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Kapitel: | 17 | |
Sätze: | 3.212 | |
Wörter: | 51.990 | |
Zeichen: | 308.025 |
Du hörst das schaben von Fingernägeln hinter der Haustür, ein kehliges Röcheln und Stöhnen zerstört die abendliche Ruhe im Hause deiner Familie und lässt dich, deine Mutter und Vater, sowie deine kleine Schwester Antonella verwundert vom gemeinsamen Abendessen aufsehen. In deinen Ohren klingt es beinahe schon unheimlich. "Mami, was ist das?" , fragt die jüngste im Bunde und zupft leicht wimmernd am Blusenhemd deiner Mutter. "Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Wahrscheinlich ist es der Hund vom Nachbarn, der das Essen erschnuppert hatte." , beruhigt die junge Frau ihre Tochter lächelnd und streicht liebevoll durch das blonde Haar.
"Ich werde nachsehen." Du beobachtest wie dein Vater sich vom Stuhl erhebt, auf leisen Sohlen das Esszimmer verlässt und sich auf die Haustür zu bewegt. Du kannst es dir nicht genau erklären, und doch flüstert dir eine Innere Stimme zu, deinen Vater anzuflehen die Tür nicht zu öffnen. Macht ein Hund solche Geräusche?
"Dad ... " , warnst du leise, doch dein Vater hatte es trotz allem vernommen und hält in seinen Bewegungen inne. "Sei vorsichtig." Dein Vater lächelt fürsorglich über seine Schulter hinweg zu dir hinüber und nickt, bevor er aus deinem Sichtfeld verschwand. Du seufzt leise und trotz seinem tonlosem Zuspruch aufzupassen, spannen sich deine Gliedmaßen unweigerlich an und unruhig rutscht du auf deinem Stuhl hin und her, stocherst teilnahmslos im Kartoffelbrei auf deinem hableeren Teller herum und horchst mit einem Ohr in den Flur hinein. Währenddessen ermahnt deine Mutter im Hintergrund Antonella ihr Gemüse zu vertilgen, sei es auch nur die Karotten, die sie normalerweise so gerne isst. Deine Schwester schüttelt jedoch bloß stur mit ihrem kleinen Köpfchen und schiebt beleidigt ihre Unterlippe hervor, als deine Mutter versucht ihr mit der vollen Gabeln sie zum weiter essen zu bewegen.
Du kannst dir ein Schmunzeln nicht verkneifen und für einen Moment vergisst du den Hund vor eurer Haustür, schiebst dir etwas von dem Kartoffelbrei deinerseits auf die Gabeln und isst, wenn auch langsamer als zuvor, dein Abendessen weiter. Gerade willst du dir ein Schluck Eistee genehmigen, als der schmerzerfüllte Schrei deines Vaters in deinen Ohren widerhallt, heftig zusammen zuckst und nicht verhindern kannst, dass dir das Glas aus der Hand rutscht und auf dem Parkettboden zerspringt
Antonella hält sich erschrocken die Ohren zu, deine Mutter und du springen fast gleichzeitig vom Stuhl auf und rennen panisch aus dem Zimmer, hinein in den Hausflur. Ein spitzer Schrei seitens deiner Mutter lässt nun auch deine Ohren klingeln, doch auch du bist zu geschockt um auf das nun leise ziepen zu reagieren. Stattdessen beobachtest du aus schreckgeweiteten Augen das horrorartige Szenario vor dir und taumelst unter weichen Knien gegen die Wand. "Ivan ...! " , schreit deine Mutter unter aufkommenden Tränen und eilt deinem Vater zur Hilfe, der blutend auf dem Boden liegt und einen fremden Menschen unter höllischen Schmerzen versucht mit Händen und Füßen abzuwehren, der sich stöhnend auf ihn stürzt.
Du siehst von deiner Position aus, wie deine Mutter sich von hinten an den Angreifer heran wagt, ihn an den Schultern packt und kraftvoll von Ivan herunter zieht. Sie strauchelt unter dem Gezappel des Mannes, dennoch erscheint es dir, als würde er sich nicht zu wehren wissen und landet laut polternd vor der offen stehenden Haustür auf dem Boden, wo er zunächst liegen bleibt. "Oh mein Gott, Schatz. Geht es dir gut?" , beeilt sich deine Mutter zu fragen und setzt sich kniend neben ihren Mann, um ihn beim aufhelfen zu unterstützen. Ivan stöhnt auf, nachdem er einigermaßen eine aufrechte Sitzposition gefunden hatte, und hält sich seinen linken, stark blutenden Unterarm, den er vor sich geschoben hatte, als der fremde Mann sich nach dem öffnen der Haustüre plötzlich auf ihn gestürzt hatte und ihn ohne zu zögern ins Fleisch biss. Der Angriff geschah so plötzlich, so völlig unerwartet, dass er zu Boden ging und in aller letzter Sekunde einen weiteren Angriff mit seinem Fuß stoppen konnte, dennoch von den stumpfen Fingernägeln des Fremden an der rechten Wange gekratzt wurde.
Er sieht schlimm aus, denkst du dir völlig paralysiert und sammelst dich. Du willst auf deine Eltern zu gehen, jedoch weckt eine Bewegung aus dem Augenwinkel deine Aufmerksamkeit und aus einem Reflex heraus schlägst du deine Hand vor die Augen deiner kleinen Schwester, die unter Tränen aus dem Esszimmer geschritten kam. "Mami ... " schluchzt sie laut auf und wehrt sich gegen deinen Griff. Sie will zu deinen Eltern. Und doch hast du das Bedürfnis sie muss das Bild, mit dem vielen Blut, nicht sehen. Dafür ist sie mit ihren sechs Jahren viel zu jung und unschuldig. "Geh in dein Zimmer." , forderst du ein wenig zu schroff und schiebst sie ein Stückchen weit in die Richtung der Treppe, die in den nächsten Stock hinauf führt. "Nein, ich will nicht. Ich will zu Mami und Papi." , schreit die Kleine nun sehr ungeduldig und zerrt sich aus deinem eisernen Griff. "Antonella .. "
Deine Schwester schiebt sich unter deine Arme hindurch und rennt laut weinend auf deine Eltern zu, die zunächst aus großen Augen ihre kleine Tochter beobachten, bis Ivan zu schimpfen beginnt und Antonella zum Anhalten bewegt. "Bleib da!" "Bringe sie hinauf ins Zimmer." , fordert nun auch deine Mutter dich auf und du gehorchst relativ schnell. Schnellen Schrittes eilst du zu der Jüngsten im Bunde und schnappst ihre kleinen, zierlichen Ärmchen, hebst sie auf deine Arme und willst eigentlich zügig kehrt machen, als deiner Meinung nach der wahre Horror erst richtig anfängt.
Eine kalte, eisige Hand legt sich um dein Fußgelenk und zieht dir den Boden unter den Füßen weg. Du fällst gen Boden, deine kleine Schwester gleich mit und ihr beide keucht schmerzerfüllt auf, nachdem ihr hart aufschlägt. Die Zeit um sich zu fangen, bleibt euch beiden allerdings nicht, als sich ein schwerer Körper auf euch legt und eine hässliche Fratze sich in eure Sicht schiebt. Tote, gläserne Augen blicken auf euch hinab, Blut und Speichel trieft aus den Mundwinkeln des Mannes hinaus und bedeckt deine halbe Kleidung, sowie die deiner Schwester. "Nein ... " , hörst du im Hintergrund deine Eltern schreien, doch du bist viel zu erstarrt und befangen von diesem skurrilem Bild, um rechtzeitig zu reagieren, als die Zähne des Fremden in die Stelle, wo Hals und Schulter aufeinander treffen, deiner kleinen Schwester einschlagen. Ihr schmerzerfülltes Kreischen geht dir durch Mark und Bein und holt dich aus deiner Starre heraus. Blut spritzt dir ins aschfahl gewordene Gesicht, auf deinen Körper und dem Boden, bevor du mit deiner geballten Faust ausholst und dem Mann ins Gesicht schlägst.
Der Schlag tut dir wahrscheinlich mehr weh, als ihm, und doch reißen sich seine Zähne von Antonella los, unglücklicherweise sogar ein großes Stück ihrer Haut. Weitere Schreie ihrer Seits wecken die umliegende Nachbarschaft aus dem Schlaf.
Der Angreifer erholt sich viel zu schnell von deinem Schlag und setzt an dessen halb abgebrochene Zähne wieder in die unschuldige Antonella zu schlagen, als du aus dem Augenwinkel schemenhaft Ivan ausmachen kannst, der beinahe schon brutal an den Haaren des Mannes reißt und ihn in den Bauch tritt, somit auch runter von euch scheuchte. Du beobachtest wie dein Vater völlig dem Wahn verfallen auf den Angreifer einschlägt ... immer und immer wieder. Bis die Hände deines Vaters selbst blutig entstellt waren. Doch er hört nicht auf. Selbst dann nicht, als er anfängt selber zu schwitzen, zu husten und seine Hautfarbe mittlerweile nicht mehr gesund aussieht. So kränklich Blassgrün.
Währenddessen erscheint deine Mutter neben euch und nimmt dir Antonella mit zitternden Händen aus den Armen und schiebt der Kleinen blutige Haarsträhnen aus der Stirn, streicht über ihre kalt gewordene Haut und murmelt ihr Mut und Tapferkeit zu. Du erhebst dich im selben Augenblick und siehst deiner Schwester verzweifelt ins Gesicht. Sie rührt sich nicht mehr, die Augen waren geschwächt geschlossen, nur ihr flacher, röchelnder Atem verrät, dass sie noch lebt ... doch wie lange noch? Sie verliert Blut. Zu viel. Unter hohem Druck gesetzt presst du deine Hände auf die Wunde, doch das Blut quillt einfach zwischen deinen Fingern weiter hinaus. Es lässt sich einfach nicht stoppen. Ja selbst dein Hemd, welches du ausgezogen hattest, saugt sich schnell mit ihrem Blut voll.
Tränen lassen deine Sicht verschwimmen, auch deine Mutter verbirgt ihr Gesicht in ihren lockigen, blonden Haaren, während die Atmung von Antonella im Sekundentakt abnimmt. "Mami ... " , murmelt das Kind verängstigt und hebt ihre kleine, zitternde Hand. Sofort nimmt deine Mutter behutsam die ausgestreckten Finger entgegen und haucht mehrere Küsse auf ihre Knöchel. "Hab' keine Angst, ich bin doch da. Hilfe wird kommen. Das schaffst. ... " Die Stimme deiner Mutter bricht ab und ein heftiges Schluchzen verlässt ihre trockene Kehle. Auch du kannst deine Tränen nicht mehr unterdrücken und laufen dir in Sturzbächen über deine rot gewordene Wangen. Als Antonellas Hand in denen deiner Mutter erschlafft und ihre Atmung gänzlich ausbleibt, war deine Selbstbeherrschung vollständig abhanden gekommen.
Ein verzweifeltes, in große Trauer getränktes Schreien erfüllt das Haus deiner Familie, du und deine Mutter weint bitterliche Tränen und ihr seid nicht im Stande wirklich zu realisieren, wie ein harmlos begonnener Abend so ins Chaos stürzen konnte. In Bruchteil weniger Minuten ... . Wie konnte das passieren? Was ist wirklich geschehen?
Verdammt, sie war doch erst sechs Jahre jung. Unschuldig und naiv. Und trotz allem, sollte sie heute Abend aus dem Leben gerissen werden? Wieso ... ?
Du nimmst nur sehr vage zur Kenntnis, dass dein Vater sich zu euch gesellt hat, der Angreifer liegt endlich bewegungslos einige Meter hinter eurer kleinen Gruppe und es scheint als würde er auch nicht mehr so schnell wieder aufstehen. Ivan nimmt seine tote Tochter aus den Armen deiner Mutter, zittert stark am ganzen Körper und keucht, als hätte er einen Kilometerweiten Marathon hinter sich gebracht. Auch er vergräbt sein Gesicht in den lockigen Haaren von Antonella und schüttelt sich, seine Schultern beben. Du suchst währenddessen Trost in den Armen deiner Mutter, krallst deine Hände regelrecht in ihre Bluse, während sie in eine Art Schockzustand versinkt und die überlaufenden Emotionen sie erstarren lassen. Wie in Trance starrt sie auf den Boden und scheint nichts mehr wahrzunehmen. Spuren ihrer Tränen brennen sich in ihre Wangen, das Make Up ist fast vollständig zerflossen.
~
Erst als nach wenigen Minuten der Trauer weiteres zerreißen von Fleisch deine ungeteilte Aufmerksamkeit weckt, siehst du wieder auf und holst erschrocken Luft, als du beobachtest wie dein Vater ... dein eigener Vater, an der tödlichen Wunde von Antonella knabbert und die Haut wortwörtlich abzieht. "Oh mein Gott, was tust du?" , springst du fassungslos auf und schlägst dir die Hand vor dem Mund, um ein Übergeben zu verhindern, jetzt, wo du einen richtigen Blick in die klaffende Verletzung gewagt hattest. Ekelhaft ...
"Hör auf damit!" , schimpfst du empört, kannst dir nicht erklären was in ihn gefahren ist, dass er seine leblose Tochter angreift, und schlägst ihm aus einem Reflex heraus mit der Flachen Hand auf die Wange. Dein Vater hält in seinem Tun inne, scheint kurzfristig irritiert zu sein, bevor er dir sein Gesicht zuwendet und du in tote, gar glasige Augen blickst, wie zuvor bei dem Mörder deiner kleinen Schwester. Du erstarrst, findest keinerlei Worte dafür und doch weißt du in jenem Augenblick ... dieser Mann ist nicht mehr dein Vater. Er ist ... etwas anderes, undefinierbares. Ivan stöhnt auf, röchelt und Spuckt Blut aus. Ob sein eigenes oder das von Antonella kannst du nicht mit Genauigkeit bestimmen, aber es prägt dich in diesem Moment für dein gesamtes Leben.
Dieses Ding streckt seine freie Hand nach dir aus, will dich ergreifen, jedoch schüttelst du bloß verstört deinen Kopf und gehst ein paar Schritte Rückwärts. Dein Vater lässt langsam von Antonella ab, sie fällt dumpf auf dem Boden und bleibt regungslos dort liegen, während dein Vater sich von seiner knienden Position erhebt, dich taxiert wie etwas zu fressen und mehr strauchelnd auf dich zu kommt. "Bleib ... " , flüsterst du leise, deine Stimme noch immer in voller Unglauben getränkt. "Geh weg... ." Weitere bitterliche Tränen treten aus deinen Augen, du klingst verzweifelt und hast fürchterliche Angst. "Dad ... " , bittest du noch ein letztes Mal, starrst auf seine ausgestreckten Finger und glaubst den wahren Horror zu durchleben, kurz bevor er dich erreichte. Deine Mutter wirft sich brüllend und unverhofft auf ihren Ehemann, reißt ihn und sich zu Boden. "Verschwinde." , wirst du laut ausgeschimpft und du zuckst merklich zusammen, nachdem du ihre kratzige Stimme vernommen hattest. "Jetzt hau schon ab."
Eine kleine Rangellei entsteht vor deinen Füßen, deine Mutter rollt sich mit deinem Vater panisch um sich schlagend auf dem Parkett hin und her. Es war ein Gewühl aus Armen und Beinen und du kannst nicht erkennen, wer die Oberhand in diesem Kampf hatte. Letzten Endes jedoch holen dich ihre lauten Klagerufe in die Realität zurück, du registrierst ihr Gesagtes erst jetzt, nachdem nun auch sie mittlerweile blutig gebissen und zerkratzt wurde. Ihre hektischen Bewegungen wurden langsamer, ihre Rufe leiser.
Erst als ihr dunkler gewordener Blick den deinen streift, kommt endlich Bewegung in deine Gliedmaßen zurück und du erkennst wie grauenvoll die Situation wirklich ist und vollkommen eskaliert. Zuerst waren deine Schritte zögerlich gesetzt, du läufst vorsichtig an der Wand entlang, darauf bedacht nicht in die Nähe deiner ... Eltern zu geraten und stürmst unter gequältem Gesicht aus der Haustür, hinaus in den Vorgarten. "Es tut mir leid .... " , murmelst du leidvoll und blickst noch ein letztes Mal über deine Schulter hinweg ins Haus hinein. Schnell wendest du dich wieder ab, nachdem du beobachten konntest wie dein Vater mit seinen Händen die Bauchdecke deiner Mutter aufriss, in ihren Organen rücksichtslos herum wühlt und du ihre letzten Zuckungen miterlebst, bevor sie mit offenen Augen aus dem Leben scheidet.
Wieder lässt dein Klageschrei die Nachbarschaft aufschrecken, deine Füße rennen über den Asphalt in unglaublicher Geschwindigkeit ohne zu wissen wohin dein Weg dich eigentlich führt. Du lässt deine Heimat hinter dir, deine Familie, und brüllst auf den halbleeren Straßen nach Hilfe. In all deiner Verzweiflung, in all deiner Trauer versunken registrierst du deine Umgebung kaum, nimmst nicht wahr wie viele andere Bürger dieser Stadt nach und nach das gleiche Schicksal erleiden wie du an diesem Abend. Der Tod sucht in wandelnder Gestalt jeden heim.
An einer Kreuzung brichts du schließlich zusammen, das Adrenalin pumpt durch deine Venen und dein Herz rast in einem Tempo der nicht Gesund sein musste. Im Hintergrund hörst du aufeinander prallende Autos, Feuer bricht aus und die Schreie der nahestehenden Menschen hallen in deinen Ohren wieder. Das Chaos bricht über die Bürger herein und es soll in dieser Nacht, in den nächsten Tagen kein Ende nehmen. Du bekommst keine Luft mehr, glaubst zu ersticken. Abwechselt wird dir kalt und heiß zugleich und dein empfindlicher Magen scheint gegen dich zu rebellieren. Ohne Rücksicht wird er dir zum Verhängnis und lautstark übergibst du dich in der Öffentlichkeit, entleerst deinen Magen.
Deine Sicht wirkt verschwommen als du völlig entkräftet aussiehst, als nicht unweit von dir der kleine Kiosk in der Seitenstraße explosionsartig in die Luft geht. Scherben und Gestein rieseln auf die Erde hinab, eine heiße Druckwelle erwischt dich und du hast das Gefühl zu verbrennen. Die Arme schützend vor deinem Gesicht haltend duckst du dich, rollst dich zusammen, doch nichts desto trotz erwischt dich ein halb abgebrochener Ziegelstein hart auf den Hinterkopf und du fällst dumpf auf den harten Pflastersteinen der Straße. Benebelt und blutend liegst du regungslos auf den kalten Gestein, beobachtest das rotorange Feuer, was alles zu verschlingen droht und kämpfst damit deine Augen offen zu halten.
Deine Mühen sind vergeblich, die Ohnmacht greift von dir besitz und es wird alles Schwarz um dich herum. Weit entfernt lauscht du den panischen Ausrufen weiterer, verängstlichter Bürger, hupende Autos, die in hoher Geschwindigkeit aufeinander prallen und spürst die Hitze des Feuers auf deiner Haut. Dein letzter Gedanke gilt ausschließlich deiner Familie, an die kleine Antonella, deiner Mutter und deinem Vater. Die Befürchtung sie nie wieder zu sehen, nagt verhängnisvoll an dir und das schlechte Gewissen nichts unternommen zu haben zerfrisst dich jetzt schon.
Ob du nun auch sterben wirst?
Wirst du wieder aufwachen, wenn du dich jetzt der Bewusstlosigkeit hingibst?
Doch um ehrlich zu sein ... willst du nicht wieder in dieser ausgebrochenen Hölle erwachen.
Beißend dringt der Geruch von Rauch, Schwefel und Blut in dein Bewusstsein. In weiterer Ferne hörst du das Knistern des Feuers, welches unbarmherzig alles nieder brennt, ... und das rasselnde Keuchen eines in sterben liegenden Menschen. Die Geräusche von beiläufigem Schmatzen und schlurfenden Schritten verschafft dir eine Gänsehaut, während es dir eiskalt den Rücken hinunter läuft. Flatternd versuchst du deine Augenlider zu öffnen, äußerst mühselig schaffst du es sie zu öffnen und blickst verschwommen auf dem rissigen, schwarzen Asphalt der Straße. Du fühlst dich bewegungslos und der Druck, der auf deinem Rücken lastet, fesselt dich auf dem kalten Boden. Irgendetwas schweres liegt auf dir und das Gewicht müsste fast doppelt so viel wiegen wie dein Eigengewicht. Zusätzlich machen sich Kopfschmerzen bemerkbar und die Situation dadurch nicht besser.
Nach wie vor ziemlich benommen und angeschlagen wagst du es dich mit deinen Armen aufzustemmen. Du zitterst stark, das Pochen hinter deiner Stirn kaum ertragend und doch merkst du wie die Last über dir von deinem Rücken abrutscht und dumpf neben dir landet. Zuerst liegt deine ganze Aufmerksamkeit darin sich auf den Knien aufzusetzen, als du jedoch einen Blick nach rechts wagst verlässt ein spitzes Quieken deine Kehle und du weichst höchst angeekelt und erschrocken zurück. Unsanft fällst du auf dein Gesäß, starrst dabei voller Unglauben regelrecht in das verunstaltete Gesicht der eins wahrscheinlich hübschen, jungen Frau. Auf der rechten Gesichtshälfte kannst du Sommersprossen auf der aschfahl gewordenen Wange erkennen, ihre blauen Augen mussten früher im Sonnenlicht gestrahlt haben und braune Haare kräuseln sich lockig auf ihrem Haupt. Die andere Seite jedoch ... lässt in dir Übelkeit aufsteigen.
Wie als würdest du durch eine Glasscheibe blicken, siehst du die geraden Zähne, obwohl ihr Kiefer geschlossen ist, die Muskeln und Sehnen unter der linke Wange, sowie einen Teil der Schädeldecke. Du würgst und dir wird wieder flau im Magen, als du auch eine kleine Andeutung ihres Gehirnes ausmachen kannst. Währenddessen nimmst du nur im Augenwinkel wahr, dass ihr das linke Bein fehlt und ihr Rücken vollkommen aufgerissen zu seien worden scheint, das man die Rippen unter den restlichen Fetzen der Kleidung und Haut erblicken kann. Es war ein albtraumhaftes Bild.
Höchst angeekelt wendest du deinen Blick ab, stehst auf wackeligen Beinen auf und weichst von der toten Frau zurück. Deine rechte Hand liegt zwischenzeitlich Halt suchend auf deinem unruhigen grummelnden Bauch, während die andere vorsichtig auf deine pochende Stirn platziert ist. Eine blutige Kruste hatte sich auf deine Haut gebildet, doch im Moment bist du zu paralysiert um an deine Verletzung am Hinterkopf zu denken, noch um zu realisieren das sie vielleicht behandelt werden muss. Aber davon kann man wohl ausgehen.
Deine Atmung geht schnell, ebenso wie dein klopfendes Herz, während du völlig ziellos die Straße überquerst und das Gefühl hast einen halben Hindernis Parcours durchlaufen zu haben. Zerstörte Autos, brennende Ölspuren und verstorbene Menschen ... überall machst du einen großen Bogen und beobachtest wie alte Zeitungen durch die Lüfte gewirbelt werden und du eine Puppe mit roten Baumwollhaaren in einer dreckigen Pfütze aufweichen siehst. Erst jetzt nimmst du deine zerstörte Umgebung wirklich wahr und es raubt dir den Atem, lässt dein Herz schmerzhaft stocken. Alles was du kanntest, was du als Heimat bezeichnen konntest ... hat sich zu deiner eigenen Hölle entpuppt. Deine Familie war tot, dein Zuhause verlassen und deine Kleinstadt in Schutt und Asche zerlegt. Was ist nur passiert, dass alles so ausgeartet ist? Wieso sterben die Menschen auf qualvolle Weise? Du verstehst es nicht.
~
Die Straßen wirken allesamt verlassen, eine Idee wo sich alle befinden mögen, mag dir nicht in den Sinn kommen, doch ein Schuss, der laut und deutlich die Luft zerschneidet, lässt dich verschreckt zusammenfahren. Und noch einer, und noch einer ... es werden mehrere Schüsse abgefeuert und wie ein verschrecktes Rehkitz drehst du dich um deine eigene Achse, versuchst auszumachen woher die Schüsse kommen mögen und wer sie abfeuert. Es sind mehrere Personen, wie du es schlussendlich anhand der Schüsse heraus finden konntest, doch weißt du im Moment nicht diese vollkommen neue Situation einzuschätzen. Sollst du den Versuch wagen und die Waffenträger suchen, sie um Hilfe bitten ... oder ist es im Augenblick lieber das Beste die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich zu verschwinden? Aber wohin? Und was viel wichtiger ist. - Auf was oder wem wird gerade geschossen?
Nachdem sich ein paar Sekunden später unschickliches, männliches Fluchen zwischen dem Lauten Tosen der Schüsse beimischte, wird dir klar die Menschen müssen sich in deiner Nähe befinden. Als schlussendlich ein muskelbepackter Mann um die Ecke saust, in deine Straße abbiegt und mit seiner Pistole mehrere Schüsse abfeuert, beschließt du im selben Moment lieber zu verschwinden. Doch zu spät. Der Mann hat dich aus dem Augenwinkel erspäht, zielt reflexartig in deine Richtung und schießt. Hinter dir zerspringt das Glas einer Schaufensterscheibe, du schreist vor lauter Angst auf und duckst dich unter den herab nieselnden Scheiben hinweg. Wieso schießt dieser Mann auf dich, verflucht nochmal? Schnell suchst du Schutz hinter einer Litfaßsäule und kauerst dich mit angewinkelten Knien auf den Boden hin. Währenddessen droht dein Herz aus deiner Brust heraus zu springen, so schnell schlägt es im ungesunden Takt, dein Atem nimmt wieder an Geschwindigkeit zu und ähnelt für Außenstehende vielleicht sogar schon an Hyperventilation. Was ist nur in die Menschen gefahren, dass sie derart wüten?
Du kämpfst mit deiner Angst, nicht einmal weinen kannst du in dieser brenzligen Situation, das lässt das Adrenalin in deinen Venen gerade nicht zu. Dabei willst du im Augenblick nichts anderes als deinen Tränen nachgeben und in Trauer um deine Familie versinken. Aber jetzt scheint das Schicksal deinen Lebenswillen herauszufordern und du bist nicht erpicht darauf diese Herausforderung anzunehmen. Bleibt dir jedoch eine andere Möglichkeit? Eine Wahl?
Dein ewiges Hin und Her an Überlegungen die richtige Entscheidung zu treffen wird dir allerdings zum Verhängnis, als du die heran nahenden Schritte des bewaffneten Mannes wahrnehmen kannst und du musst dich jetzt entscheiden, wenn du nicht willst erschossen zu werden. Als du glaubst es fehlen nicht mehr viele Meter bis zu deinem provisorischem Versteck erlebst du zum Ersten Mal in deinen Leben eine Kurzschlussreaktion. Wie von einer Tarantel gestochen stehst du auf, rennst blind in eine dir sicher erscheinenden Richtung und überhörst das maulende: "Hey, warte doch Mädchen." Du rennst und rennst weiter und glaubst dich schon in kurzer Zeit in Sicherheit zu wiegen, doch ein Blick über deine rechte Schulter belehrt dich eines Besseren. "Du sollst warten, habe ich gesagt." Du beißt auf deine Unterlippe, schüttelst benommen den Kopf und rennst kreuz und quer die Straße hinauf, während schwere und schnelle Schritte dir hinter her jagen. Er verfolgt dich. Wieso verfolgt er dich?
"Bleib stehen." , hörst du ihn weiter brüllen. Der Mann hat dich schon fast eingeholt und du bist kurz davor zu Verzweifeln. Er wird mich kriegen, denkst du dir krampfhaft frustriert und sprintest um die nächste Abzweigung. Doch genauso wie du drauf los gerannt bist, so bleibst du jetzt urplötzlich stehen. "Na endlich. Scheiße, für ein Mädchen bist du ganz schön flink." , schnauft der Fremde hinter dir, nachdem auch er um die Ecke geschossen kam und greift nach deinem Arm. Grob wirst du zurück gezogen, allerdings bleibt dein Blick weiterhin starr geradeaus gerichtet, fokussierst dich auf keinen genauen Punkt, weil du nicht weißt wo du als erstes hin schauen sollst. "Hör zu, ich wollte nicht auf dich schießen. Ich dachte du wärst ... hörst du mir zu?" , erklärt er sich, doch wirkt recht schnell pikiert, als er merkt, dass du ihm kein Gehör schenkst. Der Mann folgt deinem starrem Blick und weicht schnell zurück, wozu du gerade nicht in der Lage bist. "Oh Shit." , schnauft er wild und zieht kräftig an deinem Arm, während er seine Pistole nach vorne richtet, zielt und abdrückt.
Der Schuss lässt deine Ohren klingeln und du willst sie dir aus einem Reflex heraus mit deinen Händen verschließen, aber der Mann hindert dich daran indem er dich weiter mit sich zieht, weg von der Straße. "Komm mit, Mädchen." "Was?" , kannst du nur stammeln und siehst wie er wieder mit seiner Waffe zielt und einen Schuss löst. Wie in Zeitlupe beobachtest du wie der Körper eines jungen Burschen vor euch zu Boden fällt. Der Körper einer Frau. ... und eines Kindes. Die Menschen vor deinen Augen sterben durch die Hand dieses Mannes, durch seinen Finger am Abzug und dir wird ganz komisch zumute.
Zahllose tot erscheinende Augenpaare starren euch an, sind auf euch beiden aufmerksam geworden und torkeln im schnellen Lauf in eure Richtung, teilweise die Hände nach euch ausstreckend. Viele Verletzungen zieren die Gesichter allerlei Personen, ihre Körperteile sind teilweise vollkommen verdreht oder gar ganz abgetrennt. Es wird gehumpelt, geschlichen, gekrochen ... ein abstraktes Bild, gleichzeitig aber löst es in dir den Drang aus die Flucht zu ergreifen, wenn du in die entstellten Fratzen blickst. Weg von diesen Dingern, weg von diesem Mann.
Viele beschreiben dich auf unterschiedlichste Weise. Die einen sagen du bist humorvoll, sogar auf deine Art attraktiv und klug, während andere wiederum behaupten du seist schüchtern, etwas naiv und vielleicht sogar leicht zu provozieren. Jedoch eins bist du jedenfalls nicht. Dumm! Und du erkennst einen Toten wenn du einen sehen solltest. Und genau vor dir laufen eindeutig zu viele von ihnen herum. Du willst es noch immer nicht glauben, nicht wahrhaben, doch die Realität spielt ein ganz gemeines Spiel mit den Menschen, mit euch. Aber eine Zombie - Apokalypse? Das ist nun wirklich zu viel des Guten. Unglaubhaft. Das kann doch nicht wirklich passieren, oder?
"Jetzt beeile dich doch endlich." hetzt dich der Fremde ungeduldig und schubst dich nach vorne. Du stolperst beinahe über deine eigenen Füße, gleichzeitig aber dankst du ihm im Stillen dafür dich mit seiner Groben Art von den wandelnden Toten abgelenkt zu haben, nachdem du dein Blick starr vor Schreck nicht von der toten Menschenmasse lösen konntest. Nur sehr langsam sickert die Erkenntnis durch vielleicht bald ebenfalls eine von den ... Zombies zu werden. Durch einen Biss vielleicht? Einem Kratzer? Oder wirst du gnadenlos bei lebendigem Leibe gefressen? ... Das macht dir Angst. Sehr große sogar.
Tränen sammeln sich wieder in deinen Augen, lassen deine Sicht verschwimmen und machen es beinahe unmöglich zu rennen ohne irgendwie zu stolpern oder ins straucheln zu geraten. Hinzu macht dich der Gedanke deine Familie an wahllos fleischfressenden Menschen verloren zu haben unzurechnungsfähig, du kannst nicht mehr klar denken und das scheint auch der Fremde zu bemerken, als du unwissend an Schnelligkeit verlierst und hinter ihm her stolperst. "Verdammt Kleine ... " , zischt er wütend und bleibt stehen. Noch bevor du es wirklich realisieren konntest, steckt der Mann seine Waffe zurück in die Gürtelschnalle, hebt dich auf seine Arme und rennt die Straße hinunter als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. In diesem Falle sogar mehrere. Du lässt es widerstandslos über dich ergehen, kein Wort verlässt deiner vertrockneten Kehle, dafür weißt du nur zu gut, dass dieser Mann dir gerade das Leben rettet, auch wenn er zuvor auf dich geschossen haben möge. Deine Beine hätten in nur kurzer Zeit nachgegeben, du wärst zusammen gebrochen, so weich wie sie sich im Augenblick anfühlen und wieder dankst du ihm für seine Tat. Er hätte es nicht tun brauchen. Der Stärkere überlebt. Und in dieser Situation ist er es und nicht du.
Laut schniefst du und ein kleiner Schluckauf ähnlicher Laut entfleucht dir, während du einen Blick über seine Schulter wagst und mit bebenden Körper beobachtest wie eine ganze Meute Zombies hinter euch her stolpert. Sie sind schnell für Tote, denkst du dir schaurig und wendest deine Augen von ihnen ab. Die entstellten Fratzen werden dich bis in den tiefsten Schlaf zurück verfolgen, du ahnst es bereits. Und wenn nicht im Schlaf dann aller frühestens dann, wenn sie euch kriegen und mit ihren kalten Händen und gammeligen Zähnen in Stücke zerreißen.
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Du wimmerst bei den schrecklichen Gedanken leise auf und verzweifelt kneifst du deine Augen zusammen, als du wieder Schüsse über euren Köpfen hinweg sausen hörst. Alarmiert siehst du auf und richtest deinen Blick auf einen gelben, leicht vom Rost befallenen Truck, der allem Anschein nach euch den Weg versperrt und weitere, bis auf die Zähne bewaffneten Menschen euch den Weg frei schießen, ebenso Rückendeckung zu geben scheinen. "Los doch Penguin, du bist zu langsam." , hörst du jemanden vom Truck aus zu euch herüber brüllen. "Mensch hetz doch nicht so, Shachi." , erwidert dein Träger schnaufend und legt noch einen Zahn an Geschwindigkeit zu. Du kannst nicht verleugnen dass er sehr kräftige Arme und Beine haben muss, wenn er es schafft mit einem zusätzlichem Gewicht so lange durchzuhalten und dabei auch noch schnell sein kann. Doch Penguin? Shachi? Welche Mutter gibt seinem eigenen Kind solch' verrückte Namen? Das sind Kosenamen, ganz bestimmt.
"Wem hast du da mitgebracht?" , will Shachi sogleich in Erfahrung bringen, nachdem Penguin leicht schnaufend bei seinen Leuten angekommen ist und dich seinem Kumpanen hoch reicht. "Keine Ahnung. Ich kenne die Kleine nicht." , erwidert Penguin, während er sich auf die Ladefläche hoch hechtet und sich zu seinem Freund gesellt. Du bist dir nicht ganz sicher ob du dich wohl dabei fühlst währenddessen in vollkommen fremden Armen anderer zu liegen, allerdings lässt die angespannte Situation gerade nicht zu dein Misstrauen ihnen gegenüber offenkundig zu zeigen. Dafür wirst du allerdings recht schnell von Shachi abgesetzt, der sich mit einem kurzen, frechen Grinsen vorstellt, aber dich danach auch nicht weiter beachtet. Er und Penguin drehen sich weg, schnappen sich jeweils eine halb volle Alkohol Flasche und stopfen ein Stück Stoff in die Öffnungen. Sie zünden sie an, werfen ihre selbstgebauten Molotows in die heran nahende Meute von Untoten und klatschten anschließend einen High Five ab, während im Hintergrund eine Explosion die Erde erbeben lässt, ein großes Feuer ausbricht und die Zombies fast allesamt zu verbrennen droht.
Shachi und Penguin nicken sich anerkennend zu, du jedoch bist einfach nur sprachlos und kannst einfach nicht nachvollziehen wie selbstverständlich sie alles nehmen. Brandstiftung, Waffenbesitz ... Tötung, die Apokalypse. Macht es ihnen denn wirklich nichts aus, dass wohl möglich gerade die Welt untergeht? Sind das vielleicht sogar Straftäter? - Oh nein. Wo bist du nur wieder hinein geraten? Ob du bei der nächsten Gelegenheit flüchten solltest? Du bist dir gerade sehr Unsicher.
"Fahr los." Laut klopft Shachi auf das Dach des Trucks und nur ein ausgestreckter Daumen aus dem Fenster der Fahrerseite zeigt das der Mann am Lenkrad verstanden hatte, aufs Gaspedal drückt und in einem schnellen Tempo die ramponierte Straße hinunter braust. Wie wild wirst du bei jeder Kurve von einem Eck der Ladefläche ins nächste geschleudert, du versuchst dich irgendwo festzuhalten, doch schnell wird dir klar der Fahrer muss lebensmüde sein so wie er fährt. Hat er seinen Führerschein aus dem Automaten gezogen? In der Zwischenzeit wo du damit beschäftigt bist, nicht aus dem Auto geschleudert zu werden, scheinen Penguin, Shachi und noch einen weiteren Mitstreiter keine Probleme damit zu haben ihr Gleichgewicht zu halten und schießen nebenbei mit ihren Schusswaffen auf die immer wieder vorbei sausenden Zombies auf den Gehwegen. Ob sie dabei treffen ist eine andere Frage, die du eigentlich nicht beantworten kannst.
Erst als die Umgebung mehr einem Neugebiet gleicht und Hochhäuser in die Ferne rücken, geht der Fahrer etwas vom Gas und fährt entspannt durch die hier noch relativ ruhigen Straßen. Aber auch hier wurde letzte Nacht wohl ordentlich gewütet, wie du schnell feststellst. Du lockerst nur sehr langsam deinen eisernen Griff um eine festgebundene Kiste an weiterem Alkohol, und beruhigst dich und deinem empfindlichem Magen, der bei dieser brisanten Fahrt mehr gelitten zu haben scheint als deine nun mit Blauen Flecken übersäten Gliedmaßen. Mit rasendem Herzen lehnst du dich an die Wand des Trucks und atmest aus, während auch die anderen Drei Mitsassen endlich ihre Waffen einstecken und sich ebenfalls auf den Boden platzieren. Mehr als erschöpft vergisst du für einen Moment die zerstörte Umgebung und die laufende Gefahr da draußen und schließt müde die Augen. Das alles, die geschehenden Ereignisse schlauchen und sind Kräftezehrend, wie du findest und nichts tätest du jetzt lieber als in einem weichen Bett zu liegen und zu schlafen. In deinem Bett. Zu Hause ... mit deiner Familie ...
Bevor du allerdings überhaupt wieder einmal in traurige Gedanken versinkst, merkst du wie sich jemand neben dich setzt, hörst wie derjenige sich räuspert und du gezwungen bist deine Augenlider zu öffnen, die sich wieder wie schweres Blei anfühlen. Du erkennst Penguin, der sich etwas unbeholfen am Hinterkopf kratzt und dich schief angrinst, als du darauf wartest was dieser Draufgänger wohl jetzt wieder von dir wollen könnte. Möchte er den Lauf seiner Pistole an deine Stirn halten und dich töten wie zuvor auf der Straße. Blödsinn. Wieso rettet er dich dann, wenn er jetzt vor hätte dich zu erschießen? Das ergibt keinen Sinn, denkst du dir und rückst dennoch misstrauisch einen Stück zurück. Er bemerkt deine Unsicherheit und seufzt daraufhin laut auf.
"Es tut mir leid." , hörst du ihn sagen und siehst ihn daraufhin verblüfft an. Was hat er gerade von sich gegeben? "Ich wollte nicht auf dich schießen. ... ich dachte du wärst einer von Denen. Das war ein Reflex. Eine Kurzschlussreaktion sozusagen." , beichtet er und das klingt irgendwie einleuchtend. Du denkst kurz über sein Gesagtes nach und schnell wird dir klar, wärst du an seiner Stelle gewesen hättest du wohl möglich nicht anders gehandelt. Gerade wenn es um Leben und Tot ginge. Als du jedoch nichts erwiderst, deine Stirn nachdenklich zusammen ziehst, fährt Penguin unsicher und stammelnd fort. "Also ... alles wieder im Lot? Friede?" Enthusiastisch streckt er seine rechte Hand aus und wartet breit grinsend darauf, dass du seine Geste erwiderst und seine etwas holprige Entschuldigung annimmst. Du bist dir währenddessen nicht sicher ob du wirklich bereit bist einen Fremden zu vertrauen, erst recht nicht wenn derjenige eine Waffe auf dich gerichtet und geschossen hatte, doch nach kurzem Zögern erklärst du dich bereit ihm etwas entgegen zu kommen und ergreifst seine Hand.
Penguins Grinsen wird breiter, er strahlt regelrecht und auch du kannst dir gerade kein Schmunzeln verkneifen. "Ich bin übrigens Penguin." , stellt er sich noch einmal höflicher Weise vor und zeigt Kräfte aussagend auf sein schwarzes Shirt, wo sein Name in großen, weißen Buchstaben dir entgegen springt. Dein Schmunzeln wandelt sich zu einem kleinen Lächeln. Er war ja doch eigentlich ganz ... nett? "Freut mich ... Penguin."
Dein Blut rauscht laut in deinen Ohren, während du es kaum schaffst dein hektisches Ein - und Ausatmen zu regulieren und du dich abmühst ruhig zu bleiben. Du zitterst am ganzen Körper, feucht klebt deine mittlerweile ramponiert aussehende Kleidung an deiner Haut und schwitzend umklammern deine zuckenden Hände den festen Griff einer Tod bringenden Klinge. Hektisch zucken deine geweiteten Pupillen hin und her, immer weiter drückst du dich gegen die innere Holzverkleidung des Wandschrankes, in der Hoffnung ein weites Loch würde sich hinter dir auftun, aus dem du zurück in die Freiheit gelangen kannst.
Das dir völlig fremde, von Bewohnern leerstehende Haus, in dem du und das wilde Vierer Gespann eingestiegen seid, um das vielleicht dort zu findende Proviant zu plündern, erscheint dir mit einem Mal wie ein Gefängnis, aus dem du nicht mehr auszubrechen weißt. Du sitzt in der Falle.
Und wo halten sich die Anderen auf?
Sind sie noch im Haus und haben sich auch versteckt? Oder sind sie mittlerweile schon nach draußen geflohen?
Eindringlich lauscht du in die eingetretene Stille hinein, versuchst auszumachen ob Penguin, Shachi, oder die anderen beiden Begleiter, sich in deiner Nähe befinden. Doch zu deiner Beunruhigung hörst du lediglich dein eigenes, angestrengtes Atmen ... und die rasselnden, am Schrank vorbei gehenden Schritte mehrerer Untoter, die gequält stöhnend bis vor kurzem noch dir bis in dieses Kinderzimmer, ein Stockwerk höher, gefolgt waren, nachdem man dich beim Suchen nach Lebensmitteln unten in der Küche entdeckt hatte. Verdammt, wie konntest du nur so unvorsichtig gewesen sein? Wie konnten die Zombies sich dir so unauffällig nähern?
Du schließt für einen kurzen Moment die Augen und seufzt lautlos auf. Obwohl du dank Penguin ein Jagdmesser in deiner geballten Faust hältst, so hast du keinen Guten Umgang mit einer solch' gefährlichen Stichwaffe. Die letzten vier Tagen gleichen dir wie ein schlechter Horrorstreifen. Und doch warst du in dieser kurzen Zeit nie in der Lage gewesen, deine neu erworbene Waffe in Gebrauch zu nehmen. Noch dazu kannst du keine leistungsstarke Verletzungen ausführen, die die Horde Untoter zu Fall hätte bringen können. Verdammt, du besitzt nicht einmal den Mut dazu, auf einen weichen Körper einzustechen, geschweige denn jemanden zu töten, der einmal ein Mensch gewesen war, gelebt hatte. Du kannst das einfach nicht ...
Verzweifelt drückst du das Messer fester an deine Brust, schnappst hörbar nach Luft, aus Angst, gleich zu ersticken, würdest du es nicht tun. Du merkst wie sich das Wasser in deinen Augen sammelt, die Enge dieses Schrankes kommt dir plötzlich so falsch vor, du fühlst dich hier nicht sicher. Nein, nein, ... nein.
Papa ... Mama ...
Dein Inneres schreit gequält auf.
Penguin ... Shachi.
Die Angst lähmt dich.
Als schließlich ein kräftiger Ruck gegen den Schrank, dich panisch aufschrecken lässt und du durch den Ritz der Tür die faulende Haut eines Zombies erkennst, verlierst du beinahe den Verstand, die Beherrschung. Das plagende Stöhnen und gepeinigte Keuchen lassen deine Ohren bluten, das Schaben ihrer kalten Fingernägel am Holz, verursachen dir eine Gänsehaut und die tote Leere in ihren Augen bringen dich zum frösteln.
Sie haben dich entdeckt!
~
"Scheiße ... " , zischt du krampfhaft die Luft zwischen deinen Zähnen ein, und springst vom Holzboden auf. In der Hektik schlägst du dir deinen Kopf an einem Kleiderbügel an und beißt dir fest auf die Oberlippe, um nicht laut zu fluchen. Aber was bringt es dir denn jetzt noch leise zu sein? Die Zombies sammeln sich um dein Versteck, bringen den Schrank zum schaukeln und zum ruckeln. "Nein!" Verzweifelt stemmst du dich gegen die Wände, um nicht dein Gleichgewicht zu verlieren, dabei entgleitet dir beinahe das Messer aus den Fingern und wäre vor dir zu Füßen gefallen, hättest du es nicht rechtzeitig auffangen können. Und dann hörst du das unheilvolle bersten von Holz. Wie in Trance und mit offen stehendem Mund beobachtest du, wie sich eine blasse Hand durch die Tür schlägt, siehst wie die Splitter die Haut von den Knochen abschält und die Fingernägel abreißen. Dir wird schlecht, doch die aufkommende Übelkeit und die schreckliche Panik bewegen dich endlich zum Handeln. Fest kneifst du deine Augen zu, holst mit deinem Messer aus und rammst die scharfe Klinge in die Hand des Untoten. Du spürst wie geronnene Blutspritzer sich auf deine Wangen verteilen, als du immer und immer wieder das Messer in das tote Fleisch stießt, bis ein gedämpftes Poltern in deinen Ohren ertönt.
Ein kurzer Blick nach unten, bestätigt deine Vermutung, die komplette Hand dort liegen zu sehen, und du merkst wie sich dein Magen schmerzhaft zusammen zieht. Du würgst, doch übergeben tust du dich nicht. Stattdessen fordert der nun handlose Arm deine Aufmerksamkeit, der nichtsdestotrotz nach dir zu greifen versucht. Bis ein weiterer Ruck den Schrank zum beben bringt und du regelrecht fühlen kannst, wie du zur Seite neigst und schließlich mit dem Möbelstück zu Boden gehst. "Ahhg ... " Du wirst unter einem Berg aus modrig riechender Kleidung begraben, als du hart auf den Boden aufschlägst, und vermutest dich an der linken Hand an deinem Messer verletzt zu haben. Die Schnittwunde scheint tief zu sein, du verliert eine menge Blut und ein heißes Brennen zieht sich deinen kompletten Arm hinauf. Allerdings fehlt dir die Zeit sich deiner Verletzung zu widmen.
Eine Tür des Wandschrankes hat sich geöffnet, Licht scheint dich kurz zu blenden und der Geruch nach Verwesung beißt sich in deine Nase fest. Erschrocken reißt du deine Augen auf, die du vor lauter brennender Panik geschlossen hattest, und kannst zunächst nur den hellen, verstaubten Teppichboden erkennen. Dann zerschlissene Schuhe und zerfranste Hosenbeine, bis sich schließlich ein vollkommen entstelltes Gesicht in dein Sichtfeld schiebt und du den faulenden Geruch viel intensiver wahr nehmen kannst. Du schreist und kreischt auf, als du die aufgerissene Lippe siehst. Getrocknetes Blut klebt dem alten, nun zu dir kriechenden Mann überall auf der Haut, das rechte Auge hält sich nur noch knapp in seiner Höhle und unzählige Glassplitter haben seine Kehle mittlerweile von Haut und Gewebe freigelegt. ... Groß prangt dir das vor Eiter triefende Loch, in seinem Hals, entgegen, hörst sein Blut spuckendes Röcheln und kannst spüren, wie sich in deiner Speiseröhre dein Magensaft hinauf schlängelt. Es braucht nicht mehr viel und du musst dich großzügig übergeben.
Hektisch versuchst du dich schnell aufzurappeln, verhedderst dich dabei in allerlei Kleidungsstücken und kreischt ein weiteres Mal auf, als eine kalte Hand sich um dein linken Fußknöchel schließt und man an dir zerrt. Du reagierst schnell, holst mit deinem anderen Bein aus und rammst dein rechten Fuß in seine Fratze. Die weiche Haut gibt unter deinem Tritt nach, Knochen brechen mit Leichtigkeit. Ein Schauer jagt dir den Rücken hinunter, doch du hast erreicht was du wolltest. Verkrampft lässt die Hand dich wieder los und eigentlich willst du dich schnell aus dem Schrank und an ihm vorbei robben. Allerdings hast du vergessen, du und der Alte Mann seid nicht alleine in diesem Zimmer.
Drei, vier ... fünf weitere Zombies ragen vor dir auf, sehen auf dich mit gläsernen Augen hinab und recken ihre Arme nach dir aus. Ihr Stöhnen hallt in deinen Ohren wieder, während du starr vor Angst dein kurzes Leben an dir vorbei rauschen siehst und du dabei bist damit abzuschließen. Das entglittene Messer scheint nicht erreichbar für dich zu sein, dein Fluchtweg ist von Untoten versperrt und deine Vier Begleiter ... nun von ihnen ist weder was zu hören noch zu sehen.
Vier Tage hast du nach dem Ausbruch überlebt.
Eine schwache Leistung wie du findest.
Zumal du dich hast beschützen lassen und für Shachi, Penguin, den kein Führerschein besitzenden Maik Been und den großkotzigen, Jacob keine allzu große Hilfe gewesen warst. Wahrscheinlich wurdest du als kleines Anhängsel angesehen. Und das warst du auch gewesen, deiner Meinung nach. Wie erniedrigend ...
~
Bittere Tränen quellen aus deinen Augen, brennen auf deinen geröteten Wangen und von einem Moment auf den anderen sich schwach fühlend, lässt du den Kopf zu Boden sinken. Leise kommt deine Stirn auf den Teppich auf, du atmest tief den modrigen Geruch davon ein und wartest ungeduldig darauf, von gierigen Fingern und hungrigen Zähnen zerfleischt zu werden. Du gibst den Kampf auf. Du hast verloren ...
Innerlich bebst du vor Angst.
Wie wird sich der Tod wohl anfühlen? Tut es sehr weh zerrissen zu werden?
Eine frische Erinnerung blitzt vor deinen geschlossenen Lidern auf. Du siehst wie deine kleine Schwester gebissen wird, der infizierte Mann an ihrer zarten Haut zerrt und Antonella sich fürchtend fest an dich geklammert hielt. Noch immer kannst du ihren Angstschrei hören. So schrill und quälend. Und deine Mutter? Auch sie erlitt fürchterliche Schmerzen. Wie sie von deinem Vater entweiht wurde, Innereien von ihr fressend. Es war grässlich gewesen. Die Welt ist grässlich geworden ... und nun sollst du das gleiche Schicksal erleiden, aus dieser verdammten Hölle entschwinden. ... Endlich!
Du zuckst zusammen und wimmerst leise auf, als du viele Hände auf deinen Rücken und Oberschenkel spürst, kalte Finger krallen sich in dein Oberteil und ein stinkender Atem streift warm deine linke Schläfe. Etwas klebriges, feuchtes tropft auf dein Hinterkopf, du wirst erstaunlicherweise schmerzhaft weiter zu Boden gedrückt, während man mittlerweile an dir zerrt. Keuchend atmest du zittrig deine angehaltene Luft aus. Wieso dauert das sterben so lange? Kann es nicht irgendwie schneller gehen? Wann wirst du zum ersten Mal gebissen werden? Gekratzt? Ahh ... das ist die reinste Folter.
Die sich endlos fühlende Warterei versetzt dich in weiterer Panik, wehmütig wagst du es nach oben zu blinzeln und bereust es sofort wieder, als du direkt in den weiten Schlund eines Untoten stierst, der dich in genau diesem Moment zu beißen versucht. Deine Reflexe sind nie besonders ausgeprägt gewesen, und doch kannst du aus einem Instinkt heraus nicht verhindern mit deiner unverletzten Hand schreiend auszuholen und dem Zombie gegen die Wange zu boxen. Wieder hörst du es knacken, wieder geben die Knochen unter deinem doch recht armseligen Schlag nach und wieder versetzt dich ein gelöster Pistolenschuss in eine regelrechte Starre. Aus großen Augen und offen stehendem Mund, beobachtest du wie die Leiche Augen verdrehend zur Seite kippt und direkt neben dir liegen bleibt.
Was zum ... ?
Ein weiterer Schuss ertönt und du wendest schnell dein Gesicht zur Tür, wo ein aufrecht stehender Mann mit seiner Schusswaffe auf die Köpfe der noch über dir lauernden Untoten zielt und sie nach und nach eliminiert. Die Körper bleiben auf dich fallend liegen, das zusätzliche Gewicht presst die Luft aus deinen strapazierten Lungen und ein plötzlicher Husten reizt deinen Hals auf unangenehme Weise. Ächzend versuchst du die toten Körper von dir zu schieben, noch immer nicht wirklich verstehend was gerade passiert war, doch schaffst du es nicht dich ohne ein weiteres Paar Hände zu befreien. Du lebst ... doch kannst du dich wirklich darüber freuen?
Während du dich abmühst die vier Körper zu bewegen, hörst du wie sich der Unbekannte dir langsam nähert. Sofort schießt dein Kopf in die Höhe, fixierst den Mann mit wachsamen Augen, der sich unerwartet zu dir hinunter beugt, die schweren Körper einen nach dem anderen anhebt und du ohne weitere Anstrengung darunter hervor krabbeln kannst. Wankend springst du in die Höhe und gehst schnellen Schrittes auf Abstand, ihn keinen Augenblick aus den Augen lassend.
"Wer sind Sie?" , forderst du zittrig auf zu erfahren. Deine Stimme klingt in deinen Ohren rau und kratzig. Und wie musst du wohl für ihn aussehen? Schäbig und verkommen? Noch dazu scheint er bewaffnet zu sein und hat keinerlei Skrupel gehabt die fünf Zombies zu erschießen. Außerdem macht der großgewachsene Mann auf dich den Eindruck erfahrener in solchen Dingen zu sein, als Penguin oder Shachi. Verdammt wo sind die beiden nur? Haben die Vier dich etwa in Stich gelassen? Wirklich ... ?
Du beobachtest wie der Mann seinen Kopf zur Seite neigt, dich mustert, während er seine Pistole sichert und sie zurück in den Holster am Gürtel steckt. Äußerlich versuchst du dir nichts anmerken zu lassen, doch innerlich schwemmt eine kleine Welle der Erleichterung über dich hinweg, jetzt, wo er seine Waffe nicht mehr in den Händen hält. Trotzdem bist du dir nicht sicher diesen Mann zu vertrauen, auch wenn er dir das Leben gerettet zu haben scheint. Wird er dich auch erschießen? Mit dir Spielen, um dich verrückt werden zu lassen? Oder ist er einer von den Männern, die Frauen zu allem missbrauchen? So vollkommen ruhig und abwartend wie er da steht, umso schwerer macht er es dir, ihn richtig einschätzen zu können. Eine Antwort auf deine Frage hat er noch keine gegeben. Sicher, warum sollte er auch? Wahrscheinlich vertraut er dir genauso wenig, wie du ihm.
Das Schweigen hält an. Mittlerweile hast du beschlossen, nichts mehr zu fragen, noch auf seine eventuell kommenden Fragen zu antworten. Also fängst du an ihn ebenfalls von Kopf bis Fuß zu mustern. Er ist groß. Sehr groß, für einen durchschnittlichen Mann. Außerdem stechen seine perlenweißen, kurz geschorenen Haare besonders hervor, wie du findest, und seine Augen scheinen zu dunkel für dich zu sein, um genau sagen zu können, ob sie tief braun sind oder sogar einfach nur schwarz. Seine Haltung wirkt gerade, aufrichtig und vielleicht auch ein wenig stolz. Die Kleidung sieht weniger ramponiert aus, wie die deine. Aber dennoch schon ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. An seinen Armen kannst du die Muskeln erkennen, die sich unschwer unter sein weißes Hemd abzeichnen und du musst schlucken. Der Unbekannte mag für andere schlank und athletisch aussehen, doch sofort weißt du, er ist weit mehr als das.
Unauffällig schielst du zur Tür. Wenn du schnell genug bist, kannst du ihn vielleicht entwischen, ihn draußen leichter abhängen, falls er dir tatsächlich folgen sollte. Aber ob du ihn dabei nicht sogar unterschätzt? Vielleicht wird er schneller als du sein, flinke Reflexe besitzen, oder dich sogar schon ergreifen, bevor du die Tür des Kinderzimmers überhaupt erreicht hättest. Verdammt, was sollst du nur tun?
Doch sobald der Mann vor dir sich einen Schritt auf dich zu bewegt, weißt du die Antwort.
"Nein!" , keuchst du auf und rennst los. Der Teppichboden vibriert unter deinen hektischen Schritten und du siehst aus dem Augenwinkel den leicht verwirrten Ausdruck in seinen Augen, als du an ihm vorbei jagst. Eine kleine Hoffnung, dem Fremden doch noch zu entwischen, keimt in dir auf, als du schon den Griff der Tür ergreifen kannst, und der Mann nach wie vor hinter dir an seinem Platz verharrt. "Warte." , hörst du seine tiefe Stimme rufen, aber du denkst nicht einmal im Traum daran, ihm diesen Gefallen zu erwidern.
Äußerst tollpatschig rempelst du gegen den hölzernen Rahmen der Tür, als du schnellstmöglich um die Ecke sprinten wolltest, und ein stechender Schmerz zieht sich deinen Arm hinauf, nachdem deine verletzte Hand ebenfalls dagegen stieß. Zischend ziehst du den Sauerstoff zwischen deinen Zähnen ein, doch ans Anhalten wird nach wie vor nicht von dir gedacht. Ein blutiger Abdruck deiner Hand bleibt auf dem Holz zurück, als du dich dagegen abstoßt und die Treppe ansteuerst. Unelegant überspringst du gleich zwei Treppenstufen, lauscht dabei auf jedes kleine Geräusch hinter dir, um sich zu vergewissern wie kurz der Abstand zwischen dir und dem Fremden noch wäre, sollte er dir mittlerweile nachjagen. Doch alles was du wahrnehmen kannst, sind deine eigenen Schritte und dein rasendes Herz. Das Adrenalin, welches wieder durch deine Venen fährt, gibt dir einen zusätzlichen Schub den Flur hinunter zu jagen, bis zur Terrassentür im Wohnzimmer, wo du und die anderen in das Haus eingestiegen seid.
Allerdings lässt das Bild, welches dir draußen im Garten dargeboten wird, innehalten. Geschockt und außer Atem, blickst du in die vier Gesichter, die dir in den letzten vier Tagen so vertraut vorgekommen waren, und realisierst zunächst nicht, wie schnell sich ein Szenario ändern konnte, wenn man nicht aufpasste.
"Oh Gott" , murmelst du ungläubig und presst deine noch unverletzte Hand gegen Mund und Nase. Wie paralysiert betrachtest du ihre gekrümmten Gestalten.
~
Alle vier sind gefesselt und geknebelt worden. Hämatome im Gesicht, sowie freigelegten Armen und Beinen, lassen auf eine wilde Schlägerei schließen. Ihre Taschen und Waffen wurden abgenommen und werden von zwei männlichen Personen bewacht, die glatt aus einem Albtraum entsprungen sein konnten, so zornig und wild wie sie aussehen. Zunächst erklärt sich, wieso Shachi, Penguin und die anderen beiden, dir nicht zur Hilfe eilen konnten, und ein Stein fällt dir regelrecht vom Herzen, als die Erkenntnis eintrifft, sie haben dich nicht im Stich gelassen und sind abgehauen. Doch zeitgleich wird dir klar, dass ihr in größere Schwierigkeiten geraten seid, als angenommen. Zombies sind langsam, dumm, und dennoch nicht zu unterschätzen. Rebellen, die sich auf etwas oder jemanden fixieren, sind dagegen Kletten, die man nicht so leicht wieder abgeschüttelt bekommt. Besonders bis auf die Zähne bewaffnete Kletten.
Du setzt einen Schritt nach vorne, willst deiner Gruppe zur Seite stehen und sie von ihrem Fesseln befreien, die ziemlich eng an ihren Gelenken zugeschnürt worden waren. Allerdings schiebt sich etwas langes in dein Sichtfeld und du stoppst abrupt, nachdem du erkennst, dass dieses Etwas nichts anderes ist, als eine scharfe, in der Sonne unheilvoll blitzende Schwertklinge, die sich definitiv zu nahe an deinem Hals befindet. Du schluckst schwer, ein dicker Klos hat sich in deiner Kehle gebildet und dein Herz setzt für einen Moment aus, nur umso schneller wieder Blut durch deine Adern zu pumpen.
Jemand lacht. Es wirkt gehässig, aber auch amüsiert und arrogant. Dieses Lachen geht dir durch Mark und Bein.
Unsicher geworden und starr vor Angst, folgst du mit deinen Augen die Klinge hinauf, betrachtest den Griff und die tätowierten Finger, die sich darum geschlossen haben. Death? Wie passend, denkst du dir heimlich, wenn du vergleichst, wie viele Tote die Welt mittlerweile besiedeln muss. Wie viele Menschen leben noch? Gibt es überhaupt noch Hoffnung für die Lebenden?
Dein angstvoller Blick gleitet weiter dessen Arm hinauf, betrachtest die gebräunte Haut, bis hin zu seiner Schulter und schließlich bist du an seinem Gesicht angekommen. Dein Atem stockt, als du in die Mandel farbene Opalen blickst, die kalt und desinteressiert wirken, zugleich aber auch wissend und ruhig. Das verwirrt dich. Seine Ohrringe, zwei an jedem Ohr, klimpern leise in die eingetreten Stille hinein, nachdem er sein Kinn weiter in die Höhe gereckt hatte, und dich nun von oben herab ansieht. Auch er ist groß, wie du beunruhigend feststellst. Sein schwarzes, völlig wild stehende, dichte Haar, wiegt sich leicht im auffrischendem Wind hin und her, und es stört dich. Diese unheimliche Ruhe stört dich.
Er stört dich.
Schließlich lässt der Mann seinen Arm sinken, mit ihm das Schwert, und du kannst wieder etwas aufatmen. Dennoch sind deine Glieder und Nerven zum zerreißen angespannt. Du willst schreien, toben. Doch du bewegst nicht einen Muskel. Erst als er sich von der Hauswand ab stemmt, wo er sich offensichtlich angelehnt hatte, und den kurzen Abstand unheilvoll lächelnd zu dir verringern möchte, zuckst du merklich zusammen. Du willst nach hinten ausweichen, ihn entkommen. Zwei warme Hände, die sich auf deine bebenden Schultern legten, verhindern jedoch deine Flucht. Ruckartig hebst du deinen Kopf und erkennst den Mann von eben wieder, der dich von den Angriff der Untoten beschützt hatte. Oh nein ... ihn hattest du gänzlich vergessen.
"Lass sie in Ruhe." , hallt es zu dir rüber und du weißt, das Penguin seine krächzend klingende Stimme erhoben hatte. Du hörst ihn husten. Du willst ihn ansehen, flehend wirkt dein Ausdruck, allerdings versperrt der breite Torso des Mannes deine Sicht, der zuvor noch sein Schwert an deine blanke Kehle gesetzt hatte. Langsam schiebt sich sein grinsendes Gesicht vor das deine, ist dir plötzlich so nah und der herbe Duft, der von ihm ausgeht , weht dir um die Nase. Es riecht angenehm, seine Gesellschaft allerdings weniger. In was für eine Situation bist du nur hinein geraten? Alles was du und deine Gruppe tun wolltet, war Nahrung zu finden. Proviant, der in den Vier Tagen mittlerweile zu einem Hauptproblem wurde und nicht unverzichtbar war. Sie brauchten doch was zu essen, etwas zu trinken ... und Waffen.
Aus dem Augenwinkel erkennst du seine tätowierte Hand, die sich langsam hebt und dein Kinn umfasst. Merklich spürst du den Druck, den seine Finger auf dich ausüben und dein Gesicht weiter zu sich ziehen. Verdammt, wieso kommt er dir so nahe?
Vorsichtig streicht sein Daumen über deine Wange und reibt den Schmutz fort, der sich auf deiner Haut festgesetzt hatte. Du fröstelst unter seiner Berührung und versuchst dich ihm zu entziehen, aber sein Griff wird fester und auch der Druck kann man schon als leicht unangenehm empfinden. Sein Grinsen wird breiter, frecher und kurz flackert ein weißer Eckzahn im Mundwinkel auf, als er endlich zum Sprechen ansetzt. Du wagst es nicht im dazwischen zu reden, zu groß war die Angst auf seine Reaktion, solltest du es wirklich riskieren. Außerdem fühlst du regelrecht, dass du nicht in der Lage bist, auch nur ein Wort von sich zu geben. Der Klos steckt weiterhin dick und rund in deinem Hals.
"Zu schade." , säuselt er erheitert. "Ihr seid wohl in das falsche Haus eingestiegen, um eure Taschen vollzustopfen." Eine Gänsehaut bildet sich auf deinen Armen, als er sich weiter zu dir hinunter beugt, seine Wange die deine streift und seine Lippen weiter in dein Ohr hauchen. "Wir waren zuerst hier. Was gedenkst du und deine Gruppe nun zu tun, wenn ihr schon vor hattet, uns zu bestehlen?"
Wie konnte der Tag nur so Enden? So Aussichtslos?
"Scheiße. ... "
Nervös bearbeitest du deine Unterlippe mit den Zähnen und spielst an deinen Fingern, während du dir fest vorgenommen hast, deinen Blick nicht zu heben und die fein geschwungenen Linien der Tischplatte vor dir mit deinen Augen nachziehst. Du spürst seinen bohrenden Blick auf dir.
Hart und unberechenbar.
Intelligent und scharfsinnig.
Es macht dich wahnsinnig, gar verrückt vor Verzweiflung.
Erschwert schluckst du den dicken Klos in deinem Halse hinunter, spürst regelrecht wie sich die heiße Sahara Wüste ungnädigerweise immer weiter in deinem zitternden Leib ausbreitet und du das dringende Bedürfnis verspürst, etwas kühles trinken zu müssen. Gleichzeitig willst du dich in eine wärmende Decke einhüllen, um dich zu wärmen, so kalt ist dir. Ist dein jetziger Zustand überhaupt noch als Gesund zu bezeichnen? Wirst du krank?
Du räusperst dich peinlich berührt, um einen Hustenreiz zu vermeiden, und ziehst unbeabsichtigt einige Blicke von Personen auf dich, die sich, außer dir und dem Mann vor dir, ebenfalls noch im Raum befinden. Auch der Hellhaarige hat sich neben der Anrichte der Kücheninsel bequemt und hält behütet das fein geschliffene Schwert dieses Verrückten in seinen Händen. Gewollt oder nicht, doch ein kalter Schauer durchfährt deinen ausgekühlten Körper und du zitterst vor lauter Gänsehaut, als du diese Waffe weiter aus dem Augenwinkel betrachtest. Nur ein Schnitt ... . Ein sauberer Schnitt und du hättest jetzt vielleicht tot auf der Terrasse liegen können, wenn der Mann es gewollt hätte. Es gefällt dir nicht im geringsten, doch der Gedanke, dein Leben liegt in den Händen dieser Fremden, wird dir sofort speiübel bei. Du willst hier nicht mehr sein ... .
Eine Bewegung seiner Seits lässt dich blitzartig in dessen Richtung schauen und du bemerkst, dass seine Hände, die zuvor noch auf der Tischplatte geruht hatten, ineinander geflochten vor seinem Mund ruhen. Seine Augen wirken nachdenklich und das behagt dir irgendwie nicht. Was denkt er? Was plant er, dir und deinen Gefährten anzutun?
Penguin, Shachi und die anderen Beiden, befinden sich außer deiner Sichtweise. Du weißt nicht, wie sie behandelt werden, was man ihnen gerade antut und es lässt dich weiter Schlucken, wenn du daran denkst, ob sie sogar vielleicht gerade getötet werden. Oh bitte nicht ... , schreist du still in dich hinein, kämpfst mit den Tränen und zuckst merklich zusammen, als du auch noch unbeabsichtigt deine frisch zugefügte Schnittwunde mit deinen Fingern streifst. Das muss verbunden, sogar eventuell genäht werden, keine Frage. Doch zu aller erst, musst du aus der unheilvollen Situation heraus und dich und deine Begleiter irgendwie in Sicherheit bringen. Nur wie?
~
"Wie heißt du?" , wirst du unverhofft gefragt und deine Augen werden groß. Bitte? Er möchte deinen Namen erfahren? Sichtlich benommen, schüttelst du überfordert den Kopf, wagst es nicht zu sprechen und senkst daraufhin wieder dein Haupt, nur, um nicht in seine grauen Augen blicken zu müssen. Diese Kälte darin ... Unheimlich.
"Du willst es mir nicht sagen?" Wieder ein Kopfschütteln deiner Seits. Nein! Deinen Mädchennamen möchtest du definitiv nicht verraten. Genauso wie du der Meinung bist, auch seinen nicht unbedingt wissen zu wollen. Namen sind, wie du findest, in dieser Situation überdrüssig, noch dazu eindeutig zu Persönlich. Und seine Person ... nun, die willst du gewiss nicht kennen lernen. Und er wahrscheinlich deine genauso wenig. Also, wozu das Ganze drum herum, fragst du dich insgeheim?
Eine Weile herrscht beherrschtes Schweigen. Es ist ermüdend, zwanghaft nicht in seine Richtung zu schauen und deinen Blick fest auf deinen Schoß zu fixieren, genauso wie du spürst, wie er dich regelrecht nieder starrt. Verdammt. Hast du vielleicht den Bogen überspannt, indem du ihm deinen Namen nicht offenbart hast? Ist er jetzt wütend? Vorsichtig, deinen inneren Schweinehund ignorierend, nicht aufzuschauen, linst du nun doch in seine Richtung und erstarrst, als seine Augen die deine fesseln. Wie hypnotisiert nimmst du jede seiner Bewegungen wahr, als er sich langsam nach vorne beugt, zählst dabei heimlich jede schwarze Strähne seines Haares einzeln, die sich vor seiner Stirn verirrten.
65, 66, 67, ... .
Hat er was gesagt?
Verwirrt blinzelst du einige Male, heftest konzentriert deine Irden auf seinen Mund, dessen Lippen sich ständig auf und zu bewegen, teilweise ein O formen, oder in die Länge gezogen werden.
"Wie bitte?" , fragst du selten dämlich. Unbehaglich erkennst du, wie sich seine Stirn in Falten legt und die rechte Augenbraue in die Höhe wandert. Er sieht etwas ... genervt aus? Verärgert? Oh! Offensichtlich gefällt es ihm nicht, wenn man ihm nicht zuhört, wie du erschrocken feststellst. Und jetzt? Solltest du dich entschuldigen? Aber wofür denn überhaupt? Nichts desto trotz aber, senkst du beschämt erneut deinen Blick und murmelst eine Entschuldigung vor dich her. Daraufhin hörst du ihn kurz aufschnaufen, bevor er seine zuvor ausgesprochenen Worte wiederholt, wenn auch gepresster wirkend. "Kennst du die Jungs dort draußen, habe ich dich gefragt." Zögerlich nickst du kurz angebunden, auch wenn ein Teil in dir, diese Frage verneinen möchte. Wirklich kennen, tust du niemanden der Vier. Sie alle schweigen ihre Vergangenheit Tod, genauso wie du deine. Doch ehrlich gesagt, hatte jeder von ihnen den Anstand bewiesen, dich auch nicht danach auszufragen. Auch nicht, nach deiner Familie, ... und dafür dankst du jeden einzelnen von ihnen.
"Mhmm ... ." , murmelt der Mann daraufhin nachdenklich geworden in seinem Kinnbart, ehe sein stechender Blick kurz zu dem Schwertträger hinüber gleitet, sie sich einige Sekunden lang gegenseitig anstarren, bevor sein Augenmerk wieder auf dir liegt. Kurz gibst du dich der Illusion hin, ein Lächeln über seine Lippe huschen gesehen zu haben, doch verwirfst sie gleich wieder, als sein Gesicht wieder einer versteinernden Maske gleicht. "Du und deine Begleiter könntet mir von Nutzen sein." , gibt er dir nun offen kund und du starrst verblüfft geworden zurück. Von welchem Nutzen spricht er? "Als Ausgleich dafür, dass ihr mich bestehlen wolltet." , grinst er nun frech geworden und zuckt beiläufig mit den Schultern. Irgendwie fühlst du dich für diese Anschuldigung berechtigt, dich und die anderen zu verteidigen, aber du hast noch nicht einmal die Stimme erhoben, da fällt er dir schon ins Wort zurück. "Das Überleben verleitet schnell jemanden Dumm und Unvorsichtig zu handeln, nicht wahr? Besonders dann, wenn der Hunger einen quält."
Langsam erhebt der Mann sich von seinem Stuhl, dich dabei aber fest im Blick haltend. "Oder wenn der Tod draußen vor den eigenen Haustüren lauert." , zählt er weiter auf, während er den Tisch umrundet und hinter dir zum stehen kommt. Du wagst es nicht dich umzudrehen, zu groß war die Angst, die er nur durch seine bloße Präsents auf dich ausübt, geschweige denn, ebenfalls aufzustehen, nur um nicht noch kleiner auf ihm zu wirken und er nicht so spielerisch, gleichzeitig aber so herablassend auf dich nieder blicken kann. Aber du rührst dich nicht, so sehr es auch nach dir verlangt.
Viele Augenpaare haben sich mit großem Interesse auf euch Zwei gerichtet, während der Schwarzhaarige schweigt, um sein Gesagtes etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Wie poetisch. "Ich schlage dir einen kleinen Deal vor." , erzählt er weiter, und du zuckst heftig zusammen, als die Wärme seiner beiden Hände sich auf deinen Schultern ausbreitet. Ruhig verharren sie dort, wohl wissend, wie sehr dich die Tatsache verstört von ihm angefasst zu werden. Er will dich aus der Reserve locken, dich anstacheln, zu etwas, was noch von ihm bewusst verborgen wird.
"Einen Deal?" , hakst du gepresst, aber vorsichtig nach und stirbst innerlich tausend Tode, als seine Hände deine Schultern hinauf wandern, und knapp vor deinem Hals inne halten. Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott. "Du wirkst recht kleinwüchsig, für eine doch recht junge Frau." , stellt er schnell fest und seine Fingerspitzen berühren leicht deine Haut. Deine Glieder sind zum zerreißen angespannt. Du fragst dich nebenbei, wieso er auf deine Größe zu sprechen kommt, wo er doch gerade eben von einem Deal sprach. "Klein genug aber, um durch kleine Löcher und schmalen Spalten durchzukommen." So langsam dämmert es dir, worauf dieser Mann hinaus möchte. Und es gefällt dir nicht. Schon gar nicht, als letzten Endes seine langen Finger sich leicht, kaum spürbar, sich um deinen Hals schließen. Du keuchst angestrengt aus, bist in eine Schockstarre versunken und weißt nicht, wie du dich aus diesem Augenblick befreien kannst.
"Was sagen Sie da?" , flüsterst du, kaum in der Lage die Spannung zu ertragen, die schwer in der Luft liegt. "Du und deine Begleiter, ihr könntet euch ein wenig Proviant, ja sogar Waffen, verdienen, wenn ihr dafür etwas für mich ausplündert. Und in plündern müsstet ihr doch wohl über reichlich Ahnung verfügen, oder?" Du kannst sein falsches Lächeln regelrecht im Nacken fühlen und es macht dir Angst, welch' eine Kontrolle er mittlerweile über dich verfügt. Doch etwas ausplündern? Wieso müsst ihr eine doch recht harmlose Tat vollbringen, wenn kein Hacken dahinter stecken würde?
Daher erwiderst du zögerlich: "Und wo genau befindet sich das Problem? Wieso sollten wir in der Lage sein, diese Aufgabe auszuführen, wenn Sie doch besser bewaffnet, noch dazu mehr Manneskraft verfügen? Was könnten wir ausrichten, was Sie nicht auch schaffen können würden?"
Die Spannung steigt weiter an, als der Mann hinter dir nicht sofort antwortet. Das bereitet dir Sorgen, und als sein Griff um deinen Hals sich plötzlich, wenn auch minimal, verstärkt, wimmerst du leise auf. Er wird dich erwürgen, weil du seine Anforderung in Frage stellst. Er ist wütend, ganz bestimmt. Doch so langsam wie seine Hände sich um deine Kehle geschlossen hatten, genauso schnell lässt er sie wieder von dort auch verschwinden. "Du bist schlauer, als ich angenommen habe, Mädchen." , murmelt er mehr zu sich selbst und schiebt sich wieder in deinem Sichtfeld zurück, verlässt seine Position hinter dir. Die Augenbrauen kaum sichtbar zusammen gezogen, lehnt er sich mit verschränkten Armen neben dich an die Tischplatte und versucht dich mit seinem Blick zu analysieren. Du weißt in der Zwischenzeit nicht, wie du auf sein Gemurmeltes antworten sollst, und schweigst stattdessen lieber wieder. Hatte er geglaubt du würdest nicht nachfragen? Nicht wissen wollen, in was für eine Schwierigkeit du und die anderen dich eventuell bringen könntest, würdest du direkt zusagen? Nein, so lebensmüde bist du dann doch nicht, und vertraust auf das Wort eines dir völlig Fremden. Außerdem könnten es die Anderen dir vielleicht nicht verzeihen, wenn du ohne sie beschließt einen Auftrag anzunehmen, wo ihr sogar euer Leben lassen könntet.
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"Ich werde dir die Einzelheiten erklären. Also höre mir genau zu." , beginnt er schließlich und du spitzt aufgeregt die Ohren "Schon seid zwei Tagen beobachten wir eine Brücke, nicht weit von hier. Ein katastrophaler Unfall hatte sich dort zugetragen, wo ein jeder versuchte, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen, nachdem der Ausbruch immer schneller und weiter die Überhand gewann. Viele Autowracks versperren die Straßen Kilometerweit, so auch einige Lieferwagen mit Proviant." Er stoppt und lässt dir die Zeit, diese Infos in Ruhe sacken zu lassen. Du nickst kurz angebunden, um ihn zu signalisieren, dass er fortfahren könne, auch wenn es dich immer mehr beunruhigt. Du ahnst etwas schlimmes ... .
"Als wir uns daran machten, einen Lieferwagen nach dem anderen zu plündern, stellten wir schnell fest, das andere schon vor uns da gewesen waren und so gut wie alles mit sich gehen haben lassen. ... Bis auf einen. Und hier kommen wir zu deinem Nutzen, Mädchen." , grinste er süffisant. Du schluckst verunsichert und merkst, wie sich dein Herzschlag wieder beschleunigt, kurz davor ist aus deiner Brust zu springen, so hart klopft der lebenswichtige Muskel gegen den Korb aus Knochen. Mit Sicherheit nimmt deine Gesichtsfarbe gerade eine ungesunde Farbe an, so übel wird dir. Der Schwarzhaarige wird sicherlich erkennen, wie dir gerade zumute ist, dennoch erzählt er weiter, ungerührt wegen deines jetzigen Zustands wirkend. Arschloch.
"Dummerweise verlor der Lieferant höchst wahrscheinlich die Kontrolle über sein Fahrzeug, weswegen ist mir eigentlich einerlei." Kaltherzig ist er wohl auch noch? Großartig. "Der Fahrer durchbrach die Rechte Leitplanke und hängt nun mit der Vorderseite über der Brücke. Außerdem ist noch hinzuzufügen, dass das Fahrzeug bei der kleinsten falschen Bewegung das Gleichgewicht verlieren und hinunter in den reißenden Fluss stürzen könnte." "Und ... welche Voraussetzungen habe ich, um genau das zu vermeiden?" , fragst du daher mit brüchiger Stimme, obwohl du die Antwort vielleicht sogar schon weißt, wenn du zurück denkst, was er über deine Größe äußerte. "Du bist klein und wiegst wahrscheinlich nichts.", lässt er trocken seinen Blick über deinen Körper schweifen und du hast das dumme Gefühl, als würde er über dich her kritisieren. Was? Gefällt ihm nicht was du an Proportionen aufzuweisen hast? Doppeltes Arschloch.
"Die Luke des Lieferwagens ist mit einem dicken Vorhängeschloss verschlossen, und nur mit Werkzeug zu öffnen, was wir nicht besitzen. Doch ein Riss in der Wand, entstanden durch den Aufprall gegen die Leitplanke, ist groß genug um eine kleine Person hindurch passen zu lassen." "Und die Person wäre dann ich?" "Hätte ich dir dann alles haarklein genau erzählt?" Macht er sich jetzt auch noch über dich lustig? Wunderbar ...
Ratlos geworden lässt du dich kraftlos in den Stuhl weiter zurück sinken und ziehst deine Stirn nachdenklich kraus. Was würde mit euch passieren, solltest du seinen Vorschlag ablehnen? Willst du es wirklich riskieren herauszufinden? Nun ... wirklich erpicht darauf wärst du nicht, doch umso erstaunter bist du, als der Mann sich plötzlich von dem Tisch abstemmt und entschlossen die Tür ansteuert, die in den Flur mündet. Einige seiner Leute folgen ihm sofort, andere bleiben in deiner unmittelbaren Nähe, um dich im Auge zu behalten . ... Du verstehst nicht so recht, was sein Handeln soll. Wieso er auf einmal den Raum verlässt. Allerdings sollst du nicht lange unwissend bleiben, als er erneut seine Stimme erhebt. "Ich gebe dir Zeit darüber nachzudenken. Überlege es dir gut, Mädchen." Dann ist er auch schon durch den Türbogen verschwunden.
Seufzend fällt dir ein ganzer Berg vom Herzen, jetzt wo er nicht mehr mit dir in einem Raum ist. Plötzlich fühlst du eine starke Müdigkeit in dir aufsteigen, deine Schultern hängen dir wie Blei an den Seiten herunter und jetzt tätest du nichts lieber daran, einfach aufzustehen, durch die Haustür zu marschieren und wirklich alles hinter dir zu lassen. Einerseits bist du wahrlich erleichtert, dass er dir Bedenkzeit gibt, anderseits jedoch schreit dein Inneres regelrecht gegen deine Vernunft an, nein zu sagen, auch ohne großartig darüber nachdenken zu müssen. Was also tun?
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Die Zeit verstreicht in ihrem Tempo. Aus Sekunden werden Minuten, und aus Minuten schließlich eine ganze Stunde. Und der Mann hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wieder blicken lassen. Bis auf seinen hellhaarigen Begleiter, scheint auch niemand mehr mit dir in der Küche zu sein. Aus dem Augenwinkel erkennst du aus dem Fenster, wie mittlerweile der Tag sich dem Ende neigt, die Sonne hinter einigen Häuserdächern zu verschwinden droht und die Nacht herein bricht. Es verschafft dir eine Gänsehaut, wenn du daran denkst, wieder keinen Schlaf zu finden, aus Angst angegriffen zu werden, solltest du es wagen einzuschlafen. Egal ob von einem Untoten ... oder einem Menschen. Von denen. ... Von ihm.
Endlich fast du dir den Mut mit erhobenen Kopf aufzustehen und steuerst auf den dunkel Äugigen Begleiter zu, der deine Bewegungen strengstens zu Beobachten schien. Vor ihm bleibst du schließlich stehen und blickst zu ihm hinauf. "I-Ich will zu ihm." , stotterst du nervös geworden und hältst die Luft an. Ein kleines Schmunzeln huscht dem großgewachsenen Mann über die Mundwinkel und mit einen kurz angebundenen Nicken Richtung Tür, signalisiert er dir ihm zu folgen. Oh Gott. Worauf lässt du dich bitte hier ein? Euer Weg führt durch den angrenzenden Flur, hinein in dem großräumigen, vom Sonnenuntergang durchlichteten Wohnzimmer und siehst ihn gemütlich auf der Couch sitzen, die Arme auf der Lehne ausgebreitet und grinst sein Lächeln, als er dich am Türbogen stehen sieht. Offensichtlich lassen die Herren den Tag ausklingen, wenn du die wenigen Bierflaschen auf dem Wohnzimmertisch richtig deutest. Sie alle sehen ... entspannt aus, würdest du jetzt behaupten.
"Hast du dich entschieden?" Du schluckst deine Nervosität hinunter und erwiderst seinem frech wirkenden Blick. Sie strahlen etwas von Neugier aus und auch du musst zugeben neugierig auf diesem Mann geworden zu sein. Allerdings wagst du es nicht etwas von ihm herausfinden zu wollen, dafür ist deine Angst ihm Gegenüber einfach noch zu groß.
Dein Nicken lässt sich für andere vielleicht nur erahnen, doch der Schwarzhaarige sieht es und beugt sich nun nach vorne, die Arme auf seinen Oberschenkeln abgestützt, und wartet auf deine Antwort. Noch einmal sortierst du deine Gedanken, was nicht so leicht ist, wenn so ziemlich jeder dich von allen Seiten interessiert betrachtet. Aber du schaffst es letzten Endes doch, deine Stimme nicht kratzig klingen zu lassen, als du äußerst: "Ich mache es ... !"
Sein Grinsen wird deutlich breiter und mit einem Wink mit dem Zeigefinger deutet er, dass du auf ihm zukommen sollst. Stocksteif und aus großen Augen schüttelst du nur den Kopf, willst nicht wieder in seine Nähe kommen, doch merkst du gleichzeitig, wie du dich ihm letzten Endes doch näherst. Hast du schließlich bemerkt, dass er keinen Widerspruch duldet. "Bepo, hol' meine Arznei aus der Tasche." , fordert der Mann eben Genannten auf, wie sich herausstellte, sein hellhaariger Begleiter ist. Bepo? Noch so ein komisch klingender Kosename.
"Setz dich." Wie in Zeitlupe setzt du dich mit gebührten Abstand neben ihm auf die Couch, streckst die Schultern zurück und beobachtest jeden seiner Bewegungen. Er belächelt deine Nervosität allerdings nur und nimmt gleichzeitig den Erste - Hilfe Koffer entgegen den Bepo ihn gereicht hatte, nachdem er ins Wohnzimmer zurück kehrte. "Gib mir deine Hand." Unsicher beißt du dir in die Unterlippe und ballst deine Hände zu Fäusten. Mit einen Zischenden Schmerzenslaut bereust und verfluchst du deine unbeabsichtigte Tat allerdings, als deine Fingerkuppen sich in die klaffende Schnittwunde drücken. Dein Herz rast vor Schreck und Schmerz. Schweißperlen bilden sich auf deiner Stirn und noch immer zögerlich reichst du dem Mann deine verletzte Hand, die er, zu deinem Überraschen, sanft in seine legte, die Wunde mit wissenden Augen begutachtet und sie schließlich mit fachgerechten Handgriffen versorgt.
Kritisch beäugst du ihm dabei und zuckst merklich zusammen, als seine raue Stimme erneut zu deinen Ohren Gehör findet. Man ... du bist heute derart verschreckt und angespannt. Das kann doch nicht mehr normal sein. "Die Wunde hat sich entzündet, du solltest sie für heute Nacht schonen. Morgen früh werde ich sie mir noch einmal anschauen, bis dahin sollte die Entzündung wieder abgeklungen sein." Du nickst lediglich nur und bist heimlich erstaunt darüber, wie viel Ernsthaftigkeit in seinen Worten mit schwingt. Er scheint Ahnung in diesem Gebiet zu verfügen, oder? "Was ist mit meinen Freunden?" , traust du dich in Frage zu stellen und hoffst insgeheim er möge dir wahrheitsgetreu antworten. "Ihnen Fehlt nichts. Du musst dir keine Sorgen machen."
Sichtlich erleichtert, fällt eine große Anspannung von dir ab und du atmest laut aus. Er lügt dich nicht an. Du glaubst ihm irgendwie. "Und wo sind sie?" , wirst du mutiger, jetzt wo du annimmst, ein normales Gespräch mit ihm führen zu können. "Meine Männer haben sie in den Geräteschuppen im Garten eingesperrt. Sie scheinen mir noch etwas aufbrausend zu sein, als das ich es riskiere sie hier frei herum laufen zu lassen." "Und was ist mit mir? Sperren Sie mich auch ein?"
"Sollte ich das denn?" , antwortet er dir mit einer Gegenfrage und betrachtet dich akribisch. Du schüttelst hektisch deinen Kopf auf seine Frage hin. "Dann sollte für heute alles geklärt sein. Morgen früh brechen wir auf."
Still erhebt der Schwarzhaarige sich, den Erste - Hilfe Koffer auf den Tisch abstellend, und streckt ein wenig seinen verspannten Nacken. Kurz darauf reicht er dir eine Wolldecke und eine Wasserflasche mit Kohlensäure, und gibt einigen seiner Gefährten den Befehl die erste Nachtwache zu übernehmen, bevor in der späten Nacht gewechselt wird. "Du kannst heute Nacht auf der Couch schlafen." , verabschiedet er sich schließlich und du blickst ihm erstaunt hinterher, wie er erneut den Raum verlassen will, die Decke fest an dich geklammert haltend. Du horchst jedoch noch einmal auf, als er, ohne dich anzusehen, gähnend vor seiner hochgehaltenen Hand murmelt: "Übrigens ... du kannst mich Trafalgar Law nennen." Dann ist er auch schon verschwunden.
Irritiert stierst du den Fleck an, wo er noch eben gestanden hatte, ehe dein Blick auf deine professionell verbundene Hand fällt. Es tut nicht weg, kribbelt lediglich ein wenig, und der Verband liegt angenehm auf deiner Haut. Wie überraschend sich der Tag gewendet hat. Du vermagst es irgendwie noch nicht richtig zu glauben.
Und doch ist es passiert.
Du bist einen Deal mit einem unheimlichen Mann eingegangen, den du noch nicht einzuordnen weißt.
Ob das ein Fehler war?
Auch wenn sich heraus gestellt hat, die Nacht mit ruhigem Gewissen schlafen zu können, du hast keine Ruhe gefunden. Zu groß war die Angst gewesen, im Schlaf gnadenlos attackiert zu werden, zerfleischt oder erschossen. Wie eine wahnsinnige hast du dich auf der fremden Couch hin und her gewälzt, schon beinahe panisch jeden einzelnen Tropfen des kalten Mineralwassers in dich aufgenommen und nervös mit den Zähnen geknirscht, wenn du Geräusche wahr genommen hast, die deinen Tod hätten bedeuten können.
Es war der reine Nervenkitzel gewesen.
Und dementsprechend gibst du einen solchen Anblick preis.
Dunkle Augenringe zieren an diesem Morgen dein Gesicht, als du in den Spiegel im Badezimmer blickst, nachdem du es nicht mehr ausgehalten hast und dringend das menschliche Bedürfnis nachgehen musstest, die Toilette aufzusuchen. Du siehst blass aus, schon beinahe vergleichbar mit den toten Wesen dort draußen. Aber das ist absurd. Du bist schlichtweg übermüdet und musst nur eine günstige Gelegenheit finden einmal wieder richtig ausschlafen zu können.
Fahrig spritzt du dir kaltes Wasser ins Gesicht, um die Müdigkeit aus deinen Gliedern zu vertreiben. Mit mäßigem Erfolg, wie du frustriert feststellen musst. Dennoch trocknest du dich ab, kehrst deinem Spiegelbild den Rücken zu und willst eigentlich das Bad recht schnell wieder verlassen. Doch kaum hast du die Tür geöffnet, schreckst du unmittelbar wieder einige Schritte zurück. "Pass doch auf, Mädchen." , wirst du gnadenlos getadelt und blickst aus großen Augen zu dem wütenden, dir noch unbekannten Mann hinauf, der wohl ebenfalls gedacht hatte, das Bad zu nutzen. Eigentlich willst du eine Entschuldigung murmeln, allerdings will dir kein Wort über die Lippen kommen. Und Schuld sind diese unausgesprochen hässlichen Narben in seinem Gesicht, die sich kreuz und quer über seine Haut verteilen. Du bist geschockt, sprachlos. Und das scheint deinem Gegenüber überhaupt nicht zu gefallen, so wie du ihn schamlos anstierst. "Was gibt es da zu glotzen, du Göre." , knurrt er und ballt seine Hände unweigerlich zu Fäusten.
Du zuckst aufgrund seiner Gewalttätigen Ader zusammen und spürst wie die Furcht sich deiner bemächtigt, als er auch noch einen Schritt auf dich zu macht. "Es tut mir leid ... ich ... wollte nicht ... " , "Häh? Was?" , grunzt er dir unverschämt ins Wort und drängt dich weiter zurück, bist du die kalten Fliesen in deinem Rücken spürst. Wie ein Berg baut der Mann sich vor dir auf und starrt dich aus zornigen Augen regelrecht nieder. Beschwichtigend hebst du deine Arme, willst ihn nicht weiter provozieren und murmelst mehrmals eine Entschuldigung vor dich her. Es stimmt ... du hättest nicht so starren dürfen. Allerdings derart aus der Haut zu fahren, ist das nicht übertrieben? "Bitte, ... ich ..." ,
"Lass das Mädchen in Ruhe, Connor."
Die Stimmung lädt sich weiter auf, als du die Mimik deines ungehaltenen Gegenübers studierst, der angespannt seine Kiefermuskulatur zusammen drückt und die Augenbrauen in tiefe Furchen zieht. Auch du hältst die Luft an und versuchst einen Blick über die breite Schulter des Mannes zu erhaschen, der sich bis dato noch nicht wieder gerührt hat. Trafalgar Law steht mit vor Brust verschränkten Armen gegen den Rahmen der Badezimmertür gelehnt und sieht nicht sehr zufrieden aus, wie du anhand seiner nach unten gezogenen Mundwinkel erkennst. Eine eiskalte Aura geht von ihm aus, und das scheint nicht nur dir aufgefallen zu sein. Der Fremde wendet sich kurz darauf von dir ab, setzt ein geheucheltes Lächeln auf und zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. "Nicht doch, Law. Warum denn so ernst?" , lacht Connor schallend und klopft anscheinend gönnerhaft gegen die rechte Schulter Law's.
Seine intensiven Irden durchbohren die ungebetene Hand seines Gefolgsmannes, erwidert allerdings nichts darauf. Stattdessen wandert sein Blick wieder zu dir und du hast das verdächtige Gefühl, als wolle er dir wortlos mitteilen, sich diesem gefährlichen Mann nicht mehr zu nähern. Du schluckst einmal, ehe du vorsichtig dein Haupt senkst und nickst. Wieso sollst du seine stille Anforderung in Frage stellen, wo er doch Recht hat? Diesen Riesen möchtest du nicht noch einmal alleine gegenüber stehen. Schon sein grimmiger Ausdruck in den Augen, als er wohl glaubt, Trafalgar würde es nicht sehen, bestätigt deine Vermutung nur noch mehr. In ihnen liegt eine Warnung versteckt, soviel kannst du daraus lesen. Es erschreckt dich, wie schnell du dir einen neuen Feind angelacht hast. Und das nur, weil du seine Narben anstarren musstest ... .
"Geh' und erledige die Aufgaben, die ich euch gegeben habe." , durchschneidet Law die trügerische Ruhe, die sich über euch drei gelegt hatte. Du hörst Connor die Luft zwischen den Zähnen einatmen, seine ganze Haltung wirkt angespannt, genau wie die deine, und offensichtlich will er dem Schwarzhaarigen noch etwas entgegen knurren. Etwas, was er wohl hinterher bereuen könnte, würde Trafalgar ihm nicht zuvor kommen. "Sofort!" Seine Tonart duldet keinen Widerspruch, und äußerst widerwillig gesteht Connor seine verbale Niederlage ein und verschwindet schließlich, leise Beleidigungen grummelnd, aus dem Badezimmer.
Mehr als erleichtert atmest du auf und für den Bruchteil einer Sekunde erlaubst du es dir, deine müden Augen zu schließen und dich gegen die Wand anzulehnen. Wieso muss der neue angebrochene Tag einen solchen Anfang nehmen. Ist das denn Fair?
"Danke ... ." , murmelst du leise, um die wieder anherrschende Stille zu vertreiben. Kurz darauf hörst du seine Kleidung leise rascheln, seine Schritte, die sich geschmeidig über den Fliesenboden bewegen und hebst daraufhin den Kopf. "Du solltest ihn in Zukunft meiden." , sagt Trafalgar, wieder etwas ruhiger geworden. Du kannst darauf lediglich ein, "Okay." , murmeln und lässt es sogar zu, dass der Schwarzhaarige deine einbandagierte Hand in die seine nimmt. Du wirst etwas unruhig, als er das Verband löst, und seine ärztliche Arbeit, am gestrigen Abend, begutachtet. Er wirkt zufrieden. Die Entzündung ist zurück gegangen, die rötliche Schwellung, um die Schnittwunde herum, hat sich beruhigt und ähnelt deiner vorher rosigen Haut schon wesentlich besser. Genäht werden muss zu deinem Glück nichts. Da bist du noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.
"Trage diese Salbe jeden Morgen und am Abend auf, bevor du deine Hand verbindest. Sie kühlt deine Wunde und wirkt Bakterien hemmend." , erklärt er dir, während er es dir einmal vormacht, die orangefarbene Salbe auf deiner geschundenen Haut verteilt und sie anschließend wieder einbandagiert. "Aber ... ist es denn nicht besser, Sie würden die Wunde behandeln?" , fragst du etwas irritiert. "Sei nicht dumm, Mädchen. Du bist nicht die Einzige die ärztlich versorgt werden muss. Meine Männer erleiden wesentlich schlimmeres, als deine lächerliche Verletzung." , erwidert er streng und du zuckst unter seinen Worten ein wenig zusammen. Doch er hatte recht. Vielen Menschen ergeht es schlechter als dir. Und wenn du ehrlich zu dir selber bist, kannst du diese simplen Verfahren, eine Wunde zu versorgen, auch erledigen. Schwer scheint es jedenfalls nicht auszusehen. ... Zumindest bei ihm.
"Entschuldigung."
"Und unterlasse es demnächst dich ständig zu entschuldigen, wofür es nichts zu entschuldigen gibt. Du hörst dich schon an wie Bepo." , tadelt er weiter und du hättest es wieder gesagt, hättest du es nicht zu verhindern gewusst, indem du dir auf die Unterlippe beißt. "Okay." , flüsterst du schließlich nur und nimmst dir, die von ihm dargebotene Salbe entgegen, als er das letzte Mal den Knoten um deinen Verband kontrollierte. Anschließend wendet er sich von dir ab und will das Badezimmer wieder verlassen. "Komm mit." , hörst du ihn dann plötzlich aber sagen und mehr aus einem Reflex heraus stolperst du sofort hinter ihm her. Was er wohl jetzt noch von dir möchte?
~
Der Weg führt euch zurück ins Wohnzimmer, wo du überraschender Weise nicht nur die bis auf die Zähne bewaffneten Männer von Trafalgar Law auf möglichen Sitzgelegenheiten sitzen und in irgendwelchen Ecken stehen siehst. Auch Penguin, Shachi, und deine anderen Beiden Begleiter befinden sich mit im Raum. "Oh mein Gott, geht es euch gut?" , bringst du sogleich hervor und stürmst an dem Schwarzhaarigen vorbei, hinüber zur Couch, wo sich alle Vier niedergelassen haben. Sie alle sind von Kopf bis Fuß mit Hämatomen übersät, sie blicken mürrisch drein und scheinen sich zumindest darüber zu freuen, dich wohlauf zu sehen. Penguin springt auf, als du näher heran getreten bist und zieht dich etwas zu grob in eine knappe Umarmung. "Das könnten wir dich fragen." , nuschelt er erleichtert. Er scheint Schmerzen zu haben. Penguins Haltung wirkt angespannt und seine Bewegungen sind steif. Auch die anderen haben an ihren äußeren Verletzungen zu knabbern.
Trafalgars Männer haben verdammt gute Arbeit geleistet, wie du entrüstet feststellen musst.
Du befreist dich vorsichtig aus der eisernen Umklammerung, betrachtest ihn und die anderen genauer und fühlst dich schlechter, als es dir eigentlich gehen müsste. Dein Gewissen leidet, es blutet. Während du auf einer gemütlichen Couch schlafen konntest, du verarztet wurdest und es warm hattest, verbrachten die Vier die kalte Nacht draußen im Garten in einem Geräteschuppen. Erlagen ihren Verletzungen, schliefen auf dem kalten Boden. Wie konntest du das nur zulassen?
"Es tut mir so leid." , betroffen senkst du dein Kopf und schämst dich. Sie haben dir geholfen, dich gerettet. Diese schreckliche Behandlung haben die Jungs wirklich nicht verdient gehabt.
"Nicht doch ... . Es ist nicht deine Schuld." , lacht Penguin unwohl geworden und kratzt sich unbeholfen am Hinterkopf. Zeitgleich bedachtet er Trafalgar Law mit einem Blick, der soviel zeigt, wie wenig er von ihm hält und ihn zu hassen scheint. Natürlich, wieso sollte er nicht? Bei der Ersten Begegnung derart verprügelt zu werden, bringt niemandem ins Gute Licht. Auch Law nicht.
"Wenn ihr fertig sein, würde ich gerne anfangen." So ziemlich jeder sieht zu eben Genannten, der sich derweil in einem Sessel bequemt hatte, und euch ziemlich desinteressiert von seinem Standort aus beobachtet hat. Weder Shachi noch jemand anderes aus deiner Gruppe scheint seine Wortwahl zu gefallen und dementsprechend sind auch die Reaktionen darauf. "Und womit?" , knurrt Shachi gepresst und macht auf dich den Anschein, gleich aufzuspringen und Trafalgar anzufallen. Innerlich betest du, es würde keine zweite Schlägerei stattfinden. Sie würden wieder haushoch verlieren. Und das denkst du nicht nur, weil ihr deutlich in der Unterzahl seid. Auch ihre Hämatome würden die Jungs in ihren Bewegungen einschränken. Und du bezweifelst stark, die Gefolgsleute dieses Mannes würden untätig in ihren Ecken verharren, während ihr Chef von Vier vor wutschäumenden Jungs attackiert wird.
"Unterbreche mich nicht und du wirst es gleich erfahren." Wie schafft es dieser Mann nur mit Worten jemanden verbal zu demütigen? Seine Stimme trieft nur so von Desinteresse und Kälte, dass du dich unweigerlich fragen musst, wie er es schafft, ab und zu auch Mal eine nette Seite von sich zu zeigen?
Shachi tauscht sowohl mit dir, als auch mit den anderen einen Blick, ehe er noch etwas unverständliches murmelt und mit seinem Kopf eine Bewegung macht, dass wohl so viel aussagen soll, Law könne fortfahren.
Und so kommt es schließlich dazu, dass der Schwarzhaarige, nicht nur den Deal zwischen dir und ihm erwähnte, auch wie ihr heute verfahren werdet, wird detailliert beschrieben. Zuerst scheint jeder aus deiner Gruppe gebannt zuzuhören, während du innerlich Amok läufst und dir deine Unterlippe mit deinen Zähnen regelrecht zerfleischt, so nervös bist du. Doch als Law mit seiner Erzählung endet, wirst du plötzlich von Penguin beiseite gestoßen, beobachtest geschockt wie er sich vor Trafalgar aufbaut und mit den nackten Finger auf dich zeigt, während er sich bemüht seine Stimme nicht allzu laut werden zu lassen.
"Habe ich es richtig verstanden, du willst sie unbewaffnet in ein Autowrack, voll beladen mit Lebensmittel, einsteigen lassen, nur um deine Vorräte aufzustocken? Du schickst tatsächlich ein junges Mädchen vor, um deinen Arsch nicht in Gefahr zu begeben? Wie erbärmlich bist du eigentlich?"
Dann geschieht alles ganz schnell.
~
Sprachlos siehst du mit an, wie schnell Trafalgar Law sich von seinem Platz erhebt, den Kragen Penguins ergreift und mit ruhiger, warnender Stimmlage auf ihn einspricht.
"Ich habe deine jämmerliche Gestalt für intelligenter gehalten, doch ich musste mich geirrt haben. Erbärmlich, sagst du? Ich glaube du verstehst nicht ganz genau worum es hier geht. Aber wenn du es vorziehst, genauso jämmerlich zu verenden, wie alle anderen, dort draußen, dann nur zu."
Ein Ruck geht durch Penguin, als Law ihn frei gibt und zurück stolpert. Ungeschickt fällt er zu Boden und landet auf seinem Gesäß, während er Zähne knirschend keine Worte findet, um sich gegen seinem Gegenüber zu verteidigen. Sofort bist du an seiner Seite und willst ihn aufhelfen. Aber dein Begleiter schüttelt deine helfende Hand lediglich ab und erhebt sich von alleine. Sein Stolz ist angekratzt und den Rest, möchte er sich bewahren, indem er trotz dessen erhobenen Hauptes Trafalgar in die grauen Irden stiert. Wütend und beschämend.
Wie leid er dir gerade tut, kannst du nicht in Worte beschreiben. Er wollte dir doch nur helfen.
"Ich denke deine kleine Freundin scheint zu wissen, worauf sie sich eingelassen hat. Alt genug müsste sie sein, um Entscheidungen selber zu treffen." , erzählt Law weiter, während er dich dabei fixiert. "Oder sehe ich das falsch?" , fragt er dich anschließend direkt und du fühlst dich plötzlich in die Enge gedrängt. Ein jeder betrachtet deine Wenigkeit und scheinen auf etwas zu warten. Was sollst du sagen? Was erwarten sie denn jetzt von dir? Das du es vorziehst den Deal lieber platzen zu lassen und versuchen würdest, dich mit deinen Gesellen ab sofort durchs tote Leben durch zuschlagen? Oder schließt du dich kurzfristig einer rebellischen Gruppe an, die nicht nur Sicherheit verspricht, sondern auch Nahrung und eine Unterkunft?
"Also ... ich ... ." Verunsichert blickst du in die Runde und entdeckst nicht nur den weißhaarigen Bepo, der das große Schwert Law's mit sich führt. Auch Connor hat sich mittlerweile diesem Gespräch angeschlossen und wartet grimmig auf deine Antwort.
Oh ... es war falsch gewesen, diesen Deal mit einem intelligenten Wahnsinnigen einzugehen, ohne es mit den anderen Besprochen zu haben. Du stehst gerade wahnsinnig unter Druck. Wieso sehen sie dich alle an? Aufhören! Sie sollen damit aufhören.
"Ich ... mache es." , hörst du dich schließlich sagen, bestätigst es noch einmal, damit es auch alle hören können. Es ist doch nur eine Ausplünderung. Du musst lediglich ein paar Vorräte in ein oder zwei Rucksäcke einsammeln, und dann könnt ihr Vier wieder eurer Wege gehen. Nicht nur mit genügend Proviant, wie Trafalgar es versprochen hatte, auch mit Waffen und Munition, die euch vor den Zombies dort draußen beschützen konnten.
Ein Deal, nichts weiter.
Du hörst das ergebende Seufzen Shachis, Penguin scheint noch immer mit sich zu hadern und Law grinst sein siegessicheres Lächeln. "Bist du dir wirklich sicher?" , hakt Shachi mit ruhiger Stimme noch einmal nach und du nickst fest entschlossen. "Ihr ... müsst nicht mitkommen, wenn ihr nicht wollt. Ich habe über eure Köpfe hinweg entschieden und euch in etwas rein gezogen, was vielleicht nicht ganz ungefährlich sein könnte. Ich dachte ... ." "Rede doch nicht so ein Blödsinn daher. Natürlich kommen wir mit." Erstaunt wandern deine Augen zu Penguin, der nach wie vor nicht sehr begeistert aussieht. Dennoch schleicht sich ein kleines Lächeln auf deine Lippen und du dankst ihn herzlich, dich hierbei nicht im Stich zu lassen. Er hätte es nicht tun müssen, und das weiß er auch. "Also dann ... . Was kommt als nächstes?" , fragt Rotschopf Shachi an Trafalgar gewandt, der daraufhin nicht nur ihm und deine anderen Begleiter eine Schrotflinte in die Hand drückt, sondern auch dir eine voll geladene Pistole und dein Messer, welches du am gestrigen Tag oben im Kinderzimmer verloren geglaubt hattest. Es ist gereinigt und neu geschliffen worden.
Fragend siehst du Law ins Gesicht, der dir nur ein müdes Lächeln entgegen bringt.
"Danke, aber ... wofür die Pistole?" , unsicher wiegst du die schwere Waffe in deiner unverletzten Hand auf und ab. Das Schwarz wirkt unheilvoll und tödlich, gar bedrohlich in deinen Augen, und du bekommst ein ganz ungutes Gefühl dabei. "Um dich zu verteidigen, falls du angegriffen wirst." Wie selbstverständlich Law es wieder gibt, als würde er über das Wetter plaudern. Doch halt! Was hat er gesagt?
"Angegriffen?" Plötzlich klingt deine Stimme beinahe hysterisch und du schnappst nach Luft. "Das könnte passieren. Auf der Brücke wimmelt es nur so von den toten Dingern. Wir werden sie von dir weg locken, während du die Vorräte holst. Aber es gibt keine Garantie, dass du nicht doch angegriffen werden könntest." "Halt, halt, halt. Von Zombies war bei diesem Deal nie die Rede gewesen. Das ... das hätten Sie erwähnen müssen." Ein schlimmes Zittern ergreift deinen schmalen Körper schlagartig und du lässt versehentlich das Messer fallen, dessen Klinge haarscharf neben deinem Fuß im Boden stecken bleibt.
"Du hast nicht gefragt." , ist seine banale Antwort und zuckt lediglich mit den Schultern. Fassungslos holst du Luft, willst diesem grauenhaften Mann wilde Beschimpfungen an den Kopf schreien, doch kein Wort verlässt deine trocken gewordene Kehle. Sie bleiben dir im Halse stecken, so sehr trifft dich der Schock, verarscht worden zu sein.
"Sie haben mich rein gelegt."
...
...
" ... Vielleicht ein bisschen."
Man sieht es dir an. Diese Enttäuschung, die Angst auf das Kommende. ... Doch vor allem die unbändige Wut, die tief in dir brodelt. Wie konntest du nur so blind, so naiv, gewesen sein, Trafalgar Law zu trauen, obwohl du es doch geahnt hattest, er würde dir etwas wichtiges verschweigen. Natürlich! Ein fairer Deal, den du mit ihm eingegangen bist, sieht für dich anders aus. Wesentlich anders.
Dieses vermaledeite, dreiste Arschloch.
Was soll dich nun davon abhalten, nicht doch alles platzen zu lassen, wie eine Seifenblase? Du hast allen Grund dazu. Und die Vorräte? Die können dir mittlerweile gestohlen bleiben. Du willst hier weg. Weg von diesen Spinnern und ganz besonders von dem Schwertschwingenden Schwarzhaarigen.
"Hier, iss."
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen betrachtest du die zwei knallroten Äpfel in der dir dargebotenen Hand und musst kräftig schlucken, als der hungrige Speichel sich in deinem Mundraum ansammelt. Wie lange du nichts mehr vernünftiges gegessen hattest ... Und dementsprechend knurrt dein Magen auch, wenn zu deinem Glück leise genug, dass nicht jeder im Wohnzimmer es mitbekommt. Nichtsdestotrotz aber, wendest du deinen Blick von dem frischen Obst ab, als du gesehen hast, wer sie dir reichen will. "Ich habe keinen Hunger." schnaubst du protestierend. Du siehst Law nicht, dennoch kannst du seinen abschätzigen Blick regelrecht auf dir spüren, wie er eine Augenbraue in die Höhe zieht und missbilligend den Mund verzieht. "Spiele dich hier nicht so auf." , wirst du von oben herab angezischt. "Du weißt genauso gut wie ich, dass dein Magen eine andere Sprache spricht, als dein Mund. Und jetzt nimm die Äpfel. Ich habe keine Lust darauf meine Leute in Gefahr zu bringen, weil du dir in den Kopf gesetzt hast auf Stur zu schalten. Du musst etwas Nahrung zu dir nehmen."
Argwöhnisch stierst du in seine stechenden sturmgrauen Augen und wünscht ihm die Krätze an den Hals, während du gleichzeitig versuchst ihn wieder zu ignorieren, wie eine gesamte Weile schon. Von daher nimmst du ihm die Äpfel aus der Hand und wartest, bis er sich von dir abwendet, um sich derweil mit anderen Dingen zu beschäftigen. Zu deinem Leidwesen jedoch, bleibt er vor dir stehen, lauert darauf, dass du sein mitgebrachtes Obst auch vertilgst und dir bleibt letzten Endes nichts anderes übrig, als seinem stummen Befehl zu gehorchen und in die knackige Schale zu beißen. "Es geht doch. Warum nicht gleich so." , grinst er dreist und nimmt sich die Frechheit heraus, dir den Kopf zu tätscheln, wie eine Mutter es bei seinem Kind tun würde. "Lassen Sie das." Unwirsch schlägst du seine tätowierte Hand beiseite und hättest nur all zu gerne ihm seine Äpfel gegen die Stirn geworfen.
Oh, er widert dich gerade an.
Seine große Erscheinung kannst du im Moment nicht ertragen.
Als du allerdings sein Schnauben wahr nimmst, du gleichzeitig am Arm gepackt wirst, dass dir unweigerlich die Äpfel aus der Hand und somit zu Boden fallen, keuchst du überrascht auf. Aus groß gewordenen Augen stierst du in die seine, die sich gefährlich zusammen gezogen hatten und sein Gesicht dem deinen bedrohlich zu nahe kommt. Du hast nicht einmal die Zeit, Angst zu zeigen oder nervös zu werden, schon knurrt er dir seine Worte entgegen. "Ich dulde hier keine Aufmüpfigkeit. Schon gar nicht, wenn mir jemand erzählt, was ich alles tun kann und was nicht."
Was zum ... ?
"Hast du das Verstanden?" , verlangt er zu wissen und du nickst benommen. Deine Fähigkeit zu sprechen hast du in diesem Augenblick verloren, so überwältigt bist du über seine Reaktion. Ist er wütend auf dich? Nur, weil du seine Hand nicht auf dich spüren wolltest? Nicht von ihm angefasst werden möchtest? Meine Güte, was hat dieser Mann nur für fürchterliche Komplexe, um derart über zu reagieren? "Nimm deine Finger von ihr." , hörst du soeben die aufgebrachte Stimme Penguins rufen und wirst gleichzeitig aus Law's eisernen Griff hinaus gezogen. Er lässt es offensichtlich geschehen und betrachtet dich weiterhin aus kritischen Augen in den Armen deines Begleiters. Du erwiderst ihn, wenn auch wieder etwas eingeschüchtert. Ist ... Law wirklich gerade handgreiflich geworden? Bei dir?
"Pass auf wie du mit mir redest, Mädchen." Eine Warnung! Unmissverständlich.
"Und jetzt kommt. Es geht los." Sein Blick duldet im Moment keinen Wiederspruch, während er sich von euch zwei abwendet, sein Schwert entgegen nimmt, welches Bepo ihm reicht, und schließlich das Wohnzimmer verlässt. Ein paar seiner Männer, die sich mit im Raum befunden haben, folgen ihm sofort, einige wiederum platzieren sich vor die mit Brettern verriegelten Fenster oder auf die Gartenterrasse, um ihr Quartier zu bewachen, während Laws Abwesenheit. Sie schnappen sich ihre Waffen, schultern sich Rucksäcke auf und verschwinden ebenfalls aus eurem Sichtfeld. Du atmest auf und bemerkst wie du leicht zu Zittern angefangen hast. Du kannst es nicht leugnen. ... Trafalgars überraschender Ausbruch hat dich verängstigt und beweist nur noch mehr, wie unberechenbar er sein kann. Du ihn nicht trauen kannst.
~
Nachdem Penguin sich sorgevoll mehrmals bei dir erkundigt hat, ob es dir auch wirklich gut ginge, und du es ihm immer wieder bestätigst, dass dir nichts fehle, nimmst auch du deine Tasche und hängst sie dir um. Im Gegensatz zu den anderen, befindet sich in ihr lediglich dein Messer und die Pistole. Auch eine Flasche Wasser hat darin seinen Platz gefunden.
Mit gesenktem Kopf trottest du anschließend den anderen hinterher, verlässt die schützenden Mauern des Hauses und überquerst die Straße, wo ein schwarzer, schon mit Schlamm bedeckter Van bereit steht. Beunruhigt stellst du fest, das ausgerechnet Connor Kartons mit Munition und Schusswaffen im Kofferraum verstaut und dabei ziemlich mürrisch drein Blickt. Auch er hat dich neben dem Fahrzeug erspäht und seine Züge wirken plötzlich drohend. Uh ... er kann dich wirklich nicht ausstehen. Und das nur, weil du auf seine Narben gestarrt hattest. Du hoffst er wäre heute nur hier draußen, weil er beim einladen hilft und nicht mit euch mitfährt. Das wäre ja noch schöner.
Du hörst Connor schnauben, ehe er seine Arbeit wieder nach geht und dich nicht weiter beachtet.
Gott sei Dank.
Ihr müsst eine kleine Weile warten, bis der Wagen einsatzfähig ist und ihr einsteigen könnt. In der Zwischenzeit laufen immer wieder Trafalgars Männer auf dem schwarzen Asphalt auf und ab und halten in der Umgebung nach Zombies Ausschau. Bis jetzt allerdings herrscht Ruhe und du kannst dich einigermaßen entspannen, auch wenn es dir gerade sehr schwer fällt. Hinten im Van können mehr als sieben Personen Platz nehmen und auch vorne stehen statt zwei, drei Sitze zur Verfügung. Es überrascht dich allerdings, das Law sich zu euch nach hinten setzt, statt wie gedacht vorne, neben dem Fahrer. Sein Schwert lehnt er sich gegen seine rechte Schulter und betrachtet dich aus kühlen Augen, während sich das Auto langsam in Bewegung setzt. Auch du lässt ihn nicht aus den Augen, deshalb, weil du jederzeit befürchtest, seine Stimmung könnte wieder umschlagen. Ihm traust du wirklich alles zu.
Die Fahrt dauert eine ganze Stunde, vielleicht sogar mehr, was weißt du schon. Die Umgebung hat sich drastisch verändert, ist einem tiefen Wald gewichen und der Boden einem holprigen Pfad. Das macht dich stutzig. Hat Law nicht etwas von einer Brücke erzählt auf denen viele Autos seid einigen Tagen dort hin vegetieren? Also für dich sieht dieser Wald nicht sehr befahren aus. ...
"Wo sind wir?" , fragst du daher misstrauisch und beäugst Law kritisch. Er öffnet seine Augen, die er kurzweilen geschlossen hatte, doch nicht weil er müde gewesen war, und sieht aus dem verdunkelten Fenster. "In der Nähe der Brücke. Wir sind gleich da." , antwortet er knapp und schließt seine Augen wieder. Dein Blick wandert zu deinen Begleiter, die sich ebenfalls wahrscheinlich Gedanken darum gemacht haben, ob Trafalgar euch nicht doch in eine Falle lockt oder die Wahrheit sagt. Stumm nickt ihr euch zu, verspricht wachsam zu sein und ihr alle verfällt wieder in euren Gedanken.
Wie Law bestätigt hatte, dauert die Fahrt wahrlich nur noch einige Minuten und der Van stoppt auf einem kleinen Pfad. Euch wird gesagt noch eine Weile im Auto sitzen zu bleiben, bis man euch Bescheid gäbe auszusteigen. Du beobachtest hinter der verschlossenen Autotür, wie Law und seine Männer bewaffnet den Wald erkunden, bis schließlich ein Wink, seitens Trafalgar, das Zeichen gibt, die Luft sei rein. Du fühlt dich unwohl, als du den weichen Waldboden unter deinen Füßen spürst, und hältst es schlichtweg nicht mehr aus. Diese Spannung in deinem Körper macht dich wahnsinnig. Schnell öffnest du deine Tasche, schnappst dir deine Klinge und hältst sie dir schützend vor deinem Körper.
"Hier lang." , ertönt die raue Stimme des Schwarzhaarigen und sowohl seine Männer, als auch deine Gruppe folgt ihm augenblicklich. Und wie du schnell frustriert feststellen musst, ist auch Connor mit von der Partie. Super ...
Der Marsch geht über aufgeweichtes Blätterwerk, durch dichtes Gewächs und kleine Gräben, bis ihr schließlich auf einer unscheinbaren Lichtung inne hält. Was du zu sehen bekommst, verschlägt dir glatt den Atem und du vergisst Luft zu holen, als du dich neben einem Baum stellst, um einen besseren Überblick zu bekommen, was sich einige Metern vor euch abspielt. Und es gefällt dir nicht. ... Ganz und gar nicht.
"Da (!) muss ich wirklich durch?" , zischt du verzweifelt und stellst dich verängstigt vor Law, der lediglich seine Arme vor der Brust verschränkt hält. Ein gemeines Grinsen erscheint auf seinen Lippen und auch seine Gesichtszüge sprechen von Belustigung, während er eine seiner geschwungenen Augenbrauen in die Höhe zieht und du innerlich Amok läufst. "Wir werden dir Rückendeckung geben, keine Sorge." "Aber Sie können doch nicht von mir verlangen ... "
"Wir haben einen Deal, oder nicht?" , unterbricht er eisig deinen Protest und du verstummst augenblicklich. Du spürst wie Blass du um die Nase wirst , fühlst wie der Angstschweiß deinen Nacken hinunter läuft und dir mit einem Mal ganz schlecht wird. Du willst dich übergeben, laut schreien, um dich schlagen ... irgendwas tun wollen. Und das nur um deinen Frust raus zu lassen. Und das am besten an ihm! "Wie soll sie das schaffen? Alleine?" , mischt sich schließlich Shachi mit in die Diskussion ein und ein kleines Fünkchen Hoffnung keimt in dir auf. Ja, bitte. Helft mir!
"Das wird sie." "Aber ... ." , versuchst du es noch einmal, doch Trafalgar blockt erneut ab. Der Funke erlischt sofort und lässt keinen Platz für einen Neuen. "Nun komm." Der Mann nimmt dich bei der Hand und zieht dich hinauf auf die Straße, umrundet einige verlassen stehende Autos, bis er sich schließlich mit dir hinter einem Bus in Deckung begibt. Er späht um die Ecke, verhält sich von außen hin Ruhig, du hingegen aber willst dich am liebsten los reißen, davon rennen und von nun an in ein Einsiedlerleben beginnen, nur um nicht da raus gehen zu müssen. Zu denen! Zu den Untoten. ... Von denen es leider viel zu viele gibt.
Die Luft stinkt bestialisch nach Verwesung und Tod. Das leise, gepeinigte Stöhnen findet selbst noch von hier aus in deinem Gehör und du wirst einfach dieses Bild in deinem Kopf nicht los. Wie sie schleichend um die Autowracks herum getorkelt sind, wie entstellt sie in deinen Augen aussehen und wie laut der reißende Fluss unter euch deine Angst nur weiter schürt. Du fängst gleich zu hyperventilieren an. ...
"Ich schaffe das nicht ... " , gibst du zu und krallst dich an Laws Oberteil fest, ungeachtet dessen, wie fatal deine Aktion vielleicht sein möge. Seine Augen wandern zu dir, betrachtet deine hilflos Gestalt, dein Gesicht, dessen Zügen sich zusammen gezogen haben, solche Furcht durchlebst du in jenem Moment. "Ich bin nicht dafür geeignet. Versagen werde ich. Sterben! Bitte ... ich ... ." "Es reicht!"
Laut landen seine Händen neben deinen Kopf, halten dich gefangen zwischen ihm und dem Bus, während du fürchterlich zusammen gezuckt bist und deine Augen riesen groß zu ihm hinauf sehen. Das Zittern hat in diesem Moment aufgehört. Dafür nimmt umso mehr die Angst vor diesem Mann platz in deinem Inneren ein. Was zum ... ? "Es reicht jetzt!" , wiederholt er sich nachdrücklich, wieder etwas ruhiger geworden. "Wenn du jetzt schon daran glaubst, du wirst es nicht schaffen, dann wirst du es auch nicht. Bleib. Ruhig." Seine Stimme gleicht jetzt mehr einem leisen Raunen, er spricht beruhigend zu dir, auch wenn seine Handlung etwas grob zugegen war. Du stockst und fängst an zu denken, als du seine Worten vernommen hattest, auch lässt du im Augenblick außer acht, wie nahe ihr beide beieinander steht, obwohl du ausgerechnet seine Nähe immer versucht hattest größtenteils zu vermeiden.
Du spürst währenddessen wie eines seiner großen Hände um die deine greifen und deine verkrampften Finger vorsichtig um den Griff der Klinge zu lösen versuchen. "Entspanne dich." , flüstert er weiter, entzieht dir die Waffe mit Bedacht, nur um sie richtig liegend sie dir wieder zu geben, die Klinge nach unten zeigend.
"Wir werden dir helfen."
"Du bist nicht alleine."
Ohne dein zutun beruhigen seine Sätze dich wahrlich ungemein. Dein kräftiges Schlagen im Herzen lässt nach und weicht einem leisem pochen über. Das Adrenalin, ja sogar die Angst zu ihm und den Untoten, dort draußen, flaut ab und du fühlst wie du schließlich kaum wahrnehmbar zu nicken begonnen hattest. Ein leichtes Lächeln umschmeichelt daraufhin seinen Lippen, ehe er einige Schritte Abstand zwischen euch bringt und anschließend seinen Männern im Hintergrund ein dir unbekanntes Zeichen gibt. Kurz darauf ertönt das laute Getöse mehreren Schüssen aus allerlei Gewehren und Pistolen, was dich kurz wieder aufschrecken lässt. Verdammt, was tun die anderen denn? Sie locken die Untoten doch genau zu euch. ...
"Runter!" "Äh .. was?" , fragst du dümmlich und blickst Trafalgar verständnislos an. "Runter, habe ich gesagt. Jetzt." Zu überrumpelt um überhaupt richtig zu reagieren, drückt Trafalgar dein Kopf hinunter und du gehst mit ihm auf die Knie, wo ihr euch auf den Bauch rollt und schnell unter den Bus robbt. Law gibt dir ein Zeichen still zu sein, während über euren Köpfen weiterhin die Schüsse der Anderen die Luft zerschneiden.
Es dauert seine Zeit bist du unwohl zumute feststellst, wie die Zombie an euch vorbei schleichen, immer den Geräuschpegel folgend, während der Schwarzhaarige dir leise raunend erklärt wie du zu verfahren hast, wenn die Horde vorbei gezogen ist. Schluckend lauscht du seinen Worten, nickst ab und zu zur Bestätigung oder Antwortest kurz angebunden auf seine gestellten Fragen. Zum Schluss drück er dir zwei Rucksäcke in die Hand, die du befüllen sollst, wenn du es geschafft hast am Lieferwagen anzukommen und durch den Spalt geschlüpft bist. In der Zwischenzeit werden er und seine Männer, als auch die deine, nicht aufhören die Aufmerksamkeit der Untoten auf sich zu lenken, um es dir so leicht wie nur möglich zu machen. Verständlich. Du bist klein, nicht gerade stark, aber recht flink. Doch zum Ende hin, werden auch die vollen Taschen dich beim Laufen behindern, von daher baust du auf seine Unterstützung. Du hoffst er hält, was er dir verspricht.
Das tust du wirklich.
"Jetzt!" Wie aufs Stichwort scheucht er dich auf die andere Seite des Busses, drängt dich hinaus und du gehorchst ihm, als auch wahrscheinlich der Letzte Zombie vorbei gestrauchelt ist. "Pass auf." , hörst du ihn noch sagen, und blickst kurz über deine Schulter hinweg, in seine Richtung. Du siehst allerdings nur seine Beine, die in einer blauen, leicht zerschlissenen Jeans stecken, auf der Gegenüberliegenden Seite den Toten hinterher rennen und somit aus deinem Sichtfeld verschwindet. Du redest dir ein dich verhört zu haben und robbst weiter, bist du wieder die Gelegenheit hast aufzustehen.
Eingeschüchtert und auf dich alleine gestellt, siehst du dich um und ... läufst los.
Geradewegs in dein Verderben.
Ein merkwürdiger Laut kommt dir gepresst aus dem Mund geschossen, als du zu hektisch um ein verkohltes Autogestell sprinten wolltest und unter deinem rechten Fuß plötzlich der Boden nachgibt. Du hörst es schmatzen und ein verfaulter Geruch steigt dir in die Nase, nachdem du dich auf dem Rücken liegend auf einer verbeulten Motorhaube wiederfindest. Für einen kurzen Moment bleibt dir die Luft weg und auch der Schrecken auf etwas ausgerutscht zu sein verfliegt schnell wieder. Dafür schaudert er dir gewaltig, als die Erkenntnis einkehrt, worauf du eigentlich getreten bist. Dein Blick wandert nach unten, wo du unmittelbar deinen rechten Fuß langsam aus einem blutverschmierten und eitrigen Bauchdeckel eines Toten hinaus ziehst.
„Ihh … . „ , hörst du dich angeekelt murmeln und schüttelst automatisch kräftig deinen Schuh, wo ein Teil des Gedärms kleben blieb und nun mit einem lauten Platschen an den Seiten des tödlich Verunglückten zum liegen kommt. Galle steigt dir im Halse auf, doch zumindest ist dieser Mann einfach nur … tot und steht nicht wieder wankend auf, um stattdessen dir die Gedärme zu zerpflücken.
Noch immer etwas irritiert und überfordert stolperst du zurück, hinterlässt ein paar blutige Fußabdrücke auf dem Asphalt, ehe du deine Gedanken auf das Wesentliche zurück schaltest, die Leiche umrundest und dich weiter zur Mitte der Brücke schlägst. Du musst es schaffen die Lebensmittel aus dem Lieferwagen zu plündern, auch wenn du es eigentlich nicht mehr möchtest, nachdem Trafalgar dich offensichtlich ausgetrickst hatte. Dieses … dieser … argh, du findest keine passende Beleidigung für ihn. Noch nicht jedenfalls.
Schnaufend prallst du erneut gegen ein Autowrack, nachdem du Zombies um der nächsten Ecke erspäht hattest, die allein durch ein Hindernis sich vom lauten Getöse der Schusswaffen sich nicht angelockt fühlen, auch wenn sie darum zu kämpfen scheinen, sich zu befreien, um den Anderen folgen zu können. Schon etwas außer Atem geraten umklammerst du ein wenig fester die Klinge in deiner Hand, holst noch einmal tief Luft und bückst dich unter einer Reihe Autos hinweg, um ungesehen an den Untoten vorbei zu schleichen. Zuerst scheint es zu klappen. Sie sind weiterhin abgelenkt und bemerken dich nicht einmal. Doch schon nach nur wenigen Metern, scheint das aufwallende Glücksgefühl wieder in Angst umzuschlagen, als du erkennst wie sich einige um sich schlagende Zombies plötzlich ihre entstellten Gesichter gen Himmel recken und … schnüffeln?!
Sie wittern etwas … . Und als einer von Ihnen sich in deine Richtung wendet, bleibt dir schlichtweg die Spucke weg und dein Herz steht still. Er sieht dich nicht, kann es auch nicht. Doch du hast das dumme Gefühl, er weiß, dass du dich hinter einem Auto versteckst und ausharrst. Er taumelt einige Schritte auf dich zu, sein rasselndes Stöhnen und abgehacktes Röcheln nimmt von Mal zu Mal an Lautstärke zu, je weiter er sich dir nähert. Der Angstschweiß bricht aus dir aus, dein Atem wird hektischer und unkontrollierter und deine Hände fangen bitterlich an zu zittern. Unruhig fällt dein Blick auf die Waffe in deiner festen Umklammerung. … Wirst du sie in dieser Situation benutzen müssen? Deinen Ersten Untoten töten? Aber … kannst du das überhaupt? Sie waren doch auch einmal Menschen, Lebewesen und deine Artgenossen. …
Ein klapperndes Geräusch von abgefallenen Blech, welches vom herannahenden Zombie zur Seite gestoßen wird, reißt dich dennoch aus deinen verzweifelten Überlegungen und du versuchst endlich zu handeln. Du denkst nicht weiter nach, als du die Bandage um deine verletzte Hand wortwörtlich von deiner Haut abziehst und die von Trafalgar gut behandelte Wunde betrachtest, die du dir am Vortag zugezogen hattest. Die Schnittverletzung heilt schnell und schmerzfrei. Es zwickt nur ab und zu. Und doch ist es auch nur ein Impuls zum weiteren Überleben, als du die geschärfte Klinge an der Wunde ansetzt und sie durch schnelles abziehen wieder öffnest. Ein vor Schmerz gequältes Wimmern kannst du nicht verhindern zu unterdrücken und doch regst du gleichzeitig durch stetiges drücken weiter die neue Blutung an, bis die dunkelrote Flüssigkeit bereits im Sekundentakt auf den Boden tropft. Nebenbei hörst du die gestrauchelten Schritte des Toten an Geschwindigkeit zunehmen und auch sein Stöhnen scheint vor ausgehungerter Gier lauter geworden zu sein, als er dein Blut zu wittern scheint.
Jetzt muss es schnell gehen!
Mit einem heftigen ausholen deiner blutigen Hand, befleckst du eine heraus hangelnde Autotür weit rechts von dir und hinterlässt dort deinen frischen Geruch von Blut. Du gehst daraufhin sofort wieder etwas in Deckung, umwickelst deine Hand von neuem provisorisch mit der benutzten Bandage und versuchst deinen Duft so gut es geht zu bedecken. Die Schritte stoppen, wie du zufrieden und erleichtert feststellst. Doch es hat immer noch den Anschein, als wüsste der Untote noch nicht so ganz wie er nun handeln soll. … Pahh, als ob sie überhaupt noch irgendwie denken können, sprichst du dir gedanklich zu und wartest weiter ab. Was bleibt dir denn auch anderes übrig? Und dann fällt dir letzten Endes das Herz vom rechten Fleck, als sich die Richtung vom Zombie ändert und er sich schließlich das Blut am Lack der Tür widmet. Wie ein Tier, leckt es mit seiner widerlichen langen Zunge deine rote Flüssigkeit ab, ist wie in Trance und du erkennst deine Chance zu fliehen. Angewidert schüttelst du deinen Kopf, als du die Szene aus einiger Entfernung betrachtest, und robbst weiter in Richtung des verunglückten Lieferwagens, zur Mitte der Brücke. Aus dem Augenwinkel kannst du noch erkennen wie sich mittlerweile eine ganze Traube von Untoten sich von den lauten Geräuschen der Schusswaffen lösen und dabei sind ebenfalls etwas vom Blut abzubekommen. Es wird Gedrängelt, geschubst ... . Doch das kann dir egal sein. Dein Plan hat funktioniert, was du eigentlich nicht erwartet hattest. Vielmehr das du scheitern würdest.
Ein Funken Stolz schwillt in deiner Brust an und in dir keimt das Bedürfnis auf, es Law unter die Nase reiben zu wollen, sobald du dich wieder in Sicherheit der anderen wiegst. Doch zuerst musst du es schaffen die Nahrungsmittel einzupacken und schnurstracks wieder zu deiner Gruppe zurück zu kehren.
~
Kurz vor deinem Ziel geschehen auch keine weiteren Zusammenstöße mit kleineren Zombiehorden mehr. Nur ein verwaister Hund kreuzte deinen Weg, ehe es mit eingezogenen Schwanz davon jagte, als es dich erschnüffelt und schließlich entdeckt hatte. Auch du bist stockend stehen geblieben. Immerhin kannst du nie genau wissen, ob der Hund dich aus lauter Hunger angreift oder nicht lieber vor dir flüchtet. Du hattest wieder einmal Glück im Unglück, wie du mit einem weiteren Seufzen quittierst.
Letzten Endes siehst du das ersehnte Licht im dunklen Tunnel und deine Mühen scheinen endlich einen Sinn zu ergeben. Du bist am Lieferwagen angekommen und deine Aufgabe somit zur Hälfte erfüllt. Nicht mehr viel und du kannst von diesem Schauplatz des Todes herunter.
Schon fast zu Vorsichtig trittst du näher an das Fahrzeug heran und versuchst die ersten Eindrücke auf dich wirken zu lassen, die Trafalgar dir durch seinen Vergleich zu übermitteln versucht hatte. Und es verursacht bei dir ein beklemmendes Gefühl, wenn du deine Aufgabe weiterhin so betrachtest. Schon ein kleiner Windstoß von der Seite bringt das Fahrzeug bereits gefährlich zum schwanken, das Metall knirscht, wenn es gegen die Leitplanke hin und her gerieben wird und es verschafft dir eine Gänsehaut, wenn du dir die Vorderseite anschaust, wo der Fahrzeugführer gesessen hatte. Sowohl Außen, als auch im Innenraum, sieht es aus, wie auf einem Schlachthof, soviel Blut und übrig gebliebenen Fleischbrocken verschiedener Körperteile kleben am Lack und Leder. Dieser Mann wurde auf brutalste Art und Weise hingerichtet und so gut wie nichts wurde von ihm übrig gelassen.
Du trittst einige Schritte wieder zurück, als du bemerkst wie gefährlich nahe du unbewusst dich dem Rand der Brücke genähert hattest, nur um einen genaueren Blick auf der leicht nach unten geneigten Vorderseite zu riskieren. Der reißende Fluss darunter lässt viel Freiraum für Spekulationen, solltest du während deiner Plünderung irgendwie das Fahrzeug aus dem Gleichgewicht bringen. Nun ja .. das macht deine ohnehin schon große Nervosität nicht besser. Eher im Gegenteil. Du schürst sie nur weiter, verdammt.
Nun doch leicht ins Schwitzen geraten, entfernst du dich weiter von der durchbrochenen Leitplanke und begutachtest stattdessen jetzt die Außenwände des Lkws. Auf den ersten Blick, kannst du kein besagtes, schmales Loch erkennen, von dem Law gesprochen hatte. Erst nachdem du das Fahrzeug umrundest, siehst du es sofort. Dir kommen Zweifel auf, als du schließlich davor stehst und es dir genauer ansiehst. Deiner Meinung nach ist das Loch klein genug, dass selbst du dich sicherlich nicht hin durch quetschen kannst. Zumindest lässt es den Anschein nach so aussehen. Nichtsdestotrotz steckst du deine Klinge sicherheitshalber zurück im Halter am Gürtel, legst sogar einen von zwei Rucksäcken beiseite und versuchst es einfach Mal. Es ist Zeitaufwendig, vor allem, weil herausstehende Metallstangen dir keine große Hilfe sind, dich hindurch zu winden. Es ist ein Akt der Gymnastik und unnatürlich aussehenden Verrenkungen. Dennoch, nach gefühlten Stunden und ohne dich irgendwie zu verletzen, stehst du schließlich im Inneren des Lieferwagens. Ein muffiger Geruch schlägt dir auch sofort entgegen und du hältst reflexartig die Luft an, ehe du mit dem Mund versuchst weiter zu atmen.
„Okay, los geht’s.“ , murmelst du hinter vorgehaltener Hand und streichst dir belanglos eine Strähne beiseite, die sich beim Bücken nach vorne aus deinem Zopf gelöst hatte. Grob durchsuchst du die leicht angestaubten Kartons und Kühlkisten. Wasserflaschen, Konservendosen, ja sogar Müsliriegel finden den Weg in deine Tasche. Sie platzt schon fast aus allen Nähten und du fragst dich unmittelbar ob du sie auch wieder durch das schmale Loch hindurch bekommst. Sicherheitshalber legst du einige Dosen beiseite, willst die Tasche anschließend einmal mit der Anderen von draußen austauschen, um auch sie zu befüllen. Dabei behältst du nebensächlich im Hinterkopf das Gewicht der einzelnen Rucksäcke nicht zu überschreiten. Immerhin musst du auch in der Lage sein sie zurück zu tragen. … Durch die Zombiemassen … oje.
Schnaufend zwängst du zuerst deinen Rucksack durch das Loch. Anschließend deinen schmalen Körper. Dabei gehst du sogar noch vorsichtiger als beim ersten Versuch vor.
Du musstest einige Augenblicke in deinen Bewegungen inne halten, als das Fahrzeug plötzliche Regungen zeigte und weiter nach vorne rutschte. Durch den Verlust einiger Waren, hast du das vorher bestehende Gleichgewicht ein wenig … gekippt. Deine Nerven sind zum zerreißen angespannt, wenn du daran denkst noch einmal hinein gehen zu müssen. Es ist gefährlich. Du kannst jederzeit in den reißenden Fluss, samt Lieferwagen hinein stürzen. Würdest du erbarmungslos ertrinken? Oder Ersticken? Vielleicht sogar aufgespießt werden? Oder … . Nicht nachdenken. Einfach nicht darüber nachdenken.
Nur sehr widerwillig greifst du nach dem zweiten Rucksack, wiederholst das durchzwängen durch den Riss ein drittes Mal und schnappst dir die restlichen Lebensmittel, die du in greifbarer Nähe findest. Dieses Mal leichtere Produkte, als Konserven. Doch das Leben spielt ein mieses Spiel mit dir.
Das Fahrzeug rutscht weiter.
Du erschreckst dich, als einige Kartons in Bewegung geraten und dir entgegen schlittern. Du weichst hektisch aus, als ein ganzer Stapel umkippt und dich begraben hätte, wärst du zu langsam gewesen. Ächzend hältst du dich irgendwo fest, lässt deine halbvolle Tasche los, die ebenfalls in die Mitte rutscht und somit für dich außer Reichweite geriet. Aber die brauchst du doch, für … für … . Ach Scheiß doch drauf, du musst sofort hier raus.
Der Untergrund schaukelt gefährlich auf und ab, als du dich endlich in Bewegung setzt, um das Loch zu erreichen. Verzweifelt klammerst du dich an jedem befestigten Gegenstand, den du zu fassen bekommst, ziehst dich entweder hoch oder hangelst dich zur Seite. Du findest keinen geeigneten Halt, was es für dich um einiges schwieriger macht, vor allem, weil die Rückseite immer mehr in die Höhe ragt und die Vorderseite nach unten. Die Lebensmittel, die dem Ganzen noch unterstützen, und wofür du eigentlich den ganzen Mist hier mitmachst, sind auch keine große Hilfe. Stattdessen rutschen und rutschen sie immer weiter zur Schnauze des Lieferwagens. So langsam wird es knapp. Die Zeit rennt dir davon, wenn du nicht vorhast zu sterben.
Unter Todesangst und mit Adrenalin voll gepumpt, mobilisierst du deine ganze Energie und Kraft, zwängst dich, ungeachtet dessen ob du dich an den heraus ragenden Metallstangen verletzt oder nicht, durch den Riss. Du hörst deine Kleidung reißen, deine eigene Stimme, wie sie vor lauter Anstrengung mehr einem Knurren ähnelt, und die Luft in deinen Ohren rauscht, als du die neu entstandene Höhe hinab fällst und auf dem schwarzen Asphalt aufkommst. Deine rechte Schulter schmerzt, als sie mit dem Boden kollidierte. Dein Kopf blieb glücklicherweise verschont, wie auch der Rest deines Körpers. Und doch hältst du dir schützend die Arme über deinen Kopf, rollst dich in die Embryostellung zusammen, als du die über dir ragenden Hinterreifen des Lieferwagens erkennst und sie im Moment mehr eine Bedrohung für dich darstellen, als alles andere um dich herum.
Fürchterlich Laut und kreischend schabt das Metall an den Leitplanken entlang, die Straße, unmittelbar am Rande der Brücke, gibt unter dem unausgeglichenen Gewicht des Fahrzeuges nach und schließlich beobachtest du, wie der LKW in die Tiefe gerissen wird und das fließende Wasser des unter dir liegenden Flusses die gesamte Schrottmasse verschluckt.
~
Wie gebannt liegt dein Fokus an der Stelle, wo vor einigen Sekunden noch deine Aufgabe gestanden hatte. Du fühlst dich in diesem Moment so schwach, total kraftlos. Das Adrenalin hat sein bestes gegeben und nun würdest du nichts lieber tun, als laut zu schreien und deinen Frust heraus zu lassen. Es war .. so knapp. Um Haaresbreite wärst du drauf gegangen und wahrscheinlich hätte es niemanden mehr in deinen beschissenen Leben interessiert. Und das alles wegen ihm. Wegen Law …
„Dieses vermaledeite, hirnapportierte Arschloch!“ , hörst du dich dann doch laut fluchen und raufst dir die zerzausten Haare. „Ich könnte Tod sein. Mausetot.“ Hysterisch stehst du auf, deine Beine fühlen sich im Moment an wie Wackelpudding, doch das ist dir jetzt vollkommen egal. Dabei vergisst du, wie unpassend dein Zorn gerade ist, um sie nun #laut schreiend kund zu tun. Du bist nicht alleine hier, dieser Ort könnte nicht unpassender sein. Doch die Wut blendet dich. „Und das alles, wegen ein paar bescheuerten Lebensmitteln.“
Völlig im Wahn holst du mit deinem Fuß aus und trittst gegen die übrig gebliebene gefüllte Tasche, verfolgst ihre Flugbahn zufrieden mit deinen Augen und könntest dich im selben Moment für so etwas Blödem eine kleben. Den Tränen nahe, sammelst du die Tasche wieder auf, die eigentlich nicht sehr weit geflogen ist, wie es den Anschein gerade ausgesehen hatte und schüttelst benommen den Kopf. Du lebst noch … du lebst tatsächlich noch. Doch wann wird dich das Glück verlassen?
„Kann es denn wirklich nicht noch schlimmer kommen?“ , murmelst du in deinen nicht vorhandenen Bart und schluchzt leise auf. „Fürs Erste einmal gibst du mir die Tasche, dann kannst du immer noch heulen, mein Täubchen.“
Wie ein Wirbelwind drehst du dich um deine eigene Achse und stierst geradewegs in den Lauf einer Pistole, der dir vor die Stirn gehalten wird. Es klickt leise, als die Sicherung entfernt wird. Doch du hast nur Augen für den Mann vor dir, der sich gerade zu einem neuen Problem entwickelt. „Was … „ „Na, wird’s bald, Schnecke.“ Du spannst deine Glieder an, als Connor schmerzhaft die Pistole gegen deinen Kopf drückt, und sich nur wenige Zentimeter vor dir aufbaut. Wie ein Berg steht er erneut vor dir, überragt dich um Längen und starrt dich nieder. Seine Narben im Gesicht können in diesem Moment nicht abscheulicher Aussehen und doch fragst du dich unmittelbar, wieso gerade Trafalgar jemanden wie ihn in seiner Gruppe aufgenommen hatte, der so deutlich aus der Reihe tanzt. Wieso? „Verdammt nochmal. Bist du taub?“ „Nein! Nicht ...“ Aggressiv entreißt er dir die gefüllte, letzte Tasche aus deinen kalten Händen, öffnet sie und wirft einen Blick hinein. Nervös wühlt er in dem Inhalt herum und schüttelt anschließend mit seinem Kopf, ehe er seine Waffe erneut auf dich richtet. „Ist das etwa alles? Mehr hast du nicht?“ Wie im Wahn wirft er deine hart erbeuteten Lebensmittel über seinen Kopf, fuchtelt mit seiner nun frei gewordenen Hand irgendwelche Gesten und schaut wütender aus, denn je. Traurig siehst du aber nur dabei zu, wie der wenige Inhalt aus der Tasche fällt und schließlich über die Leitplanke fliegt. Wie auch die andere Tasche, hast du nun nichts mehr, was du Law geben könntest.
Verfluchter Mist, was soll diese Wendung?
„Du bist ja nutzloser, als jeder andere in der Gruppe. Erbärmlich.“ , schimpft er weiter und packt dich plötzlich an den Haaren. Du schreist auf, trittst um dich und versuchst mit deinen Händen seinen harten Griff zu lockern, gar zu lösen. „Aua … Lass los!“ , verlangst du sofort und blinzelst deine Tränen fort. Aber er zieht erbarmungslos weiter, schubst dich nach vorne und hält dich eine Armeslänge von sich entfernt, während er einen Schritt vor dem anderen setzt. „Wenn du schon bei so was leichtem versagst, wirst du eben dafür sorgen, dass ich heil von hier herunter komme.“
Wie ein Schutzschild läufst du vor ihm her, wirst gedrängt und geführt, während seine Pistole stets an deinem Hinterkopf gedrückt wird und deine Haare eisern in seinen Fingern vergraben sind. Doch erst viel später formen sich seine Worte in deinem Kopf zu einem Ergebnis zusammen. Soweit wie es dir möglich ist, wandert dein Blick nach oben. Du wimmerst auf, als du erkennst wie sich einige übrig gebliebene Zombies zusammen getan haben, dem lauten Geräuschen gefolgt waren und nun euren Weg blockieren. Sie straucheln auf euch zu, versuchen euch schon jetzt zu greifen und lechzen nach eurem frischen Fleisch. Und Connor hält genau auf ihnen zu, will sich offenbar nur mit einer Pistole und dich als Schild ins Getümmel werfen.
Nein … Nein!
Du wirst drauf gehen. Connor wird dich umbringen, wenn du ihm nicht entkommst. Er wird dich gnadenlos als Fischfutter den Haien vorwerfen, sollte ein Zombie sich ihm in den Weg stellen.
Es sind nicht viele. Doch sie können euch immer noch mit ihren Zähnen die Haut abziehen, euch fressen und verstümmeln. Und dich wird es als Erstes erwischen!
„Lass mich los. Ich will das nicht. … Nein, nein, … Nein!“
„Jetzt halt endlich deine verdammte Klappe!“ , schreit Connor dir regelrecht ins Ohr. Ein paar Tropfen seines ausgespuckten Speichels verteilt sich auf deine aschfahl gewordene Wange. Angeekelt verziehst du deine Mimik, wendest dein Gesicht von dem Seinen ab und beginnst von Neuem dich von ihm los zu reißen und nach Hilfe zu rufen. Seine Waffe könnte in diesem Moment nicht bedrohlicher sein und doch kam die Erkenntnis recht schnell, sollst du ihn wirklich als Schutzschild dienen, würde er dich nicht einfach so erschießen. Das gab dir Mut, dich zu verteidigen. Eisern kämpfst du dagegen an, weiter Vorwärts gedrängt zu werden, stemmst dich mit deinen Füßen auf den Boden ab, … doch dieser Mann ist einfach Stärker als du und schiebt dich tatkräftig weiter nach vorne.
„Loslassen! Loslassen!“ Dir ist klar, nur mit Worten wird er dich nicht einfach freigeben, dafür scheint er ebenfalls eine zu große Angst zu haben, von den Zombies gefressen zu werden. Aber jemand anderes dafür zu Opfern, ist ihm anscheinend nicht zu Schade. Seine verkrampfte Hand in deinen Haaren, lockert sich nicht das kleinste bisschen, eher hast du das Gefühl sein Griff wird mit jedem Schritt fester und brutaler, je weiter ihr euch den Untoten nähert. Total verkrampft.
Und dann fiel der Erste Schuss, seitens Connor.
Entsetzlich ohrenbetäubend hallt der Schuss in deinem Ohren wieder und für einen Moment wirst du taub. Nur gedämpft hörst du einen weiteren Schuss und erblickst die ersten zwei Zombies fallen, die durch einen gezielten Kopfschuss auch endgültig liegen bleiben. Stöhnend wendest du dich von dem Bild ab und ergreifst stattdessen seine rechte Hand, die sich etwas in deinen Haaren gelockert zu haben scheint, ohne das es Connor aufgefallen ist. Der Lauf der Pistole bedroht dich nicht länger und du erkennst deine Chance, ihm zu entkommen. Deine Fingernägel kratzen über seine verkrampfte Hand und hinterlassen blutige Striemen, worauf seine Aufmerksamkeit auf dich gelenkt wird. „Scheiße, lass das.“ , zischt er drohend und holt mit einem seiner Beine aus. Schmerzhaft trifft sein Fuß deinen linken Oberschenkel und du knickst aufschreiend ein, stolperst zur Seite und prallst gegen Connors Torso.
Den stechenden Schmerz ignorierend, bleibst du an ihn gelehnt, greifst mit deiner unverletzten Hand nach vorne und drückst sein bärtiges Kinn nach oben, sein Gesicht gen Himmel gereckt. Du hörst seine Muskulatur im Nacken leise knacken, als er sich zischend deinem Griff entziehen will, gleichzeitig aber stemmst du dein gesamtes Körpergewicht gegen ihn, sodass dieses Mal er ins Straucheln geriet und dich gezwungener Maßen los lassen muss, um nicht zu fallen. Deine ziepende Kopfhaut macht sich dafür umso bemerkbarer, doch das ist dir in diesem Augenblick allerlei, immerhin bist du jetzt von seinem Griff befreit.
„Verdammt nochmal … „ , hörst du ihn stammeln. Er versucht dich wieder zu packen, schon allein, weil du vor ihm fliehen willst, und um sein strauchelndes Gleichgewicht zu halten. Doch du weichst seinen greifenden Fingern aus, holst aus einem reinen Reflex mit deiner blutigen Hand aus und boxt ihm mit der geballten Faust gegen seinen Kieferknochen. Aber nicht nur seine Knochen scheinen in diesem Moment zu bersten. Keuchend fällt Connor zu Boden, wahrscheinlich nicht damit rechnend, dass du zuschlagen würdest, während du schreiend deine pochenden Finger schützend vor dir hältst. Du zitterst heftig, vermagst deine Hand nicht einmal mehr zu bewegen und doch kannst du keine weitere Sekunde mehr in seiner Nähe verweilen, um dich deiner verletzten Hand zu widmen. Den Tränen wieder Nahe, entfernst du dich einige Schritte von dem Mann, ehe du dich abwendest und in die entgegengesetzte Richtung davon stürmst. „Bleib stehen!“ , hörst du Connor nach dir rufen. Aber du denkst gar nicht daran, sich diesem Verrückten auszuliefern.
Aber wird er dir jetzt wirklich folgen wollen?
Ein Blick über die Schulter verrät, wie der Mann sich mittlerweile aufgerappelt hat, seinen schmerzenden Kiefer reibend, und dir bitter böse nach stiert. Seine Hand hebt sich, in dessen seine Schusswaffe fest umklammert liegt und zielt aus der Entfernung auf deiner rennenden Wenigkeit. Deine Augen werden groß und du vermagst es nicht richtig zu glauben, dass Connor tatsächlich bereit ist, dich zu erschießen. Noch dazu aus keinem wirklichen Grund.
Deine Schritte erhöhen das Tempo, das Blut rauscht laut in deinen Ohren und du zählst die Sekunden, bis der Schuss sich aus der Pistole löst.
4 Sekunden … 5 Sekunden … 6 Sekunden …
Zuerst geschieht nichts. Erst als ein raues Gebrüll von Connor die Luft schneidet, ertönt der erwartete Knall aus der Waffe und du spürst den beißenden Schmerz, der sich in deinem Körper ausbreitet, nachdem die Kugel dich brutal traf. Du hast damit gerechnet und doch passiert es so unvorbereitet, so plötzlich. …
Du gerietst ins Straucheln, stolperst über deine eigenen Füße und landest hart auf dem Asphalt. Wimmernd drückst du deine Hände auf die Wunde nahe deiner Hüfte. Du blutest stark, hinterlässt eine kleine Lache auf dem schwarzen Boden und doch bist du froh, das es nur ein Streifschuss gewesen war. Nichts desto trotz … diese Schmerzen sind unerträglich. „Oh Gott … „ , stöhnst du gepeinigt und windest dich auf dem Boden hin und her.
Du hast es dir immer denken können, wie schmerzhaft ein Schuss sein konnte. Doch sie selber zu spüren, raubt dir die Sprache. Scheiße … .
Um nicht letzten Endes in einem Heulkrampf zu versinken, beißt du dir heftig auf die Unterlippe, trommelst einige Male mit der Faust auf dem Asphalt, bevor du, dem Schwindel nahe, über deine Schulter blinzelst und zurück zu Connor blickst. Dieses Arschloch hoch zehn. Ekel kriecht langsam deine Speiseröhre empor, als du erschreckend feststellst wie er grinsend auf dich zugelaufen kommt, seine Waffe spielend erst in die rechte, dann in die Linke Hand wandernd. Das scheint ihm auch noch Freude zu bereiten, wie du vor Pein gelähmt auf dem Boden kauerst und dich nicht rühren, nicht vor ihm fliehen kannst. Während hinter ihm die Zombies folgen und euch kurz oder lang von allen Seiten einkesseln. Wenn er sein begonnenes, krankes Spiel fortführt, werdet ihr euch in weniger als einer halben Stunde zwischen Zombies wiederfinden, die nach eurem Fleisch geifern und sich danach verzehren.
~
Zähne knirschend ziehst du deine Augenbrauen zusammen, als Connor schließlich vor dir steht, sich hinunter beugt und mit dem Lauf seiner Pistole eine verschwitzte Strähne, an deiner Stirn, beiseite schiebt und sie hinter deinem Ohr klemmt. Ein eiskalter Schauer rinnt deine Wirbelsäule hinab und du entziehst ihm dein Gesicht, was ihm ein Lacher entlockt. „Tut es weh, Kleine?“ , fragt er gespielt Unschuldig. Du empfindest nach diesem Satz nur noch puren Hass auf ihn, der sich in deine Eingeweide frisst, während er seinen Kopf zur Seite neigt. Er sieht in deinen Augen aus, wie der reinste Psychopath, den du erhofft hattest nie in deinem Leben über den Weg zu laufen.
Erneut wagt sich dieser Mann dich mit der Pistole zu berühren, dieses Mal, die von ihm zugefügte Verletzung beinahe berührend. Panisch brüllst du auf, als sich ein Ziepen ankündigt, je weiter er sich der Wunde nähert, die du verzweifelt zugedrückt hältst, um die Blutung zu mildern. „Fass mich nicht an!“ Langsam wirst du hysterisch. Verzweifelt schlägst du seine Hand beiseite, robbst unter Anstrengung zurück und fängst an zu schnaufen. Der Streifschuss macht dir gewaltig zu schaffen, wie du schnell feststellen kannst, und es erfreut ihn. Er erhebt sich langsam, während er dir belustigt zuschaut, wie du dich auf dem Boden kriechend hin und her windest, um ihn zu entkommen. Er folgt dir, doch macht er keine Anstalten, dich daran zu hindern dich vom Schauplatz zu entfernen. Stattdessen umrundet er dich. Immer und immer wieder. Du wirst wahnsinnig. „Verschwinde!“ , schreist du und wirfst irgendein Gegenstand nach ihm, was du auf der Straße liegend ergreifen konntest. Und du triffst sogar.
Und es scheint ihm nicht zu gefallen, auch wenn dein Wurf ihm nicht den geringsten Schaden zugefügt hatte. Du kannst regelrecht beobachten, wie sich seine Mimik verändert. Zuerst in höchsten Tönen amüsiert, jetzt ist sein Mund zu einer wütenden Fratze verzogen. Du musst schlucken.
Es passiert so schnell, das du den Schlag gar nicht erst kommen gesehen hast. Brutal trifft seine Hand dein Gesicht. Deine Zähne reißen dir die Unterlippe auf, Blut sammelt sich in deinem Mundraum, und du hast das Gefühl dein Kopf würde platzen. Explosionsartig hat dich sein Schlag getroffen. Es haut dich schlichtweg um.
„Du miese Schlampe.“ , brüllt er dir von oben herab entgegen. Doch du kannst nur auf dem Boden liegen und jeden einzelnen Stern, den du vor dir siehst, verbittert aufzählen. Dir wird schlecht. … Law. Wo bleibt er nur? Wird er sich nicht schon längst fragen, wo du bleibst? Oder ist es ihm mittlerweile egal, was mit dir geschieht? Hat er seine Meinung geändert?
Und was ist mit den anderen? Penguin, Shachi … .
Das raue Lachen von Connor vernebelt dir die Sinne. Deine Sicht verschwimmt und du bist nicht in der Lage deinen angeschlagenen Kopf zu heben, geschweige denn etwas zu sagen. Du kannst nur stöhnen und die Tränen zurück drängen. Nebenbei spürst du wie Connor seinen dreckigen Fuß auf deine Wunde platziert und es sich erdreistet den Druck zu erhöhen und sie zu quetschen. Ein Schrei quält sich aus deinen blutigen Lippen. Du kannst nicht in Worte fassen wie unsagbar qualvoll seine Tat für dich ist. Das bestätigt ihm nur deine gepeinigte Stimme.
Du fängst an zu zittern, dein Körper scheint zu glühen und lässt dich verbrennen. Schmerz … es ist zu viel. Einfach zu viel.
Du willst in Ohnmacht versinken. Ihm entkommen und ihn nie wieder ertragen müssen. Wie kann jemand nur so werden? Andere aus Spaß verletzen und daran perverse Freude empfinden. Du verstehst es nicht. Kannst es auch nicht mehr, als du glaubst endlich in Schwärze zu versinken. Nur hören. … Ja, das kannst du. Und du hörst einen dumpfen Schlag, reißende Kleidung und ein anschließendes, gurgelndes Geräusch. Etwas fällt neben dir, zuckt unaufhörlich, bis es neben dir langsam erstarrt und sich nicht mehr zu regen vermag.
Neugierig geworden, willst du sehen, was geschehen war. Doch dir fehlt einfach die Kraft, deine Lider zu öffnen und sich das Drama mit anzusehen. Dafür kannst du jedoch die Berührung an deiner Stirn erfassen. Vorsichtig streichen raue Fingerspitzen über deine Haut, wandern unter deinem Nacken und heben deinen Kopf an, sowie auch deine Beine. Dein Körper wird von Boden gehoben und er fühlt sich tonnenschwer an. Eine tiefe Stimme spricht zu dir, du kannst sie hören, jedoch leider nicht verstehen, was sie dir zu sagen versucht. Derjenige der dich anzusprechen wagt, schüttelt leicht deinen Körper, will dich aus der nahenden Ohnmacht zwingen und dich daran hindern in eben jene zu fallen. Es hört sich leicht an, ist es leider Gottes nicht.
„ .. auf.“ , vernimmst du nach einer gefühlten Ewigkeit vereinzelte Buchstaben. Sie formen sich in deinem Kopf weiter aus, dehnen sich zu einem Satz auseinander und du kannst sie beinahe definieren. „Wach auf, verdammt.“ , flucht der Mann, den du eventuell das Leben zu verdanken hast. Der Connor gestoppt hatte, dich weiter, von Zombies umgeben, zu quälen. Und du kennst diesen Mann. Leider noch nicht so gut, wie es vielleicht sein sollte. Aber du kennst ihn.
Besser spät, als nie, oder?
„Law … , du Idiot.“ , nuschelst du leise. Kurz darauf hörst du den Schwarzhaarigen schnaufen und du musst irgendwie darüber schmunzeln. Auch wenn es unter starken Schmerzen geschieht. „Ein Danke wäre angemessener gewesen.“ „Vergiss … es.“ Nein, dieses Mal nicht. Wegen ihm bist du doch in diese pikante Situation hinein gestolpert. Wegen ihm bist du verletzt worden und das nicht einmal von der schlimmeren Gefahr, den Zombies. Sondern von einem Menschen, der nicht mehr ganz richtig im Kopf war.
Apropos. Was ist mit Connor geschehen?
Du kannst es dir denken. Und unter größten Anstrengungen, öffnest du deine Lider, die sich so schwer wie Blei anfühlen, dass es dir fast gar nicht erst gelungen wäre. Aber du schaffst es und das erste was du siehst, ist ein bewölkter Himmel und das dir bekannte Gesicht Trafalgar Laws. Er wirkt ein wenig angespannt und zerknirscht. Natürlich, warum sollte er sich nicht so fühlen? Immerhin ist die Mission gescheitert. Keine Lebensmittel die ihr hättet euer eigen nennen konntet, sind in Besitz von euch geraten. Nicht einmal ein labbriger Müsliriegel. Schade … .
Du lässt deinen Blick über Laws Schultern wandern und es raubt dir dennoch den Atem, das ehemalige Mitglied dieser Rebellengruppe auf dem Boden liegen zu sehen. Mit offener Bauchdecke, zugefügt durch einen präzisen Schnitt einer Schwertklinge, liegt Connor in seiner eigenen Blutlache und ist wohl möglich jämmerlich verblutet. Du willst nicht sagen, er hätte es nicht verdient. Das ist eindeutig gelogen. So wie es sich aber jedenfalls angehört hatte, ging es schnell von statten und er musste nicht lange leiden. Ein Problem weniger, oder?
Bleiben noch einige mehr übrig. Und sie sind dabei sich auf Connors frische Leiche zu stürzen und ihn wortwörtlich auseinander zu nehmen.
„Wir müssen weg hier.“ , hörst du Law sagen und du stimmst ihm stillschweigend zu, nickst stattdessen lediglich. Mit dir auf seinen Armen, dreht er sich nach rechts, will die andere Seite der Brücke benutzen, um sie verlassen zu können. Aber er stoppt schnell in seinen Bewegungen und fängt an zu fluchen, tritt einige Schritte sogar zurück, um anschließend die Linke Seite anzusteuern.
Fehlanzeige.
Auf beiden Seiten, rechts und links, wimmelt es mittlerweile von Untoten, die sich um euch versammelt haben und nicht nur Connor als Speise ansehen. Wenn du nicht wärst, und durch deine Verletzungen bewegungsunfähig bist, hätte sich Trafalgar mit Sicherheit durch geschnetzelt, das traust du ihm dann doch zu. Er scheint ein guter Schwertkämpfer zu sein, auch wenn du ihn nie in Action erlebt hattest. Aber mit dir auf seinen Armen, kann er schlecht sein Schwert benutzen. Ihr sitzt in der Falle.
Sowohl von den Seiten, als auch von vorne gibt es wenige Lücken an denen ihr euch durchmogeln könnt, aber das Risiko gebissen, gekratzt oder geschubst zu werden, ist einfach viel zu groß. „Mist.“ , flucht Law verbissen und muss weiter nach hinten ausweichen, bis du schon das laute Rauschen des Flusses unter dir vernehmen kannst, Ihr seid am Rande der Brücke angekommen, und es verschafft dir ein komisches Gefühl. Welch Ironie. Du wurdest von Law gerettet, nur um dann anschließend doch zu sterben, dieses Mal nicht von Connor, sondern von Untoten. Dein Tod ist also nur vorgeschoben worden.
Ein Ruck ging durch deinen Körper, als Law dich letzten Endes doch auf den Boden absetzt, ebenfalls eine Pistole aus seiner Hose zieht und begann die nahe stehenden Zombies treffsicher zu eliminieren. Es ging soweit gut, wie auch Munition vorhanden war. Nach sechs Schuss ist es dann auch schon vorbei und sein Schwert kommt zum Einsatz. Einige Köpfe rollen, schwere Körper fallen dumpf zu Boden und das Blut fließt in Strömen. Ein skurriles Bild, wo du nicht länger hinzusehen vermagst. Das viele Stöhnen, hecheln und keuchen beschert dir eine Gänsehaut und du schüttelst deinen Kopf, um diese Laute irgendwie aus deinem Kopf zu verbannen. Trafalgar Laws Kampfgeräusche machen es demnach nicht einfacher. Doch komischerweise verspürst du keine Angst. Nur mulmiges Gefühl. Liegt das vielleicht daran, dass du so müde bist? Dich einfach zu schwach fühlst? Ja, das muss es einfach sein.
~
„Kannst du aufstehen?“ , ruft Law plötzlich laut in deine Richtung und nach mehreren Versuchen, schüttelst du benommen deinen Kopf. Deine Glieder wollen nicht auf dich hören. Sie sind butterweich und zittrig. Zum Verzweifeln. „Scheiße.“ Ein weiterer Zombie wird durch Laws scharfe Klinge einen Kopf kürzer gemacht, ehe er sich schlussendlich umdreht, seine Klinge zurück in die Schwertscheide steckt und dich plötzlich wieder anhebt. „Dann haben wir keine Wahl.“ „Was?“ , fragst du mit kratziger Stimme und siehst ihn, stutzig geworden, von der Seite an.
„Wir werden springen.“ „Was?“ Ist er jetzt auch wahnsinnig geworden?
„Was werden wir tun?“ „Hör auf doofe Frage zu stellen, und halte lieber die Luft an.“
Sprachlos geworden, lässt du es geschehen wie der Schwarzhaarige seine Schritte beschleunigt, mit dir über die Leitplanke klettert und du dich dem Abgrund näher fühlst, als jemals zuvor. Es ist dir nicht möglich dagegen anzugehen, wie Law sich aus dieser Situation befreien möchte, euch beide zu retten versucht und schließlich den letzten Schritt wagt. Der tiefe Fall raubt dir erneut den Atem, es kribbelt heftig in deinen Bauch und die feuchte Luft peitscht dir ins Gesicht. Nicht einmal Schreien kannst du, als ihr beide auch schon auf die Wasseroberfläche aufprallt, in die Tiefe gerissen werdet und hoffen müsst, nicht gegen einen Felsen oder Autoschrott zu zerschellen. Die Strömung ist heftiger, als du erwartet hast.
Zu denken ist dir dann jedoch nicht mehr möglich.
Denn, Gott sei dank, ist die ersehnte Ohnmacht dir schon erhaben geworden und eiskalte Schwärze nimmt dich gefangen.
Das Erste was dich aus der Bewusstlosigkeit treibt, war das leise rauschen und plätschern von Wasser. Der andere, wesentlich unangenehmere Grund, sind die langsam wieder kehrenden Schmerzen in deinem Körper. Flatternd öffnen sich deine schwer anfühlenden Opalen und zunächst sind es lauter Kieselsteine, die sich vor dir aufklaren, bevor du das hin und her wiegende Wasser zur Kenntnis nimmst, welches deinen durchweichten Körper fast gänzlich verschlingt. Bis auf deinen Kopf und einen Teil deines Oberkörpers, bist du noch immer im Fluss, in dem du und Trafalgar blindwütig hinein gesprungen seid. Und wo ist er nun?
Vorsichtig versuchst du deinen Kopf zu heben. Vor dir erstreckt sich ein kleines Ufer, der weiter in den nahe liegenden Wald hinein führt. Doch bis auf einen umgefallenen Baum und Sträuchern kannst du in deiner jetzigen Position niemanden mehr ausmachen. Ist er … ertrunken?
Etwas mulmig geworden, stemmst du deinen Körper ein wenig hoch, doch schon allein dieser Aufwand raubt dir beinahe das letzte bisschen Kraft, welches dir deine Energie noch zu geben bereit ist. Du zitterst heftig, deine Wunden machen sich bemerkbar, je mehr du dich bewegst. Jedoch schaffst du es dich aus dem Wasser zu ziehen, nur um wenige Meter daneben wieder zusammen zu brechen. Hektisch atmest du ein und aus. Deine Lungen füllen sich mit Luft und selbst das heben deiner Brust erscheint dir bereits anstrengend genug, um auf die absurde Idee zu kommen, einfach hier liegen zu bleiben und abzuwarten. Wenn das Mal nicht deinen Tod bedeuten könnte … .
Schon nach einigen Sekunden wird dir dann auffällig bewusst, wie durchgefroren du bereits bist und du an wenigen Stellen ein taubes Gefühl empfindest. Die von Connor zugefügte Schusswunde kündigt sich ebenfalls durch ein stechendes Ziepen an und deine trockene Kehle schreit brachial nach etwas zu trinken. Warum hast du es nicht vorhin getan, als du die perfekte Gelegenheit hattest? So ein Mist. Jetzt reicht deine Energie nicht mehr aus, sich nochmal den Kampf zu stellen zum Fluss zu kraxeln.
Du blinzelst erschöpft gegen die untergehende Sonne hinauf.
Es tut weh sobald du dich bewegst, aber immerhin scheint sich deine Atmung mittlerweile reguliert zu haben, doch somit kehrt auch deine Müdigkeit zurück, die du tapfer bis zu diesem Moment verdrängt hattest. Aber du kannst hier nicht einschlafen. Noch nicht. Erst musst du Law finden … und die Anderen. Wie weit ihr beide wohl abgetrieben seid? Der reißende Fluss hat sich jedenfalls beruhigt und plätschert vor sich hin, als wärt ihr nie darin um euer Leben geschwommen. Naja … . Du wohl eher getrieben.
Einige Minuten vergingen, indem du Nachdenklich geworden in den sich immer dunkler färbenden Himmel starrst. Du willst dich aufraffen, endlich die Suche nach Law beginnen, bevor die heran nahende Dunkelheit dies unterbinden konnte. Aber es ist so schwer. So verdammt schwer aufzustehen, dass du sogar ein wimmern unterdrücken musst, um nicht in Selbstmitleid zu versinken. Als nach einigen Sekunden darauf, sich etwas in deinem Augenwinkel bewegt, ist deine jetzige Hilflosigkeit besonders brachial zu spüren.
„Nein … nicht schon wieder.“ , jammerst du und fühlst das Brennen in deinen Augen, nachdem du die kriechenden Leiche zu deiner Rechten ausfindig machen konntest. Der Zombie schlängelt sich aus einem Gebüsch, dich genau ins Visier genommen und scheint erpicht darauf zu sein, dein Fleisch zu schmecken, als die ersten Duftnoten deines Blutes zu ihm wehen. Die Augen wirken Blutunterlaufen und viel zu groß, für einen damals lebendigen Menschen. Sie quirlen fast aus den Augenhöhlen. Aber du siehst es als Chance, dass dieser Untote auf eine unerklärliche Weise beide Beine verloren hat, und gewinnst mehr Zeit, die letzten Reserven zu sammeln, um dich auf den Bauch zu drehen und dich auf deine Arme zu stemmen. Doch kaum hast du deinen Oberkörper ansatzweise gehoben, brichst du erneut zusammen und landest hart mit deinem Gesicht auf die kleinen Kieselsteine. „Scheiße!“ Du stöhnst auf, schlägst aus lauter Frust mit deiner unverletzten Faust auf den Boden, nur um wenig später einen zweiten Versuch zu starten. Dieses Mal gelingt es dir deinen Körper sogar einige Zentimeter nach vorne zu ziehen, aber du spürst bereits, wie die Kraft dich wieder zu verlassen droht. Das kann doch nicht wahr sein. Selbst der Zombie ist schneller und kräftiger als du, und er ist bereits Tod!
Die klagenden Laute des Zombies werden lauter und du hörst selbst das Schaben seiner aufgeweichten und zerfetzten Kleidung auf den Untergrund, als du die Präsenz des Untoten schließlich neben dich fühlst. Eine kalte Hand packt deinen Knöchel und du bist erschrocken wie viel Kraft dahinter steckt, nachdem der Zombie an dir zog und du zurück zu Boden stürzt.
~
Du erwartest jeden Moment die Zähne, die sich in die vergraben wollen, stattdessen aber kannst du nur ein Fußpaar vor dir erkennen, die sich in dein Sichtfeld geschoben haben und in letzter Sekunde den weichen Schädel mit einer Klinge spaltet. Das Blut spritzt auf deine ohnehin verdreckte Hose und das zermatschte Hirn flutscht schmatzend aus beiden Hälften. Dieser Anblick hätte dich jeden Augenblick übergeben lassen, aber eine Welle der Erleichterung strömt stattdessen über dich hinweg und erschöpft lehnst du deine Stirn vorsichtig auf den Boden. „Law ….“ , nuschelst du seufzend. „Bis jetzt … immer pünktlich.“ Wow, dieser Satz klingt dermaßen tief entspannt, wie schon lange nicht mehr. Jetzt kannst du es dir eigentlich erlauben, dich dem ersehnten Schlaf hinzugeben, oder? Er ist wieder da. Und nicht gestorben, ertrunken … ach egal.
„Kannst du aufstehen?“ , umgeht er deinen lausigen Spruch geschickt. Gleichzeitig aber nimmst du wahr, wie er sich neben dir kniet und die klammernden Hand des Untoten um deinen Knöchel löst und anschließend nach deinen rechten Oberarm greift, nachdem du nur ein Kopfschütteln zustande gebracht hattest. Zischend atmest du ein, als er dich anheben wollte und deine Schussverletzung sich demnach meldete. Die wunde Haut ziept gewaltig und der nasse Stoff deiner Kleidung reibt zusätzlich darüber. Schlechte Idee, denkst du dir.
„Warte, warte.“ , keuchst du und kneifst gepeinigt deine Augen zusammen. „Wir können nicht länger warten, es wird bereits Dunkel. Beiß die Zähne zusammen.“ , gibt er dir zu verstehen und du fügst dich bitter deinem Schicksal. Ein Ruck geht durch deinen Körper, als er dich auf die Knie zwingt und dich anschließend auf die Beine zieht. Sie fühlen sich weich und zittrig an und wäre Trafalgar nicht gewesen, wärst du schlichtweg wieder eingeknickt. Sowohl deine Nerven, als auch deine Muskeln liegen blank. Du kannst es dir eigentlich nicht erlauben in diesem ungünstigen Zeitpunkt zu schwächeln, dennoch, … es geht einfach nicht. Müde lehnst du dich an ihm und du bist froh, dass er dich lässt und nicht von sich stößt, während du seine klaren Augen auf dich Ruhen fühlst.
„Du musst ärztlich versorgt werden. Komm.“ , lauscht du seiner Stimme gedämpft und du lässt es geschehen, dass er dein Arm um seine Schulter legt, sich vor dir Positioniert und es irgendwie vollbrachte, dich auf seinen Rücken zu hieven. „Hier, halt es gut fest.“ „Okay.“ Deine Stimme hört sich kratzend an und du räusperst dich mehrmals, nachdem du sein Schwert ergreifst und es zwischen ihm und dir einklemmst, ohne dass es auf eurem Weg störend wirkt. Trafalgar bringt dich noch einmal in eine günstige Position, bevor er sich dann endgültig vom Fluss abwendet und den Weg durch den Wald einschlägt. In dieser Zeit, wo ihr euch über hoch gewachsenen Wurzeln schlägt und tief hängendes Geäst beiseite schiebt, schaffst du es aber leider nicht, sich bei Law zu bedanken. Es ist dir unangenehm, von ihm getragen zu werden. Nicht zuletzt deswegen, weil das Schweigen dir zu schaffen macht und weil du es nicht geschafft hast deine Aufgabe zu erfüllen, die Law dir anvertraut hatte. Wenn auch auf unfaire Art und Weise und mit ungehobelten Mitteln. Jetzt schwimmen die gesamten Lebensmittel irgendwo im Fluss herum und höchstens die Tierwelt kann sich daran erfreuen.
Von daher bleibt es Still zwischen euch beiden und du bist mittlerweile in einer Stimmung gefangen in der dir alles egal geworden ist. Nur kurz die Augen schließen. … Ganz kurz. Vorsichtig lehnst du dich weiter nach vorne, darauf bedacht deinen Verletzungen nicht weiter zu schaden und bettest deine Stirn auf Trafalgars linke Schulter, während die ständig anhaltenden Bewegungen dich in einem Dämmerzustand reißen. Law sagt nichts, lässt dich in Ruhe und wieder bist du insgeheim dankbar, zu sehen, dass er auch eine angenehme Persönlichkeit zeigen kann.
~
Du weißt nicht, wie lange ihr unterwegs seid, doch als du deine Augen, ob gewollt oder nicht, wieder öffnest, ist es stockdunkel um euch herum geworden und du lauscht den Geräuschen, die in der Nacht auftreten. Eulen, irgendwelche Mücken, die um euch herum schwirren und kriechende Kleintiere brennen sich in dein Gehör. Nur sehr langsam gewöhnen sich deine Irden an die Dunkelheit und selbst nach einigen Minuten erkennst du nur vereinzelte umstehende Bäume und kleine …. Familienhäuser. Ihr seid aus dem Wald raus? Wie lange hat er dich getragen?
Unter starken Kopfschmerzen, erhebst du dich ein wenig und starrst Trafalgars Hinterkopf angestrengt an. Kein Ton der Erschöpfung will ihm entfleuchen, doch du bist dir sicher er ist ebenso an seinen Grenzen angelangt wie du. Der vergangene Tag hat seine Spuren bei euch hinterlassen und du fragst dich wie viele Stunden er mit dir als Ballast auf dem Rücken gelaufen ist. Jetzt fühlst du dich doppelt so schlecht. … Ist er Zombies über den Weg gelaufen? Wilden Tieren? Und du schläfst einfach so den Schlaf der Gerechten? Scheiße …
„Wir werden hier rasten.“ Du zuckst zusammen, als sein tiefer Bariton in der Stimme die Nacht durchbricht und kannst spüren, wie der Mann stehen bleibt und dich vorsichtig auf einer Hüfthohen Mauer absetzt. Der Halbmond spendete etwas von seinem Licht und du blickst aus großen Augen zu Trafalgar auf, nachdem er sich dir zuwendet und sein Schwert wieder an sich nimmt. Doch selbst jetzt, kannst du keine Regungen in seinem Gesicht erkennen, die Müdigkeit oder Erschöpfung andeuten. Wie schafft man so etwas, nach den vergangenen Strapazen? „Warte hier. Ich werde nachsehen, ob das Haus sicher ist. Nimm deine Pistole und schieß wenn es gefährlich wird.“ , erklärt er dir streng und du könntest dir in den Arsch beißen, wenn du zurück denkst deine Schusswaffe und das Messer gegen Connor nicht angewandt zu haben, als es am dringendsten von Nöten war. Die hast du komplett vergessen gehabt, nachdem die Panik dich regelrecht umklammert hielt und nicht wieder los ließ.
Deine Enttäuschung ist dir deutlich anzusehen und dir ist nach Heulen zumute, sogar selber Schuld an den Verletzungen zu haben. Es hätte anders ablaufen können, oder? Du lässt den Kopf hängen, gleichzeitig aber nickst du Law als Verständnis zu, der sich darauf umdreht und das verlassene Haus nach irgendwelchen Gefahren durchsucht. Es vergehen viele Minuten indem du mitfieberst, während du Stoßgebete gen Himmel sendest, keine weiteren Untoten mehr zu begegnen. Und du sollst dieses eine Mal Glück haben, denn Law kam kurz darauf wieder, die Klinge sauber und noch in der Scheide steckend.
„Komm. Für diese Nacht ist dieses Haus sicher. Ist dir etwas aufgefallen?“ „Nein. Alles Ruhig.“ , schüttelst du den Kopf und nimmst Laws Hand entgegen, die er dir anbietet. Gemeinsam, mit ihm als Stütze, durchquert ihr die aus den Angeln gerissene Haustür und betretet das eins gemütliche Wohnzimmer. Seufzend setzt du dich auf das staubige Sofa, während Law dafür sorgt, sowohl Fenster als auch die Türen zu verriegeln, um nächtliche ungebetene Gäste zu vermeiden. Anschließend schafft er es ein Feuer im damaligen Kamin zu entzünden und du kannst endlich wieder etwas sehen. Du bist neugierig genug, dich in dem fremden Raum umzusehen, doch persönliches, wie zum Beispiel Bilder, kannst du auf dem ersten Blick keine erkennen. Hier lebte dennoch eine Familie. Eine Familie mit einem Neugeborenen, wie du anhand der Babykleidung in einem offen stehenden Koffer diesen Fakt zusammen zählen kannst. Gleich darauf schlägt deine Stimmung wieder um, und du bist froh darüber, das sich Law zu dir gesellt, nachdem er kurz aus dem Wohnzimmer entschwunden war.
Das Erste was dir auffällt war eine kleine Box in seinen Händen, die sich als Nähkästchen entpuppen sollte und in dir keimt eine Vermutung auf, die dir nicht gefallen wird. „Leg dich auf die Seite, ich muss mir deine Verletzungen genauer ansehen.“ , offenbarte er dir und du schluckst. „Ist das wirklich nö … .“ „Ja, ist es. Das zerfetzte Ding, was du Oberteil nennst, kannst du auch gleich ausziehen. Das stört nur, während ich dich wieder zusammen flicke.“ Während er seine Ärmel hochkrempelt, haderst du immer noch mit dir selbst, seinem indirekten Befehl zu missachten. Nichts desto trotz, siehst du keine andere Möglichkeit, wenn du nicht willst an irgendwelchen Krankheiten oder Entzündungen zu erkranken, gar zu sterben. Daher erhebst du dich kurz, zögerst einen Moment, bevor du dich daran machst dein Oberteil zu entledigen und dich zurück auf das Sofa legst. Es ist deshalb eine kleine Erleichterung, dass Law mehr Augen für die Utensilien hat, als an deinem eher unspektakulären BH und du kannst dich etwas entspannen. Hoffentlich wird es schnell gehen. Wenn möglich nicht ganz so schmerzhaft.
„Ich habe keine Schmerzmittel oder andere Schmerzlindernde Medikamente. Kein Antibiotika, keine Beruhigungstabletten. Ich sage es dir kurz und knapp: Diese Behandlung wird unschön für dich werden.“ Legt er dir die knallharte Wahrheit auf den Tisch und du beißt dir hart auf den Unterkiefer. Unsicher geworden und von Angst gepackt blickst du geradewegs in seine ernsten Augen, verpufft ist deine Hoffnung, glimpflich davon zu kommen und du brauchst einen Moment, bevor du ihm Antworten kannst. „O-Okay.“ , stotterst du und ein leichtes Zittern packt dich mit seinen kalten Händen, während Trafalgar verstehend nickt, eine kleine Flasche Alkohol vom Boden klaubt und sie sowohl großzügig über seine Hände, als auch über die spitze Nadel verteilt.
„Das sage ich dir jetzt nur einmal: Entspanne dich, vermeide am besten Ruckartigen Bewegungen und beiße dich in irgendetwas fest, wenn es dir hilft. Und unterdrücke es zu schreien, wenn wir Ungeziefer von draußen vermeiden wollen.“ Das Lachen welches dir über die Lippen kommt, hört sich vielmehr verzweifelt an, als alles andere, bevor er sich in einem Klageschrei verwandelt, nachdem Law unvorbereitet die alkoholische Flüssigkeit über deine Wunde ergießt. Sofort verbeißt du dich hart in dem Stoff des Sofas und wimmerst laut auf, als sich das heiße Brennen sich durch deinen ganzen Körper frisst. Dir wird schlecht und er hat noch nicht einmal angefangen, die Wunde zu vernähen. Oh Gott …
Während er sich noch einmal genauer die Schussverletzung ansieht, bemerkst du aus lauter Schmerzen nicht, wie er die Nadel unmittelbar einige Millimeter vor der Wunde ansetzt. Er zögert keine weiteren Sekunden mehr und durchbohrt deine gerötete, wunde Haut mit der Spitze, zieht die Nadel und den Faden durch das geschundene Fleisch und vollendete somit den ersten Stich. Deine Hände haben sich währenddessen in irgendetwas weiches vergraben, ein Kissen vielleicht, und die Knöchel wirken leuchtend weiß im Schein des Kaminfeuers. Die Sicht verschwimmt vor deinen Augen. Mal wirkt es klar, dann wieder total unscharf. Und es soll bei den nächsten darauffolgenden Stichen nicht besser werden. Mittlerweile hat sich ein Schweißfilm über deinen brennenden Körper gebildet und du pendelst zwischen Bewusstlosigkeit und klarem Verstand, je länger diese äußerst schmerzhafte Prozedur andauert. Die Stiche hast du bereits beim dritten Mal aufgehört zu zählen und du wartest nur darauf, bist du dich übergeben musst. Du merkst nicht einmal wie du verzweifelt immer wieder deinen Körper auf den Bauch drehen willst, wie du unbewusst dich diesen Stichen entziehen willst, nur damit Law dich verärgert schnaufend in die seitliche Stellung zurück drehen muss. Verdammt, wieso dauert das alles nur so lange?
Deine Tränen laufen mittlerweile in Sturzbächen über das aschfahl gewordene Gesicht und selbst als Trafalgar dir die erfreuliche Nachricht übermittelt, nach 17 Stichen endlich fertig zu sein, schaffst du es nicht dich zu beruhigen. Stattdessen drehst du dich auf den Rücken, als Law von dir ablässt und schlägst deine Hände über das weinerliche Gesicht. Du jammerst, bibberst und schüttelst dich vor Schluckauf ähnlichem Heulen. Dein Blut, so hast du das Gefühl, scheint überall an dir zu haften und du fühlst dich einfach nur hundeelend in diesem Moment. Es geht so lange weiter, wie auch endlich die Erschöpfung sich nach dir verzehrt und du in einem unruhigen Schlaf gleitest, während du als letztes ein nasses Tuch auf deiner Stirn spürst und wie man dir den haftenden Schweißfilm abtupft.
„Man kann stolz auf dich sein.“
Leider sollst du Trafalgars letzten Satz nicht mehr zu hören bekommen, doch es ist das erste ehrliche Lob, welches er für dich übrig hat.
Ob sich eure mehr als fragliche Übereinkunft weiter verbessert?
Es ist die leichte, abgekühlte Luft, die dich aus dem Schlaf reißt und dir eine feine Gänsehaut beschert. Du bewegst dich vorsichtig, schlingst deine nackten Arme um deinen eigenen Körper und öffnest kurz darauf deine Opalen, die sich schwer und träge anfühlen. „Mhm… „ , murmelst du orientierungslos. Dein Gesicht fühlt sich angeschwollen an, auch sonst kannst du mit Sicherheit behaupten völlig gerädert einen neuen, höllischen Tag zu starten. Als hättest du mit ein paar Freunden die ganze Nacht durchgezecht. Aber die Realität sieht anders aus.
Du blinzelst in den Raum hinein. Feine Staubpartikel schweben im Licht der aufgehenden Sonne in der Luft, die Glut im Kamin knistert leise und draußen singen ein paar Vögel die ersten Lieder des Morgen. Eigentlich ganz idyllisch, wenn man von den Schmerzen absieht, die sich just in dem Moment melden, als du dich erheben willst. Die frisch gestochene Wunde meldet sich oberhalb deines Oberkörpers, Kopfschmerzen bringen deinen Schädel beinahe zum platzen und auch deine verletzte Hand kann es sich anscheinend nicht verkneifen ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. Irritiert wandern deine Augen zu eben jene Hand und du bist verblüfft sie behandelt und bandagiert vorzufinden. Nur deine vernähte Schusswunde springt dir ohne Verband entgegen und du ekelst dich davor, wie rötlich und angeschwollen sie wirkt. Soll das so sein? Oder war die Behandlung bereits zu spät und sie hat sich schwer entzündet?
Dein Atem beschleunigt sich etwas vor lauter Aufregung, und du berührst mehr einem Instinkt folgend den Rand, wo die wunde Haut auf die nahezu Gesunde aneinander trifft. Das willst du dir genauer ansehen. Dir sicher sein, nicht doch beispielhaft an einer Blutvergiftung zu krepieren.
„Das würde ich unterlassen, wenn ich du wäre.“
„Law … „ , schreckst du auf und du schenkst dem Mann deine Aufmerksamkeit, der unvermittelt das Wohnzimmer betreten hat und dich streng beobachtet. Dein Gesicht wirkt zerknirscht, als du ihm beim näher kommen zusiehst und nervös auf deine Verletzung zeigst. “Ist das normal? Ich meine … es sieht so geschwollen aus.“ Law zieht eine Augenbraue in die Höhe und schnauft leise, als er deine Hand ergreift und sie von der frisch vernähten Wunde weg zieht. Er betrachtet sein Werk des letzten, späten Abends mit geschultem Auge und kann dich endlich nach ein paar Sekunden des Schweigens beruhigen.
„Deine Haut beginnt zu heilen, sie ist ausreichend ausgewaschen und die Nähte haben sich nicht geöffnet. Trotzdem kann sie sich entzünden, wenn du deine Finger nicht bei dir lässt und nicht fummelst. Vermeide hektische Bewegungen, sonst liegst du wieder unter meiner Nadel. Und das wollen wir beide nicht.“ Erleichtert atmest du aus und schenkst seinen Worten das nötige Vertrauen, welches in dieser Situation mehr als Angebracht ist.
Daher lässt du es geschehen, dass Law nicht nur deine Körpertemperatur misst, auch deine Veilchen im Gesicht unterliegen seiner vollen Aufmerksamkeit, die in den schönsten Farben von Dunkelblau bis Helllila zu leuchten scheinen. Connor hatte nicht mit seiner Kraft gespart, als er dir knallhart ins Gesicht schlug.
Verbittert denkst du daran zurück und schüttelst dich, als das Bild vor dir erscheint und das Geschehene nochmal Revue passieren lässt. Wer hätte gedacht, dass du mal in so einer pikierten Situation gerätst. Und warum wissen die Männer immer, wie man einer Frau treffsicher ins Gesicht schlagen kann? Mistkerl.
„Wie ist das passiert?“ , wirst du schließlich aus deinen wirren Gedanken gerissen und siehst Law fragend an, der auf deine verbundene Hand deutet. Du denkst kurz darüber nach, welche Art der Antwort er eigentlich erwartet. Er müsste doch wissen, wie diese Wunde wirklich entstanden ist. Im fremden Haus, wo deine Gruppe mit der Seinen aufeinander getroffen seid, im Schlachtgetümmel mehrerer Zombies. Es war schlichtweg ein Unfall gewesen. Töricht und tollpatschig. Doch ein Geistesblitz, lässt dich wissen, worauf Laws Frage wirklich basiert. Er will wissen, wie die einst von im behandelte Schnittwunde vergrößert wurde und jetzt wesentlich schlimmer wirkt, als noch am Anfang. „Ich habe sie mir wieder aufgeschnitten. Mit dem Messer.“ , erklärst du kleinlaut und entziehst ihm deine linke Hand. „Warum?“ , will er nochmals wissen und du kannst regelrecht beobachtet, wie sich seine Augenbraue erneut in die Höhe schwingt und sein Bariton nicht sehr von Begeisterung trieft.
„Ich musste die Zombies irgendwie weglocken. Mir blieb keine Wahl … . Und sie waren so verrückt nach frischem Blut. .. Ich … .“ „Schon gut.“ , unterbricht Law dich und erhebt sich wieder. Mit offenem Mund betrachtest du seine große Gestalt und presst gleichzeitig deine Hand aus Reflex gegen deinen Brustkorb. Er sieht dich an, dunkel ist sein Blick und du findest je keine Worte dafür, wie du das plötzliche Schweigen durchbrechen könntest. Ist er … wütend? Weswegen? Doch ein leichtes heben seines rechten Mundwinkels belehrt dich eines besseren. „Du solltest es künftig vermeiden, meine Arbeiten wieder zu öffnen. Das tut dir nicht gut.“
Du bist etwas überrascht, ihn beim witzeln zu zuzuhören. Dennoch pflichtest du ihm in Stillen Recht bei. Auf Dauer würde dir derartiges mehr Schaden, als retten.
„Aber Dumm war es jedenfalls nicht.“ , hörst du ihn dann sagen, was dich derart verblüfft, dass dir sogar die Worte fehlen. Hat er … Nein. Oder?
„Hier, trink das. Der Körper kann schwerer Heilen, wenn er ausgetrocknet ist. Essen müssen wir uns anderswo besorgen. In den Schränken, war nichts mehr zu finden.“ Trafalgar reicht dir ein kleines Trinkpäckchen Multivitaminsaft, die man seinen Kindern an Schultagen mitgab, und du nimmst es an. Ein lachender Löwe strahlt dir entgegen und du erinnerst dich an die Tage zurück, wo auch du freudestrahlend daraus getrunken hattest. Kopfschüttelnd öffnest du die Packung und trinkst aus großen Schlücken den versüßten Saft. Besser als nichts, oder? Aber viel zu schnell geleert. Schade. „Danke.“ , äußerst du dich nett gemeint und siehst Law nicken. Er nimmt deinen Dank an und wendet sich schließlich von dir ab, um sich sein Schwert zu greifen und über die Schulter zu hieven.
„Wir sollten uns auf dem Weg machen. Die anderen suchen. Weit können sie nicht sein.“ Eifrig nickst du und erhebst dich vorsichtig, Laws ärztliche Anweisung im Kopf behaltend. „Okay.“
„Vorerst sollten wir dir etwas Kleidung besorgen.“ Du versteifst dich, als seine Worte etwas in dir wach rütteln. Plötzlich wirkst du zerknirscht, nachdem dein Blick auf dein völlig zerfetztes Oberteil, neben dem staubigen Sofa liegend, fällt, und dir bewusst wird, dass du die gesamte Zeit über, mit deinem BH bekleidet, dich mit Trafalgar unterhalten hattest. Dein Mundwinkel zuckt und du wagst es nicht darauf etwas zu erwidern. Stattdessen meidest du seinen selten zu sehenden, amüsierten Blick und hebst das Kleidungsstück wieder auf. Mehr schlecht als recht hältst du es vor dir, auch wenn es dir widerstrebt, dieses Stück Stoff wieder an dir kleben zu fühlen, getränkt mit allerlei Körperflüssigkeiten und Dreck. Aber anziehen kommt für dich nicht in Frage, wenn du nicht willst, dass die vernähte Schusswunde sich nicht doch entzündet, nur weil du dem Scham unterlegen gewesen warst. Augen zu und durch. „Wir können.“, räusperst du dich daher und gibst Law mit einer dezenten Handbewegung zu verstehen, dass er vorgehen kann.
Du hörst ihn schnauben, nicht sicher, ob es vielmehr ein unterdrücktes Lachen seinerseits gewesen war, doch du ignorierst es einfach. Du folgst ihm stattdessen nur aus dem Haus, nachdem Law sicher gestellt hatte, das keine Feinde vor der Tür auf euch warten. Währenddessen erdolchst du alles mögliche in deiner neuen Umgebung, nur Law wagst du nicht anzusehen. Nicht solange du etwas gescheites zum Anziehen gefunden hast.
~
Es vergehen viele Minuten, indem ihr Beide euch in der neuen Stadt umgesehen habt, die sich vielmehr als kleines Dorf entpuppen sollte. Daher gestaltet sich die Suche nach einem Kleidungsgeschäft eher schwierig, als leicht. Vor allem, weil der ein oder andere Zombie euren Weg kreuzte und es zu verhindern wusste. Law scheint keine Probleme zu haben sie zu eliminieren. Er verzichtet grundsätzlich darauf seine Pistole im Einsatz zu sehen und bevorzugt es lieber, sein Schwert zu schwingen, um unnötige Kämpfe zu vermeiden, die durch ein lauten Schuss definitiv zustande gekommen wären.
Gerade als Law seine Klinge durch einen weiteren toten Leib zieht und der Körper dumpf zu Boden fällt, bemerkst du aus dem Augenwinkel endlich ein Geschäft, der danach aussieht, Kleidung zu verkaufen. Klein aber Fein, denkst du dir und gibst deinen Begleiter zu verstehen, endlich etwas gefunden zu haben. Ein Blick über seine Schulter vermittelt dir, dass er dich gehört hat, scheinbar aber beschäftigt ist, dir sogleich folgen zu können. Zwei weitere Zombies versperren ihm den Weg und du wartest sogar darauf, bis du ihn endlich neben dich wissen kannst. „Na los, wir sollten versuchen, die anderen noch vor Einbruch der Nacht zu finden. Trödel nicht so herum.“ , gibt er dir leicht außer Atem zu verstehen und du zögerst nicht länger. „Okay.“
Leise ertönt eine Klingel durch das Geschäft und du hältst einen Moment inne, falls einige Untote davon angelockt worden sind, die sich im Laden aufhalten können. Es bleibt jedoch ruhig und die Tür wird von dir weiter aufgeschwungen. Law folgt dir unauffällig aber konzentriert. Genauso wenig wie du, will er Unschöne Überraschungen vermeiden und bis jetzt schlagt ihr euch nicht schlecht. Nun … auf ins Getümmel.
Der Laden bietet nicht viel, an Kleidung für junge Menschen. Leider Gottes, ist es vielmehr für ältere Kunden gedacht gewesen, doch die ein oder andere Jeans findet einen Weg in deine Hand. Wenn du schon eine Gelegenheit bekommst, dich neu zu bekleiden, dann kannst du es auch ausnutzen und alles auswechseln. Festes Schuhwerk, bewegliche Jeans und ein einfaches Graues Top später stehst du vor Trafalgar, der Schulter zuckend deine neue Erscheinung zustimmt. Naja, was soll er auch schon sagen? Ist nichts spektakuläres. Es erfüllt lediglich seine Zweck und bietet dir wieder einen gewissen Schutz. Selbst eine Tasche, die perfekt für jegliche Art von kleinen Waffen, eventuellen Medikamenten und Lebensmittel Stauraum bietet, findet sich recht schnell auf deinen Schultern wieder.
Nach nur zwanzig Minuten, könnt ihr den Laden bereits wieder verlassen, bis deine Opalen auf etwas ungewöhnlichem hängen bleiben und du nochmal stehen bleibst. Ein belustigtes Schmunzeln verirrt sich auf deinen Lippen und du ziehst, als sei es bereits normal für dich, an Laws Ärmel, der nicht minder überrascht stehen bleibt und dich fragend ansieht. „Was? Immer noch nicht fertig?“ , er wirkt etwas pikiert, aufgrund dessen, weil ihr immer noch keinen Schritt weiter gekommen seid. Aber ist etwas normale Realität zu viel verlangt? Nach all dem ganzen Chaos, der letzten Tage? „Sieh doch.“ Du deutest auf eine Mütze, die im Schaufenster ausgestellt worden ist und ziehst sie etwas ungeschickt von der Puppe herunter, um sie sich schließlich aufzusetzen. Du drehst dich zu deinem Begleiter um und kannst dir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es sieht auch einfach zu lächerlich aus und doch hat diese Mütze etwas an sich, das einem zum anziehen verleitet. Mit ihren dunklen Punkten und dem weichen, weißen Fell.
Skeptisch betrachtet dich der Schwarzhaarige und ist sich nicht so ganz sicher, ob du das wirklich ernst meinst. Bist du jetzt verrückt geworden? Ihr habt gänzlich andere Probleme, als einem Trend nachzujagen. „Und?“ , fragst du offen interessiert und Laws Miene versteinert sich ein kleines Stück. Dein fast schon vergessenes Grinsen erlischt darauf und du ziehst die Mütze etwas tiefer ins Gesicht, um dein Unbehagen nicht ganz offen dar zu stellen. „Bist du fertig?“ Seine Stimme wirkt trocken, gar bohrend und du nimmst kurzerhand deine Kopfbedeckung wieder ab. „Dafür haben wir keine Zeit. Komm.“
Etwas Enttäuscht siehst du dem Mann nach und ein seufzen verlässt deine Kehle. War es falsch gewesen, die Stimmung etwas aufzulockern? Ein wenig zurück in den Alltag zurück zu finden? Oder ist selbst ein kleines bisschen Spaß in der heutigen Zeit bereits zu viel des Guten? „Spießer.“
~
Die Klingel ertönt nochmals, als Trafalgar den Laden verließ und du bereits dabei bist, die ungewöhnliche Mütze zurück auf ihrem Platz abzulegen, als plötzlich ein Schuss durch die Straßen echolot, du aufgeschreckt stolperst und sowohl die Schaufensterpuppen mitreißt, als auch einige Regale. Wie ein aufgeschrecktes Huhn wirbelst du mit deinen Armen auf und ab, versuchst das Gleichgewicht zu halten und stürmst anschließend auf die Straße, nachdem du das reinste Chaos im Laden hinterlassen hast. Stört ja niemanden mehr, oder?
Fragend und Nervös siehst du dich in der Umgebung um, kannst aber niemanden ausmachen. Weder einen Schützen, noch deinen Begleiter. „Law!“ Ein zittern ist aus deiner Stimme zu hören und du schluckst aufgeregt, als niemand dir antwortet. Verdammt, nochmal. Bist du schon wieder alleine?
Erst als sich eine warme Hand um deinen Mund legt, kommt wieder Bewegung in dir. Die Angst, wieder etwas schmerzhaftes erleiden zu müssen, wieder verprügelt, oder angeschossen zu werden, lässt dich wild toben und dich nicht erkennen lassen, wer genau eigentlich hinter dir steht. „Beruhige dich. Ich bin es, verdammt.“ , hörst du Law zischen und nur sehr langsam schaffst du es deine Panik zu kontrollieren, nachdem Law dich in Deckung gezogen hatte. Aus großen, überraschten Augen siehst du ihm ins Gesicht und gerade erweckt in dir der Wunsch ihm eine zu kleben. Hat er sie noch alle? Muss er dich dermaßen erschrecken? Wie von selbst holst du mit deiner flachen Hand aus, und gibst ihm einen Klaps auf die Schulter. „Arschloch!“ Kurz darauf betrachtet dich Law, als seist du nicht mehr ganz dicht beisammen. Hast du das gerade wirklich getan?
Gerade öffnet sich sein Mund um dir zu sagen, was er von deinem Schlag hält, als lautes ungeschicktes Fluchen zu euch durchdringt und weiter Schüsse fallen.
„Ziel auf dem Kopf! Dem Kopf, verfluchte Scheiße.“
„Was glaubst du was ich mache, du Vollidiot.“
„Jedenfalls nicht Treffen.“
„Sei ruhig, Shachi! Ich kann mich nicht konzentrieren.“
„Du verballerst unsere ganze Munition.“
„Hört ihr wohl auf, euch zu streiten. Unpassender geht es ja wohl nicht.“
Wieder ertönt das Geräusch einer abgefeuerten Kugel und das stumpfe Gemecker und Gezanke eröffnete sich von Neuem, als die Patrone ihr Ziel anscheinend nicht traf. „Hoffnungslos, mit dir. Wir werden sterben.“ , seufzte der Rothaarige und es hält dich nichts mehr in deinem Versteck. Tief verstaust du die abstrakte Mütze in deine neu erworbene Tasche und springst auf.
„Shachi, Penguin. Gott sei dank, ihr lebt noch!“
Zwei Wochen. … Vierzehn Tage. … 336 Stunden.
Sie vergehen wie ihm Fluge und dennoch verstreicht die Zeit, wie ein zäher Kaugummi, unter der Sohle eines durchgelaufenen Schuhs, während die Erde sich stetig verändert. Schnaufend hältst du dir deinen knurrenden Magen und betrachtest einige wild gepflückte Himbeeren, in deiner von Schweiß und Dreck beschmutzten Hand und kannst dir ein Murren nicht verkneifen. Du hast es satt, dich von Kleinobst und Dosensuppe zu ernähren, nichtsdestotrotz aber bleibt dir nichts anderes übrig wenn du bei Kräften bleiben möchtest. Du hast feste Nahrung mittlerweile zu schätzen gelernt und doch sind Lebensmittel zu einer Ressource geworden, die wohlüberlegt zu verbrauchen und aufzuteilen ist. Besonders leicht verderbliche Nahrung.
Daher schluckst du eher ungern die letzten Beeren und lässt die Süße ihres Saftes auf deiner Zunge vergehen, in der Hoffnung, deinen Hunger vorerst bekämpft zu haben. Unwahrscheinlich. Dennoch besser als zu fasten.
Ächzend richtest du dich auf, schulterst deine Tasche und kehrst zu deiner Gruppe zurück, die sich gerade daran zu schaffen macht ein Lager herzurichten und frisches Wasser zu filtern. Penguin wirft mit unverständlichen Flüchen um sich, während er eine große Plane, zwischen zwei dicken Baumstämmen zu spannen versucht. In der Zwischenzeit richtet Shachi ein Lagerfeuer her, Jacob wetzt stumpf gewordene Jagdmesser und Maik Been sammelt essbare Pilze, Wurzeln und weitere unliebsame Beeren in der Umgebung. Auch du willst dich nützlich machen, läufst zum nahe gelegenen Fluss und hilfst einem weiteren Gruppenmitglied dabei leer gewordene Flaschen neu zu befüllen. Es fällt dir, aufgrund deiner heilenden Verletzungen schwer, mit ihm an Schnelligkeit mitzuhalten, aber das ist eigentlich irrelevant, solange du deine Aufgabe richtig ausführst und beendest bevor die Nacht herein bricht.
Währenddessen siehst du dich um, beobachtest vereinzelte Gruppenmitglieder bei ihren Tätigkeiten oder beteiligst dich an einigen Gesprächen, in denen man dich zu verwickeln versucht. Es ist, als wenn sich nichts verändert hätte. Die Welt ist nach wie vor im Reinen mit sich und die Natur, weit außerhalb der Zivilisation, kann nicht unberührter sein. Es ist beinahe normal. …
Aber eben nur beinahe.
Die gezückten Waffen, die ernsten Gesichter und die stetige Anspannung, zerstören diesen friedlichen Moment brachial. Ebenso der elendige Zustand, in dem sich alle befindet, lässt zu wünschen übrig und ist vielmehr zum Heulen.
Tja … Geheult hast du in letzter Zeit ziemlich viel und oft, wenn auch still und heimlich und im Schutze der Nacht. Sei es vor Schmerzen, vor Trauer oder Selbstmitleid. Mit großer Wahrscheinlichkeit, blieb es vor einigen nicht verborgen, aber sie taten dir wenigstens den Gefallen, dich auf deine verheulten Augen nicht anzusprechen. Denn ihr teilt euch alle das gleiche Schicksal. Und wirklich niemand, verspürt das Verlangen danach, seine Vergangenheit offen auf den Tisch darzulegen, solange es keiner schafft, sie erst selbst zu verarbeiten.
Schwierig, aber umsetzbar. …. Wenn man es denn will.
Nachdenklich erlaubst du dir einige Schlücke, aus dem frisch gefilterten Wasser und siehst in den blauen Himmel hinauf. Die Sonne blendet dich, und doch ist es ein wunderbares Gefühl die Wärme zu spüren, die von ihr ausgeht. Erst das Auftauchen einiger Personen, die in das noch in Aufbau befindende Lager treten, erhaschen sich die Aufmerksamkeit der meisten Gruppenmitglieder und ein bescheidender Jubel bricht unter ihnen aus, als sie sowohl die drei erlegten Hasen, als auch den großen Bock, auf Bepos Schultern tragend, erblickten. Ächzend lässt der große Weißhaarige, das erlegte Tier zu Boden gleiten, während die umstehenden Männer ihn anerkennend auf den Rücken klopfen. Nach langer Zeit, frisches Fleisch zu sich zu nehmen, ein wahrer Traum, für jeden Mann und Fleischliebhaber, denkst du dir schmunzelnd, währenddessen du die Flasche, in deiner Hand, zuschraubst und sie zu den Anderen zurück stellst.
„Nicht schlecht, oder?“
Shachi gesellt sich zu deiner Wenigkeit und wirkt ehrlich überrascht. Natürlich, wer auch nicht. Wer kann schon ein ausgewachsenes Tier problemlos auf seinen Schultern tragen, ohne früher oder später zusammen zu brechen. Du gibst zu, das hat dich beeindruckt, gleichzeitig aber auch, kannst du jetzt erahnen, welch' unbekannte Kräfte in Bepo schlummern mögen. Beängstigend und Faszinierend zugleich.
„Ja, … er scheint ziemlich stark zu sein.“ , antwortest du deinem Freund ehrlich und blickst zu ihm hinauf. „Ich möchte mich nicht mit ihm anlegen. Täte mir nicht gut.“ Du musst schmunzeln, als er nachdrücklich seinen Kopf schüttelt und die Stirn zusammen zieht. „Aber es ist schön, heute Nacht mal nicht hungrig zu Bett zu gehen.“ „Ja, das stimmt wohl … .“ Denn genau das, trifft so gut auf euch alle zu. Es ist eine Quälerei sich Nacht für Nacht in den Schlaf zu wälzen, während der eigene Magen in den Kniekehlen hängt und keine Ruhe gibt, während gleichzeitig der Körper auf Hochspannung steht, jederzeit einen Angriff von Untoten fürchtend. Egal zu welcher Zeit, man kommt einfach nicht zur Ruhe. Dementsprechend ist die Stimmung in vielerlei Hinsicht angeschlagen. Aber jetzt siehst du lauter grinsende Gesichter, die sich auf das Festmahl heute Abend freuen. Ist das ein kleiner Fortschritt? Kann man so sagen, oder?
Auch du kannst dir ein bescheidendes Grinsen nicht verkneifen. Selbst dir läuft das Wasser im Mund zusammen, und lässt deinen eben erst gestillten Magen wieder auf knurren. Sicher, warum sollte er auch nicht. Ein paar Beeren können keine richtige Mahlzeit ersetzen. Und auch Shachi bleibt nicht verborgen, wie dein Magen sich offensichtlich beschwert und einen Aufstand anzettelt. Er lacht müde, kann genau verstehen, wie du dich gerade fühlst, denn auch ihm ergeht es nicht anders. „Hier, nimm das. Iss nicht alles auf einmal.“ Heimlich schmuggelt er eine gelbe rechteckige Packung in die Seitentasche deiner Kapuzenjacke, während er mit dem Daumen auf Penguin deutet, der anscheinend mehr Schwierigkeiten mit der großen Plane hat, als es am Anfang angenommen wurde. „Ich glaube er braucht Hilfe. Wir wollen ja nicht, dass er sich verletzt, oder?“ Überrascht beobachtest du deinem Freund dabei, wie er sich erhebt, deine ohnehin zerwühlten Haare mit seiner Hand weiter durchwühlt und sich anschließend von dir abwendet. Schnell greifst du in deine Tasche, ziehst das kleine Päckchen aus seinem Versteck und stockst, als du die blaurote Schrift eines PickUp Riegels betrachtest. „Aber Shachi … „ , brüllst du ihm hinterher, doch er wedelt nur abwinkend mit seiner Hand. „Gern geschehen. Oh, und ich glaube dein Typ wird verlangt.“
Sich immer weiter von dir entfernend, deutet er auf die Gruppe Jäger, die noch immer am Waldrand stehen und sich von den anderen Loben lassen. Nur einer von Fünf Männern, scheint sich aus dem Trupp gelöst zu haben und hält direkt auf deine sitzende Wenigkeit zu.
Sein Gesichtsausdruck kannst du nach wie vor nicht richtig deuten und mit dem riesigen Schwert auf seinem Rücken, wirkt er noch unheimlicher, wenn er, mit Hände in den Hosentaschen steckend, auf dich zukommt. Ungeschickt verstaust du den Schokoladenriegel in seinem Versteck zurück und wartest darauf, bis Trafalgar dich erreicht hat. Er bleibt nur wenige Sekunden später vor dir stehen, betrachtet dich aus seinen in dunkeln liegenden Opalen, bevor er dich mit nur einem einzigen Kopfnicken dazu auffordert aufzustehen und ihm zu folgen.
Überrascht erhebst du dich schnell, darüber verwirrt, wieder seine Aufmerksamkeit erhascht zu haben, wo er doch seid Tagen dich und deinen Verletzungen keiner weiteren Beachtung mehr gewahr wurde, nachdem du und dein Körper das schlimmste überstanden und einer Infektion entgegen gewirkt habt. Er gab dir Anweisungen, wie du dich selbst versorgen kannst, worauf du achten sollst und du ihn aufsuchen kannst, wenn dir etwas seltsam erscheint oder du dich schlecht fühlst, im Sinne von Schmerzen, Übelkeit oder Schwindel. Und nichts davon trat in jeglicher Art und Weise ein, weshalb Trafalgars Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen gewidmet war. Gruppenleitung, Vorgehensweisen … Überleben.
Ihr entfernt euch vom Lager, soweit, wie auch irgendwann das Stimmengewirr der Anderen abklingt und nur das leise Rauschen der Blätter die Stille durchbricht. Vielleicht merkt er es nicht oder er ignoriert es einfach geflissentlich, aber deine Stimmung schlägt sofort um nachdem ihr beide alleine euch gegenübersteht und Law es irgendwann für Richtig hält anzuhalten und sich dir widmet. Du schluckst, als sein stechender Blick hauptsächlich dein Gesicht fixiert, es zu scannen scheint und kritisch deine Haltung mustert. „Dir scheint es besser zu gehen.“ Seine tiefe Stimme schallt zu dir rüber und nach einigen Sekunden bestätigst du ihm seine Erkenntnis. „Wesentlich besser.“
~
Du ringst dir ein Lächeln ab, während deine Gedanken zurück schweifen, an jenem Moment wo ihr euch alle wieder zusammen gefunden habt. Penguin war außer sich vor Wut gewesen, als er dich auf euch zu stolpern sah, in einer derart schlechten Verfassung, dass er sofort Law dafür verantwortlich gemacht hatte. Dein Gesicht leuchtete in allen erdenklichen Farben und war zur Hälfte von Schwellungen übersät, während du damit zu kämpfen hattest gerade zu stehen, aber das ließ deine frisch vernähte Verletzung einfach nicht zu. Dein Freund hat getobt, Law gegenüber wilde Beschimpfungen ins Gesicht gespien und wäre beinahe auf ihn gestürzt, hätte Shachi nicht eingegriffen und ihn auf eure Situation aufmerksam gemacht. Ihr wart immer noch schutzlos auf offener Straße, Zombies torkelten auf euch zu und es wäre eine Verschwendung wertvoller Munition gewesen sie für ein paar Untote zu verbrauchen. Daher habt ihr euch allesamt verzogen, einen unnötigen Kampf vermieden und das kleine Dorf hinter euch gelassen.
Danach folgten einige Gespräche nachdem ihr euch in Sicherheit gewogen hattet. Sowohl die Erklärung Wieso, Weshalb und Warum man dich derart zugerichtet hatte, bis später die Fronten einigermaßen geschlichtet waren. Es wurde einige Zeit geschwiegen und schlussendlich fiel die alles entscheidende Frage. - Bleibt ihr beisammen, als große Gruppe, oder trennten sich ab hier eure Wege?
Niemand fand eine Antwort, selbst Penguin schwieg, kreuzte stur seine Arme vor die Brust. Auch du hast zu Boden geschaut, dir unwohl auf die Lippe gebissen und zwielichtig zu jedem Einzelnen von ihnen geschaut, ihre Reaktionen abgewartet, bis es Trafalgar anscheinend zu nervig empfunden hatte. Er schnalzte mit der Zunge, kehrte euch, ohne ein Wort verlauten zu lassen den Rücken zu und verschwand zwischen einige umstehende Bäume. Beppo folgte ihm kurzerhand, hinterher Laws Männer mit Sack und Pack. Es vergingen mehrere Minuten, bis du dich dazu durch gerungen hattest deinen Freunden in die Augen zu schauen, nur um zu bemerken wie sie dich erwartungsvoll ansahen. Ein wenig überfordert warst du schon, immerhin ließen sie dir die Entscheidung über eure Zukunft, bis Shachi dich mit einem kaum sichtbaren Nicken ermutigte deine Antwort zu fällen.
Mehr als zögerlich hattest du nach deiner Tasche gegriffen, sie geschultert und einige Schritte in Trafalgars eingeschlagene Richtung gewagt, bevor du stehen geblieben bist und einen Seitenblick auf alle warfst. Du bist noch einmal tief in dich gegangen, hast deine Entscheidung hin und her gewälzt, von allen Seiten betrachtet und mit einem entschlossenen Kopfnicken zu Laws sich immer weiter entfernende Gruppe gedeutet. Shachi war der Erste gewesen, der dir zwischen die Baumreihen folgte, überraschenderweise eilte Penguin leise fluchend als zweites zu euch, dicht gefolgt von Maik Been und Jacob.
Wortlos habt ihr den Schwarzhaarigen später eingeholt, euch zwischen den anderen Mitglieder eingereiht und seid einfach mitgezogen.
Niemand sagte etwas.
Keiner erhob Einspruch.
Euer Eintritt blieb kommentarlos und wurde hingenommen.
Bis heute.
~
„Und dennoch zu schwach, um dich zu verteidigen.“ , Laws hart ausgesprochene Worte reißen dich in die Realität zurück und überrascht öffnest du deinen Mund. Sprachlos ziehst du deine Augenbrauen in die Höhe und lässt es geschehen, wie dein Gegenüber sich dir nähert, dein Oberteil in die Höhe zieht und seine Arbeit von damals begutachtet. Und obwohl er es bereits des Öfteren getan hatte, raubt es dir dennoch für einen Moment den Atem und lässt dich erstarren.
„Das dürfte gehen. Hier.“ Schnell hat er sich dein Messer am Gürtel geschnappt und es dir etwas grob in die Hände gedrückt. Unheilvoll blitzt die Klinge im Sonnenlicht auf und schwer lastet das Gewicht zwischen deinen Fingern, dennoch richtest du deine Kleidung neu und siehst zu Law hinauf. „Was hast du vor?“ , fragst du ihn direkt und verstehst eigentlich nicht genau, was er jetzt von dir verlangt, so erwartungsvoll er dich auch betrachtet. „Trainieren.“ „Mit dem Messer?“ Deine Stimme hat sich in die Höhe geschlagen und du bemerkst das nicht einmal. War das sein Ernst?
„Genau.“
Anscheinend.
„Aber … !“ , willst du einwenden, doch Law funkt dir barsch dazwischen. „Wenn du dich damals verteidigt hättest, wäre es nie bis aufs Äußerste gekommen.“ „Ich wusste nicht wie, ich hatte Panik.“ , wendest du ein, aber das scheint ihm nur zu widerstreben. „Und das schränkt dich ein.“
Zielstrebig platziert Trafalgar sich hinter dir, greift nach deinen Armen und schiebt deine Beine auseinander, verschafft dir einen festen stand und bringt dich somit in die Grundstellung. „Du musst lernen zu kämpfen, sonst bist du schneller tot, als dir lieb ist.“ Sein Griff war hart, als er die Klinge in deinen Händen richtig positioniert und deinen Rücken gerade streckt. „Sei es von Überlebenden oder den Toten.“ Mit einer Selbstverständlichkeit winkelt er deine Arme an, die deinen Oberkörper vor Angriffen schützen sollen, während er weiter auf dich ein predigt.
Du wirst schrecklich nervös.
„Wir können nicht alle auf dich aufpassen.“
Ein stechendes ziehen kraxelt deine Wirbelsäule empor, als Law dich zwingt einen großen Ausfallschritt nach vorne zu tätigen und du fängst an dich gegen seine grobe Behandlung zu wehren, als sich die ersten Schmerzen ankündigen, die von deiner Schussverletzung ausgehen. „Ich weiß nicht ob ich das kann. … „ , zischt du unsicher und du bemerkst wie deine Handinnenflächen zu schwitzen beginnen. „Das ist mir egal. Lerne die Grundlagen, zügel deine Angst und lasse dich nicht von deiner Panik kontrollieren.“
Law scheint von deiner Einstellung nicht sehr angetan zu sein und im nächsten Moment kannst du dir einen Aufschrei nicht verkneifen, als er dich unverhofft zu sich umdreht, deine wackeligen Beine vom Boden zieht und du dich der Länge nach keuchend auf der Erde wiederfindest. Stöhnend schnappst du nach Luft und bemerkst erst am Rande, wie dir das Messer aus der Hand gerissen und die scharfe Klinge nur um Haaresbreite neben deinem Hals in den Boden gerammt wird. Schluckend und aus großen Augen betrachtest du die Waffe neben dir, ehe du dich mit rasendem Herzklopfen der Person über dir widmest. Du wagst es nicht einmal zu Atmen, als seine aufblitzenden Augen dich für mehrere Sekunden taxieren wie ein Raubtier.
„Du bist tot.“
Erstarrt graben sich deine Hände in die weiche Erde, während Law sich erhebt, als hätte er gerade nicht versucht, dich imaginär abzustechen, dir nicht vor Augen geführt, was dir erblühen könnte, wenn du nicht schnellstmöglich seinen Rat befolgst und lernst dich ordentlich gegen eure Feinde zu verteidigen.
Er … hat dich wirklich erschreckt.
„Wir werden morgen früh weiter machen. Die Sonne geht schon bald unter.“
Er will dich trainieren. Dich auf die grausame Welt vorbereiten. … Dir mangelt es an Worten und Verstand, als du dich schließlich von ihm aufhelfen lässt. Starr umklammern deine eiskalten Finger seine Hand, während Law deine Waffe entgegen reicht und du sie immer noch sprachlos zurück am Gürtel befestigst. Ein letztes Mal lässt er seinen Blick über deinen Körper schweifen, bevor er sich abwendet und dich konfus an Ort und Stelle stehen lässt.
Was genau ist eigentlich gerade passiert? Das will immer noch nicht so richtig in deinen Kopf, weswegen du eher unkonzentriert seine davon schreitende Statur betrachtest.
„Komm endlich oder willst du als Zombiefraß verenden?“
„ … Nein.“ , murmelst du und läufst ihm endlich nach.
„Nein, das möchte ich nicht.“
Seid langer Zeit hast du nichts befriedigenderes mehr gefühlt, als einen vollen Magen. Entspannt streckst du deine steifen Glieder vor dir aus und lehnst dich an den dicken Baumstamm hinter dir, siehst paralysiert in das knisternde, einige Meter von dir entfernende Lagerfeuer und belauscht die vereinzelten Gesprächen deiner Freunde. Später wandern deine Opalen über die Gruppe und du kannst nicht anders als zu Lächeln, nachdem du bei jedem einzelnen verschiedene Emotionen erkennen kannst. Zufriedenheit, Erleichterung und Glückseligkeit. Du hast gedacht gerade diese Gefühle in keinem Gesicht mehr wieder zu finden.
Dein Blick wandert weiter, hinauf in den wolkenlosen Nachthimmel. Ohne die tausenden Lichter der Städte strahlen die unendlich vielen Sterne so intensiv wie seid Jahrhunderten nicht mehr. Es ist traurig das es erst zu einer Apokalypse kommen musste um das zu erkennen, doch umso mehr erfreust du dich an diesen Anblick. Wer weiß wann es das letzte Mal sein wird.
Du verfällst in Gedanken, durchwühlst deine schönsten Erinnerungen und Momente in deinem Leben und lässt sie vor deinen Augen noch einmal Revue passieren. Die Geburt deiner kleinen Schwester zum Beispiel. Oh, es war ein wunderbares Gefühl gewesen sie das erste Mal im Arm halten zu dürfen, deine Brust war vor lauter Stolz angeschwollen wie eh und je. In jenem Moment warst du ein wachsendes Vorbild für sie gewesen, die große Schwester. Ehrfürchtig hattest du darauf geachtet sie nicht fallen zu lassen, sie unter deiner höchsten Konzentration die du aufbringen konntest gefüttert und ihr später beim Krabbeln lernen das Vorzeigeprodukt gemimt. Deine Eltern konnten nur darüber lachen und es war Okay gewesen. Doch der schönste Augenblick von allem war deine Mutter im weißen Hochzeitskleid zu sehen, als sie endlich deinen nervös werdenden Vater das Ja Wort gegeben hatte. Tränen sind geflossen und um es heimlich zu sagen, es waren nicht nur deine und die von deiner Mutter.
Weniger schön war daher dein katastrophaler erster Kuss. Von einem Grobian aufgezwungen, weil seine kleinwüchsigen Kumpanen ihn dazu aufgehetzt hatten. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen und du hättest es für einen dummen Teenager Streich abgetan, hätte sein forsches und nervöses Handeln nicht dazu geführt, das, statt seine Lippen seine Zähne Bekanntschaft mit deinem Mund machten. Wie ein ausgeschlachtetes Schwein hast du mehrere Handtücher rot gefärbt. An diesem Tag wart ihr beide das Gesprächsthema schlechthin auf dem Schulhof gewesen. … Wie überaus peinlich. Aber je länger du jetzt darüber nachdenkst, zaubert es dir ein kleines Schmunzeln über die Lippen. Es war aber auch Lächerlich gewesen.
„Worüber denkst du nach?“ Shachi verschafft dir die Ehre und setzt sich neben dich, nachdem du lediglich mit den Schultern zucken konntest. „Über dieses und jenes.“ „Wirklich? Du hast etwas betrübt ausgesehen.“ „Beobachtest du mich etwa?“ , lenkst du vom eigentlichen Thema ab und studierst seine Reaktion. Er wirkt plötzlich wie aus der Reserve gelockt und du musst auflachen, als du sein geschocktes Gesicht betrachtest. „Also ich … .“ „War nur ein Scherz.“ Du boxt ihn leicht gegen die Schulter und findest es amüsant, wie er über deine Worte schlussendlich nur mit dem Kopf schütteln kann und sich offenbar ein tiefes Seufzen verkneifen muss. Anschließend verfallt ihr beide in ruhiges, angenehmes Schweigen, während du deine leicht ausgekühlten Hände in die Taschen deines Oberteils schiebst. Die Tage mögen warm sein, doch die Nächte bringen immer noch eine nachträgliche Kälte mit sich. Umso faszinierender fällt dir dein geschenkter Schokoriegel wieder ein, dessen Verpackung du unweigerlich mit deinen Fingerspitzen berührst.
Du ziehst ihn raus und hältst ihn vor Shachis Gesicht, der etwas irritiert auf die Verpackung stiert. „Ist da noch Platz für ein Nachtisch?“ Du deutest mit dem Finger auf seinen Magen und erst sein gemurmeltes: „Dafür doch immer.“ , lässt dich schließlich das hartnäckige Plastik aufreißen und die Süßigkeit in zwei Hälften teilen. Du gibst ihm seinen Anteil und noch bevor du den ersten Bissen tätigen und Shachi sich bedanken konnte, schiebt sich ein zweites, dir bekanntes Gesicht vor die Nase und beißt großzügig ein Stück von deinem Riegel ab. Sprachlos betrachtest du Penguin beim Kauen, realisierst erst zu spät wie schamlos dein Freund zum Dieb mutiert, während Shachi neben dir in haltloses Gelächter verfällt. „Und was ist mit mir?“
Krümmel vom Keks fallen deinem Gegenüber während des Sprechen beinahe aus dem Mund und es fällt dir etwas schwer seine gemurmelten Worte zu verstehen. „Oh Penguin … „ „Was denn?“ Er schluckt sein Gekautes herunter und sieht in diesem Moment wie ein getretener Hund aus. Natürlich hättest du auch mit ihm geteilt, aber wenn du ehrlich zu dir selber bist, du hast zu jenem Zeitpunkt einfach nicht daran gedacht.
Du seufzt auf und brichst letzten Endes noch ein kleines Stück deiner abgebissenen Hälfte ab, die du anschließend deinem Freund überreichst. Dankbar nimmt er es dir ab und endlich hast du die Zeit deinen Anteil zu vertilgen. Genießerisch schließt du deine Augen, lässt die Schokolade auf deiner Zunge zergehen und kaust genüsslich und langsam, während jedem von euch drei fast zeitgleich ein Stöhnen entfleucht.
Das(!) ist mit Abstand der schönste Moment.
Wie lange hast du keine Schokolade mehr gegessen? Es muss eine halbe Ewigkeit her sein, als du das letzte mal dieses Hüftgold in Händen gehalten hattest. Und du feierst es gerade. Im Stillen bedankst du dich bei Shachi, dafür, dass er diesen Augenblick herbei geführt hatte. Wo er wohl den Riegel auftrieb? Ach egal.
~
Lange noch schmeckst du die hinreißende Schokolade in deinem Mund, bevor je Trafalgar Law sich zu deiner bescheidenden Gruppe gesellt. Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, als er eure seligen Gesichter betrachtet, bevor er dich fixiert und nur minimal den friedlichen Moment stört. „Heute Nacht übernimmst du die Erste Wache.“ Du glaubst dich verhört zu haben, doch das sowohl Penguin und Shachi ihren Gegenüber ansehen, als hätte er keine einzige Tasse mehr im Schrank erkennst du die harte Realität. Schrecklich wird dir bewusst das du nicht ein einziges Mal eine Nacht hast Wache schieben müssen. Bitter lässt dich die Wahrheit aufstoßen und du fügst dich mehr oder weniger in deinem Schicksal. Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal und nur weil du eine Frau bist und deinen Verletzungen unterlegen gewesen warst, heißt das nicht, dass du für immer davon kommen würdest. Die halbe Nacht gehört heute also ganz dir alleine, während alle anderen den Schlaf der Gerechten schlummern dürfen.
„Tja … ähm, Okay. Dann wollen wir mal.“ Du wirkst aufgeregt und schrecklich nervös. Was ist wenn ausgerechnet heute eine Horde Zombies über euer Lager herfallen muss oder eine ausgehungerte feindliche Truppe Überlebender? Wirst du es rechtzeitig schaffen alle anderen zu warnen, bevor es zu den ersten Toten kommen wird? Ungeschickt erhebst du dich, klopfst dir den Staub von deiner Hose, auch wenn deine Aktion völlig sinnlos erscheint, in Anbetracht dessen, dass sie ohnehin völlig verdreckt ist. „Bist du dir sicher Law?“ , stellt Shachi schließlich die Frage, doch Trafalgar scheint felsenfest davon überzeugt zu sein dich auf die Schlachtbank zu führen. „Sie wird das schon schaffen.“ Das er dir in gewisser Art und Weise vertraut ehrt dich ein wenig. Nichtsdestotrotz aber verhindern seine Worte keineswegs, dass dir dein Herz unweigerlich in die Hose rutscht.
Penguin schnauft, während er sich zu beruhigen versucht. Das er dazu nichts äußerst rechnest du ihm hoch an. Neigt er doch immerzu gerade bei Law aus der Haut zu fahren.
Dein Freund hat ihn akzeptiert, dennoch bedeutet das nicht das er sich mit ihm auch gut verstehen muss. Und das ist bereits viel Wert.
Mit verärgertem Blick sieht er euch beiden nach und auch wenn deine Gefühle gerade Achterbahn fahren lächelst du zerknirscht und zuckst ratlos mit den Schultern. Was hättest du auch sagen sollen? Ihr seid so etwas wie ein Team und auch du musst etwas beitragen, wenn du schon im Kämpfen nicht glänzen konntest. Dann eben Wache schieben.
Du folgst Trafalgar zurück zum Lagerfeuer, wo nur noch vereinzelte Männer sich einen Nachschlag vom gebratenem Fleisch abholen oder sich intensiv zu unterhalten scheinen. Nur die Wenigen kannst du im Dunkeln ausmachen, die sich nach dem Essen zum Schlafen gelegt hatten. Das leise Schnarchen dringt in deine Ohren und du setzt dich stillschweigend auf einem Baumstamm, während die Wärme des Feuers dich einhüllt, dein Gesicht erhitzt. Es ist angenehm und es nimmt dir erstaunlicherweise einen Teil deiner Angst, beruhigt dich in gewissermaßen auf das Kommende. Und nicht nur wenige Minuten später soll die Verantwortung schwer auf deinen Schultern lasten.
Nach und nach verabschieden sich alle, verlassen deine Position und nur dein eigener Schatten soll dir in diesen gruseligen Stunden Gesellschaft leisten. Tief atmest du ein und aus, zückst beklommen das Jagdmesser aus ihrem Versteck und hältst sie mit beiden Händen schützend vor dir. Wachsam gleiten deine Opalen durch die Dunkelheit, versuchst etwas in ihr zu erkennen. Bewegungen, Umrisse oder Geräusche, dir dir unnatürlich laut vorkommen, jetzt wo die Stille sich über euer Lager hergemacht hatte. Es ist furchtbar wie schnell du zusammen zuckst, wenn nur eine Eule wagt sich durch ihre Laute bemerkbar zu machen, wenn eine Maus durch das Unterholz streift oder nur eine Mücke an deinem Gesicht vorbei schwirrt. Alles … . Wirklich alles kann zu einer Gefahr werden. Und das wird dir gerade jetzt unverhofft bewusst.
Murrend stehst du auf, umrundest das Feuer stetig im Kreis und legst immer wieder neues Holz nach, um es nicht ausbrennen zu lassen. Das wäre vielleicht euer Tod, sollte deine eigene Sicherheit erlöschen und dir das einzige nehmen was dir Kraft verleiht. Licht. Wie sehr du es gerade nicht mehr missen möchtest. Wie ein unruhiger Tiger im Käfig streifend bleibst du in Bewegung, vertrittst dir die Beine um eine anbahnende Müdigkeit entgegen zu wirken. Das macht unwahrscheinlich viel aus und du bist erstaunt wie lange du wirklich durch hältst wenn der Ehrgeiz einen packt. Du fühlst Stolz in dir aufsteigen. Gerade beschützt du deine Gruppe, sie vertrauen dir und wie es den Anschein macht, schlägst du dich nicht schlecht, wenn du das anhaltende Schnarchen richtig deutest. Vielleicht ist es aber auch nur das Adrenalin, welches ohne Unterlass durch deine Venen pumpt und deinen Körper zum Kribbeln bringt.
Stunde um Stunde vergeht, zwar langsam aber stetig und du sehnst den Moment herbei, wenn deine Ablösung sich aus dem Schatten löst und dich ins Bett schicken kann. Wie schnell ahnst du noch nicht.
Es sind langsame Schritte, die dich in Alarmbereitschaft versetzen und du drehst dich hektisch um deine eigene Achse, nur um wenig später in das markante Gesicht Trafalgars zu blicken. Ruhig läuft er auf dich zu, sein Schwert neben sich her tragend und zieht eine Augenbraue in die Höhe, in Anbetracht dessen wie verkehrt du dein gezücktes Messer auf ihn richtest. „Falsch.“ Seine raue Stimme lässt dich unverzüglich zur Ruhe kommen und du entspannst deine zum bersten angespannten Gliedmaßen. Deine Schultern sinken ab, währenddessen dein Herz aber in deiner Brust randaliert, als wärst du Kilometerweit einen Marathon gelaufen. Du seufzt erleichtert auf, lässt deine Waffe nieder und streichst aufgewühlt die Haare zurück. Für einen geringfügigen Augenblick hast du mit dem bitteren Aus gerechnet.
„Du hast mich erschreckt.“ , murmelst du und schließt die Augen. Du schwitzt und das nur wegen ihm. Ob du dich daran gewöhnen würdest jetzt demnächst öfter die Nachtwache zu übernehmen? - Vermutlich nicht, wenn dir so etwas jedes Mal passieren sollte. „Du solltest schnell lernen diese Angewohnheit abzulegen.“ Etwas Ähnliches hatte er dir bereits schon einmal geraten. Ironischerweise sogar gestern Nachmittag, nachdem er dein Messer auf dich nieder sausen ließ. Du schnaufst und blickst zu ihm hinauf. Nur wenige Schritte verweilt er vor dir, das Lagerfeuer zwischen euch stehend, während die ungezügelten Flammen seine maskuline Statur auf eine erstaunlich makabere Art und Weise noch größer erscheinen lässt. Vor allem aber sind es seine Augen die unheimlich aufblitzen als sie es ohnehin schon nicht täten. Er steht nur da. Bewegt sich nicht. Und wartet darauf, was du zu erwidern hast.
Wenn er doch nur wüsste. Dein Kopf ist in jenem Moment leer gefegt. Nur die bleierne Müdigkeit verzehrt sich nach dir, jetzt wo die Spannung endlich seine klammernden Griffel von dir nimmt. „Vermutlich hast du Recht.“ , seufzt du noch einmal und löst endlich deinen Blick von ihm. Nur seine Anwesenheit hatte dich immer schon nervös werden lassen. Seine dunkle Aura die ihm stetig umgibt. Und jetzt sollen es auch noch seine Blicke sein? Er macht nicht einmal etwas!
Erschöpft sinkst du zurück auf den Baumstamm und legst deinen Kopf in den Nacken. Trafalgar strengt dich an, laugt dich aus und es wird höchste Zeit einen Abflug zu machen. Er ist doch deine Ablöse, oder? „Übernimmst du die nächste Wache?“ , fragst du ihn daher sicherheitshalber. Oh, bitte sag ja. Du willst unbedingt ins Bett. „Leg dich schlafen. Morgen früh werden wir da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben. Erwarte keine Rücksicht von mir, nur weil du an Schlafmangel leidest. Dein Stand war grauenvoll und eine angehende Attacke wäre sicherlich auch daneben gegangen. Von deiner Verteidigung ganz zu schweigen.“ Die wiederkehrenden Strenge in seiner Stimme lässt dich murren. Wenn er dir jetzt schon vor Augen führt wie schlecht du in Wirklichkeit bist, dann graut dir der Gedanke bereits wie das Training Morgen wohl aussehen würde. Oder heute? Woher weiß er eigentlich so viel vom Kämpfen?
Stumm beobachtest du ihn dabei, wie er sich ebenfalls einen Platz sucht, an dem er die restlichen Stunden bis zum Morgengrauen verbringen würde. Im Gegensatz zu dir, wirkt er geradezu entspannt und lässt keine Rückschlüsse zu ob nicht auch er innerlich Amok läuft, so wie du. Dieser Mann ist nicht mehr normal. „Du scheinst dich in Kampftechniken gut aus zu kennen. War das vielleicht dein Beruf?“ Stockend wird dir nur in kurzer Zeit klar, wie persönlich deine Frage ist. Hast du überhaupt das Recht dazu ihn in solchen Dingen zu befragen? Sein Blick jedoch, den er dir daraufhin zuwirft, lässt darauf schließen wie überaus unpassend sie war. Stechend fixieren dich seine Opalen, doch sagen tut er dazu nichts. Nur seine nach unten gezogenen Mundwinkel lassen dich deine Frage bereuen und du räusperst dich. Ob du dich entschuldigen solltest? Trafalgar ist jedenfalls nicht gewillt dir zu Antworten, wenn du sein Schweigen richtig deutest. „Wenn du schon fragst, dann wäre es mir lieber, wenn sie sich auf dein Training beziehen würden. Hier.“ Überaus ungeschickt fängst du gerade rechtzeitig die Pistole auf, die Law dir dreist entgegen wirft und bist überrascht zu sehen, dass es seine ist. Stetig trägt er sie bei sich. Jederzeit griffbereit. Jederzeit bereit einen tödlichen Schuss abzufeuern.
Verwirrt betrachtest du seinen Besitz. Sie ist schwerer als deine, wirkt um einiges größer und gefährlicher. Wie passend. Genauso wie sein Eigentümer, denkst du dir heimlich.
„Jeder sollte seine Waffen kennen, bevor man sie benutzt. Ihre Eigenschaften, ihre Schwächen und Stärken. ...“ , beginnt Law und du hörst ihn gebannt zu, während du seine Schusswaffe wie in Trance hin und her wiegst.
„Bau sie auseinander.“ , verlangt er dann plötzlich und du hältst in deinen Bewegungen inne.
„Was?“
Ein Amüsiertes Zucken umspielt seine Züge kurzzeitig, bevor sie sich wieder verhärtet. Offenbar hat ihn deine überraschte Reaktion erheitert. Eine Seltenheit. Gerade bei ihm.
„Ich kann dich erst in etwas lehren, wenn du dir deiner eigenen Handgriffe bewusst wirst. Dein Umgang mit Waffen ist zu unsicher. Die Wahrscheinlichkeit dich selber zu verletzen liegt höher, als bei deinem Feind. Bau sie auseinander. Anschließend wieder zusammen. Wiederhole es. Nochmal. Und nochmal.“
Fest umschließen deine Hände Trafalgars Waffe, bevor du unschlüssig auf sie nieder stierst. Sie in Grund und Boden starrst. Du sollst sie auseinander bauen und dann wieder zusammen fügen? Wie oft? Und wie lange wird das dauern? Diese Fragen stellst du auch deinem Gegenüber. Er allerdings hat nur ein müdes Schnalzen seiner Züge für dich in petto, während sich seine Augen in die Flammen verirren. „Das liegt an dir.“ Damit scheint für ihn das Gespräch beendet zu sein und ehrlich gesagt, traust du dich auch nicht mehr ihn mit deinen Fragen zu löchern. Daher stehst du auf, wünscht ihm zögerlich eine restliche, hoffentlich ruhige Nacht und verlässt auf leisen Sohlen die Feuerstelle. Müde Gähnend streckst du deine Glieder, lässt sie unheilvoll knacken, bevor du dich zu deinem improvisierten Schlafplatz neben Maik Been legst. Ehrfürchtig verstaust du Trafalgars Waffe unter deinem aus zerschlissenden Kleidung bestehenden Kissen, suchst dir eine angenehme Position, soweit, wie es auf dem unbequemen Erdboden nur sein kann. Es ist tatsächlich Laws Wenigkeit auf dem deine dösigen Augen verharren, bevor auch dich der Schlaf endgültig einholt.
Obwohl du nur wenige Stunden schlafen konntest und der Boden nicht gerade dazu beitrug, ohne Rückenschmerzen aufzuwachen, bist du aufgestanden, noch bevor das halbe Lager zum neuen Leben erwachte. Du hast dich etwas abseits drapiert, nagst konzentriert an deiner Unterlippe herum, während du dir den Kopf zermarterst. Da liegen sie nun, vor dir auf dem Boden verstreut: Die Waffenteile von Laws Pistole. Das Auseinander nehmen war kniffliger als angenommen, aber das Zusammenbauen erfordert deine gesamte Aufmerksamkeit. Du hattest ja keine Ahnung, wie kompliziert das Innenleben eines solch gefährlichem Werkzeuges ist und es überfordert dich maßlos. Zudem beschäftigt dich der Gedanke irgendetwas kaputt zu machen. - Wenn du es nicht vielleicht sogar schon getan hättest.
Seufzend verschränkst du deine Arme vor der Brust, tippst unruhig mit deinem Finger auf und ab, während du allein mit deinem Starren die Teile dazu bewegen willst, sich wieder zusammen zu fügen. Dein Blick wird finster, als selbst nach mehreren Minuten nichts gescheites passiert war und du beschließt es einfach auszuprobieren. Von Nichts, kommt nichts. Zögerlich nimmst du das Offensichtliche in die Hand. Das große Gehäuse. Anschließend einige etwas kleinere Teile. In deiner Verzweiflung probierst du alles dir erdenklich Mögliche aus, in der Hoffnung sie würden ineinander passen. Manchmal klappt es, ein anderes Mal wieder nicht. Teilweise hast du es fast geschafft, nur um anschließend von vorne anzufangen, weil ein unscheinbares winziges Teil vergessen wurde.
Nach einer gefühlten Ewigkeit liegt die Pistole mühevoll zusammen gebaut endlich vor dir und du atmest erleichtert aus. Das ist schwieriger als gedacht. In was hat dich Law bewusst hinein manövriert? „Gut. Und jetzt nochmal. Versuche es dieses Mal schneller.“ Du schließt die Augen, als der Schrecken, seine Stimme hinter dir zu hören, in deine Glieder fährt. Erst nachdem er soweit abklang, dass du dich zu ihm umdrehen kannst, fragst du ihm mit zusammen gebissenen Zähnen: „Wie lange stehst du schon hinter mir?“ „Lange genug. ...Du denkst zu viel darüber nach.“ , gibt er dir einen knappen Tipp, wendet sich anschließend ab und überlässt dich wieder deiner selbst. „Vergiss die Munition dieses Mal nicht.“ , fügt er noch hinzu und du stöhnst auf. Nüchtern wandern deine Augen über den Boden, entdeckst die Sechs Kugeln neben deiner rechten Schuhsohle, die du anschließend trotzig nach und nach in die Waffe gleiten lässt, bevor das gleiche Spiel von vorne beginnt. Auseinander bauen. Wieder zusammen fügen. Immer und immer wieder bemüht, deine Geschwindigkeit zu erhöhen. Es ist nur ein kleiner Fortschritt, nichtsdestotrotz aber verfliegt deine Unsicherheit recht bald und deine Handgriffe werden sowohl sicherer als auch etwas zügiger.
Dennoch brauchst du noch zu lange.
Du seufzt tief, während du durch deine unordentlichen Haare fährst und deine Augen durch das Lager wandern lässt. Die meisten haben sich bereits aufgerafft und gehen den morgendlichen Ritualen nach, bevor sie sich dazu entschließen ihre Aufgaben zu erfüllen. Neugierig beobachtest du Penguin dabei, wie er sich streckt, ziellos durch das Lager wandert und fluchend einige Fliegen beiseite schüttelt. „Scheiß Viecher …. „ , hörst du ihn leise nuscheln und mit einem mürrischen Zug um seinen Mund, verschwindet auch er kurzzeitig aus dem Sichtfeld aller. Penguin ist anscheinend kein wirklich guter Morgenmensch, denkst du dir grinsend, während Shachi bereits dafür sorgt das mittlerweile herunter gebrannte Lagerfeuer neu zu entfachen. So unterschiedlich wie Tag und Nacht die beiden und doch wirkt es durchaus stimmig.
Du widmest dich nach mehreren Minuten wieder deinem Training und auch wenn es dir bereits leichter fällt, merkst du schnell wie Eintönig diese Aufgabe doch eigentlich ist. Erst als Trafalgar sich erneut in dein Sichtfeld schiebt, beschließt du kurzzeitig aufzuhören und wartest ab, was er dir dieses Mal mitzuteilen hat. „Das reicht für heute. Komm mit.“
Nickend gehst du seiner Aufforderung nach, nimmst dir seine Pistole zur Hand und gibst sie ihm zurück. Auch wenn er dir erlaubt hatte, seine Waffe für dein Training zu verwenden , braucht er sie zwischendurch auch mal wieder, wenn ihr für einige Augenblicke das Lager verlässt. Man kann nie wissen, wer oder was zwischen den Bäumen lauern könnte.
~
Ihr geht ein Stück zusammen, folgt dem Fluss weiter Aufwärts, während die Stille erneut über euch Einzug hält. Die Vögel in den Bäumen kündigen freudig den neu angebrochenen Tag an und die Luft hier riecht frisch, auch wenn die Sonne sich heute eher selten zu zeigen scheint und weiße Wolken sich klamm heimlich davor schieben. Aber es ist angenehm. Weshalb du dich entspannen kannst, auch wenn Trafalgars Anwesenheit nach wie vor Unbehagen in dir hervor ruft und der Respekt ihm Gegenüber dich eher auf Abstand hält. Erst als er in seinen Bewegungen verharrt und stehen bleibt, siehst du dich gründlicher um und bist überrascht vor euch einige Meter entfernt eine kleine Hütte vorzufinden. Sie sieht herunter gekommen aus, wahrscheinlich schon vor längerer Zeit verlassen und aufgegeben worden. Das Holz ist morsch, von Termiten zerfressen, und die Natur hat sich bereits das meiste wieder zurück geholt. Allerlei Unkraut, Pflanzen und Blumen haben sich der Hütte bemächtigt und du bezweifelst, dich nur mit bloßen Händen einen Weg hinein bahnen zu können. Eine Machete wäre da eher von Nöten.
Hinreißender ist allerdings der unscheinbare Steg, der hinein in den Fluss mündet. Ein Fischerboot, halb im Wasser versunken, rundet das Bild ab und verleiht dem ganzen eine natürliche Note. Es wirkt friedlich und still. Unantastbar.
Deine Augen huschen zu dem Schwarzhaarigen, der die Umgebung offensichtlich mit Argusaugen begutachtet, potenzielle Gefahren ausschließt, bevor er sich weiter vor wagt. Vor der Hütte bleibt er stehen, dreht sich zu dir um und signalisiert dir mit einem Kopfnicken, dass du näher heran treten sollst. „Fangen wir an.“ So ziemlich Mittig vom Ganzen wirkst du etwas verloren. Dieser Ort mag entzückend sein, doch bietet es dir und ihm nicht viel Platz um sich ausreichend austoben zu können, je nach dem wie sein Training wohl ausfallen mag. Selbst eine verrostete, alte Karre, wahrscheinlich damals eine einmalige Schönheit, scheint jetzt gewaltig zu stören, und steht einfach im Weg. „Bist du sicher das wir ausgerechnet hier anfangen sollten?“ Zögerlich und wohl überlegt klingt deine Frage aus deinem Mund, begleitet von einem Hauch Skepsis in der Stimme.
„Man sollte seine Umgebung stets zu seinem Vorteil nutzen und es nicht als Problem betrachten.“ Klugscheißer, denkst du dir heimlich und zuckst mit deinen Schultern. Vielleicht hat er Recht, doch noch siehst du es vielmehr als kleines Anhängsel an. Wie sollst du etwas lernen, wenn dich ständig die Gefahr begleitet dich der Länge nach hinzulegen, oder du irgendwo hängen bleibst?
„Zieh dein Messer.“ , verlangt Law anschließend und mit einem verhaltenen Räuspern tust du, wonach es ihm beliebt. Automatisch verfestigt sich dein Griff um die Klinge, als du sie etwas weiter vor dir hältst, während du unschlüssig in das stumme Grau seiner Augen blickst. „Zeig mir die Grundstellung.“ Du befeuchtest nervös deine Lippen, als du deine Erinnerungen durchforstet. Er hatte es dir gestern gezeigt, dich mehr oder weniger gezwungen sie einzunehmen und genau diesen Augenblick versuchst du nun wieder aufleben zu lassen. Während du Law betrachtest, wie er seine Arme vor der Brust verschränkt, du unverhofft einen Blick auf seine hervor blitzenden Tattoos werfen kannst, setzt du das rechte Bein nach vorne, dein Fuß nur leicht nach innen gedreht. Das linke positionierst du hinter dich, nachdem du deine Arme hebst und sie schützend vor deinem Oberkörper hältst, das Messer stets vor dir haltend. Anschließend wandern deine Opalen beunruhigt zu Trafalgars Gesicht, nachdem du dir eigentlich sicher bist, halbwegs alles richtig gemacht zu haben.
Allerdings erwidert er deinen Blick nur stumm, scheint zu überlegen. Die Stille nagt an deinen Selbstbewusstsein und lässt dich aufseufzen. „Habe ich jetzt schon alles verbockt?“ , fragst du daher verstimmt und lässt deine Arme wieder sinken. „Es war nicht falsch, aber auch nicht richtig. Die Spannung in deinem Körper fehlt. Außerdem stehen deine Beine zu weit auseinander.“ Trafalgar redet ruhig und besonnen, während er sich von seiner Position entfernt und den Platz hinter dir wieder einnimmt. Widerstandslos lässt du dich zurück in die Grundstellung führen, bevor er sich wieder entfernt und dein Seitenprofil betrachtet. Dein Stand wirkt jetzt viel sicherer und die Wahrscheinlichkeit, dass dich jemand umwerfen oder ins Straucheln bringen könnte, hat sich prozentual minimiert. Du fühlst dich definitiv wohler in deiner Haut und die Blamage von vorhin hat sich etwas verflüchtigt. Doch als Trafalgar kurz darauf selber ein kleines Jagdmesser zückt und sich kampfbereit vor dich stellt, schwindet dein angeschwollener Hochmut bereits wieder. Deine Augen werden groß und deine Kehle fühlt sich plötzlich staubtrocken an, während Law dich wieder wie ein Raubtier auf der Jagd fixiert.
„Was wird das?“ , fragst du hüstelnd und die Nervosität kehrt auf einem Schlag zurück. „Ich lehre dich nur dich zu verteidigen.“ , grinst er verschlagen und es lässt dich bitter aufstoßen. Meint er das ernst? Du hast doch nicht die geringste Chance gegen ihn. So unerfahren wie du noch bist … . Du siehst den Boden bereits abermals knutschen.
Trafalgar treibt dich bis an deine Grenzen: Er ist gnadenlos, aber er bleibt geduldig mit dir. Zuerst zeigt er, wie du Attacken abwehren oder sie zumindest soweit lenken kannst, dass schlimmere Verletzungen vermieden werden. Ein erfahrener Kämpfer würde gezielt deine Schwachstellen anvisieren und alleine mit einem einzigen Streichzug dich verblutend zu Boden befördern, auch wenn es nur dein Arm sein könnte. Eine grausige Vorstellung. Und es lässt dich stetig in Gedanken versinken, macht dich unaufmerksam und bereits nach wenigen Minuten bist du vom Kopf bis zum Fuß mit einer dicken Staubschicht bedeckt, was darauf zurückzuführen ist, wie oft du Bekanntschaft mit dem Boden machen musstest. Deine Knochen schreien nach einer Pause und in vorausschauender Zukunft siehst du deinen Körper abermals mit neuen, hell strahlenden Hämatomen durch das Lager laufen.
„ … Pause.“ schnappst du nach Luft und erstickst fast. Aufgewirbelter Staub dringt in deine Lungen, lässt dich Hüsteln, während der Schweiß langsam und ekelhaft deiner Stirn hinunter rinnt. Das Messer liegt irgendwo neben dir vergessen auf dem Boden, als du dich kraftlos einfach auf dem Rücken legst und gen Himmel stierst. Währenddessen spürst du Laws abschätzigen Blick auf dir ruhen und bevor du dich versiehst schiebt sich eine Flasche Wasser in deinem Sichtfeld. Erst verwirrt, dann unendlich dankbar, nimmst du ihm das Getränk ab und trinkst aus gierigen Schlücken mehr als die Hälfte leer. So unsagbar gut fühlst du dich hinterher, auch wenn aufgewärmtes Wasser nicht so gut schmeckt, wie gekühltes aus dem Kühlfach. „Danke.“
Deine Atmung beruhigt sich und du lehnst dich erschöpft gegen das verrostete Autogestell. „Du bringst mich noch um, Law.“ , nuschelst du in deinen nicht vorhandenen Bart und beobachtest ihn dabei, wie er sich selber etwas Wasser genehmigt und sich anschließend mit seiner Hand durch das wirre schwarze Haar fährt. Er selber ist ein wenig ins Schwitzen geraten, doch bei ihm sieht es wesentlich humaner aus, im Gegensatz bei dir. Am liebsten willst du mit einer gehörigen Portion Anlauf in den Fluss springen und dir den ganzen Dreck und die Sorgen hinfort waschen. Deine Wangen kribbeln und du kannst dir bereits jetzt Vorstellen, wie dein Gesicht nur so von roten Flecken übersät sein muss. Alles der letzten Anstrengungen zu verschulden und du bist ein wenig neidisch, das der Schwarzhaarige keinerlei Probleme mit der Atmung hat.
Du siehst wie ein leichtes Schmunzeln sich aufgrund deiner Aussage über seine Lippen verirrt und er kann sich anscheinend nicht verkneifen seinen Senf dazu zu geben. „Das war erst der Anfang. Ein kleiner Schritt zum großen Ganzen.“ Du stöhnst auf, während du ihn ungläubig von unten herauf betrachtest. Alles an ihm zeugt von Amüsement und anscheinend findet er es erheiternd dich leiden zu sehen. Ist er ein Sadist? „Du bringst mich um, sag ich ja.“ Trafalgar sagt dazu nichts, schüttelt lediglich sein Haupt, währenddessen er die Wasserflasche leert und dein Messer vom Boden klaubt. „Los Aufstehen. Es geht weiter.“ Er reicht dir die Klinge und du verziehst mürrisch deinen Mund, als du sie ihm aus der Hand nimmst und aufstehst. Bereits jetzt kündigt sich ein Muskelkater an und es ist erst Mittag. Wie lange hat Law vor, dich mit seinem Training zu quälen?
Mit langsamen Schritten begibst du dich zurück in Anfangsposition, drehst das Messer in deiner Hand vorsichtig hin und her, während du Law dabei zusiehst, wie er sich vor dich stellt. Die leere Flasche wirft er einfach etwas abseits vom Spielfeld und gerät in Vergessenheit, als er sich selber zurück in die Grundstellung begibt und eine ernste Maske auflegt. Wenn du ehrlich zu dir selber bist, ist der Gedanke, diesen Mann nicht mehr als Feind zu haben, ganz angenehm. Du willst dir nicht ausmalen, wie es wirklich wäre gnadenlos von ihm angegriffen zu werden. Ohne Reue. Ohne Skrupel.
~
Auch du positionierst dich richtig, wartest angespannt auf seinen Angriff, als sich plötzlich etwas in seiner Mimik zu verändern scheint. Wie in einem Film funkeln seine Augen bedrohlich auf, seine Muskeln spannen sich bis zum bersten an und auch seine Haltung nimmt eine andere Form an. Unbehagen wächst in dir auf und ohne dein zu tun, weichst du einen Schritt zurück. Was ist denn jetzt los?
„Runter.“ , murmelt er anschließend und verwirrt ziehst du deine Augenbrauen in die Höhe. „Ähm … was?“ „Runter!“ , wiederholt er etwas lauter und prescht auf deine Wenigkeit zu. Völlig überrumpelt keuchst du auf, als er dich mit vollem Körpereinsatz zu Boden reißt und dich mit seinem Gewicht nieder drückt. Für einen kurzen Moment ringst du nach Atem, verlierst deine Orientierung und lässt es blindlings zu, von ihm unter das alte Auto gezerrt zu werden. „Was machst - ...“ „Ruhe.“ Eingequetscht zwischen dem Boden und seinem Körper, presst er seine raue Hand über deinen Mund und signalisiert dir nur mit seinen rasenden Augen, dass du grob gesagt die Klappe halten und still verharren sollst.
Dein Herz pocht wild. Schon alleine wegen seiner verwirrten Reaktion und es dich fuchsig macht, nicht zu wissen, was eigentlich für ein Problem herrscht, als auch wegen seiner plötzlichen Nähe. Trafalgars herber Duft weht dir unverhofft um die Nase und dein Atem beschleunigt sich noch mehr. Wenn das mal nicht einer nahenden Hyperventilation gleicht, dann weißt du auch nicht weiter, als auch schon der Grund für Laws Überfall auftaucht. Schlurfende Schritte stellen deinen Atmung gänzlich ein und du hältst inne, als sich vermehrtes Stöhnen und Keuchen beimischt und Trafalgars Duft sich in etwas beißend verfaultem umwandelt. Du kräuselst deine Nase, während deine Augen panisch die seine aufsuchen. Er erwidert deinen hysterischen Blick, versucht dich alleine dadurch zu beruhigen, was nur mäßig klappen will. Deine Finger krampfen sich in seine Kleidung und du kneifst deine Opalen zusammen, als du Bewegungen aus dem Augenwinkel wahrnimmst.
In absoluter Stille wartet ihr, bis die mehr als große Horde Zombies an euch vorbei schlürft. Die abscheuliche Geräuschkulisse im Hintergrund währenddessen zerrt an deinen Nerven und es dauert eine ganze, verflixte halbe Stunde, bis auch der letzte Untoter die kleine Lichtung durchstreift und verlassen hat. Es vergehen jedoch weitere Minuten, bis Law es wagt seine Hand um deinen Mund zu entfernen und in die wieder eingekehrte Stille hinein horcht. Bis auf das Zwitschern der Vögel und Rascheln der Blätter bleibt es allerdings ruhig. Dann endlich kommt Bewegung ins Spiel und vorsichtig klettert Law von dir hinunter und verlässt das Versteck. Er hilft deiner zitternden Gestalt ebenfalls hinaus und du musst dich erst einmal setzen, als der Schock und die Angst in deine Beine kriecht und sie sich anfühlen wie Watte, dich in die Knie zwingen. „Verdammt, was war das?“ , flüsterst du und durchwühlst deine Haare. Der Gedanke, ein Zombie hätte euch entdecken können, während ihr von Hunderten umzingelt seid, lässt deine Gesichtsfarbe verblassen.
„Wie es aussieht haben sie mittlerweile die Städte verlassen.“ Laws Vermutung macht das das Ganze nicht besser. „Wir müssen gehen.“ , hängt er hinterher und zieht dich unverhofft auf die Beine, zerrt dich in den Wald hinein und steuert mit einigen Umwegen auf euer Lager zu. „Was machen wir denn jetzt?“ , fragst du unvermittelt und versuchst angestrengt mit ihm mitzuhalten. Es ist schwieriger als gedacht. Warum hat er auch so lange Beine. „Als erstes werden wir weiter ziehen müssen. Hier sind wir nicht mehr sicher.“ Irgendwie hat sich diese Vermutung bereits in dein Hirn festgesetzt und du bist vollkommen seiner Meinung.
Als allerdings sich ein Schuss löst und wie eine Essensglocke durch den Wald hinein hallt, ist das Chaos perfekt, und das anfängliche schnelle Laufen wandelt sich ins Rennen.
Wer hat da geschossen?
Und warum?
Ärgerlich fuchtelst du die Äste beiseite, während du gleichzeitig versuchst Law nicht zu verlieren, der sich bereits einen Weg durch das Wirrwarr an Bäumen gebahnt hatte. Du erkennst seinen breiten Rücken, nachdem er eilig durch das Dickicht bricht und euer Lager erreicht. Erst einige Sekunden später, willst auch du unbeherrscht auf die Lichtung preschen und in Erfahrung bringen, wer eine derartige Aufruhr herbei führte. Allerdings hast du nicht damit gerechnet, kurz vor deinem Ziel ausgerechnet von Trafalgar zurück gestoßen zu werden und du unsanft im Dreck landest. „Bleib hier!“ , befehlt er harsch, bevor er sich abwendet und auf die Männer zugeht, die sich mittig vom Platz versammelt haben. Überrascht und mehr als überfordert, bleibst du auf dem Boden sitzen, siehst ihm stutzig hinterher, während du krampfhaft einen Blick auf die Situation vor dir erhaschen willst. Du reckst deinen Kopf in den Nacken, krabbelst hinter einem großen Busch und spähst zwischen den Blättern hindurch. Doch sie alle sind dir im Weg. Laws Männer versperren dir die Sicht und du schnaufst zerknirscht über diese Erkenntnis. Was ist denn nur los?
„Na los doch. Her mit dem Zeug.“ , verlangt schließlich eine dir unbekannte Stimme und du horchst auf. Fremde? In eurem Lager? Dein Körper spannt sich augenblicklich an und jetzt möchtest du erst recht wissen und sehen, wer es sich erdreistet euch ausplündern zu wollen. „Ich denke ihr brauchst es nicht mehr, oder?“ Mehreres Klicken ist zu vernehmen und du schluckst, als du daraus das Entsichern vielerlei Schusswaffen ermittelst. Die Begegnung wird hässlich enden, wenn sich jemand quer stellt, das hast du im Gefühl. Aber was sind die Anderen bereit zu tun? Aufgeben und hart erarbeitetes Proviant kampflos übergeben, oder sich einen Blutigen Kampf stellen und deutlich mehr Verluste riskieren?
Sichtlich aufgeregt, kämpfst du dagegen an deine Atmung wieder zu normalisieren, und wagst einen zweiten Blick auf die sich immer weiter hoch geschaukelte Lage. Unvermittelt erkennst du Laws Schwarzen Schopf zwischen deinen Leuten und du beobachtest ihn mit Argusaugen dabei, wie er sich seinen Weg durch die Gruppe bahnt. Du verlierst ihn aus den Augen und du stellst dich ihm an Vorderster Front vor. Wie er sich seinen Gegner stellt und ihn alleine mit seinem Blick erbarmungslos in den Boden stampft. Denn anders kannst du die jetzige Stille nicht erklären und sie zieht sich wie hart gewordener Kaugummi. „Es gibt hier nichts zu holen. Verschwindet einfach wieder und sucht woanders.“ Du setzt dich gerade auf, nachdem seine Stimme den Weg in dein Gehör findet, und nervös beginnst du an deiner Unterlippe herum zu knabbern. Jemand lacht daraufhin unerbittlich und offenbar höchst amüsiert über die schlichte, aber klare Aussage, währenddessen im Hintergrund noch mehr Menschen mit einstimmen. Zuerst zögerlich, am Ende jedoch schallend und laut. Wie viele sind es? Und gibt es noch mehr von Ihnen?
Die angespannte Luft lädt sich weiter auf und du erkennst von deinem Versteck aus, wie sich deine Gruppe schwer zusammen reißen muss, um nicht jeden Augenblick über die Fremden herzufallen. Sie heben ihre Waffen, jederzeit einen Angriff fürchtend, während wirklich niemand es wagt ein Wort gegen die Feinde zu richten, außer Law. Dieser scheint die Schmach, unverblümt Ausgelacht zu werden, wenig auszumachen. Stattdessen wartet er. Lauert, bis der Unbekannte und seine Männer genug haben und ihre unerträglichen Stimmen nach und nach verklingen lassen. „Wirklich Mutig, aber dumm. Willst du sterben?“ , knurrt der Fremde zum Ende hin erbost, offensichtlich angepisst, auf eine Gruppe gestoßen zu sein, die nicht sofort vor ihm kuscht und sich nicht einschüchtern lässt, sich sogar verteidigen wird, sollte es tatsächlich zu Handgemenge kommen. „Nein. Aber jemand wie du sollte wissen, wo sein Platz ist. Sei kein Narr, nimm deine Leute mit und zieh' Leine. Ich wiederhole mich ungern.“
Trafalgars Stimme hat an Schärfe zugenommen und es überrascht dich, ihn überhaupt auf eine so unterbelichtete Frage Antworten zu hören. „Du Arschloch nennst mich einen Narr? Pass auf was du sagst, sonst frisst dein Gesicht schneller Blei, noch bevor du um Gnade winselt kannst.“ Ein zweiter Schuss ertönt unvermittelt und du befürchtest in jenem Augenblick das Schlimmste. Zu deiner Erleichterung jedoch schreit niemand vor Schmerzen auf oder fällt Tod um. Ein Warnschuss, ganz klar. - Und noch ein törichter dazu.
„Erteile mir keine Befehle.“ , zischt nun auch Law sichtlich zornig und Bewegung kommt endlich ins Spiel. Erste Schritte nach vorne werden getätigt, ein leises Raunen geht durch beide Gruppen und die Ersten Beleidigungen und Drohungen werden wie todbringende Flüche den jeweils Anderen an den Kopf geschmissen.
„Verschwindet endlich.“
„Verdammte Dreckssäcke.“
„Legt euch nicht mit uns an.“
„Wir reißen euch eure Ärsche auf.“
Du kannst über eine solch banale Aktion nur den Kopf schütteln und doch weißt du, es steckt viel mehr dahinter. Jeder hat Schiss. Wirklich jeder. Wer nicht mit Waffen umgehen kann, nutzt sein loses Mundwerk, um seine Feinde zu vertreiben. Der nagende Hunger treibt jeden zur Verzweiflung und lässt jeden zur Existenzerhaltung Dummes anstellen. Und wie befürchtet dauert es nicht lange, bis der Erste aus der Reihe tanzt. Ein verzweifelter Schrei durchbricht das wütende, verbale Raufen beider Gruppen und jemand, seitens des Feindes, löst sich aus der sicheren Traube an Männern. Bewaffnet mit einer Bajonett zischt er auf deine Gruppe zu. Unerwartet und völlig außer Kontrolle. „Verdammt, her mit dem Fraß. Dieser Hunger ...“
Du springst hektisch auf, dein Mund zu einem Schrei geöffnet, während deine Leute wild auseinander stoben und einer Verletzung entgegen wirken. Unkontrolliert geriet der Fremde ins Straucheln, nachdem seine Attacke ins Leere griff, und kollidiert kurz darauf mit dem Boden. Hektisch hörst du ihn ein und aus Keuchen, schimpft und flucht laut, während er sich dazu durchringt aufzustehen. Es gelingt ihn nicht wirklich und du beobachtest aus großen Augen dabei, wie ausgerechnet Bepo derjenige ist, der sich dazu herab lässt, diesen jungen Mann am Hemdkragen zu packen und grob auf die Beine zu ziehen. Mit einer einfachen Handbewegung schlägt er ihm die Stichwaffe aus der Hand und schubst ihn kurzerhand zurück in den aufgewirbelten Staub. „Pack mich nicht an.“ , spuckt der Jüngere den Weißhaarigen entgegen und will sich erneut aufraffen.
Doch ein Schuss bereitet sein Handeln ein rasches Ende.
Kurz und Schmerzlos, durchlöchert eine Kugel seine Stirn, während der dazugehörige Körper dumpf zu Boden fällt und reglos liegen bleibt. „Scheiße … „ , murmelst du daraufhin geschockt und betrachtest den Leichnam des jungen Mannes. In Sekundenbruchteil verteilt sich sein auslaufendes Blut um seinen toten Körper und du stolperst mehrere Schritte überfordert zurück. So plötzlich. So unverhofft. Einfach eskaliert.
Starr wandert dein freier Blick auf denjenigen, der den tödlichen Schuss abgefeuert hatte und es überrascht dich eigentlich nicht, den offensichtlichen Anführer dieser Gruppe mit gezogener Waffe auf seinen eigenen Mann zielend zu sehen. Sein Aussehen ähnelt mehr dem eines Heckenpenners und auch der Rest sieht schäbig und herunter gekommen aus. Man merkt den Leuten an, wie sie in der jetzigen Welt leiden und sich nicht zu helfen gewusst haben, sich selbst zu solchen Taten zwingen. Aber jemanden töten, noch dazu aus den eigenen Reihen, aus Gründen, die dir nicht bewusst sind, grenzt nahezu an Irrsinn. Wahnsinnig. - Wie Connor damals. …
„Verdammt, was soll denn der Scheiß?“ , mischt sich Penguin schließlich ein, wirkt aufgebracht und du kannst es verstehen. „Niemand handelt ohne meine Zustimmung. Er hat seine Lektion gelernt.“ Das Grinsen wirkt ekelhaft und er sieht nicht danach aus, als würde er Reue zeigen. Aber seine Leute … Deutlich erkennt man ihnen an, wie Unwohl sie sich gerade fühlen und sie tatsächlich dazu neigen, auf Abstand zu gehen. Vorbei ist der Streit, zwischen euren Gruppen. Vergessen ist der Proviant, weshalb sie offenbar hier waren und euch bedrohten. Anscheinend dreht ihr Anführer durch und das bereitet ihnen Sorgen. Ob das der Erste unbegründete Tod eines Mitgliedes war? Es macht jedenfalls nicht den Anschein, als würde ihr Anführer tagtäglich auf Menschen schießen und stündlich tyrannisieren. „Und nun her mit dem Stoff. Na los. … Sonst endet ihr alle, wie dieses Arme Schwein.“
Seine Waffe richtet er geradewegs auf Law, der das Spektakel mit herunter gezogenen Mundwinkel beobachtet hatte, während seine Augen Funken sprühen und sein Schwert bereits gezückt in seinen verkrampften Fingern hält. Seine Haltung ist Angespannt und du erkennst erst jetzt, wie konzentriert er wirklich seinen Gegenüber taxiert. Er wartet ab. Eine falsche Bewegung und Trafalgar würde nicht länger Zögern. - Das hat er schon eindeutig zu lange getan und die Situation dadurch weiter hoch gepuscht.
„Und wenn wir schon dabei sind zu teilen … . „ beginnt der Mann grinsend, lässt den Lauf seiner Waffe durch die Reihen wandern und du stockst sichtlich, als er unverhofft auf deine Wenigkeit zeigt. „Die Kleine nehme ich auch gleich mit. … Wo hast du dich denn versteckt? Ich hatte schon lange keine Frau mehr.“ Du verziehst angewidert das Gesicht, greifst nach deiner Waffe und entsicherst sie, während gleichzeitig der Wunsch in dir aufkeimt, ihm sofort das dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Aber deine noch immer vorhandenen Hemmungen, auf einen lebendigen Menschen zu schießen, zu verletzen, gar zu töten, lassen deine Bewegungen erstarren. Deine Pistole bleibt gesenkt, und nur deine Augen sollen den Anschein wahren, dich verteidigen zu wollen, sollte es dazu kommen. Du musst entschlossener wirken. … Sei nicht schwach. Zeig dem Feind deine Stärke.
Wie Trafalgar es dir auftrug, es von dir verlangte und noch immer tut.
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„Nicht so schüchtern. Dreh dich doch Mal. … Ein wenig zu klein, aber was nimmt man nicht alles, für ein wenig Befriedigung.“ Deine Zähne krachen beschämt aufeinander und du unterdrückst das Bedürfnis ihm haltlose Verwünschungen entgegen zu brüllen. Wie redet er mit dir? Er spricht von dir, wie ein notdürftiges Übel.
„Ich glaube du hast wohl zu lange in der Sonne gelegen. Wag es nicht, sie anzupacken.“ , brüllt Penguin wutentbrannt in seine Richtung, ehe seine Opalen die deine gefangen nehmen und er seine Hand ausstreckt, dir dadurch signalisiert, nicht länger alleine im Hintergrund zu stehen und du Schutz zwischen deinen Leuten suchen sollst. „Komm endlich her.“ , fordert er dich auf und du nickst eifrig, setzt nach vorne und willst dich zwischen Jacob und Shachi positionieren. Doch der Unbekannte lässt es nicht zu. Er schießt auf dich, verfehlt dich nur knapp und du erbleichst aufgrund seines Angriffs. Die Kugel landet im Boden, wirbelt etwas Staub auf und du stolperst erschrocken zurück, während du gleichzeitig hektische Bewegungen aus dem Augenwinkel ausmachen kannst. „Nein, hier geblieben. Wir werden viel Spaß haben.“
Der Fremde stürzt sich in deine Richtung, die Hand nach dir ausgestreckt, während ein jeder durch seine unerwartete Reaktion in Bewegung gerät. Penguin hechtet auf dich zu und Shachi schreit dich an, brüllt dir irgendetwas entgegen, bevor sie beide von den Handlangern aufgehalten werden. Trotz der Zweifel in der Gruppe folgen sie ihrem Anführer und gehen zum Angriff über, prügeln sich mit den Anderen, raufen sich. … Das Chaos beginnt und droht zu eskalieren. Noch mehr, als ohnehin schon.
Doch noch bevor die ersten ernsthaften Verletzungen entstehen, nimmt die begonnene Prügelei ein jähes Ende. Deine anfänglichen Befürchtungen werden wahr, Trafalgar nicht länger untätig stehen zu sehen, sollte der Fremde durchdrehen. Seine Schnelligkeit ist beachtlich, sein präziser Streichzug mit der Klinge tödlich und blutig. Dir mangelt es an Worten, zu beschreiben wie grausam qualvoll, das Schwert sowohl Haut, Arterien und Muskeln am Hals durchtrennt. Das Blut quirlt in Strömen aus der aufgeschnittenen Kehle, während der Blick des Mannes vor Unglauben und Schmerz sich in dein Gehirn manifestiert. Damit hat er nicht gerechnet. Du auch nicht. … Niemand hat es.
Röchelnd versucht der noch lebende Mann sich die Wunde zuzudrücken, fällt gleichzeitig auf die Knie und lässt seine Waffe fallen. Seine Bewegungen wirken fahrig, im Angesicht des ihm nahenden Todes und die anschwellende Panik macht es nur schlimmer, verlässt sein Blut nur noch schneller seinen immer kälter werdenden Körper. Hektisch suchen seine Augen die deine, finden stattdessen aber nur Trafalgars Sturmgrauen Blick, als er sich vor dich stellt, bevor der sterbende Mann sich abwendet und mit letzter Kraft versucht davon zu kriechen.
Seine Gruppe sieht ihm dabei zu, entfernen sich jedoch ängstlich und unsicher, als sich ihr Anführer ihnen zu nähern versucht und stumm um Hilfe bittet ihn zu retten. Aber niemand rührt sich. Keiner tut es. Eine Reaktion die er nicht erwartet hat, schließlich ist er der Chef. Die Mimik verzerrt sich zu einer wütende Fratze, die Hand zu einer Predigt erhoben, allerdings verlassen nur keuchende Laute seinen Mund, bevor er Augen verdrehend umkippt und die letzten Zuckungen seinen Körper schütteln. Alleine bei diesem Anblick kehren einige seiner Leute ihm bereits den Rücken zu, fliehen und lassen ihn sterbend zurück. Andere jedoch bleiben, beobachten, wie er seinen letzten, blutigen Atemzug tätigt und unangenehme Stille sich über das durcheinander geratene Lager legt.
Du schließt die Augen, atmest tief ein und schlägst die Hände über deinen Kopf zusammen. Unbewusst versteckst du dich hinter Laws breiten Rücken, schirmst dich vor den Anderen ab und versuchst das Zittern in deinen Gliedern unter Kontrolle zu bringen. Wieder ist ein Mensch vor deinen Augen gestorben. Dieses Mal jedoch mit jeder sich dargebotenen Einzelheit. Du hast alles gesehen. … Einfach alles. Diesen Schock musst du erst einmal verdauen, weshalb du es ignorierst, wie Law dir einen nicht zu deuten wissenden Blick entgegen wirft. Du sollst dich zusammen reißen, zumindest in diesem Augenblick. Dabei willst du nichts anderes, als genau das. Es ist nicht leicht und der schwierigste Part vom Ganzen. Die Fähigkeit zu Vergessen und zu Verdrängen. Weshalb du Trafalgars stechenden Blick in diesem Moment nicht ertragen kannst und seine Angewohnheit alles zu analysieren zu hassen beginnst. Vor allem, wenn es dich betrifft.
Soll er seine Weisheiten jemanden anderes predigen, aber jetzt soll er dich damit in Ruhe lassen. Schließlich musst du einen Mord verdauen, während der Täter direkt vor dir steht und du mit ihm und seine Gruppe umher reist. Ironie Pur.
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„Verschwindet, wenn ihr nicht auch dort liegen wollt. Das ist meine letzte Warnung“ , vernimmst du Trafalgars hart ausgesprochene Aufforderung, nachdem er sich endlich abwendet und sein Blick dich nicht länger gefangen hält. Viele kommen ihm nach, ist die Angst Trafalgars Wut weiter auf sich zu ziehen und am Ende am eigenen Leib zu spüren, einfach zu übermächtig. Sie würden verlieren. Zumal sie jetzt deutlich in der Unterzahl sind. Keine Chance auf einen Sieg, das wird auch ihnen bewusst.
Während deine Leute dabei zusehen, wie die Feinde nach und nach von dannen ziehen und wie getretene Hunde flüchten, hast du es mittlerweile geschafft deinen Puls zu beruhigen und verstaust deine inzwischen wieder gesicherte Pistole am befestigten Holster am Gürtel. Deine Augen wandern über das ins Chaos geratene Lager, doch erst das Knacksen mehrere zertretener Äste lassen dich aufsehen. Das Stimmengewirr im Hinterkopf ignorierend, wirkt dein Blick starr und müde, im Angesicht dessen, wie viele Todesängste du und die Anderen bis gerade eben noch durchstehen musstet, und beobachtest den nahe gelegenen Wald. Bis auf unzählige Bäume und dichten Geäst, sticht nichts außergewöhnliches hervor und du bist gewillt zu glauben, sich die Geräusche nur eingebildet zu haben. Bevor du dich allerdings gänzlich abwendest und du deinen Freunden dabei helfen möchtest, die vorherige Ordnung zurück zu bringen und aufzuräumen, schiebt sich ein blasser Körper in dein Sichtfeld.
Die bis eben aufgehobene leere Wasserflasche rutscht aus deinen Händen und dein angeschlagenes Herz findet heute keine Ruhe mehr, so oft, wie es heute aussetzen musste. „Scheiße …“ , murmelst du fassungslos und beginnst atemlos die Untoten zu zählen, die sich holprig einen Weg durch die Bäume schlängeln. Bereits nach dem Fünften Zombie hast du es aufgegeben weiter zu zählen, denn es werden gefühlt immer mehr.
Der Lärm! … Die riesige Horde …
Ihr habt sie her gelockt! Sie haben kehrt gemacht und euch entdeckt. „Law!“ , schreist du aufgewühlt und machst kehrt. Mittlerweile hatte er sich von dir entfernt, erteilt Aufgaben und fordert auf die Leichen verschwinden zu lassen. Alarmiert sieht er jedoch auf, als du laut seinen Namen brüllst und er dich auf ihn zu preschen sieht. Aber du musst nichts erklären.
Er erkennt das Problem selber, in jenem Moment, wo du bei ihm angekommen bist.
Und dieses Mal könnt ihr euch nicht verstecken. Es ist zu spät um rechtzeitig zu reagieren, als die Ersten Zombies aus dem Wald torkeln und euer eben erst verteidigtes Lager überfallen. Die Schüsse fallen und die Munition wird bis zur Erschöpfung aufgebraucht. Sie drängen euch zurück und du verlierst jeden aus den Augen, der sich bis dato noch in deiner Nähe befunden hatte. Du siehst nur tote Leiber und der Geräuschpegel hat einen Punkt erreicht, der dich Irre werden lässt. Du musst sie wieder finden. Deine Gruppe.
Penguin und Shachi.
…. Law.
Du darfst sie nicht schon wieder verlieren.
Fünf Kugeln im Magazin und ein kleines, vermaledeites Messer, dienen dir zum Schutz gegen die Untoten. ... Das Problem? Zum einen reicht der Vorrat nicht aus, sich gegen die unzähligen Feinde zu verteidigen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, dir querfeldein durch den Wald zu hetzen. Des weiteren mangelt es dir an ordentlicher Handhabung, der beiden tödlichen Waffen und die Fähigkeit des genauen Zielens. Was bringt es dir, endlich den Mut gefasst zu haben, Zombies zu töten, wenn du schrecklicher weise nicht triffst? Du trauerst die Kugel hinterher, die du nervös schluckend und höchst überfordert, abgeschossen hattest und im Torso eines Toten, von nun an verdammt ist, im Körper steckend zu vergammeln. Pure Verschwendung von wichtiger Munition. Wie frustrierend.
Du hast das Gefühl, dein rasselndes Keuchen übertönt die Leid plagenden Laute der Zombies um Längen und eigentlich sollst du im Stande sein, deine Verfolger abzuhängen. Schließlich bist du sowohl schneller, als auch wendiger. Nutze deine Umgebung zu deinem Vorteil, erinnerst du dich an Trafalgars zuvor gut gemeinten Rat. Klappt nur nicht besonders gut, wenn deine Feinde dir aus jeder erdenklichen Richtung entgegen torkeln und dir stetig deine Fluchtmöglichkeiten abschneiden. Du schnaufst abgehetzt und gibst merkwürdige Töne von dir, als du hektisch eine Drehung um einen dicken Baumstamm vollführst und wieder in die entgegengesetzte Richtung jagst, nachdem dir gleich mehrere Untote plötzlich gegenüber standen, die Hände bereits gefährlich Nahe vor deinem Gesicht wedelnd. Hättest du nicht rechtzeitig reagiert, siehst du dich bisweilen unter ihnen auf dem Boden wieder, zerfleischt und nach und nach aus dem Leben scheidend.
Ein Schauer rinnt deinen Rücken hinab, während der Schweiß auf deiner Stirn perlt. Währenddessen hörst du im Hintergrund, die hin und wieder abgefeuerten Schüsse deiner Freunde. Du siehst sie nur nicht. Dennoch müssen sie in unmittelbarer Nähe sein, schließlich ist eure Gruppe keineswegs klein gewesen, auch wenn die Fremde Gruppe vor einigen Minuten zuvor, wesentlich mehr an Manneskraft verfügt haben. Auch wenn man sich in den letzten Momenten noch die Köpfe einschlagen wollte, gegenseitige Unterstützung gegen die wahren Feinde wäre hilfreicher gewesen und vielleicht konnte man sich irgendwie Arrangieren. ... Vielleicht.
Mittlerweile müssen sie meilenweit geflohen sein, denn leise seid ihr nicht gerade. Man kann sich schon denken, wer sich mit wem einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod liefert. Hoffentlich ist noch immer niemand zu Schaden gekommen und ihr alle findet wieder recht bald zusammen. Besonders Shachi und Penguin sind dir mittlerweile ans Herz gewachsen und du würdest Lügen, nicht heftig zu trauern, sollte ihnen irgendwas geschehen sein. ... Merkwürdigerweise aber auch bei Law und Bepo, wenn nicht ganz so heftig, wie bei deinen ersten Begleitern, nach dem Ausbruch der Apokalypse. ... Kurios.
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Erneut weichst du verfaulten Extremitäten aus, hast mittlerweile angefangen deine unbekannte Umgebung genauer ins Visier zu nehmen und findest schlussendlich immer häufiger Schlupflöcher zwischen den Reihen der Untoten. Die Zombies verlieren dich, ob kurz oder lang, aus den Augen und nur noch vereinzelt treten sie dir gegenüber. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Flucht, treibt dich weiter an und schließlich wechselst du von deiner Fernkampfwaffe zurück zu deinem Messer. Verkrampft liegt sie in deiner Hand und doch hältst du den Griff derart eisern zwischen deinen Fingern fest, dass deine Knöcheln bereits weiß hervor treten. Der Gedanke daran die Klinge zu verlieren, aus dem Grund, weil du zu locker an die Sache heran gegangen warst, lässt dich bitter aufstoßen und du willst es gar nicht erst zu diesen Fehler kommen lassen. Deine restliche Munition zu verballern bringt dir ebenfalls nicht viel, weshalb du es gar nicht mehr in Erwägung ziehst unnötige Löcher bei den Untoten zu hinterlassen und der Schaden sie nicht einmal zu Fall bringen würde. ...
Ironischer weise bist es allerdings du, die plötzlich das Gleichgewicht verliert und du dich in Sekundenbruchteil auf dem Boden wieder findest. Scharf ziehst du die Luft ein, als du das Brennen auf deiner Haut spürst und du, noch befangen vom Sturz, auf deine Schürfwunden stierst, die du dir anschließend hinterher hinzuziehen musstest. Bis ein unheilvolles Klicken deine Aufmerksamkeit erregt.
Du hebst deinen Kopf, rechnest mit einem weiteren fremden Mann, der deinen Tod herbei sehnt oder die Untoten deinen ungewollten Sturz zunutze machen und dich angreifen, als du etwas gänzlich anderes auf dich zukommen fliegen siehst. „Shit..." , fluchst du unschicklich laut, schmeißt dich der Länge zurück in den Dreck und spürst den heftigen Luftzug an deinen Haaren zerren, als der Baumstamm, gespickt mit Nägeln und spitzen Pfählen dich nur knapp verfehlt. Der Schock sitzt tief und dementsprechend berauscht beobachtest du die offensichtlich aufgestellte Falle wie hypnotisiert beim auspendeln.
Es hätte dich treffen können. ... Dich regelrecht in deine Einzelteile zerschmettert, dich durchlöchert, wie Schweizer Käse. ...
Dir bleibt jedoch keine Zeit zu sinnieren, was alles hätte passieren können, als du bereits aus dem Augenwinkel einen heran nahenden Untoten erkennst und du schnellstmöglich deine Fassung zurück erlangen musst. „Wenn, dann alles auf einmal ... „ , nuschelst du, bevor du dich zur Seite drehst, aufstehst, sobald du sicher bist nicht doch noch von der Falle getroffen zu werden und stürmst weiter davon, begleitet von der bereits an dir nagenden Frage, wer sie überhaupt inmitten eines Waldes aufgestellt hatte? Vor allem Wieso? - Wahrscheinlich für die mehr als offensichtliche Gefahr, den Untoten. Doch wer gibt dir die Gewissheit, das es so wäre?
Deine Knie fühlen sich weich an und auch der Schock möchte nicht so schnell abklingen, wie du es gerne gehabt hättest. Schließlich wird man nicht jeden Tag von einer tödlichen Falle überrascht. Schon gar nicht in diesem Format. So groß, so gefährlich und absolut tödlich gewesen. Wer immer sie aufgestellt hatte, ist mit bedacht vorgegangen und wusste was derjenige tat. Noch ein Verrückter? Oder einfach nur ein sehr kluger Überlebender? Merkwürdigerweise verspürst du allerdings nicht das Verlangen danach denjenigen jemals über den Weg zu laufen, stattdessen aber lieber einen riesigen Abstand zwischen euch vorziehst. Dein Misstrauen wächst von Tag zu Tag mehr und so langsam verlierst du den Glauben daran, jemals wieder das Gute in den Menschen zu sehen. Dafür haben sie dir mittlerweile mehr als nur zu oft das Gegenteil bewiesen. Traurigerweise ... .
Seid wahrscheinlich einer guten halben Stunde rennst du nun durch das dichte Unterholz und auch wenn die Erkenntnis bitter schmeckt und du dir dafür in den Arsch beißen willst, so hast du dich hoffnungslos verlaufen und findest nicht mehr zurück zu deinen Leuten. Das laute Tosen der abgefeuerten Schüsse klingelt nach wie vor laut in deinen Ohren und doch hast du das dumme Gefühl sie kommen aus jeder dir erdenklichen Richtung. Läufst du im Kreis? - Nein. ... Oder doch?
Mittlerweile spürst du die Erschöpfung an dir nagen, doch der ein oder andere Zombie verhindert erfolgreich eine kleine Verschnaufpause, weshalb du dich regelrecht dazu zwingen musst stets weiter zu laufen. In Richtungen, die vielleicht sogar die falschen sein können. Du entfernst dich wahrscheinlich mehr vom Lager, als dass du dich näherst. Es ist doch zum Haare heraus reißen. „Verdammte Kacke." , fluchst du laut, während du missmutig stampfend eine halbhohen Felsen umrundest. Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Männern, wenn du dich nur noch Fluchen und Meckern hörst. Anders jedoch wüsstest du nicht, wie du deinen Frust loswerden könntest. Verrückt genug gegen irgendetwas einzuschlagen bist du nicht. ... Noch nicht jedenfalls.
Vorsichtig siehst du dich um, während du einen günstigen Moment der kurzatmigen Ruhe ausnutzt, um dir einen Pferdeschwanz zu binden. Deine wilden, verschwitzten Haare stören dich einfach nur noch, behindern dich und rauben dir teilweise sogar die Sicht. Und die brauchst du von allen Dingen am dringendsten. Denn ohne einem klaren Blick wären dir die weißen Haare nicht aufgefallen, dessen dazu gehöriger Körper damit zu kämpfen hat, einen Untoten von sich zu stoßen und mit einem gezielten Kopfschuss zu eliminieren. Er ist soweit entfernt, von Bäumen halbwegs verdeckt und doch hast du ihn erspäht. - Bepo! Alleine und deutlich von den Strapazen mitgenommen, kämpft er genauso um sein einziges Leben, wie du es in der letzten verflucht langen Zeit getan hattest. Die Erleichterung ihn Leben zu sehen und von nun an nicht mehr alleine zu sein, durchströmt deinen hitzigen Körper, während du deine Arme in die Luft hebst und winkst. Tief holst du Luft, bereit laut seinen Namen zu rufen, ihn auf dich aufmerksam zu machen und ihr beide von nun an als Team agieren könnt, um zurück zu den anderen zu finden.
Ein heftiger Schlag auf deinen Hinterkopf verhindert dein Vorhaben jedoch ganz schnell. ...
Stöhnend verlierst du deine Orientierung, taumelst nach vorne, während der Schmerz sich explosionsartig verbreitet und deine Sicht trübt. Verwirrt und orientierungslos hältst du dir die betroffene Stelle, fühlst wie das unheilvolle Blut deine Hand benetzt, bevor du auf die Knie stürzt und zur Seite kippst. Deine Atmung beschleunigt sich wie von selbst, wirkt in den Augen anderer flach und unregelmäßig, während du in deinem benommenen Zustand dagegen ankämpfst nicht das Bewusstsein zu verlieren. Deine Lider flackern und nur vage erkennst du ein Fußpaar vor deinen sich immer wieder verdunkelten Augen. Du hörst das Laub unter den fremden Schuhen rascheln, als derjenige sich hinunter beugt, deine Waffen an sich nimmt und einfach in einen nahe gelegenen Busch wirft, sie außer deine Reichweite befördert und dich somit unweigerlich in noch größere Schwierigkeiten manövriert.
Vorsichtig versuchst du dich auf den Rücken zu drehen, während du gleichzeitig einen Blick auf das Gesicht desjenigen erhaschen willst, dem du deinen jetzigen Zustand zu verdanken hast. Allerdings kannst du nur die große Rückenansicht des Unbekannten betrachten, als er sich umwandte, deinen rechten Fuß packt und deinen Körper über den Boden schleifend hinter sich herzieht. Stöhnend hinterlassen deine Fingernägel erdige Striemen im Boden, bei dem Versuch ihn beim weiter gehen zu hindern und dich wahllos zu verschleppen. Das Einzige jedoch was du dadurch bezweckst sind abgebrochene blutige Fingernägel.
Fahrig blickst du hilfesuchend zurück und hältst Ausschau nach Bepo, der sich mittlerweile ein beängstigendes gutes Stück weiter von dir entfernt hat und die entgegen gesetzte Richtung anpeilt. So nahe und doch so fern! Von einem Instinkt gesteuert streckst du deine Hand nach ihm aus, in der Hoffnung ihn zu ergreifen und ihm beim weiterlaufen zu hindern.
„Bepo ... „ , klingt deine Stimme kratzig, doch laut genug, dass auch dein versuchter Totschläger deinen brüchigen Versuch, nach Hilfe zu schreien, vernimmt und über seine Schulter zu dir hinunter blickt. Braune Augen starren dich nieder und ein buschiger Bart kann beinahe erfolgreich seinen mürrischen Zug verstecken, aber du erkennst ihn trotzdem. „Lass mich gehen. ... „ , forderst du in einem Anflug an Verzweiflung und beginnst in langsamen Bewegungen dich gegen seinen Schraubstock ähnlichem Griff zu winden. „Dafür habe ich keine Zeit." , hörst du ihn stattdessen aber brummen, bevor er sein Griff befestigt und die Schritte beschleunigt. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, denkst du dir verbittert.
Dein Oberteil rutscht weiter in die Höhe, legt deine blanke Haut frei und stöhnend spürst du den rauen Untergrund über deinen Rücken schaben. Ein spitzer Stein ritzt eine feine Spur durch dein Fleisch und keuchend streckst du deinen Oberkörper in einen Hohlkreuz, um die unschöne Berührung zu unterbinden. Der Dreck jedoch verteilt sich nur allzu gerne danach in die feine Verletzung, was ein unangenehmes Brennen verursacht und dich wimmern lässt.
Deine Bewegungen werden kräftiger, als auch dein anfänglicher Schwindel nach und nach verfliegt und nur ein dumpfes Pochen im Hinterkopf dich darüber informiert ein kleines Loch im Schädel zu haben. Deine Gedanken rotieren und allmählich wächst die Wut in dir, die antreibende Angst, die jeden zum Handeln bewegt. Dafür hat Law dich doch trainiert? Wehr dich doch endlich! - Ja, und wie du das solltest.
„Loslassen!" , brüllst du auf einmal, holst mit deinem Fuß aus und beginnst auf seine klammernden Finger einzutreten. Zischend erkennt er deinen wachsenden Mut und stoppt in seinem Gang, lässt dich los und beugt sich zu dir hinunter. „Fass mich nicht an." , spuckst du ihm entgegen, ballst deine blutigen Hände zu kleinen Fäusten und zielst auf seinen Gesicht. Deine Attacke jedoch ist vorhersehbar. Der Unbekannte blockt deine Fäuste ab, lenkt sie stattdessen zur Seite und holt seinerseits aus. „Ich sagte doch, dafür habe ich keine Zeit." , spricht er murrend zu dir hinunter, als seine flache Handfläche deine Wange traf. Im Gegensatz zu Connors schlag damals, ist seiner schon irrwitzig und dennoch betäubt er deine Sinne für einen kurzen Moment und befördert dich schleunigst zurück in deinen vorherigen benommenen Zustand.
Erneut packt er deinen Knöchel, geht seines Weges mit dir weiter, während er den Fehler kein zweites Mal begeht und den anderen Fuß gleich ebenfalls ergreift. Deinen Bewegungen halbwegs beraubt worden, spürst du wenig später, statt eines unebenen Untergrunds, etwas glattes über deine Haut fahren und du erkennst aus halb geöffneten Augen eine Straße, die sich vor euch erstreckt. Ihr seid aus dem Wald raus und erst als er etwas um deinen rechten Knöchel bindet und dich danach plötzlich frei gibt, siehst du das funktionierende Auto neben euch parken. Wenn er es schafft, dich darin hinein zu verfrachten, ist die Chance mehr als nur gering jemals von den anderen gefunden zu werden, weshalb du die Chance nutzt taumelnd aufzustehen und davon zu rennen, als der Fremde eindeutig zu ruhig nach den Autoschlüsseln sucht. Das Adrenalin hilft dir einen doch recht weiten Abstand zwischen euch zu bringen, bevor du ihn aufstöhnen hörst und er dir etwas hinterher brüllt. „Lauf doch nicht weg."
Erwartet er von dir, das du tatsächlich stehen bleibst? Wie töricht und doch scheint er eine derartige Flucht bereits voraus geahnt zu haben. Denn ein plötzlicher Schmerz, angefangen bei deinem rechten Bein, lässt dich in deinen Bewegungen verharren und aufschreien. Du wirst in die Knie gezwungen, während sich der Wellenartige Schmerz durch deinen gesamten Körper jagt und dich zum Beben bringt. Vergleichbar wie Strom. .... Er hat dich unter Strom gesetzt, dieser Dreckssack!
Du siehst Sterne vor deinen Augen tanzen und nun völlig deiner Kräfte beraubt bleibst du keuchend und geschafft auf dem Boden liegen, während du im Hintergrund vernimmst, wie sich der Totschläger nähert und es anscheinend für ermüdend hält dich aufzuheben. Lieber scheint er es zu genießen seine Opfer hinter sich her zu schleifen. „Du vergeudest nur meine Zeit damit. Lasse es lieber, wäre besser für dich." , spricht er zu dir, wie ein tadelnder Vater, während du das öffnen des Kofferraumes vernimmst und du regelrecht hinein geschmissen wirst, wie ein Sack Kartoffeln. Laut donnert er die Tür zu und entfernt sich wieder, bevor du eine weitere Tür zuschlagen hörst, der Motor gestartet wird und der Wagen sich von der Stelle bewegt. Müde schließt du deine Augen, spürst die ersten Tränen deine Netzhaut verbrennen, bevor sie unaufhaltsam deine Wangen hinab fließen. Zittrig schlägst du deine Hand vor dem Mund, unterdrückst die Schluchzer, die sich einen Weg hinaus bahnen möchten und rollst dich zusammen.
Wohin wird er dich bringen und was hat er genaues mit dir vor? Er hat keine Zeit, hat er gesagt. Aber wofür? Und welche Rolle sollst du dabei spielen?
Unruhig wirst du im Kofferraum hin und her gewiegt, während du der leisen gedämpft klingenden Musik lauscht, die die unerträglichen Stille einen gehörigen Dämpfer verpasst. Merkwürdigerweise hilft dir die hell klingenden Stimme einer Frau dabei, nicht dem Wahnsinn zu verfallen, weshalb du es dir zur Aufgabe gemacht hattest, dich nur darauf zu konzentrieren und die Augen fest verschlossen hältst. Sehen tust du in der herrschenden Dunkelheit ja doch nichts.
Nur nicht einschlafen, denkst du dir dabei erschöpft, während das Knibbeln an deinen Fingern, dich dabei tatkräftig unterstützt. Zusätzlich nagst du verbittert an deiner Unterlippe und erst die abklingende Melodie, des sich zu Ende neigenden Liedes, lässt dich inne halten, wie auch das Auto, welches in just dem Moment zum stehen kommt und der brummende Motor abgeschaltet wird. Du wirst hellhörig, somit aber kehrt auch deine schreckliche Nervosität zurück, als du das zuschlagen der Autotür vernimmst, Schritte sich deinem kleinen Gefängnis nähern und anschließend geöffnet wird.
Das daraufhin hinein scheinende Licht, blendet dich für mehrere Sekunden, währenddessen deine Schultern klammernd ergriffen werden und du beinahe herrisch heraus gezogen wirst. „Na los, beeil dich.“ Unelegant landest du ächzend auf deine Füße und du kämpfst frustriert gegen dein strauchelndes Gleichgewicht an, bevor du sogleich von ihm weiter ins Ungewisse mit gerissen wirst. „Wohin gehen wir?“ , traust du dich schließlich zu fragen, als dir der Ort keinen genauen Ausschluss darüber gibt seine Pläne zu durchschauen. „Geht dich nichts an.“ , antwortet er dir kurz angebunden und schubst dich plötzlich vor sich. „Schneller.“
Drängend wirst du weiter nach vorne gehetzt und du gibst dir sichtlich Mühe, seinem Befehl nachzugehen, im hoffendem Glauben ihn dadurch nicht weiter zu reizen und er dir nicht wieder einen elektrischen Schlag verpasst. Derweil siehst du dich genauer um und deine Unsicherheit wächst ins Unermessliche, als du nur wenige Meter vor euch einen alten, verkümmerten Drahtzaun erblickst, dessen Sinn und Zweck du erst verstehst, als der Fremde dich unwirsch durch eines der unübersehbaren Löcher schiebt und ihr daraufhin einen wild umwachsenden Pfad folgt. Ein mit Moos überzogenes Schild lässt in dir eine Vermutung aufkeimen, wohin er dich zu verschleppen droht und doch erschließt sich dir nicht, wieso er ausgerechnet einen derartig zurückgelassenen Ort aufsucht, wenn es wesentlich sichere Aufenthalte in der Welt gibt, als diesen hier. The Pool is Open, prangen dir die großen schwarzen Buchstaben entgegen und noch während du bereits an der ersten, wahrscheinlich mittlerweile untauglichen Sonnenliege vorbei läufst und ein in Orange verblasster Schwimmreifen deinerseits unbeabsichtigt weg getreten wird, siehst du die große Schwimmhalle an der nächsten Abzweigung vor dir aufragen.
Alt, verkommen und in Vergessenheit geraten.
Unschöne Schmierereien und Graffiti zieren die blass blauen Außenwände, während die vielen verglasten Scheiben bereits Vandalen zum Opfer fielen und eingeschlagen wurden. Müll, Abfall, gar um sich geschmissene Möbelstücke vergammeln im trocken gelegenen Außenbecken, währenddessen du dir tatsächlich einbildest den stets penetranten Geruch von Chlor zu riechen. So vertraut. Und dennoch nur eine grobe Einbildung deiner letzten verbliebenen Erinnerungen an derartiges Vergnügen im Wasser.
Ihr passiert den großen Springturm und die Einsturz gefährdet aussehende Rutsche, bevor ihr über einen, mit Lücken versehenden Fliesenboden zum Terrassen Eingang wandert. Wild wachsende Efeuranken werden vom ihm herrisch zur Seite gestoßen, während dir die gleiche Prozedur zuteil wird und du unvoreingenommen plötzlich in die großen Halle stolperst, der Mittelpunkt des gesamten Gebäudes. „Nicht trödeln.“ , wiederholt der bärtige Mann sich schroff und wirft dir einen mahnenden Blick über die Schulter zu, als er dich dabei erwischte, wie du sehnsüchtig zurück, durch den Vorhang aus Pflanzen, in die Freiheit schaust. Der Gedanke jederzeit zu fliehen, nimmt stetig überhand, doch das drückende Gewicht an deinem Knöchel verhindert eine Flucht dieser Art. Dein Körper fühlt sich immer noch taub an, wenn du daran zurück denkst, wie der wenig kitzelnde Strom durch deine Glieder fuhr. Es hat dir schlichtweg jede Energie geraubt, die dir dein Körper bereit war zur Verfügung zu stellen. Dieses Erlebnis möchtest du so schnell kein zweites Mal erleben, gar spüren.
Im Gebäude wirkt der gigantische Raum wesentlich dunkler und die Atmosphäre spricht für sich: Unheimlich, beängstigend still und deutlich vermodert. Ausgetrocknete Blätter wurden vom Winde hinein getragen und bedecken einen großen Teil des Bodens, ebenso das riesige Becken im Zentrum. Weswegen deine raschelnden Schritte dir unsagbar laut vorkommen, im Angesicht dessen, wie unberührt alles in deinen Augen erscheint. …
~
Unerwartet bleibst du stehen, vermagst keinen weiteren Schritt zu tätigen.
Was tust du hier eigentlich?
Lässt du es tatsächlich freiwillig zu, entführt zu werden, um mögliche Schmerzen und Qualen zu umgehen? Du kannst deinen Entführer nicht einschätzen, tust dich damit sehr schwer sogar. Er spricht selten, bleibt stets schweigsam und diskret, währenddessen ihm seine Zeit kostbar zu seien scheint. Wie auch jetzt, als der Mann bemerkt, das du stehen geblieben bist und darüber ziemlich ungehalten reagiert. „Mädchen, zum letzten Mal: Wir müssen uns beeilen.“ Seine Stimme nimmt einen tiefen Bariton an, knurrt beinahe in deine Richtung und stampft auf dich zu, die Hände zu Fäusten geballt. Die große Statur, die er leider verkörpert, ist einschüchternd, erst recht mit einer rasenden Mimik, wie das seine. Ohne Waffen und kaum nennenswerte Nahkampf Erfahrung schaltet sich dein Fluchtinstinkt ein und du machst hektisch kehrt, als er nach dir zu greifen versucht. Die Angst im selben Augenblick einen weiteren elektrischen Schlag zu befürchten, beflügelt deine Gedanken aufs Neue, als er jedoch deine Arme zu packen bekommt und dich zurück zieht.
Du stolperst aufgrund seiner herrischen Art gegen seine Brust, prallst dagegen ab und drohst plötzlich auf dein Gesäß zu fallen. Er schafft es allerdings dich rechtzeitig aufzufangen, hievt dich in deinem paralysierten Zustand aber auf seine Schulter und steuert zielgenau auf eine Tür zu, mit einer weiblich rosafarbenen Figur darauf abgezeichnet. Die Umkleidekabinen, denkst du dir verwirrt panisch und beginnst endlich dich gegen seinen harten Griff zu wehren. Du bist eine gute lange Zeit still geblieben. Noch länger kannst du nicht untätig bleiben und auf deinen eigenen Tod warten, der sich vielleicht hinter dieser Tür befinden mag. Das gönnst du diesem Penner nicht.
„Scheiße. Was wollen Sie eigentlich von mir?“ Wild prügelst du auf ihn ein, ziehst ihm an den Haaren, lässt deine Fingernägel über jede beliebige frei gelegte Haut fahren, die du zu finden gedenkst und beschimpfst ihn aufs übelste. Ausdrücke und Flüche entfleuchen aus deinem Munde, die du nie zu wagen geglaubt hast auszusprechen. Er reagiert darauf, keine Frage. Leider eindeutig zu heftig, als du vielleicht gehofft hattest.
„Verfluchtest Weib, halt endlich still.“ Die Tür der Umkleide wird laut donnernd aufgestoßen und mit Schwung wirst du von ihm in die nächst gelegene Dusche geworfen. Ächzend und Stöhnend knallst du auf die Fliesen, sowohl an der Wand, als auch auf den Boden. Deine mittlerweile angetrocknete Platzwunde öffnet sich wiederholt, blutet jedoch deutlich schlimmer, als zuvor. Eine rote Sauerei breitet sich unter deinem Kopf aus und der vertraute Schwindel kehrt zurück, mit dem feinen Unterschied dieses Mal dabei Übelkeit zu empfinden. Dein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen, darauf aus, sich zu entleeren. Brennende Säure kraxelt sich stattdessen aber deine Speiseröhre empor, doch bis auf leeres Röcheln und hoch gewürgter Speichel bleibt dir das Übergeben erspart. Erleichtert atmest du ein, als du wieder den heiß begehrten Sauerstoff durch deine Lungen ziehst und lehnst dich erschöpft auf den Rücken, die kalten Fliesen deutlich durch deine schweißnasse Kleidung spürend. Erst die ausgestrahlte Körperwärme des versuchten Totschlägers lässt dich blinzelnd aufsehen und du registrierst müde, wie seine großen Pranken sich an zwei Rädchen an der Wand zu schaffen machen.
Eiskaltes Wasser nieselt in Schauern anschließend auf dich herab und schockiert keuchend rollst du dich zusammen, nicht wissend, wieso der Saftladen noch im Stande sein kann überhaupt das kühle Nass durch die verrosteten Rohre zu pumpen?
Die unverhoffte Dusche schafft es in binnen weniger Sekunden deine gesamte Erscheinung zu durchnässen und keuchend prustest du das Wasser aus deinem Gesicht, während du aus dem Augenwinkel erkennst, wie das sich unter dir blutrot färbende Wasser durch einen Abguss versiegt. In der Zwischenzeit hat sich der Mann zu dir hinunter gebeugt, greift klammernd nach deinen sich jetzt schwer anfühlenden Haaren und reißt deinen Kopf in den Nacken. Es knackt unschön und hustend schnappst du immer wieder nach Luft, als der kalte Wasserstrahl dir jeglichen Sauerstoff verwehrt.
Versucht er dich gerade tatsächlich umzubringen?
Nach all dem Aufwand, dich eigentlich hier her zu befördern? … Das glaubst du nicht.
„Bitte...“ , bettelst du beinahe weinerlich, während sich deine Fingernägel extrem in seinen Hände verkrallen, in der Hoffnung sie mögen sich endlich aus deinen Haaren lösen und dich frei geben. Zischend registriert er dein langsames Aufgeben und erst einige Momente später lösen sich seine Finger aus deinen Strähnen. Entkräftet bleibst du vor ihm liegen, hörst dich selber erschöpft schnaufen, währenddessen der Unbekannte die Dusche abstellt. „Lass dir das eine Lehre sein. ...“ , droht er und baut sich wie ein Berg vor dir auf. Im Hintergrund hörst du es Tropfen und bevor du in der Lage bist ihm eine Antwort entgegen zu schleudern, ergreift er erneut das Wort. „Versuche nicht zu flüchten und benimm' dich. … Ansonsten werde ich dir weh tun müssen.“
Die zuvor vor Wut ausgewählten Flüche bleiben dir im Halse stecken und ungläubig weiten sich deine Augen. Verkrampft musst du dir auf deine Lippe beißen, um nichts unüberlegtes zu erwidern. Stattdessen zwingst du dich, wortwörtlich die Klappe zu halten. „Hast du mich verstanden?“ , verlangt er anschließend von dir zu wissen. Sein Schatten legt sich über deine eingeknickte Gestalt und zögerlich nickst du, im festen Glauben daran, ihn dann endlich auf Abstand zu wissen. Tatsächlich entfernt er sich einige Schritte von dir, bevor er dir durch eine Gestik signalisiert dich aus der nun blass rosaroten Pfütze zu erheben. „Steh' auf. Wir haben noch was zu erledigen.“
Weich fühlen sich deine Beine an, als du dich auf zwei Füßen stehen siehst und stützend hältst du dich an die sich hinter dir befindende Wand fest. Du vertraust deinem Gleichgewicht noch nicht ganz und trotz dessen, dass dir viele Fragen auf der Zunge liegen, wagst du es nicht erneut den Mund aufzureißen. Tapsend läufst du ihm stattdessen hinterher, nachdem er sich umwandte und die Duschräume der Frauen verließ.
Nun deutlich eingeschüchtert, aufgrund seines brutalen und völlig überflüssigen Angriffs dir Gegenüber, lässt du dein Haupt gesenkt, beobachtest aus halb geöffneten Augen den Boden und hinterlässt eine feuchte Spur aus tropfender Kleidung. Er hingegen führt dich durch die große Halle zu einem separatem Raum und erst nachdem er sich dazu herab lässt, dir den Blick frei zu geben und du eindeutig den ekelhaften Geruch nach Verwesung und Tod durch die Nase einatmest, keimt in dir der merkwürdige Gedanke, nicht länger alleine mit ihm zu sein.
Mein Gott, was stinkt denn so bestialisch?
Der neue Bereich ist sofort als Becken für kleinere Gäste zu erkennen, alleine die Elefantenrutsche auf der anderen Seite, lässt nichts anderes zu, als das zu behaupten. Nichtsdestotrotz aber sind deine Augen auf etwas ganz anderem fokussiert und unschlüssig geworden, wandert dein Blick zu deinem Entführer. Ist er bescheuert? Ein Psychopath? Sein Gesichtsausdruck allerdings bleibt neutral und forschend. Kryptisch zieht er jedoch irgendwann seine Augenbrauen zusammen, als er deinen undeutlichen Blick auf sich spürt und betrachtet deine nun wieder angespannte Erscheinung. Misstrauisch steht ihr euch gegenüber, bevor du dazu neigst einen größeren Abstand ihm Gegenüber zu wahren. Er bemerkt es, setzt er doch dazu an, dir zu folgen, solltest du es wagen dich noch weiter von ihm zu entfernen.
Zuckend wandern schließlich deine Augen zurück zum Kinderbecken. Leise klirren die Ketten unter dir und auch das Schmerz verzerrte Stöhnen verschafft sich endlich einen Weg in dein Gehör, sowohl auch die verdunstete Luft sich merkwürdig warm anfühlt. „Mädchen, ich habe dich gewarnt.“ , knurrt seine Stimme zu dir hinüber und geschwind suchst du seinen Blick, nachdem du einen weiteren Schritt zurück tätigst. Unbewusst setzt zu einer erneuten Flucht an und der Mann scheint es zu bemerken. Du stoppst in deinen Bewegungen, lässt deine geweiteten Opalen durch die kleinere Schwimmhalle gleiten, wägst das Für und Gegen einer unüberlegten Flucht ab und suchst dabei einige Möglichkeiten zum Erfolg. Erst der Elektro Schocker um deinen Knöcheln, lässt dich verzweifelt inne halten.
Du hast keine Chance. Nicht solange er dich außer Gefecht setzen könnte, wahrscheinlich alleine durch einen beliebigen Knopfdruck. Er hat dich in der Hand und das scheint er genau zu wissen.
„Was ist das hier?“ , versucht du schließlich von dir abzulenken. Schon die Tatsache mehrere Untote unten im Becken umher wandern zu sehen, gefesselt und hungrig, verursacht ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Dir wird wieder schlecht. Und die Angst vor einer möglichen Antwort versetzt dich in einem Zustand, der dich vielleicht unüberlegt handeln lässt.
Er zögert kurz. Auch er lässt seinen Blick durch die Reihen seiner Gefangenen gleiten und scheint damit zu hadern, dir überhaupt irgendwas schuldig zu sein. Erst sein geklärter Ausdruck lässt dich wissen, wie er sich entschieden hat. „Das sind meine Versuchsobjekte.“ „Für … was?“ , fragst du deutlich verzögert, nicht sicher überhaupt zu wissen, was er an Zombies zu testen versucht. „Ich suche ein Gegenmittel.“ , eröffnet er dir schließlich die Wahrheit. „Leider habe ich noch keinen Erfolg erzielt.“
Du beißt die Zähne zusammen, ballst deine Hände zu Fäusten und fragst dich tatsächlich, was du dann für eine Rolle dabei spielst? Seine Absichten mögen ehrenwert sein, versucht er doch nur zu helfen und die Menschheit vor einer Ausrottung zu bewahren. Doch um ehrlich zu sein, magst du ihm dabei nicht zur Hand gehen. Vielleicht deswegen, weil die Untoten das gleiche Gerät um ihren Knöcheln gebunden bekommen haben, wie du es bereits tust. Du ahnst wohin seine Versuche geführt haben. Und dir erblüht vielleicht schrecklicher weise das gleiche Schicksal.
„Und du wirst mir dabei helfen.“
„Ich will Ihnen aber nicht helfen!“ , protestierst du sofort. Lauter als Beabsichtigt, weshalb die Zombies unweigerlich auf euch aufmerksam geworden sind. Der Pegel aus Geräuschen nimmt zu und die Ersten versuchen Hände ringend nach euch zu greifen, als sie am Rande ihres Gefängnisses angekommen sind. Eine Traube aus mehr als zehn Toten geifert nach eurem frischen Fleisch und wenn du nicht schleunigst verschwindest, wirst auch du dort unten mit einer Kette auf unschuldige Menschen warten und elendig mit der Zeit verrotten. „Sie sind Irre!“
„Du wirst keine andere Wahl haben.“ , speit er dir entgegen und du spürst wie seine Wut entfacht und zurück kehrt. Seine brutalen Methoden jemanden etwas aufzuzwingen kennst du bereits und deine Fantasie kennt ab sofort keine Grenzen mehr, wenn es darum geht, wie er dir weh tun könnte. „Es gibt immer eine Wahl.“ , jammerst du erzürnt und schüttelst benommen den Kopf. Dein Schädel platz gleich, nicht nur, weil du ahnst gegen eine Wand zu reden. Die mehrere Zusammenstöße mit deinem Kopf haben ihre folgen und auch die Schmerzen hinter deiner Stirn puschen dich immer weiter höher. „Niemand hat eine, auch du nicht. Sieh wohin uns das geführt hat, Mädchen. Glaubst du wirklich wir Menschen hatten eine Wahl, als es zur einer Apokalypse kam? Rede dich nur weiter dumm, aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wie wir wie die Fliegen verrecken.“
Ein Stromschlag, der durch deinen Körper jagt, schlimmer, als der vorherige, lässt dich aufschreien. Du spürst regelrecht wie deine Haut durch die Elektrizität versengt, riechst dein eigenes verbranntes Fleisch, bevor du nach etlichen Sekunden zu Boden gehst. Hart prallst du auf, bleibst liegen und kämpfst gegen die Dunkelheit an, die sich deiner zu bemächtigen versucht.
„Wir haben keine Zeit mehr, versteh, das doch endlich.“ , vernimmst du seine Stimme wie in Watte gepackt. Sie klingt deutlich sanfter, als zuvor. Doch sie versteckt nicht den Psychopathen in ihm, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit zu retten. Sich selber zum Held erkoren hat. Du spürst seine dunkle Anwesenheit neben dir, fühlst wie seine Fingerspitzen dir einige wirre Strähnen aus der Stirn schiebt, bevor du ihn aus schmalen Augen beobachtest, wie er eine Spritze aus seinem Mantel zieht und ans Tageslicht befördert. Du willst schreien, toben und um dich schlagen, als er deinen Arm mit einem Gürtel abbindet, deine Blutzufuhr dadurch staut und einen geeigneten Punkt in der Innenseite deines Armes anvisiert. Bewegungsunfähig bleibt dir allerdings nichts anderes übrig, ihn dabei zu beobachten, wie er die Stelle desinfiziert, die Nadel ansetzt und relativ schmerzfrei deine Haut und Vene durchstößt. „Dieses Mal wird es klappen.“
Grummelnd registrierst du wie er dir Röhrchen für Röhrchen dein heiß geliebtes Blut raubt, bevor er endlich von dir ablässt. Anscheinend hält er es für genug. „Vertrau mir, Mädchen. … Ein Gegenmittel. Ich werde es finden.“ Deine Lider flackern und es fällt dir von Sekunde zu Sekunde immer schwerer, dich bei Bewusstsein zu halten. Du willst nicht in seiner Gegenwart verweilen, während du dich in nahender Ohnmacht siehst und er in deinen hilflosen Zustand Dinge mit dir anstellen kann, dir dir nicht klar erscheinen. Vielleicht wachst du auch gar nicht mehr auf, wer weiß das schon? Aber dein Körper … er zwingt dich, sich auszuruhen. Er kann nicht anders und irgendwann ist es dir auch nicht mehr möglich dich fest zu klammern. „Vertrau mir.“ , wiederholt er, sieht dir dabei zu, wie du dich Realität entziehst.
Ich vertraue nur den Wenigsten, denkst du dir zuletzt verbittert. Ist Bepo sogar der einzige gewesen, den du ein letztes Mal erblicken durftest? Wie gern würdest du jetzt bei ihnen sein. Sogar Laws Nähe bevorzugst du in diesem Moment. Er darf dich auch gerne tadeln. Dich auf seine Art trainieren... Er hätte deine Erlaubnis. Hauptsache … du wärst nicht mehr alleine.
Eine Berührung, die nicht sanfter hätte sein kann, ist einer von vielen Gründen, warum du dich plötzlich wieder in der bitteren Realität wieder findest. Unsagbare Schmerzen und ein immer andauernder Hunger sind weitere unliebsame Ursachen, die dich aus dem tiefen Schlaf reißen. Wie tief jedoch, ahnst du noch nicht.
Flatternd öffnen sich deine verklebten Augenlider, während du dich desorientiert gegen die sich fremd anfühlenden Finger lehnst. Warm und merkwürdig weich streicheln sie deine Wange, schieben dir Strähne für Strähne aus dem Gesicht. „Nicht wieder einschlafen.“ , hörst du die dazu gehörige Stimme und du bist erstaunt, wie viele Oktaven höher sie klingt. Ganz anders. Unbekannt. … Geradezu weiblich.
Die Umrisse verschärfen sich, deine Pupillen jagen stetig zum nächsten Objekt und deine zuerst beruhigte Atmung nimmt an Intensität zu. Was passiert hier eigentlich? Und wo bist du?
„Beruhige dich.“ , vernimmst du erneut und endlich kannst du die Stimme jemanden zuordnen, nachdem dein Blick auf eine dunkelhaarige Frau fällt, die sich ganz eindeutig dazu herab lässt, ihre Oberschenkel als Kopfkissen zu missbrauchen, damit du es bequemer hast. … Aber das ist dir doch nicht wichtig! - Unfassbar laut brüllt dir die Frage im Kopf, wer sie eigentlich ist? Was hat sie hier zu suchen?
Beunruhigt windest du dich hin und her, möchtest deinen Kopf von ihren Beinen heben und erste Sätze formen, gar äußern. Doch nichts weiter, als unangenehmes Krächzen verlässt deinen Mund, bevor dir darauffolgend quälendes Husten deinen Körper schüttelt. „Du musst etwas trinken. Du bist ja ganz dehydriert.“ Die Öffnung einer Flasche legt sich gegen deine spröden Lippen und die ersten Tropfen kühles Wasser fließen dir in den trockenen Rachen. Verwirrt schluckst du die Flüssigkeit herunter, langsam und vorsichtig, danach gierig und halb am verdursten. „Vorsichtig.“ , wirst du ermahnt, doch just in dem Moment wird sie bei dir nur auf taube Ohren stoßen. In Rinnsalen geht die Hälfte des wertvollen Wassers verloren, fließt an deinem Kinn hinab. Aber es ist dir egal. Im Moment fühlst du nur, wie befriedigend es ist, die Bedürfnisse deines Körpers zu stillen. … Wenn es doch nur mehr davon geben würde!
Du bedauerst es zutiefst, als die leere Flasche von der jungen Frau abgenommen und zugeschraubt wird. In ihr, nichts als Luft und verpuffte Hoffnung auf Abkühlung. „Danke.“ , hauchst du einige Sekunden später, gibst dir einen imaginären Tritt in den Hintern und versuchst dich vorsichtig zu erheben. Erstaunlicherweise wird dir aufgeholfen und innerhalb einiger Augenblicke lehnst du erschöpft und ausgelaugt gegen eine geflieste Wand. Ein Akt so einfach und banal. Trotzdem schnaufst du wie ein wilder Stier, der Rot gesehen hat. So entkräftet hattest du dich nicht einmal gefühlt, nachdem Law dich mit quälenden Stichen verarztet hatte.
Alles dreht sich, während kalter Schweiß an deinen Schläfen hinab läuft.
„Du solltest dich nicht so viel bewegen. Versuche dich zu schonen.“
Deine Fingerspitzen reiben über deine Stirn und endlich wirfst du der Frau einen genaueren Blick zu. Sie scheint besorgt zu sein. Doch alleine die Tatsache mittlerweile von vielen Menschen enttäuscht worden zu sein, du teilweise übel zugerichtet wurdest, strotzen deine Augen vor gewaltigem Misstrauen ihr Gegenüber. „Und wer sind Sie?“
Es erschreckt dich zutiefst, wie hässlich gemein deine Stimme vor Kälte trieft. Dementsprechend wirkt die Dunkelhaarige auch betroffen und senkt ihr Haupt, nachdem sie sich zurück gelehnt hatte. Ihre geschundenen Hände scheinen plötzlich großes Interesse in ihr zu wecken, denn sie wagt es sich nicht, dich noch einmal anzusehen. „Ich bin Claire. … Du musst mich nicht Siezen.“ Stumm betrachtest du ihre eingesunkene Erscheinung, lässt ihr offenbar freundliches Angebot jedoch unkommentiert. Claires blaue Augen wirken eingefallen, ebenso ihre Statur. … So dünn und zerbrechlich. Ihre Haut leuchtet beinahe weiß, als hätte sie die Sonne niemals zu Gesicht bekommen. Kraftlos und matt hängen ihre schwarzen Strähnen über ihre Schultern und unwiderruflich frisst dich die Frage auf, vielleicht das gleiche schäbige Bild abzugeben? Erst später fällt dir die selbe Fußfessel am Knöchel auf, die auch du zum Tragen verurteilt aufgedrängt bekommen hast. …
Ihr teilt das selbe Schicksal! Von einem Mann entführt, genötigt und eingesperrt worden.
„Wer ist er?“ , fragst du sogleich, verdrängst das schlechte Gewissen, welches sich frecherweise breit machen wollte und wartest aufgeregt auf eine mögliche Antwort. Vielleicht weiß sie mehr über ihn?
„Sein Name ist Finjas. Er versucht ein Heilmittel zu finden für … das hier! Ihm ist nichts mehr heilig, so versessen ist er danach.“ „Warum fühlt er sich dazu verpflichtet? Ist die Apokalypse seine Schuld?“ Eine wegwerfende Handbewegung deinerseits, soll deinen Fragen mehr Kraft verleihen, währenddessen eine Neonröhre über euren Köpfen mehrmals zu flackern beginnt, die Atmosphäre ohnehin unheimlicher wirken lässt. „Ich weiß es nicht. Er redet selten. … Meistens kommt er nur vorbei, um etwas Essen und Trinken dar zulassen. Oder um uns Blut abzunehmen.“ Diese Detail hast du bedauerlicherweise vergessen, vielleicht sogar verdrängt. Doch dein Ausdruck ist schockiert, als deine Augen besagte Körperstellen abwandern, die für eine Blutabnahme geeignet wären. Bläulich schimmernde Hämatome zieren sowohl deine Armbeugen, als auch deine Handrücken. Wahrscheinlich sogar an deinem Hals oder sogar an den Füßen. Du wirst hysterisch, im Angesicht dessen, wie oft Finjas sich an deinem wehrlosen Körper vergriffen haben musste, um letzten Endes einen solchen Anblick preis zu geben.
„Wie lange bin ich denn schon hier?“ Verzweifelt klingt deine Stimme und du hoffst inständig Claire möge dich jetzt anlügen. Du würdest einer bitter schmeckenden Lüge eher verdauen, als die knallharte Wahrheit. „ … Mehrere Tage vielleicht.“ , haucht sie dir entgegen, nachdem sie lange mit sich gerungen hatte. Sie scheint deinen, am dünnen Faden hängenden Zustand zu bemerken, dementsprechend erhebt sie sich schnell, als du sprachlos aufgesprungen warst und nun im halb dunkeln liegenden Maschinenraum auf und ab wanderst. Du raufst dir nachdenklich die Haare, kratzt dir dadurch unabsichtlich die blutige Kruste deiner Platzwunde wieder auf und nagst verbittert an deinem Fingernagel. „Und du? Wie lange versauerst du hier bereits?“
„Es müssten Wochen vergangen sein.“ , antwortet sie dir zögerlich. Wahrscheinlich ist sie sich selber nicht mehr sicher. Verständlich, immerhin befinden sich keine Fenster in diesem Raum. Und selbst wenn, irgendwann verliert man einfach das Gefühl der Zeit.
Du hältst Ausschau nach einer Tür, begibst dich zu ihr und versuchst sie zu öffnen. Abgeschlossen! - Natürlich. Verärgert verlierst du die Kontrolle über deinen Fuß und trittst großzügig gegen die stabile Brandschutztür, bevor du dich mit dem Rücken daran herab gleiten lässt. Seufzend schlägst du deine Hände über den Kopf zusammen, ziehst deine Beine heran und suhlst dich in deinem Selbstmitleid. Trafalgar und die Anderen müssten die mögliche Suche nach dir bereits aufgegeben haben. In ihren Augen bist du vielleicht sogar schon Tod. Gefressen oder von anderen Menschen getötet worden. Wie soll es also jetzt weiter gehen? Du kannst doch nicht auf Ewig in einem still gelegtem Schwimmbad zugrunde gehen. Selbst die angeketteten Untoten haben es in ihrem Pool besser, als ihr beide. Der Raum ist schäbiger denn je. Dunkel, Nass und von toten Insekten, gar Nagetiere bewohnt. Die Luft ist drückend und selbst nach all den langen Jahren ist der Duft nach Chlor stechend und bereitet jedermann Kopfschmerzen. Du kannst von Glück reden, dass zumindest die Maschinen ausgestellt sind. Der zusätzliche Lärm hätte dir im jetzigen Moment deinen labilen Verstand geraubt, wenn es nicht bald sogar von selbst geschieht.
Die jetzige Stille ist quälend und auch der stechende Blick von Claire macht es nicht besser, im Gegenteil. Es macht dich Zornig, weswegen du dir ernsthaft auf die Lippe beißen musst, um nicht irgendetwas unüberlegtes zu äußern. Es wäre nicht nur gemein, sie hier und jetzt anzublaffen, weil dein Zustand es nicht anders zulässt. In all der schweren Zeit ist sie sogar die Einzige Fremde gewesen, die dir so etwas wie Freundlichkeit entgegen gebracht hatte, dir half. Es muss ihr schlechter gehen als dir, würdest du jetzt behaupten, und trotzdem hat sie nicht, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, ihre Würde und Menschlichkeit verloren. Ein trauriger Trost, doch es regt dich weiter zum Nachdenken an.
~
„Was will Finjas mit unserem Blut?“ , nuschelst du leise zu der Dunkelhaarigen herüber und neigst deinen sich schwer anfühlenden Kopf in den Nacken, starrst müde zur Decke hinauf, während du gleichzeitig an deiner lädierten Kleidung nestelst. „Ich schätze er macht damit Tests.“ „Was denn für Tests?“ Deine Opalen vergrößern sich und überrascht betrachtest du die eingeschüchterte Frau aus deiner jetzigen Position aus. „Naja … sicher bin ich mir nicht.“ , hüstelt sie und streicht sich lose Strähnen hinter das Ohr. „Aber wir wissen immer noch nicht ob es ein Virus ist. Oder ein Parasit, … vielleicht sogar die Tollwut? Pilze? Ob wir mutieren? “ „Okay, okay, ich habe es verstanden. … Glaube ich.“ , unterbrichst du sofort ihren ansteigenden Redefluss, bevor es ausartet und sie sich in wilde Theorien verstrickt. So sehr es dich auch interessiert, werdet ihr höchstwahrscheinlich nie die ganze Wahrheit erfahren, wie die ganze Weltuntergangs – Geschichte begonnen hatte. Mit Nichten sogar ohne Informationen krepieren.
„Tut mir leid.“ , entschuldigt sich die junge Frau nervös lachend bei dir. „Wenn man so lange alleine ist, spuken die wildesten Fantasien im Kopf herum.“ „Schon okay.“ Du versuchst sie mit einem nett gemeinten Lächeln dazu zu bringen sich wieder zu entspannen. Ein Spiegel würde jedoch zerbrechen, so sehr misslingt es dir. Gerade du denkst übers Entspannen nach? Wenn es nach dir geht, würdest du den Laden auseinander nehmen, wild toben und deinem gestörten Entführer endlich die verdienten Leviten lesen. ...
Ach, Pustekuchen. …
Solange du hier eingesperrt bleibst, wirst du aller höchstens die zerfetzte Gebrauchsanweisung, der sich im Raum befindende Wasserpumpe lesen, gar auswendig lernen. Du stöhnst laut auf. Sowohl gepeinigt, frustriert, als auch deines Blutes beraubt und unter Menschenniveau erniedrigt. Du magst es nicht zugeben, doch du hast schreckliche Angst. Angst auf das Kommende. Vor seinen Experimenten. … Vor Finjas.
„Wie ist es dort draußen?“ , wirst du schließlich aus deinen Gedanken gerissen und du bemerkst Claires neugieriges Gesicht, die blauen Opalen so wissbegierig aufgerissen. Du zweifelst wirklich daran, ob sie es tatsächlich in Erfahrung bringen möchte, wie die Welt wortwörtlich im Chaos versinkt. „Blutrünstig.“ , beginnst du mechanisch. „Todbringend und heuchlerisch. Anstatt das wir Menschen uns gegenseitig unterstützen, fällt jeder dem nächsten in den Rücken. Berauben sich, Töten ohne Skrupel. Es ist einfach nur hässlich anzusehen.“ „Oh … .“ Claire scheint mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben. Du auch nicht. Schonend sollten die Worte die Apokalypse beschreiben. Aber es gibt einfach nichts mehr, was du als hättest schön bezeichnen könntest. Wenn ihr beide es irgendwie schaffen solltet zu fliehen, sollte die Dunkelhaarige wissen, worauf sie sich dort draußen einlässt. … Nicht einmal du hast es bereits zu hundert Prozent geschafft. Sonst wärst du vielleicht nicht in dieser ungünstigen Lage.
„Du musst wissen, dort oben … es sind meine Leute gewesen.“ , offenbart Claire dir hauchend und du musst kurz überlegen, von wem sie eigentlich spricht. Als dir die Untoten im Kinderbecken in den Kopf schießen, fühlst du wahrlich Mitleid mit der jungen Frau. Sichtlich betroffen öffnest du deinen Mund, suchst nach den richtigen Worten, die ihr über die Trauer hinweg helfen würden. Doch es fällt dir nichts ein. Kein Satz. Keine Worte. Nicht einmal ein Ton will dir entfleuchen. … Weil du es kennst. Schrecklicher weise erkennst du dich selber wieder, wenn du an den Schmerz zurück denkst, den du empfunden hattest, als deine Familie auf brutale Art und Weise das zeitliche gesegnet hatte. Du musstest damit klar kommen und einfach weiter machen … . Leider.
„Mein Beileid.“ , schaffst du es schließlich gepresst zu erwidern und dankend nahm Claire deine Anteilnahme an, bevor das aufgesetzte Lächeln verblasst und die Realität wieder Einzug hält. „Ich weiß nicht, wie er es geschafft hatte uns nach und nach zu trennen. … Ich war starr vor Angst jeden Tag mit anzusehen, wie sie … starben. Durch ihn. Seine Experimente wurden immer verrückter und mein Freundeskreis erschreckend kleiner und kleiner.“ Ihre Stimme hört sich dünn und schwach an, je mehr sie bereit war ihre Erfahrungen mit dir zu teilen. Du schluckst jedoch erstickt und versuchst die eiskalte Gänsehaut zu vertreiben, die sich daraufhin immer weiter ausgebreitet hatte. Mit jedem Wort bestätigt sich das entsetzte Wissen über ihn, an einem Verrückten geraten zu sein. Und es lässt dich wieder verzweifeln und in Selbstmitleid versinken. Ausdruckslos beobachtest du unter dem flackerndem Licht den umher schwebenden Staub, während deine Hände über deine Arme streichen, in einem jämmerlichen Versuch die Kälte zu vertreiben und dich aufzuwärmen. Erst die lang hinaus gezögerte Frage, seitens Claire lässt deinen getrübten Blick zurück zu ihr schweifen.
„Wie hat er dich geschnappt?“ Du musst schnaufen und doch denkst du darüber nach, wie schrecklich der Tag ausgeartet war, nachdem die Horde und die flüchtigen Überlebenden über euch herfielen. „Ich war von meiner Gruppe getrennt worden.“ , fängst du an und zuckst nachdenklich mit den Schultern. Du hast ja selber keine Ahnung, wie du Finjas hast übersehen können. „Ich glaube ich war einfach zu unvorsichtig gewesen. Allgemein tauge ich doch zu nichts.“ „So etwas solltest du nicht sagen. ...“ „Ach nein?“
Deine Lippen beben vor Aufregung, als du vereinzelt erklärst, wieso es zu allem erst gekommen war. „Meine Gruppe reißt sich den Arsch auf um uns über Wasser halten zu können, während man mir erst das Krabbeln beibringen muss, bevor ich das Laufen erlerne. Glaubst du ich kann ein Schwert schwingen? Jagen gehen? Ich schaffe es nicht einmal eine verdammte Kugel in den Kopf eines Zombies zu jagen.“ Geschockt weiten sich die Augen Claires, als du wütend aufgesprungen warst und wild mit den Armen gestikulierst, dich in Rage redest und eindeutig zu hart mit dir ins Gericht gehst. „Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich von Anderen gerettet werden musste. Weißt du wie erbärmlich das ist? Was habe ich denn noch auf dieser Welt verloren? Sie ist doch ohnehin nicht mehr zu retten. Warum sich also die Mühe geben und Hoffen?“
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Verneinend schüttelt die junge Frau den Kopf und erhebt sich, will den Versuch wagen dich wieder zu beruhigen, während sie nichts ahnend dabei beobachten konnte, wie der dünne Faden riss und du innerlich bereits am Aufgeben bist. Ihr Mund öffnet sich, beschwichtigend ihre Hände erhoben, als jedoch das Klirren eines Schlüsselbundes ertönt und das öffnen eines verschlossenen Riegels in beiden Köpfen widerhallt.
Dein Körper dreht sich hektisch zur Tür, während es dir unheimlich lang erscheint, als der dunkle Haarschopf Finjas durch die nun entstandenen Lücke aufblitzt. Eine angespannte Stille legt sich über euch drei, als der Mann schlussendlich eure Gefängniszelle betritt und sowohl dich, als auch Claire kryptisch von seiner Position aus in Augenschein nimmt. „Du bist endlich wach.“ , ertönte seine tief raue Stimme und es stimmt dich misstrauisch, wie erfreut er dabei klingt. Er fixiert dich beinahe krankhaft und erst nachdem er es wagt, sich einen Schritt auf dich zuzubewegen, erwacht auch Claire aus ihrer Starre. „Nein! Nicht sie auch noch.“ Verwundert und beinahe geschockt, findest du dich in den Armen der jungen Frau wieder, die dich schützend hinter sich schiebt und ihn von da an mutig entgegen blickt. Du hörst ihn mit der Zunge schnalzen, bevor du seine schweren, in Stiefeln steckenden Schritte vernimmst, die sich unnatürlich laut in deinen Ohren anhören. „Geh mir aus dem Weg, Frau.“
Das klatschende Geräusch von aufeinander treffender Haut, lässt dich endlich aufblicken und zutiefst erschrocken musst du mit ansehen, wie die freundlich gesinnte Claire unaufhaltsam zu Boden stürzt und sich die tief rot gefärbte Wange hält. Geschwächt und ausgelaugt bleibt sie liegen und erst nachdem Finjas deinen Arm zu packen bekommt, erwachst du aus deiner anhaltenden Starre. Wie ein Tier schleift er dich hinter sich her und genauso trotzig stemmst du dich gegen ihn, auch wenn die zuvor dumm gewählten Worte dich noch ans Aufgeben bewegen sollten. „Loslassen!“ , brüllst du ihm entgegen, nachdem du es schaffst, dich an der vorbei rauschenden Türzarge festzuklammern. „Verdammte Weiber.“ , knurrt er dir als Antwort entgegen und zieht kräftig an deinem Körper. Zähne knirschend versuchst du seiner Kraft stand zu halten, bevor du wortwörtlich den Boden unter den Füßen verlierst und dich auf den Armen deines Entführers wiederfindest. „Sei doch nicht so stur und lass endlich los.“ „Nicht in diesem Leben.“ , brummst du verbissen, stellst jedoch aussichtslos fest, wie deine klammernden Finger zu rutschen beginnen. Du kneifst die Augen zusammen, darum bemüht nicht den Halt zu verlieren, doch auch Finjas scheint deine schwindende Kraft zu bemerken. „Es reicht jetzt.“ , brüllt er fast und sammelt seine Kraft. Seine Arme schlingen sich um deinen Bauch, bevor er Ruckartig an dir zieht und du schlussendlich den Kampf verlierst.
Die eiserne Tür fällt krachend zurück und noch während du eisern darum kämpfst dich aus seinen schlingenden Armen zu befreien, schließt er sie ab, sperrt Claire erneut ein und verstaut seine Schlüssel in seinem Mantel zurück. „Jetzt beruhige dich doch.“ , fordert er, die Nerven beinahe reißend und schüttelt dich. Du windest dich dennoch, einem Schwindel nahe und strampelst haltlos mit den Füßen. Deine Arme stemmst du gegen seinen breiten Torso, die Finger schaben über sein bärtiges Gesicht, während du nebenbei bemerkst, wie laut und donnernd Claire gegen die verschlossene Tür klopft, stetig nach dir rufend und offensichtlich von Adrenalin und Angst aufbrausend. „Ich will das nicht.“ , schreist du ihm regelrecht ins Ohr und für einen Moment wirkt er tatsächlich orientierungslos. Jedoch darüber erbost, wie du schon wieder gegen ihn angehst, obwohl er dich darüber belehrt hatte, welche Folgen das für dich bedeuten würden, drückt er dich gegen die kalte, grau gehaltene Mauer. Sein breiter Arm schiebt sich unter deine Kehle und nach Luft japsend hängst du Millimeter weit über den Boden, ihn aus großen Opalen entgegen blickend. „Das dauert mir alles zu lange.“ , murmelt er dir entgegen und befördert bereits zum zweiten Mal eine Spritze zur Tage, mit dem feinen, aber erschreckenden unterschied, dieses Mal eine unappetitlich graue Flüssigkeit in ihr zu erkennen.
Winselnd und beinahe dem Erstickungstod erlegen, rammt Finjas dir die Spitze Nadel in den Nacken. Die Reue, gar ein aufblitzendes Zögern, findest du vergeblich in seiner Mimik, als sich der darauffolgende, explosionsartige Schmerz ausbreitet und dir jegliche Sinne raubt. Dein Schrei hallt unnatürlich laut im Flur wieder, gar Claires Stimme klingt beinahe flehend in deinen Ohren wieder, wie durch Watte gepackt, als sich die Zähe Masse unter deine Haut quält, das austretende Blut sich seinen Weg über deinen Hals schlängelt und sich in deiner Kleidung verfängt.
Tränen erstickt zieht er anschließend das Instrument aus dir heraus und lässt dich unvoreingenommen los. Kraftlos rutscht du zu Boden, noch immer etwas Blut an der Mauer hinterlassend, während du schnaufend versuchst dich aufzurichten. Vergeblich. Heulend zitterst du am ganzen Körper, deine Sicht verschwimmt stetig vor deinen Augen, währenddessen du nach deiner Wunde tastest. Aber nicht einmal in diesen Moment ist Finjas bereit dir eine Pause zu gönnen. Stattdessen ergreift er wiederholt nach deine Knöchel und schleift dich den Flur hinunter, eine blutige Spur auf seinem Weg hinterlassend, bevor er sich deiner annimmt und dich vom Boden klaubt, nachdem er die steile Treppe erreicht hat. Dein Kopf fällt dir schwer in den Nacken, als du dich in seinen Armen liegend wiederfindest und es nicht mehr schaffst, dich gegen ihn zur Wehr zu setzten. Tatenlos musst du dabei zusehen, wie er dich aus dem Keller befördert, wiederholt den Weg zum Kinderbecken einschlägt und dich achtlos am Rande nieder legt.
„Ich werde dich nicht töten.“ , hörst du seine gemurmelten Worte, während er sich neben dich kniet und deinen linken Ärmel hochkrempelt. „Die Infektion wird es, wenn du dir keine Mühe gibst. … Nur ein Biss. Mehr verlange ich nicht.“
Der erneuten Ohnmacht nahe, schaust du verwundert in sein kantiges Gesicht, nicht sicher, seine Worte richtig vernommen zu haben, als dein Arm als Köder dienend ausgestreckt den Zombies als Fraß vorgehalten wird. „Glaube mir, dieses Mal habe ich den Durchbruch erreicht. Es liegt an dir und deinem Körper. Du darfst es nur nicht abstoßen.“
Das gepeinigte Stöhnen seitens der Untoten dröhnt langsam in dein Gehör und mehr als verstörend blickst du in die ersten, glasig leblosen Pupillen hinein, die sich deinem wehrlosen Körper nähern. Die Zeit scheint sich zu verlangsamen, während du blinzelnd darauf wartest, die verwahrlosten Zähne in deinem Fleisch zu spüren. Es ist ein merkwürdiger Prozess aus langwährenden Warten und stummen, sich beweglichen Bildern vor deinen Augen.
So sollst du also zugrunde gehen? Nicht von Menschenhand getötet, gar von Zombies gefressen. An der Infektion sollst du krepieren und anschließend als selbige Untote im Pool auf das nächste Opfer Finjas warten. Wenn es nicht sogar Claire ist, die dir unter die Zähne gerät, deinen Fängen hilflos schreiend ausgeliefert. Ein bedauerlich erbärmliches Ende, aber was hattest du erwartet? Auf ein Happy End? Auf ein baldiges wiedersehen mit Trafalgar und deinen anderen Freunden?
„Lass sie los oder du frisst Blei.“
Verdammt, du bildest dir sogar ein ihre Stimmen zu hören. Was hat Finjas dir gespritzt, um solche Halluzinationen ausgesetzt zu sein?
„Wer seid ihr?“
„Dein schlimmster Albtraum, du Wichser.“
Irrwitzig wie du dir deine Rettung in solch einem Moment vorstellst. Wie verzweifelt kann ein Mensch eigentlich sein?
„Sie Atmet noch.“
Shachi! Oh, wie du seine warm klingende Stimme vermisst hast. Sie hatte dich immer beruhigt. Selbst jetzt schmeckst du die himmlische Schokolade in deinem Mund, als er dir das größte Geschenk seid langem machen konnte.
„Nicht, sie muss noch gebissen werden. Das Gegenmittel wirkt bestimmt schon.“
„Schaff' sie da weg. Schnell. … Die Zombies werden sie erwischen!“
Penguin, aufbrausend wie immer. Und doch hat er dich stets beschützt, dich auf eurer Flucht regelrecht auf Händen getragen. Ein lieber Freund und doch ist er hinter seinem losen Mundwerk ein echt wahnsinnig, treudoofer Held.
„Was geht hier eigentlich ab? Wo kommen die alle her?“
Du fühlst dich schwerelos und auch der Grund, auf dem du liegst, fühlt sich plötzlich wärmer denn je an. Angenehm, gar zum nieder knien weich, schmiegst du dich an den Ursprung der Wärmequelle und du könntest dich darin verkriechen, regelrecht eintauchen.
„Was hast du mit ihr gemacht, Arschloch? Verdammt, sie ist ganz blass.“
Ein schöner, letzter Traum. Vielleicht, … aber nur vielleicht, darfst du auch nochmal die seine Stimme hören. Ein letztes Mal. … Bitte.
„Nicht einschlafen.“
Du musst tatsächlich vor Glück Lächeln. Da war sie. Wie nett vom Schicksal, dir diesen Wunsch nochmal zu erfüllen.
„Nicht einschlafen, hörst du.“
Aber natürlich. Laut und deutlich.
Gequält blinzelst du und es erfüllt dich mit Stolz, gar mit Euphorie selbst dieses vermaledeite Grau seiner Augen erkennen zu können. Diese blöden Ohrringe. Das hässliche Schwarz seiner Haare und das dreckige Zucken seiner Mundwinkel. … Du hast ihn vermisst. Tatsächlich, ja. Trafalgar Law.
„Es geht doch.“
"Ich habe dich auch vermisst, Idiot."
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Kapitel: | 17 | |
Sätze: | 3.212 | |
Wörter: | 51.990 | |
Zeichen: | 308.025 |
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