Du stehst aufrecht da, zusammen mit einigen Klonsoldaten und deinem Meister, einem blauen Twi’lek, der schon lange deinen Respekt erworben hatte. Das Tageslicht des Planeten erhellt das Innere des Kanonenbootes, sodass du alles im Auge behalten kannst. Dies ist nicht deine erste Mission und du bist Situationen wie diese gewohnt, doch trotzdem bist du aufgeregt. Du spürst Unruhen in der Macht, Unruhen, die von einer grausamen Schlacht hervorgerufen wurden, von unzähligen Lebewesen, die darin ums Leben kamen, und genau zu dieser Schlacht seid ihr unterwegs.
Dein Blick gleitet über die Soldaten, deine Kampfgefährten, die ihr Leben für die Republik opfern, genauso wie du. Schließlich siehst du zu deinem Meister. Äußerlich ist er wie immer ruhig und gelassen, doch du weißt, dass er seine Gefühle unter einer nahezu perfekten Maske verbirgt. Du kannst das Chaos in seinem Inneren spüren, seine eigene Aufregung, obwohl er weitaus mehr Erfahrung hat als du. Aber du kannst es verstehen, denn es ist sein Volk, das in der Schlacht bis zum Tode kämpft.
Du spürst seine Kampflust und du weißt, er wird erst Ruhe finden, wenn auch der letzte Droide von diesem Planeten verschwunden ist und sein Volk endlich wieder in Frieden leben kann, und doch zweifelst du, dass er dies erleben wird. Schon lange herrscht Krieg zwischen Republikaner und Separatisten, aber es scheint kein Ende in Sicht zu kommen.
Deine Gedanken schweifen ab, du nimmst die anderen kaum noch wahr. Vollkommen in dich gekehrt starrst du ins Leere, denkst daran wie der Krieg entbrannte, wie sich alles änderte und wie du zu deiner ersten Schlacht gerufen wurdest. Damals bist du ein unerfahrener junger Padawan gewesen, und ein Teil von dir ist sich fast wie inmitten eines Abenteuers vorgekommen. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und mittlerweile kennst du die Schattenseiten des Krieges. Du kennst das Leid und den Schmerz, den jede einzelne Schlacht verursacht. Dein Handeln in solchen Schlachten ist zur Routine geworden.
Plötzlich wirst du aus deinen Gedanken gerissen, als die Stimme des Piloten aus den Kommunikatoren schallt.
„Wir erreichen gleich die Landezone“, sagt die Stimme des Klons. Ein rotes Licht leuchtet im Inneren des Angriffstransporters auf, und die Soldaten prüfen ein letztes Mal ihre Waffen, ehe sie diese kampfbereit erheben, bereit um jederzeit zu schießen. Auch deine Hand gleitet automatisch zu deinem Lichtschwert und umschließt den metallenen Griff. Du spannst dich an, dein Herz pocht laut in deiner Brust. Du spürst, wie das Kanonenboot landet. Im nächsten Moment schaltet das rote Licht auf Grün um, die Seitentüren öffnen sich. Für einen kurzen Moment blendet dich die Sonne, dann läufst du auch schon aus dem Transporter raus und aktivierst dein Lichtschwert.
Dein Kopf ist von einem Augenblick auf den anderen wie leergefegt, du vertraust deinem Instinkt. Ihr seid mitten auf dem Schlachtfeld gelandet, um euch herum ragen riesige Felsen in den Himmel. Ohne darüber nachzudenken hebst du dein Lichtschwert und wehrst die ersten Schüsse der Droiden ab, die euch schon erwartet haben. Blaue Lichtstrahlen rasen von hinten an dir vorbei, eine Welle von roten Lichtstrahlen schlägt dir entgegen. Du zögerst nicht, sondern handelst sofort. Mit schnellen, fließenden Bewegungen wehrst du die Schüsse ab und schickst sie zurück zu ihrem Ursprung. Ein Droide nach dem anderen fällt, doch du weißt, dass noch nichts entschieden ist, denn auch du und deine Truppe stecken bereits die ersten Verluste ein.
Du sprintest nach vorne, versuchst dich an die Spitze der republikanischen Kämpfer zu bringen und zerstörst jeden Droiden, der dir dabei in die Quere kommt. Es sind viele. Während du dein Lichtschwert aus dem metallenen Körper des einen Droiden ziehst und bereits den nächsten angreifst, geht direkt neben dir ein Klon mit einem grässlichen Schrei zu Boden. Du hast nur einen kurzen Blick für ihn übrig, auch wenn du dir wünschst, dass du mehr Zeit hättest. Du erkennst das Einschussloch in seinem Brustpanzer, genau an der Stelle, wo sein Herz liegt, dann rennst du auch schon weiter.
Du versuchst weiterhin Schüsse abzuwehren, auch die, die dich nicht getroffen hätten, denn du willst die hinter dir kämpfenden Soldaten schützen. Mittlerweile habt ihr den Widerstand der Twi’leks erreicht, und du siehst für einen Augenblick deinen Meister, wie er direkt neben einem der Aufständischen steht und die Droiden bekämpft. Viel länger kannst du ihn nicht beobachten, denn schon die nächsten Droiden haben dich ins Visier genommen und schießen auf dich. Du kannst gerade noch verhindern, dass einer der Droiden einen Glückstreffer landet, als einer der Klone hinter dir plötzlich mit seinem Raketenwerfer auf eine Felswand feuert. Sofort stürzen riesige Steine auf die Droiden hinab und zertrümmern sie.
„Vorwärts!“ Dein Meister nutzt die Situation und rennt los, du und die Klonsoldaten folgen ihm. Ihr bahnt euch einen Weg durch die Felsen und erreicht eine Biegung. Ihr werdet langsamer, ihr wollt nicht in einen Hinterhalt laufen.
Kaum habt ihr die Biegung hinter euch, erkennst du die Überreste eines Dorfes, das einst im Schatten der Felsen existiert hatte. Du spürst wie sich eine grausame Kälte in deinem Herzen ausbreitet, als du die Ruinen erblickst, die einst die Wohnhäuser der Bewohner waren. Rauchsäulen steigen von ihnen empor, an vielen Stellen verbrennen all die Dinge, die den Twi’lek das Leben erleichtert hatten. Doch es sind nicht die materiellen Dinge, die dich schockieren.
Überall liegen die Leichen der Bewohner des Dorfes, Frauen, Männer, Alte und Junge. Du siehst in jedem ihrer Gesichter dasselbe. Angst. Panik. Die Gewissheit, dem Tod gegenüber zu stehen. Keiner von ihnen schien eine Waffe gehabt zu haben. Die Droiden hatten sie erschossen ohne Fragen zu stellen und hatten sie danach nicht mehr beachtet. Jeder einzelne Körper war verdreckt. Die Droiden waren auf ihnen herum getrampelt als wären sie ein Teppich. Ein grauenhafter, blutiger Teppich.
Dir bleibt nicht die Zeit, weiter in dem Grauen zu verharren, denn die Droiden haben sich bereits wieder formiert und greifen wieder an. Sofort verteidigst du dich.
Du siehst zu deinem Meister und erkennst, dass er von demselben Entsetzen erfasst wurde wie du selbst. Dann siehst du etwas anderes in seinen Augen. Wut. Hass.
Mit einem lauten Kampfschrei prescht er nach vorne, den Droiden entgegen, sein leuchtend blaues Lichtschwert hoch erhoben. Ohne zu zögern folgst du ihm, verleihst deinen Schritten mit Hilfe der Macht an Schwung, sodass du innerhalb kürzester Zeit die erste Reihe der Droiden erreichst. Ein Droide nach dem anderen fällt deinem Lichtschwert zum Opfer, während andere von den Schüssen der Klone erwischt werden. Ein großer Teil jedoch wird von deinem Meister zerstört.
Noch nie zuvor hast du ihn so zornig gesehen. Zwar ist er nicht der weiseste und bedachteste aller Jedi, doch hatte er sich stets unter Kontrolle gehabt. Davon allerdings ist kaum was zu sehen. Wie ein Sturm fegt er durch die Reihen eurer Feinde und hinterlässt dabei einen Haufen von Schrottmetall. Du selbst kämpfst weiter und versuchst gleichzeitig die anderen vor den Schüssen der restlichen Droiden zu schützen, doch lange brauchst du das nicht mehr zu tun, denn nach wenigen Minuten, die dir wie Ewigkeiten vorkommen, habt ihr es geschafft und der letzte Droide fällt zu Boden.
Von einem Moment auf den anderen erscheint dir das Schlachtfeld viel zu still. Keine Schüsse mehr, kein Geschrei, nur das schmerzerfüllte Stöhnen der Verwundeten und der ekelhafte Geruch von Blut und Tod. Du spürst wie dein Magen sich leicht zusammenkrampft. Du hasst diesen Geruch. Selbst bei einem Sieg riecht er für dich nach Niederlage.
„Sucht nach Überlebenden.“ Der Befehl deines Meisters ist kurz und knapp. Er erwartet nicht, dass es Überlebende gibt, und ein Teil von dir stimmt ihm dabei zu. Doch du darfst nicht aufhören zu hoffen und gehst mit einem Trupp Klonsoldaten in das Dorf.
Ihr geht an den zerstörten Häusern vorbei, an den unzähligen Leichen. Nur hin und wieder überprüft ihr, ob es bei jemanden noch einen Puls zu fühlen gibt, doch kein einziges Mal lohnt sich eure Mühe. Dich überrascht das kaum, denn du spürst das fehlende Leben. Das einzige lebendige hier sind die Flammen, die sich zuckend ihren Weg durch die Trümmer bahnen.
Ihr erreicht ein großes Gebäude, das zur Hälfte eingestürzt ist. Du weißt nicht, ob die Droiden es zerstört hatten oder ob es im Eifer des Gefechts von euren eigenen Soldaten getroffen wurde. Es spielt keine Rolle, es ist nicht zu retten.
Du vermutest, dass es eine Schule ist. Das Gebäude steht zentral, und durch eine eingestürzte Mauer glaubst du eine Art Klassenzimmer ausmachen zu können. Du willst weiter gehen, möchtest nicht die Kinderleichen der Schüler sehen, die während des Kampfes in der Schule waren und dort ihr Leben verloren. Gerade willst du am Eingang vorbeimarschieren, als du plötzlich etwas spürst. Es ist wie kurzes, hilfloses Zucken, ein erstickter Schrei in der Macht, der verzweifelte Hilferuf eines Lebewesens.
Ohne zu zögern rennst du ins Gebäude, die Klone folgen dir sofort. Du rennst an den Klassenzimmern vorbei, versuchst, die toten Körper auszublenden, und erreichst schließlich einen Raum weiter hinten im Gebäude. Kaum hast du diesen betreten, spürst du eine eisige Kälte in dir aufsteigen.
Auch dieser Raum ist ein Klassenzimmer. Du vermutest, dass hier die jüngeren Schüler unterrichtet wurden. Nein, du weißt es, denn ihre Leichen liegen zerquetscht unter den Steinhaufen, die einst Mauer und Decke des Raumes bildeten. Dein Blick gleitet suchend durch den Raum und bleibt an der Lehrerin hängen. Sie liegt am Boden, du kannst nicht einschätzen wie alt sie ist, denn ein gigantischer Stein ist auf ihren Schädel gefallen. Schnell wendest du dich ab. Du willst das nicht sehen. Du willst nicht das Blut sehen, das von ihrem zertrümmerten Schädel stammt.
Am liebsten würdest du sofort aus dem Raum raus laufen, weg aus diesem Dorf, weg von der Schlacht, weg von dem Krieg. Doch du kannst nicht. Stattdessen gehst du suchend durch die Reihen, versuchst dich nur auf die Macht zu konzentrieren und das Grauen auszublenden. Bald schon findest du das Lebewesen, dass du gespürt hattest.
Es ist ein kleines Twi’lek-Mädchen. Sie ist unter einem Felsbrocken der ehemaligen Mauer eingeklemmt. Ihr Gesicht ist vollkommen verdreckt, nur feine Linien zeigen, welchen Weg ihre Tränen genommen haben.
Sofort rennst du zu ihr hin und hockst dich neben sie auf den Boden. Sie sieht dich panisch an, hat Angst vor dir, schluchzt verzweifelt auf.
„Ruhig… Ich werde dir helfen… Es wird alles wieder gut.“, versuchst du sie zu beruhigen. Deine Stimme klingt wie die eines Fremden. Du ergreifst die Hand der Kleinen und streichelst beruhigend über ihren Handrücken. Einer der Klone hockt sich ebenfalls neben sie und will sie untersuchen. Du stehst auf und machst ihm Platz, dann besiehst du dir das Mauerstück, das auf dem Mädchen lastet. Sofort hebst du es mit der Macht an und versuchst es auf einer freie Stelle in dem Raum wieder abzustellen. Du bist vorsichtig, denn du willst nicht riskieren ein weiteres lebendes Kind übersehen zu haben und dieses unter den Trümmern zu begraben.
Nachdem du das geschafft hast, gehst du wieder neben der Kleinen in die Knie und ergreifst wieder ihre Hand, die sie sofort umklammert. Automatisch wandert dein Blick zu ihrem Unterleib, den du soeben freigelegt hast, und Übelkeit steigt in dir empor. Ihre Beine sind zerquetscht worden, ebenso ihr Hüftknochen. Die Knochen unter ihrer Haut sind zersplittert, es erscheint dir unglaublich, dass sie noch lebt. Noch mehr überrascht es dich, dass sie nicht schreit. Zwar bahnen sich Tränen ihren Weg über ihr Gesicht, doch sie ist ruhig. Sie muss schreckliche Schmerzen haben. Ihr Atem ist unregelmäßig, ihr kleiner Brustkorb hebt sich in kurzen, stockenden Abständen.
Der Klon, der sie eben noch untersucht hatte, sieht dich an. „Sie wird es nicht schaffen.“, sagt er, und dein Herz steht für einen kurzen Moment still. „Nein.“, flüsterst du. Du willst es nicht akzeptieren, und du wirst es nicht akzeptiert. Nicht, bevor du nicht alles versucht hast. „Wir dürfen nicht aufgeben. Wir müssen sie sofort ins Lazarett bringen. Los!“
Du gibst die Befehle, die Klone befolgen sie ohne zu widersprechen. Zwei von ihnen wollen das Mädchen hochheben. Die Kleine sieht dich angsterfüllt an. Du drückst leicht ihre Hand und nickst ihr zu, versuchst ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Die Klone halten sie fest, wollen sie gerade so sanft wie möglich anheben, doch sie bekommt Angst. Oder ist es der Schmerz? Du weißt es nicht. Sie schreit laut auf, und die Klone halten sofort in ihrer Bewegung inne. „Lasst sie runter!“, befiehlst du ihnen sofort. Du bist angespannt, spürst die Angst, weißt nicht, ob es die der Kleinen ist oder deine eigene.
Sie umklammert deine Hand mit aller Kraft, du erwiderst ihren Druck sanft, redest auf sie ein, versuchst sie zu beruhigen. Ihr Atmen wird flacher, ihr Brustkorb hebt sich kaum. Du spürst, wie das Leben ihren Körper verlässt, doch du willst nicht aufgeben, obwohl du weißt, dass du bereits verloren hast. Sie sagt etwas, ihre Stimme ist kaum lauter als ein Windhauch. Du verstehst ihre Sprache nicht, fühlst dich hilflos.
Dann schweigt sie. Ihre Augen, die dich noch gerade flehentlich angesehen haben, blicken starr ins Leere. Ihre Hand erschlafft in der deinen, sie atmet nicht mehr. Du bist wie erstarrt, kannst kaum fassen, dass sie tot ist.
„Es tut mir leid, Commander.“
Du lässt ihre Hand zu Boden gleiten, stehst auf, den Blick noch immer auf ihren kleinen Körper gerichtet. „Nein. Mir tut es leid.“ Deine Stimme klingt hohl und kratzig, als hättest du sie schon lange nicht mehr benutzt. Du wendest dich ab. „Wir müssen weiter. Vielleicht gibt es noch andere Überlebende.“, sagst du, aber du glaubst nicht an deine eigenen Worte. Doch du kannst nicht bleiben, es nützt nichts. Du musst weiter.
Es ist noch lange nicht vorbei.
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