Storys > Geschichten > Horror > Das Böse kämpft in falscher Reihe

Das Böse kämpft in falscher Reihe

107
23.04.23 09:25
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Am 2.4. wurde ich hergerufen. Man sagte nichts und gab mir nur einen toten Körper, den ich zu untersuchen hatte. Bereits auf den ersten Blick war rein gar nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Zumindest keine derartigen Dinge, für die man mich herholte. Ich war so zu sagen ein paranormaler Forscher. Vermutlich glaubten sie, dass es schon dämonisch sei, nur weil ein junger Mann verstorben war.

Die Untersuchung langweilte mich und die Behandlung mit diesem dunklen zwei Quadratmeter Zellenblock schrie eigentlich gerade zu danach, mich ein wenig ''nett'' zu zeigen. Mir war nur nicht so ganz klar, was ich spielen wollte. Deshalb war „Tod“, als mein Untersuchungsergebnis anzugeben, ein sehr schwacher Hieb. Eigentlich nicht verwunderlich, dass niemand an die nahtlos in der Wand verschwindende Tür trat, um sich darüber aufzugiggern.

Ich wollte dadurch aber erst recht mit ihnen spielen und donnerte gegen die verschlossene Tür. Der Krach war so herrlich laut und provozierend. Damit bekam ich sie doch immer. Dazu bemerkte ich, dass jemand draußen stand und Wache hielt. Ein Neuling, lehnte an der Zellenwand und mäkelte darüber, dass er sich seinen guten, schönen und heißen Kaffee über sich gekippt hatte. Dieser Hauch Zorn schmeckte fantastisch.

Mein Zehren an dieser Energie wurde bemerkt. Estelle, die Frau aus dem Überwachungsraum, rief den Namen Ian auf den Gang hinaus. Es war so amüsant, wie diese Lappen von ihr zu Schoßhündchen verwandelt wurden. Besonders dieser Kerl hatte Schwierigkeiten. Sein Schamgefühl bekam mir ganz gut.

Lüsternd zischte ich ihm ein „Hey“ zu. Er zuckte, war eine wahre Fundgrube an Emotionen. „Soll ich dir ein wenig helfen? Ja, sie ist wirklich eine Schönheit. Ich kann machen, dass sie dich ansieht, dass sie deine inneren Werte erkennt. Es ist nicht schwer. Du musst nur meinen Namen sagen.“ Als ich ihn fast hatte, riss ihn jemand von der Wand weg und rammte etwas an die Tür, das mich im Inneren mit grellen, blau blitzenden Ketten an die Wand warf.

Wie in einem Spinnennetz gefangen hing ich da. Hatte die Gestalt eines gehörnten Mannes samt schwarzem, nebelartigen Haar angenommen. Mit meiner 2,50 m großen, ausgezehrten Gestalt war ich gebeugt angebracht, da die Zelle selbst nur 1,91 m hoch gebaut worden war.

Daher erblickte ich den mickrigen Lockenkopf, der heute einen Anzug trug, von oben herunter und widerstand der Gelegenheit nicht, ihn vollzusabbern. „Kommst du spielen, Lockenköpfchen?“ Seine erste Antwort war, die Konzentration der Weihmetall-Fesseln zu erhöhen. „Spielen ist eine ganz schlechte Idee, Soul“, sprach er wütend, produzierte diese Emotion aber nicht in seinem Inneren. Er wusste, dass mich Negatives stärkte und dies es besser wäre, ich würde für immer in der Zelle bleiben. Aber Pustekuchen!

Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen die Ketten und durch die Energie, die ich von dem Neuling erhalten hatte, erreichte ich mit meinem Maul und den spitzen Zähnen fast sein Haar. „Ach wirklich!“, lachte er ungerührt. Dabei hatte er kein Stück damit gerechnet. Wie an einem Gummiband fatzte ich an die Decke zurück. Für einen neuen Anschwung fehlte mir die Kraft aber es war ohnehin nur Theater. Ich konnte diesem erbärmlich Würsten nicht die befleckte Seele rauben, die ich sonst bei jeden anderen Menschen verschlingen konnte.

„Mach deine Arbeit!“, glaubte er zu befehlen und ging wieder hinaus. Die Weihmetall-Fesseln erloschen. Mein Oberkörper sackte zuerst nur ganz leicht der Schwerkraft entgegen, ehe der Rest mitgezogen wurde und sich dann in mein gelblich, graues Nebel-Sein verwandelte. Ich flog absichtlich gegen die Tür, um Lockenköpfchen noch einen symbolischen Arschtritt hinterherzuschicken.

Ein paar Stunden flog ich hin und her, prüfte, ob sie mir den Neuling oder jemand anderes vor die Tür stellten. Allerdings waren sogar die Überwachungskameras gekappt, gekappt oder kaputt. Immerhin hatte meine Körpergestalt den Raum beinahe komplett ausgefüllt. Kann sein, dass dies ein Nebeneffekt war, der mir aber erhebliche Langeweile bescherte.

Aus diesem Grund fuhr ich dann doch irgendwann wieder in den toten Körper ein und stellte ihn auf die Beine. Vielleicht hatte er ja wenigstens etwas Interessantes für mich. Als Erstes fand ich seinen Namen heraus. Josef-Karl-Otto Stein, benannt nach Urgroßvater, Großvater und Vater. Offenbar hatte man bei dem fünften Kind keine Lust mehr gehabt, sich einen Namen auszudenken. Seine Geschwister hießen Anne Stein, Samuel Stein, David Stein und Marcel Stein. Seine Mutter trug seit der Scheidung wieder den Namen Sophina Rötlein. Was nicht besonders wichtig war, denn der Einundzwanzigjährige war der letzte Überlebende seiner Familie gewesen.

Nach einer kurzen Pause suchte ich seinen Körper nach der Todesursache ab. Ironischerweise fand ich aber keine. Es wirkte, als hätte dieser Körper nie eine Seele besäßen und trotzdem, war es ein waschechter Mensch, der hier lag. Verwirrt suchte ich ihn nochmal ab und diesmal fand ich einen sehr winzigen Krümmel verkokelte Seele.

„Und?“, drang durch die Zellentür. Hastig fraß ich den Krümmel und trat aus dem Maul heraus, von dessen Zunge ich besagtes Stück aufgehoben hatte. Mein Sein hatte durch das Fressen dieser Hinterlassenschaft etwas von einem schwarzen, plattgedrückten Wirbelsturm mit wenigen grauen Schlieren. Da es so klein gewesen war, normalisierte sich dies innerhalb einer Sekunde. Weshalb, ich Kaan mein Lockenköpfchen ganz einfach belügen konnte, als er die Tür öffnete und mich sofort in seinen Körper rief, um ein Ausbrechen zu verhindern.

„Sage doch, er ist Tod“, zische ich in seinem Inneren. Zwar kann er mich steuern aber nicht stumm stellen. „Hm, du riechts nach Blut, Wut und Schlägerei. Hat der kleine Ian Miller eine auf die Mütze gekriegt. Wie schade, er war ja so naiv.“ Natürlich schmiss er mich sofort aus seinem Körper und verließ die Zelle so schnell, dass er sich nicht bemühen musste, mich in Ketten zu legen. „Was? Du hältst jetzt schon unser kleines Spiel nicht mehr aus. Wie schwach.“ Er blieb im Gang stehen. Auch wenn er gut geschult war und seine Emotionen mir nicht zum Verzehr darlegte, hatte ich ihn doch in seiner Ehre getroffen. Alleine schon weil er noch eine Rechnung mit mir für den Fluchtversuch offen hatte.

Gerade als ich ihn noch ein weiteres Mal provozieren wollte, kroch ein Schatten hinter mir aus dem Leichnam heraus. Diese nebelartige Substanz war greifbarer, ähnlich wie schwarze Watte. Mein Sein hingegen war das übliche gelbliche Grau und ich roch nach Schwefel anstelle von Teer. Halb nahm ich wahr, dass Kaan weg gerufen wurde. Klar, dieser andere hier konnte, würde er durch die Tür hindurchkommen, seine gegen mich immune Seele fressen. Der Schatten morste eine Kombination '' -- · ·· -· '' „Wahnsinnig kreativ! Vielleicht bist du auch in meinem -·- ---· ·-· ·--· · ·-· “ Er antwortete mir mit einem primitiven: '' ··-· ·-· · ··· ··· · -· '' und schoss auf mich zu, was abschließend bewies, dass dieser Dämon nicht gerade der Intelligenteste war. Sein Sein ging durch mich hin durch und platschte wie ein Tintenklecks an die Wand. '' ··-· ·-·· · ·· ··· -·-· ···· '' Wenn er damit meinen würde, die Körpergestalt anzunehmen, wäre es vielleicht noch irgendwie intelligent gewesen aber was er meinte, war ausschließlich das Fressen. Nur war ich mittlerweile von ihm so angefressen, dass ich vorschnellte und nur Millimeter vor ihm zu einem normal großen, gehörnten Mann wurde. Mit diesem zog ich ihn durch Mund und Nase ein und verschlungen war die Intelligenzbestie.

Meine Sinne wurden träge. Ich fühlte mich, als würde ich explodieren. So etwas kannte ich überhaupt nicht. Ohne dass ich etwas tun konnte, sackte ich in dieser Gestalt zu Boden und nahm nichts mehr wahr. Allerdings musste ich etwas verpasst haben, denn als ich wieder halbwegs Gespür bekam, merkte ich, dass ich auf etwas Kaltem lag. Etwas später hörte ich ganz verwaschen die Stimme von Lockenköpfchen und noch jemanden. Vermutlich war es Estelle. Es klang weiblich aber ich roch ihrer beiden Anwesenheit nicht.

Nach gefühlter Ewigkeit war das „Vorsicht!“ von ihm beinahe altbekannt. Mit meinem Erwachen stand nur er hier aber im Augenwinkel sah ich die Tür zu gehen. Meinem Geruchssinn nach war es wirklich Estelle gewesen. Nicht wirklich verstehend, was hier los war, wandte ich mich ihm zu. Er grinste hämisch. Mit seinem Necken wartete er aber ab, bis ich wieder ein wenig wehrhafter geworden war.

„Satt gefressen?“, fragte er und beugte sich über mich. „Platz für deine wäre noch.“ „Für meinen Dämon?“ Er lachte. „Sei nicht traurig Soul aber es wird wohl langsam Zeit, dass du weißt, dass du nicht der einzige bist.“ „Meinst du etwa diese lächerlichen Flecken auf deiner Seele?“ „Wenn du sie als Dämonen bezeichnen willst, dann bitte.“ Mein Knurren ließ die Zellenwände vibrieren. Irgendwie wusste ich aber selbst nicht, ob ich gerade lachte oder Missgunst ausdrückte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass meine Körpergestalt wuchs. Normalerweise passierte so etwas nicht. Ehrlicherweise war es mir aber auch über all die Generationen hinweg unbekannt, dass ich ganze Dämonen verschlingen konnte. Schließlich war ich ein Seelenfresser. Ja, ich kann dämonische Hinterlassenschaften fressen aber wer aufgepasst hat, weiß, dass es sehr wohl immer Seelenreste waren.

Während meines langen Knurrens musste es geklopft haben. Kaan ging an die Tür und nahm eine Spritze in Empfang, in dem ein Teil meines Sein komplett schwarz gegen das aufgemalte Pentagramm randalierte. Seine Schritte wurden ein wenig schneller. Was daran lag, dass diesmal, selbst dieser kleine Teil von mir, das Pentagramm zerstören konnte. Noch bevor er die Nadel setzen konnte, sprengte ich das Schutzzeichen und absorbierte mein fehlendes Stück. Zu diesem Zeitpunkt passte ich bereits nicht mehr der Länge nach in den Raum hinein. „Soll ich weiter mit dir spielen oder ziehst du das Weite!“ „Sagen wir so, du hast Glück.“ Er grinste und fügte noch etwas von einem anderen Seelenfresser an, der seine Aufmerksamkeit bräuchte.

Wie viel Zeit verstrich, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass sich Kaans Outfit dreimal änderte, während mir mit dieser Spitze dreimal ein Teil meines Seins genommen und dreimal wieder gegeben wurde. Zweimal davon war meine Erscheinung wieder die Alte und beim dritten Mal wirkte auch Kaans Mimik entspannter.

„So Soul“, grüßte er beim Eintreten. „Da du grundsätzlich nicht artig sein kannst, müssen wir das wohl so klären.“ Das ''So'' waren natürlich die Weihmetall-Fesseln. Doch an diesem Tag begann er mit absurd niedriger Konzentration. Im Prinzip müsste ich mich einfach nur bewegen und sie würden bereits abfallen wie morsche Seile aber ich tats nicht, weil ich hörte, dass ein Körper angerollt wurde.

„Was hast du gefressen?“, fragte er. Dabei konnte ich nicht erkennen, ob dies ein Scherz sein sollte oder ob er es wirklich nicht wusste. „Dich!“, antwortete ich deshalb. Eigentlich erwartete ich, dass er etwas entgegnete, tat er normalerweise immer. Doch aus irgendeinem Grund notierte er nur etwas.

„Riechst du eine Veränderung?“ „Nur dass du hättest duschen können nach deinem ''Kraft''-Sport.“ Bevor er etwas sagen konnte, löste ich meine Körpergestalt und wurde zu meinem Sein. Zuerst umschwirrte ich ihn. Dann sah ich den hereingebrachten toten Körper an. Ein Zweiundvierzigjähriger aus dem Jahr 1432. Die Tatsache, dass er aussah, wie erst in diesem Jahrhundert gestorben, erübrigte eigentlich meine ''Untersuchung''. Wahrscheinlich sollte ich ihn einfach nur reinigen, damit es weniger Leichenstapel gab.

„Und was nimmst du an diesem Körper wahr?“ Diese Frage war wirklich als Alberei gedacht. Das erkannte ich auch, ohne dass er dieses Klemmbrett zur Seite warf. „ -·· ·-·- -- --- -· “, klickte ich und grinste bereit. Um ehrlich zu sein, war ich einfach nur verdammt hungrig. Seele oder Dämon, irgendetwas brauchte ich sofort. Ich hatte Hunger!

Kaan befahl mich in seinen Körper und ließ mich eigenmächtig überspringen. Wie absolut blind und taub gestellt, suchte ich mir eine Spur und hatte auch schnell einen Geruch in der Nase. Dieser Dämon roch wie Lockenköpfchens Kochkünste! Angewidert kam ich wieder zu mir und entwich so schnell dem Körper, dass ich aus Versehen wieder in meiner dummen Fernbedienung landete. Auch er hatte nicht mit mir gerechnet, was ihn mit einem ordentlichen Rums gegen die Tür warf. Meine Chance! Ich klopfte dreimal und weil er immer noch benebelt war, schaffte ich auch das versetzte vierte Klopfen.

Kaum kam der Ahnungslose nah genug, fuhr ich in ihn und verschlang seine Seele innerhalb weniger Millisekunden. Als ich weiterspringen wollte, merkte ich, dass Estelle für Kaan erstaunlich schnell die Tür geöffnet hatte. Um meine gewonnene Freiheit nicht sofort zu verlieren, sprang ich mindestens in zwei Personen, ohne sie zu töten. Nach einer Strecke von etwa zehn Metern wählte ich eine Person in einem Raum aus. Seine Seele verschlang ich und eignete mir schnell die Kontrolle über meine neue Hülle an.

Ich hoffte gar nicht erst, damit täuschen zu können. Wie erwartet, schlussfolgerte Lockenköpfchen meinen Weg richtig und stand vor mir, als ich diesen Körper gegen das Fenster steuerte und hinausfiel. Ich wog mich in Sicherheit. Doch obwohl er dadurch sterben könnte, sprang er ebenfalls aus dem Fenster im dritten Stock, zwang mich in seinen Körper und krachte in einen nahestehenden Baum.

„Du vergisst, dass sich deine Unsterblichkeit nur darauf bezieht, dass du nicht altersbedingt sterben kannst. Vielleicht solltest du dich mal erkenntlich zeigen. Für das, dass ich dich unsterblich gemacht habe.“ „Danke, Soulchen. Bist aber trotzdem ein sehr ... braves Labormissgeschickchen.“ „Lockenköpfchen!“ „Gänseblümchen!“ „Vollarschen-“ „-chen“, beendeten wir es gleichzeitig und kicherten für einen Moment, als wären wir irgendwann aus Versehen Freunde geworden. Rein aus Prinzip rülpste ich, als eine Frau an uns vorbeikam.

„Einfach Nase zu halten“, meinte er zu ihr, ohne sie anzuschauen. „Hast du gekocht?!“ Sie packte seinen Arm und drehte ihn zu sich. Dabei hielt sie sich aber kreidebleich die Nase zu. „Du hast gesagt, du wärst ein guter Koch!“ „Dann sollten wir auf die schwefelartigen Produkte verzichten und lieber ins Kalida gehen.“ „Äh ... lass mal. Mundgeruch verdirbt mir etwas den Appetit.“ Sie würgte und hastete weiter, um ganz sicher möglichst schnell eine Toilette aufzusuchen.

„Du kleines Schweinchen, gehört es sich denn ein mögliches Date anzurülpsen?“, neckte ich ihn wieder und war mir sicher, ich würde sein Ego ein wenig ankratzen. Ein Gefühl bot er mir nicht und quälte sich die Stufen weiter hoch, da glücklicherweise genau zu dieser Zeit der Aufzug defekt war.

„Man bist du lahm“, beschwerte ich mich, nachdem er das zweite Stockwerk erreicht hatte. Hier allerdings lag etwas in der Luft. Etwas, das nicht von mir stammte. Die Luft war aufgeladen und es roch, als würde ein Gewitter aufziehen. „Fuck!“, fluchte Lockenköpfchen. Er ahnte, was ich längst daraus ermittelt hatte. Estelle war besessen. Wahrscheinlich von einem Dämon, der in dem toten Körper in meiner Zelle gewesen war.

„Soul“, presste er beim Beschleunigen hervor. „Vergiss es Lockenköpfchen. So etwas will ich die ganze Zeit erreichen.“ „Soul, du musst diesen Dämon fressen!“ „Klar, ich bin ja ein Flaschengeist, der Wünsche erfüllt.“ „Du wirst es tun!“ Ich merkte ein Hauch von Zweifel, gefiel mir und ich genoss es.

Mit reichlichem Gekeuche hatte er es geschafft anzukommen. Schwächling! Allerdings schritt er sofort zur Tat. Er war eben keineswegs zimperlich und schlug der armen Estelle mitten ins Gesicht. Schwarze Flüssigkeit tropfte aus ihrer Nase, ihre Augen waren ein leuchtendes Rot. Keinesfalls war dieser Dämon so eine Flasche wie dieser, der mein Sein so träge gemacht hatte. Möglicherweise musste ich ihm eingestehen, dass er stärker war als ich. Was ich irgendwie ziemlich unverschämt fand. Das waren eigentlich meine Spielzeuge. Nur ich spielte mit ihnen.

„Na los!“, quälte er hervor, der von diesem Dämon am Hals gepackt wurde. Mit einem erneuten Schlag bekam er sich aber frei und schickte mich in Estelles Körper. Dieser Besetzer war kaum zu verleugnen und mich schleuderte er pickfatz einfach wieder heraus. Mein Sein platschte auf der Wand auf, als wäre ich ein gigantischer Popel und ab da, wusste ich, wir beide würden Erzfeinde werden. Ich drang wieder in Lockenköpfchen ein und erzwang von ihm ein ''Zur Seite treten''. Dies rettete ihn vor einer Tür, die durch den aufkommenden Sturm herausgerissen wurde. „Du weißt, dass manche Frauen zu Hexen werden können?“ „Das sind doch nur Märchen.“ „Gut, dann sind wir jetzt eben in einem Märchen.“ „Blödsinn!“ „Hätte ich einen Grund, zu lügen?“ „Ja!“, schrie er und stürzte sich dickköpfig wieder in den Kampf.

Er hoffte, sie K. o. zuschlagen, damit der Dämon handlungsunfähig war. Schlau, denn dieser konnte mit leblosen Körpern tatsächlich nichts anfangen und überspringen konnte er auch nicht. Aller höchst konnte er eine Zeitlang darin ausharren und auf einen neuen Wirt warten, der ihn einlud.

„Kaan, wenn du sie tötest, wären beide tot.“ „Vergiss es!“ „Gut, dann prügel dich weiter mit einem Dämon.“ Anscheinend nervte ich ihn, da er mich erneut in den Körper schickte, aus dem ich wieder herausgeschleudert wurde und an die Wand klatschte. Ehe ich mich ablöste, zog mich meine bescheuerte Fernbedienung ein. Meine Beschwerde allerdings ging verloren, da er sich mit aller Kraft an einem Türrahmen festhalten musste, um nicht von Estelles Orkan mitgerissen zu werden. Irgendwie schaffte er es sich dort hineinzuziehen und hatte eine kleine Atempause, minus mir.

„Ich könnte es nochmal wiederholen.“ „Vergiss es!“ „Und wenn ich dir sage, dass ich diesen Dämon gar nicht fressen kann?“ „Blödsinn!“ Wieder schickte er mich in den Körper aber dreimal dürft ihr raten, wo ich wieder endete. Geht euch ein sündhaft leckeres Eis holen, wenn ihr Wand und dann Arschlochs Körper getippt habt! Wenn nicht, dann lasst euch untersuchen!

Erneut schickte er mich in diesen erbärmlichen Kreislauf und ich wünschte, ich hätte irgendeine verfluchte Macht darüber.

„Arschloch! Hör jetzt einmal zu!“ schaffte ich es irgendwann. „ICH KANN DIESEN DÄMON NICHT FRESSEN!“, brüllte ich, als ich wieder einfuhr. „Töten musst du sie!“ Auf einmal hörte er auf mich. Er stemmte sich auf die Beine und zwang sich gegen den Luftstrom vor an den Türrahmen. Am Boden lag ein zerbrochener Teller. Eine Scherbe steckte er sich ein und dann schickte der Depp mich wieder in die Runde. Es waren nur Sekunden, die er wohl genutzt hatte, um vor Estelle zu kommen aber mit mir im Körper flog er wie ein Stofftaschentuch ins Treppenhaus zurück.

„Streng dich gefälligst mal an! Was bist du eigentlich für ein Lappen? Meinst du, das macht Spaß!“ Das erbärmliche Metallgeländer, an dem er sich festhielt, bog sich und brach ab. Ächzend klatschte auch er mal an die Wand, schön wie ein rohes Hackfleischbällchen. Lang freuen konnte ich mich nicht, denn wieder machte ich diese wunderbare Rundreise. Nur das ich diesmal ein kleines Stück vom Dämon abbeißen konnte.

In meiner Abwesenheit hatte dieser Vollidiot sich eine Position am Fenster ergattert. Wirklich richtig verbissen! Genauso sinnvoll, wie die Fensterscheibe einzuschlagen. Was auch immer das bringen sollte, kletterte er hindurch und hangelte sich wohlgemerkt noch mit der Geländerstange im Maul an den Simsen entlang. Ungefähr drei Räume weit stieg er wieder ein und musste nicht einmal mehr die Scheibe einschlagen.

Kaum waren wir drin, schickte er mich schon wieder los. Wie ich dieses dämliche Platschen hasste. Irgendeinen von beiden hätte ich nun wirklich gerne verschlungen. Doch zu meinem Erstaunen hing das Fähnchen namens Kaan an der in die Wand geschlagene Geländerstange. Die Anstrengung und das Beherrschen von Emotionen und mir, machte es ihm nicht möglich mich noch einmal loszuschicken.

Estelle hatte ihn nicht im Fokus, irgendwie schien der Dämon sie nicht so richtig steuern und stärken zu können. „Wie lang glaubst du eigentlich, dass du dich halten kannst?“ „Länger als du reden kannst!“ Er nahm alle Kraft zusammen, um sich selbst auf die Wand zu stellen, an die ihn der Sturm presste. Als er gerade nicht acht gab, ergriff ich die Kontrolle seines linken Beines und hätte ihn so um ein Haar wieder in den Luftstrom gebracht. „Denkst du wirklich!“, motzte er und ich rechnete nicht damit, noch einmal in die Runde geworfen zu werden. Daher verpasste ich die Chance, mich an dem Dämon zu rechen.

Zurück in diesem Arsch, merkte ich, dass er noch einen Raum weiter gegangen war. Ich erhaschte das kurze schmackhafte tiefe Bedauern von etwas aber ehe ich richtig davon zehren konnte, hatte er es wieder abgeschaltet. „Hm“, brummelte ich lediglich. „Unzufrieden, Soul? Das bin ich mit deinem Können aber auch.“ Tief entschlossen klemmte er sich wieder das Geländerstück zwischen die Zähne und zog sich erheblich weniger bemüht in den nächsten Raum.

„Hast du gerade gesagt, dein Arsch tut weh?“, fragte ich ein bisschen verwundert weil ich seinen brummeligen Gedanken nicht so recht verstanden hatte. Wirklich der hatte einen Orkan auf dem Hausflur und dachte an einem blauen Fleck am Arsch.

„Versager!“ „Wahnsinnig kreativ!“, konterte er und lachte. Das Bedauern kehrte allerdings in seinem Inneren zurück und ich fühlte mich, als wäre ich mit einem Mal an Strom angeschlossen.

Vermutlich bemerkte er meine Steigerung, weshalb er mich noch einmal mit Volldampf in den Körper schickte. Einen kleinen Teil des Dämons konnte ich abtrennen und verschlingen. Viel wichtiger zu erwähnen wäre es, dass ich durch dieses entfernte Stück sehen konnte, dass der Dämon Estelles Seele ummantelte. Deshalb flog ich auch immer wieder heraus. Kein Seelenfresser, kein anderes übernatürliches Wesen kam da ran.

Kurz vor meinem Aufplatschen wurde ich zurückgerufen. Scheinbar hatte er in der Zwischenzeit den Raum erreicht, denn er bei dieser Klettertour angestrebt hatte. Hier war der Sturm nicht, weshalb er wieder auf dem Boden stand. Aber auch wenn er wirklich und wahrhaft auf beiden Beinen stand, dachte ich für einen Augenblick, er sei tot. Seine Seele war nicht mehr da. Trotzdem rannte er auf einmal wie ein Besessener los und erwischte Estelle und den Dämon tödlich mit diesem abgebrochenen Geländer. Der Sturm hörte abrupt auf. Tottelig stolperte meine Fernbedienung über den Körper und knallte selbst mit einem lauten Knacken im Oberarm auf den Boden.

„Natürlich! Du springst aus dem dritten Stock und brichst dir dann auf nen halben Meter den Oberarm.“ „Halt die Schnauze, Soul!“ Unter Schmerzen stellte er sich wieder auf und hielt sich den betroffenen Arm. Ungern lief er zu Estelle, kniete sich hin und prüfte, ob er sie wirklich getötet hatte. Daran gab es jedoch keinen Zweifel. Woran ich aber zweifelte, war mein eigener Zustand. Irgendwie gefiel es mir nicht, sie dort so liegen zu sehen. Ich hatte sie für diese ganz besondere Art eine Waffe zu sein irgendwie für stärker gehalten. War irgendwie eigenartig, Christine Hartwig da so zu sehen.

„Christine?“, fragte er ziemlich verwundert. „Gib mir mal ihren Namen.“ „Warum?“ „Mach einfach!“ „Estelle Hartwig.“ Ich konzentrierte mich auf die Flecken seiner Seele. Es waren Namen, sehr viele Namen. Alle standen für Menschen, die er irgendwann in seinen zwei Generationen langen Leben getötet hatte. Genau neben diesem fehlerhaften Akim Soladin, fand ich sie. Es wirkte wie eine kindliche Handschrift und hatte ein Herzchen als i-Punkt. Das war ungewöhnlich, denn alle Brandmarken waren dicke, schwarze, unpersönliche Schriften, ohne Schnickschnack und Schnörkeln.

Kurz hielt es mich von diesem Vorhaben ab. Nur nicht besonders lange. Ich biss diesen Fleck ab und wurde von einer immensen Kraft gepackt. Es ging so schnell, dass ich am Ende nur benommen feststellte, dass ich sechsundsechzig Orte gleichzeitig sehen konnte. Zumindest solang, bis Lockenköpfchen feststellte, dass es ohne mich doch ziemlich langweilig war.

Autorennotiz

Diese Geschichte entstand weil ich versuchen wollte, über einen böseren Dämon zu schreiben. Inspiriert ist das ganze von ''Dark Elements'' von Jennifer L. Armentrout.
Möglicherweise kommt noch ein zweites Kapitel mit dem Titel "Die Waffe" hinzu. Da will ich quasi auf die Entstehung von Soul eingehen.
Das Titelbild ist von pixabay.com Fotograf/in: Karabo_Spain

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

Autor

RhodaSchwarzhaars Profilbild RhodaSchwarzhaar

Bewertung

Noch keine Bewertungen

Statistik

Sätze: 331
Wörter: 4.049
Zeichen: 23.897

Kurzbeschreibung

Irgendwo in einer Stadt wird ein Wesen festgehalten, dass für sehr viele Tode sorgen kann. Es versucht tagtäglich auszubrechen und nur ein Mensch ist in der Lage darüber Herr zu werden. (Möglicherweise folgt noch ein zweites Kapitel)

Kategorisierung

Diese Story wird neben Horror auch in den Genres Fantasy, Action, Katastrophe und Mystery gelistet.

Zugehörige Readlist

Horror
(2 Werke)