Hin und wieder sind Hintergründe zu Texten vielleicht ganz interessant. Lasst und also über meine Fanfiction »Among the Sleep« reden.
Zu diesem Text inspirierte mich das gleichnamige Spiel von Krillbite Studios. Ich bin über Gronkhs Let’s Play darauf gestoßen und war sofort hin und weg von diesem Spiel. Normalerweise bin ich ganz und gar kein Fan von Horror (ich verkriech mich bei so etwas immer unter meiner Decke und drück meinen Teddy ganz fest an mich xP), aber da hatte mich die Charakterwahl doch neugierig gemacht.
In dem Spiel schlüpft man in die Rolle eines zweijährigen Mädchens und sieht die Welt aus ihrer Sicht. Zu ihrem Geburtstag bekommt sie ein ganz besonderes Geschenk: einen Teddy namens Teddy. In ihrer starken kindlichen Fantasie beginnt sie zu glauben Teddy sei tatsächlich lebendig und spielt lebhaft mit ihm. Dann wird es aber Zeit für sie zu schlafen. In der Nacht geschehen seltsame Dinge. Erst wird Teddy von einer unsichtbaren Wesenheit entführt, dann wird sie aus ihrem Kinderbett geworfen. Nun gilt es Teddy zu finden, der recht schnell ausfindig zu machen ist, und die Mutter aufzusuchen. Die Mutter ist jedoch nicht in ihrem Bett, stattdessen findet man einen unheimlichen Schatten im Wohnzimmer, der dem Kind einen gehörigen Schrecken einjagt. Geht man weiter, findet man in der Abstellkammer eine Art silbernen, wabernden Spiegel. Man geht hindurch, denn irgendwo dahinter hört man die Mutter ihr Schlaflied summen. Man findet sie, aber sie ist mehr eine Erinnerung als eine wirkliche Gestalt. In ihren Händen hält sie ihre Kette. Nimmt man sie an sich, zerstäubt das Bild der Mutter und gibt den Weg frei in eine Art Traumabbild des Kellers des Hauses. Dort führt ein Weg in die eigentliche, überbordende Phantasiewelt des Kindes.
Der Hintergrund der Story ist, dass die Mutter getrennt vom Vater lebt und wahrscheinlich auch berufliche Probleme hat, alles zusätzlich verstärkt durch den Druck, sich um das eigene Kind kümmern zu müssen. Sie ist damit überfordert und verfällt dem Alkohol. Ist sie betrunken, wird sie in den Augen des Kindes zu dem Monster, dem man im zweiten Level des Spieles begegnet; auch dass besagtes Monster immer wieder mit Wasser in Verbindung gebracht wird, verdeutlicht dieses Bild. Der Vater versucht, das Kind aus diesen unmöglichen häuslichen Bedingungen zu holen, die Mutter hat allerdings große Angst davor, dass man ihr das Kind wegnimmt. Ihre Tochter empfindet die Angst der Mutter als ihre eigene Angst, weshalb im dritten Level auch der Vater zu einem Monster mutiert und scheinbar das Kind verfolgt und zu sich zerren will.
Das Spiel bietet äußerst starke Bilder und besitzt eine sehr große Tiefe. Man muss wirklich mitdenken und auf verschiedenste Hinweise achten, um die ganzen Metaphern und Symbole zu begreifen. Mich hatte diese Tiefe sehr fasziniert, weshalb ich beschloss, dieses Spiel in einer Fanfiktion noch einmal aufzugreifen.
Feanor hatte mich schon immer sehr fasziniert und bis jetzt hatte ich mich nie wirklich an ihn heran getraut, da er einen äußerst komplexen und starken Charakter besitzt, den gut darzustellen sehr schwer ist. Mit Among the Sleep habe ich nun diesen Schritt gewagt und da Ganze in das Setting des Silmarillion eingebettet. Dieses Mal sind der kleine Feanáro und sein Teddy Bär die Hauptdarsteller. Ich musste ebenso einige Hintergründe und Symboliken verändern, da ich Míriel ja schlecht zu einer Alkoholikerin machen kann. Der Text ist mein Versuch, den Ursprung aller späteren Ereignisse, die ja immerhin tatsächlich in Feanors Kindheit wurzeln, darzustellen und zu beleuchten.
Feanáro ist, das ist klar im Silmarillion belegt, seinem Vater sehr verbunden und auch ebenso seiner Mutter, deren Tod er nie verwunden hat. Er hat aufgrund dieser starken Bindungen große Trennungsängste und massive Probleme damit, wenn er einmal nicht die gewünschte volle Aufmerksamkeit erlangt. Míriel ist in der Zeit, in der mein Text spielt, dem Tode bereits sehr nahe. Finwe kann dies aber freilich seinem Sohn nicht sagen, da dieser es in dem zarten Alter noch kaum verstehen wird, weshalb er ihm immer nur sagt, dass sie sehr müde ist und daher viel Schlaf braucht. Doch auch das kann oder will Feanáro nicht verstehen, er empfindet die Situation als scheinbar schwindende Liebe seiner Mutter zu ihm, was ihn sehr ängstigt und zutiefst verstört. Die Erinnerungen im Spiel sind bei mir Wünsche, dass er mit den Gegenständen, die er von seinem Vater bekommen hat, auch schöne gemeinsame Momente mit seiner Mutter erlebt.
Dieser Text war mein Einstieg in meinen ersten NaNo; ich habe Juli 2014 das erste Mal am Juli Camp teilgenommen und sehr großen Gefallen daran gefunden. Ursprünglich war ich davon ausgegangen, dass der Text in etwa die Länge von Ahvokun annimmt, also ca. 10.000 Worte, da die Idee einfach nicht mehr hergäbe. Das Ziel habe ich spätestens nach dem ersten Kapitel verworfen, recht bald habe ich auch das nächste Ziel von 15.000 Worten verworfen, auch wenn ich die 15.000 für den NaNo angab und auch schaffte, und dann auch 20.000. Es wuchs mir mit am Ende ca. 25.000 ein klein wenig über den Kopf, ist ja nichts Neues bei mir …
»Among the Sleep« war auf jeden Fall eine schreiberische Arbeit, die ich nicht missen will. Ob sie gelungen ist, weiß ich nicht, weder, ob Feanor kindlich genug ist, noch ob der Text überhaupt in irgendeiner Weise gruselig ist. Auf jeden Fall war es aber eine gute Idee, sich mal in etwas andere Gefilde zu wagen, auch wenn die Story kaum auf meinem eigenen Kram fußt.
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