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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 34 | |
Wörter: | 614 | |
Zeichen: | 3.827 |
In einer versteckten Ecke meines vernachlässigten Hinterhofs stand ein einsamer Orangenbaum, von der Welt vergessen und von der Zeit gezeichnet. Seine dünnen Äste schienen nach Hoffnung zu greifen, während sie sich mühsam gegen das Dunkel der Umgebung abhoben. Die kleinen Orangen wirkten wie funkelnde Träume, die trotz der trostlosen Umgebung versprachen, dass Schönheit selbst in den düstersten Winkeln gedeihen kann.
Eines Tages entschied ich mich, diesem vergessenen Baum ein Stück Leben zu schenken. Meine Wasserkanne wurde zu einer Verlängerung meiner Sehnsucht nach Verbundenheit. Jeder Tropfen, den ich in die erdige Kruste goss, war ein Versprechen, dass hier, in diesem öden Eckchen, etwas Wunderbares entstehen konnte.
Doch die Dunkelheit, die den Baum umgab, schien seine eigene Geschichte zu erzählen. Trotz meiner Bemühungen wurde der Orangenbaum schwächer, und seine Blätter hingen traurig herab. Mein Herz krampfte sich bei dem Anblick zusammen, als ich erkannte, dass meine Versuche, Leben zu schenken, stattdessen den Tod brachten.
In einem verzweifelten Versuch, das drohende Ende abzuwenden, goss ich noch mehr Wasser. Das Rauschen des fließenden Lebens schien das Einzige zu sein, was ich für meinen einsamen Gefährten tun konnte. Aber je mehr ich goss, desto mehr verblasste die Hoffnung. Die Wurzeln, von meiner Liebe ertränkt, erstickten im nassen Grab.
Die düsteren Wolken über meinem verlorenen Orangenbaum spiegelten meine eigenen Gefühle wider. Meine Liebe hatte unbeabsichtigt den Tod gebracht. Das trügerische Glitzern der Orangen, das einst wie Sterne in der Dunkelheit schien, wurde nun von welken Blättern und der Verzweiflung meines Herzens überschattet.
Und so blieb nur die bittere Erkenntnis: Manchmal kann selbst die aufrichtigste Liebe in einem Meer von Tränen versinken und das Licht ersticken, das wir verzweifelt zu entfachen versuchten.
An einem alltäglichen regnerischen Abend, in dem die Dunkelheit der Nacht von funkelnden Sternen durchwebt wurde, verschmolzen die Pfade von E. und M. Unter dem mächtigen Kastanienbaum, nicht weit entfernt vom Ufer, schien es, als ob das Laub ihnen sanft zugeflüstert hätte, sie einzuladen.
E., deren Augen vor Glanz strahlten, fand in Ms. Blick einen Kompass in dieser ungewissen Nacht. M, von der sanfte Brise der Gelegenheit gestreichelt, spürte, wie sein Herz in einem unerwarteten Rhythmus zu schlagen begann.
Ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln, setzten sich beide auf die weiche nasse Wies, als ob das Universum sie für einen Augenblock in seine romantische Verschwörung eingebunden hätte. Der Kastanienbaum, ein stummer Zeuge ihrer Begegnung, neigte seine Zweige wie ein stiller Hüter der Liebe.
In diesen intimen Stunden teilten E. und M. ihre tiefgründigsten Geschichten, als ob sie das Echo der Sterne aufgeschnappt hätten. Eine Verbindung entstand, gewoben aus stillen Blicken und geteilten Geheimnissen. Die Zeit wurde Bedeutungslos und auch der Regen fühlte sich auf der nackten Haut an, als würden sie sich gegenseitig Reinwaschen.
Die Sterne, weit weg und dennoch greifbar nah, scheinen auf sie herab zulächeln, als sie erkannten, dass die Dämmerung ihre Geschichten trennen würde. Unter den schwindenden Sternenhimmel erhoben sie sich, und in der Stille ihrer Umarmung sprach das Herz mehr als Worte je ausdrücken könnten.
Kein Abschied, nur ein Hauch der Wehmut, während E. und M. sich voneinander lösten. Mit dem ersten Licht des Tages, welches den Himmel eroberte, verschwanden sie in verschiedene Richtungen. Der Kastanienbaum jedoch bleibt und ist ein stiller Zeuge ihrer vergänglichen Liebe.
So endete diese Nacht, in der Zwei Herzen kurzzeitig miteinander verschmolzen, während der Kastanienbaum ihre flüchtige Romanze still bewachte, bereit, die Erinnerung an eine Liebe zu bewahren, die im Zwielicht geboren wurde.
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Klugscheisser • Am 08.10.2024 um 22:51 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |
Wunderschön beschrieben ! Auch ich habe diese Erfahrung mit einem Orangenbäumchen schon gemacht und es war allzu traurig. Ich habe daraufhin erkannt, dass Pflanzen nicht im Haus leben sollten. | ||
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Kapitel: | 2 | |
Sätze: | 34 | |
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