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Sätze: | 39 | |
Wörter: | 825 | |
Zeichen: | 4.754 |
Es war eine schöne Gegend gewesen. Gesehen hatte sie sie nie, aber gefühlt, gehört, gerochen und geschmeckt.
Gefühlt hatte sie das frische Gras unter ihren Füßen und den lebenspendenden Regen auf ihrer Haut.
Gehört hatte sie das Rauschen des Wasserfalls und der Blätter im Wind, das Glucksen der Bäche und der Gesang der Vögel waren ihr vertraut.
Gerochen hatte sie die Wälder, Wiesen und Felder. Der blumige Duft des Frühlings, der dösige des Sommers, der welke des Herbstes und der klare des Winters waren ihr bekannt.
Geschmeckt hatte sie die Früchte der Natur und die frische Luft der Dämmerung.
Gewandelt war sie unter den ersten Sonnenstrahlen des Tages und in dem Sternenlicht der Nacht.
Doch nun erkannte sie nichts wieder.
Sie fühlte zertrampeltes Gras unter ihren Füßen. Kein lebenspendender Regen durchnässte sie, stattdessen klebte Blut an ihrer Rüstung, das ihre und das ihrer Feinde und sie fühlte Schmerz, der Schmerz der Wunden und der Schmerz ihrer Seele.
Sie hörte das aufeinander Schlagen von Stahl, die Schlachtrufe und die Befehle der Feldherren.
Sie roch den Rauch des Feuers, den Gestank von Verwesung und den verführerischen Duft des Todes, der in der Luft hing.
Das eisenhaltige Blut und der erdige Geschmack des Matsches lagen ihr auf der Zunge. Die Luft war erfüllt von Grauen und Unbarmherzigkeit. Alles, was einst so gut und schön war, schien verloren und dem Schlachtfeld gewichen. Verloren schien auch alle Hoffnung.
Fast bereute sie es, in den Krieg gezogen zu sein, aber nur fast. Denn sie war stolz darauf, ihr Land verteidigen zu können. Sie dachte an all die, die sagten, eine Frau könnte keine Kriegerin sein und eine Blinde erst recht nicht. Sie alle hatten sich getäuscht.
Ihr Meister hatte ihr das Kämpfen beigebracht. Als Bogenschützin war sie nicht zu gebrauchen. Sie war eine Schwertkämpferin.
Die blinde Kriegerin schwang ihre beiden einhändigen Schwerter gegen die Feinde, die in das Land, ihr Heimatland, eingedrungen waren. Sie wich einem Pfeil aus und erlegte ihren Gegner. Sie lauschte angestrengt, sie konnte im Moment in ihrer Nähe keine Schritte hören oder fühlen. Kurz entspannte sie sich, ohne ihre hohe Aufmerksamkeit zu verlieren.
Bis zu ihr, ein Ruf dran: „Sieg, wir haben gesiegt!“
Die blinde Kriegerin lächelte und zog sich vom Schlachtfeld zurück. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt, sie hatte ihr Heimatland verteidigt. Sie verschwand vom äußeren Rand des Schlachtfeldes und kehrte zurück in ihre Hütte im Herzen des Waldes.
Andächtig lauschte Luvia ihrer Mutter, die ihr die Legende der blinden Kriegerin erzählt hatte. Die blinde Kriegerin hatte geholfen, ihr Volk zu verteidigen. Ohne eine Belohnung zu verlangen. Sie war direkt nach der Schlacht verschwunden. Es hieß, sie habe tief im Wald gewohnt und wäre nach der Schlacht nie wieder von menschlichen Augen gesichtet worden.
Ein Paar hatten sie gesehen, damals auf dem Schlachtfeld. Hell und rein soll ihre Haut gewesen sein. Blond das Haar und blau-weiße blinde Augen. Eine schillernde Rüstung und ihre Kunst, die Schwerter zu schwingen, rundeten das Bild ab. Die Krieger waren alle von ihrer Kampfkunst beeindruckt gewesen, dabei konnte die Kriegerin nicht sehen. So war diese bewundernswerte Frau über die Jahre zur Legende geworden.
Wie immer endete die Geschichte mit „Die Kriegerin bewies allen, dass Frauen zu mehr fähig waren als nur den Haushalt zu machen und die Kinder großzuziehen. Auch bewies sie, dass Eingeschränkte und Behinderte nicht gleich Krüppel sind. Über das weitere Leben der Kriegerin ist nichts bekannt, aber es heißt, dass sie noch lange im Einklang mit der Natur lebte.“ Nach einem „Gute Nacht“ verließ Luvias Mutter ihr Zimmer.
Natürlich konnte Luvia nach so einer Geschichte nicht schlafen. Das Mädchen kletterte aus dem Bett und ging zum offenen Fenster. Sie ließ sich das Haar aus dem Gesicht wehen.
Auch wenn es nur eine Legende sein konnte, glaubte sie fest daran, dass diese Kriegerin einmal durch diese Lande gewandert war. Als sie schlaftrunken einen letzten Blick aus dem Fenster warf, sah sie eine weibliche Gestalt in einem weißen Gewand über die Grashügel wandern. Sie war wahrscheinlich vom Schlaf benebelt, aber trotzdem glaubte sie daran, dass die blinde Kriegerin immer noch durch die Lande wanderte und sie beschützte.
Die Kriegerin lächelte, als sie die Geschichte ihrer Großmutter hörte. Die hier lebenden Menschen dachten, es wäre eine Legende. Nur wenige wussten noch, dass die blinde Kriegerin wirklich gelebt hatte.
Sie wand sich ab und ging wieder in Richtung Wald.
Die Kriegerin war die Wächterin des Waldes. Sowie ihre Mutter und ihre Großmutter vor ihr. Deren Geschichte war zur Legende geworden und Legenden würden zu Mythos werden. Doch die Wächterinnen würden weiter wachen und das bis ans Ende der Zeit.
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MiniMax • Am 14.06.2025 um 13:09 Uhr | |
Gut erzählt, aber den letzten Abschnitt würde ich noch etwas erweitern. Er ist schließlich die Pointe der Geschichte. Sollte man nicht auch die Natur der Feinde kurz erwähnen? |
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RhodaSchwarzhaar • Am 30.11.2024 um 18:05 Uhr | |||||||
Den Part, wie du das Erlebnis der Kriegerin erzählt hast, fand ich gut beschrieben. Allerdings finde ein paar Stellen etwas unausgereift. Z.B als es heißt, dass sie in den Wald zurückging und sie nie wieder jemand sah. Im danach folgenden Satz / Absatz haben sie dann ein paar gesehen und die Charakterbeschreibung beginnt. Mein Vorschlag wäre diese paar Leute als die Krieger zu bezeichnen, die mit auf dem Feld waren. Im letzten Absatz bin ich über die Bezeichnung "Die Kriegerin" gestolpert. Zwar steht noch im selben Satz dabei, dass die blinde Kriegerin ihre Großmutter ist aber die ähnliche Benennung verwirrt einen. (Zumindest mich). Ich würde vorschlagen, sie als "Nachfahrin" zu bezeichnen. Mehr anzeigen |
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Wörter: | 825 | |
Zeichen: | 4.754 |