Storys > Kurzgeschichten > Liebe > Taubblindheit

Taubblindheit

149
13.12.18 21:06
12 Ab 12 Jahren
Homosexualität
Fertiggestellt

In vielen Beziehungen gab es hin und wieder einen Tiefpunkt. Unangenehmes Schweigen. Weniger Zärtlichkeiten. Man lebte aneinander vorbei. Daher wunderte es mich auch nicht, als wir eines Tages an diesem Punkt ankamen. Ich dachte mir: "Hey, nichts worüber man nicht sprechen konnte." Ich war fest davon überzeugt, wir würden jegliche Hindernisse gemeinsam überwinden - immer.

In den letzten Monaten geschahen so schrecklich viele Dinge. Ich eröffnete endlich mein Café und du bekamst deine Stelle in einer renommieren Anwaltskanzlei. Ich liebte dich, daher tat ich deine ständigen Überstunden stets mit einem Lächeln ab. Mir war nicht danach, mich deshalb mit dir zu streiten. Auch nicht wenn ich früher die Arbeit verließ, um mit dir einen schönen Abend zu verbringen und du einfach nicht kamst. Warum sollte ich auch? Nach all diesen Jahren vertraute ich dir blind. Offenbar hatte ich meine 'rosarote Brille' niemals abgenommen, denn nur sie hielt mich davon ab den Scherbenhaufen rechtzeitig zu erkennen, bevor ich ungebremst hineinstürzte.


-


"Nein", zischte ich ins Handy, "Wenn du heute erneut so spät daheim bist, dann bekommst du das erste Mal richtig Ärger mit mir!" Normalerweise beschwerte ich mich nie über Lewis Überstunden, doch heute nahm ich sie nicht stillschweigend hin. Vor allem nicht heute. Diesmal hatte er pünktlich durch diese Tür zukommen, denn wir feierten seinen Geburtstag. Seit zwei Monaten plante ich diese gigantische Überraschungsparty. Selbst seine Eltern, welche in Amerika lebten, kamen dafür extra nach Deutschland. Heute sollte wirklich alles perfekt sein. Denn es handelte sich nicht nur um seinen 30. Geburtstag, sondern auch um unseren siebten Jahrestag.

"Hörst du?", hakte ich mit drohendem Unterton nach. Mein Freund seufzte am anderen Ende der Leitung schwer. Ich konnte mir vorstellen, wie er soeben genervt die Augen verdrehte.

"Können wir meinen Geburtstag nicht morgen nachfeiern? Ich habe so viel auf dem Tisch, ich werde niemals vor Mitternacht aus der Kanzlei kommen ..."

Ich zog empört die Luft ein. Das könnte ihm wohl so passen.

"Wenn du um spätestens 19 Uhr nicht hier bist, dann rufe ich persönlich bei deinem Chef an. Einer muss ihm wohl klar machen, was wir von diesen ganzen unbezahlten Überstunden halten!" Über die extrem lange Arbeitszeit wollte ich mich gar nicht beschweren, ich wusste immerhin, wie wichtig der Job für Lewis war. Nur sah Lewis dafür keinen Cent und als freie Tage durfte er sie ebenfalls nicht abbummeln. Er tat allerdings auch nicht wirklich etwas dagegen.

"Mh...okay, wenn du darauf bestehst..."

"Traumhaft!"

"Ja...Ach übrigens", setzte mein Freund, "Können wir nachher kurz reden, ich muss dir etwas erzählen..."

"Klar. Was Wichtiges?" Ich war so glücklich darüber, dass Lewis heute tatsächlich früher in den Feierabend ging. Was wäre eine Überraschungsparty auch ohne das Geburtstagskind?

"Mh...wir reden später darüber, okay?"

"Dann sehen wir uns später, Lewis. Ich liebe dich!", trällerte ich glücklich ins Telefon.

"Ja, bis dann..." Damit legte er auf.

Grinsend legte ich mein Handy auf die Theke und wäre am liebsten vor Freude im Dreieck gesprungen. Meine Lieblingsangestellte setzte sich auf einen der freien Thekenstühle und musterte mich abwartend.

Mein Grinsen wurde breiter "Er kommt definitiv pünktlich!"

Kirei klatschte in die Hände "Das klingt perfekt. Ich freue mich für dich! Ich habe doch gewusst, dass es klappt. Du musst einfach mehr auf mich hören!"

Der Plan meinem Freund die Pistole auf die Brust zu setzten, kam nicht von mir. Er war viel eher die Idee meiner Studentin. Eigentlich hielt ich nicht viel von Erpressung, doch in diesem Fall schien es ganz nützlich gewesen.

"Nicht Klugscheißern! Arbeiten!", meinte ich im gespielt strengem Ton und die junge Frau huschte lachend zurück in Richtung der Gäste. Auch wenn zwischen Kirei und mir doch ein paar Jahre lagen, so verstanden wir uns ausgewöhnlich gut. Mittlerweile verbrachten wir sogar außerhalb des Cafés sehr viel Zeit zusammen. Mein Mitinhaber, scherzte stets, ich hätte ein Händchen für seltsame Fälle. Natürlich entsprach Kirei nicht der gesellschaftlichen Norm, dafür waren ihre Haare viel zu bunt und ihre Kleidung zu ausgefallen. Alles in allem war sie aber ein wunderbarer Mensch und eine verlässliche Mitarbeiterin.

Summend bereitete ich eine Bestellung vor und positionierte feinsäuberlich die Kuchenstücke auf die jeweiligen Teller. Ich malte mir bereits aus, wie überwältigt Lewis von der Überraschungsparty sein würde. Der Gedanke an den Kuss, welchen ich sicherlich als Dankeschön erhielt, ließ mein Herz bereits höherschlagen. Derzeitig blieb uns nur wenig Zeit für Zärtlichkeiten, daher hoffte ich zumindest heute auf etwas Nähe. Ich schnaubte belustigt auf. Manche hielten mich bestimmt für einen Spinner. Lewis und ich waren schon so viele Jahre zusammen und dennoch sorgte er dafür, dass mein Herz Salsa tanzte.

-

"Du kommst zu spät Jan..."

"Nein, verflucht!" Schon wieder verzählt. Ich war viel zu nervös, um die Kassenabrechnung auch nur annähernd anständig hinzubekommen.

"Jan..."

Ich hob die Hand "Nicht jetzt, Ben..."

"Du wirst noch zu spät kommen. Los. Hau ab. Ich kümmere mich um die Abrechnung."

Ben trat um den Schreibtisch herum und legte mir seine Hand auf die Schulter "Na los. Weg mit dir..."

Seufzend lehnte ich mich zurück und schaute hoch zu Ben "Was ist, wenn ihm die Feier nicht gefällt?" Ich machte mir wirklich Gedanken darüber. Bis heute war es noch so eine gute Idee, doch mittlerweile kamen Zweifel in mir auf. Immerhin mochte Lewis normalerweise weder Partys noch Überraschungen und was tat ich? Frustriert vergrub ich mein Gesicht in den Händen. "Er wird es hassen. Was habe ich mir nur dabei gedacht?"

Bens Hand wanderte zärtlich meinen Rücken auf und ab, eine Geste, die mich vermutlich beruhigend sollte "Nein. Er ist ein Idiot, wenn er sich nicht darüber freut, dass du dir so viel Arbeit gemacht hast..."

Er beugte sich herunter und legte seine Arme von hinten um mich "Du denkst zu viel nach. Lewis liebt dich und wäre ein echter Arsch, wenn er deine Mühe nicht schätzt."

"Meinst du?"

"Natürlich. Du bist so einzigartig und wunderbar - wie könnte er sich nicht freuen, wenn du deine kostbare Zeit dafür opferst gerade ihm Aufmerksamkeit zu schenken?"

"Oh mein Gott", lachend schob ich seine Arme weg, "Jetzt weiß ich warum die armen Frauen ständig auf dich hereinfallen. Das Süßholzraspeln hast du wirklich drauf." Bens überirdischer Verschleiß an Liebschaften war kein Geheimnis, dennoch hatte ich ihn noch nie so direkt darauf angesprochen.

Ben ging einen Schritt zurück und zuckte unschlüssig mit den Schultern "Na ja. Wer‘s kann?"

"Alter Aufreißer", dachte ich mir und schüttelte belustigt meine Haarmähne.

Ich nahm demnach sein Angebot an und schob die Unterlagen von mir. Vermutlich würde ich noch Stunden dafür benötigen, wenn ich mich weiterhin ohne Pause verzählte.

"Ich schulde dir etwas, Ben!"

Der hochgewachsene Mann mit den dunklen Haaren steckte seine Hände in die Hosentaschen "Lass stecken. Du hast mir bereits so viele Gefallen getan. Sehe das hier als Ausgleich an."

"Danke ..."

Ben und ich kannten uns bereits seid unserem ersten Ferienjob in der "Mähre". Wir waren damals beide Sechszehn und während ich mit dem Kellnern mein Taschengeld aufbesserte, wurde Ben zur Arbeit gezwungen. Immerhin leitete seine Mutter die "Mähre" als schnellvertretende Geschäftsführerin. Die "Mähre" war ein Familienunternehmen. Immer wenn ich an diese Zeit zurückdachte, konnte ich mein Lächeln kaum verbergen. Es waren unheimlich schöne zwei Jahre, besonders da Ben in der Zeit zu meinem engsten Vertrauten wurde.

Schmunzelnd griff ich nach meinem Rucksack, warf Schlüssel sowie Handy hinein.

"Kommst du dann noch nach, wenn du hier fertig bist?"

Erneut zuckte Ben mit den Schultern "Weiß ich noch nicht. Es ist immerhin kein Geheimnis, dass gewisse Spannungen zwischen Lewis und mir herrschen..."

"Dicke Luft aus der niemand schlau wird?", hakte ich nach. Ich habe noch nie ganz verstanden, was für ein Problem die Beiden überhaupt miteinander hatten.

"So kann man es sagen, aber genug davon. Verzieh dich, bevor ich es mir anders überlege und dich doch in dem Büro versauern lasse...", brummte Ben und wich beinahe trotzig meinem Blick aus.

"Sturkopf..." Ein Seufzen schlich sich über meine Lippen. Ich trat an Ben heran und streckte mich ein wenig, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. "Überlege es dir einfach, okay?"

"Ben?"

"Ja..."

"Versprochen?"

Ben rollte mit den Augen "Ja, versprochen..."

Ben begleitete mich noch bis zur Tür und mit einem letzten Winken verabschiedeten wir uns voneinander. Manchmal beneidete ich Ben für seinen kurzen Nachhauseweg. Immerhin lebte er in der Wohnung über dem "Eloisé". Es gab sogar eine Treppe in den hinteren Räumen des Cafés, welche direkt in seine Wohnung führte. Er hatte wirklich Glück, während ich mich jeden Tag mit der U-Bahn quälte.


Meine Nervosität stieg unaufhörlich. Hatte ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Es fühlte sich an, als würde ich Lewis zwingen seinen Geburtstag mit mir zu verbringen. Es wurmte mich, dass er seinen Geburtstag offensichtlich lieber auf Arbeit verbrachte. Meine Schritte wurden langsamer, bis ich irgendwann gänzlich vor einem der unzähligen Schaufenster stoppte. Missmutig betrachtete ich mich in dem Glas. Eigentlich war ein Friseurtermin längst überfällig, doch woher nahm man die Zeit dafür. Ich arbeitete viel und in meiner Freizeit bemühte ich mich stets irgendwas mit Lewis zu unternehmen. Allerdings zeigte sich mein blondes Haar nur wenig beeindruckt von meinem vollen Terminplan und stand wild in sämtliche Himmelsrichtungen ab.

Ich wünschte mir doch lediglich ein wenig Normalität zurück. Ein gemeinsames Abendessen, ein wenig Zärtlichkeiten. Lewis fand nicht einmal Zeit, mir einen Kuss zu geben. Meist kam er erst spät in der Nacht heim, da blieb ihm nur noch die Zeit für eine kurze Dusche, bevor er sofort ins Bett verschwand. Auch wenn er es nicht zugab, dieser ganze Stress machte ihn fertig. Lewis vertrug Stress noch nie gut.

Die letzten Monate über bemühte ich mich sehr, meinem Freund seinen Freiraum zu lassen. Wie oft schimpfte er über mein anhängliches Verhalten. Doch mittlerweile hatte ich genug von unserer derzeitigen Situation. Ich wollte doch nur meinen Freund zurück. Für eine Besserung würde ich sogar im Café kürzertreten. Ich wäre mit beinahe allem einverstanden.



Ich hatte noch nicht einmal den Schlüssel aus der Tasche gekramt, ertönten bereits aufgeregte Stimmen hinter der Wohnungstür. Es fiel mir nicht schwer zu erraten, wer sich dort in meiner Wohnung tummelte. Das klang nach meinen Cousins Thomas, Josh und Julian, welche offenbar mit einer Frau angestrengt diskutierten.

"Stell dir auf dem Teil einen Fußballabend vor. Dafür würde ich sogar auf Sex mit Antonia verzichten....", drang Thomas seine Stimme an mein Ohr, als ich die Wohnung betrat.

"Ich würde für dieses Prachtstück meinen eigenen Zwilling verkaufen, Junge!", lachte Julian und von Josh kam ein empörtes "Hey!"

"Ihr denkt echt nur an Fußball. Männer...", spottete Selma und erneut protestierte Josh "Nicht alle Männer lieben Fußball!"

Ich musste Selma nicht einmal sehen, um zu wissen, dass sie in diesem Moment mit den Augen rollte "Josh, du bist schwul. Das gilt nicht."

"Ich bin auch schwul und schaue mir gerne das eine oder andere Spiel an"

"Jan!" Selma klatschte in die Hände "Da bist du ja endlich! Wir dachten schon, du wärst auf dem Heimweg verloren gegangen." Sie kam auf mich zu, blieb vor mir stehen und lächelte mir stolz entgegen "Wir sind mit fast allen Vorbereitungen fertig. Die Männer haben gerade den Fernseher aufgebaut und ich bin fast mit dem Catering durch. Traditionell ein paar Salate, Baguette, sowie Fleisch- und Käseplatten. Die Käse-Lauch-Suppe und auch das Chili sind fast fertig. Müssen nur noch ein wenig kochen. Ach und ich habe mir erlaubt noch etwas Kurabiye, Köfte, Kumpir und Bulgursalat zumachen. So hat das Essen doch noch eine exotische Note."

Ich traute mich nicht, Selma in ihrem Redeschwall zu stoppen. Sie wirkte so begeistert und ohne ihre Hilfe hätte ich das alles heute sicherlich nicht hinbekommen.
Eine Hand legte sich von hinten auf Selmas Schulter und Julian tauchte in meinem Sichtfeld auf "Ja, ja. Wir alle wissen mittlerweile, dass du kochen kannst. Also Jan, wo bleibt jetzt unser Lob? Dieses Monster in deine Wohnung zu tragen war echt nicht einfach!"

"Lob? Du hast gleich eine gebrochene Hand, wenn du deine Pfote nicht sofort von meiner Schulter nimmst", brummte Selma und schlug Julians Hand von sich. Mit einem garstigen Blick auf meinen Cousin verschwand Selma in der Küche und ließ es sich nicht nehmen die Tür hinter sich ins Schloss zu werfen.

Irritiert musterte ich meine Küchentür "Ist irgendwas vorgefallen?" Immerhin war dieses aufbrausende Verhalten für Selma absolut unnatürlich.

"Sagen wir es so", begann Julian mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, "Ich habe den Jungs vorhin eventuell erzählt, dass ich Nicole abserviert habe, weil sie mir auf die Nerven ging und der Sex einfach langweilig war. Du kennst Selma. Sie bekam es mit, warf mir vor Frauen durch meine bloße Existenz herabzuwürdigen und nun feindet sie mich schon den ganzen Tag an. Ich denke, ich bin verliebt."

"Und so gut wie erledigt, wenn Yasin das hört..."

Yasin war Selmas älterer Bruder und auch wenn er mittlerweile zu einem ausgeglichenen Mann herangewachsen war, so verband ich weniger schöne Erinnerungen mit ihm. Das erste Mal traf ich Yasin in der siebten Klasse. Er besuchte zu der Zeit die neunte Klasse unserer Realschule. Selma verbrachte damals offiziell sehr viel Zeit mit Luisa, meiner Schwester. Inoffiziell war sie meine beste Freundin und hatte nur wenig mit Luisa gemeinsam. An meinem Geburtstag bettelte sie ihre Eltern an, bei Luisa übernachten zu dürfen - eigentlich wollte sie den Abend mit mir verbringen. Luisa spielte gerne unser Alibi. Es war ein schöner Abend, wir schauten Filme, kochten zusammen und lästerten über die Idioten in unserer Klasse. Selma war die erste Person vor der ich mir meine Homosexualität tatsächlich eingestand. Allerdings wurde Luisa an diesem Abend ohne Selma in der Stadt gesehen. Wir flogen auf und noch bevor Selma die Chance bekam Yasin alles zu erklären, suchte er mich auf und brach mir die Nase. Kein angenehmes Erlebnis. Zu diesem Zeitpunkt glaubte er, ich hätte mit seiner Schwester geschlafen. Meine einzige Genugtuung bestand darin, dass Yasins Vaters daraufhin mit ihm den Boden wischte. Selmas Vater wirkte sehr furchteinflößend, doch war er eine wirklich liebenswerte Seele. Ich mochte ihn bis heute sehr und freute mich über jede Einladung seinerseits.


Nach und nach füllte sich unsere Wohnung mit Gästen. Beinahe unser gesamter Freundeskreis und alle Familienangehörigen waren anwesend. Gut, bei mir fehlten meine Eltern und bei Lewis der beste Freund. Sein Freund meinte, er würde es durch sein krankes Kind nicht schaffen und meine Eltern würden sich eher eigenhändig erschießen, bevor sie einen Schritt in diese Wohnung setzten. Eine traurige Tatsache, besonders da aus meiner Familie nur die Beiden einen solchen Aufriss machten. Sogar meine Großeltern hatten sich damit abgefunden. Vermutlich, da mein Cousin sich bereits Jahre davor outete.

"Schau nicht wie ein verschrecktes Reh. Der Abend wird bestimmt toll. Sieh doch, den Gästen gefällt es bereits sehr gut". Selma gab sich jede Mühe mich aufzuheitern und dennoch war mir ganz schlecht vor Aufregung. Es dauerte einige Sekunden bis ich realisierte, dass sie mir einen Cocktail hinhielt.

"Den brauchst du vielleicht", murmelte sie und stupste mich mit der Schulter an, "Dann bekommst du vielleicht etwas Farbe ins Gesicht. Also mit vielen lieben Grüßen von Josh".

"Dieser Hobbyalkoholiker", brummte ich und nahm das Glas lächelnd entgegen, "Danke. Wirklich. Ohne euch hätte ich das heute nicht geschafft. Ihr seid die Besten".

Selma lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter "Für dich immer, Sunshine ...".

"Jan! Lewis Auto parkt gerade ein!", ertönte Julians Stimme und ich reichte Selma rasch das Glas. Es war so weit! Mein Herz begann verrückt zu spielen. Es würde alles Funktionieren. Alles lief nach Plan! Ich durfte mich jetzt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Wohnzimmer wurde das Licht ausgeschaltet und ich zog die Schiebetür zum Flur hinter mir zu. Nun stand ich hier, völlig fertig mit den Nerven, ganz allein im spärlich beleuchteten Flur.

Es dauerte einige Minuten bis ich hörte, wie der Schlüssel seinen Weg ins Türschloss fand und wenige Sekunden später erspähte ich auch schon den dunklen Haarschopf meines Lewis. Ich konnte gar nicht anders als zu lächeln "Hey. Ich kann es nicht fassen, du bist fast pünktlich".

Lewis schloss die Tür hinter sich und ließ die Aktentasche fallen. Vorsichtig suchte ich den Flur nach verräterischen Spuren ab, doch niemand schien sein Zeug dort vergessen zu haben.

Mein Freund kam auf mich zu, er sah müde aus und irgendwie als würde ihn etwas bedrücken. Liebevoll streckte ich meine Hand nach ihm aus und strich ihm über die Wange "Du siehst wirklich kaputt aus. Hast du wenigstens schon etwas gegessen?" Die Party war eine dumme Idee, wenn es Lewis nicht gut ging.

"Ein wenig", flüsterte er mir zu und ich genoss seine Hand, die durch mein Haar strich.

"Jan", begann Lewis, "Ich muss mit dir über etwas sprechen. Ich kann es nicht noch weiter aufschieben..."

"Moment!", unterbrach ich ihn und ergriff seine Hand "Vorher muss ich dir etwas zeigen!" Jetzt oder nie! Entweder würde ihm die Überraschungsparty gefallen, oder er würde sich sofort im Schlafzimmer einschließen. Solange er mich mit ins Schlafzimmer nahm, würden mich beide Alternativen nicht stören.

"Nein. Jan. Hört mir bitte zu".

Seine kurze Gegenwehr irritierte mich, dennoch schüttelte ich nur meinen Kopf "Warte!" Ich ließ seine Hand los und griff nach der Holztür. In dem Moment, in dem ich die Tür öffnete, flogen mir aus beiden Richtungen zwei verschiedene Dinge an den Kopf.

Von unseren Gästen kam ein lautes "Überraschung" und von Lewis kamen Worte, die mich im Gegensatz tatsächlich überraschten, nur auf eine gänzlich andere Art:

„Jan, ich habe einen Anderen“.

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

Autor

Teilzeitleserins Profilbild Teilzeitleserin

Bewertung

Noch keine Bewertungen

Statistik

Sätze: 273
Wörter: 3.103
Zeichen: 18.097

Kurzbeschreibung

Die Liebe macht manchmal blind sowie taub.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Liebe auch in den Genres Drama, Alltag und Freundschaft gelistet.