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Fliegende Fäuste und scheppernde Schalen

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15.01.17 13:00
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

Sein Kopf wurde zur Seite geschlagen. Sein Hals schmerzte dadurch, dass er plötzlich gedreht und nach hinten gezogen wurde und seine Wange würde definitiv blau werden. So ein Schlag blieb nicht ohne Spuren.

Roger setzte direkt zum Gegenangriff an, ohne sich einen Moment der Erholung zu gönnen. Ebenfalls mit den Fäusten. Volltreffer.

Den Moment, in dem sein Gegner taumelte nutzte er, um etwas Blut auszuspucken. Whitebeard hatte ihm wohl etwas ungünstiger getroffen, als beabsichtigt. Das erklärte dann wohl auch, weshalb dieser Hieb mehr geschmerzt hatte, als der vorherige.

Der Pirat warf einen prüfenden Blick auf seinen Gegner. Der hatte sich inzwischen wieder gefangen, setzte aber noch nicht zu einer neuen Attacke an.

„Angst, Edward?“, wollte er daher wissen.

„Wovor denn?“

Das hätte er besser nicht sagen sollen. Mit einem lauten Schrei stürmte Gol D. Roger nach vorne, um einen neuen Schlag anzubringen. Doch seine Faust traf auf Wiederstand, denn Whitebeard hatte es geschafft sie mit seiner Hand abzufangen, sodass selbige Rogers Faust nun umschlossen hielt.

„Du lässt nach“, ließ Whitebeard grinsend verlauten.

Roger schnaubte nur und befreite sich aus dem Griff. „Hättest du wohl gerne.“ Selbstsicher richtete er sich auf. „Eigentlich war das nur die Aufwärmübung, um dich nicht völlig zu verschrecken.“

„Sicher?“ Whitebeard grinste.

„Sicher“, bestätigte Roger.

Doch noch bevor die beiden in die nächste Runde gehen konnten, stürmte ein Rotschopf zu den beiden Kämpfern. „Käpt’n!“, rief er, „Käpt’n!“ Er war völlig außer Atem und offensichtlich verletzt.

Roger warf einen Blick zu Whitebeard, doch dieser war nicht daran interessiert seinen Vorteil auszunutzen – das konnte er spüren –, sodass Roger seinem Crewmitglied seine volle Aufmerksamkeit schenken konnte. „Atme erst einmal tief durch, Shanks. Was ist los?“

„Marine“, japste dieser. „Rayleight … Rayleight ist noch nicht wieder am Schiff. Und sie …“ Shanks hielt für einen Augenblick inne, schaffte es danach flüssiger weiter zu reden. „Sie haben uns überrannt, sind völlig in der Überzahl. Die meisten sind verletzt, einige bewusstlos. Alleine schaffen wir das nicht, ohne dass noch jemand etwas ernsteres abbekommt. Du musst mitkommen.“

„Die lernen es auch nicht mehr.“ Es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Roger war nun ernst geworden. „Man legt sich nicht mit mir an.“ Er drehte sich kurz zu Whitebeard. „Entschuldige, Newgate, wir müssen unseren Kampf doch ein andermal fortsetzen.“

„Oder wir setzen sie nach deiner Rangelei mit der Marine fort.“

Roger zog eine Augenbraue nach oben.

„Ich helfe dir auch“, bot Whitebeard an, „zu zweit geht es schneller.“

„Na dann.“ Roger klang leicht skeptisch. Es war nicht seine übliche Art andere für sich kämpfen zu lassen, aber hier war das irgendwie etwas anderes. „Auf geht’s, wir sollten uns beeilen!“ Er würde Whitebeard später fragen, wieso er ihm helfen wollte. Für den Moment genügte es zu wissen, dass es so war. Roger stürmte los, um das kurze Waldstück, dass die Lichtung in der sie eben noch geprügelt hatten, und die Bucht, in der die Oro Jackson ankerte, zu durchqueren. Whitebeard hatte sich seinem Tempo prompt angepasst und auch Shanks folgte ihnen, auch wenn der Abstand zwischen ihnen sich stetig vergrößerte.

Je näher sie der Bucht kamen, desto wütender wurde Roger. Wütend auf die Marine, die seine Leute einfach nicht in Frieden ließ, obwohl sie nie jemanden etwas getan hatten. Wütend auf sich selbst, weil er nicht bemerkt hatte, dass seine Leute in Gefahr waren.

Ohne es zu bemerken, legte er noch einen Zahn zu.

Schließlich lichtete sich der Wald, gab den Blick auf einen Kiesstrand frei. Auf dem Kies waren Blutflecken. Und bei weitem nicht alle stammten von den Marinesoldaten. Shanks hatte kein Stück übertrieben. Leider.

Unbewusst sandte er eine Hakiwelle aus, die er noch verstärkte, als er bemerkte, wie die ersten Soldaten umkippten. Seine eigenen Leute waren davon nicht betroffen, ebenso wenig Whitebeard.

Doch waren noch immer genug Männer übriggeblieben, um Schwierigkeiten zu machen.

„Bringt die Verletzten aufs Schiff“, brüllte Roger und lenkte somit auch das letzte bisschen Aufmerksamkeit auf sich. „Ich kümmere mich hier um den Rest.“

Er beachtete Shanks nicht näher, als er an ihm vorbeihuschte. Er wusste, dass dieser jetzt einfach seinem Befehl Folge leistete. Roger konzentrierte sich stattdessen auf die anwesenden Soldaten. Garp war nicht dabei, das hatte er auf den ersten Blick erkannt. Einerseits war es gut so, da er so davon ausgehen konnte, dass sie keine größeren Schwierigkeiten hatten, andererseits war das ebenso ein Garant dafür, dass auch mit dreckigen Methoden gekämpft wurde. Nicht alle hatten so etwas wie ein Ehrgefühl, welches er auch bei Marinesoldaten zu schätzen wusste.

„Auf drei?“, wollte Whitebeard wissen.

„Wer kündigt das schon so offensichtlich an?“, antwortete Roger nur. „Wir sind Piraten. Wir handeln unerwartet.“

Und damit stürmte er los. Verpasste dem Soldaten, welcher am dichtesten bei ihm stand, einen Schlag mit der Faust, woraufhin dieser umkippte. Zeitgleich erreichten die ersten seiner Leute die Oro Jackson.

„Wie zur Hölle hat er es so nur auf die Grandline geschafft?“, hörte er Whitebeard nicht unweit von sich murmeln.

„Ganz einfach“, gab Roger knapp von sich, „mit der richtigen Portion Glück.“ Er duckte sich unter einem Säbel weg. „Und einer Portion nützlicher Fähigkeiten.“ Ein Faustschlag traf den Marinesoldaten am Nacken, woraufhin dieser umkippte.

Whitebeard hatte sich inzwischen einen Säbel beschafft und hielt sich die Soldaten damit vom Leib. Er schien nach etwas zu suchen.

Roger dagegen war mitten im Kampfgetümmel. Schlag um Schlag streckte er Soldaten nieder, deren Wille stark genug gewesen war, um seinem Haki zu entgehen. Sie verstanden einfach nicht, dass es nichts brachte, ihn anzugreifen. Wer ihn attackierte, brauchte nicht zu erwarten, dass er keine Gegenwehr leistete. Und wer seine Männer attackierte, brauchte nicht zu erwarten, dass er irgendwen schonte.

Plötzlich verstand er, nach wem oder was Whitebeard Ausschau hielt. Irgendjemand musste der Kopf hinter diesem Einsatz sein. Den auszuschalten würde genug Panik verursachen, um den Kampf für sich zu entscheiden.

Roger drehte sich zur Seite, wodurch ihn eine Pistolenkugel knapp verfehlte. Gleichzeitig trat er einem Marinesoldaten die Beine weg, woraufhin dieser stürzte und einen seiner Kameraden mit sich riss.

„Guter Schlag, aber das geht besser“, tönte es auf einmal hinter ihm.

Ruckartig drehte Roger sich herum, konnte gerade noch beobachten, wie Whitebeard mit einem einzigen Hieb um die zehn Soldaten erledigte. Und das wohlgemerkt ohne diese zu töten. Anscheinend war auch dessen Ruf blutiger als die Tatsachen.

„Etwa so?“ Roger zog einem Soldaten die Beine weg und traf ihn ein weiteres Mal, während dieser gerade dabei war zu fallen, woraufhin er in die noch immer angreifende Meute flog und ein gutes Dutzend Männer ausschaltete.

„Schon besser.“

Zunehmend lichteten sich die Reihen und Roger und Whitebeard fanden sich irgendwann Rücken an Rücken wieder. Um sie herum ein großer Kreis an bewusstlosen Soldaten.

Ebenfalls um sie herum war der Haufen unkoordiniert angreifender Soldaten, die sich merkwürdigerweise nicht an Rogers Leuten vergriffen hatten, von denen gerade die letzten auf das Schiff kletterten. Sollte verstehen wer wollte.

Plötzlich begannen diese Soldaten zu wanken und einige verabschiedeten sich in die Bewusstlosigkeit.

„Hey, was soll das?“ Roger knurrte.

„Mir gefällt das nicht“, antwortete Whitebeard nur knapp. Diese Hakiwelle war von ihm gekommen. „Irgendetwas ist im Busch.“

„Na und? Die haben meine Leute angegriffen, der Großteil sollte an meine Leute gehen, nicht an dich.“ Roger zog die Augenbrauen zusammen. „Ich wollte weiter Mann gegen Mann kämpfen.“

„Wir hauen jetzt besser ab.“

„Vergiss es. Ich renne nie weg!“

„Das ist keine Flucht, das ist taktischer Rückzug.“

Roger drehte sich zu Whitebeard und schlug in dessen Richtung. Whitebeard drehte sich zur Seite, wohl in Erwartung, dass dieser Schlag ihn treffen würde, doch Roger hatte lediglich auf den Soldaten hinter ihm gezielt und den erfolgreich außer Gefecht gesetzt. „Taktischer Rückzug oder feige Flucht … mir ist das egal, ich laufe nicht weg.“

„Trottel.“

„Ich glaube nicht, dass ich hier …“ Plötzlich hatte sich eine sichtbare Anspannung über Roger gelegt und seine Wut völlig verdrängt. Die verbliebenen Angreifer zogen sich langsam und betont unauffällig zurück. Die Luft vibrierte förmlich. Und zu allem Überfluss stürmte Rayleight plötzlich aus dem Wald.

„Rückzug“, rief er, hetzte auf ihn zu. „Wir müssen so schnell wie möglich auf das Schiff und Abstand zwischen uns und die Insel bringen.“

„Vergiss es, ich laufe nicht weg!“

Rayleight verdrehte die Augen, inzwischen war er direkt auf der Höhe von Roger und Whitebeard, blieb bei ihnen stehen. „Nicht das Thema schon wieder. Eines Tages bringt dich das noch ins Grab!“

„Na und? Wenn ich abhaue, bringt es meine Leute noch ins Grab und das will ich nicht.“

„Verdammt, Roger, es bringt uns nur ins Grab, wenn wir nicht schleunigst von hier verschwinden.“

„Du klingst so, als wüsstest du, was hier eigentlich los ist“, mischte Whitebeard sich in die Unterhaltung der beiden ein. Ein Auge hatte er dabei immer noch auf den Soldaten, die den offensichtlichen Streit zwischen den Piraten nutzten, um sich noch schneller zurückzuziehen als zuvor.

Der Vize von Rogers Bande wirkte so, als hätte er eben erst bemerkt, wer noch hier am Strand stand. „Was machst du …“, setzte er an, unterbrach sich aber selbst. „Ja, ich weiß, was hier los ist. Sie haben die Bucht mit Sprengstoff unterlagert und wollen hier alles hochjagen, sobald ihre Leute aus dem Gefahrenbereich sind. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass sie im Zweifelsfall auch schon vorher zünden. Ein junger Soldat namens Aokiji steckt hinter diesem Plan und er gilt als extrem rücksichtslos. Nicht, dass diese Leute unter seinem Kommando stünden, aber er …“

„Mistkerle“, knurrte Roger und seine Aura loderte förmlich.

„Ach, jetzt hörst du mir also doch zu?“

„Ich bringe denjenigen, der dahinter steckt um. Wie kann man seine eigenen Leute nur opfern wollen?“

„Oder auch nicht.“ Rayleight seufzte und griff nach einem Arm Rogers. „Vergiss es, hier kannst du jetzt nichts tun, ohne das Leben deiner Leute zu riskieren. Wir müssen hier weg!“

Whitebeard sah sich die Szene einen Augenblick an und drückte für einen Augenblick die Schulter Rogers. „Dein Vize hat Recht. Warte auf eine bessere Gelegenheit.“

Langsam beruhigte sich die Aura Rogers wieder. „Schön“, er klang aber noch immer stocksauer. „Dann vertagen wir das also. Aber ich werde nicht vergessen.“

„Das verlangt auch niemand“, erwiderte Rayleight beruhigend.

Roger kletterte die Strickleiter nach oben. „Anker lichten, Segel setzen!“, rief er, kaum dass er eine Hand über die Reling strecken konnte. „Whitebeard, komm rauf“, wandte er sich nun an seine Begleitung. Rayleight war ihm inzwischen schon gefolgt und ebenfalls an Bord.

„Ich hoffe, das sagst du ohne böse Hintergedanken“, antwortete Whitebeard, griff aber fast sofort zur Leiter.

„Ich nicht.“ Die Aura der Wut, die kurzzeitig verschwunden gewesen war, loderte wieder auf.

Seine Bande – oder zumindest der unverletzte Teil dieser – ließ sich davon jedoch nicht übermäßig beeindrucken und lenkten das Schiff aus der Bucht, trotz der drohenden Gefahr genau auf die tiefe Fahrrinne achtend, durch die man praktisch direkt bis ans Ufer fahren konnte.

Dann krachte es. Steine flogen durch die Gegend. Roger konnte spüren, wie Leben erloschen.

Es war niemand seiner Leute. Aber Tiere. Und die Soldaten, die noch verletzt am Strand gelegen hatten, da nicht alle mitgenommen worden waren.

Es war eine Sache Mann gegen Mann zu kämpfen. Das war ein fairer Kampf. Eine andere Sache war es zu solchen Tricks zu greifen. So gab es immer mehr Verlierer, als eigentlich nötig wären. Und immer Tote.

Reflexartig wollte er nach seinem Hut greifen, doch er griff ins Leere, strich stattdessen durch seine Haare. Er hatte schon wieder vergessen, dass er den Strohhut vor einer Weile schon an Shanks weitergegeben hatte. Wie immer, wenn er unter Stress stand.

Roger ließ einen Blick über seine Männer schweifen, nickte dabei Rayleight zu. Dieser gab mit einem Zeichen zu verstehen, dass er übernehmen würde.

„Trinken wir etwas“, wandte er sich an Whitebeard. Roger brauchte jetzt etwas, um sich abzulenken, bevor er nur wieder etwas zerstörte. Ein Gespräch konnte helfen.

„Gerne.“

Ohne groß auf den Weg zu achten, führte Roger seinen Gast durch das Schiff, bis hin zu seiner Kabine. Normal hatte er immer einen kleinen Sakevorrat dort, weshalb er nicht den Umweg über die Kombüse oder die Speisekammer machen musste.

Er öffnete die Tür und winkte Whitebeard hinein, deutete dabei zu dem kleinen Tisch, der in seiner Kajüte stand, signalisierte dadurch, dass er sich setzen sollte. Er selbst holte erst noch den Sake aus der Truhe neben seinem Bett, ehe er sich zu Whitebeard gesellte.

Langsam schenkte er etwas in zwei Schalen ein.

Doch bevor er die eine zu Whitebeard hinüber schob, stellte er eine Frage. „Wieso hast du eigentlich angeboten mir zu helfen?“

„Du bist jemand, der den Schutz seiner Männer über sein eigenes Leben stellt. Ich mag solche Leute“, antwortete der ohne zu zögern.

„Hm … du bist ja selbst so.“ Rogers Finger schlossen sich um seine Schale. Eigentlich erstaunlich, was man von Leuten erfuhr, selbst wenn man eigentlich nur häufiger gegen sie kämpfte.

Er sah Whitebeard direkt in die Augen. Stumm tauschten sie weitere Informationen aus. Beschlossen, dass sie im Notfall wieder zusammenarbeiten würden.

Es klirrte, als die beiden mit ihren Sakeschalen anstießen.

„Und jetzt“, meinte Whitebeard, „wäre es nur nett, wenn du mich bei meinen Leuten absetzen könntest. Ich will sichergehen, dass die Marine nicht auch ihnen auflauert.“

Roger nickte. „Natürlich.“

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Kurzbeschreibung

Es hatte Tradition, dass Roger jedes Mal, wenn das Schiff der Whitebeard-Piraten am Horizont auftauchte, einen Kampf anzettelte. Und das nicht einmal, weil sie sich nicht leiden konnten. Eigentlich wollte Roger nur wissen, wer von ihnen eigentlich stärker war.

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