Storys > Kurzgeschichten > Nachdenkliches > Hoffnung

Hoffnung

249
1
17.02.17 00:53
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Der Wind weht stark. Deine Arme waren ausgestreckt, die kalte Nässe drang durch deine Klamotten. Deine Hände wurden durch das kalte Metall schon leicht taub. Du atmest tief durch, dann öffnest du die Augen. Vor dir erstreckte sich ein Fluss, dann senkt sich dein Blick zu deinen Füßen.
Ein Schritt, dachtest du.
Wie weit müsstest du springen, um nicht von dem Zaun erwischt zu werden?

 

Wie du hier hingekommen warst?

Du liefst durch die leeren Straßen deiner Stadt. Das Gefühl der Einsamkeit machte sich in dir breit. Diese Einsamkeit kam immer, jedes Mal hattest du die gleichen Gedanken.
Wieso überhaupt versuchen?
Es ist doch eh alles Egal.
Egal was man macht, man ist nur ein kleines Wesen, machtlos, unfähig.

Dabei warst du immer normal. Niemand hätte gedacht, dass du in dieser Lage warst, niemand hätte dich verstanden, dachtest du dir. Ja, du warst sogar so normal, dass niemand gedacht hätte, das jeden Morgen, wenn die Sonnenstrahlen in dein Zimmer kamen, du die Sonne hasstest, dass es schon wieder ein neuer Tag war, das immer noch alles so war, wie es Gestern noch war.

Dann hast du dieses Schiff gesehen, also hast du dich über das Geländer gelehnt und ohne es zu bemerken, warst du auch schon auf der anderen Seite gewesen.

 

Solltest du nicht noch einen Tag warten, vielleicht, ja ganz vielleicht, würde irgendetwas passieren, dass deine Meinung ändert. Auch wenn deine Welt jeden Tag sich mehr und mehr Schwarz färbte, diese langsam aber sicher einstürzte, so hattest du etwas in dir, einen Funken Hoffnung. Dieser gab dir den Gedanken, dass es besser wird, dass Morgen ein neuer Tag wäre.
Doch dann war dieser Gedanke, du wartest schon so lange darauf, dass du gerettet wirst, die Hoffnung in dir zerbrach dich am meisten.
Du wusstest, dass niemand dich retten würde, du wusstest das Morgen wie Heute sein würde und dass Heute wie Gestern war. Nichts würde sich ändern, dennoch war diese Hoffnung da.

Eine Stimme holte dich aus deinen Gedanken, flüchtig blickst du nach hinten. Du erinnerst dich nicht mehr an das Gesicht dieser Person, aber du weißt noch, dass diese Person eine blaue Jacke an hatte.
Das war auch schon alles woran du dich an diese Person erinnern kannst, dir war klar, dass du mit dieser redetest, aber über was genau war dir unbewusst. Doch als diese Person ging, erkanntest du, wie im Augenwinkel Lichter auf blitzten. Es war die Polizei, welche die Brücke ab sicherten. Menschen waren zu hören, einige Schaulustige bestimmt, einige die per Zufall das Spektakel betrachten.

"Spring du Feigling!", wurde dir zu gerufen.

Still hebst du die Arme von dem Metallgeländer und gehst vorsichtig einige Millimeter nach vorne. Der starke Wind umschloss deine Figur, es war so als wärst du endlich in der Lage dein Leben zu bestimmen. Es fühlte sich an wie Freiheit. Kurz erforscht du das Gefühl in dir. Diese Freiheit endlich alles zu beenden.

"Morgen wird nicht wie Heute sein...", flüsterst du zu dir leise, als du beschließt komplett los zu lassen.

Dein Körper wollte der Schwerkraft folgen, langsam beugte sich dein Körper nach vorne. Bereit für den Fall. Doch dann schlingte sich ein Arm um deinen Körper und jemand zog an deinen Oberteil. Ohne mit der Wimper zu zucken warst du wieder auf der anderen Seite des Geländers.

Du hattest Recht, Morgen wird nicht wie Heute sein.

Autorennotiz

Hey, also ich wurde hier zu mehr oder weniger von einen guten Freund inspiriert.
Ich möchte nur noch zum Ende wissen lassen, dass Selbstmord keine Lösung sein sollte.
Auch wenn alles Nutzlos scheint, versuch durch zu halten. Es gibt Menschen die dir beistehen, es gibt Menschen die dir Helfen wollen. Ich weiß, an einigen Momenten kann man nicht mehr, dennoch solltest du den kleinen Hoffnungsschimmer in dir nicht versuchen zu ersticken.

Have a nice day :)

Feedback

Logge Dich ein oder registriere Dich um Storys kommentieren zu können!

1
suedeheads Profilbild
suedehead Am 08.01.2019 um 19:18 Uhr
Albert Camus hat mal gesagt: "Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord."
Und damit herzlichen Glückwunsch. Du hast die erste Philosophie-Geschichte auf dieser Plattform geschrieben, die wirklich ein philosophisches Problem behandelt: Soll man sich umbringen oder soll man eine Tasse Kaffee trinken?

Camus hätte sicher für den Kaffee argumentiert, aber wie du richtig erkannt hast, steckt hinter der Frage nach dem Selbstmord das (beängstigende) Bewusstsein für die Freiheit...

Naja, so tief bist du jetzt nicht eingestiegen, sondern du erzählst uns die Geschichte einer Person, die sich für den Selbstmord entschieden hat. Nun ist es nicht grundsätzlich schlecht, eine philosophische Frage an Hand einer fiktionalen Erzählung zu verdeutlichen. Man muss nur aufpassen, dass man sich die Geschichte nicht zurechtkonstruiert, um seine eigenen Standpunkte zu belegen.

Aber der fehlt hier ja sowieso völlig, was schade ist. Du erzählst die Szene, aber dann hast du keine Aussageabsicht, nicht, was du dem Leser mitgeben willst als Erkenntnis. Stattdessen versuchst du, den Leser einfach nur miterleben zu lassen, indem du die Du-Perspektive wählst. Ich hätte den ganzen Text aber eher im Präsens geschrieben, um zu verdeutlichen, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist, so lange du handelst. So wie er jetzt ist, konfrontiert er uns mit einer endgültigen und abgeschlossenen Handlung und zwingt uns Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auf.

Hinzu kommen stilistische Schwächen:
"Du erinnerst dich nicht mehr an das Gesicht dieser Person, aber du weißt noch, dass diese Person eine blaue Jacke an hatte.
Das war auch schon alles woran du dich an diese Person erinnern kannst, dir war klar, dass du mit dieser redetest, aber über was genau war dir unbewusst."
Dieser Satz hier ist wirr: nicht erinnern, wissen, nicht erinnern, klar sein, unbewusst - Alles geht hin und her, das wirkt unentschlossen und so als hättest du deinen eigenen Text nicht im Griff. Was denn nun: Wissen wir die Dinge, oder traumwandeln wir?

Dankenswerter Weise hast du eine kleine Notiz angefügt, in der du klar machst, dass du deinen Lesern auch eher raten würdest den Kaffee trinken zu gehen - auch dafür Herzlichen Glückwunsch. Der erste Text über einen Selbstmord, der das klar stellt.

Trotzdem: Ein richtiger Philosophie-Text ist das nicht. Es fehlt die Einordnung in eine höhere Ebene. Was willst du uns durch diese individuelle Erfahrungsschilderung über das Leben und den Tod generell sagen? Was ist die Erkenntnis?

Was total schade ist, ist dass du Geschichte durch einen äußeren Einfluss enden lässt. Das Du wird gerettet, entscheidet also doch nicht selbst, was es mit seinem Leben macht, begibt sich in die Hände eines anderen. Ja, das ist irgendwie romantisch, aber es ist eben auch eine "Lösung durch Kontrollverlust" und die funktionieren im echten Leben meist nicht, weil man sich eben nicht immer darauf verlassen kann, dass jemand da ist, der einen auffängt, wenn man (dumme) Entscheidungen trifft. Viel wichtiger ist es deshalb, den Leuten klar zu machen, dass sie ihre eigenen Entscheidungen wohl überlegen müssen.
Mehr anzeigen

Autor

chichinaschis Profilbild chichinaschi

Bewertung

Eine Bewertung

Statistik

Sätze: 30
Wörter: 589
Zeichen: 3.289

Kurzbeschreibung

Heute wird nicht wie Morgen sein

Kategorisierung

Diese Story wird neben Nachdenkliches auch in den Genres Philosophie, Trauriges und gelistet.