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Alles eine Frage der Zeit

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04.07.19 23:46
6 Ab 6 Jahren
Homosexualität
Fertiggestellt

Die kalte Herbstluft schlug ihm ins Gesicht, erfüllt von dem Geruch heruntergefallener Blätter. Glorfindel schlug den Kragen seines Mantels hoch und zog den Kopf ein. Seine Stimmung war gedämpft, wie seine Schritte, als wären sie zu schüchtern, auf sich aufmerksam zu machen. Seit damals …. Nein, er stoppte diese Gedanken, bevor sie Form fassen konnten. Obwohl er kein bestimmtes Ziel hatte, musste er für einen Außenstehenden den Eindruck machen, eilig den sanft ansteigenden Hügel anzustreben. Von diesem Platz hatte man einen guten Überblick und man konnte das einmalige Farbenspiel des Herbstes an dem angrenzenden Wald bestaunen. Glorfindel war auf diesem Spaziergang schon lange niemand mehr begegnet und mit gesenktem Blick bemerkte er nicht, wie ihm jemand entgegenkam. Erst als er seinen Namen hörte, blickte er auf. Er brauchte einen Moment, um Erestor zu erkennen. Er war für ein halbes Jahr auf Reise gegangen. Seine Haut war so gebräunt, wie es das Wetter hier nicht zustande gebracht hätte. Lachfältchen bildeten sich an den äußeren Rändern seiner Augen, als er stehen blieb.
„Glorfindel, was treibst du zu später Stunde hier?“
„Muss meine Anwesenheit in diesem Umfeld einen Zweck erfüllen?“, das klang ruppiger, als es sollte, doch Glorfindel mochte diese Art von Fragen nicht.
Im Umfeld von einigen Hundert Meter war hier nichts in der Nähe. Der Zufall musste Langeweile gehabt haben, dass er seinen und Erestors Weg zusammengeführt hatte. Erestor lächelte weiterhin, auch wenn er den Anschein machte, noch auf eine Antwort zu warten. Als diese ausblieb, trat er näher an ihn heran.
„Darf ich dich begleiten?“
Glorfindel zögerte. Er wollte alleine sein, darum war er schließlich hier.
„Möchtest du nicht in die andere Richtung?“, fragte er nach.
Mit einer fließenden Bewegung sah Erestor zurück. Er besaß eine reine Anmut, wie sie selten zu finden war.
„Nein, irgendwann muss ich ohnehin umkehren. Warum nicht mit dir?“
Er drehte sich um, der Wind spielte mit seinen Haaren, während er auf Glorfindel wartete. Glorfindel spürte, wie das vertraute Gefühl der Zweisamkeit aufkeimte. Er war noch nie in der Lage gewesen, Erestor einen Gefallen auszuschlagen. Und aus Erfahrung wusste er, dass dadurch bis jetzt immer nur Gutes passiert war. Egal was auch immer Erestor vorhatte, er ließ die Welt um sich herum in seinem eigenen Licht heller erstrahlen und schenkte Freude. Der Hauch eines liebevollen Lächelns huschte über sein Gesicht, als er Erestor folgte. Erestor nahm seine Hände und nach einem Moment, in dem er ihm vertrauensvoll in die Augen gesehen hatte, beugte er sich vor und küsste Glorfindel auf den Mund. Es war nur ein kleiner Kuss, aber er hatte die Macht von etwas viel Größerem.


Mit dem Licht der ersten Sonnenstrahlen schlug Glorfindel die Augen auf. Er hatte geträumt. Er hatte von Erestor geträumt. Die Erkenntnis umhüllte ihn in eine tröstende Wolke aus Erinnerungen und der Gedanke an Erestor machte ihn glücklich. Glorfindel brach auf, um den Weg abzulaufen, den er in seinem Traum gegangen war. Das Gezwitscher der Vögel aus dem nahen Wald begleiteten ihn. Seine Schritte waren fest und federnd zugleich. Diesmal war Glorfindels Blick nach vorne gerichtet und so erkannte er Erestor, der ihm entgegenlief. Glorfindel stockte in seinem Gang. Er hatte Erestor seit Monaten nicht gesehen, gestern Nacht von ihm geträumt und jetzt stand er vor ihm.
„Glorfindel, was treibst du hier?“, fragte Erestor, genauso lächelnd, wie in seinem Traum.
Eine Pause des Schweigens entstand, als Glorfindel seine herumirrenden Gedanken zu fangen versuchte. Wie war es möglich? Noch nie hatte er einen hellsichtigen Traum gehabt, obgleich er davon schon Geschichten gehört hatte. Als Erestor erneut seinen Namen sagte, schüttelte er seinen Kopf. In seinem Traum war er schlecht gelaunt gewesen und dementsprechend war seine Antwort auf diese Frage auch abweisend gewesen. Heute sah die Welt ganz anders aus.
„Nichts bestimmtes. Ich will nur ein wenig spazieren gehen. Willst du mir ein Stück weit Gesellschaft leisten?“
Durch den Traum war Glorfindel ermutigt. Normalerweise hätte er nie den Mut für den ersten Schritt aufgebracht, auch wenn er und Erestor sich zeitweise sehr viel näher gestanden hatten, als es jetzt der Fall war. Erestors Augen verdunkelten sich leicht.
„Zu gerne, aber ich muss weiter. Heute steht eine Menge zu tun an. Ich hoffe, wir treffen uns bald wieder.“
Mit einem Lächeln winkte er ihm zu und ging seines Weges. Glorfindel blickte ihm traurig hinterher. Er hatte sich gedanklich schon ausgemalt, wie er mit ihm wieder Zeit verbringen würde, jetzt da er zurück war. Ihn hatte sogar die Hoffnung beschlichen, dass es wieder so wie früher werden könnte. Doch diese Hoffnung begrub er nicht sofort. Und mit einem Mal bemerkte er, was in seinem Traum anders gewesen war. Er war Erestor nachts begegnet und nicht am Tag. Glorfindel lachte. Lachte, weil er Erestor wirklich wieder gesehen hatte und weil er für einen Moment geglaubt hatte, es würde sich abspielen, wie in seinem Traum. Es war eben alles eine Frage der Zeit.

Autorennotiz

Diese kleine Story ist im Zuge der Wichtel Romantic Premades Aktion entstanden und ist eine Geschichte für magicblue. Ich hoffe, dass sie Dir etwas gefällt. Ich habe Der Herr der Ringe gelesen, aber Erestor habe ich nicht mehr so wirklich auf dem Schirm gehabt. ;)

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magicblues Profilbild
magicblue Am 04.07.2019 um 22:11 Uhr Mit 1. Kapitel verknüpft
Hallo liebe Akasha:)

Vielen Dank für die schöne Geschichte. Sie passt so gut, als hättest du sie dafür geschrieben^^ Am liebsten würde ich sie knuddeln. Ich freue mich total.
Ach und Erestor kommt im Herr der Ringe nur in genau einem Satz vor:D
Dankeschön.

Liebe Grüße,
magicblue
Akashas Profilbild
Akasha (Autor)Am 04.07.2019 um 23:18 Uhr
Dann bin ich sehr froh :) Danke auch für das Feedback. Bei Herr der Ringe wird es wohl trotzdem mal wieder Zeit für ein Re-Read... ^^

Autor

Akashas Profilbild Akasha

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Sätze: 70
Wörter: 862
Zeichen: 5.048

Kurzbeschreibung

Wichteln zu Romantic Premades

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