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Die Nacht der Erkenntnis

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18.07.18 23:10
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Über drei Jahrhunderte hinweg wurde Schloss Cornfield im Norden Englands von der Adelfamilie Preston beherbergt. Seit 1800 stand es jedoch leer, da das Geschlecht der Familie ausstarb.  Niemand getraute sich fortan mehr, in das Schloss einzuziehen, da die tragischen Umstände des Aussterbens der Familie potentielle Neuerwerber abschreckte. Es hieß, dass die Frau, Lady Preston, die an einer unheilbaren Nervenkrankheit litt, ihren Mann im Schlaf mit einem Messer die Kehle durchschnitt und anschließend die erst zehnjährige gemeinsame Tochter aus dem Fenster des höchsten Turmes stieß und sich selber daraufhin erhängte. Diese Geschichte sprach sich in der Gegend schnell herum, weshalb Schloss Cornfield weitesgehend gemieden wurde.
Mittlerweile wurde das Schloss jedoch restauriert und gelegentlich gar von mutigen Besuchern aufgesucht. Tatsächlich schien das Schloss, bedingt durch die ländliche Umgebung einem Märchen zu entstammen, wenn auch einem schaurigen. Der düstere Wald, der es umgab (man musste einen sehr langen Weg antreten, um das verlassene Schloss zu erreichen, so abgelegen war es), die kahlen, hohen Mauern, die Fenster, die einen wie Augen anzustarren schienen, das alte Gestein und natürlich der berüchtigte Turm, übten eine schier magische Anziehungskraft aus. Besonders im Regen, wenn sich der Himmel verdunkelt und er von schwarzen Wolken durchzogen wurde oder im Nebel, wenn sich die wahren Dimensionen der gigantischen Mauern nur durch schwache Umrisse erahnen ließen, wirkte Schloss Cornfield besonders furcheinflößend und bedrohlich.
Hausmeister im Schloss Cornfield war John Lighten, der gebürtig aus Manchester stammte. Ein kleiner, etwas stämmiger Mann mittleren Alters mit beginnender Glatze und Mehrtagebart. In einer Großstadt geboren und aufgewachsen kamen ihm die Mythen und Legenden rund um das geheimnisvolle Schloss Cornfield nicht zu Ohren. Auch als er die Stelle antrat, verschwieg man ihm die Geschichten, die sich um das Schloss rankten, die dunkle Vergangenheit und dass es dort spukte. John interessierte sich ohnehin nicht für alte Geschichten. Er war einfach nur froh, endlich einen Job gefunden zu haben. Auch die vollkommene Isolation machte ihm  nicht zu schaffen, wie er jedenfalls glaubte. Er lebte alleine in seinem Wohnwagen, direkt neben dem Schloss. Wenn er nicht zu viel mit der Arbeit beschäftigt war, fuhr er mit seinem Gefährt in die nächstgelegene Stadt. Für Besucher war Schloss Cornfield in den Wintermonaten nicht zugelassen, also war John tatsächlich vollkommen alleine. Keine Mitarbeiter und Kollegen, keine Besucher und auch keine Familie. Nur er und Schloss Cornfield.
Nichts geschah in dem angeblich verfluchten Gebäude. Der unheimliche Ort an sich hatte keinen negativen Einfluss auf den Hausmeister. Sehr wohl aber das Gerede der Menschen, mit denen John zu tun hatte, wenn er in der Stadt war. Immer, wenn er mit anderen in Kontakt trat und diese ihn nach seinem Beruf fragten und er sagte, er kümmere sich als Hausmeister um Schloss Cornfield, so reagierten sie mit Erschaudern. Auf Nachfrage hin erklärten diese dann den Grund für ihre Furcht und berichteten ihm, was sich an jenem Ort vor so vielen Jahren zugetragen und dass es seitdem dort spuke. Er behauptete dann immer, ihm sei noch nie etwas Ungewöhnliches aufgefallen und dass es sich dabei nur um Schauergeschichten und Legenden handle, an denen nichts dran sei und die man nur erzähle, um kleine Kinder zu ängstigen. Daraufhin wurde ihm nur gesagt, er solle stets wachsam sein und die Augen offen halten. Er möge bitte gut auf sich aufpassen.
Auch wenn John sich nie etwas derartiges anmerken ließ, musste er doch zugeben, dass ihm das, was man ihm erzählt hatte, durchaus nahe ging. Je mehr er über das Schloss, in dem er arbeitete erfuhr, desto mehr bekam er es mit der Furcht zu tun. Ob an den ganzen Geschichten doch etwas dran war? Immerhin hatte er viele Menschen in der Stadt befragt und alle erzählten ihm, er solle sich hüten und dass dort unheimliche Geschehnisse vonstatten gingen. Konnte die Mehrheit sich etwa irren? Dieser Gedanke schien ihm sehr befremdlich. Wenn viele Menschen etwas behaupten, musste es, seiner Meinung nach, auch wahr sein.
Die kommenden Wochen verliefen für John alles andere als ruhig. Er hatte große Schwierigkeiten in seinem Wohnwagen einzuschlafen, er betrat das Schloss nur noch äußerst ungern und erledigte Reperaturen und Restaurationen so schnell wie möglich, um schnell wieder hinauseilen zu können. Bei der Arbeit sah er sich stets nervös um, ließ seinen Blick durch die dunklen Korridore schweifen und erschrak beim kleinsten Geräusch, wenn der alte Fußboden aus Holz knirschte, der Wind Äste gegen das Fenster schleuderte oder Türen beim Öffnen quitschten. Mittlerweile war er sich sicher. In Schloss Cornfield spukte es. Es musste einfach so sein!
Eines Nachts, mitten im Januar, John war bereits in einen unruhigen Schlaf gefallen, wurde er vom draußen wütenden Gewitter geweckt. Die Blitze leuchteten so hell auf, dass er sie selbst im Wohnwagen, bei dem alle Fenster geschlossen und Vorhänge vorgezogen waren, noch deutlich erkennen konnte. Das Donnern schien von Pauken und Trommeln zu stammen, so ohrenbetäubend laut war es. Es regnete in Strömen.
Nur ein Gewitter, dachte er. Nichts wovor man sich zu fürchten braucht. Und er schloss die Augen wieder. Zwei weitere Male wurde er in dieser Nacht vom Unwetter unsanft aus dem Schlaf gerissen. Paranoid wie er durch das Gerede der Menschen geworden war, getraute er sich nicht mehr, die Augen erneut zu schließen, also blieb er wach im Bett liegen und entschied sich dafür, in dieser Nacht nicht mehr zu schlafen. Der Job machte ihn fertig. Gleich morgen würde er kündigen, so viel stand fest. In diesem verfluchten Schloss konnte er nicht weiter arbeiten. Niemandem konnte man eine solch psychische Belastung zumuten. Er musste diese Gegend schleunigst verlassen, zurück nach Manchester gehen und dort vielleicht Straßen kehren, Autos waschen, Gartenarbeit verrichten oder irgendetwas anderes tun. Vielleicht würde er gar eine Frau kennenlernen, man konnte ja nie wissen. Nur eines stand fest. Er musste diesem Ort den Rücken kehren, weit weg ziehen und nie wieder auch nur einen Fuß auf dieses Gebiet setzen. Andererseits hatte dieses Schloss etwas Besonderes an sich, eine magische Anziehungskraft, etwas Unwiderstehliches...
Während er so nachdachte und die Wand seines Wohnmobils anstarrte, trug sich etwas Unheimliches zu. Auf jener Wand erschienen plötzlich große Lettern, geschrieben in Rot (ist das etwa Blut?).
Drei Worte standen dort: "DU BIST WACH"
John sprang auf, jetzt hellwach und las ungläubig das, was dort geschrieben stand. Verwirrt rieb er sich die Augen, schüttelte sich, doch die Worte standen immer noch da. Das ist keine Einbildung, das ist echt.
Die Buchstaben zerflossen (es ist tatsächlich Blut) und setzten sich zu drei neuen Wörtern zusammen: "KOMM INS SCHLOSS"
Erstaunlicherweise war John gar nicht wirklich überrascht und fürchtete sich keineswegs. Vielmehr schien ihn dieser ungewöhnliche Vorfall zu bestätigen. Das Schloss war nunmal verflucht, daran bestand kein Zweifel, das wusste er bereits. Jetzt offenbarte es ihm dies endlich auch, nachdem es seine magischen Kräfte so lange vor ihm versteckt hatte. Hatte er nicht die ganze Zeit fast schon sehnsüchtig darauf gewartet, dass sich etwas Unerklärliches, Übernatürliches zutrug? In aller Eile streifte er sich etwas zum Anziehen über und nahm eine Taschenlampe zur Hand. Er wollte der Bitte der Geister, die dort etwas an seine Wand geschrieben hatten, nachkommen.
"WIR ERWARTEN DICH" stand nun dort geschrieben, bevor die unheimliche Schrift endgültig verschwand.
John warf hastig einen Blick auf die Uhr (drei Uhr in der Nacht), bevor er seinen Wohnwagen verließ und durch den Regen in Richtung Eingang des Schlosses stürmte, die Taschenlampe bereits aktiviert, um in der Dunkelheit etwas sehen zu können (in der Nacht und bei Regen ist das Schloss wahrlich noch viel gruseliger mit seinen kahlen, dunklen Mauern und den Fenstern, die einen wie Augen anzustarren schienen).
Als John die schwere Eingangstür aufgerissen hatte und  das vollkommen dunkle und verlassene Schloss betrat, war er vom Regen bereits völlig durchnässt. Das Wasser tropfte von seinen Kleidern auf den Boden und für einen Moment war dieses Tropfen das einzige Geräusch, das er vernahm, obwohl es draußen nach wie vor stürmte und tobte. Wie von Geisterhand schloss sich die schwere Tür aus Eichenholz mit einem kräftigen Ruck und John war in Schloss Cornfield eingesperrt. Nur er und die Geister. Dem werde er ein Ende setzen, nahm er sich fest vor. Der Spuk solle durch seine Hand enden und er würde als gefeierter Held in die Geschichte eingehen. Als Befreier, als Befreier eines Geisterschlosses. Fortan würden sich die Legenden um ihn ranken und nicht länger um alte Mauern und Geister.
"Hallo? Wo seid ihr? Ihr wolltet mich und hier bin ich. Kommt doch heraus", rief John. Seine Worte hallten wider. Draußen stürmte und tobte es. Der düstere Nachthimmel wurde von grellen Blitzen erleuchtet und der Regen prasselte wie wild gegen die Fenster des Schlosses.
Keine Antwort. Gerade diese Stille jagte John einen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch es gab kein Zurück. Egal, wie sehr er sich auch ängstigte, er musste dies beenden oder sterben, in dieser verhängnisvollen Nacht.
Langsamen Schrittes bewegte er sich vorwärts. Nicht nur Regenwasser, sondern auch sein Schweiß tropfte jetzt auf den Boden. Er umklammerte die Taschenlampe wie eine Waffe und immer fester, je unruhiger sein Herzschlag wurde. Sein Griff war schon so fest, dass seine Knöchel weiß anliefen. Aus dem Nichts erklang eine schaurige Stimme, die eines Mädchens, die ihn augenblicklich erstarren ließ.
"Du weißt, wo du uns findest."
Und sofort wusste John zum einen, wer gesprochen hatte und zum anderen, wo er hinmusste...
Auf dem Weg in den Turm machte er einige unschöne Bekanntschaften. Ein Kopfloser begegnete ihm und bat ihn darum, ihm bei der Suche nach seinem Schädel behilflich zu sein. Diesen fand John tatsächlich. Er lag auf dem Tisch im Esszimmer. Die Augen waren ausgehöhlt, Maden und Würmer krochen aus den Höhlen heraus, Gehirnmasse quoll aus einem Loch in der Schädeldecke, der weit aufgerissene Mund entblößte verfaulte Zähne und die Haut, die den Schädel noch umgab, hing in Fäden aus den Seiten herab.
All dies nahm John mit einer schier unfassbaren Selbstverständlichkeit hin. Die Angst war wie verflogen. Fürchten könne man sich nur vor dem Unerwarteten, doch er habe mit all dem gerechnet, da er schon vorher wusste, dass das Schloss verflucht war. Die Menschen in der Stadt hatten ihm das doch eingeredet und sie irrten nie. Geistererscheinungen, Gemälde, die an den Wänden hingen und plötzlich zum Leben erwachten, fette Ratten, die gegeneinander kämpften und sich mit ihren spitzen Klauen und Zähnen zerfleischten und anschließend auffraßen, hielten John nicht davon ab, seinen Weg zum Turm unerschütterlich fortzusetzen.
Vorsichtig stieg er die Treppen zum Turm hinauf. Er hörte undeutliche Stimmen, markerschütternde Schreie, teuflisches Gelächter. Draußen stürmte und tobte es.
Oben angelangt fand er sich in einem kreisrunden Raum wieder. Es war kalt, keine Möbel befanden sich dort, die Wände waren kahl, alles grau. Durch das eine Fenster fiel Licht in den Raum, der durch die grellen Blitze von draußen derart erhellt wurde, dass John die Taschenlampe nicht mehr benötigte. Außer ihm befand sich jedoch niemand im Zimmer des Turms.
"Kommt hervor, ihr Geister, ihr Ursprung allen Übels. Ich weiß, dass ihr hier seid."
Im nächsten Moment öffnete sich langsam und knarrend die Tür und ein zehnjähriges Mädchen, vollkommen weiß leuchtend, gekleidet in etwas, das aussah, wie ein Leichentuch, betrat den Raum, gefolgt von einem Mann mit aufgeschnittener Kehle, einer Frau, um deren Hals ein Strick hing und einer ganzen Reihe Männer, die eigentlich ganz normal aussahen, fast so wie John selbst. Er könnte gar gut zu ihnen passen. Das Mädchen stellte sich John direkt gegenüber und die anderen bildeten einen Kreis um die beiden herum. John ließ seinen Blick schweifen und begutachtete jeden der Geister. Drei von ihnen waren leicht einzuordnen, war er sich doch über jene Ereignisse in diesem unheimlichen Schloss bewusst, doch wer waren die anderen Männer, die, die doch so unscheinbar aussahen und gar zeitgemäß gekleidet waren.
"Zunächst eine Richtigstellung", begann das Mädchen. "Wir sind nicht der Urheber allen Übels. Das bist du, denn Menschen sind immer der Urheber des Bösen."
John trat mutig einen Schritt näher und sah auf das Mädchen herab. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es eigentlich recht hübsch war, mal abgesehen von der Tatsache, dass es bereits seit Jahrhunderten tot war.
Dann sagte er: "Ich? Ich bin nur ein Hausmeister und habe nichts verbrochen. Es ist dieser Ort, dieses Schloss. Hier lauert das Böse. Ihr!"
"Hausmeister waren jene hier auch", erklärte das Mädchen. "Bevor sie zu wahrer Erkenntnis gelangten." Sie wies auf die Männer, die John zuvor nicht zu identifizieren in der Lage gewesen war. Diese blickten ihn mit ihren kalten, toten Augen wie versteinert an und gaben keinen Ton von sich.
"Verstehe", sagte John. "Sie haben vor mir hier gearbeitet und sind nach ihrem Tod als Geister hierher zurückgekehrt, um ihr Unwesen zu treiben. Doch mit mir wird euch das nicht gelingen. Ich werde euch durchschauen und aufhalten!"
Auf einmal blickte das Mädchen ganz betrübt drein. "Du bist unwissend. Wir helfen dir nur, indem wir dir die Macht der Gedanken aufzeigen."
"Was soll das denn heißen?" John war in der Tat interessiert. Er überlegte, wie er am Besten verfahren sollte und entschied sich dafür, den Geist des Mädchens so lange wie möglich in Gespräche zu verwickeln, um währenddessen selber nach einer Möglichkeit zu suchen, dem Spuk ein Ende zu setzen.
Das Mädchen antwortete: "Das hier entsteht alles in deinem Kopf."
"Aber...das kann nicht sein. Das hier ist kein Traum, das ist echt."
"Es ist für dich nur echt, weil du es für echt hälst. Wenn du schläfst und träumst, hälst du dies nicht für echt. Du denkst, das hier wäre echt, obwohl du dabei genauso falsch liegst."
John begriff nicht, war jetzt jedoch wirklich neugierig. "Es ist die Realität", sagte er.
"Was ist die Realität?"
"Das hier!"
Das Mädchen setzte ein Lächeln auf. "Nein, ist es nicht."
John protestierte: "Die Realität ist das Gegenteil eines Traums und ich bin hellwach und träume nicht. Es ist wahr und echt. Der Spuk ist real!"
"Warum?"
"Weil...ich es einfach weiß."
"Du weißt gar nichts. Du bist noch nicht erleuchtet. Doch wir werden das ändern. Schloss Cornfield ist keineswegs ein Ort zum Fürchten, nur wegen dem, was mit mir und denen passiert ist." Dabei deutete sie auf die Geister des Mannes mit der aufgeschnittenen Kehle und der Frau mit dem Strick um den Hals. "Schloss Cornfield ist ein Ort der Erkenntnis. Vielleicht ist auch das der Grund, warum er so vielen Menschen Angst einjagt. Menschen erkennen die Wahrheit nicht, sondern müssen durch Gestalten wie uns erst darauf aufmerksam gemacht werden."
John war nun unwohl zumute. Er war sich plötzlich doch nicht mehr so sicher, ob er sich wirklich in der Wirklichkeit befand oder ob sich das alles nicht doch in seinem Kopf abspielte. Das Mädchen, das seine Unsicherheit zur Kenntnis nahm, fuhr fort: "Ist dir bevor du überhaupt von der Geschichte dieses Schlosses wusstest, hier je etwas Unnatürliches aufgefallen?"
John schüttelte den Kopf.
"Doch nachdem dir die Menschen in der Stadt erzählt haben, was hier alles stattgefunden hat, hast du selber angefangen, daran zu glauben, obwohl es dazu keinen Anlass gab. Nur wenn etwas behauptet wird, ist es noch lange nicht wahr."
John fuhr dazwischen: "Doch, es ist wahr. Ich sehe euch doch alle ganz deutlich vor mir. Das alles muss wirklich stattfinden. Ich habe keine andere Erklärung."
"Wann begreifst du es endlich? Du stellst dir das alles nur vor. Du willst, dass der Spuk echt ist und daher siehst du uns. Du siehst uns nicht, weil wir sind, sondern weil du willst, dass wir sind. Das Gerede der Menschen hat dich manipuliert und in den Wahnsinn getrieben. Du hast dich in einer düsteren Idee verrannt, die deinen Gedanken entstammt. Die Idee des Wahren. Doch nichts ist wahr! Wir sind nicht real!"
John wollte es nicht wahrhaben, doch er begann zu begreifen. Das Mädchen führte weiter aus: "Erkenntnis ist, zu begreifen, dass wir von unserer Umgebung und von unseren Mitmenschen so sehr beeinflusst werden, dass die eigentliche Realität mit der uns eingetrichterten Vorstellung von der Realität verschmilzt und eine rein imaginäre Wirklichkeit erschafft. Als du nichts wusstest, waren wir nicht da. Als man dir mit alten Geschichten und Mythen Angst eingejagt hat, hast du uns auf einmal gesehen. Durch uns erfährst du jetzt wahre Erkenntnis. Unsere Gedanken und Vorstellungen bestimmen unsere Wirklichkeit. Nichts von alledem ist echt. Wir wissen nichts!"
Just in diesem Augenblick ging John ein Licht auf. Draußen stürmte und tobte es. Er hatte verstanden. Das ganze Leben war ein Traum, fand in einer nicht existenten Welt statt, entstand nur im Kopf, bedingt durch das Bewusstsein (der Ursprung allen Übels), beeinflusst von äußeren Einflüssen.
Das Mädchen sagte: "Wer zur Erkenntnis gelangt ist, hat die höchste Aufgabe, die es auf der Welt gibt, erfüllt und alles erreicht, was zu erreichen möglich ist. Dann ist derjenige zu sterben bereit. Schließe die Augen und wenn wir dann weg sind, wirst du verstehen, dass ich recht habe. Das ganze Leben ist ein Traum."
Und John schloss die Augen und fand sich vollkommen alleine in einer dunklen Kammer wieder. In diesem Moment war die Erleuchtung erfolgt und er hatte wahre Erkenntnis erlangt. Er verließ Schloss Cornfield, in das er als Geist zurückkehrte, auf weitere Unwissende wartend, die Erkenntnis erlangen mussten (wenn sie sich fürchteten, erschienen die Geister, um sie auf den richtigen Weg zu führen, fürchteten sie sich dagegen nicht, brauchten die Geister nicht zu erscheinen, da diejenigen in diesem Fall bereits wahre Erkenntnis erlangt hatten und wussten, dass sie ihr eigenes Leben nur mit der Macht ihrer Gedanken gestalten konnten, da alle Wahrnehmung und alles Wissen letztendlich ohnehin nur auf das Bewusstsein zurückzuführen ist). Denn am nächsten Tag war er tot.

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