"I want to break free."
Queen
Ronja hatte sich wieder einmal in ihrem Zimmer eingeschlossen. Sie war schon ein melancholisches Kind. Vor allem für ihre magere vierzehn Jahre. Oftmals reagierte sie einfach zu emotional. Wieso musste sie nur immer gleich heulend davonrennen, wenn der betrunkene Vater sie mal wieder etwas zu laut anbrüllte. Ein Mann müsse so etwas aushalten, meinte dieser. Warum er dann nicht Christoph anschreie, gab Ronja kleinlaut zurück. Ihr Bruder sei schließlich der Mann und nicht sie. Den Vater brachte diese vorlaute Äußerung erst recht auf die Palme und Ronja suchte schnell das weite.
Zum Glück ist er zu besoffen, um die Treppe hinaufzueilen, deswegen lässt er mich hier oben in Ruhe, und morgen wird er sich ohnehin an nichts mehr erinnern, dachte Ronja, als sie den Kopf in ihrem Kopfkissen vergrub und versuchte bei klarem Verstand zu bleiben.
Sie stellte sich den Vater bildhaft vor ihrem inneren Auge vor, wie er vor ihr stand, gekleidet in seine verwaschenen Jeans, den alten Pullover, nach Schweiß, Nikotin und Alkohol stinkend, das fettige, schwarze Haar an den Seiten herabhängend, die kleinen, schwarzen Augen, die sie immer an die einer Ratte erinnerten, zusammengekniffen, so wie er es immer tat, wenn er die Beherrschung verlor.
Vor ihrem geistigen Auge, sprang er wild vor ihr auf und ab, machte Bewegungen wie ein unter Strom gesetzter Gorilla und sprang herum wie das Rumpelstilzchen höchstpersönlich.
Ronja wünschte sich, der Vater würde, wenn er einen seiner unkontrollierten Anfälle habe, einen Herzinfarkt erleiden. Ja, das hätte er wahrlich verdient! Sofort setzten im Herzen des gutmütigen Mädchens die heftigsten Schuldgefühle ein. Wie konnte sie so etwas auch nur denken?
Moral, das ist, wenn man gute Gedanken hat. So pflegte es jedenfalls die Mutter zu erklären. Dem Vater einen Herzinfarkt zu wünschen, konnte wohl kaum als guter Gedanke gelten, was auch immer das sein mochte. Jedenfalls nicht, dem Vater einen Herzinfarkt zu wünschen, da war sich Ronja sicher. Immerhin hatte sie diesem Mann ihr Leben zu verdanken. Andererseits war sie auch nicht freiwillig hier, das musste auch bedacht werden. Sie hatte schließlich niemals irgendjemanden darum gebeten, ihr das Leben zu schenken. Nun, vielleicht hatte sie dies doch, aber sie erinnerte sich nicht daran. Der Vater pflegte immer zu sagen, an was man sich nicht erinnere, das sei niemals eingetreten.
Ronjas Schuldgefühle wurden immer schlimmer. Hatte sie jetzt etwa auch noch den lieben Gott in Frage gestellt? Der Allmächtige, der ihr das Leben schenkte? War es also vielleicht doch nicht der Vater, sondern Gott? Doch sie durfte den Vater nicht in Frage stellen, das war eine Sünde, pflegte die Mutter immer zu sagen! Doch würde sie, wenn sie den Vater nicht in Frage stellt, somit automatisch Gott in Frage stellen und andersherum genauso? Im Zweifelsfall hatten die Eltern immer Recht, also durfte sie den Vater nicht in Frage stellen. Obwohl die Mutter immer zu sagen pflegte, Gott sei immer im Recht.
Jedenfalls betete Ronja zu Gott, dass er ihr vergebe, ihn in Frage gestellt zu haben...und dass der Vater sie angeschrien habe. Es musste schließlich ihre Schuld sein. Außerdem entschuldigte sie sich bei Gott, den Vater in Frage gestellt zu haben. Oder war es nicht etwa doch der Vater, zu der sie betete?
Am nächsten Morgen stand Ronja in der Früh auf. Es war ein Sonntag, der heiligste Tag der Woche. Sie hatte die Messe aufzusuchen. Die Mutter blieb selbiger aufgrund ihrer Migräne, die sie mittlerweile schon seit einer ganzen Woche begleitete, fern. Der Vater wollte ausschlafen. Christoph zog es vor, mit dem Fahrrad davonzufahren und sich mit Freunden zu treffen.
Ein anständiges Mädchen, wohnt ganz alleine der heiligen Messe bei! Sie muss gute Eltern haben, die sie gut erzogen haben. Ein gutes Mädchen. Hoffentlich kann sie auch noch gut kochen, dann wäre der Vater im Himmel ganz sicher besonders stolz. Nein, noch nicht ganz. Dafür müsse sie sich auch von Jungen und anderen Taugenichtsen fern halten. Sie müsse nur für die Familie da sein, Vater und Mutter ehren, dann, ja dann, wäre sie wirklich ein guter Mensch. Ein guter Mensch!
"Ronja, die Moral! Die Moral, Ronja", brummte der Vater am Küchentisch. Die Messe war vorbei, Ronja war wieder zuhause. Der Vater war erst vor wenigen Minuten aufgestanden. Bevor sie das Mittagsessen zubereitet hatte, kümmerte sich Ronja um den Haushalt. Sie putzte die Fenster, machte die Betten, kehrte den Staub vom Boden auf und pflegte die kranke Mutter.
"Jawohl, Vater!", gab Ronja zurück.
"Ronja ich bin sehr enttäuscht von dir. Du gibst mir einfach zu oft Widerworte. So kann das nicht weitergehen. Keine Moral hat das Mädchen, keine Moral. Wo soll das nur hinführen, Ronja? Ronja, ohne die Tugend ist der Mensch nur ein Tier unter vielen. Verstehst du das?"
"Jawohl, Vater!"
"Ronja, du hast schlechte Gedanken! Ich weiß es! Sag mir, was ist es woran du denkst? Sind es die Jungen? Oder die Kunst? Ronja, du liest doch nicht etwa schon wieder diesen abscheulichen Homer? Oder Kant? Nein, Ronja, das hat mit Moral nichts zu tun!"
"Nein, Vater. Ich lese nur in der Bibel."
Ronja dachte tatsächlich an einen Jungen. Aber nicht an einen bestimmten. An irgendeinen. An einen Prinzen, der Rotkäppchen aus dem Haus der Hexe befreit. Oder war es Rapunzel? Oder Hänsel und Gretel? Lasset die Kindlein zu mir kommen, würde Jesus jetzt sagen.
"Gutes Mädchen, gutes Mädchen", meinte der Vater zur Abwechslung einmal anerkennend. "Sie hat doch Moral! Ronja, du hast doch Moral!"
"Ronjaaaaa", ertönte eine schrille Stimme aus dem Schlafzimmer. Es war die Mutter. "Bring mir bitte einen neuen Tee. Dieser hier ist kalt! Du hast ihn zu lange stehen lassen!"
"Sofort Mutter", rief Ronja zurück. "Ich esse noch schnell fertig!"
Der Vater warf ihr einen eiskalten Blick zu.
"Oh du unmoralisches Mädchen! Wie kannst du nur deine arme, arme Mutter so lange warten lassen! Wie kannst du nur so kalt sein? Du ziehst die bloße Triebbefriedigung, den sinnlichen Genuss, einem Akt der Mitmenschlichkeit vor! Wie kannst du nur? Nein, du hast keine Moral!"
Ronja erhob sich. "Verzeih mir, gütiger Vater! Ich werde mein Versäumnis augenblicklich nachholen!"
Mit diesen Worten setzte sie einen neuen Tee auf und brachte ihn kurz darauf der Mutter, die ihn sehnsüchtig erwartete.
"Sie hat doch einen Jungen", murmelte der Vater unverständlich vor sich hin und hinterfragte seine Erziehung.
All die Jahre habe ich es immer gut gemeint mit dem Kind. All die Jahre habe ich so viel Arbeit in unsere Beziehung investiert. Keinen Wunsch habe ich ihr unerfüllt gelassen. Oh, womit hat das Mädchen einen solch guten Vater nur verdient? Gewiss liegt es nicht an mir. Das Kind ist schlichtweg von Grund auf verdorben. Frauen sind nunmal die schlechteren Männer wie ich immer so sagen pflege. Nein, die Frauen haben keine Moral. Vor allem wenn sie noch so jung sind und von Jungen bewundert werden. Schande, Schande, Schande. Möge der Herr ihr die Sünden vergeben.
"Warum bist du eigentlich immer so melancholisch?", fragte Christoph seine Schwester, als er am Abend von seiner Fahrradtour zurückkehrte.
"Ronja, das Leben ist schön! Weißt du, ein Mensch mit Moral, der ist niemals melancholisch! Ein guter Mensch erfreut sich des Lebens und ist stets frohen Mutes. Nur die tiefsinnigen Gemüter haben etwas zu verbergen, haben schwer gesündigt. Sag mir Ronja, wie hast du gesündigt?"
Ronja saß aufrecht und kerzengerade in ihrem Stuhl und nähte neue Socken für den Vater. Pechschwarze. Christoph hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und spielte Nintendo. Die Eltern hatten einen Ausflug gemacht. Der Mutter Migräne hatte sich gen Nachmittag unerwarteterweise schlagartig verbessert und den Ausflug doch noch möglich gemacht.
"Ich weiß nicht, was du meinst", antwortete Ronja mit schwacher Stimme. Sie schluckte. Sie hatte einen Kloß im Hals. Der Aufregung wegen, unterlief ihr bei ihrer Arbeit ein Fehler und sie musste nochmal von vorne anfangen. Sie fluchte leise, bereute es jedoch umgehend, da ihr nicht entging, dass ihr Bruder es mitbekommen hatte.
"Nicht fluchen!", fuhr er sie an. "Mädchen dürfen das nicht, hat Vater gesagt!"
"Entschuldige!"
"Weiche nicht länger meiner Frage aus! Warum bist du so unmoralisch, Ronja?"
"Ich verstehe nichts von Moral, Christoph."
"Moral! Moral! Immer die Moral! Fang nicht wieder damit an, Ronja! Du gehst mir ziemlich auf die Nerven mit deiner Besessenheit von der Moral! Schon Kant hat gesagt, dass die Moral dem Menschen höchst schädlich und seiner Natur im höchsten Grade zuwider ist! Ronja, du bist ungebildet! Ronja, du musst Kant lesen! Lies die Kritik der praktischen Vernunft, dann wirst vielleicht auch du endlich moralisch!"
"Jawohl."
Eine ganze Weile verging, ohne dass einer der beiden ein Wort sagte. Sie waren zu sehr in ihre Tätigkeiten vertieft, als dass sie vom jeweils anderen überhaupt Notiz nahmen.
Schließlich unterbrach Christophs obszönes Fluchen die Stille. Er hatte das Spiel verloren und redete sich wahrlich in Rage. Ronja verhielt sich ruhig.
"Du blöde Kuh", fuhr er sie plötzlich an. "Rede endlich mit mir! Warum hast du nur kein Mitleid mit mir! Das werde ich den Eltern erzählen! Du unmoralisches Stück Scheiße!"
Ronja konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Es brach alles aus ihr aus. Verzweifelt ließ sie das Nähzeug liegen und stürmte schlagartig die Treppe hinauf, in Richtung ihres Zimmers.
"Wer rennt, hat ein schlechtes Gewissen!", schrie ihr Christoph wutentbrannt hinterher. "Wer ein schlechtes Gewissen hat, der hat keine Moral, so pflegt Mutter immer zu sagen. Also renn nur, du Heulsuse! Wer melancholisch ist, hat keine Moral!"
Währenddessen hatte Ronja sich unter ihrer Decke versteckt und flennte ungehemmt. Als sie sich einige Minuten später wieder einigermaßen beruhigt und für ihr Befinden angemessen gebetet hatte, nahm sie aus der Schublade ihren kleinen MP3-Player hervor.
Der Vater hatte ihr eigentlich jedweden Besitz von elektronischen Geräten verboten. Diese würden den Geist verderben und die Seele verunreinigen, vor allem die eines kleinen Mädchens, so pflegte er immer zu sagen. Aus diesem Grund hielt sie den MP3-Player gut versteckt, was ihr bisher auch immer erfolgreich gelungen war, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der Vater regelmäßig in ihren Sachen herumwühlte und alles durchsuchte. Angeblich nur zu ihrem Schutz, Schutz vor sich selbst und den unmoralischen Wünschen eines Mädchens. Das Gerät hatte sie sich im Übrigen nicht selbst gekauft, sie bekam schließlich kein Taschengeld, ganz im Gegensatz zu Christoph. Es war ein Geschenk von Tim, der Junge aus der siebten Klasse, der in sie verliebt war und in den sie auch verliebt war, bis der Vater davon erfuhr und sie zur Strafe eine ganze Woche lang einsperrte und verbot, diesen Jungen jemals wiederzusehen. Nun war es nur noch der kleine MP3-Player, der übrig geblieben war. Die einzige noch lebende Erinnerung an Tim...
Ronja schaltete die Musik an. Aus den Kopfhörern erklang die kräftige Stimme von Freddie Mercury: "I want to break free, I want to break free, I want to break free from your lies, You´re so self satisfied I don´t need you, I´ve got to break free, God knows, God knows I want to break free."
Und was tat Ronja? Wie es sich für ein mit Sünden aufgeladenes, schwaches und unmoralisches Mädchen gehört, heulte sie sich in den Schlaf. Heulsuse!
Die Eltern waren am nächsten Tag immer noch nicht zurück. Sie hatten anscheinend irgendwo übernachtet, ohne Bescheid zu sagen. Christoph war in der Schule. Ronja musste zuhause bleiben und sich um den Haushalt kümmern. Das war eine Abmachung mit ihren Eltern. Mädchen brauchen schließlich keine Bildung. Sie müssen nur funktionieren! Ronja bemühte sich krampfhaft und angestrengt ihr Reinheitsgelübde zu halten und keine schlechten Gedanken zu haben. Was nur, wenn den Eltern etwas zugestoßen war. Was, wenn sie alle beide tot wären? Oh, wie schön, das wäre! Nein, sie durfte den Gedanken nicht weiterführen! Es war strengstens untersagt! Wie konnte sie nur? Unmoralisches Mädchen, unmoralisches Mädchen, unmoralisches Mädchen! Kant wäre stolz auf sie!
Ronja bereitete das Essen zu. Sicherheitshalber kochte sie direkt für vier Personen, für den Fall, dass die Eltern, wider Erwarten, doch noch rechtzeitig zurückkämen. Während sie alles schön ordentlich vorbereitete, wie es sich für ein anständiges Mädchen gehörte, polterte plötzlich jemand die Tür hinein. Schwere Schuhe stampften über den Flur. Ronja erschrak. Sie erkannte die Schritte des Vaters.
Wenige Augenblicke später kamen der Vater und die Mutter um die Ecke. Der Vater hatte einen großen Pizzakarton unter dem Arm.
"Ronjaaaa", säuselte die Mutter. "Schau mal, wir haben eine Überraschung für uns! Eine große Pizza für uns alle! Haben wir von unserem Ausflug mitgebracht, damit du nicht kochen brauchst. Du warst ja immer schön brav in der Messe gewesen!"
"Mutter, ich...", stammelte Ronja und verwies auf das Essen, welches sie soeben fertig zubereitet hatte. "Das ist sehr lieb von euch. Ihr seid so gute Eltern. Jedoch habe ich schon gekocht!"
Die Mutter blieb regungslos stehen, die Miene des Vaters verfinsterte sich plötzlich zusehends.
"Wie kannst du es wagen", fuhr er sie grob an. "Deine Mutter und ich, wir wollten dir eine Überraschung bereiten! Nur dir, extra für dich! Und was machst du? Du kochst einfach! Und das obwohl wir zur Feier des Tages, als große Überraschung eine Pizza mitgebracht haben. Oh, du unmoralisches Mädchen!"
Die Mutter brach in Tränen aus. "Womit habe ich nur dieses Kind verdient? Oh lieber Gott, sag mir, womit habe ich dieses Kind verdient!"
Der Vater nahm seine Frau tröstend in den Arm.
"Sieh nur, was du angerichtet hast! Deine arme Mutter! Sie ist ohnehin so schwer krank! Hat angeschlagene Nerven! Und du machst alles nur noch schlimmer!"
Ronja versuchte sich zu rechtfertigen. Sie war vollkommen erschrocken, vollkommen erbleicht und in ihren Augen bildeten sich Tränen. Melancholische Menschen sind unmoralisch!
"Aber Vater, ihr habt ja gar nicht angerufen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass ihr..."
"Du schreckliches Kind, schweig still", unterbrach sie der Vater mit heftig bebender Stimme. Wie ein unter Strom gesetzter Gorilla wirbelte er herum, auf und ab, wie das Rumpelstilzchen höchstpersönlich, der Kopf blutrot angelaufen, die violetten Adern an der Stirn heftig pulsierend und hervorstechend.
"Wie kannst du uns das antun? Deine Respektlosigkeit erreicht neue Ebenen!"
Er ließ die Pizza fallen.
"Sieh nur, was du angerichtet hast! Wozu nur all die mühseligen Jahre Erziehung? Nichts zahlst du uns zurück! Du, Ronja, bist wahrlich eine Strafe Gottes! Womit haben deine Mutter und ich das nur verdient. Du hast unsere Erziehung, unsere Arbeit niemals angemessen zu würdigen gewusst, du undankbares Kind. Dabei haben wir es stets gut mit dir gemeint! Doch das ist jetzt vorbei! Strafe muss sein! Zunächst einmal beseitigst du hier diese Unordnung!"
Er wies auf die Pizza, die in ihre Einzelteile verstreut auf dem Boden lag.
"Sofort!"
In Ronjas Kopf meldete sich eine Stimme zu Wort. Sie sprach die Worte reflexartig und ohne nachzudenken aus.
"Nein!"
"Wie bitte? Habe ich das richtig verstanden? Sag es erneut!"
Ronja nahm all ihren Mut zusammen, doch fühlte, dass sie das richtige tat.
"Nein!"
Die Worte sprach sie laut und deutlich mit bestimmter Stimme aus und sie fühlte sich dabei...großartig! So großartig wie wahrscheinlich noch nie zuvor in ihrem Leben. Zum ersten Mal überhaupt, spürte sie, richtig gehandelt zu haben. Dies war vermutlich die erste wahrlich moralische Tat in ihrem gesamten Leben!
Der Vater lief noch roter an als zuvor, sein aufgeregter Herzschlag war beinahe zu hören.
Aus Leibeskräften schrie er, warf Ronja die übelsten Beleidigungen an den Kopf. Die Mutter hörte nicht auf zu weinen.
Auf einmal hielt der Vater inne, völlig außer Atem. Ronja hatte nicht angefangen zu weinen. Sie wusste schließlich nicht wofür, sah keinen Grund dazu. Stattdessen nahm sie die verbalen Angriffe mit stoischer Gelassenheit hin.
Der Vater griff sich plötzlich an die Brust und stöhnte laut auf.
"Alles deine Schuld", waren seine letzten Worte. Dann fiel er tot zu Boden. Er hatte einen Herzinfarkt.
Die Mutter kniete nieder und weinte.
"Ach mein guter Mann, ach mein guter Mann. Was soll ich nur machen ohne dich? Was soll ich nur mit dem unmoralischen Kind tun?"
Ronja meinte nur: "Wenn du auch noch tot bist, sage ich Tim, dass ich ihn liebe!"
Die Mutter erbleichte. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Dann brach auch sie zusammen und blieb regungslos liegen.
Ronja riss sich die Schürze vom Leib, lachte auf vor Freude und stürmte hinaus. Hinaus in die Freiheit. Keiner hat sie je wiedergesehen.
Ich schwöre!
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