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Vor dem Fall III: Die Ehebrecherin

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25.09.17 22:05
18 Ab 18 Jahren
Heterosexualität
Fertiggestellt

Während die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand, wurden die ersten Gartenfackeln angezündet. Die Luft war erfüllt vom Duft des Essens, das die Sklaven den ganzen Tag über vorbereitet hatten. Auf einer riesigen Tafel hatten sie von einem Füllhorn voll reifer Früchte zu einem über offenem Feuer gerösteten Schweinebraten alle nur erdenklichen Köstlichkeiten ausgebreitet. Der Garten des Anwesens war mit Blumen und bunten Bannern geschmückt worden, die sich sanft im Wind wiegten. Die prunkvollen Marmorstatuen, die auch sonst im Garten standen, stellten die unterschiedlichsten Liebesakte nach. Den riesigen Springbrunnen, dessen Fontänen normalerweise kristallklares Wasser verspritzten, hatte man passend für den Anlass mit Wein gefüllt. Momentan wurde der Esstisch mit goldenem Geschirr gedeckt. 

Noch war keiner der Gäste erschienen, doch es konnte nicht mehr lange dauern. Hester blickte vom Balkon ihres Schlafzimmers auf den Garten herab. Sie war sehr zufrieden mit den Arbeiten ihrer Diener. Es würde ein großartiges Fest werden. Doch sie selbst war schließlich noch nicht fertig. Nachdem sie ins Innere zurückgekehrt war, streifte sie ihr weißes Kleid ab und ließ es achtlos zu Boden fallen. Eine ihrer Zofen würde es später schon aufräumen. Sie ging in den Nebenraum, der nur ihre Kleider beherbergte und durchforstete aufmerksam die Reihen. Was sollte sie bloß anziehen? Viel hing davon ab, dass sie heute Abend perfekt aussah. 

„Michelle! Komm sofort herbei“, rief sie eine ihrer Kammerdienerinnen. Das Mädchen erschien nur einige Sekunden später und fragte nervös: „ Was kann ich für euch tun Herrin?“ Ohne sich für ihre eigene Nacktheit zu schämen, antwortete diese: „Hilf mir beim Ankleiden.“ Hester nahm vorsichtig ein scharlachrotes Kleid vom Bügel und drückte es einen Moment an ihren Körper. Die Seide war so weich. Sie mochte das Gefühl, wenn der Stoff über ihre Haut glitt. Michelle näherte sich ihr und nahm ihrer Herrin das Kleid aus den Händen. Die Dienerin hielt ihr die Öffnung entgegen, sodass Hester hineinsteigen konnte, dann band sie ihrer Besitzerin die Träger hinter dem Rücken zusammen, damit es nicht wieder herunterrutschen konnte. 

„Dann schauen wir uns doch mal an“, meinte Hester und ging zu einem großen Spiegel, worin sie sich ausgiebig betrachtete. Das Kleid sah wundervoll an ihr aus . Allerdings mussten ihre Zofen ihr noch die Haare hochstecken und sie schminken. Fältchen um Augen und Mund enthüllten jedem deutlich, dass Hester keine junge Frau mehr war. Doch mit den richtigen Techniken konnte sie sich immer noch ein paar Jahre jünger tricksen. Michelle begann bereits damit die Schminke anzurühren. „Sofie!“, schrie Hester nach ihrer zweiten Dienerin und diese stürmte in den Raum, „Binde mir die Haare hoch.“ „Sehr wohl“, rief die Dienerin, bevor ihre Herrin auf einem Stuhl platznahm. „Seid ihr schon aufgeregt?“, fragte Sofie plötzlich, während sie die Haare ihrer Herrin bürstete. 

Eigentlich stand einer Sklavin eine solche Frage nicht zu, aber das Mädchen war erst seit kurzem in ihrem Dienst und noch nicht mit den Verhaltensregeln ihres neuen Standes vertraut. Hester hatte sie schon gekannt, als sie noch adelig gewesen war. Sofie war die Tochter ihres  ehemaligen Nachbars gewesen, der sie und ihre Geschwister verkauft hatte, weil er sich verschuldet hatte. Hester hatte das Mädchen eigentlich nur aus Gefälligkeit ihrem Vater gegenüber gekauft, da er  immer freundlich und zuvorkommend gewesen war. Es war besser zu wissen, dass seine Tochter die Zofe einer Adeligen war, als dass sie im Bordell arbeiten musste. Außerdem besaß die Kleine ein ausgesprochenes Talent für das Flechten von Zöpfen und Arrangieren von Frisuren, weshalb Hester sie sehr schätzte. 

„Nun“, antwortete sie deshalb, „Ich würde nicht sagen, dass ich aufgeregt bin, aber ich bin bereits voller Vorfreude.“ „Ich verstehe. Gibt es denn einen besonderen Anlass?“, wollte das Mädchen dann wissen. Hester lächelte. Als bräuchte es einen Grund um ein Fest zu feiern. Genuss war doch wohl Grund genug. Ihre Dienerin war naiv, aber sie war jung, vielleicht fünfzehn Jahre alt, und hatte deshalb selbst noch nicht an den ausschweifenden ihrer Familie teilgenommen. Wahrscheinlich hätte ihr Vater sie nächstes Jahr offiziell in die Gesellschaft eingeführt, doch aufgrund seines Bankrotts würde ihr dieses Leben nun auf ewig verwehrt bleiben. Nun ja, zumindest ein Gast auf dieser Art von Feier würde sie niemals sein. 

„Was ist mit dir?“, stellte Hester eine Gegenfrage. Das Mädchen gestand: „Ich bin ziemlich nervös. Mein älterer Bruder hat mir Geschichten erzählt, was auf solchen Feiern passiert, aber ich habe noch niemals eine besucht.“ Hester lächelte erneut. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihre erste Feier. Damals war sie nur ein paar Jahre älter gewesen  als ihre Zofe jetzt. Man musste es erleben, Erzählungen wurden ihren Festen nicht gerecht. „Es ist ein Jammer, dass der Herr nicht dabei sein kann“, meinte Sofie dann. Hester schnaubte verächtlich und entgegnete: „ Er hält nicht unbedingt viel von dieser Art von Feiern.“ „Nein?“, wunderte Sofie sich. Der Adeligen wurde es jetzt etwas zu viel, denn sie sprach nicht gerne über dieses Thema, weshalb sie die Sklavin ermahnte: „Eine solche Frage ist ungehörig für eine Dienerin. Wenn du hier bleiben willst, dann musst du lernen, wie man mit Adeligen redet.“ 

Das Mädchen schaute zu Boden und nickte, während sie sich nur noch auf das Flechten der Zöpfe konzentrierte. Anschließend half Michelle ihrer Herrin beim Schminken. Rouge gab den Wangen eine frische Farbe, Ruß betonte ihre Augen und eine seltsame Masse ließen ihre Lippen so rot wirken als habe sie Blut getrunken. „Das ist ganz zauberhaft!“, lobte Hester die Arbeit ihrer Zofe. Nun war sie für die Ankunft ihrer Gäste endlich bereit. Wobei, eine Sache fehlte noch! Sie griff in ihre Schmuckkiste und nahm einen goldenen Armreif heraus, den sie sogleich angelegte. 

Mit katzenhafter Anmut schlenderte sie die Treppe ins Erdgeschoss herab, wo auch bereits die ersten Gäste warteten. Mit in die Luft gehobenen Armen rief Hester: „Es ist so schön, dass ihr hier seid!“ Sie fiel jedem einzelnen um den Hals. „Du siehst einfach wunderschön aus“, machte ihr eine ihrer Freundinnen ein Kompliment. Sie lächelte und erwiderte: „ Vielen Dank. Bitte folgt mir in den Garten. Dort ist bereits alles für uns vorbereitet worden.“ Die Gruppe ging ins Freie und einige der Sklaven begannen sofort damit ihnen mit Wein gefüllte Becher zu reichen. „Ganz köstlich“, lobte eine der Freundinnen das Getränk. Hester lächelte und entgegnete: „Es ist eine besondere Sorte aus einer der Kolonien. Ich habe es extra für heute Abend importieren lassen.“ Die anderen nickten alle anerkennend, während Hester versuchte besonders bescheiden zu wirken. „Das ist doch nichts Besonderes“, versicherte sie ihren Gästen. Einer der Herren klopfte ihr auf die Schulter und widersprach: „Wir wissen alle zu schätzen wie gut du uns immer versorgst.“ „Danke!“, sagte Hester gerührt, „Freunde wie ihr es seid, verdienen es.“ Die Umstehenden begannen zu klatschen und die Hausherrin legte sich Hand auf die Brust, wobei sie einen Schluchzer unterdrückte. 

Während dieses Gespräch waren bereits neue Gäste eingetroffen, die sich nun zu ihnen gesellten. Hester begrüßte sie alle mit Küsschen auf die Wangen. Dina, eine reiche Witwe, die seit dem Tod ihres Mannes auf jeder Feier auftauchte, wollte wissen: „Wo ist denn der Gastgeber? Ich möchte ihm ebenfalls meine Aufwartung machen.“ „Ich befürchte er ist nicht hier“, erklärte Hester und versuchte ihren Ärger über diese Frage zu verstecken.“ „Wo ist er denn sonst?“, wollte Dina in Erfahrung bringen und kümmerte sich scheinbar nicht darum, dass sie einen furchtbar neugierigen Eindruck machte. Die Gastgeberin antwortete nur widerwillig: „Er ist auf einem Kreuzzug in einer der Kolonien.“ „In welcher denn?“, setzte die Alte ihr Verhör fort. Hester gestand leicht verunsichert: „Der Name ist mir gerade entfallen, aber der Wein ist vom selben Ort.“ Ihr Gegenüber schwieg und die Gastgeberin begann, ohne dass sie selbst wusste warum sich zu rechtfertigen: „Er ist ständig auf Achse und reist hin und her. Ich komme da nicht immer ganz mit.“

Auf dem Gesicht der Witwe zeigte sich für einige Sekunden ein höhnisches Lächeln, welches sie jedoch schnell wieder verschwinden ließ und mit einem fragenden Ausdruck bat: „Kannst du mir denn sagen wie es läuft? Man hört ja so selten etwas über unsere mutigen Ritter.“ „Liebste Dina, wir sind hier auf einer Feier und ich will die Gäste nicht mit Geschichten von der Front langweilen“, versuchte Hester nun das Thema zu wechseln. Doch die Alte bestand darauf: „Wir können uns gleich völlig dem Wein, dem Gesang und der Liebe hingeben, aber beantworte doch kurz meine Frage.“ „Ich weiß nichts genaues. David schrieb in seinem letzten Brief nur, dass er die Ungläubigen Tag für Tag ein Bisschen zurückschlägt.“ Dina schaute sie einige Sekunden mit starrer Miene an, dann meinte sie: „Na, das sind doch gute Neuigkeiten! Wir werden diesen Wilden die Kultur bringen.“ 

Sie hob ihren Kelch und die Umstehenden taten es ihr gleich. Hester entfuhr ein zufriedenes Stöhnen. In Wirklichkeit hatte ihr Mann David gar nicht geschrieben. Sie wusste nicht was er während seines Kreuzzuges tat und wenn sie ehrlich war, dann interessierte es sie auch nicht besonders. Was brachte ihn dazu in diese fremden Länder zu gehen, wenn es doch hier alles gab was man zum Leben brauchte? Statt sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, trank sie lieber ihren Becher aus. Der Wein begann sofort zu wirken und sie fühlte sich angenehm benebelt. 

Inzwischen war eine beachtliche Menge von Menschen im Garten versammelt.  Hesters Blick fiel auf einen jungen Mann, der nahe des Pools stand. Obwohl sie alle Gäste persönlich eingeladen hatte, musste sie zugeben, dass sie ihn noch niemals gesehen hatte. Dabei war ein angenehmer Anblick! Er hatte olivfarbene Haut und hübsche, schwarze Locken. Er trug ein weißes Pallium, welches einen Arm unbedeckt ließ und dabei enthüllte, dass er auf ein Untergewand verzichtet hatte. Dadurch konnte man nicht nur seinen muskulösen Oberarm, sondern auch seine definierte, unbehaarte Brust sehen. Hester leckte sich begeistert über die Lippen.  Als ihre Blicke sich trafen verlor sie sich in seinen dunklen Augen, denen etwas Melancholisches anhaftete. Hester lächelte ihm zu, doch er erwiderte es nicht, sondern wendete sich einfach einer älteren Frau zu, die neben ihm stand. Das Interesse der Gastgeberin war geweckt und sie beschloss mehr über den Fremden herauszufinden. Eilig schritt sie zu ihrer Freundin Rahel, welche dafür bekannt war immer bestens über alle Mitglieder der Oberschicht informiert zu sein. Diese stand gerade am Büffet und legte sich mehrere Honigdatteln auf einen Teller. 

„Schau zum Schwimmbecken“, bat Hester sie, „Und sag mir wer dieser Prachtbursche ist.“ Rahel ließ sich nicht zweimal bitten, sondern drehte sich um und riskierte völlig ungeniert einen Blick. Danach erzählte sie der Gastgeberin: „Das ist Hillal.“ „Ist die Kuh daneben seine Frau?“, fragte Hester noch immer nicht zufrieden. Rahel begann zu lachen und entgegnete: „Siehst du nicht, dass sie viel älter ist? Das ist Hana, seine Mutter.“ Da fiel es Hester wieder ein.  Die Gastgeberin kannte Hana flüchtig. Sie und ihr Mann waren eher seltene Gäste auf ihren Feiern, weil sie oft verreisten, aber ihren Sohn hatte sie bisher niemals mitgebracht. 

„Ich habe ihn noch nie gesehen. Wo war er bisher?“, wollte sie deshalb von ihrem Gegenüber wissen. Sie schmunzelte und stellte eine Gegenfrage: „Hast du dich etwa in ihn verguckt?“ „Und wenn es so ist?“, konterte die Gastgeberin selbstsicher. Rachel zuckte mit den Schultern, bevor sie antwortete: „Du wärst nicht die Erste. Hillal hat erst vor einigen Woche seine Ausbildung auf der Akademie mit Auszeichnung abgeschlossen. Seitdem gilt er als einer begehrtesten Junggesellen in der Stadt.“ „Ich werde ihn ansprechen“, entschied Hester und ließ ihre Freundin einfach stehen. Diese rief ihr amüsiert hinterher: „Viel Glück, du wirst es brauchen.“ 

Doch die Gastgeberin ließ sich davon nicht verunsichern. Schnurstracks lief sie auf Hillal zu, welcher noch immer am Pool stand und sich mit seiner Mutter unterhielt. Mit ausgestreckten Armen begrüßte Hester die beiden: „Hana! Meine liebe Freundin! Wie schön dich zu sehen.“ Sie fiel der anderen um den Hals. Hana schien etwas überrascht von dieser herzlichen Umarmung, erwiderte jedoch: „Hester! Hab vielen Dank für die Einladung. Es war so freundlich, dass du an mich gedacht hast. Die Gastgeberin lächelte, nickte und wollte dann wissen: „Wer ist denn dieser stattliche Mann an deiner Seite?“ „Das ist mein Sohn Hillal. Er ist gerade von der Akademie zurückgekehrt, die er als Bester seines Jahrgangs abgeschlossen hatte“, erklärte Hana stolz. Hester drückte sich an ihn und rief laut: „Herzlichen Glückwunsch! Das ist eine großartige Leistung.“ „Vielen Dank“, bedankte der junge Mann sich, nachdem sich die Gastgeberin wieder von ihm gelöst hatte. Er roch fast noch besser als er aussah. Hester beschloss in diesem Moment, dass sie ihn haben musste. 

„Hana, Rahel sucht dich. Sie wollte dir etwas wichtig erzählen“, behauptete sie, um seine Mutter loszuwerden. Die meinte aufgeregt: „Dann werde ich gleich mal zu ihr gehen. Rahel hat immer die besten Geschichten. Sie kennt wirklich jedes Geheimnis!  Entschuldigt mich ihr beiden.“ Damit war sie aus dem Weg und Hester hatte freie Bahn. Sie versuchte Hillal in ein Gespräch zu verwickeln: „Wie alt bist du?“ „Ich bin Achtzehn“, sagte er. Hester nickte und wollte dann wissen: „Ist das deine erste Feier?“ „Naja, schon. Auf der Akademie hatten wir keine Zeit für Feste und es gab auch nur Jungs“, gestand er und wirkte etwas verlegen. Sie streichelte seinen Unterarm und meinte: „Das muss dir nicht peinlich sein. Es gibt für alles ein erstes Mal.“ „Da habt  ihr wohl recht“, stimmte er zu, vermied aber direkten Blickkontakt. Hester fühlte sich von seiner Unschuld angezogen. „Hast du schon das Innere meines Hauses gesehen? Ich konnte dir eine Führung geben“, schlug sie ihm vor. Doch er schüttelte den Kopf und entschied: „Ich bleibe lieber noch etwas hier.“ „Du solltest den Wein probieren“, meinte Hester, in der Hoffnung ihn so etwas auflockern zu können. Jetzt lächelte er sie an und sagte: „Ich werde uns beiden einen Becher holen.“ „Wie zuvorkommend von dir“, bedankte sich die Gastgeberin und lächelte zurück. 

Hillal ging an ihr vorbei und schob sich dann zwischen den anderen Gästen hindurch, die nun bereits den gesamten Garten ausfüllten. Hester spürte wie ihr jemand die Hände auf die Schultern legte und drehte sich um. Zu ihrem Leidwesen war es Zacharias, mit dem sie auf der letzten Feier geschlafen hatte. Er war ein reicher Großhändler und sah trotz seiner fünfzig Jahre noch recht gut aus. Seine Muskeln waren hart wie Marmor und seine haarigen Brust kitzelte Hester, wenn er sie berührte. „Du hast mir gefehlt“, flüsterte er ihr ins Ohr. Hester biss sich auf die Unterlippe, stellte dann aber klar: „Nicht heute mein Großer.“ „Warum nicht?“, fragte er genervt. Sie lächelte und meinte: „Schau dich um, hier gibt so viele tolle Frauen.“ „Aber keine vereint Schönheit mit Erfahrung wie du“, warf er ein. Geschmeichelt streichelte sie über seine Wange, blieb jedoch dabei: „Das wird heute nichts mit uns.“ Bevor er sich beschweren konnte, hatte sie ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt. „Wenn du eine neue Lieferung mit Seidenkleidern bekommst, besuch mich doch einfach mal. Ich freue mich immer, wenn du vorbeikommst“, sagte sie und schlenderte dann einfach davon. Nachdem sie einige Meter gegangen war, drehte sie sich noch einmal um, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Zacharias war wie Wachs in ihren Händen. 

In diesem Moment bemerkte sie, dass Hillal noch immer nicht zu ihr zurückgekommen war und sie beschloss ihn zu suchen. Da sie ihn im Garten nirgendwo finden konnte, ging sie zu der künstlich angelegten Grotte, die einige Schritte vom Schwimmbecken entfernt errichtet worden war. Die Luft roch nach einer Mischung aus Schweiß, Parfüm und Tabak. Obwohl das Innere nur von einigen Fackeln erleuchtet wurde, hatte Hester einen guten Blick auf die Dinge, welche sind dort abspielten. Mehrere Gäste nutzten die Abgeschiedenheit des Ortes für ihr Liebesspiel. Sie saßen und lagen auf den Kissen und Decken, die Hester bereitgestellt hatte und gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Auf einem kleinen Tisch hatte jemand mehrere Portionen Engelsstaub vorbereitet. Hester ging herüber und zog mit Hilfe eines Strohhalms eine der weißen Linien durch die Nase. Sofort fühlte sie wie der Rausch ihren Körper durchströmte. Sie hätte jetzt genug Energie gehabt um  Bäume mit ihren bloßen Händen aus dem Boden zu reißen. 

Die Gastgeberin betrachtete die Masse an schwitzenden Körpern für einen Moment. Der Anblick hatte etwas Hypnotisches. Ein älterer Mann war gerade dabei sich von zwei jüngeren Mädchen verwöhnen zu lassen, schaute jedoch die ganze Zeit erwartungsvoll zu Hester. Die Gastgeberin lächelte. Ihr Blick wechselte zu einem Pärchen. Er presste sie gegen die Wand, während sie sich stürmisch küssten. „Wie ist der Engelsstaub?“, fragte Zacharias, der die Grotte gerade gemeinsam mit Dina betreten hatte. Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahmen beide davon. Seiner Begleiterin entfuhr ein freudiges Quicken, woraufhin sie ihr Kleid einfach zu Boden warf. Mit ihrem Zeigefinger signalisierte sie Zacharias zu ihr zu kommen. „Da ist noch Platz für eine mehr“, stellte der Großhändler klar. Die Gastgeberin lächelte. Normalerweise hätte sich Hester wohl dazu entschieden an diesen Aktivitäten teilzunehmen, doch heute hatte sie sich ein anderes Ziel gesetzt. Hillal war nicht hier. Sie drehte sich also schweren Herzens wieder um und ging zurück zum Pool. 

Tatsächlich stand das Objekt ihrer Begierde dort mit zwei jungen Mädchen, die wahrscheinlich kaum älter als achtzehn sein konnten. Die beiden hingen praktisch an Hillals Lippen. Hester musste sich beeilen, wenn sie ihn nicht an diese beiden Flittchen verlieren wollte. „Da bist du ja“, rief sie, bevor sie ihm von hinten die Hände auf die Schultern legte. Langsam drehte er sich zu ihr um und sagte: „Es tut mir leid, ich habe ganz vergessen, dass ich euch etwas zu trinken versprochen habe.“ „Das macht doch nichts! Und du musst nicht so förmlich sein, wenn du mit mir sprichst. Ich bin einfach Hester für dich“, stellte sie klar und bemühte sich ein großes Lächeln auf ihre Lippen zu bringen. Eines der Mädchen wollte nun wissen: „Wie war denn jetzt das Leben in der Akademie? Man hört ja immer, dass die Rekruten durch die Hölle geschickt werden.“ „Man lernt zu kämpfen, in mehr als einer Hinsicht“, meinte der ehemalige Rekrut. Das andere Mädchen sagte: „Wie sollte man auf einem Kreuzzug auch überleben, wenn man nichts verträgt. Angeblich gibt es in den Kolonien ja abscheuliche Monster und blutrünstige Wilde.“ Hester gähnte. Solche Themen langweilten sie. Hillal wollte gerade etwas antworten, als sie ihm dazwischen fuhr: „Könnt ihr das später weiterbesprechen? Ich wollte Hillal hier gerade etwas Wichtiges zeigen.“ Noch bevor er protestieren konnte, hatte sie ihn am Arm gepackt und weggezogen. 

„Wo bringst du mich hin?“, fragte er sie deutlich genervt. Die Gastgeberin ließ sich davon jedoch nicht verunsichern, sondern entgegnete: „Lass dich überraschen. Ich verspreche dir, dass es dir gefallen wird.“ Sie führte ihn vom Garten ins Haus, vorbei an mehreren Gruppen Gästen, deren Kommentare und Zurufe sie ignorierte. Jetzt war keine Zeit für Geschwafel. Die beiden gingen die Treppe hinauf in den ersten Stock. „Sollten wir nicht bei den anderen Gästen bleiben? Du bist doch die Gastgeberin“, wunderte sich Hillal. Hester erklärte ihm: „Das musst du sehen! Es ist einfach phänomenal.“ Sie gingen durch ihr Schlafzimmer auf den Balkon, wo die Gastgeberin die Hand ihres Begleiters losließ und beide Arme in die Luft riss. „Sieh dir das an! Das ist der beste Ausblick in der Nachbarschaft“, versprach sie vollmundig. 

Tatsächlich blickte Hillal nun auf die Stadt, die sich vor beiden ausbreitete. Es war bereits dunkel geworden und die Fenster der meisten Häuser waren von den Kerzen erleuchtet, die deren Bewohner im Inneren angezündet hatten. Das Licht verbreitete eine ruhige Wärme. Vom Garten her drangen noch Fetzen von Musik und Gesprächen zu ihnen, allerdings so leise, dass man es nur hören konnte, wenn man sich darauf konzentrierte. 

„Dieser Ort ist wirklich wunderschön“, meinte Hillal wie verzaubert. Hester meinte stolz: „Diese Stadt ist das Herz und die Seele unseres Reiches. Es gibt nichts Vergleichbares auf dieser Welt.“ „Bist du denn viel herumgekommen?“, fragte ihr Gegenüber dann. Sie musste einen Moment überlegen. Tatsächlich hatte sie die Stadt noch niemals verlassen. Wo sollte sie auch hingehen, wenn es doch hier alles gab was sie brauchte? Doch dann sagte sie: „Lass uns nicht über die Vergangenheit sprechen. Was zählt ist  das Hier und Jetzt.“ Sie nahm seine Hände und kam ihm so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. „Auf der Akademie hieß es immer, dass jede Tat eine Konsequenz nach sich zieht“, flüsterte Hillal. Hester unterdrückte das Verlangen mit den Augen zu rollen. Sie behauptete: „Wenn du nur daran denkst, was in der Zukunft passiert, dann verpasst du das eigentliche Leben. Gib dich deinem Verlangen hin.“ Sie positionierte eine seiner Hände auf ihre Brust. Er schluckte. Diese Unschuld war so niedlich. Entschlossen legte sie ihre Lippen auf seine. Er erwiderte ihren Kuss. Hester löste den Träger, welcher ihr Kleid hielt und es rutschte einfach zu Boden. Sie genoss es zu sehen wie ihr Gegenüber ihren nackten Körper betrachtete.  „Gefällt dir was du siehst?“, fragte sie Hillal. Der junge Mann errötete und meinte: „Du bist eine wunderschöne Frau.“ Jetzt übernahm er die Initiative und küsste sie.

Aus dem Schlafzimmer kamen plötzlich Geräusche, die wie Schritte klangen. Hillal stieß Hester instinktiv von sich weg. Er rief beschämt: „Ich muss weg.“ Noch ehe sie ihn aufhalten konnte, war er an ihr vorbeigelaufen und im Inneren des Hauses verschwunden. Doch das war in diesem Moment eigentlich nicht ihr größtes Problem. Als die Gastgeberin sich umdrehte, sah sie ihren Mann David. Völlig überrumpelt fragte sie: „Wo kommst du denn her? Ich dachte du bist in einer der Kolonien.“ Ihr Mann, dessen Gesicht trotz seines grau melierten Vollbarts deutlich seinen Zorn zeigte, antwortete viel zu laut: „Der Feldzug ist beendet, ich wurde nach Hause geschickt und jetzt finde ich dich hier in diesem Sündenpfuhl wie du mit diesem Jungen Ehebruch begehst! Du bist eine Hure!“ „Das ist nicht, was du denkst!“, behauptete sie. Ihr Mann schlug ihr ins Gesicht. Er befahl: „Kein Wort mehr! Du bist eine Sünderin! Ich werde dich strafen wie es sich für eine Ehebrecherin gehört.“

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Elenyafinwe
M
Am 26.09.2017 um 14:30 Uhr
Hallo,
nun jaaaa ... Der Text lässt mich mit dem Gefühl zurück, was ich jetzt mit ihm mache. Einerseits ist das eine Gesellschaft voller Ausschweife, andererseits wird Ehebruch offensichtlich hart geahndet, was sich für mich ein wenig widersprüchlich anfühlt. Das soll wahrscheinlich bigott wirken, aber so ganz kommt das bei mir nicht an, zumal die feierlichen Exzesse ja doch offen ausgelebt werden und in denen anscheinend kein so großes Drama gesehen wird. Aber dann wird die Ehefrau gleich als Hure beschimpft, wenn sie mal mit wem anders ein klein wenig rummacht. Wie gesagt, beißt sich in meinen Augen.
lg Auctrix
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Vergil (Autor)Am 26.09.2017 um 15:06 Uhr
@Elenyafinwe Vielleicht war es auch keine gute Idee, das so zu veröffentlichen. Es sind drei Momentaufnahmen und ich habe den Kontext bewusst auch bei vielem nur angedeutet, weil ich dachte, dass so neugierig auf mehr macht. Das es auch unlogisch wirken könnte, habe ich gar nicht bedacht
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Elenyafinwe
M
Am 26.09.2017 um 14:59 Uhr
@Vergil Hallöle ^^ Langsam wird's zur Gewohnheit xP
Um weiter meine Hausarbeit zu prokrastinieren, wollte ich ohnehin in deinen Haupttext noch reinsehen. Das klingt auf jeden Fall nach einer schönen Grundidee. Vielleicht stecke ich auch einfach noch nicht so sehr in dieser Welt drin, um das in dem Maße zu erfassen. Wir werden sehen!
lg Auctrix
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Vergil (Autor)Am 26.09.2017 um 14:50 Uhr
Hallo nochmal,

Ja der Kontrast war gewünscht. Eine so kurze Geschichte kann ihn natürlich auch nicht vollständig erklären. Das kommt noch.

Was die Geschichte zeigen soll, ist im Besonderen der Kontrast zwischen der Zivilbevölkerung und dem Militär. Die Gesellschaft hat sich längst in kleinere Grüppchen aufgeteilt, die eher nebeneinander herleben, als miteinander. Konservative Krieger, die mehr Zeit in fremden Ländern verbringen und die dort lebenden Völker unterwerfen einerseits und andererseits eine sehr liberale Zivilbevölkerung (wobei es eher ein Teil dieser ist), welche dank der Beute aus den Kriegen im Luxus leben. Es ist eine Balance, die so nicht lange existieren kann. Aber diese Geschichte ist ja eine Momentaufnahme.

Hillal ist z.B. auch ein Beispiel für diesen Kontrast. Auf der Akadamie hat er Disziplin und Zurückhaltung gelernt. Auf der Feier weiß er deshalb nicht unbedingt wie er sich verhalten soll.

Auch wollte ich andeuten, was das für Hester und ihren Ehemann bedeutet, die praktisch in verschiedenen Welten leben. Er hat keine Ahnung, was sie macht (und konnte es bis zu diesem Tag auch ignorieren) und verkehrt nicht in den Kreisen, in denen solch hedonistisches Verhalten gestattet ist.

Vielen Dank für alle drei Reviews bisher

Liebe Grüße

Vergil
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Autor

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Sätze: 312
Wörter: 3.868
Zeichen: 22.863

Kurzbeschreibung

In einer Stadt, die seit Jahrhunderten keinen Krieg mehr gesehen hat, sind Exzess und Genuss zum Alltag geworden. Eine gelangweilte Frau versucht die Leere in ihrem Herzen mit einem Fest zu füllen.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Fantasy auch in den Genres Erotik und Tragödie gelistet.

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