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Der blinde Geschichtenerzähler

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21.03.18 01:08
Fertiggestellt

Es war einst in Basra ein alter Mann, Raquid hieß er. Er erzählte oft von Bagdad. Es war damals die Hauptstadt des Landes. Hunderte von Geschichten hatte er in seinem langen Leben gehört, Tausendundeinenacht erlebt. Raquid war blind und das machte das ganze um so ungewöhnlicher und erstaunlicher. Jeden Tag saß er an einer bestimmten vielbesuchten Stelle in Basra und erzählte denen die sie hören wollten Geschichten für eine kleine Gabe. Sehr oft gesellten sich auch Auswärtige und Nichtzahlende dazu aber das störte Raquid nicht. Er lebte mit und in seinen Geschichten. So kam es das er eines Tages auch von Raquid dem Zauberer erzählte und die Menge die sich um ihn versammelt hatte hörte ihm gespannt und andächtig zu.

Also, begann er. Es war der 12. Tag des vierten Monats in Bagdad. Raquid der Zauberer hatte eine schwarze Kapuze meist auf dem Kopf und schneeweißes Haar das daraus hervorquoll. Er schien eine unheimliche Person zu sein und viele fürchteten ihn Grund seines Aussehens. Vielleicht zu Recht, vielleicht zu Unrecht. Raquid war alt das merkte man nicht nur an seinem grauen bis fast weißen Haar. Er suchte das Wesen der Zeit zu verstehen und die Umstände des Lebens und fand doch keine Antwort und das zermürbte ihn und machte ihn traurig. Ja, einst als er jung gewesen war war das noch anders gewesen, dachte er, doch es war immer schon ähnlich und seine Natur ein Geheimnis zu hinterfragen. So kam es das er trotz seines enormen Wissens das er angehäuft hatte immer noch den Sinn des Lebens suchte mit all seinen Facetten. Das hielt ihn am Leben und doch war es ihm nicht genug. Es war der 12. Tag des vierten Monats das sagte ich schon, wiederholte sich Raquid im Erzählen, da er ein ungewöhnliches Erlebnis für ihn erfuhr. Er ging durch die Straße und wer saß da, ein Junge. Er war wohl um die zehn Jahre alt und braungebrannt von der Sonne wie alle Kinder in Bagdad. Raquid lief an ihm vorbei. Und weil es ihm so in den Sinn kam grüßte er den jungen am vorübergehen. ,,Du bist ein Zauberer, nicht wahr“, sagte dieser und rief ihm nach. ,,Ja, man sagt es zumindest von mir“, antwortete Raquid. ,,Dann kannst du mir sicher bei einem Rätsel helfen das ich zu lösen suche“, erklärte der Junge. ,,Vielleicht“, sagte Raquid. ,,Sag mir dein Rätsel junger Freund und ich will versuchen es dir zu lösen“. Der junge überlegte kurz, dann antwortete er: ,,Es geht so“.

 

DER TEPPICH IST ES NICHT DER FLIEGT, ES IST AUCH NICHT DER MOND, WAS IST ES DER IN SEINEM GLANZ DES TAGES INNEWOHNT?

 

 

,,Ich komme nicht darauf“, sagte der Junge nachdenklich. Raquid überlegte. Das ist ein leichtes Rätsel. ,,Es ist natürlich die Sonne die am Himmel steht“, erklärte Raquid, und war mit sich zufrieden. ,,Nein, es ist das Leben selbst“, sagte der Junge voller erlernter Weisheit. Er kannte also doch schon die Antwort auf die Rätselfrage. Raquid überlegte nochmals. Der Junge hatte Recht, doch auch er natürlich. ,,Wieso hast du mich gefragt, wenn du die Antwort auf die Frage doch kennst“, fragte Raquid den Jungen. Doch der Junge war verschwunden. Er hatte sich davon gemacht. Raquid war verwundert. Warum hatte ihm der Junge ein Rätsel aufgegeben das er schon wusste und kannte. Er kam nicht darauf. Er ging weiter und dachte viele Tage und Wochen noch darüber nach. So ging er eines Tages dann wieder vor dir Tür um etwas zu besorgen und hatte alles inzwischen fast schon wieder vergessen. Als ihm der Junge erneut auf der Straße begegnete. Raquid grüßte ihn wieder. Und der alte Zauberer dessen Neugier immer noch größer war als seine Vernunft wandte sich an den Jungen: ,,Warum hast du mir dieses Rätsel aufgegeben junger Freund, wenn du dessen Antwort schon kanntest?“, fragte er ihn wissbegierig. ,,Ich habe dir doch die Antwort gesagt“, sagte dieser fragend. ,,Ja schon“, sagte Raquid. ,,Aber ich habe mich Wochen gefragt, und tue es noch, warum du das tatest?“ ,,Ich wollte deine Antwort wissen“, sagte der Junge. ,,Ich hab dir wohl zwei Rätsel aufgegeben ungewollt, sagte der kluge Bursche. Eines bewusst und eines ungewollt. ,,Richtig“, sagte Raquid. ,,Das Zweite war schwerer“, sagte Raquid noch. Es beschäftigt mich jetzt noch. Aber auf beide ist doch das Leben die Antwort, sagte der Junge daraufhin in seiner jugendlichen unbescholtenen Art. Da verstand es Raquid. Der Junge hatte Recht. Er war nicht mehr jung. Das Alter hatte ihn das Leben an sich vergessen lassen. Das war die Antwort die er so lange gesucht hatte. Raquid war froh. Zu Lebzeiten hatte er seinen Fehler noch erkannt. Er suchte nun nicht mehr nach höheren Dingen und Fragen zu lösen die sich einer Antwort entzogen. Er wollte das Leben sehen wieder wie ein Junge und dieser Umstand beschollt ihm nicht nur viele weitere Lebensjahre sondern auch greifbares Glück. Das allein hatte ihm gefehlt. Wie so vielen Menschen oft. Raquid hatte es erkannt. Er nahm sich den Jungen auf der Straße als Schüler und Lehrling doch letztlich hat er von ihm mehr lernen können als der Junge von ihm.

Damit Schloss der blinde Geschichtenerzähler Raquid. Die Menge war begeistert. Raquid hatte wieder eine sehr schöne Geschichte voller Wahrheit zum besten gegeben. Das war ein einträgliches Almosen wert. Und das war es. Die Menge zahlte gern hatten sie doch alle etwas aus seiner schönen Geschichte gelernt und mitnehmen können.

Autorennotiz

Alle Rechte liegen allein beim Autor Simon Käßheimer

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Autor

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Sätze: 80
Wörter: 943
Zeichen: 5.288

Kurzbeschreibung

Eine Märchengeschichte aus dem Orient

Kategorisierung

Diese Story wird neben Fantasy auch im Genre Abenteuer gelistet.