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Sätze: | 36 | |
Wörter: | 556 | |
Zeichen: | 3.304 |
Es kommt einer Sünde gleich, die Volturi grundlos aufzuhetzen zu versuchen, doch natürlich versucht sie es trotzdem. Während einerseits die Rache in ihren Händen und Fängen liegen soll, wäre es das Höchste der Gefühle, diese ekelhafte, abstoßend perfekte Familie bei den obersten Richtern in Verruf zu bringen. Doch natürlich wehren die italienischen Adeligen sie ab; der Mord an James ist ihr persönliches Problem. Glücklicherweise scheinen die Volturi an einer Bestrafung für ihren Wagemut nicht interessiert zu sein, es genügt, sie wieder auf den Weg zu schicken: Alleingelassen, verzweifelt, nach Rache dürstend. Wenn Victoria nach etwas dürstet, wird sie es erlangen.
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Doch da ist eine, die interessierter wirkt, an Viktoria und ihrer Wut.
Heidi sehnt sich nach dieser Art von Stärke: ihren Hass nach außen tragen zu können: zu brechen, zu beißen, zu zerfetzen. Viktoria verachtet Menschen, eigentlich, doch wie die freundliche Touristenführerin in genussvoll kaltherziger Scheinheiligkeit Menschenmassen zur Schlachtbank führt, rührt etwas in ihr – Lust, Freude. Verbundenheit. Sie kann sich ausmalen, mit welcher Hingebung Heidi Angst und Schrecken verbreiten wird, wenn sie endlich auch unsterblich und unendlich ist. Heidi und Viktoria sind grundverschieden. Was sie vereint ist die Wut, die aus dem Körper will und auf einem anderen Spuren hinterlassen.
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Vorsichtig, allzu sanft und achtsam fährt Viktoria mit ihren Zähnen den pochenden, duftenden Hals der Anderen entlang. Heidi stöhnt, krallt, bettelt. Sie wissen beide, dass Viktoria kein Recht hat, sie zu verwandeln, doch die konstante Furcht, es könne doch versehentlich geschehen, gehört zum Spiel. Nackte Körper, einer heiß, einer kalt, umklammern einander. Heidi darf kratzen und beißen so viel sie will, doch Spuren kann sie nicht hinterlassen; noch nicht. Doch wenn sie, eine Hand zwischen Viktorias Beinen, sieht, wie ihre Frau sich unter ihr windet, ist es fast, als hätte auch sie die Gabe, zu verwandeln: Kontrolle in selbstaufgebende Lust.
Sie webt Viktorias rote Locken mit ihren Händen. „Ich liebe diese Farbe. Wie Herbstblätter.“ Viktoria schnaubt. „Was ist schön am Herbst? Ja, der Sonnenschein wird weniger, ich unauffälliger. Dennoch ist mir alles zu grau.“ „Ich liebe, was er für mich bedeutet. Die Natur stirbt, doch verwandelt sich in wunderschöne Feuerfarben. Ich kann es nicht erwarten, mich nach dem Tod in Wunderschönes zu verwandeln.“ Sacht berührt Viktoria den warmen fragilen Menschenkörper. „Du bist doch wunderschön“, flüstert sie, auch wenn sie weiß, dass das nicht ist, was Heidi hören möchte. „Wunderschön ist nicht menschlich“, antwortet die. „Wunderschön ist tot, blutrot und schmerzbringend.“
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Als Viktoria aus den Wellen auftaucht und in den Nieselregen starrt, denkt sie an Rache und Leidenschaft. Ein Teil ihrer Aufmerksamkeit ist auf das Leid, das sie Bella zufügen wird, gerichtet, der andere denkt daran, wie sie Heidi alles erzählen und diese an ihren Lippen hängen wird. Außerdem denkt sie an eine ferne Zukunft, in der auch Heidi ist wie sie – unbesiegbar, unsagbar wütend - und sie gemeinsam quälen können. (Wenn sie sich nicht mehr zurückhalten muss, wenn Heidi unter ihr liegt, nach Schmerzen flehend.)
Wenn man unendlich lange existiert, ist auch der größte Ozean der Zeit nur eine Sekunde.
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