Was bedeutet für euch OTP?
Eigentlich wollte ich diesen Thread schon vor Tagen starten, konnte mich aber nicht entscheiden, in welche Kategorie er passt. Naja, jetzt steht er hier, bezieht sich aber nicht nur auf Bücher, sondern Werke allegemein.
Ich wollte euch mal fragen, was für euch ein Ship zum OTP macht. Damit ich nicht, warum ihr genau diese beiden Charaktere shipt, sondern mehr wie ihr den Begriff One True Pairing für euch selbst definiert.
Ich frage deshalb, weil ich schon vor einer ganzen Weile darüber ins Grübeln geraten bin, ob ich den Begriff für mich nicht anders auslege als andere. Auslöser dafür war eine Nebenbemerkung in einem Thread in einem anderem Forum. Dort schrieb eine Userin, dass sie Fans eines bestimmten Pairings nicht verstehe, da die Figuren zu unterschiedliche Ansichten hätten als dass es gutgehen könnte (was es im Canon auch nicht tat). Nun war dieses Pairing zufällig eines meiner OTPs und dachte ich mir nur: "Ja, das stimmt schon, wenn man vom Status Quo des Canon ausgeht. Aber das ist gar nicht der Grund, warum ich das Pairing mag. Mir geht es gar nicht darum, ob es gutgeht." Offensichtlich bestand zwischen mir und der Userin ein eklatanter Unterschied in der Auffassung, was ein OTP ausmacht. Und das beschäftigt mich noch immer.
Allgemein scheint die Definition von OPT zu sein: Das Pairing, das am besten zusammenpasst; das die besten Chancen hat, ganz nach dem Motto "und wenn sie nicht gstorben sind" miteinander glücklich zu werden. Alles natürlich nach subjektiver Auffassung, doch scheint es immer irgendwie den Kern auszumachen: OTP heißt, dass du das Pairing auf Lebenszeit glücklich miteinander sehen willst. Doch das trifft auf mich nicht so ganz zu. Ich habe "OTP" für mich immer aufgefasst als "ich bin ein Fan der Geschichte dieser Figuren". Daher bezeichne ich auch jene (Quasi-)Ships als meine OTPs, deren (potentielle) Geschichte mich am tiefsten bewegt. Und die besteht für mich nicht immer in einem happily ever after. Tatsächlich gibt es unter meinen vier OTPs sogar nur eines, das so in die klassische Auffassung fällt. Das Pairing in der Diskussion dagegen liebe ich gerade wegen der großen Tragödie im Canon und meinem Headcanon: Anfangen von der Begegnung, die für beide eine Offenbarung gewesen sein muss, weil sie einem ebenbürtigen Geist begegneten, von der durchaus fruchtbaren geistigen Beziehung, auch wenn der Geist ein böser war, hin zur großen Tragödie und dem großen Zwiespalt einer der beiden Charaktere zwischen Reue und Vernunft und dem "aber ich liebe ihn trotzdem", wegen der ganzen Hybris- und Nemesissache, die da reinschwingt und dem Scherbenhaufen von etwas, das ganz anders begonnen hat. Zwar wäre ein AU mit großem Redemption-Arc auch reizvoll, aber - und das ist der Punkt - happily ever after ist nicht mein unbedingtes Ziel. Ich will das Pairing nicht zwangsläufig glücklich sehen. Auch bei einem weiteren Pairing mag ich sowohl die große Tragödie im Canon wie auch die glückliche Alternativerzählung, aber nur wenn letztere gut begründet ist. Und mein letztes OPT lese ich zwar auch als gewöhnliches Pairing, würde es aber - unter anderem auch weil durchs Word of God für einen Charakter eine sexuelle Orientierung bestätigt ist, die es verunmöglicht - nie so schreiben. Wenn ich über die beiden schreibe, dann entweder als einseitige, unerwiderte Liebe oder als Andeutung/UST, die beides sein kann, gerade noch platonisch oder grade eben so romantisch, auf der Schwelle halt. Und eigentlich lese ich es so auch am liebsten.
Und jetzt frage ich mich, ob ich die einzige bin, die so seltsame Anwandlungen hat, die Ships wegen der bewegenden Geschichte als OTPs bezeichnet und nicht weil sie für die zwei unbedingt ein happily ever after sehen will. Und falls ich nicht allein bin, würde mich sehr interessieren, warum eure OTPs trotzdem eure OTPs sind, auch wenn sie nicht ganz in die übliche Definition fallen.