben. Irgendwann gab ich den Versuch auf „Ist ja gut. Du hast gewonnen.“

Zufrieden erhob er sich wieder und setze sich mir gegenüber hin. Die Schachtel Streichhölzer hatte ich in der Zwischenzeit beinahe vollkommen aufgebraucht, es wurde höchste Zeit, dass wir den Bunker verließen. Im Licht des letzten, brennenden Hölzchens sammelte ich meine Waffen ein und hing mir Kaydens Bogen mitsamt der Pfeil um die Schulter. Der große Wolf wartete bereits vor der Tür auf mich. Ich stemmte mich gegen die verrostete Bodenklappe um sie zu öffnen, schließlich schwang sie auf und das helle Tageslicht erwartet uns. Wir stiegen hinauf, ich verfiel einen Moment in Staunen als ich die volle Pracht des Wolfes zu Gesicht bekam, er war größer als er mir in der Dunkelheit des kleinen Bunkers vorgekommen war. Eines seiner kräftigen, jedoch schlanken Beine war beinahe so groß wie ich. Er setzte sich mir gegenüber hin und trotzdem musste ich meinen Kopf in den Nacken legen um zu ihm hinauf zu blicken. Er legte den Kopf schräg und blickte mich fragend an, ich schlug ihm vor „Wir sollten so schnell wie möglich weiter gehen und diese Stadt hinter uns lassen. Er nickte kurz zur Bestätigung und setzte sich in Bewegung. Vorsichtig traten wir ins Sonnenlicht hinaus, die Straße schien leer zu sein, so wagten wir uns weiter voran. Bis jetzt war niemand der Mutanten oder Zombies zu sehen. Wir gingen die von Geröll überflutete Straße entlang während ich auf jedes noch so kleine Geräusch achtete. Der Wald war bereits unübersichtlich gewesen, doch die Stadt stellt eine noch größere Gefahr dar, mit ihren labyrinthischen Straßen und den Häusern um uns herum. Die verfallenen Gebäude waren die größte Gefahr, darin konnte uns jeder unbemerkt beobachten, wie wir es den Tag zuvor bereits erlebt hatte. Mein Bein hatte sich einigermaßen erholt, es schmerzte nur noch ein wenig und hinderte mich kaum beim Gehen. So bahnten wir uns weiter unsern Weg hindurch durch die verlassenen Gassen. Es schien so, als würden die Zombies das Tageslicht weitgehend meiden, denn solange wir keine lauten Geräusche verursachten bekamen wir niemanden von ihnen zu Gesicht. Leider galt dies nicht für die Mutanten, wie sich in den folgenden Minuten wieder einmal zeigte. Wie aus dem Nichts segelten zwei Schlingen von den Dächern, zu unseren Seiten, auf uns nieder. Zu spät bemerkten wir die drohende Gefahr, die Schlingen legten sich um den Hals des Wolfes, ruckartig wurde an ihnen gezerrt, was Kayden die Luft abschnürte. Er fletschte die Zähne und knurrte die Angreifer an, während er versuchte die straffgezurrten Seile von seinen Hals abzustreifen. Schnell zog ich mein Schwert und ermahnte ihn „Halt still.“

Er schien zu ahnen was ich vorhatte und streckte seine Pfote nach mir aus. Ich kletterte darauf und mit einem kräftigen Schub seinerseits katapultierte er mich in die Luft hinauf. Mein Schwert durschnitt die Luft und ich durchtrennte die beiden Seile. Die Mutanten hatten das Monster in ihm geweckt, er stieß ein ohrenbetäubend lautes Heulen aus, ehe er mit einem Satz auf das erste Dach hinauf sprang. Ich konnte nicht sehen was dort vor sich ging, doch die Schreie des Mutanten sprachen für sich. Einen Augenblick später sprang er von der Dachkannte des einen Gebäudes ab und mit einem Satz überwand er den Abstand zwischen den gegenüberliegenden Häusern. Wieder waren Schreie zu hören, bevor plötzlich ein Mutant durch die Luft geschleudert wurde und auf die Straße zu segelte. Mit einem Hecksprung zur Seite konnte ich mich gerade noch davor retten nicht unter ihm begraben zu werden. Der Anblick war mehr als grausam, er war blutüberströmt und sein Bauch war aufgeschlitzt, ein leises Winseln war zu vernehmen. Kaum hatte ich mich wieder gefangen wurde der nächste Mutant über die Dachkante befördert, auch er krachte mit einem dumpfen Ton auf den steinigen Boden. Ich erkannte den Wildscheinkopf von Vane, doch auch er blutete aus unzähligen Wunden, ich entdeckte eine fürchterliche Bisswunde an seinem Hals. Erschrocken taumelte ich einen Schritt zurück als er plötzlich auf mich zu kroch, ich sah die Angst in seinen Augen als er zu mir aufsah und schwer atmend stammelte „Hilfe…Er…“

Weiter kam er jedoch nicht, denn in diesem Moment sprang der riesige Wolf wieder vom Dach, der Boden bebte als die gigantische Kreatur hinter Vane landete. Das Wildschwein wandte sich ihm zu, kroch jedoch rückwärts vor Kayden davon. Er versuchte verzweifelt den Wolf aufzuhalten, während das Biest mit bedrohlich langsamen Schritten auf ihn zuging. Blut tropfte ihm von den schneeweisen Zähnen und ein beängstigender Ausdruck lang in seinen dunklen, lila Augen. Dieser Anblick jagte mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter, er wirkte völlig verändert, wütend und mordsüchtig. Es war nicht mehr von dem zuvor so beindruckenden Tier zu erkennen, der Wolf der diese Mutanten blutrüstig zerfleischt hatte ähnelte viel mehr einer Bestie. Ich vernahm die wimmernde Stimme des Mutanten, der seinem Tod entgehen wollte „Bitte… Bitte tue das nicht. Wir lassen euch in Ruhe. Ich schwöre es!“

Seine Stimme begann bei diesen Worten zu zittern, so hatten wir den sonst so taffen Mutanten noch nie gesehen, nicht einmal bei den Monstern denen wir im Wald vor die Schnauze gelaufen waren. Kayden schien sich jedoch nicht abbringen zu lassen, er näherte sich Vane Schritt für Schritt. Vane unternahm einen weiteren Versuch ihn zu besänftigen „Wir beschaffen euch Vorräte, einen Geländewagen, wir eskortieren euch höchstpersönlich zum Berg zurück, nur verschone mich und meine Männer.“

Mir fiel erst jetzt auf, dass die restlichen Mutanten die Szene gebannt vom Rande der Straße aus beobachteten. Niemand wagte es einzugreifen, sie schienen panische Angst vor dem Wolf zu haben, doch wieso? Stelle sich mir die Frage, immerhin hatte er den Schwertstoß auch überlebt, war es möglich dass sie sich bei dem Biss dieses Wolfes, oder eines anderen Mutanten, nicht wieder heilen konnte? Ein lautes knurren ließ den Mutanten schließlich verstummen, aus dem Augenwinkel sah ich wie sich ein Mutant aus der Masse löste und auf uns zu rannte. Vorsichtshalber zog ich mein Schwert, doch er hatte nicht vor zu kämpfen, stattdessen stellte er sich zwischen Vane und den Wolf „Tue ihm nichts.“

Verwundert starrte ich den Leopardenmann an, er schien sich ernsthafte Sorgen um seinen Anführer zu machen und da er den Anfang gemacht hatte folgten schließlich die restlichen Mutanten und beschützten Vane. Der Leopard begann zu sprechen „Wir kennen eine Mutantengruppe nicht weit von hier, dort werden wir euch ein Fahrzeug besorgen. Wie Vane es bereits erwähnt hatte werden wir euch auch bis vors Tor bringen.“

Ich wäre definitiv dazu bereit dieses Angebot anzunehmen, es würde ewig dauern die Stadt und die drauf folgende Wüste zu durchqueren, da wäre ein Fahrzeug wünschenswert. Kayden schien das jedoch anders zu sehen, er holte mit seiner mächtigen Pranke aus und schleuderte zehn der Mutanten einfach beiseite, als wären es Fliegen. Vane hatte sich nun auf die Beine gekämpft und stellte sich dem Wolf entgegen, dieser knurrte ihn wütend an. Vane begann wieder zu sprechen „Ich weiß ich bin schuld daran und du hast allen Grund wütend zu sein, doch du wurdest nur gebissen und bist nicht bereits seit der Katastrophe in diesem Zustand, vielleicht ist es umkehrbar. Du kannst uns in dieser Gestallt töten, etwas ist anders bei dir als bei den übrigen von uns.“ Der Wolf gab ein weiteres wütendes knurren von sich, doch Vane fuhr unbeirrt fort „Wir können dich zu einer Heilerin bringen, sie ist die einzige die dir vielleicht noch helfen kann.“

Bei diesen Worten wurde ich hellhörig, vielleicht bot uns dieses Wildschwein, dass uns schon so viel Ärger eingebrockt hatte, wirklich einen Ausweg. Kayden machte Anstalten auf ihn los zu gehen, ich handelte schnell, sprang zwischen die Beiden und versuchte Kayden aufzuhalten „Warte! Das ist vielleicht unsere einzige Chance. Sollte sie dich heilen können, können wir alle zurück in den Berg. Er kann uns zu der Heilerin führen, einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“

Kayden schien meine Worte nicht wahrgenommen zu haben, erneut bleckte er seine Zähne und ein dunkles Knurren drang aus seiner Kehle. Fassungslos stolperte ich einige Schritte zurück und versuchte erneut zu ihm durchzudringen „Kayden? Kayden tue es nicht.“

Ich vernahm ein leises Fluchen hinter mir und blickte fragend zu Vane, der mir meine unausgesprochene Frage beantwortete „Er kann es nicht kontrollieren.“

„Wovon sprichst du?“, hakte ich nach.

„Es geschieht bei uns Mutanten auch von Zeit zu Zeit. In seinem Fall hat der Wolf die Kontrolle übernommen, er kann nicht mehr klar denken. Die Wut des Wolfes führt ihn.“

Ich blickte zurück zu Kayden, und schmerzlich wurde mir bewusst dass der Mutant recht haben musste. In diesen Augen war nichts mehr von Kayden zu erkennen. Das Blut tropfte immer noch aus seinem Maul und färbte die rasiermesserscharfen Zähne in ein dunkles Rot.  Ich versuchte ein letztes Mal ihn aufzuhalten „Kayden, konzentrier dich…“

Noch bevor ich den Satz beenden konnte durchdrang mich ein lähmender Schmerz, die scharfen Krallen seiner Pfote bohrten sich in meinen Bauch, die Wucht die in diesem Schlag lag schleuderte mich einige Meter zur Seite, dort landete ich mit einem schmerzhaftem Aufprall auf dem steinigen Boden. Ich legte meine Hand auf die Wunde an meinem Bauch und sofort war sie in warmes Blut getränkt. Schwer atmend versuchte ich einen Blick auf die Geschehnisse zu erhaschen, ich hoffte Kayden würde das Wildschwein nicht umbringen, im Moment war das die einzige Lösung die ich mir vorstellen konnte. Bei seinen Worten hatte ich Hoffnung geschöpft, doch noch nach Hause kommen zu können, doch diese wurde in den nächsten Sekunden zerstört. Verschwommen sah ich wie der Wolf zu einem Sprung ansetzte, die tödlichen Reißzähne schlossen sich um den Hals des Mutanten und er Biss zu. „Nein.“, hörte ich mich leise stammeln, doch die Welt um mich herum begann bereits unklar zu werden. Ich bemühte mich die Augen offen zu halten, doch es mochte mir nicht länger gelingen, um mich herum versank alles in einem undurchdringlichem Schwarz.

 

-Kayden-

Ich hörte das knacken brechender Knochen als meine Zähne sich um den Hals des Mutanten schlossen. Die letzten Minuten waren wie ein Film vor meinen Augen abgelaufen. Alles was ich gespürt hatte war diese unbändige Wut auf diesen Mann, derjenige der mir das angetan hatte, doch soweit wollte ich nicht gehen. Bereits als der Wolf in mir die ersten beiden Mutanten zerfleischt hatte flehte ich ihn an aufzuhören, doch dieser Körper verlangte danach seinen Blutdurst zu stillen, er wollte mehr, immer mehr. Das Angebot das Vane uns gemacht hatte, wäre möglicherweise unsere Rettung gewesen, doch ich hatte diese Chance zunichte gemacht. Mit diesem Biss hatte ich unser Schicksal besiegelt. Blitzartig schoss mir das Mädchen mit den roten Harren durch den Kopf, ich hatte sie verletzt, wo sie mir doch die ganze Zeit nur helfen wollte. Das ging zu weit, ich zwang den Wolf dazu sich zurück zu ziehen, er hatte genug Unheil angerichtet. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, ohne dass ein einziger Ton nach außen drang, doch ich spürte wie der Wolf tatsächlich zurück wich, er schien mir Platz zu machen. Ich fühlte wie sich etwas veränderte, meine Knochen schienen sich zu verformen und nahmen allmählich ihre ursprüngliche Form wieder an. Noch bevor ich begreifen konnte was geschehen war kniete ich schwer atmend auf dem blutbedecktem Boden. Ich hatte meine menschliche Gestalt zurück erlangt, wie war das möglich? Ich warf einen Blick um mich und sah in die Gesichter verunsicherter Mutanten. Sie spielten mit dem Gedanken sich mir zu näher, doch zögerten sichtlich. Das kümmerte mich im Moment jedoch nicht, ich sprang vom Boden hoch und stürzte auf Nilay zu. Dieser Körper fühlte sich plötzlich so anders an, schwächlich im Gegensatz zu der Gestalt des Wolfes. Endlich erreichte ich sie, mein Herz setzte aus und ich wagte kaum noch zu atmen. Was hatte ich nur angerichtet? Ihr Bauch war von meinen Krallen aufgeschlitzt worden und blutete unaufhörlich. Das würde ich mir nie verzeihen können. Sie wollte mir helfen und jetzt würde sie meinetwegen sterben, das konnte ich nicht zulassen. Ich wandte mich den Mutanten zu, bei meinen Tonfall zuckten sie kurz zusammen „Wie weit ist es zum Berg?!“

Sie antworteten mir nicht, also forderte ich erneut „Antwortet mir!“

Endlich trat ein Mann, der einem Leoparden glich hervor „Mit dem Auto, gut einen halben Tag, doch…“, er schien zu zögern „Als Wolf kommst du schneller voran, da du keine Felsbrocken umfahren müsstest und die Wüste ist auch mit einem Fahrzeug nur schwer zu durchqueren.“

Das würde zu lange dauern, die einzige Möglichkeit war es, sie als Wolf dorthin zu bringen. Doch was würde passieren wenn das Monster erneut die Kontrolle übernahm? Ich musste es trotzdem riskieren, sonst wäre für sie alles zu spät. Ich durfte keine Zeit mehr verschwenden. Ich versuchte den Wolf erneut herbei zu rufen und schließlich spürte ich wie es an meinen Knochen zehrte, sie veränderten sich wieder und die Reiszähne des Wolfes kamen zum Vorschein, es dauert nicht lange bis die Verwandlung schließlich abgeschlossen war. Provisorisch fertigte ich eine Art Trage an, um die Reise für Nilay so erträglich wie möglich zu gestalten. Sobald das erledigt war sprintete ich los. Die langen, kräftigen Beine trugen mich überraschend schnell voran und solange ich die Kontrolle nicht verlor, würde hoffentlich alles gut gehen. Mit großen Sätzen übersprang ich die Schutthaufen, die die Straße versperrte und schlängelte mich durch enge Gassen. Nach fast zwei Stunden entdeckte ich endlich das Ende der Stadt und somit den Anfang der Wüste. Ich beschleunigte mein Tempo, denn ich mochte mir nicht vorstellen was geschah wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde. Unter meinen Pfoten spürte ich endlich den warmen Wüstensand, doch hier kam ich nur beschwerlich voran, da meine Pfoten sich immer tiefer in den Sand gruben. Nach einer guten Stunde neigten sich meine Kräfte dem Ende, doch ich musste weiter. Sie hatte mir so oft geholfen, das hier musste ich tun. Ich zwang meine Beine dazu schneller zu laufen und mit großen Sätzen fegten wir über den Sand. Sie Sonne schien unerbittlich auf uns herab und machte die lange Strecke noch unerträglicher. So verging eine weitere Stunde in der ich mich durch den heißen Wüstensand quälte. Nilay gab kein Lebenszeichen mehr von sich, es durfte nicht zu spät sein. Trotz meiner schmerzende Bein und glühenden Pfoten legte ich noch einen Zahn zu. Weitere drei Stunden durch die Wüste ließen mich daran zweifeln, dass das hier noch gut auszugehen würde, doch endlich zeichneten sich die Umrisse des Berges am Horizont ab. Als ich nahe genug an den Toren war stieß ich ein lautes Heulen aus um die Wachen auf uns aufmerksam zu machen, hoffentlich würden sie allen Bescheid geben. Sie brauchte unbedingt einen Arzt und auf diese Art war die Chance am größten dass sich bereits einer am Tor befand. Ich überwand die letzten hundert Meter und mein Geheul hatte seine Wirkung gezeigt, es hatte den Anschein als hätte sich der gesamte Berg auf den Mauern versammelt. Die Waffen der Soldaten waren auf uns gerichtet, sie warteten nur noch auf einen Befehl. Ich erblickte Ben und Meral und sah wie sie sofort auf Gideon zustürmten und auf ihn einredeten. Das dürfte uns immerhin einige Minuten einbringen in denen keine Schüsse fielen. Doch da erkannte ich, dass Gideon den Kopf schüttelte. Mein bester Freund sah besorgt zu uns herunter, während wir weiter auf das Tor zu stürmten. Plötzlich verschwand er aus meinem Blickfeld und ebenso Meral. Unbeirrt rannte ich weiter. Nur noch ein paar Meter, dann würden sie mich hören können. Aus dem Augenwinkel erkannte ich wie zwei Personen den Berg durch den kleinen Nebeneingang verließen, der sich direkt neben dem Tor befand, er war schneller wieder zu schließen und wurde somit öfter genutzt als das große Tor. Erleichtert stellt ich fest das es Ben und Meral waren, ich hätte sie umarmen können als ich sah wie sie sich schützend zwischen uns und die Wachen stellten. Diese warteten nun auf einen Befehl von Gideon, welcher ihnen mit einer kurzen Handbewegung befahl die Waffen sinken zu lassen. Ich kam einige Meter vor den Beiden zu stehen, doch bei dem Anblick des Wolfes wichen auch sie ein kleines Stück zurück. So vorsichtig wie möglich legte ich Nilay behutsam am Boden ab. Meral stieß einen erschrockenen Schrei aus und ließ sich neben ihrer Freundin nieder. Panisch rief sie den Menschen auf dem Tor zu „Schickt einen Arzt! Sofort!“

Diese reagierten jedoch nicht, keiner bewegte sich auch nur einen Zentimeter. Ich erblickte Nilay`s Eltern, die Gideon ins Gewissen redeten, doch das ließ ihn kalt. Ben richtete nun ebenfalls sein Wort an den Anführer „Wenn sie nicht sofort einen Arzt bekommt wird sie sterben!“

Gideon deutet mit einem Kopfnicken auf mich „Solange der Mutant sich dort unten aufhält wird niemand mehr durch dieses Tor gehen.“

Ich wandte ihnen augenblicklich den Rücken zu um zu verschwinden, sie brauchte unbedingt einen Atzt, sie durften nicht länger warten. Doch die tiefe Stimme von Gideon hielt mich auf „Halt!“

Verwirrt blickten wir alle zu ihm hinauf, doch er wartete weiterhin ab. Ich startete einen neuen Versuch und drängte den Wolf zurück, es dauerte einen Moment, doch schließlich war meine Wolfgestallt wieder verschwunden. Ein wohlwissendes, dreckiges Grinsen schlich sich auf das Gesicht von Gideon, das war eindeutig, er wusste bereits dass ich mich zurück verwandeln konnte. Aber woher? Ich hatte nicht die Gelegenheit meine Gedanken weiter auszuführen, denn da sprach er bereits erneut „Nette Vorstellung. Doch auch davon habe ich nicht gesprochen.“

Er verschwendete keine weitere Zeit mit Wörtern sondern warf einen Gegenstand zu uns herunter. Mittlerweile hatte ich begriffen worauf er anspielte. Ben starrte zuerst auf die Handschellen und blaffte schließlich Gideon wütend an „Er hat sie hier her gebracht um ihr zu helfen und das soll sein Verdienst sein!? Wieso lassen sie ihn nicht einfach gehen?“

Gideon deutete auf die Handschellen „Kingsley. Sie übernehmen das.“

„Und um eines klar zu stellen.“, wandte er sich nun an mich „Sollten sie es in Betracht ziehen zu verschwinden, wird niemand ihrer Freund jemals wieder diesen Berg betreten.“

Um sein Argument zu verstärken richteten sich plötzlich alle Waffen auf uns und gewährten uns keinen Ausweg.  Ben machte einen weiteren Ansatz zum Protest doch da unterbrach ich ihn „Wir haben bereits zu viel Zeit verschwendet.“, mein Blick wanderte zu Nilay und anschließend wieder zu Ben. Dieser schüttelte nur den Kopf, doch meine Entscheidung war gefallen. Ich sank auf die Knie und legte die Hände auf meinen Hinterkopf. Ben und Meral starrten mich für einen Moment an, unschlüssig was sie als nächste tun sollten, ich nahm meinem Freund diese Entscheidung ab indem ich verlangte „Nun mach schon.“

Damit hatte ich ihn schließlich wachgerüttelt und er griff sich die Handschellen. Er fesselte meine Hände auf dem Rücken und zog mich vom Boden hoch „Tut mir leid.“, flüsterte er mir zu.

Meral unternahm einen Versuch ihre Freundin hoch zu heben, doch es gelang ihr nicht. Ben zog sie sanft vom Boden hoch „Lass mich das machen.“

Sie nickte aufgelöst ehe sie zu mir hinüber stolperte und mich langsam Richtung Tor schob. Ich spürte ihren Atem im Nacken als sie mir mit zitternder Stimme zu flüsterte „Danke.“

-Nilay-

Laute Stimmen hatten mich wachgerüttelt, doch meine Welt schwankte. Es dauerte einen Moment bis ich begriff dass ich getragen wurde. Vor mir erkannte ich die Umrisse zweier Personen, ich blickte zu demjenigen hinauf die mich trug, es war Ben. Ich war mir nicht sicher ob meine Stimme kräftig genug war als ich fragte „Kayden?“

Doch Ben sah zu mir herunter, also hatte er mich verstanden „Alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er mich, doch etwas an seiner Stimme ließ mich daran zweifeln. Mein Blick schweifte noch einmal zu den beiden Personen vor uns, Meral und Kayden, wie ich nun erkannte. Doch wie war es möglich das Kayden kein Wolf mehr war, was war geschehen? Ich unternahm einen weiteren Versuch zu sprechen „Wie..?“

Nun waren auch die anderen beiden auf mich aufmerksam geworden und drehte sich zu uns um. Augenblicklich stand Kayden vor mir und seine lila Augen funkelten mich an. Leise drang seine Stimme an mein Ohr „Ich wollte das nicht Nilay, es tut mir so leid.“, zum ersten Mal sah ich wie dem taffen Kerl vor mir eine Träne über die Wange rollte. Mühsam hob ich meinen Arm und strich sie ihm sanft von der Wange „Alles in Ordnung.“, versicherte ich ihm.

Ich nahm war, dass er noch irgendetwas sagte, doch da wurde es erneut schwarz um mich herum, ich verlor das Bewusstsein.

 

In meine Nase drang ein unverkennbarer Geruch, ich musste mich auf der Krankenstation befinden. Langsam erlangte ich mein Bewusstsein zurück und öffnete vorsichtig die Augen. Das grelle Licht einer Lampe blendete mich, schützend hielt ich meine Hand vors Gesicht. Eine piepsige Stimme ertönte direkt neben mir „Nilay. Du bist wach.“, verkündete Meral erfreut. Sofort sprang sie von ihrem Sessel auf und fiel mir um den Hals, ich erwiderte diese Geste sofort. Endlich befanden wir uns alle wieder im Berg, es war wirklich vorbei. Erst als Meral mich wieder los ließ wagte ich es die Frage zu stellen die mir keine Ruhe ließ „Was ist passiert?“

Meral schien zu zögern, mir wurde bewusst dass sie nicht darüber sprechen wollte. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken, war es so schlimm? Ich konnte mich an kaum etwas erinnern, das letzte Bild das ich vor Augen hatte, war wie wir zu viert durch das Tor gegangen waren. „Kayden?“, kam es mir blitzartig in den Sinn. Meral drückte meine Hand bestärkend und ich setzte mich im Bett auf, ihr Verhalten konnte nichts Gutes bedeuten. Ernst blickte ich sie an „Was ist passiert?“, widerholte ich mich, dieses Mal in einem Ton der keine Widerworte erlaubte. Meral öffnete den Mund und wollte gerade beginnen zu erzählen, als plötzlich die Tür aufflog und ein mies gelaunter, vor sich hin maulender, Ben ins Zimmer trat „Sie lassen uns immer noch nicht zu ihm.“, gab er gereizt von sich. Als er mich erblickte verstummte er jedoch sofort, kaum einen Augenblick später lag auch er mir um den Hals „Ich bin froh das es dir gut geht.“

Kaum hatte er mich wider losgelassen kam ich auf das ursprüngliche Thema zurück „Erzählt mir endlich was passiert ist.“, drängte ich sie.

Meral machte eine eindeutige Geste und lastete Ben diese Aufgabe damit auf. Er nickte kurz und begann endlich zu erzählen. Entgeistert lauschte ich seinen Worten, bis er damit aufhörte wo auch mein Gedächtnis aussetzte, bei dem Moment als wir durch das Tor traten. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen bevor ich fragte „Wo ist er jetzt?“

Aus dem Augenwinkel sah ich wie Meral den Kopf schüttelte, doch ich warnte die beiden bereits vor „Wehe ihr erzählt mir nicht absolut alles!“

Ben gab schließlich nach „Als wir durch das Tor gegangen sind haben sie ihn sofort weggeschleift. Seit dem versuchen wir irgendetwas heraus zu finden, doch sie lassen uns nicht zu ihm.“

Diese Antwort verwirrte mich ein wenig „Was meinst du damit? Die Zellen werden nie so streng bewacht.“

„Dort ist er nicht.“, klärte Ben mich auf „Der Vorfall liegt bereits eine Woche zurück, es wäre gut möglich das Gideon…“, er führte seinen Gedanken nicht weiter aus, doch wir alle wussten worauf er hinaus wollte. Da kam mir erst in den Sinn was er gesagt hatte „Eine Woche?“, brachte ich stotternd hervor. Das war zu lange, ich wollte mir gar nicht vorstellen was in der Zwischenzeit alles passiert sein könnte. Ich warf meine Decke zur Seite und schwang meine Beine aus dem Bett, sofort durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Um meinen Bauch wickelte sich ein dicker Verband, wage erinnerte ich mich an die Einschnitte der Krallen, doch darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen. Ben stellte sich mir sofort in den Weg, doch ich giftete ihn nur an „Geh mir aus dem Weg.“

Er hielt mich vorsichtig an den Schultern auf „Du musst dich ausruhen.“

Ich schüttelte den Kopf „Nein. Ich gehe ihn suchen.“

„Wir haben bereits alles abgesucht.“, entgegnet er.

„Ich kenne jemanden der vielleicht weiß wo er ist.“, informierte ich sie knapp. Ich drückte mich an Ben vorbei und er hielt mich nicht mehr auf. Die beiden folgten mir als ich mir einen Weg durch die Gänge bahnte. Endlich erreichten wir unser Ziel, meine Wohnung. Ich stürzte hinein und traf auf meine verwunderten Eltern. Ich wollte keine Zeit verschwenden und sprach sofort meinen Dad an „Du hast mir einst von dem versteckten Raum unter Gideons Büro erzählt, welches du kennen musstest als du als sein Leibwächter eingeteilt warst.“

Er nickte kurz „Worauf willst du hinaus?“

Doch eine Sekunde später ging ihm ein Licht auf, hektisch sprang er von seinem Stuhl auf „Du denkst..?“

Nachdenklich rieb er sich das Kinn und deutete auf Ben „Dein Freund hat sich bereits bei fast allen Wache durchgefragt wo der Junge sich befindet, das wäre die einzige Möglichkeit, da diesen Raum nur sehr wenige kennen.“

Er fügte jedoch noch hinzu „Es ist eine Weile her seit ich sein Leibwächter war, es könnte sein das er den Eingang verändert hat.“

„Einen Versuch ist es wert.“, schoss es aus mir heraus. Mein Dad nickte „Ich hole meine Waffe.“

Während mein Vater im Nebenzimmer verschwand stürmte meine Mutter auf mich zu und fiel mir um den Hals „Bin ich froh das es dir wieder gut geht.“

Ich erwiderte die herzliche Geste. Schließlich trat mein Vater wieder ins Zimmer „Gideon hat im Moment eine Ratssitzung. Wenn wir unbemerkt dort hinein kommen wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.“

Wir stürmten hinaus und die Tür fiel hinter uns ins Schloss. Mein Vater übernahm die Führung, die Gänge waren verlassen, da es bereits ziemlich spät war. Ohne Probleme erreichten wir das Büro von Gideon, nun standen wir vor einer verschlossenen Tür, doch Ben hatte wie immer mal wieder einen Plan. Er schob uns zur Seite und machte sich mit einer von Merals Haarklammern am Schloss zu schaffen. Kurze Zeit später sprang es tatsächlich auf, ich klopfte ihm auf die Schulter „Gut gemacht.“

Mein Vater durchquerte den Raum und tastete nach einem Mechanismus, der sich anscheinend in einem alten Gemälde verstecken musste.

Wir staunten nicht schlecht, als sich plötzlich die halbe Rückwand des Raumes verschob und ein dunkler Gang erschien. Mein Vater winkte uns zu sich „Geht schon. Ich werde hier wache stehen sollte jemand hier auftauchen. Dort unten war ich selbst noch nicht, also wäre ich euch sowieso keine große Hilfe.“

Er drückte mir seine Waffe in die Hand und machte uns den Weg frei „Viel Glück.“, wünschte er uns bevor wir in dem dunklen Gang verschwanden.

Unsere Schritte hallten von den Wänden wieder während wir den schmalen Gang entlang rannten. Er schien nie ein Ende zu nehmen, links uns rechte war nur eine glatte Felswand, an keiner einzigen Tür waren wir bis jetzt vorbei gekommen. Doch endlich konnte ich eine Tür erkennen, sie war nicht verschlossen. Anscheinend ging Gideon davon aus das sich hierher niemand verirrte. Glück für uns. Wir traten hindurch und befanden uns plötzlich inmitten einer riesigen Anlange. Kreisförmig waren an den Wänden Zellen angebracht, welche durch Glas vom restlichen Raum abgetrennt wurden. Das innere der Zellen ließ mich erschaudern, es waren Mutanten, doch ihr Zustand war schrecklich. Sie bluteten, hatten schlimme Wunden oder waren verstümmelt worden. Ich hörte wie Ben einen leisen Fluch ausstieß „Was treiben die hier unten?“, stellte er die Frage in den Raum. Doch ich war mir sicher dass wir die Antwort darauf nicht wissen wollten. Trotzdem fuhr er fort, er kramte an einem Schreibtisch und hielt schließlich ein Blatt Papier in die Höhe „Sie führen hier Versuche mit Mutanten durch, wie es den Anschein hat.“, er machte einen kurze Pause „Doch so wie das hier aussieht haben sie absichtlich Menschen infiziert.“

Entsetzt blickten wir zu Ben hinüber, doch er schien recht zu haben. Er reichte uns die Dokumente und die Aktenschränke waren voll mit Unterlagen von Tests mit Mutanten und Menschen. Ich begann die Aktenschränke zu durchwühlen „Sucht nach Kayden.“, erinnerte ich sie. Die Aktenschränke schienen nach dem Alphabet geordnet zu sein. A, B, C, D, E, F,G, endlich. Ich durchsuchte das Fach nach dem Namen Griever, bis ich endlich fündig wurde. Ich riss die Akte heraus und warf sie vor den andere auf den Tisch „Vielleicht steht dort wo er sich befindet.“

Ben, Meral und ich blätterten die gesamte Akte durch um einen Hinweis darauf zu finden wo er sein könnte. Plötzlich deutete Meral auf eine Nummer „Zelle 110.“, weißte sie uns darauf hin. Ohne Zeit zu verlieren rannten wir los, doch wir hatten nicht bedacht, dass sich hier unten möglichweiße noch Wachen aufhielten, womit wir einer Wachpatrouille direkt in die Arme liefen. Unser Glück war, dass er genauso überrascht war wie wir. Noch bevor er fähig war sich zu verteidigen hatten wir ihn ausgeknockt und stürmten weiter, doch dieses Mal vorsichtiger. Wir befanden uns erst bei Nummer 55, einige hatten wir noch vor uns. Der Anblick der sich uns in den Zellen bot wurde von Meter zu Meter schlimmer, ich wagte nicht einmal mehr hinein zu blicken, zu schrecklich war es sich vorzustellen was wohl mit ihnen geschehen war. Immer größer wurde die Angst in mir, ob Kayden wohl dasselbe widerfahren war, der Gedanke daran beschleunigte meinen Schritt und Ben und Meral hetzten hinter mir her. Endlich kamen wir unserem Ziel näher, nur noch drei Zellen, dann würden wir die Nummer 110 erreichen. Ich wappnete mich für den Anblick, als wir schließlich vor der Zelle zum Stehen kamen. „Nein!“, entkam es meiner Kehle. Ben und Meral starrten regungslos auf die Zelle, sie war leer. Der Boden schimmert rot von dem ganzen Blut, selbst die Wände hatten einiges abbekommen. Verzweifelt fiel ich auf die Knie „Wir kommen zu spät.“, presste ich den Tränen nahe hervor.

Meral legte mir ihren Arm um die Schulter und half mir vom Boden hoch. Tröstend schloss sie mich in die Arme. Ben schien es noch nicht fassen zu können, immer noch starrte er mit leerem Gesichtsausdruck auf die Zelle. Meral strich ihm schließlich sanft über den Arm und drückte seine Hand. Sein Blick senkte sich und schließlich schloss sie ihre Arme ebenfalls tröstend um ihn. Ich wollte es nicht wahrhaben, wir waren zu spät gekommen. Nach allem was wir dort draußen durchgemacht hatten, war es ausgerechnet hier im Berg passiert. Eine tiefe Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken „Sucht ihr den Wolfsjungen?“

Ich suchte nach dem Ursprung der Stimme und blickte schließlich in die Zelle direkt daneben. Ein Mann, der einem Hund sehr ähnelte, hatte diese Frage gestellt. Ich ging einen Schritt zu ihm hinüber und nickte „Weißt du was mit ihm passiert ist?“

„Sie haben ihn vor ungefähr einer Stunde mitgenommen, da er ein Blutbad in seiner Zelle veranstaltet hatte als die Wachen hinein getreten sind, wollten sie ihn wo anders unterbringen.“, antwortete er mir.

Mir fiel ein Stein vom Herzen, es war nicht sein Blut und er war auch nicht tot. Ich fragte weiter „Weißt du wohin sie ihn gebracht haben?“

Er nickte, doch in seinem Blick lag ein Ausdruck der mir Unbehagen bereitet „Ins Labor. Ihr solltet euch beeilen wenn ihr ihn noch retten wollt. Von dort ist noch niemand wieder zurückgekehrt.“

„Wo befindet es sich?“, fragte ich hektisch.

„Im untersten Stock, dort gibt es nur diesen Raum ihr könnt ihn nicht verfehlen.“

Ich bedankte mich bei dem Mann und im nächsten Moment sprinteten wir die Treppen hinunter. Das letzte Stockwerk schien nie kommen zu wollen, endloslange liefen wir diese Wendeltreppe hinunter, sie befand sich mitten im Raum, während um uns herum die Zellen im Kreis verliefen. Endlich sahen wir den Boden näher kommen und ließen die letzten Treppen hinter uns. Plötzlich hörten wir laute Stimmen und sie kamen immer näher, gerade noch rechtzeitig sprangen wir hinter eine Ecke um von den Soldaten nicht entdeckt zu werden. Ich hörte wie sie laut lachten und eine Stimme stach heraus „Da wird er so schnell nicht wieder heraus kommen. Gideon wird sich um ihm kümmern, sobald die Ratssitzung zu Ende ist.“

Die Männer brachen erneut in schallendes Gelächter aus „Der kleine Wolf tut mir jetzt schon leid.“, ergänzte einer verächtlich.

Ich spürte wie Ben sich neben mir anspannte und erinnerte ihn vorsichtshalber „Sie sind es nicht wert.“

Er verfolgte die Männer weiterhin mit einem tödlichen Blick, doch er blieb ruhig. Wir warteten ab, bis sie schließlich verschwunden waren und wagten uns nun wieder hervor. Wir schlugen den Weg ein, aus dem die Wachen gerade gekommen waren, welcher an einer weiteren Tür endete. Dieses Mal war sie jedoch verschlossen, somit musste Ben wieder zu seinem Haarklammertrick greifen. Diese Tür war hartnäckiger und es kostet ihn einige Minuten um sie zu öffnen, doch schließlich gab auch sie nach und wir traten ein. Das Licht war jedoch abgeschaltet womit wir nicht wussten was uns erwarten würde. Vorsichtshalber zog ich meine Waffe und richtete sie auf die Dunkelheit, während Ben nach dem Lichtschalter tastete. Ein leises Klicken ertönte und der Raum wurde langsam hell. Er wirkte wirklich wie ein Labor, an den Wänden standen weiße Schränke, auf einigen Tischen befanden sich kleine Gläser, mit einer undefinierbaren Flüssigkeit darin, im Großen und Ganzen ein Labor, doch das was hier erforscht wurde, war sicher nicht legal. Der Raum endete mit einer großen Glaswand, hinter welcher sich ein weiterer Raum verbarg, dieser Raum wirkte wie ein Verhörzimmer in einer der vielen CSI Serien. Doch das was sich hinter dieser Glaswand befand ließ mein Herz für einen Moment stehen bleiben. Endlich hatten wir ihn gefunden, doch er sah schlimmer aus als ich vermutet hatte. Ich drückte meine Waffe Meral in die Hand und stürmte in das Zimmer hinein.

Kayden lag zusammengekauert in einer Ecke des Raumes, seine Handgelenke waren mit Eisenketten an die Wand gefesselt. Das Blut das aus den Wunden in seinen Gesicht austrat hatte bereits seine Haare rot eingefärbt und sein Oberkörper war übersäht mit Blutergüssen und blauen Flecken. Ich viel neben ihm auf die Knie und legte seinen Kopf vorsichtig in meinen Schoß. Sanft strich ich ihm über die Wange „Kayden?“

Er reagierte auf meine Stimme, immerhin konnte er mich hören, er versuchte seine Augen zu öffnen doch es fiel ihm sichtlich schwer.

„Alles wird gut.“, versicherte ich ihm „Wir holen dich hier raus.“

Ben setzte sich neben uns und machte sich an den Schlössern der Fesseln zu schaffen, es dauerte zwar einen Moment, aber schließlich sprangen sie mit einem leisen klicken auf.

Langsam brachte Kayden die Kraft auf um seine Augen zu öffnen. Diese lila Diamanten blickten zu mir auf doch der Glanz, der immer in ihnen lag, war verfolgen. Sie fixierten mich müde und kraftlos ehe ein kurzes Lächeln über sein Gesicht huschte „Du lebst.“, brachte er leise hervor. Ich musste ein schluchzen zurück halten, als er weiter sprach „Es tut mir leid, ich wollte nicht....“, seine Stimme wurde kraftlos und er verstummte.

Jetzt konnte ich nur noch nicken, während ich versuchte die Tränen zurück zu halten „Wieso hast du das zugelassen? Du hättest gehen sollen als du noch die Chance dazu hattest.“

Er schüttelte nur den Kopf  „Dann wärst du gestorben.“

Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten, ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Meine Wut gegen Gideon steigerte sich von Sekunde zu Sekunde, für das was er ihm angetan hatte würde Gideon bezahlen. Ich spürte Bens Hand auf meiner Schulter „Wir sollten von hier verschwinden, die Ratssitzung wird bald zu Ende sein.“

„Wen haben wir denn hier?“, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme von der Tür. Erschrocken wendeten wir uns der Geräuschquelle zu und erblickten Gideon, der mit einem dreckigen Grinsen im Türrahmen stand. Hinter ihm bauten sich ein dutzend Soldaten auf und formten eine undurchdringliche Mauer. Gideon trat zu uns in den Raum und ich spürte wie sich Kaydens Griff um meine Hand verstärkte. Mithilfe von Ben stemmten wir ihn auf die Bein und stützen ihn zwischen uns. Er konnte kaum aus eigener Kraft stehen, so lag sein Gewischt schwer auf unseren Schultern. Meral stellte sich inzwischen neben uns und richtete die Waffe auf Gideon. Diesen schien das nicht im geringsten einzuschüchtern. Belustigt musterte er uns „Dachtet ihr wirklich dass ihr hier unten unbemerkt eindringen könnt?“

„Das was sie hier veranstalten ist unmenschlich.“, giftete ich ihn an.

Er lachte wieder nur „Das ist mir bewusst. Deshalb führen wir all unsere Tests an Mutanten durch. Wir wollen dich nicht dafür verantwortlich sein dass die menschliche Rasse ausstirbt.“

In mir stieg der Drang diesem Widerling die Visage zu polieren, wie lange betrieb er das hier unten bereits? Niemand hatte eine Ahnung dass dieses Labor überhaupt existierte.

„Was wollen sie von den Mutanten?“, hakte ich nach.

„Ihr Blut, ihr Knochenmark, ihre Kraft, einfach alles.“, er machte eine kurze Pause „Wenn wir so etwas wie er es ist.“, dabei deute er mit einem Kopfnicken auf Kayden „erschaffen könnten, müssten wir uns nicht mehr in diesem Berg verstecken, die Welt dort draußen stünde uns wieder zur Verfügung, denn endlich wären wir mit ihnen gleichgestellt.“

Ich wusste noch nicht genau was er damit andeuten wollte, doch er fuhr sowieso im nächsten Augenblick fort „Er kann sich verwandeln, das versuchen wir bereits seit Jahren zu erschaffen. Wir würden menschlich bleiben, doch uns stünde die Kraft eines Mutanten zur Verfügung sollte es zu einem Kampf kommen.“

Seit Jahren. Diese beiden Worte spukten in meinem Kopf herum, ich mochte mir nicht vorstellen wie viele Mutanten hier bereits ihr Leben gelassen hatten. Womöglich war das der einzige Grund warum die Mutanten uns immer wieder angriffen, aus ihren Reihen verschwanden immer mehr Leute und sie mussten sich zusammen gereimt haben was hier im Berg vor sich ging.

„Du hast diesen Krieg angezettelt. Nur deinetwegen sind uns die Mutanten feindlich gesinnt.“, warf ich ihm an den Kopf. Wieder ertönte dieses dreckige Lachen „Und wenn schon. Sie sind eine Plage die beseitig werden muss. So wandeln immerhin ein paar Weniger dieser Monster auf unsere Erde.“

Ich konnte nicht fassen, was für einen Hass dieser Mann gegen die Mutanten in sich trug „Nur weil wir das Glück hatten von der Katastrophe verschont geblieben zu sein bedeutet das noch lange nicht das sie es nicht verdient haben zu leben.“

„Oh doch, genau das bedeutet es. Sie sind wertlos, entbehrlich. Begreife es endlich Mädchen.“, entgegnete er kalt.

Ich wusste nicht mehr was ich diesem kaltherzigen Mann entgegenbringen konnte, er war felsenfest überzeugt von dem was er tat. „Da ihr nun in die Geheimnisse hier unten eingeweiht seid können wir euch leider nicht mehr gehen lassen.“, fuhr er schließlich fort.

Jetzt schien er auch Meral an ihre Grenzen getrieben zu haben, sie richtet ihre Waffe auf ihn und entsicherte sie „Gehen sie uns sofort aus dem Weg! Sie haben genug angerichtet!“

Er zog unbeeindruckt die Augenbraue hoch und gab mit einer kurzen Handbewegung den Soldaten ein Zeichen. Sie stürmten an ihm vorbei, die zwölf Soldaten bauten sich vor uns auf, die Läufe ihrer Waffen richteten sich auf uns. Jetzt begann auch Meral zu zögern und flüsterte uns fragend zu „Hat irgendjemand einen Plan?“

Bevor wir ihr antworten konnten riss Gideon wieder das Wort an sich „Macht es euch nicht unnötig schwer. Ergebt euch einfach und keiner wird verletzt.“

Keiner von uns rührte sich vom Fleck, dass wiederum, belustigte Gideon erneut. Diabolisch grinsend gab er seinen Soldaten Anweisungen „Holt euch den Mutanten, erschießt die restlichen falls es notwendig ist.“

Die Männer verloren keine Zeit und näherten sich uns Schritt für Schritt, der erste schlug Meral die Waffe aus der Hand noch bevor sie einen einzigen Schuss abfeuern konnte. Ben und ich setzten Kayden vorsichtig am Boden ab, wo er sich erschöpft gegen die Wand lehnte. Kaum hatten wir uns den Soldaten zugewandt standen die ersten vor uns, ich griff nach dem Lauf des Soldaten und riss ihn mit einem starken Ruck nach oben, das hatte den Mann sichtlich überrascht den seine Waffe krachte ihm schmerzhaft ins Gesicht. Er taumelte ein paar Schritte zurück, das war meine Chance, ich griff erneut nach der Waffe und entriss sie seinen Händen. Ich warnte die Soldaten „Keinen Schritt weiter!“

Sie blieben stehen und warteten auf weitere Befehle von Gideon, denn nicht nur ich war an eine Waffe gelangt, Ben und Meral hatten es ebenfalls geschafft einen Soldaten zu entwaffnet, somit waren nur noch neun Läufe auf uns gerichtete, immerhin ein kleiner Erfolg. Gideon schüttelte den Kopf „Damit habt ihr euer Todesurteil unterzeichnet.“ Ein kurzer Wink mit dem Finger erlaubte den Soldaten fortzufahren „Erschießt sie.“

Wir machten uns auf ein Gefecht bereit, doch bevor irgendjemand den Abzug seiner Waffe betätigen konnte erfüllte ein tiefes Knurren den Raum. Ich hörte das laute knacken brechender Knochen und als ich mich umgedreht hatte lehnte Kayden nicht mehr an der Wand, sondern ein riesiger, pechschwarzer Wolf stand an dieser Stelle. Er fletschte die Zähne und ein weiteres bedrohliches Knurren ließ die Soldaten zurück weichen. Ben, Meral und ich gingen dem Wolf aus dem Weg indem wir uns gegen die Wand pressten. Das gigantische Tier machte einen Satz und noch bevor der erste Soldat es verhindern konnte war es um ihn geschehen. Die scharfen Krallen des Wolfes schlitzten den nächsten auf, er fiel vor Schmerzen schreiend zu Boden. Nun fielen die ersten Schüsse, wir gingen in Deckung um nicht getroffen zu werden, während Kayden den Männern mit schnellen Bewegungen entging. Erneut ertönt das Geräusch brechender Knochen, als der Wolf die Wirbelsäule eines Soldaten mit seinem kräftigen Kiefer durchtrennte. Ich erhaschte einen Blick auf Gideon, ihm stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Während der Wolf ein Blutbad anrichtete und nach und nach jeden einzelnen Soldaten hinrichtete stolperte Gideon langsam rückwärts, hinaus aus dem Raum. Wir hatten mittlerweile den Blick von diesem schrecklichen Schauspiel abgewandt, doch die Schreie der Männer drangen ohne Unterlass an mein Ohr. Ich öffnete meine Augen wieder als der letzte Schrei verstummte. Der Wolf stand schwer atmend und auf wackligen Beinen mitten im Raum, das Blut tropfte ihm aus dem Maul. Seine Kraft schien ihn verlassen zu haben, denn seine Muskeln zitterten bereits unter dem Gewicht seines Körpers. Plötzlich registrierten seine Ohren ein leises Geräusch, Gideon war bei dem Versuch den Raum unbemerkt zu verlassen gegen ein Regal gestoßen. Sofort war der Wolf wieder hellwach, mit einem Satz sprintete er durch den ersten Türrahmen hindurch und stand im Labor. Keinen Meter mehr entfernt von Gideon, welcher nun eine gleichgültige Maske aufzusetzen versuchte, doch die Angst ließ sich dahinter nicht verbergen. Wieder fletschte der Wolf bedrohlich die Zähne und seiner Kehle entkam ein tiefes Knurren. Es herrschte Totenstille, das einzige Geräusch, das zu hören war, war das leise Tropfen des Blutes welches von den schneeweißen Zähnen des Wolfes rann. Ben riss mich aus meiner Starre indem er mich grob am Arm stieß „Ihn umzubringen ist der falsche Weg, wir sollten ihn aufhalten.“

Ich nickte nur kurz, doch ehe wir zwischen die beiden gehen konnten holte der Wolf mit seiner mächtigen Pranke aus und schleuderte Gideon gegen die Glaswand hinter welcher wir uns immer noch befanden, er blieb regungslos liegen. Wir zuckten alle erschrocken zusammen, doch dann sprang ich schließlich auf und stürmte in den anderen Raum hinüber „Kayden hör auf!“, versuchte ich ihn aufzuhalten. Ben und Meral stellten sich hinter mich, nun hatten wir Kaydens Aufmerksamkeit, doch das was ich in seinen Augen sah, jagte mir einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Er war nicht mehr Kayden, wie bereits in der Stadt hatte der Wolf die Kontrolle übernommen, in seinen Augen lag wieder diese Mordlust, diese unbändige Wut. Der Wolf wandte sich uns zu und näherte sich uns mit bedrohlich langsamen Schritten. Ich streckte meine Arme aus und drängte Ben und Meral ein Stück zurück. Ich spürte Bens Hand auf meiner Schulter „Was ist los?“, fragte er leise.

„Er kann es nicht kontrollieren.“, gab ich ihm die Antwort, die mir selbst den Atem raubte.

„Zurück in den Raum.“, flüsterte ich den Beiden zu. Rückwerst bewegten wir uns Schritt für Schritt zurück in den Raum, doch ich hatte einen anderen Plan. Als die beiden durch den Türrahmen getreten waren drehte ich mich um und schloss die Tür, bevor sie etwas dagegen unternehmen konnte drehte ich den Schlüssel im Schloss. Meral klopft wütend gegen die Tür „Mach die Tür wieder auf!“

„Was hast du vor?!“, mischte sich nun auch Ben ein, doch ich schenkte den beiden keine Beachtung, sie waren hinter der Glaswand in Sicherheit und das war alles was im Moment zählte. Ich kehrte ihnen den Rücken zu und blickte dem Wolf in die lilafarbenen Augen „Kayden.“, machte ich den ersten Anlauf. Doch der Wolf gab nur ein wütendes Knurren von sich, er kam immer näher. Ich versuchte erneut auf ihn einzureden „Kayden, dräng ihn zurück.“

Plötzlich machte das Tier einen Satz nach vorne, durch eine Hechtrolle zur Seite konnte ich nur knapp den scharfen Krallen entgegen. Ich brachte einige Meter zwischen mich und den Wolf, indem ich mich hinter einen Labortisch rettete. Gereizt fuhr der Wolf herum und holte zu einem weiteren Hieb aus, gerade noch rechtzeitig konnte ich mich ducken. Seine Pranke räumte den Tisch ab und das klirren zerbrechender Gläser war zu hören. „Versuch es weiter Kayden! Entreiß ihm die Kontrolle!“, startete ich einen weiteren Versuch. Ein ohrenbetäubend lautes Heulen ließ den Raum erzittern, schnell sprang ich über den Tisch und blickte dem Wolf direkt in die Augen „Kayden! Ich weiß du schaffst das!“

Bevor ich mich in Sicherheit bringen konnte setzte der Wolf erneut zu einen Sprung an, die Wucht riss mich zu Boden. Einen Augenblick später lag ich auf dem Boden des Labors, die beiden Pfoten des Wolfes stemmten sich nur knapp neben meinem Kopf in den Boden während die spitzen Reißzähne immer näher kamen. Warmes Blut tropfte auf meine Wange, bewegungsunfähig starrte ich zu dem großen Tier hinauf, diese lila Augen starrten mich wütend an, aus seiner Kehle drang ein leises knurren. Es war zu spät, jeden Moment würde er zubeißen, ich schloss die Augen um das unausweichliche nicht kommen zu sehen. Weiterhin hörte ich das angestrengte Schnaufen des Wolfes über mir, sein warmer Atem strich über meine Haut, doch der tödliche Biss blieb aus. Langsam wagte ich es meine Augen wieder zu öffnen und erblickte den Wolf, er hatte seine Position nicht verändert, doch er schüttelte seinen Kopf, als würde er versuchen etwas loszuwerden. Mühsam bewegte er sich einen Schritt zurück, er schien gegen etwas anzukämpfen, immer wieder entkam ihm ein wütendes knurren, doch er zog sich Schritt für Schritt zurück. Es hatte den Anschein als wolle er erneut zum Angriff übergehen, doch er hielt sich mit einem lauten knurren selbst zurück. Ich beobachtete wie er vor Anstrengung zu zittern begann, er war bereits zuvor sehr geschwächt gewesen, nun schienen ihn seine Kräfte endgültig zu verlassen. Es erweckte den Eindruck als würde der Wolf wieder die Oberhand ergreifen, er gab ein lautes, wütendes Heulen von sich, doch dann begannen schließlich seine Knochen zu brechen und sich zu verformen. Einen Augenblick später sackte Kayden erschöpft auf die Knie, doch der Wolf war verschwunden. Sofort war ich bei ihm und ließ mich am Boden nieder. Sein Blick hob sich und schwer atmend sah er zu mir auf. Erleichtert zog ich ihn an mich und schloss ihn in eine feste Umarmung. Wir verweilte eine Weile in dieser Position, als plötzlich ein leises Klicken ertönte. Augenblick riss ich die Augen auf und was ich nun sehen musste ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Gideon war in der Zwischenzeit wieder auf die Beine gekommen und richtet nun seine Waffe auf Kaydens Hinterkopf. Blut tropfte ihm aus der Nase, was ihn nur noch bedrohlicher wirken ließ „Es ist vorbei.“, sagte er kalt.

Ich versuchte irgendeinen Ausweg aus dieser Situation zu finden, doch mir mochte nichts einfallen, ich hatte keine Waffe bei mir und auch wenn es so wäre, hätte Gideon bereits abgedrückt noch bevor ich den Abzug betätigen hätte können. Er wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht „Es wird Zeit die Menschen einzuweihen. Lange habe ich auf den Richtigen Moment gewartet und du hast ihn mir nun geliefert. Ihre Angst vor dem Wolf wird sie auf meine Seite ziehen. Das ist wohl der Moment in dem ich mich bei dir bedanken sollte.“, fuhr er mit einem dreckigem Grinsen im Gesicht fort. Ich hörte die lauten Schritte der Soldaten die immer näher kamen und giftete Gideon an „Sie werden sich niemals auf deine Seite schlagen. Das was du getan hast ist unmenschlich, wie kannst du auch nur einen Moment denken sie wären damit einverstanden.“

Er lachte über meine Worte „Sie vertrauen mir. Ich habe sie durch schwere Zeiten begleitet, außerdem wird mir dein Freund eine große Hilfe sein.“

Bald würden die Soldaten in den Raum stürmen, krampfhaft dachte ich über einen Plan nach der nicht unseren Tod zur Folge hätte, doch mir mochte einfach nichts in den Sinn kommen. Plötzlich stärkten uns Meral und Ben den Rücken, Ben hatte seinen Haarklammerntrick wieder angewandt und verschwendete keine Zeit mit Nettigkeiten „Du Mistkerl! Damit wirst du niemals durchkommen!“, warf er Gideon an den Kopf.

Dieser lachte wieder nur „Wir werden sehen.“

In diesem Moment strömte die Verstärkung in den Raum, die Soldaten bauten sich hinter Gideon auf und richteten ihre Waffen auf uns. Gideons Pistole traf Kaydens Hinterkopf „Solltest du es wagen dich zu verwandeln werden meine Soldaten nicht zögern deinen Freunden eine Kugel in den Kopf zu jagen.“

Gideon trat nun einen Schritt zurück und gab den Männern ein kurzes Handzeichen, worauf sie auf uns zu stürmten. Zwei Männer packten mich grob an den Armen und zerrten mich von Kayden weg, während zwei andere ihn in die entgegengesetzte Richtung schleiften. Noch bevor Ben und Meral eingreifen konnten wurden sie von den restlichen Soldaten überwältigt, Schritt für Schritt drängten sie uns gewaltsam zurück in den Raum mit der Glaswand. Ich versuchte mich aus dem Griff der Männer zu befreien, doch sie waren zu stark, ich hatte keine Chance. Verzweifelt trat ich um mich und versuchte einen von ihnen zu erwischen, doch meine Tritte hatten keine Auswirkungen. Ich stieß einen wütenden Schrei aus und warf Gideon einen tödlichen Blick zu „Dafür wirst du büßen!“

Das darauf folgende Lachen stachelte meine Wut nur noch mehr an und die Tatsache, dass ich nichts unternehmen konnte brachte mich an den Rand des Wahnsinnes. Die Männer stießen uns in den Raum und verschlossen die Tür hinter uns, wütend schlug ich mit der Faust dagegen „Damit kommst du nicht durch!“

Gideon schenkte mir keine Beachtung mehr, sondern kehrte uns den Rücken und verließ den Raum. Unfähig einzugreifen mussten wir zusehen wie sie Kayden aus dem Raum schliffen. Ich stieß einen wütenden Schrei aus und brüllte Gideon jedes mir bekannte Schimpfwort hinterher. Erst als ich einen sanften Druck an meiner Schulter spürte wand ich mich den anderen beiden zu. Meral sah mich betrübt an „Nilay, sie sind weg. Wir können nichts mehr tun.“

Ich schüttelte den Kopf „Nein, wir müssen irgendetwas tun können. Er darf nicht…“

Schnell wandte ich mich an Ben „Mach die Tür mit der Haarklammer auf.“

Doch er schüttelte nur den Kopf „Die letzte ist vorhin zerbrochen.“

„Haben wir irgendetwas anderes mit dem wir die Tür öffnen können?“, hektisch sah ich mich im Raum um, doch hier befand sich nichts Brauchbares. Entsetzt sah ich zu wie Ben und Meral sich geknickt am Boden nieder ließen. Meine Freundin brachte leise hervor „Es ist vorbei. Wir können nichts mehr tun.“

„Nein! Wir können nicht zu lassen das er ihn umbringt! “schrie ich sie an. Wie konnten sie nur daran denken aufzugeben, es ging hier um ein Leben es musste doch einen Weg geben. Je länger ich mich im Raum umsah um irgendetwas zu entdecken, wurde mir schmerzlichste bewusst, dass es hier keinen Weg hinaus gab, doch das konnte nicht das Ende sein, das durfte nicht das Ende sein. Gerade als ich jegliche Hoffnung verloren hatte hörte ich laute Schritte, jetzt wurden sogar Ben und Meral hellhörig und rappelte sich wieder vom Boden hoch. Erwartungsvoll starrten wir auf die Tür als plötzlich unsere Rettung in den Raum trat, mein Vater. Augenblicklich war er an der Tür uns machte sich an dem Schloss zu schaffen und endlich öffnete sich die Tür. Ehe ich ein Wort hervor brachte würgte mein Vater mich ab „Wir müssen uns beeilen, sie bringen ihn in den großen Saal. Gideon ist geschickt im Umgang mit Worten, seinen Chancen stehen gut, dass die Menschen sich auf seine Seite schlagen.“ 

Sofort sprinteten wir los, die Treppen hinauf, die Gänge entlang, viel zu lange brauchten wir um endlich in Gideon Büro anzukommen. Nur noch zum großen Saal, nur noch diese Gänge entlang. Inständig hoffte ich, dass das hier noch ein gutes Ende nehmen würde. Endlich kamen die großen Türen näher, ich warf mich dagegen und sie flogen auf. Sofort wurde es still im Raum, alle Augen waren nun auf uns gerichtet. Der Anblick der sich mir bot war erschreckend, der ganzen Longen die den Raum umringten waren gefüllt mit Menschen, jeder im Berg schien Gideons Ruf gefolgt zu sein, hoffentlich behielt mein Vater nicht recht, hoffentlich würden sie Gideons Worten nicht glauben. Gideon schien sichtlich überrascht zu sein von unserem Auftauchen, doch sollte er uns hier die Soldaten auf den Hals hetzten würden die Menschen seine guten Absichten wohl anzweifeln, zumindest hofft ich das. Er schien jedoch wirklich keine Anstalten zu machen uns die Männer auf den Hals zu hetzten, stattdessen lächelte er uns heuchlerisch an „Schön dass nun auch die Letzten eingetroffen sind.“

Die Menschenreihen die keinen Platz mehr in den Longen gefunden hatten bildeten Reihen direkt vor uns und versperrten und die Sicht auf die Mitte des Raumes. Ohne Rücksicht zu nehmen drängelte ich mich durch die Massen, immer weiter nach vorne. Ben und Meral folgten mir auf dem Fuße. Währenddessen fuhr Gideon unbeirrt fort „Ich möchte euch heute in die Geheimnisse einweihen die wir seit einiger Zeit verbergen, doch lasst mich zu allererst erklären warum ihr nicht bereits früher davon erfahren habt.“ Die Menge blieb still und lauschte aufmerksam seinen Worten „Die Mutanten sind eine Bedrohung und sie waren es seit der Katastrophe. Die einzige Möglichkeit etwas über sie heraus zu finden und eine Chance gegen diese Ungeheuer zu haben war diejenige die wir ergriffen haben. Wir haben Versuche an ihnen durchgeführt um ihre Schwachstellen zu entblößen, hätten wir das nicht getan hätten sie längst den Berg übernommen und niemand von uns wäre mehr am Leben, was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist das diese Forschung dem Allgemeinwohl diente und uns eine Chance gibt diesen Kampf zu gewinnen, obwohl wir mit unserer menschlichen Statur einen deutlichen Nachteil ihnen gegenüber haben.“

Ich kämpfte mich immer weiter durch die Menge und konnte nicht glauben was mir dabei zu Ohren kam, die Menschen schienen ihm alles abzukaufen, sie stellten sich wirklich auf seine Seite und hielten es für eine gute Idee, einige waren sogar begeistert von seiner Tat. Diese Menschen widerten mich an, wie konnte man nur so grausam sein. Ich hörte Ben gereizt hinter mir maulen „Unglaublich.“

Als ich hörte wie ein junger Rekrut zu seinem Kameraden sagte „Das geschieht diesen Biestern recht.“, war es um meine Selbstbeherrschung beinahe geschehen. Nur Bens Hand auf meiner Schulter hielt mich davon ab diesem kleinen Mistkerl an die Kehle zu gehen. Sanft drückt er mich weiter durch die Menge „Er ist es nicht wert.“, erinnerte er mich knapp. Gideons Worte beschallten weiterhin den Raum, doch ich ignorierte sie, diese Menschen schlugen sich auf seine Seite, egal was er von sich gab. Wir würden keine Chance gegen ihn haben wenn alle hinter ihm standen, wir mussten uns etwas einfallen lassen, doch zu allererst mussten wir zu Kayden. Ich schob die letzten Leute zur Seite und endlich hatte ich freien Blick auf die Geschehnisse die in der Mitte dieses Kreises vor sich gingen. Soldaten hatten sich in einigem Abstand im Kreis aufgestellt und richteten ihre Waffen auf die Mitte. Kayden lag schwer atmend am Boden, der gezwungen und sicherlich unsanfte Aufstieg hier hoch hatte ihm offensichtlich den Rest gegeben. Ohne lange darüber nach zu denken stürmte ich auf den ersten Soldaten zu, ich trat ihm in die Kniekehle und riss ihm das Gewehr aus den Händen. Ben und Meral taten es mir gleich und noch bevor jemand eingreifen konnte hatten wir uns beschützen vor Kayden aufgebaut. Ich richtet mich an die umstehenden Menschen „Dieser Mann hat die Mutanten nicht nur untersucht er hat sie gefoltert, er ist der Grund warum sie uns immer wieder angreifen und nachdem was er ihnen antut haben sie auch jeden Grund dazu.“

Ein Raunen ging durch den Raum bevor Gideon wieder zu sprechen begann „Sie haben unzählige von uns getötet, sie sind von Geburt an blutrünstige, mordlustige Kreaturen, haben wir kein Recht mit ihnen gleich zu ziehen?“, forderte er die Menschen zum nachdenken auf.

„Er ist einer von uns und er hat ihm dasselbe wie den Mutanten angetan, das was er dort unten tut ist unmenschlich. Er würde nicht davor zurück schrecken es bei jedem von euch zu tun.“

Gideon schüttele nur den Kopf „Er ist keiner mehr von uns, dass was ihr am Tor zu Gesicht bekommen habt ist nicht mehr menschlich, in diesem Punkt stimmt mir sicher jeder zu.“, erwartungsvoll blickte sich um und langsam begannen alle zu Nicken, das war der Moment in dem ich es aufgab diese Leute zu überzeugen, sie hatten ihre Seite gewählt und dabei würden sie bleiben. Ich warf einen kurzen Blick zu Ben und Meral, ihr Gesichtsausdruck verriet mir dass sie ebenfalls entsetzt waren von diesen Menschen. Ben sah mich nun ebenfalls an „Verschwinden wir.“

Ich nickte kurz, denn das war die einzige Möglichkeit die uns noch blieb. Während Ben und ich Kayden auf die Beine halfen stellte Meral sicher das uns niemand zu nahe kam. Gideon richtet das Wort an uns „Ich gebe euch die Möglichkeit jetzt zu verschwinden, doch der Wolf bleibt hier. Er hat zu viele unserer Soldaten umgebracht als er dort unten war, dafür muss er bezahlen.“

Wütend giftete ich ihn an „Er hat sich nur verteidigt!“

Plötzlich trat eine weitere Person in die Mitte des Raumes, es war ein dunkelhaariger älterer Mann, seine Haut hatte eine ungesunde Farbe und er schien sich nicht sichtlich um seine Körperpflege zu kümmern. Mit wütenden Schritten kam er auf uns zu, ich spürte wie Kayden versuchte vor ihm zurück zu weichen und als ich Bens wütenden Blick sah wurde mir augenblicklich klar wer dieser Mann war. Er zeigte mit dem Finger auf Kayden „Du übernimmst gefälligst Verantwortung für die Dinge die du getan hast! Das hier geschieht dir recht!“, fuhr Kaydens Vater seinen Sohn an.

Er kam immer näher und ich spürte wie Kayden immer unruhiger wurde, das ging zu weit. Vorsichtig schob ich Kaydens Arm von meiner Schulter, Ben musterte mich fragend, doch stützte seinen Freund, ohne meine Hilfe, weiterhin. Noch bevor sein Vater ihn erreichen konnte stellt ich mich ihm in den Weg, er machte einen Ansatz mich zur Seite zu schieben um erneut weiter zu wettern, doch bevor er den Mund auch nur einen Millimeter weit öffnen konnte holte ich mit dem Griff meiner Waffe aus und schlug ihm fest ins Gesicht. Seine Knie sackten ein und er kippte nach hinten. Ein einziger Treffer und dieser Kerl lag bereits bewusstlos am Boden, Erbärmlich. Im ganzen Saal wurde es mucksmäuschenstill, jeder starrte gebannt auf den Mann am Boden. Ich kümmerte mich jedoch nicht weiter darum sondern legte mir wieder Kaydens Arm auf die Schulter um ihn zu stützen. Ben bedachte mich mit einem schiefen Grinsen „Guter Schlag.“

Die Menge um uns herum war immer noch beunruhigend still als plötzlich Gideons Stimme erklang „Wagt es nicht diesen Raum zu verlassen! Andernfalls werde ich euch jeden Soldaten dieses Berges auf den Hals hetzten.“

Plötzlich ertönte ein lautes Brüllen, der Boden begann zu beben und da sah ich wie unsere Rettung zur Tür herein stürmte. Mein Vater war zurückgekehrt und hatte jeden einzelnen der Mutanten aus ihren Käfigen befreit. Nun führte er diese Armee von Bestien direkt in den Ratssaal hinein. Ich schenke Gideon, welcher in der Bewegung erstarrend auf die Mutantenmasse starrte, ein dreckiges Grinsen „Es ist vorbei.“

Er wandte sich an seine Soldaten „Tötet sie! Töte jeden einzelnen von ihnen!“

Die Menschenmasse floh vor den Bestien, sie stürmten auf die Türen zu und kämpften sich ihren Weg frei, hinaus aus diesem Raum um dem drohenden Chaos zu entfliehen. Die Mutanten stürzten sich auf die Soldaten, welche kaum eine Chance gegen die gewaltigen Kreaturen hatte. Dieses Schicksal hatten sie verdient, sie hatten diese Menschen in Bestien verwandelt und von genau diesen wurden sie nun hingestreckt. Gideons panischer Blick schweifte über das Schlachtfeld, er versuchte offensichtlich einen Ausweg zu finden, doch den würde es nicht geben, nicht für ihn. Er hatte zu fiel angerichtet, ich würde ihm nie verzeihen was er Kayden angetan hatte, was er all diesen unschuldigen Menschen angetan hatte. Ich zog meine Waffe und stürmte los, es würde heute Enden. Ich spürte eine Hand an meiner Schulter und drehte mich ein letztes Mal um in diese violetten Augen zu blicken, sie schienen mich anzuflehen nicht zu gehen, doch meine Entscheidung war gefallen. Ich schob Kaydens Hand von meiner Schulter „Irgendjemand muss ihn aufhalten.“

Erneut fielen Schüsse, zu viele Mutanten waren bereits gestorben, mit Gideons Tod würde es endgültig Enden. Ich wandte mich wieder Gideon zu, doch ich konnte ihn nicht mehr sehen, er musste sich einen Weg durch die Masse gebahnt haben. Ich hörte wie Meral meinen Namen rief, ich suchte nach ihrem Gesicht zwischen den Soldaten und Mutanten als ich sie endlich entdeckte. Ihre Waffe zeigte Richtung Türe und da sah ich ihn wider, Gideon. Er hatte die Türe beinahe erreicht und würde bald im Gang verschwunden sein, ich musste mich beeilen. Ohne weiter auf Kayden und Ben zu achten stürmte ich auf Meral zu, gemeinsam bahnten wir uns einen Weg zwischen Kriegern und Gefallenen hindurch, bis wir endlich die Tür erreichten. Gideon stürmte bereits den Gang hinunter, ich gab einen Schuss ab, welcher ihn nur um Haaresbreite verfehlte, doch es reichte aus um ihm zu anhalten zu bewegen. Mit einem widerlichen Grinsen im Gesicht wandte er sich uns zu „Dieser Aufstand wird dir rein gar nichts bringen, wir werden die Mutanten vernichten und uns neue Versuchsobjekte verschaffen. Das war erst der Anfang.“

„Es wird heute Enden.“, entgegnete ich, der lauf meiner Waffe direkt auf seine Brust gerichtet. Hinter uns vernahm ich Schritte und als Gideons giftiger Blick an mir vorbei glitt wusste ich das Ben und Kayden uns gefolgt waren. Gideon stieß ein kaltes Lachen aus „Die ganze Truppe ist versammelt, perfekt. Dein Wolf wird Zeuge deines Todes sein.“

Gideon hob seine Waffe, doch bevor er einen Schuss abgeben konnte drückte ich ab, die Kugel traf ihr Ziel, die Brust dieses Mistkerles. Er erstarrte in der Bewegung und blickte an sich hinunter, Blut trat bereits aus der Wunde aus und er sackte auf seine Knie. Ein letzter mordlüsterner Blick flog in meine Richtung, doch ich rührte mich nicht von der Stelle. Es war vorbei, endlich vorbei. Ich ließ meine Waffe hängen und wandte mich meinen Freunden zu, plötzlich weiteten sich Kaydens Augen, einen Augenblick später stürmte er auf mich zu, presste mich an ihn und zwang mich in eine halbe Umdrehung. Die nächsten Sekunden schienen in Zeitlupe abzulaufen, über Kaydens Schulter hinweg sah ich die erhobene Waffe in Gideons Hand, welcher seine letzte Kraft zusammengeraffte hatte um einen Schuss abzugeben. Das Geräusch, der Knall, hallte in meinem Kopf wieder, immer und immer wieder. Ich spürte wie Kayden zusammenzuckte, während Gideon die Waffe mit einem letzten sadistischen Grinsen niederlegte während sein Körper schließlich aufgab. Nein, Nein, Nein, das durfte nicht sein, nicht nach allem was geschehen war. Ich drückte Kayden, seine Atmung ging schwer, er kämpfte darum Luft in seine Lungen zu bekommen, seine Knie gaben nach und ich tat mein besten um ihm vor einem schmerzhaftem Sturz zu bewahren. Gemeinsam sackten wir zu Boden, meine Hände ertasteten das warme Blut, dass aus der Wunde an seinem Rücken austrat, die Kugel war ohne Zweifel in sein Herz eingedrungen. Kniend saßen wir uns gegenüber, ich blickte in diese violetten Diamanten, welche mich in ihren Bann zogen. Meine Hände legten sich um seinen Hals und sanft zog ich ihn an mich „Nein, es darf nicht so enden.“, brachte ich mit zitternder Stimme hervor. Seine Stirn lehnte sich gegen meine und ich spürte seinen warmen Atem an meinen Lippen „Du lebst, das ist alles was zählt.“

Ein Schluchzen entkam mir, seine Hand strich sanft über meine Wange, als er mich schließlich näher an sich zog, seine Lippen trafen meine, der innige Kuss raubte mir den Atem und der Gedanke daran, dass es der Letzte sein würde brachte mein Herz zum verbersten. Unsere Lippen lösten sich voneinander und ich blickte ein aller letztes Mal in die funkelnden Augen des Wolfes.

Sein Herz hörte auf zu schlagen und er sackte in sich zusammen. Tränen strömten über mein Gesicht als ich durch seine dunklen Haare strich. Ich konnte es nicht wahrhaben. Ben und Meral knieten sich schließlich neben mich, Meral zog mich in eine tröstende Umarmung und ich ließ meiner Trauer freien Lauf.

Ich wusste nicht wie lange wir in dem Gang saßen, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Plötzlich stieß Ben ein erschrockenes „Seht doch!“, aus.

Unsere Blicke wanderten zu Kayden und wir verstanden was Ben uns sagen wollte. Er atmete. Wie konnte das sein?

Er schien langsam ins Leben zurück zu kommen, sein rechter Arm zuckte und seine Augenlieder begannen sich langsam zu öffnen. Da fiel mir der Vorfall im Motel wieder ein. Er hatte Vane mit einem Schwert durchbohrt und kaum zwei Minuten später stand er wieder auf den Beinen, seine Mutatengene hatte ihm das Leben gerettet, genau wie der Wolf in ihm Kayden nun ebenfalls das Leben gerettet hatte. Tränen der Freude liefen über meine Wange als er seine Augen aufschlug, seine Lippen formten sich zu einen schiefen Grinsen, als er uns erblickte.

 

ENDE

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Kapitel: 14
Sätze: 1.871
Wörter: 34.666
Zeichen: 200.719

Kurzbeschreibung

Wir stehen am Ende unserer Ausbildung. Das einzige was wir noch zu bewältigen haben ist die Abschlussprüfung. Auf uns alleine gestellt sollen wir dort draußen überleben, in einer von Zombies und Mutanten verseuchten Welt. Doch als wäre das nicht bereits schlimm genug, gab es unvorhergesehene Komplikationen und jetzt darf ich mich mit einem unerträglich nervigen Playboy durch die Wildnis schlagen.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Fantasy auch in den Genres Abenteuer, Action, Mystery und Sarkasmus gelistet.