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Alibi im Binsenwald

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04.02.19 11:20
6 Ab 6 Jahren
In Arbeit

Unser lieber Kommissar Schwarz machte an diesem Morgen eben einen langen Spaziergang durch den Binsener Stadtwald. Vorbei an Holzschlägen, roten Tannen und zuletzt wohnte er einer seltsaamen Sache bei. Von dieser will ich nun erzählen und hoffen das sie es nicht zum Beispiel nehmen obgleich es sicherlich alltagstauglich wäre. Folgendes trug sich dort gerade zu als der Kommissar in inzwischen Rentenalter des Weges kam … .

...

… . Ein alter Mann, mittleren bis älteren Jahrganges, mit einem Gamsbart an der Hutkante und ordentlich dunklen Haaren im Gesicht ging dort eben einer wie sich letztlich herausstellte sonderbaren Unternehmung nach; die sich so leicht nicht erklärte. Man sah dem Mann an das er in Eile war und aufgeregt. Trotzalledem füllte er an einem Holzschlag der verlassen kleinere Stofftücher mit dort liegendem Sägemehl – um sie anschließend zusammenzubinden und in einen Beutel zu stecken. Diesem treiben schaute der Kommissar Schwarz schon ungesehen gespannt zu, als die Sache für ihn immer ungewöhnlicher wurde. Der Mann der wohl nicht recht bei Trost oder Sinnen schien füllte seine Säckchen weiter und begann dann letztlich damit seelenruhig und doch gewählt wie es schien die Beutelchen im Wald zu verteilen. Mal hier an einer Buche, dann dort an einer Eiche und zuletzt hing er einen der Beutel noch an einen Birkenast, um dann zu einem Holzstapel zu gehen und dort noch ein Beutelchen aufzuhängen. Doch was sollte das? Der Kommissar wurde nicht schlau daraus und lies ihn erst gewähren und zuletzt durchsuchte er an diesem Sonntagmorgen die Beutelchen, oder besser eines in seiner Nähe, nach seinem genauen Nutzen an diesem Sonntag. Der Mann jedoch der sich bis dato unbeobachtet und sicher glaubte in seinem tun, wurde letztlich auf den neugierigen Kommissar aufmerksam und stellte ihn den unbekannten für ihn also im Binsenwald erklärend zur Rede:

 

,,Guten Tag sie.“

,,Schönen Tag.“

,,Was machen sie den da an einem meiner Borkenkäferbeutel, frag ich mich.“

,,Borkenkäferbeutel.“, fragte der Kommissar erstaunt und ungläubig zugleich.

,,Ja genau, das was ich sage.“

,,Wozu das alles mit den Beutelchen“, erkundigte sich Schwarz.

,,Ich bin bei der Behandlung gegen Holzwürmer und Borkenkäfer müssen sie wissen!“

,,Mit frischem Sägemehl?“

,,Ja, das die übliche Art diesbezüglich.“

,,Man tränkt das Mehl mit ein paar Tropfen Minzöl und hängt es in Stoffbeuteln an die Bäume, das mögen die Viecher nicht – oder nur wenig.“

,,Gehen ein wie die Läuse in der Sonne, oder bei zuviel davon – oder sie verschwinden zumindest.“

Der Kommissar hörte sich alles ganz ruhig an, war aber kein leichtgläubiger Mensch, und seine Kommissarnase verriet ihm das hier etwas stank. Und das war nicht Pfefferminzöl auf Sägemehl im Wald. Er überlegte kurz. Dann fragte er den gespannt und angespannt wirkenden Mann:

,,Und das machen sie so öfters und es hilft?“

,,Sind sie vom Forstpersonal oder dort irgendwie angestellt?“

,,Nein nein“, sagte der Mann in sichtlicher predulie.

,,Ich jage das Ungeziefer privat und mache das gelegentlich freiwillig und Hobbymäßig.“

Es klang nicht überzeugend. ,,Nun war`s genug, der Kommissar konnte den Schwindel nicht mehr ertragen und stellte nun in direkten Worten den Mann zu Rede:

,,Das alles glauben sie doch nicht wirklich, lieber Herr?“

,,Holzwürmer bekämpfen, Hobbymäßig?“

Der Mann wusste das er ihn durchschaut hatte, oder zumindest ihm nicht glaubte, und begann nun seine Geschichte zu erzählen ehe kurz darauf die Polizei im Wald eintraf um ihn zu suchen wie sich rausstellte.

,,Nun, sagte der Mann – ich merke das man ihnen nichts vormachen kann; deshalb will ich ihnen kurz den wahren Grund für mein tun erklären: ,,Ich brauche ein Alibi.“ Der Kommissar horchte auf.

Und weil es sich grade so ergab und mir nichts besseres einfiel bin ich in den Wald hier gekommen lieber Herr und fand am Eingang ein altes Bettzeug liegen, aus dem ich kleine Tüchlein riss.

Ebenso hatte ich noch ein Fläschchen Pfefferminzöl bei mir , meines stärkeren Schnupfens wegen.

Alles weitere haben sie ja nun wohl gesehen.

Ich habe unseren bösen Pudel Mohrchen erschlagen müssen, er hatte sich heute Morgen das Kreuz und Rückrat unglücklich gebrochen und ausgerenkt und es ging nicht anders; und so habe ich ihn weiter im Wald drin, gegen das Gesetz und ohne das wissen meiner Frau begraben.

Noch mehr aber, bin ich gegen die meinige Gewohnheit nicht im sonntäglichen Stammtischlokal zu finden sondern hier im Wald nun und eben das bringt mich zu der Sache und die Predulie; und niemand wird mir Glauben schenken das ich das war wenn ich hier nicht glaubwürdig das Alibi mit den Holzwürmern und Borkenkäfern schaffe. Mohrchen kommt gewiss nicht mehr nach Hause, ich jedoch muss es. Ich bin ehemaliger Forstwirt und verstehe mich auf alles was mit Sägearbeiten und ähnlichem zu tun hat und falle hier eigentlich nicht sonderlich auf, bei meinem tun; aber meine Frau unbetrunken und ohne schwarzen Pudel unter die Augen treten kann ich nur dann wenn ich die Säckchen hier verteilt und unnütz angebracht habe und sie es kontrollieren kann das ich hier in Arbeit unterwegs war. So gestand mir der Mann die Geschichte. Doch warum suchte ihn dann nun die Polizeiund eben auf? Das war schnell beantwortet. Er war wie angedeutet ein sonntäglicher Wirtshausgänger und eben von diesem nicht zurückgekehrt bislang. Schließlich wurde es schon Nachmittag inzwischen. Seine misstrauische und vereinnamende wenn auch besorgte Frau hatte wieder einmal nach ihm ohne seine Rückkehr suchen und letzlich fanden lassen.

Der Mann tat dem Kommissar sehr leid. Dem guten Kommissar wurde vieles klar und er deckte ihn bei seiner Frau zuletzt vor der Polizei so gut er konnte; ebenso bei seinen ehemaligen Kollegen. Alles ging zum wohlwollen aus, es war ja auch nichts. Diese seine Geschichte aber blieb ihm in Erinnerung als das genannte Alibi im Binsenwald und zählt sicher zu den besten und einfallsreichsten, wenn auch harmlosesten, die er jemals vorgegaukelt bekam oder mitbekommen hätte in seiner langen Kommissardienstzeit und seinem Leben ansich.

Autorennotiz

2019 © Simon Käßheimer

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Autor

Simons Profilbild Simon

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Statistik

Kapitel: 2
Sätze: 49
Wörter: 1.022
Zeichen: 6.029

Kurzbeschreibung

Eine kriminalistische Erzählung

Kategorisierung

Diese Story wird neben Krimi auch in den Genres Alltag und Nachdenkliches gelistet.

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