Ich fürchte die Nacht – doch noch mehr die Monstren, die sich in meinem Geist einnisten; die mir Unheil prophezeien und mich betören, in Zungen, die ich nicht verstehe. Ihre schleimigen Worte wiegen mir wie Blei auf dem Verstand. Sie verzerren mein Bild der Wirklichkeit – sie verfälschen meine Wahrnehmung. Sie peinigen mich – jede Nacht. Ich kann ihnen nicht entfliehen. Von ihren Bildern kann ich meinen Blick nicht wenden; vor ihren Reden mein Gehör nicht verschließen. Ich kann nicht aufwachen; mir sind die Lider wie zugenäht. Sie lassen mich nicht entkommen; nicht vergessen; nicht verstehen. Was ist real und was nur ein Bildnis meiner Träume? Ich kann sie nicht mehr auseinanderhalten. Mir bluten die Ohren von dem Gesang der Bestien. Meine Frau liegt mir zur Seite – ausgeweidet. Unser ungeborenes Kind – zerrissen. Ich möchte weinen, doch dazu bin ich nicht im Stande. Dieses vermaledeite Rauschen vernebelt mir die Sinne. Kann nur da liegen – starren; den abscheulichen Schrecken über mich ergehen lassen, bis das Grauen von Neuem beginnt. Ich reiße meine Augen auf – War es real? Träume ich noch immer? Beginne ich jetzt zu träumen? Träumte ich jemals? Ich weiß es nicht – kann es nicht wissen. Mein Geist ist verschleiert. Raum und Zeit verschwimmen und einen sich. Was geschieht wirklich? Welche meiner Handlungen zieht Konsequenzen mit sich, und welche spielen sich lediglich in meinem Kopf ab? Es graut mich auch nur einen Streich zu tun. Was, wenn ich nicht träume? Wenn ich stattdessen in der Welt der Wachen wandle? Ich sehe sie reden, doch ich kann nichts hören; höre sie reden, doch kann nichts sehen. Ich vernehme nur den Gesang der Teufel, der selbst das Pochen meines eigenen Herzens übertönt. Ich kann meinen eigenen Sinnen kein Vertrauen mehr schenken; und irgendwann werde ich mich nicht mehr zügeln können. Das Gejammer wird lauter und lauter, bis ich es nicht mehr gefangen halten kann; bis ich es freilassen muss – Bis ich sie freilassen muss. Werde ich wachen? Werde ich träumen? Wird es einen Unterschied machen? Ich weiß es nicht; kann es nicht wissen; will es nicht wissen. Ich fürchte den Tag, an dem ich es herausfinden muss. Ich fürchte die Nacht – doch noch mehr die Monstren, die meinen Geist fahlen.
Autorennotiz
Hallo. Auch das hier ist ein Text, der im Zuge einer Uni-Arbeit zum Thema "Schlaf" entstanden ist. Er ist einer von knapp einem Dutzend Texten, die ich gerne alle hier veröffentlichen würde. Ich hoffe, euch gefällt der Text.
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