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Rumo und Rala , ein Hundekrimi

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17.05.20 14:11
6 Ab 6 Jahren
Fertiggestellt

„Ich kann es nicht glauben!“, schnaubt die kleine schwarze Hündin. „Wer macht denn so etwas?“

„Das ist wahrlich ein Gemetzel“, bemerkt Rumo, der alte Corgi Rüde. „So etwas habe ich in meiner langen Dienstzeit noch nicht gesehen. Er stupst den Hirschkäfer mit der Schnauze an. Den halben Käfer. Der Hinterleib fehlt. Die Flügel liegen wenige Zentimeter daneben. Es ist ein unschöner Anblick.

„Der lebt ja noch!“, kreischt seine Kollegin Rala. Sie ist eine Bolonka Zwetna, eine kluge kleine Hündin, etwas angriffslustig und jung. Tatsächlich der Käfer zappelt einwenig, besser, das was von ihm über ist. 

Rumo hält die Nase in den Wind. Keine Spur. Langsam trotten die beiden den Waldweg durch den lichten Laubwald weiter. Wieder ein toter Käfer. Sie haben bereits an die zwanzig Hirschkäferleichen gezählt. 

„Ich habe keine Spur“, seufzt Rumo letztendlich. „Zu viele Gerüche.“

„Wir könnten den Täter auflauern“, schlägt Rala vor. Sie schiebt mit ihrer Pfote angewidert einen Käfer zur Seite.

Rumo schaut in den Himmel, schnüffelt erneut. „Nein, heute ist es zu spät.“

„Aber die Käfer“, bemerkt Rala enttäuscht.

„Morgen gehen wir auf die Pirsch. Wir stellen dem Täter eine Falle.“ 

„Und wie?“

„Lass das meine Sorge sein.“

„Jawohl Inspektor Rumo!“

„Morgen bei Sonnenaufgang treffen wir uns hier, Kollegin.“

Rala nickt, macht kehrt und läuft nachhause. Ihre Menschen werden sie schon vermissen. 

Rumo betrachtet noch kurz die toten Käfer, sucht nach einem Muster, irgendeinem Anhaltspunkt, schüttelt letztendlich den Kopf und trottet bergab zu seinem Hof. Er robbt unter dem Gartenzaun hindurch und geht schnaufend zu seiner Hundehütte. Ja, er ist kein Jungspund mehr, aber dafür reich an Erfahrung.

 

Am nächsten Tag sitzt der alte Corgi Rüde bereits am Forstweg und wartet auf die Bolonka Hündin. 

„Tut mir leid“, keucht Rala, als sie Rumo endlich erreicht, „Ich konnte von meinen Leuten nicht weg.“

„Soso“, bemerkt Rumo und schaut sie lange an. 

„Entschuldigung“, hechelt Rala. 

„Dass mir das nicht wieder vorkommt.“

„Wird es nicht“, murmelt Rala. „Also wie gehen wir vor?“, fragt sie wenig später.

„Hier!“ Rumo deutet mit der Pfote auf einen Käfer. Gute drei Zentimeter groß und vollständig.

Rala macht erschrocken einen Satz zurück, als sie ihn sieht. 

„Ganz ruhig, Kollegin“, sagt Rumo rasch. „Das ist eine Käferattrappe.“

„Achso“, schnaubt Rala. „Wo hast du sie her?“ Rala neigt den Kopf und schnuppert an dem Plastiktier. 

„Das tut nichts zur Sache. Wir legen ihn dort unten am Rande des Weges hin.“

„Wieso dort?“, fragt Rala verwundert. „Und nicht hier?“

„Ich habe die Stelle ausgekundschaftet und meiner Meinung ist dies die beste Möglichkeit, um dem Täter habhaft zu werden.“ Er macht eine Pause, dann meint er mit steinerner Miene: „Wir haben dort die meisten Käferleichen gefunden. Der oder die Täter werden an den Tatort zurückkehren.“

„Was ist, wenn sie uns beobachten?“, fragt Rala plötzlich nervös und sieht sich um. 

„Ich denke kaum. Es ist noch zu dunkel. Aber nicht mehr lange. Komm!“  

Rumo schnappt sich den Käfer und läuft den Waldweg hinunter. Rala folgt ihm. 

Der Corgi platziert den Käfer an einer Wegbiegung und robbt sofort unter einen dichten Strauch. Rala tut es ihm gleich.

„Was machen wir hier?“, zischt sie. 

„Dem Täter auflauern, Kollegin, was sonst?“, keucht der Rüde und legt den Kopf auf das weiche trockene Gras. Seine Ohren sind gespitzt, seine Sinne in Alarmbereitschaft. 

Rala macht sich ebenfalls ganz klein und versucht sich ruhig zu verhalten. Das ist für so eine junge quirlige Hündin wirklich schwierig. Immerzu hebt sie bei jedem winzigen Geräusch den Kopf und lauscht. 

„Ruhig, Rala“, bemerkt Rumo leicht genervt. „Versuche, dich nicht zu bewegen. Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben.“

Minuten verstreichen, Stunden. Rumo schläft an Ralas Seite. Leise hört sie ihn schnarchen. Schlafen im Dienst. Rala schüttelt den Kopf. 

Doch dann passiert es. Ein Knacken, dann ein Rauschen. Ein dunkler Schatten fegt über Rala hinweg. Die Hündin hält die Luft an. Direkt vor ihr, ein Tier, das so groß ist wie sie selbst. Ein Wesen der Lüfte. Ein Vogel, eine Krähe. Rala schluckt. Die Nebelkrähe landet wenige Meter vor ihr auf dem Waldweg. Sie stößt mit ihrem Schnabel auf die Käferattrappe herab, versucht ihn zu teilen. Vergeblich. Der Vogel hält inne. Er sieht sich um. 

Rumo und Rala sprinten aus dem Busch hervor. Rala bekommt die Schwanzfedern der Krähe mit dem Maul zu fassen. Rumo knurrt und fletscht die Zähne, während Rala den Vogel verbissen festhält. Die Krähe flattert, schlägt mit ihren Flügeln um sich, hackt mit dem Schnabel auf Rala ein, doch diese weicht geschickt aus. 

„Verschwinde von hier!“, bellt Rumo zornig. „Das ist unser Revier. Hier werden keine Käfer mehr gefressen, hast du Rabenvieh verstanden?“ Rala hat mittlerweile große Schwierigkeiten den Vogel zu halten. Unvermittelt lässt sie los, die Krähe flattert hoch. 

„Wenn du noch mal herkommst, werde ich auf dich warten und dann kommst du nicht so glimpflich davon!“, ruft Rumo dem Tier nach.

Rala spuckt angewidert die langen schwarzen Schwanzfedern der Krähe aus und schüttelt sich. 

„Alles in Ordnung, Kollegin?“, fragt Rumo besorgt. 

„Ja, danke“, keucht Rala und würgt erneut.

„Du bist mutig und tapfer“, stellt Rumo fest. „Ich freue mich bereits auf unseren nächsten Fall, denn dieser ist gelöst.“

Rala nickt. 

„Komm“, meint Rumo und leckt sich das Maul. „Ich weiß, wo wie jetzt ein gutes Frühstück bekommen. Folge mir.“ 

Gemeinsam kehren die beiden Hunde, die unterschiedlicher nicht sein können, ins Dorf zurück. 

 

 

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Kurzbeschreibung

Ein haarsträubender Kriminalfall beschäftigt die Hundepolizei. Inspektor Rumo, ein hellbrauner Welshcorgi – Rüde und seine Kollegin Rala, eine kohlrabenschwarze Bolonkazwetna Hündin.

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