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Sätze: | 17 | |
Wörter: | 397 | |
Zeichen: | 2.214 |
Gleis 1. Seit du um eine Minute nach 2 in den Zug gestiegen bist, stehe ich hier und weiß nichts mit mir anzufangen. Unruhig beginne ich, den Bahnsteig entlang zu laufen, während sentimentale Lieder verschiedenster Interpreten aus meinen Kopfhörern dröhnen.
Als dann Stevie Nicks' Stimme erklingt und mich mit den Worten "Well, I've been afraid of changin'; 'cause I've build my life around you" direkt ins Herz trifft, schließe ich meine Augen, breite meine Arme aus und drehe mich ein paar Mal gegen den Uhrzeigersinn um mich selbst und trenne die Außenwelt von meiner Innenwelt.
Gegen den Uhrzeigersinn. Als könnte ich damit die Zeit zurück drehen; als würde die alte Bahnhofsuhr mir die Minuten und Stunden wiedergeben, die ich nie wieder zurück bekommen würde. I took my love, I took it down; climbed a mountain and I turned around.
Seit du um eine Minute nach zwei in den Zug gestiegen bist, kann ich nicht aufhören daran zu denken, was ich dir noch sagen möchte und wie viel mehr ich noch von dir hören muss. Bevor der Zug den Bahnhof verließ, glaubte ich alle Zeit der Welt zu haben; glaubte, dass Worte in Unmengen wie Laub am Waldboden zur Verfügung ständen. Der Kurs für Worte ist inzwischen an der Börse des Schicksals rasch nach oben gestiegen und steigt mit jedem Kilometer, den sich der Zug vom Bahnhof entfernt.
Es wird kühl. Ich bin noch immer allein. Mir ist bewusst, dass ich nach Hause gehen sollte. Doch damit würde ich diese schmerzhafte Realität legitimieren. Also stehe ich noch hier, während das Wetter beginnt umzuschlagen und denke an deine Umarmungen, die mich einst wärmten, bevor du um eine Minute nach 2 in den Zug gestiegen bist.
Die Sonne geht unter. Ich sitze mittlerweile auf dem gepflasterten Boden. Das letzte Licht des Tages beleuchtet die um mich herum liegenden Zigarettenstummel und die Überreste uralter Kaugummis. Die Anzeigetafeln zeigen keine weiteren Züge mehr an. Der Zug hat mit dir den Bahnhof um eine Minute nach 2 verlassen Also stehe ich auf, sehe noch zu, wie die Sonne endgültig am Firmament verschwindet und mach mich auf dem Weg Nachhause.
Can the child within my heart rise above?
Can I sail through the changing ocean tides?
Can I handle the seasons of my life?
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RhodaSchwarzhaar • Am 18.02.2024 um 13:23 Uhr | |||||||
Ein schöner, poetischer Text. Es gefiel mir ganz gut. Allerdings würde ich nicht sagen, dass es ein Gedicht ist. Gedichte schreibt man normalerweise in Versform. Vielleicht würde ich es eher unter Kurzgeschichten packen mit den Tags ''Nachdenklich'' ''Liebe'' ''Schmerz & Trost'' Für den Text an sich würde ich dir fünf Sterne geben. Vier habe ich dir gegeben, weil wie gesagt, in meinen Augen das gewählte Genre nicht passt. |
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