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Böse Saat...

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31.10.23 20:17
12 Ab 12 Jahren
Fertiggestellt

 

Wer die Saat ausgesät hat, weiß heute niemand mehr. Sie wuchs und gedieh über viele Jahrzehnte - in einem Dorf, das heute noch existiert...

Die Samen wohnten in den Menschen, die dort lebten. Und jeder, der ihn in sich trug, war ein Geselle des Leibhaftigen. Ihre Herzen hatte er an sich genommen und ihre Seelen waren der rechte Nährboden für die Saat des Teufels.

Aber nicht jeder ging den Pakt mit dem Bösen ein. Einige Menschen widerstanden dem Teufel. Doch das war ihr Verhängnis; denn die Saat des Bösen wohnte überall und lauerte - in den Nachbarhäusern...

Und oft konnte man in den Vollmondnächten sein durchdringendes und gieriges Lachen in den Kornfeldern der niederträchtigen Bauern hören. So auch in jener Septembernacht 1993, als die letzte blutige Ernte stattfand, die ihre Gier nach Macht und Reichtum für ein paar Jahre stillen sollte....

Der Mond war blutrot gefärbt, als er über die Baumwipfel stieg; und der Wind rauschte durch die Kornfelder, als sich die Ähren immer wieder vor ihm verneigten. Das Licht des Mondes tauchte alles in sein feuerrotes Licht - so auch die Augen der Bauern, die sich in dieser Nacht vor dem Haus ihres nächsten Opfers versammelt hatten. Aus allen Richtungen des Dorfes waren sie still heran geschritten, um sich zu holen, was ihnen der Teufel versprochen hatte. Ihre Schatten waren schemenhaft und sie standen still da; ihre roten Augen auf das Haus gerichtet. Hinter ihnen standhafte hohe Eichenbäume, die die Sicht zu den Kornfeldern verdeckten - aber nicht das bösartige Lachen des Leibhaftigen aufhalten konnten, das bis hier her zu hören war.

Nachdem es verklungen war, löste sich die 6köpfige Gemeinschaft langsam auf und jeder ging schweigend seines Weges zu seinem Gehöft; in der Gewissheit, daß einer unter ihnen bald erhalten würde, wonach sie alle geiferten: Mehr. Noch mehr Land, auf dem sie ihre böse Saat aussähen konnten, damit sie noch mächtiger werden würden. Und dafür wollten sie alles tun - alles, was ER von ihnen verlangte. Und ER wusste, dass ihm seine Gesellen hörig waren, da sie ihm ihre Seelen schon lange verschrieben hatten - bis ins 7. Glied...

Die Sonne schien, als die Kirchenglocken aus dem Nachbarort erklangen. Viele Dorfbewohner machten sich auf dem Weg zum sonntäglichen Gottesdienst. Sie verneigten sich vor dem Altar und nahmen in der Kirche Platz. So auch die sechs niederträchtigen Bauern, die in der Nacht zuvor ihr Opfer heimgesucht hatten. Das Kreuz Jesu Christi schreckte sie nicht im geringsten ab, denn sie waren die Nachkommen der bösen Saat: Noch mächtiger und bösartiger, als ihre Vorfahren es waren.

Da der Gottesdienst fast beendet war, wurde der Klingelbeutel für freiwillige Spenden herum gereicht. Viele gaben etwas, und die Münzen erklangen, wenn sie hinein fielen. Doch die Münzen der boshaften Bauern erklangen nicht, sondern fielen stumm hinein.

Nach dem letzten Kirchgesang verließen die Menschen das Gotteshaus und wollten sich auf den Heimweg machen, als alle aufhorchten. Das Glockengeläut der Kirche wurde von Sirenengeheul begleitet. Alle verstummten in ihren Gesprächen und begannen dann zu mutmaßen, was passiert sein könnte. Die sechs Gesellen des Teufels sahen sich an und sagten nichts. Nur ein gieriges Grinsen lag in ihren Gesichtern.

Ein Krankenwagen und zwei Fahrzeuge von der Polizei standen vor dem Haus, vor dem dei sechs Bauern in der Nacht zuvor versammelt waren. Zwei Polizisten standen draußen und befragten ein paar Nachbarn, die neugierig herbei geeilt waren. Doch niemand konnte Angaben machen, die den Beamten hilfreich bei der Aufklärung des Geschehens waren. Dann kamen zwei Männer in weißen Schutzanzügen aus dem Haus, die eine Bahre trugen. Der Leichnam war mit einem schwarzen Laken zugedeckt, doch alle anwesenden Dorfbewohner wussten, wer sich darunter befand. Und sie wussten auch, dass er ein Opfer der bösen Saat war. Trotzdem schwiegen sie darüber - aus Angst, dass sie die nächsten sein könnten.

Ein Jahr verstrich und das Haus, in dem das letzte Opfer der bösartigen Gesellen unter mysteriösen Umständen starb, war wieder bewohnt. Der Sohn des ältesten Bauern der sechsköpfigen Gemeinschaft war dort mit seiner Frau eingezogen. Sie trug schon den Samen der nächsten teuflischen Generation in ihrem Leib...

Es vergingen 26 Jahre, in denen die Saat des Bösen wachsen und gedeihen konnte. Sie breitete sich weiter aus in den Kindern und Kindeskindern der sechs eingeschworenen Bauern. Inzwischen hatten sie auch schon einige ältere Nachbarn zu Grabe getragen, die das Geheimnis des Dorfes mit in den Tod nahmen. Alle Dorfbewohner waren nun des Teufels Werkzeug und ihm untertan. Alle - bis auf einen.

Dieser eine war rechtschaffen, ehrlich und gut zu jedermann, der ihm freundlich begegnete. Er lebte mit seiner alten und gebrechlichen Mutter in dem Haus, das ihm sein Vater einst vermacht hatte. Doch er war den anderen Bauern ein Dorn im Auge. Und somit hatten sie ein erneutes Opfer für ihr tödliche Ernte auserwählt. In der nächsten Vollmondnacht, in der sich der Mond blutrot färben würde, sollte es geschehen.

Doch dieser rechtschaffene Mann hatte drei Schwestern, die um das Geheimnis des Dorfes wussten. Alle drei waren verheiratet und schon lange von diesem schrecklichen Ort weggezogen. Als sie von ihrem Bruder erfuhren, dass die böse Saat erneut aufkeimen wollte, kehrten sie so oft sie konnten in ihr Elternhaus ein, um ihm beizustehen. Sie bangten um ihn, denn sie hörten - wie einst - wieder dieses gierige Lachen des Leibhaftigen in den Kornfeldern...

Der Mond strahlte in einem tiefen Rot über das ganze Dorf; und in den Kornfeldern rauschte der Wind, als alle Bauern vor dem Haus des rechtschaffenen Mannes standen. Nur das Gelächter des Teufels war diesmal nicht zu hören.

Als sie eine Weile dort standen, hörten sie aus der Ferne die Hilferufe einer Frau. Es war die Frau, die einst ihr Kind in dem Haus des letzten Opfers zur Welt brachte. Sie kam aus der Dunkelheit zu den Männern gelaufen und zog ihren Mann aus der Reihe.

"Dein Enkel ist in den Fluss hinter dem Haus gefallen! Ruf den Krankenwagen! Schnell!" schrie sie ihn an. "Lebt er noch?! Sag Frau, lebt er noch?!!" schrie er sie an. Die anderen Bauern blickten verwirrt drein und wichen ein paar Schritte zurück. "Ich weiß es nicht. Dein Sohn hat ihn raus gezogen. So holt doch endlich Hilfe!!" rief sie verzweifelt.

Plötzlich öffnete sich die Tür vom Haus des rechtschaffenen Mannes, und er trat zusammen mit seine drei Schwestern heraus. Die jüngste unter ihnen hatte eine kleinen Koffer in der Hand und wollte schon loslaufen. Doch ihr Bruder hielt sie am Arm fest. "Halt! Du darfst dem Kind erst helfen, wenn sie alle dem Bösen abschwören und sich ihrer Taten stellen," klang es laut und deutlich von ihrem Bruder. "Aber dann.." Weiter kam die jüngste Schwester nicht, da ihr der älteste Bauer ins Wort fiel: "So sei es. Wir schwören alle dem Bösen für immer ab und werden uns unseren Taten stellen. Nur rettet mein Enkelkind. Bitte..." Die anderen Bauern schauten mit fragenden Gesichtern zum ältesten. Dann sahen sie seine Verzweiflung in seinen Augen und nickten dem rechtschaffenen Mann und den drei Schwestern zu. "So sei es," erklang es von ihnen. Endlich ließ der rechtschaffene Mann seine Schwester los und sie lief gemeinsam mit der Frau zum Unglücksort, um dem Kind zu helfen.

Ein paar Tage später waren wieder alle Geschwister im Haus des rechtschaffenen Mannes vereint. Die Sonne schien und sie gingen hinaus in den Garten. Die älteste Schwester ging über die Straße, um ein Gruppenfoto von ihren Geschwistern vor dem Haus zu machen. Als sie auf den Auslöser drückte, lief ein Kind durch das Bild. Es war das 3jährige Enkelkind des ältesten Bauern - wohlauf und gesund. Sie machte noch ein paar Aufnahmen von ihren Geschwistern. Später sahen sie sich die Bilder auf dem Handy gemeinsam an. Doch bei einem Bild wurden sie stutzig. Es war das Bild, auf dem das Enkelkind zu sehen war. Der Junge blickte direkt in die Kamera und lachte... und seine Augen waren rot...

 

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Autorennotiz

Eigentlich schreib ich mehr in der Kategorie Liebe, Schmerz und Hoffnung. Aber ich wollte es mal in Richtung Gruselgeschichte versuchen...

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BerndMooseckers Profilbild
BerndMoosecker Am 27.05.2020 um 20:22 Uhr
Dafür, dass Gruselgeschichten nicht Dein Genre sind, hast Du ganz schön Grusel verbreitet. Grusel gehört nun auch nicht zu dem, was ich so lese, aber die Geschichte ist interessant und liest sich flüssig.

Gruß Bernd
Sillys Profilbild
Silly (Autor)Am 27.05.2020 um 21:03 Uhr
Es freut mich wirklich, dass Du es gelesen hast und auch für interessant hältst, obwohl Gruselgeschichten nicht so dein Lesestoff sind.
Liebe Grüße Silly

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Kurzbeschreibung

Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit - so unglaubliches auch klingen mag... Eine böse Saat ist in einem Dorf fast hundert Jahre am Gedeihen. Und es gibt scheinbar niemanden, der sich ihr entgegen stellen kann. Alle unterwerfen sich dem Bösen. Alle, außer einem Mann und seine drei Schwestern...