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Im folgenden Text können eventuell Anspielungen auf erfolgreiche Buchreihen und deren Verfilmungen vorhanden sein. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass auch auf viele nicht erfolgreiche Bücher einige der Punkte zutreffen werden – in diesem Fall ist es jedoch wichtig, darauf bedacht zu sein, nicht zu viele dieser zu erfüllen. Sollte das dennoch geschehen, ist davon auszugehen, dass es sich um den nächsten Bestseller handelt.
Sämtliche Anspielungen sollten nicht ernster genommen werden, als hier angegeben. Sollte die Vermutung bestehen, dass ein bestimmtes Werk gemeint ist, muss das nicht zwangsweise bedeuten, dass das gesamte Buch schlecht ist. Auch ist Erfolg im Literaturgeschäft nicht automatisch gleichzusetzen mit dem Aroma der Massenliteratur, wie es hier aufgezeigt wird.
Überdies sind Spuren von Zynismus aufzufinden, die unter keinen Umständen mit Ernsthaftigkeit verwechselt werden dürfen. Andere Stellen weisen keinen Zynismus auf; diese dürfen jedoch nicht als zynisch aufgefasst werden. Verwendete Bezeichnungen werden zwar verallgemeinernd verwendet, jedoch nur der Kürze wegen. Die meisten auf solche Begriffe zutreffenden Personen sind nicht gemeint. Die folgenden Aussagen sind nicht als beleidigend aufzufassen.
Es folgt nun: Das Aroma der Massenliteratur – hierbei verkürzend für „massentaugliche Literatur“ oder, auf Neudeutsch übersetzt, „gehypte Bücher“…
Du hast in den Nachrichten von den ganzen Autorinnen und Autoren gehört, die es geschafft haben, mit ihren Büchern Millionen oder gar Milliarden an Euro zu verdienen? Du denkst dir, dass ein wenig Kohle gar nicht so schlecht wäre und dass du eigentlich gerne schreibst – oder glaubst, gerne zu schreiben? Du bist dir aber noch nicht sicher, wie du das anstellen sollst?
Hier gibt es die Antwort! Es ist gar nicht mal so schwer, ein unglaublich beliebtes Buch aus dem Hut zu zaubern, denn einen Kopf können wir leider nicht zur Verfügung stellen. Aber dafür einen Schritt-für-Schritt-Arbeitsplan, den du nur einhalten musst, um Erfolg zu haben – aber keine Sorge, allzu viel geistige Arbeit steckt nicht dahinter und er wurde von beachtlich vielen erfolgreichen Autoren selbst angewendet! Zögere also nicht – scheffle lieber Gold!
Die Grundlagen zuerst: Du brauchst ein Thema. Doch es gibt keinen Grund, das Gesicht zu verziehen, denn das richtige Thema zu wählen ist alles andere als schwer! Hier sind einige Punkte, die du dabei unbedingt berücksichtigen musst und die dir helfen können:
1. Es sollte ein Tabu-Thema sein, den Hauch davon haben oder zumindest großes Potenzial haben, als anstößig, menschenverachtend oder anderweitig kontrovers dargestellt zu werden. Je kritischer das Thema, umso besser!
2. Du findest kein Thema, das dem entspricht? Kein Problem, denn ein eigenes brauchst du auch nicht! Stöbere durch die Bücher anderer Kulturkreise, die in deiner Umgebung so gut wie unbekannt oder erst gar nicht bekannt sind, und nimm ihre Grundidee. Ideen sind schließlich nicht urheberrechtsgeschützt, und dass dir nachgesagt wird, du würdest ein ungeschminktes Plagiat verkaufen, braucht dich auch nicht weiter zu stören, wenn du erst einmal Milliardärin oder Milliardär bist!
3. Sollte auch das nicht zur gewünschten Inspiration führen, kannst du ja noch immer einen erfolgreichen Bestseller nehmen, ihn durchlesen, dich von ihm inspirieren lassen und deine eigene Version davon schreiben – mit klar erkennbaren Parallelen, damit du die Fans aus diesem Fandom gewinnst, aber mit einigen feinen Unterschieden, damit man dein Werk dennoch erkennt!
4. Am besten ist, wenn du diesem Thema noch eine dramatische Liebesbeziehung hinzufügst. Liebesbeziehungen sind der Knaller im Literaturgeschäft! Je erzwungener die Beziehungen wirken, umso besser für dich! Und hab keine Angst, dass das Grundthema eigentlich keine Liebesgeschichte verträgt – es ist schließlich Romantik und deswegen ist es auch egal, dass es eigentlich keine Romantik, sondern Missbrauch darstellen könnte!
Jetzt, da du diese grundlegenden Dinge kennst, muss nur noch eines zu dem Thema hinzugefügt werden: Egal, über was du schreibst – lasse die Möglichkeit offen, dass deine Fans dein Werk als sozialkritisch oder als einen Missionar dieses (Tabu-)Themas bezeichnen können. Keine Sorge, du brauchst diese Dinge nicht tatsächlich einzuarbeiten – wichtig ist nur, dass du sie nicht ausschließt! Den Rest erledigen deine Fans, die dann auch noch das Gefühl bekommen, sich damit unglaublich gut auszukennen und sich wirklich mit der Materie beschäftigt zu haben. Dadurch werden sie zufrieden und zufriedene Fans sind diejenigen, die am schnellsten Geld für weitere deiner Produkte ausgeben!
Du wendest ein, dass du zum ersten Mal schreibst und das vielleicht ein Hindernis sein wird? Unfug! Nichts ist besser als ein geradliniger, unkomplizierter, idiotensicherer Schreibstil – Wordwiederholungen sind wirklich nicht schlimm und wenn dein Wortschatz allgemein so flach wie ein Blatt Papier hoch ist, ist das sogar noch besser! Fans wollen keine komplizierten Sätze haben, die nicht im Halbschlaf zu verstehen sind. Wenn du dein Werk also auf die Fantauglichkeit prüfen möchtest, dann lass es dir im Halbschlaf vorlesen – verstehst du es nicht, musst du es dringend überarbeiten!
Auch muss dein Schreibstil keine eigene Prägung haben und hüte dich davor, besonders neue Wege einzuschlagen! Tritt lieber in die Fußstapfen bereits erfolgreicher Autoren – nicht nur, dass diese Spuren dich automatisch zum Erfolg bringen werden, nein – sie sind auch schon bekannt und es ist einfach, sie zu verstehen! Und nichts ist besser als einfache Verständlichkeit.
Ein weiterer Anfängerfehler aller Nicht-Milliardäre: Über den Tellerrand hinaussehen zu wollen. Oder den Tellerboden sehen zu wollen. Einige Plotlücken oder Logikfehler sind das Salz in der Suppe, der Zucker im Tee, der Pfeffer in der Tomate. Wenn es wichtige Gegenstände gibt, die logisch betrachtet nicht existieren könnten, bist du auf dem richtigen Weg! Und dieser Weg endet in mindestens einem Kessel voller Gold, also beschreite ihn!
Außerdem solltest du nicht zu viel Wert darauf legen, dass die Charaktere gut gezeichnet sind. Es reicht aus, wenn du ein oder zwei wichtige Eigenschaften herausarbeitest und das als Tiefe bezeichnest. Auch ist es ohne Zweifel ein gutes Zeichen, wenn deine Charaktere (teilweise) nicht nachvollziehbar handeln, reagieren, agieren oder anderweitig Entscheidungen treffen, die absolut nichts mit der Realität zu tun haben.
Auch solltest du, wenn du eine Geschichte im Fantasy- oder Science-Fiction-Bereich schreibst, auf den Handlungsort fokussieren. Niemand will wissen, wie der Rest der dystopischen Welt aussieht, und niemand will wissen, ob es auch auf anderen Kontinenten Vampire gibt. Solltest du es doch unbedingt erwähnen wollen, dann warte damit so lange, bis das Buch oder die Reihe fast beendet ist – das verleiht dem Ganzen einen besonderen Kick!
Eine wichtige Eigenschaft deiner Charaktere und Hauptcharaktere sollte sein, dass ihre Namen nicht allzu hochwertig sind. Du kannst Pflanzennamen aus der englischen Sprache nehmen oder es gleich bei simplen Nomen oder Farben belassen – jeder mag Farben und Nomen sind im Alltagsleben der Knaller! Auch ist es sinnvoll, einer der Personen einen besonders ungewöhnlichen Namen zu geben, beispielweise den einer Zahl, eines Tieres oder einer anderen Person, denn mit denen können sich deine Fans identifizieren!
Sollte dein Werk auf einem bestimmten System – etwa in der Bevölkerung, der Regierung oder ähnlich wichtigen Faktoren – basieren, sorge dafür, dass es unrealistisch ist und in der Wirklichkeit nicht einmal ein Jahr bestehen würde! Lasse deine Bösewichte jubeln, wenn sich Leute gegenseitig umbringen, denn das ist es, was als sozialkritisch deklariert werden wird – und das ist wichtig, damit deine Fans zufrieden sind.
Nun noch kurz zu einem stilistischen Merkmal deines zukünftigen Bestsellers – dem Prolog und dem Epilog. Es ist wichtig, dass du einen Prolog schreibst, der zumindest den Anschein von Tiefe erweckt und idealerweise den Tod thematisiert. Zwar ist das nicht unbedingt notwendig, aber es zeugt davon, dass du auch philosophisch sein kannst und dass dein Werk Tiefe hat.
Im Epilog solltest du unbedingt erwähnen, wie die Protagonisten aus der Liebesbeziehung (einer der vielen Gründe, warum eine solche verpflichtend ist) verheiratet sind und Kinder bekommen. Fast jeder mag Kinder, immerhin sind sie süß, und wenn du nicht darauf eingehst, wie sie herumschreien, werden deine Leser sofort in ein entzücktes aww verfallen, sobald sie deinen Epilog lesen. Happy Ends sind groß im Gehen!
Überdies musst du vor dem Beenden deiner Geschichte unbedingt darauf achten, dir ein paar Ansätze für einen Folgeband, eine Folgereihe oder Ähnlichem offenzuhalten. Da du jedoch, wenn du erst Milliardärin oder Milliardär bist, kaum Zeit für mehr oder weniger kreative Neuschöpfungen haben wirst, pfefferst du noch mehr Knoblauch auf die Tomate und schreibst deine Geschichte einfach um – oder nochmal, mit nur leicht abgeänderter Handlung. Und schon hast du wieder ein paar Millionen mehr auf dem Konto – so einfach kann’s gehen!
Wenn du deine Geschichte geschrieben hast – ach was, nennen wir es beim Namen: deinen Bestseller – dann geht es nun darum, diesen richtig zu vermarkten. Am besten fängst du ganz klein an, nur, um das später einmal sagen zu können, und meldest dich auf einer Schreibplattform mit möglichst vielen Benutzern an. Es ist hilfreich, wenn dein Bestseller in seinen Kinderschuhen als Fanfiction bezeichnet wird oder gar wirklich eine ist – ordne diese jedoch unter gar keinem Fall in die Kategorie Fanfiction ein! Nimm irgendeines der anderen Genres oder das Genre, in dem auch das Originalbuch ist – oder verwechsle das Science-Fiction-Genre mit dem der Fantasy, das ist originell, nicht dumm! Fanfictions sind nun mal ein wahrer Publikumsmagnet und so sollte es bei deinem einfachen Schreibstil und reißerischen Themen nicht lange dauern, bis du eine ordentliche Anzahl an Lesern zusammenhast. Wenn das der Fall ist, kannst du dich bei deiner Seite als Star melden – und wenn sie denken, dass du genügend Leser hast, wird dir geholfen, Geld mit deinem Bestseller zu verdienen! Ist das nicht super?!
Mit diesen paar Tipps und Tricks wird es dir sicher nicht schwerfallen, in spätestens fünf Jahren ein Milliardär zu sein – oder eine Milliardärin. Glück brauchst du dazu auch gar nicht, deswegen ist die Phrase viel Glück überflüssig. Stattdessen sagen wir:
Wenig Originalität!
Nebenwirkungen des obigen Produkts können sein: viel Geld, unverdienter Ruhm, kreischende Fangirls, mangelhafte Privatsphäre, viel Geld, pseudo-philosophische Gespräche, unverhoffte Interviews mit berühmten und bekannten Personen, Neid derer, die hart für ihr Werk arbeiten und nicht einmal ansatzweise so berühmt sind, viel Geld, Fragen nach Fortsetzungen, Verfilmungen oder Vorgeschichten, Fanart, mit der du überschüttet wirst, eine große Zahl an Followern auf jedem sozialen Netzwerk, viel Geld, in den ersten Phasen: konstruktive Kritik, ansonsten überteuerte Vermarktung deiner Produkte, Fanfictions zu deinen Bestsellern, die weitere Bestseller erschaffen, viel Geld, Homogenisierung des Büchermarkts, schlechte Kritiken anspruchsvoller Rezensenten, unfreiwillige Komik in den Produkten, viel Geld, Neider, die eine Parodie auf dein Werk schreiben werden, keine anspruchsvollen Leser, sich selbst einen Spiegel vorhaltende Gesellschaft, viel Geld.
[Wir übernehmen keine Haftung.]
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issachar • Am 19.04.2018 um 22:20 Uhr | |||||||||||||||
Hmmm ... da hast du nun deine Beobachtungen ganz schön zusammengestellt, doch ich spüre weder Humor noch Zynismus noch sonst etwas. Mag daran liegen, dass ich krachmüde bin und solche Sammlungen schon zu Hauf gelesen habe. Doch was ich mir gewünscht hätte, wäre nicht das blanke Aufzählen diverser Unzulänglichkeiten in möglicherweise gehypten, dafür wenig anspruchsvollen Werken, sondern das ... nun ja, du sprichst ja einen fiktiven Schreiberling an, der sein erstes, ebenso gehyptes Buch auf den Markt bringen möchte und viel Kohle scheffeln will. Doch der ist, wie gesagt, fiktiv. Auf die Gefahr hin, mich zu versteigen, aber gelesen wird dein Text ja gerade von denen, die anders ticken und sich unterhalten wissen wollen. Kurzum: ein wenig mehr vom "Sags durch die Blume", eine Spur subtiler hätten deine "Schläge" in Richtung Buchfabrik schon sein können. Leider kann ich kein Zitat bringen, da du die Kopierfunktion ausgeschaltet hast. VG issachar Mehr anzeigen |
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TamSang • Am 09.10.2017 um 11:41 Uhr | |||
Hallo AwenEibner! Leider gibt es von mir keine wirkliche konstruktive Kritik... Nur so viel: Vielen Dank für die amüsante Mittagspause... Mal schauen, wie ich all Deine tollen Tipps berücksichtigen kann und ob mir dies überhaupt möglich ist... Ansonsten ließ sich Dein Text sehr gut lesen, sehr flüssig und er entsprach im Stil dem, den ich mag... Andere mögen dies anders sehen... Bin mal gespannt, ob da noch mehr amüsantes von Dir kommt... Bis dahin Tami |
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