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Vergeltung durch Tod

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06.03.17 14:25
16 Ab 16 Jahren
Fertiggestellt

Mit eiligen Schritten bog ich in eine Seitengasse ein. Die Sohlen meiner abgetragenen Lederstiefel knirschten wenn ich auf kleine Kieselsteine trat, welche die nassen und rutschigen Pflastersteine besiedelten. 
Ein zischendes "Platsch" verriet mir, dass ich gerade in eines der von Schlamm und Unrat besudelten Schlaglöcher getreten war. Ich rümpfte angeekelt meine Nase und schaute genervt an meinen Beinen hinunter. Glibbriger grauer Schlamm war auf meiner durchnässten Stoffhose gelandet. Ich bückte mich hinunter und versuchte, mit meinen von der Bauernarbeit gezierten Händen, den Schmutz zu entfernen. Mit dem trostlosen Ergebnis, dass ich es nur schlimmer machte. Missmutig stierte ich mit wütendem Blick den düsteren Himmel empor. In starken Strömen schoss der stürmische Regen zur Erde hinab. Eine starke Windböe schlug mir die Kapuze meines Fellmantels vom Kopf und zerzauste wild meine Haare. 
In sekundenschnelle war ich eingenässt vom Himmelswasser. Grummelnd setzte ich die Kapuze wieder auf und trottete weiter. Oder vielmehr waren es geschwinde Schritte.

Die Gasse war so eng, dass die rostigen Dachrinnen der Häuser kaum zwei Meter voneinander entfernt waren. Die heruntergekommene Fensterläden der Fachwerkhäuser taten ihr übriges um von der Armut ihrer Bewohner zu zeugen. Das Volk war arm, der Adel reich. Die Elite unterdrückte die Einfachen. Die Dummen wie sie sie nannten.

Erst jetzt wurde mir bewusst wie unvorsichtig es war in eine der Seitengassen zu flüchten. Es gab nur einen Weg, in die Gasse und wieder hinaus. Ich war mir des Risikos nicht bewusst gewesen, habe ohne nachzudenken gehandelt. 
Plötzlich erkannte ich, wie sich mit drei Gestalten aus der Zielrichtung näherten. 
Ein Anflug der Panik stob in mir auf. Waren sie das? Gehetzt warf ich einen Blick nach hinten. Auch von dort näherten sich eilig drei Gestalten. Sie kamen! Mein Atem wurde heftiger, Angstschweiß nistete sich unter meinen Achseln und an der Stirn ein. Ein salziger Geschmack floss, vermischt mit Regenwasser, zu meinen Lippen runter, bevor einige große Tropfen hinterherklatschten und den Geschmack trübten. Währenddessen hatten die Männer ihren Abstand verringert, waren fast da. Hoffnungslos drängte ich mich an eine Hauswand. Panikartig krallte ich meine Fingern tief in die bröckelige Fassade. Mein Blick verschleierte sich und Erinnerungen meiner Kindheit, meiner Heimat bahnten sich ein letztes Mal ihren Weg durch den Kopf. Stumme Tränen verließen meine Augen, leerten das Gefühlt der Trostlosigkeit. Währenddessen hatten sich die sechs Männer im Halbkreis zur Hauswand, zu mir aufgestellt. Ihre muskulösen Arme ruhten selbstsicher auf den Knäufen ihrer scharfen Waffen. Ein Mann trat aus der Reihe hervor und zog mit eine eleganten Schwung sein Schwert aus der Scheide. 
Mein Herz pumpte ununterbrochen das Blut durch den Körper, ich spürte die Kraft und die Schnelligkeit des Pulses. Mein Leben hing am seidenen Faden. 
Dann fuhr ein tiefer Schmerz in meine Brust ein. Erstaunt betrachtete ich wehmütig den blanken Stahl der sich sanft aber kraftvoll durch das Fleisch meines Körpers bahnte. Ein Schwall Blut klatschte auf die Pflastersteine und feine rote Schlieren zogen sich quer über die Hausmauer. Der Mann beugte sich kurz vor zu meinem Ohr und flüsterte mir ein letztes Wort ins Ohr, bevor es schwarz um mich wurde und ich vom irdischen Dasein Abschied nahm.

Das Wort war Vergeltung.

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Elenyafinwe
M
Am 07.04.2017 um 7:43 Uhr
Hallo,

Was man auf jeden Fall festhalten kann (und dir sicher schon duzende Male gesagt wurde), ist, dass du eine sehr bildhafte Sprache hast. Und ich meine _sehr_ :D Hier mag ich es, weil es doch gut die Atmosphäre aufbaut und sie auch trägt.
Auf der anderen Seite finde ich die Kurzgeschichte eigentlich schon zu kurz. Man findet kaum rein, das wurde alles gerade erst aufgebaut, und schon ist es wieder vorbei. Das kam doch etwas sehr plötzlich, weil mir so ein wenig der Zugang zum Text fehlt. Klar, mitunter kommt so ein Vergeltungsschlag aus dem Nichts, insofern passt das. Aber der Leser hat so keine Zeit, eine emotionale Bindung zum Prota aufzubauen, weshalb mich das hier jetzt ziemlich kalt gelassen hatte.

Lg Auctrix
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Elenyafinwes Profilbild
Elenyafinwe
M
Am 07.04.2017 um 23:21 Uhr
@BernardBraegan Hallo,

Ich denk halt, dass man da einen Kompromiss finden muss. Dann ist es im besten Falle (je nachdem, was du erreichen willst) auch für den Leser überraschend, was da kommt. Wenn man sich damit mehr Zeit lässt, kann man natürlich viel besser eine Bindung zum Prota aufbauen. Dann ist es auch möglich, dass vielleicht sogar konstant eine Spannung drinnist, aber man manchmal denkt "Das war's jetzt!" und dann halluziniert sich Prota vlt nur was herbei, weil er weiß (oder auch irrtümlicherweise) vermutet, dass er verfolgt wird. Man kann da halt schon viel so Psychospielchen draus machen. Wenn du das willst natürlich :)

Lg Auctrix
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BernardBraegan (Autor)Am 07.04.2017 um 19:53 Uhr
Hallo Auctrix!
Vieken Dank für deinen Einwurf konstruktiver Kritik.
Das Ende ist tatsächlich sehr plötzluch gewollt, dennoch sehe ich ein, dass ich die Kurzgeschichte breiter hätte auffächern können. Wenn ich mir einmal Zeit nehme, werde ich daran arbeiten.
LG
Meowhin
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pseudonymrDQch Am 28.03.2017 um 21:23 Uhr
Du beschreibst die Situation und die Gefühle des Protagonisten sehr gut nachvollziehbar und spannend. Auf Kommasetzung könntest du etwas mehr achten. Außerdem schienen einige Wörter leicht daneben zu sein, z.B. "mit meinen von der Bauernarbeit ?gezierten? Händen" oder "drei Gestalten [näherten sich] aus der ?Zielrichtung?". Sonst schön!
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BernardBraegan (Autor)Am 07.04.2017 um 19:56 Uhr
Vieken Dank, das freut mich!
Ja... das mit den Kommata hab ich noch nicht so im Griff, aber ich übe daran. Du hast Recht, manche Wörter passen nicht wirklich in den Text. Bei Gelegenheit werde ich das ausbessern..

LG
Meowhin
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Limayeel Am 06.03.2017 um 19:03 Uhr
Sehr schön geschrieben! Besonders, dass der Text aus der Sicht des Opfers und nicht aus der des Täters geschrieben ist, gefälltmir gut.

Liebe Grüße,
Limayeel
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BernardBraegan (Autor)Am 07.03.2017 um 19:54 Uhr
Dankeschön! Ja, definitiv mal etwas von der Regel abweichend. ^^

Autor

BernardBraegans Profilbild BernardBraegan

Bewertung

5 Bewertungen

Statistik

Sätze: 41
Wörter: 556
Zeichen: 3.396

Kurzbeschreibung

Alles in dieser Kurzgeschichte dreht sich um ein Wort! Rache und Flucht liegen knapp nebeneinander und folgen einem blutigem Ziel. Rasant und gefährlich!

Zugehörige Readlist

Fantasy
(3 Werke)