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Gibt es gutes Altraverse (AU)?

Am 07.10.2018 um 13:36 Uhr

Da hier in den letzten Tagen vorallem Threads zu Technikfragen eröffnet wurden, dachte ich mich, wäre Zeit, auch das Forum hier wieder etwas zu beleben, mit einer Sache über die ich mir seit der Tag-Diskussion mal wieder Gedanken mache. Dazu muss ich aber etwas ausholen.

Ich habe mir in der Vergangenheit, auch weil ich für eine Weile zusammen mit anderen einen Empfehlungsblog (und später Twitteraccount) für Fanfictions betrieb, ziemlich den Kopf darüber zerbrochen, nach welchen Kriterien sich Fanfictions unabhängig vom persönlichen Geschmack bewerten ließen. Abgesehen von allgemeinen Merkmalen (wie lesbare RuG, Logik), die für alle Geschichten gelten, landete ich dabei immer beim Aspekt Kontinuität zur Vorlage. Was ich damit meinte, war, dass Fanfictions so auf dem Originalwerk aufbauen, dass für Lesende kein zu großer Bruch entsteht und zum Beispiel nicht der Charakter, der im Canon fies und unfreundlich zu allen war, in der Fanfiction aus heiterem Himmel die Höflichkeit in Person ist oder dass für Abwandlungen wie 'ein Canon toter Charakter lebt noch' eine Erklärung angebeben wird, z.B. eine Szene seines Überlebens als Prolog usw. Diese Definition funktionierte eigentlich ganz gut für alle möglichen Sorten an Fanfictions. Bis auf eine und das sind AUs.

Wenn ich hier von AUs spreche, meine ich damit nicht Geschichten, die nur etwas an der Handlung ändern (z.B. ein bestimmtes Pairing zusammenbringen, das es im Original nicht gab), aber die Welt und die Charaktere so beibehalten wie sie sind, sondern die krasse Version. Dinge wie Frodo und die Ringefährten im New York des 22. Jahrhunderts, die Bösen sind gut und die Guten böse und ähnliches dieser Art. Solches Altraverse ist ja nicht überall gern gesehen, die kritischen Stimmen sind zahlreich. Nach meiner Definition würde es generell aus dem Rahmen fallen. Aber irgendwie bin ich damit nicht glücklich, denn ich denke, dass es gutes AU sehr wohl gibt. Deswegen frage ich mal euch: Wie seht ihr die Sache? Wie müssten solche Geschichten geschrieben sein, damit ihr sie als gut bewerten würdet? Ist das überhaupt möglich? Für mich persönlich habe ich schon eine Antwort, aber ich bin neugierig auf eure!

Am 16.12.2018 um 13:45 Uhr

Ich sehe das je nach Fandom, Genre oder Charakteren unterschiedlich.

Zum Beispiel hab ich früher viel zu Naruto geschrieben und konnte (und kann) Slash zu speziell dieser Serie nicht leiden. Es passt nicht in die Atmosphäre und die Themen der Serie, so meine Meinung bis heute. Aber dann ist mir zwischendurch tatsächlich mal eine schöne AU-Fanfic zu Naruto untergekommen, in der Naruto und Sasuke ein Pärchen waren, jedoch eben in einer anderen Welt und Umgebung (modernes Japan, Highschool und so) , wo die Atmosphäre dann doch wieder passte. Manchmal ermöglicht ein AU, dass man Dinge ausprobiert, die im Original nicht passen würden.

Oder auch, wenn ich mir so anschaue, was ich selbst schreibe: Ich bin seit Jahren im J-Rock-Fandom zugange und schreibe inzwischen nur noch dafür. Und gerade weil es sich dann um reale Personen dreht, finde ich, AU sind eine schöne Möglichkeit, zwischen den realen Bandmembern und dem, was man beim Schreiben aus ihnen macht, zu trennen. Ich hab auch schon FFs mit Bandalltag geschrieben, aber tatsächlich fällt mir AU in dem Fandom leichter. Und ich empfinde eben auch eine im modernen Japan spielende Fanfic über reale japanische Musiker als AU, wenn sie in der besagten Geschichte eben keine Musiker sind, sondern einem anderen Lebensstil nachgehen.

Fantasy schreibe ich so oder so kaum noch, ich habs seit dem Ende meiner aktiven Naruto-Fanfic-Autorinnen-Zeit deutlich mehr mit Geschichten, die in unserer "normalen" Welt spielen.

#2

Am 16.12.2018 um 19:21 Uhr

Da ich selbst schon häufiger AUs geschrieben habe (und schreibe), finde ich, dass es eigentlich immer möglich ist, in Fandoms AUs zu schreiben und ja, ich hab schon in mehreren Fandoms gute AUs gefunden...

Allerdings mag ich es auch eher nur, wenn ich die Charaktere irgendwie "wiedererkenne" ... auch, wenn es z.b. nicht komplett der Charakter ist, den die Person normalerweise hat, weil in der Serie/whatever-original-material irgendwas in der Vergangenheit war, was in dem AU sie nicht betrifft und man dann erkennt, dass diese Person deswegen anders handelt, als im Original (aber alles andere so ist, wie man es kennt)

Ich meine, wieso sollen Charaktere aus einem Fandom nicht einmal in einem komplett anderen Umfeld/anderer Welt aufwachsen/leben?

Ich finde es häufig einfach interessant, mir dazu was auszudenken, wie es wäre, wenn die Charaktere in einem ganz anderen Umfeld aufwachsen.

Ich hab schon das ein oder andere gute AU gelesen, egal wie groß oder klein die Änderungen jetzt waren ...

#3
(Threadersteller)

Am 18.12.2018 um 15:33 Uhr

An HaruMaeda:

Es passt nicht in die Atmosphäre und die Themen der Serie, so meine Meinung bis heute.

Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Wie kann es denn in irgendeine Atmosphäre nicht passen, dass Figuren sich ineinander verlieben? Gut, wenn wir von einer Fantasyrasse sprechen, die per Definition aromantisch oder heterosexuell ist, ist es vielleicht etwas Anderes. Ansonsten bestimmt das Setting doch nur, ob eine gleichgeschlechtliche Beziehung offen gelebt werden kann oder nicht. In Tolkiens Welt, also Mittelerde, zum Beispiel würde es vermutlich eher weniger passen, dass ein gleichgeschlechtliches Paar herumläuft und ruft "wir sind ein homosexuelles Paar" und alles applaudiert - aber eine heimliche Beziehung schließt das ja nicht aus. Oder meinst du mit "Slash" eher gewisse Arten der Erzählung ala "am Ende heiraten sie und haben Kinder?"

 

Am 20.12.2018 um 1:30 Uhr

Bei Naruto ist es für mich einfach ne persönliche Sache von "Es passt nicht"-Gefühlen, vielleicht ausgelöst durch das hemmungslose Yaoi-Crack-Shipping im Naruto-Fandom, und die Art, wie mir persönlich das damals rüberkam.

Da waren Fanfics, in denen die Akatsuki-Member jegliches "Original"-Verhalten vergessen haben, nur um kreuz und quer wahllose Pairings zu bilden. Geschichten, in denen das Leben und die Arbeit als Ninja in Konoha plötzlich unwichtig wurde, weil Iruka so scharf auf Kakashi war. In denen weibliche Charas zu "Bitches" erklärt wurden, wo dann selbst Hinata als "Schlampe" dastand, weil sie angeblich "SasuNaru" im Weg sei.

Die Serie hat für mich eine gewisse Bedeutung, und wenn dann ohne Bezug zur Umgebung "Ninja-Welt" nur noch zählt, dass man möglichst wahllos so viele Charaktere wie möglich in die Kiste steckt, tut mir leid, aber das finde ich nun mal nicht gut.

Und der Anblick solcher Fanfics hat mich so nachhaltig verstört, dass ich mich speziell bei Naruto eben vor so etwas verschließe. Auch bei Hetero-Pairings stört mich das, ich will das nicht allein auf Homo-Shippings beschränken, so was wie "Hinata x Hidan" finde ich genau so bescheuert. Aber ehrlich gesagt waren es eher die Yaoi-Ships, die mich so verstört haben.

Im AU ist es da auch, wie gesagt, was anderes, weil das Zusammenspiel zwischen dem Setting "Ninja-Welt" und den Charakteren da eh so weit aufgelöst ist, dass ich es aushalten kann. Wenn ich sozusagen ausblenden kann, dass es sich um Charaktere der Serie handelt und die AU-Version-Charaktere irgendwie mehr ... für sich stehen, dann gehts für mich.

Wie gesagt, ist bei mir in dem Fall ne reine Gefühlssache, die ich mitteilen kann, aber nun auch nicht weiter diskutieren möchte.

#5

Am 20.12.2018 um 16:49 Uhr

Ich bin jetzt zwar nicht im Naruto-Fandom aktiv oder war es nie, hab aber halt ein bisschen was davon mehr oder weniger mitgekriegt und kann verstehen, wieso du diese Art nicht magst ...

wie gesagt, das ist auch irgendwie die Art AU, die ich absolut nicht mag...

Da waren Fanfics, in denen die Akatsuki-Member jegliches "Original"-Verhalten vergessen haben, nur um kreuz und quer wahllose Pairings zu bilden. Geschichten, in denen das Leben und die Arbeit als Ninja in Konoha plötzlich unwichtig wurde, weil Iruka so scharf auf Kakashi war. In denen weibliche Charas zu "Bitches" erklärt wurden, wo dann selbst Hinata als "Schlampe" dastand, weil sie angeblich "SasuNaru" im Weg sei.

AU ist ja dafür da, dass es in einer komplett anderen Welt oder ähnliches spielen "kann", aber ich denke, ich verstehe, was dir den Spaß daran verdorben hat ^^;

Ich hab ähnliches in anderen Fandoms, in denen ich aktiv war, erlebt und ich glaube das geht manchen ähnlich ... aber das ist für mich kein Grund, AUs zu verteufeln, weil es mir Spaß macht, die Charaktere in ein komplett neues Setting zu setzen ^^ (oder es zu lesen ...)

#6
(Threadersteller)

Am 22.12.2018 um 2:34 Uhr

An HaruMaeda: Also ist es doch mehr wie es aufgezogen wird (OOCnes, Charakterbashing und der Rest der Geschichte wird vergessen) als die pure Tatsache, dass sich Figuren verlieben, wenn ich das richtig zusammenfasse? Das kann ich ehrlich gesagt gut verstehen. Naruto kenne ich auch ich nur vom Hörensagen, aber ich glaube, was du da beschreibst, gibt es so oder so ähnlich in fast allen Fandoms. Viele Fanfictions sind halt leider... eher naja. Und ja, dass wiederholte Erfahrung sehr vorsichtig machen kann, kenne ich selbst. (Funfact: Ich habe in den 5 Jahren bis ich begann, mir die Sachen selbst zu schreiben, vielleicht drei Oneshots und keine einzige längere Fanfiction zu einem meiner OTPs fertig gelesen, weil mich bisher fast immer etwas massiv störte. Aber das ist ein Thema für sich).

Interessant finde ich aber, dass dich all das in AUs dann weniger stört. Denn bei mir ist es quasi umgekehrt. Wenn die Charaktere out of charcter gezeichnet und dann auch noch in ein völlig anderes Szenario gesetzt werden, nur um sie zu shippen, fuchst mich das sogar noch mehr als wenn wenigstens "das Drumherum" stimmt. Das heißt nicht, dass ich nicht verstehe, was du meinst. Aber diesen Sprung hin zu "dann liest es sich mehr wie ein Originalwerk" kriege ich selbst nicht so hin. Für mich fühlt es sich eher nach "Hausaufgaben nicht gemacht" an, z.B. die Charaktere zusammenzubringen und sie dabei ihre Aufgabe nicht vergessen zu lassen, um bei deinem Beispiel zu bleiben.

Das heißt aber nicht, dass ich AUs generell ablehne. Für mich kommt es aber sehr stark auf den Grund an. AUs finde ich spannend, wenn sie ein Experiment sind, was geschehen würde, wenn eine Variable anders wäre und diese Veränderung nicht in-Universe entwickelt werden könnte oder zumindest nicht, ohne den Rahmen der Geschichte völlig zu sprengen. Wenn ich erörtern will, wie die Geschichte sich entwickelt hätte, wenn die gute Königin in Wahrheit böse Absichten hatte, muss sie böse sein. Und wenn ich wissen will, wie sich ein Charakter aus dem 31. Jahrhundert im Mittelalter schlägt, muss ich ihn ins Mittelalter versetzen. Solche AUs fände ich spannend - habe bisher aber noch keine gelesen. Was ich dagegen nicht leiden kann, sind AUs, um sich Wegstrecken zu ersparen: Ach, ich würde die beiden Charaktere gern verkuppeln, aber sie kämpfen auf gegnerischen Seiten? Mist, dann müsste ich mir ja überlegen, wie die trotz der widrigen Umstände herausfinden, dass der andere ganz nett ist und es gebacken bekommen, eine Beziehung aufzubauen. Nö, streichen wir doch einfach den Krieg, macht die Sache einfacher. Und AUs, die so viel verändern, dass kaum noch einen Experimentiercharakter hat, sondern so wirkt als hätte jemand die Vorlage als Ersatzteillager genommen, um Lücken in seiner eigenen Geschichte ohne großen Aufwand zu stopfen.

Am 22.12.2018 um 7:18 Uhr

@Augurey:

Genau. Es ist die Art, wie es eben meistens aufgezogen wird, wenn es um Pairings geht. Und bei Naruto ist mir eben der Rahmen, die Atmosphäre, wenn ich die Serie lese/anschaue, wichtig, weil ich damit schöne, mir wichtige Gefühle aus meiner Kinder- bzw Teeniezeit verbinde. Wenn eine FF dann so gar nicht damit zusammen passt, dann kann ich sie nicht lesen.

Wenn aber "Alternatives Universum" dran steht, ist für mich mit meinem Gefühl sofort klar, dass ich dieses "Ninjadorf-Feeling" gar nicht erwarten brauche, weil es eben AU ist. Dann sind die Voraussetzungen so weit anders, dass ich hin und wieder ein AU mit Pairings lesen kann, die ich im Original nicht mag. Vorausgesetzt, es ist auch da gut geschrieben und liebevoll umgesetzt.

Ich habe in der Zeit, als ich selbst noch fürs Naruto-Fandom aktiv FFs geschrieben habe, selbst gerne ein paar Pairings drin gehabt, und weil ich schon recht früh angefangen habe, da eine "alternative Timeline" auszudenken, kommen meine Pairings so an sich vielleicht auch manchmal komisch rüber. Sie ergeben aber innerhalb dieser Timeline ihren Sinn, und ich shippe diese Pairings auch immer noch, auch wenn ich nichts mehr dazu veröffentliche.

 

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