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Dieser eine Blick

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04.05.19 09:10
12 Ab 12 Jahren
Homosexualität
Fertiggestellt

Dieser eine Blick

In diesem Haus ist es kalt. Immer. Zumindest kommt es mir so vor, obwohl die warme Frühlingsluft durch die offenen Fenster weht und die Sonnenstrahlen vom strahlend blauen Himmel fallen. Doch mich kann sie nicht wärmen. Ich streife durch die Räume, rastlos, fröstelnd, immer auf der Suche nach etwas, dass ich nicht finden kann. Manchmal merke ich nicht einmal, dass ich es tue. Ich erwische mich in meiner Suche und muss mich zwingen, sie abzubrechen. Weil ich meine Mutter nicht finden kann. 
Obwohl es erst wenige Monate her ist, kann ich mich kaum noch an ihr Aussehen erinnern. Weiß nicht mehr, welche Haarfarbe sie hatte, welche Augenfarbe. Auf welche Art sich ihre Stirn gekräuselt hat, wenn sie über irgendetwas nachdachte, wie sich die Fältchen um ihre Augen gebildet hatten, wenn sie aus vollem Herzen lachte. Das einzige, woran ich mich noch gut erinnere, ist ihr Lachen. Das helle klare Lachen, dass durch die Räume gehallt und selbst im hintersten Winkel noch zu hören gewesen war. Das die Atmosphäre erwärmt hatte. Jetzt lacht hier niemand mehr. Mein Vater ist meistens mit Arbeiten beschäftigt und damit, seinen Schmerz zu verarbeiten. Es fühlt sich einengend an, in diesem Haus, in dem immer noch die Trauer vorherrscht.

Der Friedhof ist der einzige Ort, an dem ich frei bin. Der Grabstein meiner Mutter besteht aus weißem Marmor, in dem neben ihrem Namen eine Haselnussblüte eingraviert ist. Vater kommt nie hierher. Es schmerzt ihn immer noch zu sehr. Also kümmere ich mich um das Grab.
Letzten Herbst, kurz nach ihrem Tod, habe ich einen Haselstrauch eingesetzt, jetzt treibt er wieder aus, die Knospen versprechen neues Leben.
Dann höre ich Schritte auf dem Hauptweg und aus den Augenwinkeln sehe ich sie.

Braunes Haar, so dunkel wie die Haut einer Haselnuss. In unordentlichen Locken, eine Spange hält wahrscheinlich wie immer die vorderen Strähnen aus ihrem Gesicht. Diese Farbe war das erste, was mir an ihr aufgefallen ist. Diese Locken das zweite. Wie eine Löwenmähne fallen sie ihr auf den Rücken.
Die helle Haut war das dritte. Sie ist so hell, dass ich mich frage, was sie wohl im Sommer macht, ob ihr die Sonne dann die Haut verbrennt. 
Kleine Schönheit.
Ihr Lächeln hat mich von Anfang an fasziniert. Wenn sich unsere Blicke treffen, fängt sie an zu lächeln, ein halbes Lächeln, welches sie geheimnisvoll wirken lässt. Oder auch triumphierend, wenn sie einem hartnäckigen Unkraut erfolgreich den Garaus gemacht hat.
Ich beobachte sie wohl besser, als mir selbst klar ist.

Bis auf ein ‚Danke‘ wenn die eine der anderen bei der Wasserleitung den Vortritt lässt, habe ich noch nie wirklich mit ihr gesprochen, obwohl sie fast so oft am Friedhof ist, wie ich. Ich habe nie herausbekommen, welches Grab ihr gehört, sie scheint sich immer um Verschiedene zu kümmern. Mal hier, mal dort. Und mal taucht sie auch ein paar Wochen gar nicht auf und lässt mich mit der untergründigen Sorge zurück, sie würde nie wiederkommen. Doch stets ist sie zurückgekehrt, immer mit diesem Lächeln auf dem Gesicht, das mich verrückt werden lässt. Das mich in den Schlaf verfolgt. Sie lächelt mich an. Ich lächle zurück. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass mich ihre Blicke verfolgen, so wie die Meinen sie verfolgen. Ihr Lächeln erwärmt mich stehts. Und diese Wärme hält so lange an, wie ich sie sehen kann. Danach vergeht sie wieder.

Heute geht sie zielstrebig auf die Wasserleitung zu und füllt die beiden Kannen, die sie bei sich trägt, bevor sie den Weg wieder zurückgeht und auf halber Strecke zum Tor bei einem Grab stehenbleibt. Was genau sie dort macht, sehe ich nicht, da ich jetzt selbst zu der Leitung gehe und meine Kannen fülle. Der Wasserhahn ist in einer Nische, ein bisschen abgeschirmt. Und ich höre nicht, wie sie sich nähert, erst, als ich mich umdrehe und beinahe Nase an Nase mit ihr stehe, bemerke ich sie. Wie kann man sich so anschleichen?
Ihre Augen sind grau, wie ein Winterhimmel. Oder wie ein Sturm. Den Ausdruck darin kann ich nicht deuten, nur dass sie mich fixiert. Nicht nur mit dem Blick, wie mir erst auffällt, als ihre Hände meine Handgelenke packen und gegen den Stein der Abgrenzung drücken. Ihre Lippen sind weich auf meinen, ihr Körper warm, der Stein, gegen den sie mich drückt, kühl. Ich spüre die Fugen der Steine an meinen Handrücken. 
Ich lasse mich in den Kuss fallen, bevor ich meine Hände aus ihrem Griff befreie und sie in ihren Haaren vergrabe. Ich fahre durch die dichten Locken, genieße das unglaublich weiche Gefühl von ihnen. Streiche über ihren Nacken. Dann löst sie sich von mir. Ihr Blick fixiert mich, ich kann nicht wegsehen, weg von diesen sturmgrauen Augen. Sie lächelt.
„Leonie“, flüstert sie. Ihr Blick hält mich fest. Sie erwartet eine Antwort.
Ich lecke mir über die trockenen Lippen. „Maria“, bringe ich schließlich hervor. 
Sie streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich freue mich, endlich deinen Namen zu hören“, flüstert sie weiter, bevor sie sich umdreht, davonrennt und mich verblüfft zurücklässt.
Sie ist plötzlich weg. Einfach so.

Es dauert ein, zwei Minuten, bis ich mich aus meiner Trance reißen kann und endlich meine Kannen fülle. Ich habe immer noch den Nachhall des Gefühls ihrer weichen Lippen auf meinen, das Gefühl ihrer Haare zwischen meinen Fingern. So achte ich nicht auf den Weg und merke erst, dass ich in die falsche Richtung laufe, als ich über die Treppenstufen stolpere, die in den hinteren, höhergelegenen Teil des Friedhofes führen. Ich fluche leise, bevor ich den Staub von meiner Hose klopfe und zu dem Grab meiner Mutter zurückkehre.
Leonie also.
 

****


Sie scheint weg zu sein. Seit dem Kuss bei der Wasserleitung habe ich sie nicht mehr gesehen. An jenem Tag ist sie so schnell verschwunden, dass ich nicht einmal in ihre Nähe gekommen bin und die letzten zwei Wochen war sie wieder nicht da. Doch es hat sich etwas verändert. In mir.
Die ewige Kälte ist verschwunden, an ihre Stelle ist Wärme getreten, die zum ersten Mal nicht verschwindet. Selbst mein Vater hat eine Veränderung bemerkt. 
„Du strahlst von innen“, hatte er mir gesagt, an jenem Tag, an dem ich vom Friedhof gekommen bin, immer noch Leonies Lippen auf mir spürend. Und diese Wärme scheint sich auf meinen Vater übertragen zu haben. Er wirkt nicht mehr so verhärmt, scheint sich zu fangen. Wir sprechen wieder mehr miteinander.

Doch jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich würde gerne mit ihr sprechen, endlich wirklich ihre Stimme hören, herausfinden, was sie für ein Mensch ist, was sie dazu getrieben hat, sich mir zu nähern. Mich zu küssen.
Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mich in jemanden verlieben würde, mit dem ich gerade einmal ein ‚Danke‘ gewechselt habe, hätte ich diese Person für verrückt erklärt. Kennenlernen müsse man eine Person, wissen, wie dieser Mensch ist. Dann erst könne man wissen, ob man sich die Person verliebt hat.
Denkste. Ich weiß es in der Hinsicht jetzt eindeutig besser.

Ich bin damit beschäftigt, Blumenzwiebeln in die Erde des Grabes zu stecken, um den Haselstrauch herum. Dieser grünt und blüht inzwischen. Er wird wohl eines Tages zu groß für das Grab werden. Ich bin in meine Arbeit komplett vertieft, als ein Schatten auf mich fällt.
Ich muss nicht aufschauen, um zu wissen, um wen es sich handelt.
Langsam stehe ich auf und blicke ihr schließlich in die Augen. Sie ist ein paar Zentimeter größer als ich, wie mir auffällt.
„Du warst lange weg“, breche ich schließlich die Stille.
„Ich konnte nicht früher kommen“, antwortete sie. Ihre Stimme ist dunkler, als ich in Erinnerung habe. Bei einem einfachen Danke kommt das wohl auch nicht so gut heraus.
„Der Haselstrauch ist schön“, sagt sie nach einer Weile Stille.
„Meine Mutter mochte ihn. Ich fand es richtig, ihn … hierher zu bringen. Zu ihr.“ Ich erinnere mich an die vielen Stunden, die meine Mutter im Garten zugebracht hatte. Den Haselstrauch hatte sie aus einem einzigen Zweig herangezogen. Dieser hatte sich bei einem Ausflug in ihren Haaren verfangen.

„Darf ich dich was fragen?“
Sie sitzt neben mir, am steinernen Rand des Grabes, dreht eine Löwenzahnblüte zwischen ihren Fingern und nickt schließlich. „Natürlich.“
„Warum bist du so oft hier?“
Sie blickt auf und schaut mich an, mit diesem halben Lächeln, dass mich von Anfang an fasziniert hat. „Ich kümmere mich um Gräber, wo die Angehörigen verreist sind.“ 
Doch sie sieht mich mit einem so intensiven Blick an, dass ich das Gefühl habe, dass das nicht der einzige Grund ist. Ich sehe wohl ein bisschen verwirrt aus, denn ihr Lächeln wird breiter.
„Und manchmal komme ich auch nur her, um dir zuzusehen.“
Die vielen Momente fallen mir wieder ein. In denen ich das Gefühl hatte, dass mich ihre Blicke verfolgten. Sie aber immer begann, Unkraut zu zupfen, sobald ich zu ihr sah. Wo sie immer an anderen Gräbern arbeitete und ich mich fragte, warum. Zufallsgräber wohl. Alibis.

Zögerlich rutscht sie ein Stück näher, legt ihren Kopf auf meine Schulter. Ihre Locken schmiegen sich weich an meinen Hals, lassen mich erschaudern. Als ich meinen Arm um sie schlinge, entspannt sie sich. 
„Ich habe dich oft einfach nur angesehen“, flüstert sie.
„Warum hast du mich nie angesprochen?“, frage ich sie, in dem Wissen, dass sie mir genau das Gleiche vorwerfen könnte.
Ich spüre ihr Lächeln mehr, als das ich es sehe. „Halt mich für verrückt, aber ich hab mich nicht getraut. Da war es für mich einfacher, dich …“ 
„… mich zu küssen?“ Ich schnaube belustigt. Für mich wäre das viel mehr Überwindung.
„Ja“, sagt sie und hebt den Kopf. In ihren Augen glitzert der Schalk. „Da muss man nicht reden. Auch, wenn ich danach abgehauen bin. Irgendwie hatte ich Angst vor deiner Reaktion, ich war mir nicht sicher, ob …“
Ich beuge mich vor und küsse sie, schneide ihr das Wort ab.
Wortlos. Wie viel man sich ohne Worte sagen kann. Sie ist mir aufgefallen, ohne dass wir miteinander gesprochen hätten. Hat mich fasziniert. Wenn sich unsere Blicke einmal getroffen haben, hat dies gereicht. Wenn es dieser eine Blick ist, der alles sagt.

Als wir uns voneinander lösen, hält sie meine Hände fest, zieht mich auf die Füße und wirbelt mit mir auf der Stelle herum. Ihre Haare bauschen sich im Wind und mir fällt auf, dass sie die Augen immer ein bisschen zukneift, wenn sie aus vollem Herzen lacht. So tanzen wir im Kreis um das Grab meiner Mutter.
Für einen Moment frage ich mich, ob das nicht vielleicht taktlos ist, doch dann denke ich, dass Mutter sich eher freuen würde, wenn sie sähe, dass ich wieder lachen kann. Nachdem ich schon dachte, ich hätte dies verlernt.

Als sie mich schließlich loslässt und sich der Schwindel gelegt hat, fällt ihr Blick mehr aus Zufall auf ihre Uhr und wie von der Tarantel gestochen springt sie auf. Mit einem Mal ist in ihrem Blick nichts Fröhliches mehr. Ich glaube, Panik darin zu sehen. Der Moment ist dahin. 
Sie dreht sich um und rennt ohne ein Wort der Entschuldigung los, doch dieses Mal bin ich entschlossen, sie nicht entkommen zu lassen. Ich will sie nicht nochmal verlieren, das Mädchen, dass mir meine Wärme zurückgegeben hat, mich auferweckt hat aus der lähmenden Kälte der Trauer. Ich renne ihr nach, bis ich sehe, wie sie ein Stück vor mir ein Haus betritt und die Tür hinter sich schließt.

Ich weiß nicht, was mich dazu treibt, zu klopfen. Vielleicht das Verlangen, sie nicht gehen zu lassen, vielleicht das Gefühl, dass ich sie nie wiedersehen werde, wenn ich sie jetzt aufgebe.
Zu meiner Überraschung wird die Tür geöffnet.
„Was wollen Sie?“ Das Mädchen, die mich aus harten Augen ansieht, ist in etwa in meinem Alter und hat dunkle Augen, wie Kohle. In ihrem Blick liegt etwas, dass mich schaudern lässt. Ich habe das Gefühl, dass sie weiß, wer ich bin. Die Art, wie sie mich mustert. Wie etwas, das man nicht im Haus haben will.
Doch ich weigere mich, mich davon beeindrucken zu lassen. „Ich muss zu Leonie“, sage ich mit fester Stimme. „Können Sie sie bitte holen?“
In ihren Augen sehe ich etwas, doch es ist so schnell vorbei, dass ich mir nicht sicher bin, was es war. „Hier wohnt keine Leonie“, faucht sie und schlägt mir die Tür vor der Nase zu. Nette Person.
Das werde ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich gebe nicht auf und lasse sie gewinnen. Auf keinen Fall. Ich klopfe erneut.
Dieses Mal öffnet ein anderes Mädchen. Sie sieht dem Mädchen von vorhin ähnlich, doch keine von beiden hat Ähnlichkeiten mit Leonie.
„Ich bin eine Freundin von Leonie und muss sie sprechen“, sage ich.
„Ach, du warst das vorhin“, sagt sie herablassend. „Ich dachte, meine Schwester hätte schon gesagt, dass hier niemand wohnt, der so heißt. Zumindest nicht für jemanden wie dich. Verschwinde!“
Wieder wird mir die Tür vor der Nase zugeknallt.
Wütend klopfe ich zum dritten Mal. Diesmal ist es eine ältere Frau, die mir öffnet.
„Leute wie Sie haben wohl keinen Anstand“, stellt sie hochmütig fest. „Leute zu belästigen, die sich nicht widernatürlich verhalten, das …“
Weiter kommt sie nicht, denn eine Gestalt drängt sie vorbei. Es ist Leonie, die sich zwischen den beiden Schwestern, welche einen Türrahmen im Inneren des Hauses blockiert hatten, durchgezwängt hatte und auf die Straße stürmt, die Haare wie eine Sturmwolke um ihren Kopf. In meine Arme. Ihr Gewicht wirft mich ein Stück zurück, nur mit Mühe kann ich das Gleichgewicht halten. Das Gefühl, sie zu halten, sie sicher bei mir zu wissen, lässt mich glücklich sein. Einfach nur glücklich. Doch der Moment ist schnell wieder vorbei. Zu schnell.

Sie löst sich von mir, weicht meinem Blick aus. In ihren Augen erkenne ich Unsicherheit und gleichzeitig noch etwas, was ich nicht deuten kann. Härte. Oder eher verzweifelter Mut. Leonie zieht mich mit einem leisen ‚komm mit‘ ohne einen Blick zurück den Weg entlang und biegt auf den Friedhof ein. Am Haselstrauch gelingt es mir schließlich, sie zu mir zu drehen.
„Was hatte das zu bedeuten?“, frage ich fassungslos. Über ihren grauen Augen scheint ein Schatten zu liegen. Und plötzlich sinkt sie auf den Rand des Grabes, scheint innerlich zusammenzubrechen. Ich fühle einen Stich im Herzen. Ich möchte ihr helfen, für sie da sein, sie trösten. Doch ich lasse mich nur neben ihr nieder.

„Das waren meine Stiefmutter und meine Stiefschwestern“, beginnt Leonie mit brüchiger Stimme. „Jasmin und Elena. Sie mögen mich nicht sonderlich gerne, vor allem, seit sie herausgefunden haben, dass ...“ Sie bricht ab und wendet sich leicht von mir ab. Weicht meinem Blick aus. „Jasmin hat gesehen, wie wir uns geküsst haben. Sie nannten es widernatürlich und sie haben geschworen, dem einen Riegel vorzuschieben.“ Sie stockt, wischt sich mit dem Ärmel über die Augen. Ihr Blick geht starr zu Boden und sie zittert als würde sie zwischen den Grasbüscheln Szenen sehen, die ihr Angst einjagten. Ich rücke näher an sie ran, unsere Körper berühren sich. Ganz leicht. 
„Deshalb konnte ich so lange nicht kommen", fährt sie fort. „Ich musste mich heute wegschleichen. Sie waren nicht zu Hause, weißt du. Ich wollte eigentlich wieder da sein, bevor sie merken, dass ich weg war, aber …“ Nun sieht sie mich aus dem Augenwinkel an.

Ich hebe langsam die Hand, berühre sie leicht an der Wange und drehe ihr Gesicht sanft zu mir. Sehe ihr in die Augen, in denen Tränen schimmern. Getrocknete Spuren auf ihren Wangen.
„Was auch immer geschieht“, flüstere ich, „ich bleibe bei dir. Du bist nicht mehr allein. Wir sind jetzt zu zweit.“ Ich nehme sie in den Arm und spüre die Tränen, die auf meine Schulter tropfen. Die Blätter des Haselstrauches rascheln und für einen Moment glaube ich, im Rauschen meine Mutter zu hören, die ermutigende Worte zu mir spricht. Zwei weiße Tauben landen auf dem Grabstein und gurren leise. Ich fühle mich beschützt.
Und ich spüre ihre Wärme und die der Sonne und weiß, dass ich alles tun würde, um sie zu beschützen. Haselhaar und Sturmauge. Für immer.

Autorennotiz

Dieser Text war ein Wettbewerbstext auf einer anderen Seite, eine Anlehnung an das Märchen "Aschenputtel" ist gefordert worden.

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Wortlos. Wie viel man sich ohne Worte sagen kann. Sie ist mir aufgefallen, ohne dass wir miteinander gesprochen hätten. Hat mich fasziniert. Wenn sich unsere Blicke einmal getroffen haben, hat dies gereicht. Wenn es dieser eine Blick ist, der alles sagt.