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Bettdeckenromanzen - Eine Kurzgeschichtensammlung

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25.04.17 16:56
12 Ab 12 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

Ich saß in der Bahn, mir gegenüber ein Junge, wahrscheinlich in meinem Alter. Mal ehrlich. Er sah verdammt gut aus. Die Haare lang und zur Seite gekämmt. Immer wieder ruckte er mit dem Kopf ein wenig herum, um seine Frisur wieder gerade zu rücken. Das war unheimlich sexy.

Doch was machte ich mir vor. Ich würde mich sowieso nicht trauen, ihn anzusprechen. Zudem hatte er Kopfhörer in den Ohren stecken und war voll und ganz in sein Handy vertieft. Was er wohl gerade machte? Ob er jemandem schrieb? Die Bahn fuhr meine Haltestelle an. Doch ich blieb sitzen, wie angewachsen. Konnte nicht anders, als ihn anzustarren.

Katy, hör auf damit, schimpfte ich mich innerlich. Ich sah ihn jeden Mittag in der Bahn, doch ich hatte mich bis jetzt noch nicht getraut, ihn anzusprechen. Ich war ein Feigling. Ein absoluter Feigling. Ich stellte mir vor, wie er mich ansah, mir zulächelte. Auf mich zukam, mich fragte wie ich hieß. Ein paar Mal würden wir uns unterhalten, in der Bahn, versteht sich, dann würde er mich um ein Date bitten. Wir würden schick essen gehen, ach was, eher ins Kino gehen. Im Kino, wenn der Saal dunkel wird, würde er meine Hand nehmen und mich lange anschauen. Und wenn der Film zu Ende wäre, würden wir gemeinsam zur Haltestelle laufen. Ein Platzregen würde auf uns niederprasseln und er würde mich in seine Arme ziehen. Er würde mir intensiv in die Augen schauen, langsam seine Augen schließen. Seine Lippen würden sich meinen nähern und...

Er riss mich aus meinen Gedanken, in dem er aufstand und auf mich zukam. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Er kam auf mich zu! Er sah mir sogar in die Augen, zog seine Mundwinkel hoch. Doch er lief an mir vorbei. Einfach vorbei. Ohne mich eines Blickes zu würdigen musste ich feststellen, dass er ausstieg, ein Mädchen in den Arm nahm und es küsste. Und ich saß in der Bahn, viel zu lange, weil ich mich nicht von ihm hatte losreisen können, um an meiner blöden Haltestelle auszusteigen.

 

Diese Geschichte handelt von einer Schnecke und ihrer großen Liebe


Speedy saß auf einem Tomatenblatt und überlegte fieberhaft, wie er seiner Angebeteten seine unendliche Liebe gestehen konnte. Er dachte an ihre langen Stielaugen, mit der Farbe von einem tiefen Ozeanblau. Er liebte sie schon, seit er sie das erste mal vor einem Jahr gesehen hatte, aber sie hatte ihm keine Beachtung geschenkt und er hatte sich in ihrer Gegenwart meistens "Unsichtbar" gemacht, das heißt, er versteckte sich in seinem Haus und wartete ab, bis sie an ihm vorbeigeschleimt war. Seine Freunde lachten ihn deshalb aus, einige hatten sich sogar den Spaß gemacht, seine Angebetete anzuflirten. Speedy konnte das nicht ab, traute sich aber auch nicht, etwas zu unternehmen. Während er so nachdachte, bekam er garnicht mit, dass eine kleine Schnecke auf ihn zu kam. Für ihre Verhältnisse sogar ziemlich schnell.

"Speedy!" rief sie.

"Was denn?" fragte er. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Piper von ihm wollen könnte.

"Es ist etwas ganz schlimmes mit Mina passiert."

Speedy wurde hellhörig. Sie war Mina. Seine Angebetete.

"Was ist denn passiert? Geht es ihr gut? Ist sie..."

"Nein, nein, um Gottes Willen. Sie ist von einem Menschen eingefangen worden. In einem... Glas. Til ist schon auf dem Weg, sie zu retten, aber ich fürchte, er kommt damit nicht weit, er hatte nämlich Angst!"

Speedy überlegte nicht mal eine Sekunde. Er würde zu Mina's Rettung eilen. Somit bewegte er sich recht schnell vorwärts, man nannte ihn ja nicht umsonst Speedy, und so war er schon nach Fünf Minuten am Menschenhaus. Er sah den Menschen gerade ins Haus gehen. Mina war in dem Glas und presste sich gegen die Wand. Mit angsterfülleten Augen schaute sie zu den anderen Schnecken.

"Ah, Speedy. Du musst Til helfen!" rief eine der größeren Schnecken. Speedy folgte Til's Schleimspur und hatte ihn schnell eingeholt.

"Speedy, ich kann das nicht. Hilf du Mina!"

Speedy überlegte kurz, wie er ihr helfen könnte. Da kam ihm eine Idee. Der Mensch würde das Glas bestimmt irgendwann abstellen, dann musste Speedy es nur noch schaffen, das Glas runter zu schubsen, dann würde es zerspringen und Mina wäre frei. Speedy machte sich auf den Weg und kam durch ein geöffnetes Fenster ins Haus.

"Mina?" schrie er. "Wo bist du?"

Er hörte eine leise helle Stimme aus einem der riesigen Zimmer. Schnell ließ er sich an einer Gardine hinunter und folgte der Stimme. Kurze Zeit später erblickte er Mina auf einem Tisch, weit oben im Glas. Was für eine bodenlose Frechheit.

"Mina! Ich hole dich raus!"

Wie kann ich sie befreien? Fragte er sich nun. Er musste das Glas vom Tisch bekommen, allerdings war es viel zu schwer für eine Schnecke. Vielleicht konnte er ein Seil um das Glas binden und es so hinunter ziehen. Ja, das war ein guter Plan. Wo bekomme ich nun ein Seil her?
Speedy sah sich in dem Raum um, was ungefähr eine halbe Stunde in anspruch nahm, da er ja sehr klein und der Raum sehr groß war. Mina sah ihn die ganze Zeit hoffnungsvoll an. Leider konnte Speedy kein Seil finden. Dafür aber einige andere Dinge, zum Beispiel ein Barbie-Auto mit Puupen, haufenweiße Puppenkleider und ein riesiges Schloss. Da kam Speedy eine Idee. Er könnte ja die Kleider auseinander machen und zusammenknoten, damit hätte er dann ein Seil. Gedacht Getan, schon bald hatte er ein etwas langes Seil und machte sich daran, den Tisch zu erklimmen.

"Hol mich hier raus, Speedy" rief Mina. Speedy fragte sich unterdessen, warum der Mensch noch nicht zurpckgekehrt war. Es konnte doch sicher nicht mehr lange dauern. Und tatsächlich. Ein Erdbeben rollte über sie hinweg und der gigantische Mensch stampfte ins Zimmer, achtete aber nicht auf Mina und Speedy. Speedy kroch weiter vorwärts und schaffte es, ungesehen das Seil um das Glas zu binden. Er nahm das andere Ende auf und kletterte wieder hinunter. Unterdessen hatte der Mensch das Zimmer wieder verlassen. Speedy kam unten am Boden an und zog einmal kräftig an dem Seil. Das Glas ruckelte vorwärts und fiel mit einem lauten Krachen runter.

"Schnell, bevor der Mensch wiederkommt. Steig auf mein Haus!" sagte Speedy zu Mina. Sie kletterte dankbar auf und Speedy machte sich auf den Weg, raus aus dem Haus, zu den anderen Schnecken zurück. Mina war sehr stolz auf ihren Retter und auch die anderen feierten Speedy.

"Danke, Speedy" sagte Mina.

"Ach, das würde ich jederzeit wieder machen!" meinte dieser mit vor Stolz geschwelltem Körper.

"Darf ich mich erkenntlich zeigen?" fragte Mina leise.

"Ja... natürlich"

Mina beugte sich vor und gab Speedy einen Kuss. Speedy wusste garnicht, wie ihm geschah, doch schnell hatte er sich wieder gefangen und erwiederte ihren Kuss.
So wurde Mina gerettet und Speedy kam mit der Liebe seines Lebens zusammen. Auch Mina erwiederte diese Liebe mit Leidenschaft.

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Larlysias Profilbild
Larlysia Am 06.06.2017 um 21:00 Uhr
Ich habe beide Kurzgeschichten gelesen. Da sie so kurz sind, passen sie wirklich gut für zwischendurch! Ich finde deinen Stil super, und du hast die Ideen gut umgesetzt.
"Dieses Kribbeln in meinem Bauch" ist super süß. Das Ende habe ich nicht erwartet :D
"Schleimige Liebe" geht um Schnecken, richtig? Wie kann eine Schnecke Kleider zusammenbinden?
Erdmauss Profilbild
Erdmaus (Autor)Am 09.06.2017 um 11:14 Uhr
Tja ;) Mit einer Menge Fantasie :D Danke für deinen Kommentar :)

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Kapitel: 2
Sätze: 122
Wörter: 1.193
Zeichen: 6.721

Kurzbeschreibung

Eine Sammlung schöner, romantischer Kurzgeschichten für den schnellen Leser.