Um mich herum nichts als Lärm - Das Getippe ist so unerträglich laut; aus Stein müssen die Finger sein, die auf die Tasten donnern. Das Kratzen der mechanischen Mäuse auf der rauen Oberfläche des Schreibtisches lässt mir die Haare zu Berge stehen. Meine lieben Mitarbeiter brüllen in die Hörer ihrer Telefone, oder sich gegenseitig im Pausenraum bei einer Tasse lauwarmen Kaffee ins Gesicht. Das Faxgerät schießt eine Nachricht nach der Anderen raus, der Kopierer hat Papierstau und der Drucker jammert über leere Tintenpatronen. Pausenloser Durchgangsverkehr auf dem Gang neben meinem offenen Arbeitsort; so viele Menschen, so viele Schritte. Manche lauter, manche leiser, manche wiederholen sich sehr oft und manche gar nicht – doch sind sie alle gleichermaßen zermürbend. Der Stapel mit Aufträgen neben mir wiegt mir wie eine unaushaltbar schwere Last auf den Schultern. Ich versuche mich zu konzentrieren, doch die Buchstaben auf dem Papier stehen durcheinander und verschwommen. Ich drehe meinen Kopf und werde gegrüßt von einem blendend hellen Lichtschein, der sich durch meine Netzhäute brennt. Meine Augen erhalten bereits Ringe in unnatürlich dunklen Farben und die Schweißperlen, die meinen Nacken herunterkullern, sammeln sich mittlerweile in meinen Schuhen. Ob wohl ein kurzer Gedanke schadet? Nur ein kleiner Abstecher ins traute Heim. Nie sehnte ich es eher zu, als in diesem Augenblick – Das schöne Bett. Ich höre es schon meinen Namen rufen. Eine warme, samtige Stimme, die mich anlockt mich ihr hinzugeben. Wie gerne ich doch nachgeben würde. Mich einfach in den gefederten Arm fallen lassen, meinen Kopf in dessen Brust versinken, und mir die Decke bis an die Nasenspitze heranziehen. Das samtene Tuch meinen Körper bedecken, mich wärmen und mir sämtliche Sorgen nehmen lassen. In jenem Moment der absoluten Entspannung, der beispiellosen Ruhe, mich der süßen Versuchung ergeben. Mein Bett betört mich mit seiner gefiederten Zunge; es ruft mich zu sich: „Komm zu mir. Leg’ dich hin und fahre hinab ins Land der Herrlichkeit. Lass’ mich dich führen auf den weichen Schienen bis du das größte Heil erreicht hast. Ich werde stets an deiner Seite weilen und dir der sanfteste Grund sein.” Wäre die Stimme auch so schön, wenn ich des Morgens mehr geruht hätte? Gleichwohl ist sie wie der Gesang der Engel, die strahlen im heiligen Scheine. Wie wunderschön doch der hölzerne Seraph, der mich an der Hand nehmen möchte, um meiner Vernunft, sowie meiner Physis reine Ausgeglichenheit zu schenken; ach, wie gerne ich seinem Ruf folgen, meinen Sinnen nachgeben und mich rein ins feine Bett werfen würde. Ein Blick auf die Uhr: Noch drei verdammte Stunden bis Schichtende. Jetzt bloß nicht der Schwäche ergeben. Bald schon sind wir wieder vereint. Nur noch etwas Geduld. Ich hoffe nur, dass ich mich heute nicht verführen lasse und stattdessen zeitig zu Bette gehe. Ansonsten erleide ich morgen denselben Kummer, wie ich es heute tu.
Autorennotiz
Hallo Alle. Dieser Text ist im Rahmen einer Uni-Arbeit entstanden, bei der es um das Thema "Schlaf" ging. Ich habe ein knappes Dutzend Texte für die Arbeit geschrieben, die ich hier alle veröffentlichen werde. Ich hoffe, dass euch dieser hier gefällt.
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