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Irgendwo in Amerika
Schon wieder war eine junge Frau verschwunden. Und wieder wird ihre Leiche wohl nie gefunden werden. 12 Frauen waren in den letzten 12 Wochen verschwunden. Und dabei gab es eine erschreckende Regelmäßigkeit. Seit dem 27. Juni verschwand jeden Mittwoch eine blonde, junge Frau zwischen 20 und 25 Jahren und nicht eine war bis jetzt wieder aufgetaucht. Dafür wurden den Familien der Opfer Videos geschickt, die zeigten, wie die Frauen auf grausamste Art und Weise umgebracht wurden. Jede wurde unterschiedlich gequält, aber eines hatten sie alle gemeinsam: Ihnen wurden alle als erstes die Augen entfernt. Damit sie nicht sehen konnten, was noch auf sie zukam. Und am ende wurde ihnen die Kehle langsam, fast wie in Zeitlupe, aufgeschlitzt. Egal, ob die Frauen da noch bei Bewusstsein waren oder nicht. Wer auch immer diese Frauen entführte, quälte und umbrachte, war ein gewissenloser Psychopath. Und dazu noch ein intelligenter. Denn es gab nichts, was einer Spur auch nur nahe kam. Auf den Videos waren weder Fingerabdrücke noch Faserspuren zu finden. Und in den Videos selbst war nie das Gesicht des Mörders zu sehen.
Nur das die Person männlich war, war inzwischen bekannt. Dem Körperbau nach, von dem was man sehen konnte, ließ auf einen muskulösen Mann unter 50 Jahren schließen. Er trug stets dunkle, lange Kleidung und ließ so nicht erkennen, ob sich Narben oder andere Merkmale auf seiner Haut finden ließen. Seine Haare hielt er unter der Kapuze seines Pullovers versteckt. Mehr konnte trotz intensiver Suche nicht herausgefunden werden. Die zuständigen Ermittler tappten immer noch im Dunkeln und Panik machte sich in der kleinen Stadt, die an einem Fluss lag, breit. Dieser wurde nach jeder Entführung auf´s neue nach den Leichen der jungen Frauen durchsucht, da es nicht das erste mal wäre, das dort ein Opfer eines Gewaltverbrechens gefunden wurde. Doch jedes mal war auch diese Suche erfolglos.
Niemand wusste, wo genau die Frauen entführt wurden. Doch von ein paar wusste man, das sie einen Spaziergang im nahe gelegenen Wald machen wollten. Dort gab es beliebte Wanderwege, die oft zum joggen benutzt werden. Genau diese Wege hatten die Frauen scheinbar genutzt, um mit ihrem Hund dort eben genau das zu tun und nur die Tiere sind zurück gekommen. Blutverschmiert aber unverletzt. Eine Untersuchung des Blutes hatte es als das der Besitzerinnen identifiziert. Die DNA stimmte jedes Mal überein und es war auch die einzige, die gefunden wurde. Demnach haben die Tiere den Entführer nicht angegriffen, was sehr ungewöhnlich für diese Tiere ist. Eine normale Reaktion wäre gewesen, wenn sie den Mann angegriffen hätten um ihre Besitzerinnen zu beschützen.
Doch nicht alle Frauen besaßen einen Hund oder hatten eben jenen Wald betreten.
Diese sind scheinbar mitten in der Nacht verschwunden, als ihr Partner die Wohnung kurz verlassen hatte. Spurlos. Denn von den Partnern der Frauen wusste man wenigstens, das nichts an Kleidung fehlte. Und auch Einbruchsspuren wurden an keiner Wohnungstür gefunden. Höchstwahrscheinlich wurden die Frauen in dem kurzen Zeitraum entführt, in dem ihre Partner die Wohnung aufgrund eines Notfalls verlassen hatten. Denn jeder hatte kurz vorher eine Nachricht bekommen, das etwas schlimmes passiert sei. Mal war die Mutter im Krankenhaus, bei einem anderen wurde das Auto angeblich abgeschleppt und manche wurden von ihrem Arbeitskollegen angeschrieben, das sie Hilfe auf der Arbeit bräuchten. Jedenfalls glaubten sie das. Jede dieser Nachrichten war eine Lüge. Das merkwürdige allerdings war, das auch kein Paar Schuhe fehlte. Die Frauen mussten die Wohnung also barfuß verlassen haben. Es wurde vermutet, das sie dem Mörder im glauben, das es ihr Partner sei, der seinen Schlüssel vergessen hatte, die Tür geöffnet hatten und dann entführt worden waren. Doch Beweise für diese Theorie gab es ebenfalls nicht.
Jeder der Angehörigen der Opfer musste sich in professionelle Behandlung begeben. Zu stark waren die Schuldgefühle der Partner, die Trauer der Eltern und die Hilflosigkeit der Freunde. Niemand wusste, wie dieser Mann zu stoppen war. Man konnte den Frauen, die in das Beuteschema des Mannes trafen, nur empfehlen am Mittwoch besonders vorsichtig zu sein und die Türen verschlossen zu halten. Und obwohl sich so viele daran hielten wurde schon bald die nächste Frau vermisst.
Ashley Jones war erst 19 Jahre alt, als sie entführt wurde. Sie wollte in der Nacht, in der sie entführt wurde, in ihren 20. Geburtstag reinfeiern und verschwand spurlos von der Party. Sie war damit das 13. Opfer. Verzweifelt hofften alle, das sie nicht von dem Mörder entführt wurde, doch das Video, das den Eltern 3 Tage später zugeschickt wurde war eindeutig. Arthur McAllister war der Leitende Ermittler in dieser Mordfallserie und hatte ein Team von vier Männern und zwei Frauen zusammengestellt, um den Mörder zu finden und festzunehmen. Zusammen sahen sie sich in einem kleinen Raum das Video an, um mögliche Hinweise auf den Täter zu finden.
Das Video begann wie alle anderen. Man sah Ashley gefesselt auf einem Stuhl sitzen. Dieser stand inmitten eines Lichtkegels, wahrscheinlich ein Scheinwerfer, und um sie herum war nichts als Dunkelheit. Sie war nicht geknebelt und flehte weinend um Gnade. Die Kleidung, die sie trug, war die gleiche wie an dem Abend, an dem sie verschwunden war. Ein einfaches schwarzes Top, das leicht im Licht glitzerte, und dazu eine kurze, schwarze Hose. Nur ihre Schuhe fehlten doch die Ermittler konnten sich schon denken warum. Es wäre nicht das erste mal, das er einem der Opfer die Zehen abschnitt. Langsam trat eine große Gestalt ins Bild. Der Mann hielt ein Jagdmesser in der Hand und schritt langsam auf Ashley zu. Sie verfolgte ihn mit ihrem Augen und ihr flehen wurde panisch. Sie wusste, was sie erwartete. Sie schrie fast hysterisch, als er ihre Augenlider, die sie fest zusammen gekniffen hatte, auseinander zog und das Auge mit dem Messer raus schnitt. Schmerzerfüllte Schreie hallten durch den Raum, in dem die Ermittler sich das Video ansahen. Sie wollten das nicht tun doch sie mussten es. Zu groß war die Hoffnung, das der Mann einen Fehler machte und einen Hinweis preis gab, der zu seiner Überführung führen könnte.
Mit einem flauem Gefühl im Magen sahen die Männer und Frauen zu, wie Ashley auch noch das zweite Auge auf dieselbe Art und Weise entfernt wurde. Blut lief über ihr verweintes Gesicht und sie drohte fast an ihrem schluchzen zu ersticken. Die Panik schnürte ihr zusätzlich die Kehle zu. Der Mann trat wieder aus dem Bild raus in die Finsternis. Wahrscheinlich um die Augen zur Seite zu legen. Es wurde vermutet, das er die Augen seiner Opfer sammelte. Plötzlich ertönte ein lauter Knall. Ashley und sogar die Ermittler zuckten zusammen. Der Mann war wieder zu sehen und diesmal hielt er eine Peitsche in der Hand. Das war neu und viele der Ermittler schluckten schwer. Sie konnten dieses Folterinstrument sehen, doch Ashley würde der erste Hieb ganz überraschend und unvorbereitet treffen.
Ihr Schrei, als die Peitsche auf ihre nackten Beine traf, war ohrenbetäubend und die Lautstärke des Videos wurde runter gedreht. Das Videomaterial würde später sowieso noch auf mögliche, hilfreiche Geräusche untersucht und analysiert werden. Jetzt ging es erst mal nur um das, was man sehen konnte.
Der nächste Peitschenschlag traf ihre Beine und wieder schrie sie überrascht und schmerzerfüllt auf. Die Haut platze unter der Wucht des Hiebes auf und Blut ran ihr über die Beine. Zitternd saß sie auf dem Stuhl und flehte den Mann an, endlich aufzuhören. Doch er erhörte nicht ihren Wunsch. Immer wieder ließ er die Peitsche auf sie nieder knallen und fügte ihr damit viele, blutende Striemen zu. Am ende hatte sie noch nicht mal mehr die Kraft zu schreien und zuckte nur noch zusammen. Kraftlos hing sie auf dem Stuhl, mit dem Kopf nach unten. Das Blut aus ihren leeren Augenhöhlen tropfte leicht auf den Boden wo es eine kleine Pfütze bildete. Der Blutfluss war weniger als zu Anfang geworden, doch das sollte nicht so bleiben.
Wieder verließ der Mann das Bild und kam mit einem Eimer wieder. Mit entsetzen sahen die Ermittler, das Dampf über dem Eimer zu sehen war. Da war nicht einfach nur Wasser drin, nein, da war kochend heißes Wasser drin! Grob packte er Ashley am Haar und zwang ihren Kopf nach hinten. Klaglos ließ sie das mit sich machen. Wahrscheinlich hatte sie das Bewusstsein verloren. Doch das änderte sich, als er den Eimer über ihr ausleerte. Überrascht keuchte sie auf und versuchte prustend das Wasser aus ihrem Mund zu bekommen. Und direkt im nächsten Moment schrie sie sich wieder die Seele aus dem Leib. Wild zerrte sie an den Fesseln doch sie hatte keine Chance sich zu befreien. Wehrlos musste sie auch diesen Schmerz ertragen, ohne Möglichkeit sich irgendwie Linderung zu verschaffen.
Wie gebannt sahen die Ermittler auf den Fernseher, auf dem das Video lief, und waren unfähig diese Gräueltaten zu begreifen. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein? Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz. Erschrocken zuckten ein paar von ihnen zusammen und man hatte kurz den Verdacht, dass das Video beschädigt oder zu ende ist, doch ein Wort erschien langsam aus der Schwärze. „Niemand“ war dort zu lesen und sofort wurde es notiert. Das ein Wort erschien war neu und versetzte alle in Aufruhr.
Sofort wies McAllister zwei der Kriminalbeamte an, nochmal alle Videos auf solche Worte zu überprüfen doch er war sich sich sicher, das dieses das erste war. Aber warum sollte der Mörder erst jetzt damit anfangen? Weil es das 13. Video war? Wollte er jetzt alle dreizehn Videos ein Wort als Botschaft schicken? Wenn dem so war, was die Ermittler durchaus befürchteten, dann würde schon bald die ganze Stadt Amok laufen. Es war ja jetzt schon für McAllister und den anderen Polizisten nicht leicht, diese Situation zu erklären und die aufgebrachten Menschen zu beruhigen. Deshalb hielten sie diese neue Information erst mal geheim und warteten auf die Ergebnisse ihrer Kollegen.
Doch die Sorge der Ermittler, das der Mörder wieder zuschlug, war scheinbar unbegründet. Denn der Mann suchte sich nicht ein weiteres Opfer. Die befürchtete Vermisstenmeldung blieb aus. Natürlich wurde zuerst davon ausgegangen, dass das verschwinden des Opfers noch nicht bemerkt wurde, doch als auch der zweite Mittwoch ohne Meldung zu ende ging, wurden die Ermittler nervös. Eine Veränderung im Verhalten eines Psychopathen bedeutete nie etwas gutes. Es war sehr wahrscheinlich, das er etwas größeres plante und deshalb keine Frauen entführen konnte. Mit Hochdruck wurde weiter ermittelt doch auch die andere Befürchtung von McAllister bewahrheitete sich. Es wurde kein weiteres Wort in den Videos gefunden.
Da die Ermittler nicht wussten was sie tun sollten, suchten sie weiter nach den Leichen der Opfer. Jedes Lagerhaus, jede Ruine und der Wald, in dem wahrscheinlich ein paar der Frauen entführt wurden, wurde durchsucht. Und obwohl die Spürhunde, die zusätzlich zu Einsatz kamen, an manchen Stellen im Unterholz Alarm schlugen, konnte keine nennenswerte Spur gefunden werden.
Frust machte sich unter den zuständigen Ermittlern breit. Sie gaben wirklich ihr bestes und doch fanden sich nichts. Auch die Bevölkerung wurde langsam laut. Sie forderten Gerechtigkeit. Verständlich, aber zu den derzeitigen Zeitpunkt leider unmöglich.
Als ein Monat ohne Entführung verging, wurden die lauten Stimmen wieder leiser und diese grausame Mordserie geriet in den Hintergrund. Manche der Zeitungen berichteten noch davon und stellten Fragen, doch es geschah zu viel anderes um sich alleine daran festzuhalten. Und scheinbar hatte der Mörder es genau darauf abgesehen. Am 4. Mittwoch ohne Entführung, zwei Wochen vor Halloween, wurde ein Brief bei der Polizei gefunden. Er lag einfach so zwischen den anderen Briefen, ohne Absender und lediglich mit Von Ashley beschriftet. Sofort waren alle Beamte in heller Aufregung und noch bevor der Brief geöffnet wurde, wurde er auf mögliche Spuren untersucht. Doch wieder wurden keine vom Mörder gefunden. Dem Ermittler, der den Brief öffnen sollte, zitterten die Finger als er langsam den Inhalt den Briefes raus holte. Es waren ein Paar Augenlider und ein kleiner, blutverschmierter Zettel. Auf dem Zettel stand nur Jäger was kurz für Verwirrung sorgte. Doch bevor man sich um das Wort und dessen Bedeutung kümmerte, wurden die Augenlider und der Zettel ins Labor geschickt um die DNA zu bestimmen. Es war wie erwartet alles von Ashley.
Als das geklärt war, konzentrierte man sich auf die Botschaft den Mörders. Es wurden dazu verschiedene Theorien aufgestellt von denen eine war, das er sich selbst so sah. Ein gnadenloser Jäger, der jagt auf seine Beute machte und sie erlegte. Doch auch die Möglichkeit, das es sich um einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Leichen war, wurde nicht ausgeschlossen. Deshalb wurden mithilfe des zuständigen Försters alle Jagdstände des Waldes, in dem wahrscheinlich einige Entführungen stattgefunden haben, untersucht. Und in einem wurde tatsächlich eine Leiche gefunden. Jody Michels, 22 Jahre alt und das erste Opfer. Jedenfalls wies der Personalausweis, der in ihrer Tasche gefunden wurde, sie als diese aus. Die Leiche selbst konnte nicht alleine durch das Aussehen identifiziert werden, da das Gesicht nicht nur entstellt, sondern auch schon halb verwest war.
Der gesamte Bereich wurde abgesperrt und die Spurensicherung wurde eingesetzt, um endlich mögliche Hinweise auf den Mörder zu finden. Und wieder wurde nichts gefunden. Als wenn es sich um einen Geist handeln würde. Kein normaler Mensch konnte so viele Morde begehen und keine Spuren hinterlassen. Es hieß doch immer, das es den perfekten Mord nicht geben würde. Es wurden immer irgendwo Spuren gefunden und seien sie noch so klein. Irgendwann verriet sich jeder Mörder.
Doch scheinbar wurden die Polizisten hier eines besseren belehrt. Es gab den perfekten Mord. Und das ganze dreizehn mal. Mit einem mulmigen Gefühl wurde die Obduktion und der Bericht des Gerichtsmediziners abgewartet. Aber mit dem, was in dem Bericht stand, hatte niemand gerechnet. Wie sich herausgestellt hatte, war es tatsächlich Jody Michels. Doch das war nicht das, was den erfahrenen Kriminalbeamten das Blut in den Adern gefrieren ließ. In der Leiche wurden Teile von anderen Opfern gefunden. Finger, Zehen, Augenlider, ein Herz...... Die Liste war endlos. Aber das schlimmste waren die DNA Ergebnisse. Denn nicht eine stimmte mit denen der restlichen verschwundenen Frauen überein. Und das bedeutete, das der Mörder schon länger aktiv war und einfach nur nicht entdeckt worden war. Bis zu der ersten offiziellen Entführung. Etwas, das die Ermittler in Angst und Schrecken versetzte. Denn das bedeutete auch, das sie es mit einem weitaus gefährlicheren Mann zu tun hatten, als sie angenommen hatten.
Allerdings sind nicht nur Körperteile von anderen Opfer in der Leiche gefunden worden. Auch eine Tüte, die ein Videoband enthielt, konnte aus ihrem Magen entfernt werden. Jeder wusste, das daran keine Spuren zu finden waren. Und trotzdem musste alles untersucht werden. Aber wie erwartet wurde dort nichts gefunden. Mit einem unguten Gefühl betraten McAllister und sein Team den Raum, in dem sie sich schon die anderen Videos angesehen hatten. Niemand wollte sich den Inhalt ansehen und damit noch mehr Albträume bekommen, doch es war ihre Pflicht und das einzige, was sie tun konnten, um weitere Opfer zu verhindern.
Diesmal startete das Video anders als die anderen. Es war eine bildhübsche, junge Frau mit braunem Haar zu sehen, die einen kleinen Jungen mit ebenfalls braunem Haar auf dem Arm hatte. Er sah ihr wirklich ähnlich und war ihr praktisch wie aus dem Gesicht geschnitten. Das war selten in so einem jungen Alter. Er wirklich süß und strahlte sie glücklich an. Der Blick der Frau war jedoch von dem Kind abgewandt und kalt, als wenn sie ihn nur widerwillig halten würde. Alleine vom sehen konnte man ihre Ablehnung dem Kleinen gegenüber praktisch greifen. Man konnte ein leises „Mama“ von dem Jungen hören und bei dem Wort verzog die Frau das Gesicht und ließ das Kind einfach fallen. Ohne auf seinen Schrei und sein weinen zu reagieren verschwand sie aus dem Bild und die Szene wechselte sich. Wieder war die Frau, die wahrscheinlich die Mutter des Jungen war, zu sehen allerdings war sie dort älter. Sie hatte ein kleines, blondes Mädchen im Arm und kuschelte lächelnd mit ihr. Eine ganz andere Szene wie die davor. Auch sie nannte die Frau „Mama“ und erntete dafür einen Kuss auf den Kopf. Dieses unterschiedliche Verhalten den Kindern über, lies die Ermittler fast Mitgefühl empfinden doch sie wussten, das genau das der Plan des Mörders war. Er wollte sich damit rechtfertigen und gleichzeitig den Grund für sein handeln erklären. Warum er das plötzlich tat wusste allerdings niemand.
Wie es schien wurde er in der Vergangenheit von seiner Mutter verstoßen und seine Schwester nicht. Wahrscheinlich hatte die Frau keinen Jungen gewollt und anstatt ihn zur Adoption freizugeben, hatte sie ihm eine schreckliche Kindheit aufgezwungen. Während er leiden musste, wurde seine Schwester wahrscheinlich wie eine Prinzessin behandelt. Warum der Vater da nicht eingegriffen hatte konnten die Ermittler nicht sagen. Das Video endete mit einem letzten Bild. Und zwar der grausam verstümmelten Leiche des kleinen Mädchens. Keine Augen und eine durchgeschnittene Kehle. Genau wie seine Opfer. Ob es nur an den blonden Haaren lag, das er sie umgebracht hatte, wollten die Ermittler noch nicht festlegen. Da musste mehr hinter stecken. Irgendwas muss diese Mordserie und die Morde davor ausgelöst haben. Irgendein Ereignis, das ihn dazu gebracht hatte wieder zu morden.
Sofort wies McAllister zwei aus seinem Team an, die Frau und das Mädchen ausfindig zu machen. Sie sollten die Bilder durch die Datenbank schicken und nach ähnlichen Personen suchen. Auch Anzeigen von Mordfällen an kleinen, blonden Mädchen und Hinweise auf Kindesmisshandlung an einen kleinen Jungen durch seine Mutter sollten untersucht werden. Da der Mörder auf unter 50 Jahre geschätzt wurde, sollte in einem entsprechenden Zeitraum gesucht werden. Endlich hatten die Ermittler das Gefühl, eine Spur gefunden zu haben. Ob sie zu etwas führen würde konnte man allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Mehr hatten sie ja auch nicht, um die Suche wirklich einzuschränken. Obwohl dieses Video ihnen praktisch neuen Mut schenkte und sie motivierte weiter zu machen, wussten alle, das der Mörder lediglich mit ihnen spielte. Er hatten ihnen diese Hinweise ganz bewusst geschickte. Er wusste, was sie finden konnten und was nicht. Vielleicht hätten sie mit weniger Hoffnung an die Sache ran gehen sollen. Dann wären sie nämlich auch nicht so bitter enttäuscht worden. Denn sie hatten zwar viel gefunden, wirklich sehr viel, aber nichts was sie weiter brachte. Es wurden nicht viele Misshandlungen an Kleinkindern durch die Mutter dem Jugendamt gemeldet und die, die es wurden, waren alle erfolgreich abgeschlossen. Jedenfalls stand es so in den Berichten. Die meisten Kinder wurden in eine neue, liebevolle Familie vermittelt und viele der Frauen konnten ihre Kinder nach einer Therapie wieder zu sich nehmen. Nichts auffälliges was zu einem skrupellosen Psychopathen führte. Und auch die Mordfälle an kleinen, blonden Mädchen hielten sich in Grenzen. Meistens wurde der Mörder gefunden oder es passte etwas anderes nicht in das gesuchte Kriterium. Es war wirklich zum Haare raufen. Eine ganze Woche hatten die Ermittler damit verschwendet, Hinweisen zu folgen die am ende zu nichts als Frustration geführt hatten. Es wurde mit ihnen gespielt und obwohl sie das wussten, hatten sie brav mitgespielt und verloren. Denn an Halloween passierte dann doch das, was McAllister die ganze Zeit befürchtet hatte. Der Mörder bot ihnen eine ganz besondere Show.
Pünktlich um Mitternacht, am 31. Oktober, gab es eine Explosion und die Kirche stand lichterloh in Flammen. Noch während die Feuerwehr verzweifelt versuchte, das Feuer einzudämmen und damit das heilige Gebäude zu retten, brach am Waldrand ebenfalls ein Feuer aus. Die Helfer, die zuerst vor Ort waren, sagten später aus, das sie die verzweifelten Schreie einer Frau gehört hätten. Deshalb wurde der gesamte Teil des Waldes, der verbrannt war, nach den Löscharbeiten untersucht. Und tatsächlich wurden direkt neben einer kleinen, verkohlten Waldhütte Knochen gefunden. Menschliche Knochen. Die DNA, die bestimmt werden konnte, identifizierte die Überreste als die, der entführten und ermorden Frauen. Eine Leiche war dabei weniger verbrannt als die restlichen, was an dem Allgemeinzustand liegen könnte. Denn es war die Leiche von Ashley Jones. Das letzte Opfer. Sie war nur Stellenweise verbrannt und konnte sogar obduziert werden. In dem späteren Bericht stand, das Rauch in ihrer Lunge gefunden wurde, weshalb angenommen wurde das die Schreie, die von den Helfern gehört wurden von ihr stammten. Sie ist damit nicht wie die anderen durch eine durchgeschnittene Kehle gestorben, sondern bei lebendigen Leibe verbrannt. Warum er ausgerechnet ihr ein anderes Schicksal als den anderen Opfern zuteil werden ließ, wurde nie herausgefunden. Genau wie die Identität des Mörders. Obwohl er am ende so viele Hinweise hinterlassen hatte, ist es keinem der Ermittler jemals gelungen ihn zu fassen.
Nach dem schrecklichen Höhepunkt dieser grausamen Mordserie, die eine ganze Stadt erschüttert hatte, ist keine weitere Frau verschwunden. Nicht eine weitere Entführung wurde gemeldet und nicht eine weitere Leiche wurde gefunden. Der Mörder war scheinbar weitergezogen und hatte allen an Halloween gezeigt, was Grausamkeit bedeutet und wie man anderen das fürchten lehrt. Denn eine gefühlte Ewigkeit ist niemand mehr Nachts alleine aus dem Haus gegangen. Und wann immer jemand, sei es auch noch so kurz, vermisst wurde, war die Angst wieder da, das der Psychopath wieder zurückgekehrt war. Aber wer auch immer das gewesen war, hatte der Polizei eine letzte, warnende Nachricht zukommen lassen. In einem unscheinbaren Brief war ein einzelner Zettel mit nur einem Satz gefunden worden. „Niemand nennt mich Nichts“
Was das zu bedeuten hatte konnte nie herausgefunden werden. Doch es wurde vermutet, das dieses Wort „Nichts“ den Mann dazu bewogen hatte, diese armen Frauen zu entführen, zu foltern und schließlich zu ermorden. In Anbetracht dessen, das seine Mutter ihn wahrscheinlich in seiner Kindheit gequält hatte, lag es nahe das er von ihr so bezeichnet wurde. Wie das mit den Frauen zusammenhing konnte sich aber wirklich niemand erklären. Aber wie könnte man einen durchgeknallten Psychopathen schon verstehen, wenn man selbst keiner war? Es wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Irgendwo in Amerika an einem unbekannten Ort
Gemütlich joggte eine junge, blonde Frau durch den Wald. Sie war zum ersten mal hier und hatte deshalb den erstbesten Weg genommen, den sie finden konnte. Mit dabei war ihr kleiner Jack Russell Namens Rusty. Er liebte es normalerweise, sich mit ihr auszupowern, doch schon beim betreten des Waldes musste sie ihn geradezu dazu zwingen mitzukommen. Immer wieder sah er sich beim laufen um und schien auf der Hut zu sein. Je tiefer sie in den Wald joggten, desto mehr sträubte er sich dagegen noch weiter rein zu gehen. Bis er schließlich ganz stehen blieb und nicht einen Schritt weitergehen wollte.
Die junge Frau kannte dieses Verhalten nicht und eine Gänsehaut breitete sich bei ihr aus. Sie ignorierte das ungute Gefühl, beobachtet zu werden und wollte trotzdem weitergehen. Aber ihr Hund sah das scheinbar anders. Er stemmte sich gegen die Leine und winselte kläglich. Man sah ihm deutlich an, das er nicht hier sein wollte und auch das ignorierte die junge Frau. Und dann sagte sie das, was ihr Schicksal endgültig besiegelte. „Warum willst du denn nicht weitergehen? Da ist doch Nichts.“
Und sie war nie mehr lebendig gesehen. Nur ihr Hund wurde wenig später blutverschmiert aber unverletzt gefunden, wie er winselnd am Eingang zum Wald saß.
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Blackfire • Am 24.12.2018 um 12:47 Uhr | |||||||||||
Moin moin liebe Darcy Ein schöner Halloween Os, dass muss man mal gesagt haben. Ob es wirklich einen perfekten Mord gibt? Villt, doch es wird den Mördern immer schwerer gemacht mit der Entwicklung der Technologien. Irgendwann wird auch dieser Mörder einen Fehler machen und diesen Fehler hat er mit der Erklärung seines Handelns gemacht. Das Video der Frau mit dem Jungen und den Mädchen bringt mehr Licht ins Dunkel und bringt die Chance auf eine Gesichtserkennung/ selbst wenn dieser voller Narben oder dergleichen ist. Mir haben aufjedenfall die Quälereien sehr gut gefallen und konnte mir gut alles vorstellen. Habe ich schon erwähnt, dass ich Horror liebe? Besonders Folter? xD Nach meiner Meinung ist es Klasse geworden. Zwar finde ich, dass am Anfang extrem viele Zahlen war aber hält sich noch ihm Rahmen. Klasse finde ich das mit dem "nichts" :3 Nächstes Jahr gehts weiter? Lg Blacky Mehr anzeigen |
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Galaxie • Am 26.12.2019 um 0:56 Uhr | |
Wir haben gerade 00:10. Eigentlich bin ich schon Müde, aber ich dachte, kannst ja noch einen Augenblick durch StoryHub stöbern. Und wie der Zufall es wollte, stieß ich auf deine Geschichte. Eigentlich lese ich nur Science Fiction, vor allen, wenn es um den Weltraum geht. Ich selber schreibe ja Weltraum-Abenteuer. Aber ich dachte. Hmm, 5 Sterne, kannst ja mal an lesen. Nach dem, ich die Esten beiden Absätze gelesen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen, trotz das es schon so spät war. Es ist wirklich eine super spannende Geschichte. Du hast dir die Sterne verdient, mache weiter so. Gruß Galaxie Mehr anzeigen | ||
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LizTonks • Am 26.05.2019 um 13:40 Uhr | |
Huhu, vielen Dank für diese tolle Geschichte. Normalerweise mache ich zm Geschichte/Romane mit wenig Dialog und mehr Beschreibungen einen großen Bogen, weil ich - auch in veröffentlichen Büchern - die Beschreibungen einfach nicht gerne lese :D Aber dann habe ich doch mal hier reingelesen und mich keine Sekunde gelangweilt. Du hast ein auf jeden Fall ein Händchen dafür. Der Schreibstil hatte etwas von sachlicher Reportage (das ist grad das einzige Wort, das mir dazu einfällt), aber war keineswegs langweiliig. Das Ende jagt einem eine Gänsehaut über den Rücken. Das ist echt gut gelungen. Hat mir sehr sehr gut gefallen! Liebe Grüße Liz Mehr anzeigen |
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Sätze: | 265 | |
Wörter: | 3.997 | |
Zeichen: | 23.976 |