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Sätze: | 40 | |
Wörter: | 418 | |
Zeichen: | 2.374 |
Ich trat ein. Es war vollkommen dunkel und ich konnte nur die Schemen der Möbel im Flur ausmachen. Doch ich beachtete die Dunkelheit nicht, bahnte mir einen Weg ins Wohnzimmer und ließ mich wie betäubt auf das Sofa sinken. Das weiche Polster gab unter meinem Gewicht nach und lud mich zum Entspannen ein, aber ich konnte mich nicht entspannen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht unter diesen Umständen. Gestresst begann ich meine Hände zu kneten, spürte und hörte jeden einzelnen Finger knacksen, aber nicht brechen. Leider. Ich wünschte, sie würden brechen, um diese... um meine Hände zu strafen. Was war passiert? Was hatte ich getan? Ich biss mir auf die Lippe, bis ich einen metallischen Geschmack auf der Zunge wahrnahm. War das nicht der Moment, in dem ich meinem Leben ein Ende bereiten müsste? In dem mir klar werden würde, dass dieser... Die Schuld überkam mich wie eine Welle, drohte mir die Luft zu rauben, mich zu ersticken. Ich schnappte nach Luft, doch dann ebbte der Druck auf meinen Lungen ab und ich konnte wieder atmen.
Was war ich für ein Monster? Ich sah ihren Finger mit dem roten Nagellack und dem Ring vor mir, der klagend auf mich zeigte. "Monster, Monster", hallte es in meinem Kopf. Immer wieder und wieder. Gnadenlos. Schmerzhaft. Ich stand auf, hielt mir die Ohren zu, um diese anklagenden Schreie zu verdrängen.
"Hört auf!", flüsterte ich. "Es soll aufhören!"
Mit einer Hand fuhr ich mir über mein Gesicht, spürte die Wunden und das klebrige, noch warme Blut. Ich atmete tief ein und aus, versuchte mich zu beruhigen, doch vergeblich. Was sollte ich tun? Ich ging in Richtung des Badezimmers, betätigte den Lichtschalter und die einsame, nackte Glühbirne über dem Spiegel erleuchtete in einem kalten, weißen Licht. Ich trat näher an den Spiegel und stützte mich am Waschbecken ab. Der scharfe Rand des kühlen Porzellans bohrte sich in meine Handflächen, doch ich beachtete es nicht weiter. Stattdessen wagte ich einen Blick in den Spiegel. Einen Blick auf die Person, die ich geworden war.
Zu meiner Überraschung erschrak ich nicht beim Anblick meiner müden Augen und der matten blassen Haut oder beim Anblick der Wunde an meiner Wange. Aber ich erschrak, als ich die Blutspritzer entdeckte, die über meinem gesamten Gesicht verteilt waren. Blutspritzer, die zu sagen schienen: "Du hast etwas Schreckliches getan! Etwas, das du für immer bereuen wirst!"
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BerndMoosecker • Am 01.12.2021 um 15:46 Uhr | |||
Hallo Mira, eine erschreckend und in ihrem Realismus faszinierende Story. Was passiert ist, bleibt im Dunkel verborgen. Der Leser muss seine eigene Fantasie bemühen. Gruß Bernd |
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JoKarter • Am 26.10.2021 um 16:38 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |||
Was ist da passiert bin neugierig? Gruß JoKa | ||||
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