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Oh, hallo du. Was machst du denn hier? Wie hast du hierher gefunden? Die meisten deiner Art kennen diesen Ort nicht. Oder sie kennen ihn, aber wagen es nicht sich hierher zu begeben. Dabei spielt sich doch alles hier ab oder nicht?
Ich beobachte schon lange die Menschen in der anderen Welt, in Buidheann. Sie stopften sich dort voll mit solchen Dingen, wie eine riesige Portion Schokoladeneis obwohl sie gar keinen Hunger haben, mit Alkohol den gerade erwachsene Menschen nutzen um ihren Körper nicht spüren zu müssen, auch mit Zigaretten weil sie das Nachdenken und Durchatmen erleichtern sollen. Manche Menschen machen extremen Sport um die Grenzen ihres Körpers zu spüren. Andere verletzen sich dafür selbst. Das sind in meiner Welt diese kleinen Wesen dort drüben. Siehst du sie? Hier nennt man sie Irrlichter. Irrlichter sind die schönsten Wesen in Anam. Sie leuchten hell und weit, sind schnell und flink und man fühlt eine Art Glück wenn man sie betrachtet, wenn man ihnen folgt. Aber Irrlichter sind heimtückische Wesen. Sie fressen das Glück der Menschen um schön zu sein. Und genau dann, wenn man sich ihnen ganz und gar hingibt, eine lehre Hülle ist, verschwinden sie. Dann dauert es nicht lange und das kleine Wesen sucht sich sein nächstes Opfer. Was passiert dann mit euch Menschen wenn ihr kein Glück mehr in euch spürt? Wenn es für immer verschwindet?
Solche Menschen habe ich viel zu oft gesehen. Ich sehe sie sich selbst aufgeben weil sie irgendwann nicht mehr hoffen das Glück zu finden und vergessen was es bedeutet. Sie bilden dann eine Art Blase um sich und werden Taub, Blind, Sprachlos und Gefühllos. Sie warten auf den erlösenden Moment, diesen, der diese Sinnlosigkeit,diese Traurigkeit endlich beenden soll. Oft bleibt ihnen da nur der eigene Tod.
Du fragst dich sicher warum so ein kleines Irrlicht so viel Macht hat. Nunja, es sind ja nicht bloß die Irrlichter an dem ganzen Dilemma schuld. Sie nutzen ja bloß die Situation aus und folgen ihren Instinkten. Am besten geht das im dichten und dunklen Nebel. Den! Dort drüben! Ich bedaure es, dass ihn gibt. Früher sah man ihn, wenn überhaupt nur vereinzelt, mal hier und mal da. Aber heute hat er sich auf ein riesiges Gebiet ausgestreckt bei dem niemand mehr die Grenzen bestimmen kann. Die Fear, also die Menschen wie man sie hier bezeichnet, verlaufen sich in ihm. Und es werden immer mehr. Und der Nebel streckt sich immer weiter aus. Aber warum?
Komm, wir gehen zu jemanden der sich vor ein paar Wochen im Nebel verlaufen hat. Ich weiß, es ist sehr kalt und beängstigend hier. Halt dich an mir fest und bleib stark. Wir müssen sehr tief in den Nebel gehen. Vertraue mir, ich passe auf dich auf.
Du siehst nun die junge Fear Aleen. Früher spielte sie oft draußen, auf den bunten Wiesen, Wäldern und Feldern, immer beschützt von ihren liebenden Eltern. Sie war ein sehr aufgewecktes Kind. Sie tobte, lachte und quasselte wie ein Spatz es wohl bei der ersten Flugübung machen würde. Ja, sie wuchs zur wahren Größe an und kein Sturm hätte sie je umwerfen können. Bis ihre Eltern verschwanden.
In den Nächten von Anam fliegen die besonders stark leuchtenden Irrlichter aus dem Nebel hinaus in die Welt um Fear zu verführen. Gerade jetzt im Herbst, wo die Wolken kein Licht durchließen, alles grau und die Temperaturen eher kühler werden, funkelten die Irrlichter wie wunderschöne Sterne.
Die Feareltern Raelyn und Coinnearch verschwanden in einer solchen Herbstnacht. Sie gingen lange zuvor schon eigene Wege. Sie liebten sich nicht mehr wie früher. Sie waren sehr lang schon da Draußen in Sonas und glaubten auch ewig dort sicher zu sein. Das Glück in Sonas leben zu können verlor für sie an Bedeutung. Sonas verlor an Bedeutung. Die Dankbarkeit und Ehrfurcht für das Glück in Sonas verschwanden aus ihren Köpfen. Sensibel sein, rücksichtsvoll und vorsichtig mit anderen Fear und sich selbst sein war egal. Deswegen glaubten sie irgendwann, sie seinen Allem so übermütig, dass sie sich nur noch allein brächten um Glücklich zu sein. Also taten sie das,was ihnen half um sich selbst zu lieben. Coinnearch zum Beispiel, hing sich bunte Perlen um den Hals, die er ja brauchte um noch schöner zu sein. Und Raelyn meditierte jeden Tag um noch reicher an Erkenntnissen und spiritueller Erfahrung zu werden.
Natürlich ist auch die Selbstliebe wichtig um sicher vor dem Nebel zu sein. Aber sie ist nur sehr schwach und schnell brüchig als wie die Liebe die Fear zueinander geben und empfangen können. Trotzdem waren sie sicher in Sonas. Denn ihr Kind liebte sie. Aleen beschützte die beiden.
Eigentlich braucht ein jeder Fear die Nacht um den nächsten Tag mit voller Kraft nutzen zu können aber Raelyn und Coinnearch war Ruhe und Erholung egal, sie wollten nun auch die Nacht nutzen. Sie hatten große Pläne für sich selbst und Aleen. Die selbst ernannte, beste Mutter Raelyn, wollte mehr Beeren und Wurzeln für ihr Kind sammeln, damit sie einen noch volleren Bauch habe wird um noch besser heran wachsen zu können. Coinneach, der selbst ernannte, beste Vater, empfand das als eine blöde Idee. Aber er war sich sicher, Raelyn beschäftigt sich da nur mit unnützem Zeug. Also ließ er sie ihren Quatsch machen. Er selbst wollte Aleen eine wunderschöne Hütte bauen, damit sie es noch wärmer und noch kuschliger hatte als sonst. Raelyn konnte das gar nicht verstehen. Sie hatten es doch warm und kuschlig.
In den beiden stiegen Gefühle wie Wut, Hass, Neid und auch Angst auf, sodass Irrlichter aus jeder Richtung angelockt wurden. Da kam den beiden fast gleichzeitig dieser eine Gedanke, dies eine Sorte Irrlichter. Sie flüsterten:“ Coinnerarch will Aleen für sich allein gewinnen,“ oder „Raelyn stiehlt dir Aleen damit sie sie nur allein liebt.“ Das Flüstern drang tief in die Köpfe beider Feareltern. Und das schöne glitzern und funkeln der Worte ließ sie die wenige Liebe, die sie noch übrig hatten restlos vergessen. Glück, also Sonas, ist ohne Liebe nicht möglich. Also nahmen die Irrlichter Aleens Eltern mit in den Nebel.
Irrlichter sind in dieser Zeit so schön, so überzeugend, dass sie sich nicht groß bemühen müssen damit die vielen Fear sich ihnen voll und ganz hingeben.
Komm, ich habe dir noch nicht alles gezeigt.
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