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Sätze: | 38 | |
Wörter: | 961 | |
Zeichen: | 5.454 |
London, 2000
Die dumpfen Schritte eines, in einen schwarzen Umhang gehüllten, Mannes hallen geräuschvoll auf dem dunklen Stein der kleinen Gassen wieder. Sein Weg wird von nichts erleuchtet als den flackernden Laternen an den Hauptstraßen und den Sternen, die in dieser kalten Nacht über ihm noch heller leuchten als sonst, während die Glocken von Big Ben ihren Klang über das schlafende London schicken. Der seichte Wind, der um diese Zeit durch die Straßen weht, zerzaust das dunkelbraune Haar des Verhüllten und lässt ihn sich die Kapuze tiefer ins Gesicht ziehen. Der Ausdruck auf seinem gebräunten Gesicht ist von Nervosität geprägt und er wirkt gehetzt. Die Augenbrauen hat er zusammengezogen, als würde er nachdenken, während er sein Tempo immer weiter erhöht, bis es beinahe so wirkt, als würde er vor etwas fliehen. Auf den Straßen riecht es nach dem Regen der letzten Nacht, der sich überall in den Gassen und auf den Straßen angesammelt hat.
Plötzlich ragt eine riesige Steinmauer vor dem Londoner auf und versperrt ihm seinen Weg, doch das scheint den Mann nicht davon abhalten weiter zu gehen. Vorsichtig streckt er seine schwieligen, mit Narben übersäten, Hände aus und drückt sie gegen die harte Barriere vor ihm. Erst drückt er sanft dagegen, nimmt die Hände dann jedoch wieder weg und hält sie rechts und links neben seinem Körper fest angespannt. Für wenige Sekunden verharrt er beinahe leblos in dieser Position, doch dann beginnt er leise Worte in einer fremden Sprache vor sich hin zu flüstern: "Gaamts'vane nateli." Sobald bereits die erste Silbe über seine vollen Lippen gekommen ist, leuchtet plötzlich ein blauer Kreis in der Mitte der Wand auf. Den Kopf richtet er gen Himmel und seine blauen Augen beginnen zu leuchten wie der Ozean, der in helles Mondlicht getaucht ist, während er den Satz wie ein Mantra immer wieder vor sich hin flüstert, bis es fast so wirkt, als würde er nie wieder damit aufhören, doch dann verstummt er wieder und erneut herrscht eine schneidende, kalte Stille um ihn herum. Er verbirgt seine Hände wieder in den Taschen des Mantels und dreht sich unsicher noch einmal um, um sicher zu sein, dass keiner ihm gefolgt ist, denn schon seit er sein Zuhause verlassen hat, um sich auf den Weg zu machen, beschleicht ihn das ungute Gefühl verfolgt zu werden. Dann dreht er sich jedoch wieder nach vorne und läuft einfach weiter, denn die Wand vor ihm ist verschwunden, ohne nur irgendeine Spur ihrer eigentlichen Existenz zurückzulassen.
Er ist noch keine zehn Meter gegangen, da eröffnet sich dem Mann der Blick auf zwei junge Frauen, die gegenüber von ihm in einer kleinen Gasse stehen. Als er sie erblickt, schleicht sich ein erleichtertes und gleichzeitig liebevolles Lächeln auf seine Lippen und er beginnt nun schneller auf die Beiden zuzugehen.
Die Blonde löst sich von ihrer Freundin mit dem dunkelblonden Haar und will auf den Mann zu gehen, doch bevor sie sich auch nur einen Zentimeter bewegt hat, stößt der Hexer vor ihr einen schmerzerfüllten Schrei aus und die Spitze eines Messers, die seine Brust halb durchbohrt hat, schimmert gleißend hell im nächtlichen Licht des Mondes, während die Hände des Opfers zu seinem durchlöcherten Herz wandern. Sie schlägt sich geschockt die Hände vor den Mund, um einen lauten Schrei zu unterdrücken und läuft auf den Mann zu, der langsam auf dem Boden in sich zusammen sackt, doch ihre Freundin packt sie am Arm und zieht sie weg von dem Erdolchten.
Hinter einer dunklen Ecke bleiben sie stehen und die blonde Frau lässt sich, mit sich schnell hebender und senkender Brust und wild schlagendem Herzen, an der Wand hinunter auf den dreckigen Boden gleiten. Tränen bilden sich in ihren Augenhöhlen und sie ist kurz davor loszuweinen, doch ihre Freundin bedeutet ihr sich zurückzuhalten: "Dafür ist gerade genau der falsche Moment. Wir müssen los, bevor man uns entdeckt, Miss Blakemore." Doch sie schüttelt den Kopf und versucht sich am Boden fest zu klammern: "Nein, das geht nicht. Ich kann nicht ohne ihn gehen, Molly." Molly versucht die vollkommen verzweifelte Frau vor ihr zu beruhigen: "Er ist tot, Miss, und nun ist es meine Aufgabe ihr Leben zu schützen. Also kommen sie jetzt mit mir mit, sonst werden sie bald das Schicksal ihres Geliebten teilen müssen." "Das ist nicht wahr. Ich kann ihn noch retten", fleht sie: "Du weißt, dass ich stark bin." "Ja, das weiß ich, aber all Ihre Stärke wird ihnen bald nichts mehr bringen, wenn die Mörder Ihres Geliebten uns hier entdecken, also los jetzt." "Es sind nicht irgendwelche Mörder", klärt Miss Blakemore auf: "Es sind Harvey und Adam." "Was? Aber ...", setzt Molly an, versucht sich dann aber wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: "Das ist doch nur noch ein Grund mehr dafür, dass wir hier sofort verschwinden müssen. Seien Sie doch vernünftig, Miss Blakemore." "Ich kann ihn hier aber nicht zurücklassen. Bitte lass mich ihn holen", fleht sie: "Ich liebe ihn." Molly rauft sich überfordert die Haare:"Na gut, ich verspreche ihnen, dass ich losgehen und ihn holen werde, nachdem ich sie in Sicherheit gebracht habe. Die Hauptsache ist jetzt, dass Sie am Leben bleiben. Die Welt braucht Sie, Miss Blakemore!" "Versprochen?", versucht die Blonde sich noch einmal zu vergewissern. "Versprochen!", bestätigt Molly mit demselben magischen Leuchten in Ihren braunen Augen, dass schon bei dem Hexer vor ihr zu sehen war, bevor die beiden Freundinnen gemeinsam in die Anonymität der Dunkelheit verschwinden.
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suedehead • Am 25.12.2018 um 16:07 Uhr | |
Okay, ich verstehe, was du hier versucht hast: Zum Auftakt einer spannenden, actionreichen Geschichte sollte sofort jemand sterben. Das macht den Leser neugierig, das hält ihn bei der Stange... Und dann warst du schlau genug zu verstehen, dass ein random Mord an einer nicht etablierten Person den Leser eben gerade nicht berührt, weshalb du am Anfang der Geschichte so getan hast, als wäre dieser Hexer hier eine wichtige, handelnde Person... Und dann hast du die Leser enttäuscht. Das Problem ist, dass es zu offensichtlich ist, dass die ersten paar Absätze der Geschichte vollständig für die Katz sind. Du hast den Eindruck erweckt, all die Narben und die Vorsicht, der Suspense, der von dem Hexer ausgeht, hätten irgendeine Bedeutung, aber das alles ist irrelevant, denn der Typ stirbt den Plotdevice-Tod, noch bevor er irgendetwas durch eigene Handlung bewirken konnte. Personen an Hand ihrer Haarfarben zu charakterisieren solltest du lassen. "Die Blonde" oder noch schlimmer "der Schwarzhaarige" sind inzwischen Indikatoren für schlechten Stil. Es weist aber noch auf ein zweites Problem hin: Du beschreibst wie im Film ausschließlich äußere Handlung. Keine Gefühl, kein Gedanke, keine subjektiven Eindrücke. Was du uns bietest ist die reine Choreographie und ein bisschen Dialog. Das wirkt trocken und öde. Gib deinen Figuren ein bisschen Glanz, innere Konflikte, Zweifel, Überzeugungen, Ängste, Hoffnungen... Du weißt schon: Charakter abseits ihrer Funktion innerhalb der Geschichte. Wo wir gerade bei Dialogen waren. Normalerweise macht man einen Absatz, wenn einer mit dem Reden fertig ist und der andere etwas sagt. So hintereinander geklatscht wirken die Dialoge unübersichtlich... Und es ist wichtig, dass Dialoge übersichtlich sind. Dialoge sind (scheinbar) direkte Zitate aus der Szene und wie es bei Zitaten üblich ist, geht man spärlich damit um und fügt sie nur dort an, wo sie existenziell wichtig sind. Belanglosigkeiten gehören NIEMALS in Dialoge. Der Leser weiß: Wenn jemand spricht, ist es wichtig. Also sollten diese Passagen besonders übersichtlich sein. Ein weiteres Problem ist, dass die beiden Frauen anscheinend "Freundinnen" sein sollen. Dennoch aber gibt es eine Hierarchie zwischen ihnen. Molly ist die Beschützerin. Sie siezt ihre "Miss Blakemore", während die Molly nur "Molly" nennt. Die beiden sind garantiert einiges, aber keine Freundinnen, denn sie sind ganz offensichtlich nicht gleichberechtigt. Molly ist der Sidekick, das Helferlein, die graue Maus neben der Dame (mit der zu allem Elend auch noch auffälligeren Haarfarbe...). Du bemühst dich detailliert zu beschreiben, lässt dann aber eine wirklich essenzielle Information weg: Wie kommt das Messer in die Brust des Hexers? Ist da ein unsichtbarer Attentäter aufgetaucht? Oder hat jemand das Messer einfach aus dem Nichts entstehen lassen? Klar, das soll die Spannung steigern und alles, aber künstlich durch das Weglassen von Informationen, die man geben könnte, aufgebaute Spannung, sorgt eher für Verwirrung als für Interesse. Die Faustregel geht so: Der Leser muss wissen, was die Protagonisten wissen, er muss sich fragen, was sich die Protagonisten fragen und wenn es für die beiden Mädchen nicht seltsam ist, dass da ein Messer aus dem Nichts auftaucht, müssen sie wissen, wie sowas funktioniert und wenn sie es wissen, muss es dem Leser mitgeteilt werden. Spannung entsteht durch die Dinge, die man zusammen mit den Protagonisten herausfinden muss. Dafür müssen Fragen aber aufgeworfen werden und bisher scheint den beiden Mädels ja alles klar zu sein nur wir Leser stehen da und denken: Hä? Ich weiß, das ist nur die Auftaktszene zu einer längeren Geschichte und gar so schlecht geschrieben ist sie gar nicht. Allerdings solltest du noch mal überdenken, in welcher Beziehung die Figuren zu einander stehen, ob Molly wirklich so eine devote Dienerin ist oder ob sie vielleicht Neid oder einen Groll gegen ihrer Herrin verspürt oder ob sie zumindest genervt von ihr und ihrem Eigensinn ist. Mir fehlen die zwischenmenschlichen Spannungen zwischen allen Beteiligten. Was denkt Molly vom Geliebten der Miss Blakewood, der sie beide des Nachts in eine gefährliche Gegend kommen lässt? Ist es wirklich Liebe, die Miss Blakewood verspürt oder nicht vielleicht doch etwas anderes? Mehr anzeigen |
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