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Dirty Deeds Done Dirt Cheap

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28.01.18 20:20
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Lachs! Was zum Teufel soll das?“ schrie der Direktor. „Dieser Bericht ist die größte Schweinerei die mir je untergekommen ist!“

Am liebsten hätte Fabian zurückgeschriehen, oder zumindest gesagt, dass Herr Knopp, der Direktor, das schon über den letzten Bericht von Fabian, oder über den vorletzten, oder die davor, gesagt hatte. Doch seine Berichte schienen jedes Mal schlechter zu werden.

„Wenn Sie sich nicht bald Mühe geben werde ich dafür sorgen dass ihre Kollegen bald nur noch in der Vergangenheitsform über sie reden!“ Bevor der Knopp weiterreden konnte klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Er hob mit einem ärgerlichen „Ja“ ab. Dann hörte er kurz zu, und schrie in das Telefon: „Natürlich sollen Sie ihn durchstellen! Wieso haben Sie ihn überhaupt warten lassen!“ Während der kurzen Durchschaltpause sah Knopp zu Fabian auf.

„Sind Sie immer noch hier? Verschwinden Sie endlich!“

Und Fabian stürzte ohne Weiteres aus dem Büro des Direktors hinaus auf den Gang. Dort hatte sich bereits eine Versammlung von schaulustigen, oder vielmehr hörlustigen, Kollegen gebildet. Einige sahen ihn mitleidig an aber der Großteil konnte seine Freude nicht verbergen, dass ein Anderer und nicht sie zur Schnecke gemacht worden war. Fabian schleppte sich zu seinem Arbeitsplatz zurück und begann den Bericht neu zu schreiben. Er würde garantiert nicht rechtzeitig fertig werden, was bedeutete, dass er Überstunden machen müsste, die natürlich nicht bezahlt wurden. Würde er seine Arbeit nämlich richtig machen würde er auch in der Arbeitszeit fertig werden. Zumindest war das die Begründung des Direktors.

Um ein Uhr früh war der Bericht endlich fertig. Fabian legte ihn dem Knopp auf den Schreibtisch und verließ das Bürogebäude, wie so oft in letzter Zeit, als Letzter. Beim Hinausgehen grüßte er den Nachtwächter, den er in knappen sechs Stunden wieder sehen würde.

Ja, das war Fabian Lachs. Er war 28 Jahre alt und arbeitete in einer Versicherungsgesellschaft. Daraus folgte unmittelbar, dass sein Chef ein Arschloch war.

Für den Feinschmecker unter den Arbeitnehmern gibt es viele verschiedene Arten von Chefarschlöchern. Es gibt Idioten, Flachwichser, Sitzpisser, Sklaventreiber und viele viele mehr.  Doch das Nonplusultra, der Gipfel aller Arschlöcher wenn man so will, ist der Chef, der durch Beziehungen, ohne viel Arbeit, an diesen Posten gekommen war und ein so großes Ego hatte, dass er allein im Aufzug fahren muss. Genau so einer war der Knopp und zusätzlich war er noch ein Versicherer, also die schlimmste Sorte überhaupt. Er genoss es seinen kleinen Sklaven, oder gehirnamputierten Helferlein, wie er sie insgeheim nannte, Unmengen an Arbeit aufzuhalsen, die nicht zu bewältigen war. Und egal wie gut eine Arbeit war er machte den der sie Ablieferte immer zur Schnecke, einfach weil er konnte. Und vor kurzem war er zur Erkenntnis gelangt, dass sich unter all seinen Hirnamputierten Fabian am besten zum Opfer eignete, weshalb er den besonders gern fertig machte.

Aber nun wieder zurück zu Fabian. Natürlich hatte er auch ein bisschen Privatleben aber auch auf das hatte der Knopp Einfluss, was diesen sicherlich sehr freuen würde, wüsste er es.

In seiner Freizeit wurde Fabian Fabi genannt, aber nur von seiner Verlobten, seinem besten Freund Alexander und von seinen Eltern. Seine zukünftigen Schwiegereltern hassten ihn, also nannten sie ihn nicht Fabi. Fabian war unter der Woche selten bei Tageslicht zu Hause, weshalb er Larissa, seine Verlobte, nur selten sah und noch seltener mit ihr sprach. An den Wochenenden plagten ihn Depressionen und Larissa meinte, dass er keinen Anteil mehr an ihrer Beziehung hatte, da er in Gedanken nur noch bei der Arbeit war, wenn auch auf eine andere, deprimierendere, Weise als sie dachte. Von seinen Schwierigkeiten mit dem Knopp hatte er ihr nichts erzählt. Die Beziehung zu Larissa stand also kurz vor der totalen Katastrophe, was Fabian durchaus bewusst war, aber so sehr er auch wollte, er konnte einfach nichts ändern. Er hatte die Stärke dazu einfach nicht. Es sah also so aus, als würden die Beinah- Schwiegereltern dank dem Knopp doch noch ihren Wunsch erfüllt bekommen. Im Übrigen hätte es Fabian nicht überrascht, wenn sie zusammengearbeitet hätten um sein Leben zu zerstören. Schließlich waren sie alle unberechenbare Psychopathen und einfach nur böse. Zumindest in Fabians Welt.

Nach der Arbeit kam Fabian an diesem Tag um dreiviertel zwei nach Hause. Larissa schlief natürlich schon seit einigen Stunden. Leise legte er sich neben sie ins Bett. Er wäre sofort eingeschlafen, doch wie immer beobachtete er Larissa noch eine Weile. Im Licht der Straßenlaterne hob und senkte sich ihre Brust regelmäßig. Ihr Gesicht war entspannt und sie schien glücklich zu sein. Vermutlich hatte sie gerade einen schönen Traum, denn sie lächelte leicht. Wenn sie so dalag hätte Fabian sie noch stundenlang beobachten können, trotz der Müdigkeit. Aber nach einigen Minuten dachte er an den beschissenen morgigen Tag und versuchte einzuschlafen. Seine Gedanken verfinsterten sich als er daran dachte und in seiner Fantasie brach er dem Knopp jeden einzelnen Knochen mit einem lauten Knack. Mit jedem Knacken lächelte er. Im Anschluss, als sein Chef blutend und röchelnd um Gnade winselte drückte er seinen Kopf in einen Kübel Wasser bis die letzte Luftblase aufgestiegen war. Die Vorstellung hatte etwas ungeheuer Befriedigendes. Doch gerade, als er wieder von vorne beginnen wollte, stieß Larissa ein leises Lachen aus. Irgendetwas ging dadurch von ihr auf ihn über. Mit einem Mal beruhigte er sich, streckte einen Arm nach Larissa aus und schlief ein.

Um sechs Uhr vibrierte sein Handy. Es war der Wecker. Fabian hatte ihn lautlos gestellt, da er Larissa nicht wecken wollte. Er stand schlaftrunken auf frühstückte einen Toast mit Nutella und verschwand anschließend für fünf Minuten im Badezimmer. Danach zog er sich an und fuhr zur Arbeit.

Als er aufgestanden war, war Fabian bester Stimmung gewesen. Nun verschlechterte sie sich immer mehr, je näher er dem Versicherungsgebäude kam. Der Stimmungsabfall verlief linear. In dem Maß in dem er dem Gebäude näher kam nahm seine Stimmung ab. Bis zu dem Punkt an dem es in Sichtweite war. Von diesem Zeitpunkt an fiel sie exponentiell. Mit dem ersten Schritt, den er auf das sichtbare Gebäude zumachte ging seine Stimmung zwei Stimmungspunkte nach unten. Beim Zweiten waren es schon vier und so weiter. Als er vor dem Eingangstor stand war seine Stimmung am Nullpunkt angelangt.

Er fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock, wo er arbeitete. Um zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen musste er am Büro vom Knopp vorbei. Er versuchte immer so schnell wie möglich daran vorbei zu kommen, um einer Schimpftirade zu entgehen sollte er entdeckt werden. Doch heute schien er kein Glück zu haben. Gerade als er vorbeigehen wollte schwang die Tür auf und traf ihn fast an der Nase. Doch aus dem Büro kam nicht Knopp, sondern ein Mann, den Fabian noch nie zuvor gesehen hatte. Vermutlich ein Kunde und ein ziemlich bedeutender noch dazu, wenn er beim Knopp persönlich war. Dem Akzent nach handelte es sich um einen Schweizer.

„Danke, dass Sie sich so schnell um meinen Fall gekümmert haben. Das hatte ich gar nicht erwartet.“, sagte der Schweizer beim Hinausgehen.

„Aber das war mir doch ein Vergnügen. Der Kontakt zu unseren Kunden ist uns hier ja wichtig.“, flötete der Knopp.

„Und dass Sie sich auch noch persönlich darum gekümmert haben hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Sie haben doch nichts dagegen wenn ich dieses Unternehmen weiterempfehle?“

 „Aber natürlich nicht. Es freut mich dass wir Sie zufrieden stellen konnten, obwohl Sie den überarbeiteten Bericht noch gar nicht gelesen haben.“

„Nun, ich versichere Ihnen, dass das nicht notwendig ist. Schönen Tag noch.“

Erst als der Schweizer sich zum Gehen wandte sah Fabian was die beiden Männer während ihrer Unterhaltung in den Händen hielten. Es waren die zwei Berichte die Fabian gestern geschrieben hatte. Er erkannte sie an ihrem mattgrünen Umschlag. Nur er verwendete diese Farbe. Doch jetzt stand nicht mehr sein Name darauf. Der Knopp hatte ein weißes Pickerl darüber geklebt und seinen eigenen Namen darauf geschrieben.

Nachdem der Schweizer gegangen war sah Fabian Knopp an. Der lächelte nur und sein Blick sagte: „Ich weiß, dass du es weißt. Aber es gibt nichts was du dagegen tun könntest.“

Fabian wusste dass er Recht hatte und ging mit gesenktem Kopf zu seinem Arbeitsplatz. War seine Stimmung vorher schon am Nullpunkt gewesen, so war sie jetzt im Minusbereich.

Den Rest des Tages verbrachte er damit einen neuen Bericht zu schreiben und zu hoffen nicht in das Chefbüro gerufen zu werden, wie gestern. Als der Nachmittag begann entspannte er sich zusehends und seine Stimmung stieg ein wenig. Morgen begann das Wochenende und das Wetter versprach gut zu werden. Vielleicht konnte er mit Larissa an den Badesee fahren, an dem sie sich vor zwei Jahren kennengelernt hatten, als er noch vor Selbstvertrauen gestrotzt hatte. Allerdings war das weiter weg und sie würden zwei Tage einplanen müssen um diese Zeit wirklich genießen zu können. Aber er blieb optimistisch. Der Rest des Tages schien ihm Recht zu geben. Alles lief wie am Schnürchen, was schon lange nicht mehr passiert war. Dann, als es drei wurde, packte er zusammen und ging ungewöhnlich gut gelaunt. Dadurch vergaß er so schnell wie möglich am Chefbüro vorbei zu gehen und der Knopp erwischte ihn noch.

„Lachs! Im Archiv sind einige Daten ins durcheinander geraten. Einige Mitarbeiter aus meiner Abteilung müssen helfen das wieder in Ordnung zu bringen. Sie werden am Sonntag von acht bis vier helfen. Verstanden?“

„A-Aber Sonntag ist frei.“, stotterte Fabian

„Nicht für Sie. Wenn Sie helfen werde ich Sie vielleicht von der Liste für Personaleinsparungen streichen. Und Wehe wenn Sie nicht kommen!“, mit diesen Worten ließ er Fabian allein im Gang stehen, der wieder kurz vor der Verzweiflung stand.

Niedergeschlagen fuhr er heim. Er wollte Sonntag nicht arbeiten. Er wollte mit Larissa im See schwimmen. Als er zu Hause ankam war Larissa nicht da. Auf dem Esstisch lag ein Zettel auf dem stand, dass sie bei einer Freundin sei. Fabian machte ihr keinen Vorwurf deswegen. Auch wenn er sie gerne wieder einmal wach gesehen hätte. Er war in letzter Zeit nicht gerade der beste Gesprächspartner gewesen.

Da er nicht wusste was er tun sollte und er auch ein bisschen aufgeheitert werden wollte ging er zu Alexander. Alexander war der Einzige dem er seine Situation geschildert hatte. Er nahm nicht an, dass Alexander eine Lösung parat hatte, aber es würde gut tun wieder etwas Zeit mit jemandem zu verbringen den er leiden konnte.

Alexander überraschte ihn indem er doch eine Lösung parat hatte. Es war keine endgültige Lösung aber doch eine recht angenehme Zwischenlösung. Bei dieser Lösung konnte nichts schief gehen, denn sie enthielt das beste Lösungsmittel auf der ganzen Welt: Alkohol. Alkohol löste Schmutz, Bankkonten, Beziehungen, Gehirnzellen und vieles mehr. Vielleicht also würde er auch etwas von den Problemen Fabians lösen, auch wenn einige Ketzer behauptetenn, dass gerade Probleme nicht von Alkohol gelöst werden konnten.

An dieser Stelle überspringen wir ein paar Stunden voll müßigen Geschwätzes und gescheiterten Versuchen eine Treppe hinaufzusteigen (Es gelang nicht weil gar keine Treppe da war. Alexander stand zwei Meter vor einer Wand und machte mit seinem rechten Fuß eine Bewegung als wollte er eine Stufe besteigen. Anschließend murmelte er etwas von wegen sein Fuß sei in den gasförmigen Zustand übergetreten und ließ es bleiben.)

Wir steigen um vier Uhr morgens wieder ein. Alexander und Fabian sind beide betrunken und unterhalten sich in einer Bar über den Sinn des Lebens. Im Hintergrund spielt Musik.

„Weißt du es is eine Schweinerei was mit dir im Büro passiert. Das is menschenunwürdig. Wir solltn diesen Knopp aufsuchen und ihm einmal orndlich in den Arsch tretn, damit er versteht was er anrichtet.“, lallte Alexander.

„Spinnst du! Dann würd er mich rauswerfn.“, lallte Fabian zurück.

„Du hast Recht. Wir brauchn jemanden der das für uns erledigt. Jemanden wie den!“

Und mit diesen Worten fuchtelte Alexander wild in der Gegend herum.

„Was meinst‘n du damit?“

„Hör doch genau hin!“

Im Hintergrund plärrte ein Lied aus den kleinen Boxen über der Bar:

„Pick up your phone, I‘m always home

 Call me anytime

 Just ring: three-six-two-four-three-six, hey

 I lead a life of crime.”

Danach folgte ein Refrain den Fabian nicht verstand und vom Rest des Liedes erkannte er auch nicht mehr viel. Als es zu Ende war kam auch Alexander, der sich zu dem Lied wie unter Krämpfen geschüttelt hatte, wieder zur Ruhe.

„Was hatn das jetzt zu bedeuten?“

„Hast du nicht zugehört?“

„Doch, aber ich hab nichts verstanden.“

„In dem Lied gings darum, dass du diesen Kerl anrufn kannst und er erledigt für dich billig die Drecksarbeit. Genau so jemanden brauchst du jetzt.“

„Was war das für ein Lied?“

„Dirty Deeds Done Dirt Cheap von AC/DC, den Göttern des Rock.”, rief Alex überschwänglich aus.

„Das heißt wir brauchn jetzt einen Brian Johnson?“

„Was? Nein das war Bon Scott. Wir brauchen einen Bon Scott.“, besserte ihn Alexander aus.

„Is der nicht tot?“

„Ja das is er und das stellt uns vor ein Problem.“

„Und vor welches?“

„Wer macht jetzt die Drecksarbeit?“

„Selbst wenn er nicht tot wär, wie würdest du ihn dann erreichen?“, fragte Fabian neugierig.

„Mit der Telefonnummer natürlich.“, antwortete Alex als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.

„Welche Telefonnummer.“, jetzt war Fabian vollkommen verwirrt.

„Na mit der aus dem Lied natürlich: drei-sechs-zwei-vier-drei-sechs.“

Fabian war nicht in der Lage gewesen der Ausführung seines Freundes komplett zu folgen, dem Alkohol sei Dank, doch in seinem jetzigen Zustand erschien ihm das plötzlich als das Vernünftigste auf der ganzen Welt.

„Du hast Recht, das machen wir!“, und sofort kramte Fabian sein Handy aus seiner Hosentasche.

„Was machst du denn da?“, wollte Alexander wissen.

„Was wohl? Ich rufe Bon Scott an!“

„Spinnst du! Doch nicht vom Handy. Das kann die Polizei zurückverfolgen.“

Fabian ging ein Licht auf: „Du hast recht. Wir brauchen eine Telefonzelle.“

Und so zogen sie los um im Zeitalter des Mobiltelefons eine der letzten Telefonzellen zu suchen. Trotz ihres leicht benebelten  Zustandes fanden sie  nach etwa einer halben Stunde eine Telefonzelle. Sie warfen alle Münzen die sie bei sich hatten hinein, um auf Nummer sicher zu gehen. Dann wählte Fabian die Nummer. Er ging mit größter Konzentration ans Werk und sprach leise mit: „drei-sechs-zwei“, sein Finger brauchte etwas länger um die Vier zu treffen, „vier-drei-sechs. Etwas kurz für eine Telefonnummer.“, merkte er an. Nichtsdestoweniger hielt er den Atem an nachdem er gewählt hatte. Alexander beobachtete ihn gespannt. Doch Fabian legte nach einer halben Minute den Hörer auf.

„Nichts“, sagte er bedauernd.

Er und Alexander sahen kurze Zeit betroffen auf ihre Füße hinunter. Dann gab Alex  einen Schrei von sich und sprang in die Luft: „Wir Idioten. AC/DC kommen aus Australien. Wir brauchen nur die australische Vorwahl vor die Nummer zu setzen.“

Nun ergriff auch Fabian wieder die Erregung. Doch dann dämmerte ihm etwas: „Kennst du die Vorwahl von Australien?“

„Nein aber schau im Telefonbuch nach.“

Und tatsächlich. Dort stand sie: „null-null-sechs-eins“, las Fabian.

Sofort wählte er die Nummer noch einmal.

„null-null-sechs-eins-drei-sechs-zwei-vier-drei-sechs“, diesmal stolperte sein Finger nicht.

Er hielt aufgeregt den Hörer an sein rechtes Ohr, Alexander hielt ebenfalls ein Ohr zum Hörer um etwas besser hören zu können, und zu ihrer großen Überraschung klingelte es. Es klingelte einmal, ein zweites Mal, ein drittes Mal und dann wurde abgehoben.

“Dirty Deeds Done Dirt Cheap, hello?”

“Ja, ehr.., hello, I just happened to äh find your number and I thought you could ehm help me.”

“Oh, yes. I see it’s a long time since somebody phoned me. What can I do for you?”

“Well there is this guy, my boss, he bullies me and I want to get rid of him.”

“Ah, this kind of business. Stay right where you are, I will be there in a few minutes.”

“What! B-But I am in Austria.”

“Yes in Vienna to be exact.”

“How can you know that?”

“Well, I have my information. And now stay where you are!“, mit diesen Worten legte der Fremde auf.

Nachdem sie nicht wussten, was sie sonst tun könnten blieben sie bei der Telefonzelle stehen. Sie warteten eine Weile, beinahe eine halbe Stunde und gerade, als Fabian nach Hause gehen wollte trat eine Gestalt aus den Schatten. Sie hatte lange gelockte Haare und auf den nackten Unterarmen waren Tattoos zu sehen. Die Farbe des Haares war dunkel, aber nicht genauer zu bestimmen, da die Schatten ihr Gesicht verbargen. Die Gestalt begann, mit schottischem Akzent, zu sprechen: „Schön dass ihr gewartet habt. Ich hätte es sehr betrüblich gefunden nun doch keine Arbeit zu haben. Also sprechen wir über das Geschäftliche. Wer ist die Person?“

„Mein Chef, Arthur Knopp. Allerdings weiß ich nicht wo er wohnt.“, antwortete Fabian schnell.

„Das wird nicht nötig sein. Interessiert es dich nicht wie viel es kostet?“

„Doch, ähm wie viel kostet es?“, wollte Fabian wissen, der sich sehr belämmert dabei vorkam die Frage nachzuplappern.

„Zweihundert Euro.“

„Nur so wenig?“

„Ich rühme mich seit 1976 einer der billigsten Anbieter zu sein.“

„Aah. Natürlich. Aber eine Frage hätte ich noch. Was werden sie mit dem Knopp machen?“

„Wenn du genau darüber nachdenkst bin ich mir sicher, dass du nicht wissen willst was ich mit Knopp mache.“

Fabian dachte kurz darüber nach und kam zum Schluss dass er es tatsächlich nicht wissen wollte. Dann zog er zweihundert Euro aus seiner Geldbörse und reichte sie dem Fremden: „Hier ist ihr Geld Mister Scott.“

Der Mann nahm das Geld, sah ihn noch kurz an und sagte schließlich: „Bon Scott starb 1980.“ Danach drehte er sich um und verschwand in den Schatten der Stadt.

Nach diesem Ereignis trennten sich Alexander und Fabian und gingen nach Hause. Als Fabian nach Hause kam  war Larissa noch immer nicht zu Hause. Er vermutete, dass sie noch bei ihrer Freundin war und legte sich schlafen.

Am nächsten Tag wachte er um ein Uhr nachmittags auf und hatte einen dröhnenden Schädel. Larissa war in der Zwischenzeit zurückgekehrt. Als er verschlafen in das Esszimmer torkelte sah sie ihn stirnrunzelnd an.

„Alexander?“, wollte sie wissen.

„Alexander.“, bestätigte er.

Fabian setzte sich neben sie, nachdem er eine Brausetablette in ein Wasserglas geworfen hatte. So saßen sie eine Weile da, er mit einem Kopfwehgetränk, sie mit einer Tasse Tee.

Schließlich brach Fabian das Schweigen: „Wie war es bei deiner Freundin?“

Larissa antwortete zögerlich. Ihre Freundin war von Beruf her Beziehungsberaterin und sie hatte sie um Rat gefragt, da Fabian sich in den letzten Monaten so seltsam benommen hatte. Doch trotz aller anfänglichen Probleme entwickelte sich nach und nach ein richtiges Gespräch in dessen Verlauf Fabian seiner Verlobten mitteilte, dass er am Sonntag arbeiten musste. Davon war sie nicht begeistert, aber als er erwähnte, dass das vermutlich das letzte Mal war sprachen sie nicht weiter darüber. Als Larissa schließlich wissen wollte was er letzte Nacht getrieben hatte, stellte Fabian fest, dass das eine gute Frage war. Er konnte sich an nichts erinnern das nach drei Uhr geschehen war. Alexander anzurufen unterließ er, da er sich sicher war, dass dieser sich an genauso wenig erinnern konnte wie Fabian. Wenn es um Alkoholkonsum ging war Alexander noch nie hinter Fabian zurückgeblieben, was schon einige Male zu interessanten Ergebnissen geführt hatte. Aber Fabian war sich ziemlich sicher, dass sie dieses Mal nichts Dummes angestellt hatten. Alle Zeichen die sonst auf Dummheiten hinwiesen, wie blaue Flecken, fremdes Eigentum in seinen Taschen oder ähnliches konnte er nicht finden. Nur in seiner Geldbörse fehlte eine größere Menge Geld. Offensichtlich hatte er gestern alle Getränke gezahlt. Als er Larissa erzählte was er noch wusste und dass Alexander seinen Rausch spendiert bekommen hatte, musste sie schmunzeln. Das letzte Mal dass er sich so aufgeführt hatte war zu der Zeit gewesen als sie sich erst kurz kannten.  

Am Sonntag um acht stand Fabian vor dem Tor seiner ganz persönlichen Hölle, sie war nicht heiß, sie war nicht kalt, genau genommen hatte es dank der Klimaanlage und der Heizung immer angenehme 20,5 Grad. Doch was sie zur Hölle machte, war die Tatsache dass darin der Oberteufel ganz persönlich schaltete und waltete. Er betrat das Versicherungsgebäude und ging hinunter in das Archiv. Dort kam ihm eine Archivarin entgegen.

„Was tun sie hier?“, wollte sie wissen.

„Mir wurde mitgeteilt, dass es hier ein Problem gibt bei dem ich helfen soll.“, antwortete Fabian.

„So groß war das Problem auch wieder nicht. Wir haben nicht einmal um Hilfe angesucht. Arbeiten sie für den Knopp?“

Fabian nickte.

„Dachte Ich mir. Der schickt des Öfteren jemanden wie Sie vorbei, auch wenn es gar kein Problem gibt. Sie können wieder nach Hause gehen.“

Das besserte Fabians Laune ungemein. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging. Als er aus dem Haupttor hinaustrat machte er einen Luftsprung und lächelte sogar, eine Muskelanstrengung, die er schon seit längerer Zeit nicht mehr unternommen hatte.

Als Fabian wieder sein Haus betrat schlief Larissa noch, da sie sich am Wochenende völlig entspannen wollte. Also macht er Frühstück, briet Speck, kochte Tee und dekorierte den Tisch. Als Larissa, vom Lärm in der Küche geweckt aufstand, staunte sie nicht schlecht.

Der Rest des Tages zerfloss in den unbedeutenden Kleinigkeiten die das Leben ausmachen.

Am Montag fuhr Fabian wie immer zur Arbeit, diesmal allerdings mit einem deutlich besseren Gefühl als in den Monaten davor. Wie er herausfand war das durchaus berechtigt, denn der Knopp war anscheinend krank oder sonstwie verhindert. Alle Angestellten hofften natürlich dass es etwas Ernstes war und sie  schienen Recht zu haben, denn er wurde auch in den nächsten zwei Wochen nicht gesehen.

Fabians Leben erhielt dadurch einen beträchtlichen Aufschwung und es wird sicher jeden zu hören freuen, dass er seine Beziehung, inklusive Verlobung, mit Larissa aufrechterhalten konnte.

Und der Knopp? Der wurde nie wieder gesehen, zumindest nicht von Fabian Lachs. Aber einen Monat später wurde eine Leiche mit einem Betonklotz auf den Füßen aus der Donau gezogen die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Direktor der Versicherungsanstalt zeigte.

Autorennotiz

Erste selbst geschriebene Kurzgeschichte, basierend auf und mit Anlehnungen an den gleichnamigen AC/DC Song.

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Sätze: 304
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Kurzbeschreibung

Ein Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft wird von seinem Chef terrorisiert. Beim Frusttrinken kommen ihm und einem Freund die rettende Idee, während im Hintergrund ein AC/DC Lied spielt.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Alltag auch im Genre Mystery gelistet.