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Kapitel: | 3 | |
Sätze: | 390 | |
Wörter: | 3.265 | |
Zeichen: | 19.566 |
Albus Dumbledore apparierte auf die kleine Waldlichtung. Auf dieser befand sich eine Hütte mit einem Schuppen als Anbau. Hühner pickten auf dem Hof und eine ganze Meute an Hunden fing an zu bellen. Streuner verschiedenster Art.
Vom Lärm der Hunde alarmiert kam ein Mann mit einer Axt aus dem Schuppen. Er war dürr und trug einen abgetragenen Pullover und Hose. Auf seinem Kopf trug er eine Wollmütze. Sein Gesicht war von Narben gezeichnet.
„Was wollen Sie?“, fragte er ganz direkt.
„Das wissen Sie genau, denke ich.“, antwortete Dumbledore.
„Meine Antwort lautet Nein. So wie schon beim letzten Mal.“, sagte der Mann und stellte seine Axt weg.
„Remus, Sie wissen, was kommen wird. Selbst wenn Sie nicht wieder Mitglied des Ordens sind. Er ist zurück und nichts und niemand wird ihn aufhalten können.“
„Ich weiß nicht wie ein depressiver, arbeitsloser Werwolf da helfen könnte.“, entgegenete der Mann bitter. „Als ich mich das letzte Mal von Ihnen zu sowas überreden ließ endete es beinahe in einer Katastrophe. Ich glaube, ich bin hier nützlicher.“
„Alleine. Bei Ihren Streunern.“, meinte Dumbledore.
„Ich kümmere mich um sie und sie kümmern sich um mich.“, entgegnete sein Gegenüber.
„Ich hole Sie ja auch nicht als Spaß zurück in den Orden. Ihr Freund Sirius ist der eigentliche Grund. Ich brauche jemanden, der ein Auge auf ihn hat. Sein Gemütszustand ist, gelinde gesagt, ziemlich wackelig. Sie könnten da einiges erleichtern. Vielleicht hört er ja auf seinen letzten noch lebenden Freund.“
Remus Lupin steckte die Hände in die Taschen seiner Hose und sah zu Boden, sichtlich mit sich ringend.
„Sie elender Erpresser.“, grummelte der Werwolf.
„Da habe ich schon schlimmeres gehört.“, entgegnete Dumbledore.
„Na schön. Ich mach’s.“
„Geht doch.“, sagte Dumbledore.
„Ich verspreche aber nichts.“, fügte Remus hinzu.
„Dann wäre das geklärt.“ Dumbledore nickte ihm zu.
„Mmmh.“, brummte der Werwolf nur und sah zu wie der Magier davonapparierte.
Remus Lupin hatte seit seiner Anstellung in Hogwarts nichts mehr mit dem Orden zutun gehabt. Seit dem Verschwinden des Dunklen Lords gab es nur noch wenige Mitglieder und sein Lehramt in Hogwarts war ein mehr als nur dürftiger Versuch Remus erneut in die Reihen von Dumbledores kleiner Runde aufzunehmen. Wie zu erwarten gab der alte Magier keine Ruhe.
Remus selbst wusste nicht, ob er einem Treffen mit seinem alten Freund Sirius Black wirklich entgegenfiebern sollte. Wenn er daran dachte wie das beim letzten Mal ausgegangen war. Er hatte sich nicht umsonst in seine Hütte zurückgezogen. Da richtete er wenigstens keinen Schaden an.
Sei es drum. Remus saß in der Küche des Grimauldplatzes, dem Heim seines Freundes Sirius. Das - wie er selbst sagte - einzig sinnvolle, was er zum Orden beisteuern konnte. Na, wenigstens war Remus nicht der einzige Verlierer hier. Apropos: Snape war auch dabei. Damit die Runde auch komplett war. Ein flüchtiger Strafgefangener, ein arbeitsloser Werwolf und ein verbitterter Alchemist, der keine Gelegenheit auf irgendwelche Seitenhiebe ausließ. Sirius sparte seinerseits nicht mit sarkastischen Anspielungen. Man hätte denken können sie wären wieder in der Schule.
Remus saß da und las die neusten Anschuldigungen des Ministers gegen Dumbledore im Tagespropheten. Cornelius Fudge weigerte sich anzuerkennen, dass Voldemort zurück war. Das passte zu ihm. Er war ohnehin noch nie der Schnellste.
Molly Weasley bewirtete ihn wie selbstverständlich mit Tee und Kuchen. Es musste ewig her sein, dass er die Vorzüge der britischen Gastfreundschaft genießen konnte.
Sirius saß ihm Gegenüber in Anzug und Krawatte sagte aber nichts. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und machte ein Gesicht, das selbst Snape alle Ehre gemacht hätte.
„Dieser Vollidiot.“, sagte Sirius mit Blick auf den Tagespropheten.
„Sei lieber froh, dass Rita Kimmkorn keine Aufmacher mehr schreiben darf.“, kommentierte Remus. Sirius verdrehte die Augen und richtete sich seine Krawatte völlig überflüssiger Weise.
„Diese Warterei macht mich noch wahnsinnig.“, sagte Sirius.
„Mad-Eye fliegt bestimmt wieder tausend Umwege.“, sagte Remus und faltete die Zeitung zusammen.
Kaum hatte er es sagt hörten sie wie sich die Haustür öffnete und das Getrampel vieler Füße. Sirius erhob sich und ging zur Tür. Remus folgte ihm mit etwas Abstand.
„Harry Potter.“, sagte Sirius überschwänglich und umarmte seinen Patensohn. Remus lächelte Harry bemüht zu und sah auf die anderen Personen. Neben Mad-Eye, wie immer in seinem schweren Ledermantel, gab es da noch Kingsley Shacklebolt, einen schwarzen Auror sowie jemanden, den er noch nicht kannte. Eine junge Frau mit einem pinken Irokesen in Lederjacke und Jeans.
Sie zwängten sich durch die schmale Tür an Harry und Sirius vorbei in die Küche. Remus folgte ihnen.
„Für alle, die sie noch nicht kennen.“, grollte Mad-Eye. „Das ist Nymphandora Tonks.“
Die Haare der jungen Magierin wurden auf einmal feuerrot.
„Niemand - nennt - mich - Nymphandora!“, presste sie wütend heraus.
Mad-Eye bedachte sie mit einem genervten Blick.
Remus war noch nicht lange genug wieder im Orden aktiv, um alle Neuzugänge zu kennen. Er nickte der jungen Frau freundlich zu.
„Wie nennt man dich denn dann?“, fragte Remus.
„Tonks. Nur Tonks.“, antwortete sie.
„Pff.“, machte Mad-Eye.
„Du hast ja auch keinen unsäglichen Namen.“, sagte sie fresch an den Auror gewandt.
„Du bist zwar durch deine Aurorenprüfung gekommen, Kindschen, aber mir gegenüber würde ich nicht so eine dicke Lippe riskieren.“, entgegnete Mad-Eye.
„Ach ja? Hast du das mal versucht zu rufen? Nym-phan-do-ra! Da verknotet sich doch die Zunge. Keine Ahnung, was Mutter sich dabei gedacht hat.“
„Schluss jetzt, Mädchen, wir haben wichtigeres zu besprechen.“, grollte Moody. „Mach mal einer die Tür zu!“
Tonks stöhnte gernervt und schloss die Tür zum Flur.
„Also dann ... während Potter hier ist will ich kein Gerede über irgendwelche Operationen haben. Anweisung von Dumbledore. Der Junge soll nichts wissen, was ihn oder uns im schlimmsten Falle gefährden könnte. Ich werde das auch Sirius noch mal einbläuen. Für die Leute, die es noch nicht wissen: Potter wurde zu einer Anhörung geladen, die gelinde gesagt, einfach nur lächerlich ist. Trotzdem höchste Vorsichtsmaßnahmen. Arthur wird den Jungen begleiten. Wenn es nach mir ginge wäre das anders, aber Dumbledore meint wir sollten nicht zu viel Aufsehen erregen. Zumal Fudge einen ministeriellen Beobachter für Hogwarts ernannt hat.“
„Einen was?“, fragte Remus irritiert.
„Eine Aufpasserin, die als Lehrkraft verbleiben wird. Ihr Name ist Dolores Umbridge, der eine oder andere hatte vielleicht schon mit ihr zutun.“
Remus nickte. Oh ja, das hatte er. Sie war im Aufsichtsausschuss für die Abteilung für Magische Geschöpfe, zu denen das Ministerium auch Werwölfe zählte. Sie dachte sich immer neue, bürokratische Schikanen aus. Ihr neustes Projekt war eine Registrierungspflicht. Sie hätte Werwölfe am Liebsten in Lager und Reservate gesteckt, so wie es schon bei den Zentauren geschah. Die Frau selbst kennen gelernt hatte er noch nicht, dafür aber ihren Apperat und das genügte Remus vollauf.
„Dumbledore meint er hätte das im Griff und wir sollen uns da nicht einmischen. Was steht noch an? Nein, das war’s glaub ich. Reguläres Treffen erst wieder, wenn Snape seinen Bericht abgibt.“
Nachdem Mad-Eye geendet hatte zerstreute die Gruppe sich. Einzig Tonks und Remus blieben in der Küche.
„Du bist neu im Orden?“, fragte Remus, um das unangenehme Schweige zu durchbrechen, was sich gerade im Raum aufbaute.
„So neu eigentlich nicht, aber ich habe erst vor einigen Monaten meine Aurorenprüfung bestanden. Mad-Eye war ... ist mein Mentor, während der Ausbildung gewesen. Er wollte nicht, dass ich mit ins Hauptquartier komme ehe ich nicht für alle Eventualitäten bereit bin.“ Sie verdrehte die Augen.
„Er ist sicher ein harter Lehrer.“, sagte Remus.
„Ja, aber er reitet in der Regel nur dann auf Fehlern herum, wenn es wirklich berechtigt ist. Aber er kann so dickköpig sein.“
„Tja, das ist Mad-Eye.“, kommentierte Remus.
„Ich will nicht aufdringlich sein, aber stimmt es, dass du ein Werwolf bist?“, plapperte Tonks los.
Remus stuzte. Er hatte nicht erwartet, dass das so bekannt war.
„Ja.“, antwortete er kurz angebunden.
„Ich hab noch nie einen echten Werwolf kennen gelernt.“
„Darum solltest du auch nicht bitten.“
„Oh, so hab ich das nicht gemeint.“, sagte Tonks und schnaufte. „Ich bin echt super darin jedes verfügbare Fettnäpchen mitzunehmen. Ich wollte nur sagen, dass du ganz anders bist als ich erwartet habe.“
„Du kennst mich noch nicht.“, ermahnte Remus sie.
„Ich meine, ich kenne Werwölfe nur aus dem Unterricht und den Fallakten. Solche miesen Typen wie Henry Cornelli oder Fenrir Grayback. Es ist einfach was anderes einen ... na ja ... normalen kennen zu lernen.“
„Es gibt normale Werwölfe?“, fragte Remus.
„Du weißt schon, welche die das haben, aber nicht auffallen.“
„Mit der Ansicht bist du aber wohl eher alleine, oder?“, sagte Remus.
„Ich hab mich ständig mit meinen Ausbildern wegen der Halbmenschen gestritten.“, gab Tonks zu.
„Werwölfe sind keine Halbmenschen.“, stellte Remus klar. „Es ist ein Virus, welches über das Blut übertragen wird. Mittlerweile gibt es auch Medikamente gegen die schlimmsten Symptome.
„Und wieder hab ich mich verquatscht.“, sagte Tonks.
Remus winkte ab.
„Die meisten Leute interessieren sich nicht für Leute mit meinem Zustand, sondern verurteilen uns vor.“
„Kann ich mir vorstellen.“, antwortete Tonks. „Ich bin Transformationsmagierin.“
„Oh.“, machte Remus. Das erklärte den Trick mit den Haaren.
„Siehst du, da geht es schon los.“, sagte sie. „Ich hab das allerdings nicht gelernt, sondern das ist bei mir so seit meiner Kindheit.“
„Können Transformationsmagier nicht die Gestalt ändern?“
„Jein, wir sind ja keine Formwandler, werden aber oft mit denen verwechselt, weil wir teilweise Verwandlungen durchführen können, aber nicht die komplette Gestalt ändern.“
Remus nickte.
„Bist du deshalb an mir interessiert?“, fragte er.
Tonks bekam große Augen.
„Was? Oh nein, so war das nicht ... also ... ach verdammt, ich sollte echt meine Klappe halten!“
Remus lächelte in sich hinein.
„Du wolltest den Freak kennenlernen.“, schloss er.
Tonks schnaufte laut.
„Genau deshalb bin ich bei Undercover-Einsätzen fast durchgefallen. Ich krieg dieses subtile Fragen einfach nicht hin.“
Ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen als die Küchentür aufschwang und Sirius eintrat.
„Oh, ich hoffe ich störe nicht.“, sagte er.
„Nein.“, sagte Remus.
„Ich wollte gerade gehen.“, sagte Tonks. „Auf Wiedersehen.“
Remus sah ihr hinterher wie sie durch die Tür verschwand. Sirius stellte sich neben ihn und verschränkte die Arme.
„Süß die Kleine, oder?“, fragte er verschmilzt.
„Wie bitte?“ Remus war verwirrt.
„Ach komm, ich hab deinen Blick gesehen.“
„Welchen Blick?“, fragte Remus.
„Na diesen, Remus-ist-zu-schüchtern-um-zu-fragen-Blick.“
„Jetzt hör aber auf!“, empörte sich Remus.
„Ich war früher ein echter Schwerenöter, schon vergessen?“, sagte Sirius grinsend.
„Da ist nichts. Wir haben uns nur unterhalten.“, rechtfertigte Remus sich.
Draußen hörten sie es scheppern und eine Stimme, die nach Tonks klang.
„Dieses bekloppte Trollbein!“
„Oh, ich sag dir, wir werden noch viel Spaß mit ihr haben.“, sagte Sirius immer noch grinsend.
„Mmh.“, machte Remus nur und eilte durch die Tür nach draußen.
Tonks lag nach vorn gestreckt auf dem Boden. Der Schirmständer, der aus einem Trollbein gefertigt war hatte sich auf dem engen Flur als grobes Hindernis entpuppt.
„Sirius muss echt mal ausmisten!“, schimpfte sie.
„Aber nicht doch, Tonks, dieses Trollbein ist ein echtes Unikat.“, sagte Sirius, der hinter Remus stand.
Tonks warf ihm einen bösen Blick zu und rappelte sich auf. Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Haus.
Remus stand an der Seite seines alten Freundes, der sich vor Schadenfreude kaputt lachte. So kannte er Sirius, wenn es um die Frauen ging. Er dagegen hatte immer Probleme mit dem anderen Geschlecht gehabt. Als Werwolf war man schließlich nicht die erste Wahl.
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