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Vor vielen vielen Jahren, kein alteingesessener Woffleber kann sich mehr daran erinnern, lebten die rechtschaffene Ziegenhirten Conrad und Martin unterhalb vom Feldberg. Mit ihrer kleinen Herde zogen sie die Feldwege in der ganzen Gemarkung entlang. Die Ziegen labten sich an den zarten Trieben verwilderter Bäume und Sträucher und an den saftigen Gräsern auf den Wegen. Derweil die beiden durch die Flur zogen, beackerten ihre Familien die Felder und Wiesen des reichsten Bauern im Dorf. Nur den Hoppegarten gegenüber vom Feldberg durften die Hirten für sich bewirtschaften, denn das Stückchen Land wurde von den Dorfältesten stets den Ziegenhirten zugesprochen. Auf dem steilen Hang wuchsen viele Kräuter und Gräser. Im Frühsommer wurde Heu gemacht und im Herbst diente sie als Weide. Dann mussten auch die Hirten fest mit anpacken um die Ernte schnell einzubringen. Kam die Erntezeit heran, standen die Gräser auf dem kleinen Hang immer besonders hoch und die Ziegen konnten dort bis zum Ende der Ernte eingepfercht werden. Die Ziegen indes fraßen sichtlich gerne im Hoppegarten, oder wie ihn Martin gern nannte "Garten der Hoffnung". Sobald es für die Ziegen wieder in die Flur gehen sollten, wollten sie die Weide nicht verlassen. Nur wenn es zum Melken in den Stall ging, zogen sie freiwillig los.
Über die Zeit merkte auch der reiche Bauer, dass die Ziegen während der Erntezeit gesünder waren und Milch, Butter sowie Käse viel besser schmeckten. Sein Neid und seine Habgier waren so groß, dass er den Ziegenhirten befahl seine Kühe in der Erntezeit dort weiden zu lassen. Als dann im nächsten Jahr die Erntezeit heran kam, mussten die Ziegen im Stall bleiben und sich von Heu ernähren. Die Kühe jedoch standen auf dem Hang und fraßen die saftigen Gräser und Kräuter. Nach einer Woche wurden sie sehr krank und gaben kaum noch Milch. Da machte der Bauer die Ziegenhirten dafür verantwortlich und klagte sie an, den Kühen faules Wasser gegeben zu haben. Und so kam es, dass Conrad und Martin vor Gericht mussten und um ihr Leben bangten. Was jedoch keiner wusste, es gab ein Geheimnis um den Hoppegarten. Ein alter Fluch aus längst vergessenen Zeiten lag auf dem Land.
Als nun das Dorfgericht tagte, trat plötzlich ein altes Hutzelmännchen vor den Dorfältesten und sprach zu ihm: "Ich habe vor langer Zeit den Hoppegarten verwünscht und bin nur gnädig zu rechtschaffenen Leuten, die über das Jahr die Pflanzen wachsen lassen und erst im Herbst ihre Tiere darauf weiden. Doch wer das Land ausbeutet, der wird bestraft mit kranken Tieren und Missernte. Es gibt jedoch zwei unter euch, die mir über die Jahre hinweg lieb geworden sind. Nur ihnen und den Nachfahren werde ich es gestatten, Ziegen und Schafe dort zu weiden. Also wer mir folgende Frage richtig beantwortet, soll der wahre Besitzer des Hoppegarten werden und es sollen dort stets die saftigsten Gräser wachsen: 'Wie nennt man die Blume, die das Tor zum Jenseits öffnet?' " Alle sahen sich verwundert an und der Richter fragte Kläger und Angeklagten: "Kann einer von euch die richtige Antwort geben?" Der Bauer und die Ziegenhirten sahen sich fragend um und plötzlich leuchteten Conrads Augen. Er atmete tief durch und fast schrie er das Wort in den Raum: "HIMMELSCHLÜSSELCHEN, ja die öffnen das Tor zum Jenseits".
Eine ungewohnte Stille herrschte im Gerichtssaal und alle warteten darauf, was nun passieren würde. Das Hutzelmännchen ging langsam auf Conrad und Martin zu, öffnete ihnen die Hände und legte Schwarzdornzweige darauf. "Solange ihr und eure Familien Martins "Garten der Hoffnung" achtsam bewirtschaftet, sollen jedes Jahr im Frühling hunderte Himmelschlüsselchen dort blühen, im Sommer heilende Kräuter und Heublumen wachsen und im Herbst saftige Gräser auf eure Ziegen warten. Doch wehe wenn sich keiner mehr daran hält und das Land schlecht behandelt. Dann sollen im folgenden Jahr in der 3. Vollmondnacht Schwarzdornhecken so üppig wachsen, bis alles zugewachsen ist und sie sollen solange wachsen, bis sich wieder ein rechtschaffener Bauer findet, dem ich das Land übergebe." Dann verließ das Hutzelmännchen den Raum und auch der reiche Bauer ging aus dem Saal. Der Dorfälteste sprach darauf hin die beiden Brüder frei und empfahl ihnen sich noch lange an die Worte zu erinnern. Fortan sprachen alle im Dorf nur noch vom "Himmelschlüsselchen-Garten" und die Jahre gingen ins Land und jedes Jahr im Frühling blühte dieser in Garten in leuchtendem Gelb.
Als nun die Nachfahren von Conrad und Martin immer weniger an den Fluch dachten und sich nur noch recht und schlecht um die Wiese kümmerten, wuchsen eines nachts bei Vollmond dichte kräftige Schwarzdornhecken und es gab kein Durchkommen mehr auf dem Hang. So blieben die Hecken stehen und dienten Vögeln und kleinen Wildtieren als Unterschlupf, denn mit den Jahren verschwanden ringsum die Wälder und immer mehr Ackerflächen erschwerten ihnen das Leben. Und doch sollte es zu einer ungeahnten Wende kommen. Viele Jahrzehnte später kamen Menschen mit schweren Maschinen, rodeten die Hecken im Hoppegarten und fällten Bäume, die sie dort als störend befanden. Langsam kehren nun Himmelschlüsselchen und heilende Kräuter zurück. Das Gras jedoch wächst nur spärlich und will auch das ganze Jahr über nicht recht gedeihen. Ab und zu ziehen Schafe über den Hang und knabbern an den mageren Kräutern und den jungen Trieben von wilden Gehölzen. Doch jedes Jahr im Frühling kommt der Schwarzdorn als zarte Pflänzchen zurück und muss wieder entfernt werden. Tja bis ... ? Bis das Hutzelmännchen wieder auftaucht und den Fluch vom Land nimmt. Vielleicht hat es aber seine Heimat für immer verlassen, weil keine Hoffnung mehr für die Menschen besteht. Dann wird eines Tages der Schwarzdorn wieder über Nacht als dichte kräftige Hecke wachsen und so den wilden Tieren neuen Unterschlupf bieten.
Das war die Geschichte vom Himmelschlüsselchen-Garten, der eigentlich Hoppegarten - "Garten der Hoffnung" heißt.
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Simon • Am 26.09.2018 um 13:35 Uhr | |||||||
Guter Text mit schöner Geschichte soweit. Nur warum Fabel? ;) | ||||||||
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