Elin saß an einem Bartisch an der Wand und sah sich unruhig im Nachtclub um, den sie vor nicht mal einer Stunde gemeinsam mit ihrer Freundin Melinda betreten hatte. Vor ihr standen die beiden Cocktails, welche sie bewachte, während Melinda auf Toilette war. Allerdings glänzte diese seit fast zwanzig Minuten durch Abwesenheit. Elin schnaubte missmutig, erst nervte Melinda sie stundenlang, dass sie doch endlich wieder gemeinsam losziehen sollten, dann ließ sie sie sitzen.
Gelangweilt spielte Elin mit ihrem langen schwarzen Flechtzopf, während sie ihren Blick schweifen ließ. Ihr Handy vibrierte und sie zog es aus ihrer kleinen Handtasche, welche sie auf dem Schoß liegen hatte. Als sie die Nachricht las, wurde sie zuerst wütend, dann ließ sie die Schultern hängen und starrte erschlagen in die tanzende Menge. Melinda hatte irgendwen kennengelernt und sich zu einem One-Night-Stand einladen lassen. Und Elin saß nun alleine im Club. Seufzend trank sie einen Schluck des überteuerten Cocktails, wenigstens schmeckte er.
Dennoch bekräftigte Melindas Nachricht Elins Absicht, sich langsam von ihrer extrem unzuverlässigen Freundin zu distanzieren. Es war nicht das erste Mal, dass sie von ihr vergessen oder sitzen gelassen worden war. Schnaubend steckte sie das Handy wieder in die Tasche. Als sie aufsah, blickte sie in die glasigen Augen eines Betrunkenen, der sie glückselig anstrahlte. Verdrossen schaute sie ihn an, während sie innerlich stöhnte und das Universum verwünschte. Hatte das jetzt wirklich auch noch sein müssen?
„Ey Schüsche!“, lallte der schmale Kerl, den Elin auf grade Mal Anfang zwanzig schätzte. Das war ihr mit ihren einunddreißig dann doch etwas zu jung, abgesehen davon, dass sie Betrunkene hasste.
Sie schüttelte den Kopf. „Kein Interesse, du verschwendest deine Zeit!“
„A‘gomm, hab disch nischo!“ Er rückte näher und Elin lehnte sich nach hinten.
„Ich hab gesagt, ich hab kein Interesse! Zieh Leine!“, fuhr sie ihn an.
„Lalala, schdell disch nich scho an.“ Er schwankte nun und musste sich am Tisch festhalten. Elin war froh, dass dieser sicher am Boden festgeschraubt war.
Bevor sie jedoch noch etwas sagen konnte, tippte ein breit gebauter Blonder, der ihrem Alter und Geschmack deutlich mehr entsprach, dem Betrunkenen auf die Schulter.
„Die Dame hat gesagt, du sollst doch verpissen, sie hat kein Interesse“, sagte er.
„Hee, daschisch meine, schuch dir ne eigene!“
„Willst du Knirps das wirklich mit mir ausdiskutieren? Ich bring dich gerne zum Türsteher und lass dich rauswerfen.“
Er schien amüsiert und Elin musterte ihn neugierig. Er war groß, muskulös aber nicht aufgeblasen, glattrasiert und ansehnlich. Seine Haare waren kurz geschoren, die Augenfarbe konnte sie im Dämmerlicht jedoch nicht erkennen. Insgesamt wirkte er selbstsicher und abgeklärt, aber freundlich.
„Ffffft, die maschd die Beine eh nisch breid“, murrte der Betrunkene und schwankte von dannen.
Ihr blonder Retter schaute ihm belustigt schnaubend hinterher und schüttelte fassungslos den Kopf.
„Dankeschön, du rettest mir den Abend“, sagte sie erleichtert.
„Immer gern geschehen. Ich bin David.“ Er lächelte sie freundlich an.
Hinter ihm tauchte ein anderer Mann auf, der deutlich dunklere Haare aber die gleiche Statur und Größe wie David hatte. Der Neuankömmling legte David die Arme um den Bauch und zwickte ihm mit den Zähnen ins Ohrläppchen, bevor er Elin angrinste.
„Ich hoffe, er belästigt dich nicht“, sagte er amüsiert.
„Im Gegenteil, er hat mich vor nem Betrunkenen gerettet, der die Bedeutung des Wörtchens ‚Nein‘ nicht verstanden hat.“
„Ah, versuchst du wieder deine Ritterrüstung zu polieren und holde Jungfrauen in Not zu retten?“, fragte Davids Begleiter lachend.
„So was in der Richtung. Aber für eine Jungfer sieht sie deutlich zu heiß aus“, antwortete David grinsend und Elin wurde rot.
„Wahr. Ich bin Nathan oder auch Nate, was dir lieber ist. Wo ist deine Begleitung?“, fragte er und zeigte auf das zweite, noch fast volle Cocktailglas.
„Elin. Meine Freundin hat auf dem Weg zur Toilette wohl was Heißes aufgegabelt und mich sitzen lassen. Ich wollte austrinken und dann nach Hause.“ Sie zuckte schicksalsergeben mit den Schultern.
„Du solltest dir bessere Freundinnen suchen. Aber es ist noch viel zu früh, um nach Hause zu gehen und Trübsal zu blasen. Komm, wir sitzen oben im VIP-Bereich, da ist es ruhiger. Und falls du tanzen willst, darfst du gerne David belagern. Dann jammert er mir damit nicht die Ohren voll.“ Nate lachte und Elin ließ sich anstecken.
„Ja, ich lieb dich auch du Arsch“, grummelte David amüsiert.
„Na gut, weil du so nett fragst. Und ich hab tatsächlich nichts gegen tanzen. Außerdem kann ich David ja nicht hängen lassen, nachdem er mich so heroisch gerettet hat.“ Sie grinste ihn an und er nickte begeistert.
Nate schnappte sich ihr Glas und David half ihr vom Hocker, sie ging ihm grade mal bis zum Kinn. Er nahm sie an der Hand und schob Elin hinter seinen Rücken, während er ihnen den Weg in den VIP-Bereich bahnte. Nate lief direkt hinter ihr, sodass sie zwischen den beiden Männern bestens vor den tanzenden und schwankenden Menschen um sie herum geschützt war.
Die beiden lotsten sie eine Treppe nach oben auf eine Empore. Von dort aus hatten sie durch eine Glasscheibe, welche die Musik deutlich dämpfte, besten Ausblick auf die Tanzenden unter ihnen.
Sie ließ sich auf die weiche Sitzbank sinken, Nate und David setzten sich ihr gegenüber. Nate schob ihr das Cocktailglas zu, überlegte dann aber kurz und stellte es an den Rand des Tisches. Elin schaute ihn fragend an.
„Trinke nichts, was du aus den Augen gelassen hast. Wir bestellen was Neues.“
Elin blinzelte ihn an, öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder und nickte verdrossen. Sie hätte es beinahe vergessen, aber zum Glück schien er in Ordnung zu sein.
David grinste. „Versuch erst gar nicht, es ihm auszureden oder selbst zu bezahlen. Du verlierst. Hab ich lange aufgegeben.“
„Weil es völlig bescheuert ist“, sagte Nate schnaubend und winkte die Bedienung heran.
Elin zögerte kurz, bestellte dann aber unter Nates fragendem Blick einen Virgin Colada.
„Kein Alkohol?“, fragte David.
„Nicht, wenn ich noch nach Hause kommen muss“, antwortete sie lächelnd.
„Vernünftig. Gefällt mir.“ Nate zwinkerte ihr zu.
Nachdem sie ihre Getränke bekommen hatten, unterhielten sie sich entspannt und lernten sich kennen. David war zweiunddreißig und aktiver Soldat, hatte aber gerade einige Wochen Urlaub, bevor er in den nächsten Einsatz musste. Nathan war fünfunddreißig und bereits seit vier Jahren aus dem Dienst ausgeschieden. Er hatte zusammen mit zwei Kameraden ein Sicherheitsunternehmen gegründet, dessen EU-Niederlassung er leitete. Elin erzählte von ihrem Job als IT-Verantwortliche bei einer Finanzberatung.
Nach dem miserablen Start wurde Elins Freitagabend doch noch erfreulich. Die beiden Männer waren zusammen einfach süß und angenehme Gesprächspartner. Sie nahmen sich ständig gegenseitig auf die Schippe und auch sie wurde immer häufiger in ihre Witze einbezogen. Sie entspannte sich und genoss den Abend mit den beiden Männern, bei denen sie niemals vermutet hätte, dass sie schwul waren. Aber ihre Zuneigung zueinander zeigte sich in ihrem Umgang miteinander deutlich und sie hatten keine Scheu, diese durch Berührungen und Küsse zur Schau zu stellen.
Irgendwann musste sie ihre Getränke dann aber wieder loswerden. „Hey, wisst ihr, wie ich am schnellsten zur nächsten Toilette komme?“, fragte sie.
„Jupp.“ Nate zeigte den Gang entlang. „Nimm die da hinten, die ist ruhiger und da steht ein Türsteher, damit niemand Ärger macht.“
„Danke.“ Sie stand auf und machte sich auf den Weg.
Als Elin sich vor dem Eingang umdrehte, hatten die beiden Männer die Köpfe zusammengesteckt und diskutierten angeregt. Nate schaute auf, als ob er ihren Blick bemerkt hätte, und zwinkerte ihr fröhlich zu. Sie lächelte und verschwand auf der Toilette.
Als sie wieder zurückkam und sich setzte, grinsten die beiden sie an.
„Muss ich Angst haben?“, fragte sie amüsiert.
Nate schüttelte den Kopf. „Niemals, im Gegensatz zu deinem Verehrer von vorher kennen wir die Bedeutung des Wörtchens nein.“
„Wir haben uns gefragt, ob du Lust haben könntest, den Abend woanders mit uns ausklingen zu lassen.“
Elin schaute David fragend an. „Was meinst du mit woanders?“
„Bei uns zu Hause? Die Diskussion ging drum, ob du dran interessiert sein könntest, dich mit zwei Männern einzulassen.“ David musterte sie neugierig.
Nate seufzte schwer, als er Elins völlig perplexes Gesicht sah, und schaute David anklagend an.
„Überfahr sie doch nicht mit so was. Sorry, Elin. Ignorier ihn einfach, manchmal ist er ein Trampeltier.“
David schaute sie zerknirscht an. „Sorry, das war unangemessen. Ich hab dich nicht vor dem besoffenen Vogel gerettet, nur um dich dann selbst zu belästigen. Vergiss einfach, was ich gesagt hab.“
„Öhm, schon in Ordnung. Ich bin nur etwas überrascht. Ich dachte, ihr wärt schwul?“ Elin legte den Kopf schief und Nate schmunzelte.
„Nicht ganz, wir genießen durchaus auch gerne gemeinsam weibliche Kurven. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich kein Interesse daran hätte, dich heute einzupacken. Aber im Gegensatz zum Spaten vorher werden wir kein weiteres Wort über Davids dämlich plumpe Anmache hier verlieren und hoffen, dass du uns verzeihst.“
Elin nickte. „Kein Ding, im Gegensatz zu dem Typen, hatte ich bei David nicht das Gefühl, einfach nur als Bumsstück zum Benutzen und Wegwerfen interessant zu sein.“
David und Nate lachten bei Elins Wortwahl lauthals los.
„Was? Ist doch so.“ Sie schmunzelte. „Abgesehen davon, ich hätte keine Ahnung, was ich mit euch zwei machen sollte.“ Ihre Wangen wurden rot und sie wäre am liebsten im nächsten Erdloch verschwunden.
„Ahnung brauchst du keine, machen müsstest du außer genießen auch nicht viel und wenn würden wir dich natürlich anleiten“, antwortete Nate zwinkernd.
Elins Wangen brannten nun und sie war froh, dass die Bedienung grade neue Getränke brachte. Mittlerweile war sie auf Mineralwasser umgestiegen. Sie nahm einen Schluck und beobachtete die Zwei über den Rand ihres Glases hinweg, beide musterten sie aufmerksam.
Der Gedanke, sich mit den beiden einzulassen, war anregend und sie mochte die zwei Männer. Sie gaben ihr das Gefühl, geschätzt und gemocht zu werden. Natürlich war sie unsicher, aber viel zu neugierig, um sich die Gelegenheit entgehen zu lassen.
„Frag, ich seh die Rädchen da oben arbeiten, wenn das so weitergeht, kommt dir bald der Rauch aus den Ohren“, neckte Nate sie.
Elin schaute verschämt auf den Tisch und knetete ihre Finger, die sie auf ihrem Schoß liegen hatte.
„Keiner von uns beißt. Dich scheint der Gedanke nicht allgemein abzuschrecken, aber ich will nicht, dass du das Gefühl hast, dass du zu irgendwas gedrängt wirst.“ David musterte sie besorgt.
„Ich hab damit keine Erfahrung. Aber ja, es klingt interessanter, als ich zugeben will.“
Nate platzierte die Hand vor ihr auf den Tisch und schüchtern legte sie ihre hinein. „Du warst bisher eine wunderbare Gesellschaft, siehst toll aus und sprichst uns beide an. Ich bin ehrlich, es geht nur um Sex. Und wenn du drüber nachdenken oder Nein sagen willst, ist das absolut in Ordnung. Die Entscheidung liegt nur bei dir.“
David zwinkerte ihr zu. „Falls du unsicher bist oder irgendwas nicht magst, rede mit uns. Und wenn du Nein sagst, werden wir beide das respektieren. Ich gebe dir auch die Adresse, damit du sie an eine Freundin schicken kannst. Vorzugsweise eine Verlässlichere, als die, die dich sitzen gelassen hat. Überleg es dir einfach.“
Elin leckte sich nervös über die Lippen. „Macht ihr das häufiger?“, fragte sie unsicher.
Nate schmunzelte. „Selten. Vielleicht einmal im Jahr, sofern wir jemanden finden, der uns beiden gefällt. In der Regel ist es nur eine Nacht oder ein Wochenende, aber es waren auch schon zwei. Kommt einfach drauf an, wie es passt.“
„Was habt ihr davon? Ihr seid doch in einer Beziehung?“
„So sehr ich Nates Hintern mag, aber wie gesagt: Hin und wieder genießen wir dann doch ganz gerne die Vorzüge weicher und weiblicher Kurven.“
„Und es macht Spaß, eine hübsche Dame solange zu verwöhnen, bis sie völlig erschöpft und befriedigt da liegt. Außerdem finde ich es interessant, David beim Sex zu beobachten. Sitzt man entspannt ans Kopfteil gelehnt da, kann man eindeutig besser zuschauen, als wenn man sich selbst im Spiegel betrachtet.“ Nate grinste verschmitzt.
Elin war immer noch knallrot, aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie war nicht an irgendwelchen langfristigen Verpflichtungen interessiert und die beiden verhießen die perfekte Ablenkung. Zudem hatte sie sich auf jeden Fall etwas Spaß verdient. „Keine Ahnung, welcher Teufel mich grade reitet. Aber ja, ich bin dabei. Ihr habt mich eindeutig zu neugierig gemacht.“
„Wohoo!“, jubelte David begeistert und Nate und Elin lachten auf.
„Dann sollten wir zusehen, dass wir dich nicht allzu lange auf die Folter spannen.“ Nate zwinkerte ihr zu.
David schob ihr eine Visitenkarte von Nates Firma hin. „Fotografier sie, dann kannst du sie deiner Freundin schicken. Die Adresse stimmt, unsere Wohnung ist direkt über dem Büro.“
Nachdem sie das Foto an ihre beste Freundin geschickt und einen kurzen Text dazu geschrieben hatte, verließen sie den Club gemeinsam.
Den Rest des Wochenendes verbrachten sie zusammen im Bett. Nate und David hatten keine falschen Versprechungen gemacht. Elin wurde von vorne bis hinten verwöhnt, bis sie in anderen Sphären schwebte und wund war. Fragen, egal wie doof sie ihr erschienen, beantworteten sie ihr geduldig. Nate hatte seinen Spaß dabei als Versuchsobjekt herzuhalten, während David ihr den perfekten Blowjob beibrachte. Am Sonntag waren sie sich einig, dass sie das Arrangement die vier Wochen bis zu Davids Abreise beibehalten wollten, und dass es dabei nur um Freundschaft und Sex gehen sollte.
Nach Elins Geschmack vergingen diese jedoch viel zu schnell. Auch Nathan und David hatten bereits besprochen, dass sie ihre gemeinsame Zeit gerne verlängern und sogar ausweiten wollten, sobald David zurück war, bevor sie Elin freitags für das vierte Wochenende von der Arbeit abholten.
Am Samstagabend lag sie völlig gesättigt und eigentlich hochzufrieden auf dem Bauch zwischen den beiden Männern, als sie schwer seufzte.
„Was ist los, Kleines?“, fragte David.
„Alles gut, einfach nur ein wenig wehmütig. Das ist der letzte Abend.“
„Worüber wir mit dir reden wollten.“ Nate streichelte ihr sachte über den Rücken, was bei ihr eine Gänsehaut verursachte.
„Was meinst du?“, fragte Elin verwundert.
Davids Hand lag entspannt auf ihrem Hintern. „Wir wollten fragen, ob du dir vorstellen könntest, das Ganze noch eine Weile zu verlängern.“
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte sie und seufzte wieder.
„Warum nicht?“ Sie konnte Nate die Verwunderung deutlich anhören.
„Weil ich dabei bin, mehr zu wollen, als nur ein bisschen Spielerei. Lieber bin ich jetzt ein wenig traurig, als das Ganze noch ewig weiterzutreiben, mich richtig in euch zu verlieben und am Ende mit gebrochenem Herzen dazustehen. Und ich bin auf dem besten Weg dahin.“
„Du verliebst dich grade in uns beide? Nicht nur einen?“, fragte Nathan.
„Ja, euch beide. Ich kann mir euch beide nicht getrennt vorstellen. Ihr gehört zusammen. Es fühlt sich einfach richtig an. Und ich werde es definitiv vermissen, zwischen euch beiden gekuschelt einzuschlafen.“ Elin lächelte traurig und schmiegte sich an Davids Oberarm, auf dem sie lag.
David und Nathan tauschten unsichere Blicke aus, das war nicht das erhoffte Ergebnis. Aber sie hatten ihr versprochen, sich nach ihren Wünschen zu richten.
„Dann solltest du es ausnutzen und einschlafen“, sagte David und küsste ihre Schläfe.
„Ich hab sowieso keine Wahl, ihr habt mich ausgelaugt. Ich werde schlafen wie ein Stein, auch wenn ich lieber wach bleiben und die restliche Zeit mit euch genießen würde.“ Elin gähnte.
„Schlaf, Kleines. Du hast noch morgen mit uns“, sagte Nathan und küsste ihre Schulter.
Es dauerte nicht lange, bis sie weggedämmert war. Die beiden Männer blieben noch ein Weilchen liegen, bis sie sicher waren, dass sie nicht aufwachen würde.
„Hm, ich will sie nicht hergeben.“ Nate schnaufte frustriert.
„Ich auch nicht. Aber sie zu behalten, wäre unfair.“ David strich ihm über die Wange.
„Ich weiß, trotzdem: Es ist einfach doof.“
„Ist es, aber ich kanns leider nicht ändern.“ David seufzte.
„Wir hätten sie nicht ins Bett holen sollen, dann hätten wir das Problem nicht.“ Nate klang bitter und David konnte nur traurig nicken.
„Wie wahr, wie wahr.“
Frustriert kuschelten sich beide an Elin und ließen sich von ihren leisen Atemzügen in den Schlaf wiegen.
Als Elin am nächsten Morgen aufwachte, war Nates Platz leer und David an ihren Rücken gedrückt.
„Guten Morgen, Kleines“, brummte David an ihrem Hals und verpasste ihr so eine Gänsehaut.
„Guten Morgen.“ Sie schaute auf den Wecker, der auf Nates Nachttisch stand. „Leidet Nate wieder an seniler Bettflucht oder warum marodiert er sonntags um neun in der Küche rum?“, fragte sie grinsend.
„Hast du Nate gerade senil genannt?“ David schmunzelte und drückte leicht ihre Brustwarze.
Elin keuchte erregt auf. „Würde mir im Traum nicht einfallen.“
„Besser ist das. Noch bist du uns auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“
Elin brummte wohlig. Sie rieb ihren Kopf an seiner Schulter und ihren nackten Hintern an seinem ebenfalls unbedeckten und harten Penis. Ablenkung war grade eine sehr gute Idee.
„Hm, ich glaube, das Frühstücksangebot hat sich gerade geändert.“ David schnaubte belustigt. „Nate! Beweg deinen Arsch hierher, die Vorspeise möchte vernascht werden!“, rief er.
„Zwei Minuten!“, kam es aus der Küche zurück.
„Ich fang dann schon mal ohne dich an!“, antwortete er und ging mit seinen Händen auf Wanderschaft.
Er drehte Elin auf den Rücken und verwickelte sie in einen sinnlichen Kuss, als Nate sich neben ihnen auf die Matratze sinken ließ. Sie bewegten sich, sodass er sich bequem ans Kopfteil lehnen, Elin und David beobachten und berühren konnte. Beide Männer streichelten sie und sie genoss die Liebkosungen entzückt seufzend.
Nate verfolgte Elins und Daves Knutscherei mit erhitztem Blick. „Euch zuzuschauen ist einfach heiß“, wisperte er.
Elin war zu sehr von Davids Zunge abgelenkt, die sanft mit ihrer spielte, um darauf zu reagieren. Auch die Streicheleinheiten halfen nicht dabei, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als das Kribbeln, welches die beiden in ihr auslösten.
David schaute zu Nate und fuhr mit der Hand über dessen Erektion, die von einer Jogginghose bedeckt war.
„Du hast zu viel an, Nate.“ Seine Stimme war rau vor Erregung.
Nate schnaubte belustigt und ließ sich von ihnen ausziehen. Er lehnte sich wieder zurück und legte stöhnend den Kopf in den Nacken, als Elin seinen Penis umfasste und schelmisch grinsend über die Spitze leckte. David lag hinter ihr, griff um sie herum und massierte Nates Hoden, während Elin ihn mit dem Mund verwöhnte. Ächzend schloss Nate die Augen und ließ sie ein wenig spielen, dann griff er in Elins schwarze Haare und zog sie sacht weg.
„Genug, du bist dran“, keuchte er.
Elin schmollte ihn an und Nate grinste. „Lehn dich einfach zurück und lass uns machen.“
Sie nickte betört. Gemeinsam mit David rollte er Elin auf den Rücken und fiel über sie her. Es dauerte nicht lange, bis sie sich stöhnend unter den Mündern und Händen der beiden wand. Nate küsste sie und reizte ihre Brustwarzen, während Davids Kopf zwischen ihren Beinen verschwunden war. Sämtliche Gedanken, die noch irgendwo in Elins Hirn unterwegs gewesen waren, verpufften in den Sphären, in die die beiden sie beförderten.
Als sie wimmernd kam, beugte sich Nate zur Seite, um Kondome aus dem Nachttisch zu nehmen und eines davon David zu reichen. Dieser zog es sich über und drang in Elin ein, die wohlig aufseufzte. Er gab ihr ein paar Sekunden, dann begann er sich in ihr zu bewegen.
Nate schaute angetan zu, angelte das Gleitgel aus der Schublade und zog sich ebenfalls ein Kondom über. Er küsste David, bevor er sich hinter ihm positionierte. David, der wusste, was kam, beugte sich nach vorne und drosselte sein Tempo. Elin öffnete die Augen und leckte sich die Lippen, als sie sah, was Nate vorhatte. Sie legte ihre Arme um Davids Nacken und küsste ihn.
Nate verteilte das Gleitgel und dehnte David mit den Fingern. Als er zufrieden war, packte er Davids Hüften, um ihn kurz anzuhalten und in ihn einzudringen. Sie brauchten nicht lange, um einen für sie angenehmen Rhythmus zu finden und ihre Bewegungen zu koordinieren. Nates Hände wanderten über die Körper der beiden und er küsste Davids Hals. Alle drei stöhnten und keuchten, während sie sich einander hingaben.
David kam zuerst, er schnappte nach Luft, als Nate sich aus ihm zurückzog und ihm half, sich neben Elin zu legen. Japsend reichte David ihm ein Taschentuch und ein neues Kondom und hielt ihm ein kleines Eimerchen hin, damit er das benutzte dort hineinwerfen konnte. Frisch foliert lehnte sich Nate nach vorne, um Elin zu lecken, sie wimmerte. David wurde sein Kondom ebenfalls los und wischte sich grob sauber. Er beugte sich über die schweratmende Elin und umspielte ihre Brustwarze mit der Zunge. Elin japste und krallte sich keuchend ins Davids Haare. Schmunzelnd tauchte Nate wieder auf, rutschte näher und drang in Elin ein. Er war unbeherrschter und rauer als David, aber er wusste, dass Elin nichts dagegen hatte, im Gegenteil.
„Küss sie“, bat er David heiser, während er sich zu bewegen begann.
David folgte seinem Wunsch, ohne zu zögern, und ersetzte die Zunge auf ihrer Brust durch seine Hand. Damit Nate einen guten Ausblick hatte, drehte er ihren Kopf ein wenig und küsste sie, achtete jedoch darauf, dass sie vernünftig atmen konnte. Nate packte ihre Hüften, erhöhte das Tempo und stieß kräftig in sie, Elin stöhnte leidenschaftlich. Sie bäumte sich auf, als sie japsend und wimmernd kam. Nate folgte ihr keine Minute später und sackte dann ebenfalls schweratmend auf ihr zusammen. Als er sich ihr entzog, protestierte sie leise. David schmunzelte und lenkte sie mit einem weiteren Kuss ab, bis Nate sich vom Latex befreit und gesäubert hatte und sich auf die andere Seite von Elin legte. David küsste Nate über Elin hinweg, die lächelnd zuschaute und beiden den Kopf kraulte.
Sie war erledigt und brummte genüsslich, als David eine Decke über sie zog. Sie lagen eine ganze Weile aneinandergekuschelt da und streichelten sich gedankenverloren. Immer wieder richtete sich einer der Männer auf und küsste sie oder sie küssten sich gegenseitig.
Elin hätte alles dafür gegeben, um für immer so liegen bleiben zu können. Sie hatte am Abend zuvor nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sie war nicht dabei sich zu verlieben, sie war es schon. Jetzt von den beiden umschlungen dazuliegen war eine süße Folter. Wäre sie clever gewesen, wäre sie gerannt, als sie gemerkt hatte, dass sich Gefühle eingeschlichen hatten. Aber sie hatte die Finger nicht von den beiden lassen können und hatte wenigstens die kurze Zeit mit Ihnen haben wollen. Wehmütig drängte sie die Gedanken zur Seite. Sie konnte sich heute Abend in ihrem Elend suhlen, jetzt wollte sie den Rest des Tages noch genießen.
Irgendwann rappelte sich David auf und nahm Elin auf den Arm, um sie ins Bad zu tragen. Nate trottete hinterher und entsorgte ihre Hinterlassenschaften im Badmülleimer, bevor er zu ihnen in die Kabine stieg. Sie genossen eine ausgiebige Dusche, bei der sie sich damit begnügten, sich gegenseitig zu waschen.
Als sie aus der Kabine traten, hüllten die Männer Elin in ein flauschiges Badetuch. Sich selbst trockneten sie nur schnell ab und widmeten sich dann Elin, die das Ganze mit geschlossenen Augen und leise brummend genoss. Als sie fertig waren, umwickelten sie Elins Haare mit einem kleineren Handtuch. Nate gab ihr eines seiner Shirts zum Anziehen, das ihr bis fast an die Knie reichte. Die Männer zogen sich leichte Jogginghosen über, die ihnen tief auf den Hüften saßen, und Elin sabberte gedanklich, obwohl sie völlig gesättigt und definitiv wund war.
In der Küche ließ sich Elin auf einen der weichen Küchenstühle sinken, David machte Kaffee und Nate kümmerte sich um die Pancakes, die er zuvor bereits angefangen, aber nicht vollendet hatte. Elin seufzte wehmütig, als die beiden sich innig küssten. Sie schauten Elin fragend an.
„Auch etwas das ich vermissen werde. Euch beiden zuzuschauen ist einfach ... keine Ahnung. Ich fühle die Liebe bis hierhin.“ Sie wurde rot und die Männer schluckten schwer.
Nate hatte seine Pancakes fertig und stellte den Teller damit auf den Tisch. David schenkte allen Kaffee ein und setzte sich links von Elin, während Nate sich neben David und ihr gegenüber auf den Stuhl sinken ließ.
„Tut mir leid, dass die Situation grade so scheiße ist. Aber ich will nicht, dass du verletzt wirst. Wir hätten es bei Freundschaft ohne Plus belassen sollen.“ Nate schaute sie entschuldigend an.
„Und mir den grandiosen Sex vorenthalten? Nope. Auch wenn ihr mich vermutlich damit für den Rest der Männerwelt verdorben habt.“ Sie lächelte wehmütig. „Trotz allem würde ich nichts an den letzten Wochen ändern, selbst wenn ich könnte.“
„Wenn ich könnte, wäre ich so selbstsüchtig und würde dir den Sex vorenthalten, nur damit ich dich länger behalten könnte“, sagte David ehrlich.
„Hört auf, euch nen Kopf zu machen, es ist, wie es ist. Gebt mir ein paar Wochen, hoffentlich hab ich mich bis dahin soweit sortiert, sodass es passt. Dann aber ohne Plus, sonst wird das nix. Und können wir uns jetzt bitte angenehmeren Themen zuwenden?“ Sie steckte sich demonstrativ ein Stück des Pancakes in den Mund.
Den Rest des späten Frühstücks alberten sie herum und sprachen über anderes. Den Nachmittag verbrachten sie gemeinsam auf dem Sofa, wo sie eine Serie fertig schauten und Elin ein letztes Mal ausgiebig kuschelten.
Nach einem frühen Abendessen, welches Nate gekocht hatte, brachte David Elin heim. Trotz aller Vorsätze konnte er es nicht lassen, sie an sich zu ziehen und zu küssen, bevor sie aus dem Auto aussteigen konnte. Sie schaute erstaunt, als er sie wieder losließ, lächelte ihn traurig an und stieg ohne ein weiteres Wort aus. David wartete, bis sie im Haus verschwunden war, dann machte er sich auf den Heimweg. Er fühlte sich elend.
Als er nach Hause kam, war Nate in derselben Laune. Die zwei Tage bis zu Davids Abreise verbrachten sie mit intensiver Zweisamkeit, ihre Stimmung blieb jedoch gedrückt.
Elin stürzte sich in die Arbeit, abends fühlte sie sich dafür umso einsamer. Sie telefonierte viel mit ihrer besten Freundin und Kollegin, Jasmin, aber auch die konnte ihren Liebeskummer nicht wirklich lindern. So langsam wurde Elin klar, dass eine Freundschaft mit den beiden zumindest in der näheren Zukunft nicht infrage kam, ohne sich selbst ins Unglück zu stürzen. Was ihre Laune weiter in den Keller zog.
Als David nach drei Wochen am späten Abend von seinem Einsatz zurückkam, ließ er sich von Nate bekochen, in die Dusche zerren und dann ins Bett stecken. Sie hatten in seiner Abwesenheit nur einmal kurz telefonieren können, aber beiden war klar, dass sie ein längeres Gespräch vor sich hatten. Dafür musste er jedoch ausgeschlafen sein, weswegen er sich klaglos hinlegte und die Augen schloss.
Am nächsten Morgen, oder eher Mittag, war er wieder halbwegs fit. Wie erwartet war Nate bereits wach und rumorte in der Küche herum. David hievte sich seufzend aus dem Bett, zog sich eine Jogginghose und ein Shirt an und trottete zu Nate. Dieser hielt ihm die Kaffeetasse hin, als David durch die Tür kam.
„Du bist ein Schatz.“
Er nahm einen großen Schluck und stellte die Tasse dann auf der Arbeitsplatte ab. Brummend trat er an Nate heran, umarmte ihn und legte seinen Kopf auf dessen Schulter ab. Nate erwiderte die Geste und sie blieben lange so stehen, während sie die Nähe des anderen genossen. Sie küssten sich, nicht wild, sondern liebevoll und Trost suchend. Davids Einsatz war hart für ihn gewesen und er hatte in den wenigen Ruhephasen viel Zeit damit verbracht, über Elin nachzudenken. Auch Nate hatte mehr als eine Nacht wach gelegen, weil sie ihm nicht aus dem Kopf gegangen war.
Nach einem ruhigen Frühstück, bei dem beide ihren Gedanken nachhingen, kuschelten sie sich gemeinsam auf die Couch.
Irgendwann durchbrach Nate leise die Stille. „Vermisst du Elin auch so?“
„Hmhm. Und ich weiß absolut nicht, was ich davon halten soll.“
Sie schwiegen wieder und dachten nach.
„Bist du dir sicher, dass sie die Einzige ist, die auf dem besten Weg ist, sich zu verlieben?“
„Was willst du mir damit sagen, Nate?“
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mit ihr könnte ich mir durchaus mehr vorstellen.“
„Bin ich dir nicht mehr genug?“, fragte David schmunzelnd.
„Sehr witzig. Aber sie nicht mehr zu haben ist scheiße. Im Gegensatz zu anderen Frauen fühlt sie sich nicht wie ein Eindringling oder Außenseiter an, sondern sie schmiegt sich einfach dazwischen.“
David überlegte eine ganze Weile, bevor er antwortete. „Wahr. Und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass da was Langfristiges draus werden kann. Sie passt einfach.“
Nate war froh, dass er mit David offen und ehrlich über alles reden konnte. Sie hatten klare Kommunikation von Anfang an zum absoluten Muss gemacht, um Missverständnisse und Streitereien zu vermeiden. Auch wenn es manchmal wehgetan hatte. Aber mit jahrelanger Übung war es immer einfacher geworden. Dennoch mussten beide die Erkenntnis erst mal sacken lassen.
„Wobei dann die Frage ist, wie das Ganze aussehen soll. Treffen wir uns nur zu dritt? Hat jeder auch Paarzeit miteinander? Sex? Bisschen Angst vor Eifersucht und Stress hab ich schon.“ Nate seufzte.
„Nur zu dritt wird kaum möglich sein, ich bin ja ständig unterwegs. Und warum solltet ihr euch nicht alleine sehen? Oder ich sie, wenn du nicht da bist? Beziehungsweise wir uns beide, ohne sie? Wir werden uns da einpendeln und vor allem miteinander reden müssen. Ich hab keine Schwierigkeiten, falls du mit ihr rumknutschst oder auch Sex hast, wenn ich nicht da bin. Hast du ein Problem damit?“ David schaute Nate ernst an.
Dieser überlegte eine Weile und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Komischerweise nicht. Bedenke aber, dass ich wahrscheinlich am meisten profitiere. Du bist derjenige, der dauerunterwegs ist.“
„Ich weiß, aber ihr könnt mich ja dann mit heißen Skype-Anrufen von meiner Misere ablenken.“ David grinste.
„War klar“, antwortete Nate und schmunzelte, bevor er wieder in Schweigen verfiel.
„Und du bist dir wirklich absolut sicher, dass das funktionieren kann? Ich will das, was wir haben, nicht aufs Spiel setzen.“
David überlegte eine Weile, während er Nate über den Arm streichelte. „Ja, je mehr ich drüber nachdenke, umso richtiger fühlt es sich an. Bist du dir unsicher?“, fragte er.
„Nein, mir gehts ähnlich. Aber ich will nicht, dass du das Gefühl hast, dass ich dich deswegen weniger liebe.“ Er lächelte David an.
„Hab ich nicht, keine Sorge. Ich liebe dich ja auch nicht weniger, nur weil da Gefühle für sie dazu kommen. Jetzt müssen wir nur noch sie überzeugen.“
„Hmhm. Und ihr klarmachen, dass sie kein Dauerspielzeug sein soll, sondern eine gleichberechtigte Partnerin.“
„Oh ja. Erstaunlich, dass sie sich so schnell in unsere Herzen eingeschlichen hat.“ David schüttelte fassungslos den Kopf.
Nate schaute auf die Uhr. „Wir haben noch eine Stunde Zeit, bis sie Feierabend hat. Was hältst du davon, wenn wir Essen besorgen und zu ihr fahren?“ Nate grinste ihn an.
„Ach, hast du es eilig?“ Auch David musste schmunzeln.
„Du nicht?“
„Doch! Hopp, umziehen.“
Nicht mal zehn Minuten später verließen sie die Wohnung, sammelten auf dem Weg drei Pizzen ein und fuhren zu Elin. Sie waren sich nicht sicher, ob sie Homeoffice hatte oder im Büro gewesen war, daher klingelte Nate einfach. Sie hatten Glück.
„Ja?“, knarzte Elins Stimme aus der Gegensprechanlage.
„Hey, Elin. David und Nate hier“, kündigte Nate sie an.
Elin schwieg.
„Wir hatten gehofft, dass wir mir dir reden können. Bitte?“ David klang ein wenig verzweifelt.
„Na gut, kommt hoch.“ Sie hörten sie seufzen.
Der Türsummer ertönte und die beiden betraten das Haus. Im zweiten Stock stand Elin unsicher in der Tür, sie sah müde und erschöpft aus. Nach kurzem Zögern machte sie ihnen den Weg frei und ließ sie in die Wohnung, die Nate und David noch nie gesehen hatten. Im Gegensatz zum großzügigen Loft, welches die beiden Männer bewohnten, war ihr Zuhause klein, aber gemütlich und ebenfalls hell.
„Es ist ein bisschen chaotisch, sorry“, murmelte Elin.
„Kein Stress. Aber als Entschädigung für den unangekündigten Besuch haben wir Pizza mitgebracht.“ Nate hob die Schachteln und lächelte sie besorgt an.
„Ich hol Teller und was zum Trinken. Setzt euch einfach aufs Sofa.“ Sie zeigte ins Wohnzimmer und verschwand in der Küche.
Die beiden Männer zogen die Schuhe aus und folgten ihrer Anweisung. David schaute sich neugierig um. Ihm fielen die vielen Pflanzen auf, die überall herumstanden. Das Bücherregal war bestens gefüllt und auf dem Sofa lagen mehrere Wollknäuel und eine angefangene Kissenhülle. Sie hatte Zeichnungen und Gemälde an den Wänden, jedoch nirgends irgendwelche Fotos.
Nate stellte die Pizzaschachteln auf dem Couchtisch ab und setzte sich, auch er musterte den Raum interessiert. David hingegen drehte sich um, um Elin zu helfen. Sie drückte ihm schweigend je eine Wasser- und eine Colaflasche sowie drei Gläser in die Hand, als er diese danach ausstreckte. Gemeinsam setzten sie sich zu Nate und verteilten das Geschirr.
Elin hielt von den beiden Männern Abstand. Sie bei sich in der Wohnung zu haben, überforderte sie völlig. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Sie wusste, dass man ihr ansah, wie schlecht sie das Ganze verarbeitete. So sehr sie die beiden vermisst hatte, sie hoffte, dass sie nicht allzu lange blieben. Nach dem ersten Stück Pizza, das wie Pappe schmeckte, wurde ihr das Schweigen zu viel.
„Ich dachte, ihr wolltet mir etwas Zeit geben, mich mit der Situation zu arrangieren?“ Sie musterte die beiden angespannt.
„Was das angeht. Wir hatten heute Mittag ein interessantes Gespräch“, sagte David und schaute sie aufmerksam an.
Elin hatte gerade einen Schluck Cola getrunken und musterte ihn nun über den Rand ihres Glases. „Das heißt?“
„Du hast gesagt, dass du dran bist, dich in uns beide zu verlieben und du deswegen erst mal Abstand willst“, sagte Nate.
„Ja, ich bin nicht an einem gebrochenen Herzen interessiert. So gerne ich euch mag, aber keine Chance.“
David seufzte. „Würdest du es in Betracht ziehen, eine langfristige Beziehung mit uns beiden einzugehen?“
Elin starrte ihn an, als ob sie einen Geist gesehen hätte. „Was willst du damit sagen?“, fragte sie stammelnd.
„Wir haben es bisher nie in Betracht gezogen, aber wir haben beide die letzten Wochen hin und her überlegt. Und du passt einfach zu uns. Du fühlst dich an wie ein Teil von uns, nicht wie eine Spielgefährtin auf Zeit. Und wenn wir ehrlich sind, bist nicht nur du auf dem Weg dich zu verlieben“, antwortete David.
Elin schaute ihn völlig perplex an und wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. David und Nathan grinsten wie die Honigkuchenpferde, als sie beobachteten, wie das Gesagte langsam in Elins Hirnwindungen einsickerte.
„Das heißt ... äh?“ Sie starrte die beiden mit offenem Mund an.
„Das heißt, dass wir mit dir zusammen sein wollen. Wir wollen dich als unsere Partnerin“, erklärte Nathan.
„Wow.“ Sie blinzelte. „Ihr macht mich fertig. Ich wollte euch nicht zu irgendwas zwingen ...“, murmelte sie.
„Als ob du uns zu irgendwas zwingen könntest, Kleines. Bitte sag ja“, sagte David und lächelte sie an.
„Ich hab das Gefühl, ich träume und wache gleich auf“, gab sie zu.
Nate schmunzelte. „Kein Traum. Und unser voller Ernst.“
„Ich hoffe wirklich, dass ihr euch das gut überlegt habt. So sehr ich mich freue, aber ich will mich weder zwischen euch drängen, noch selber unter die Räder kommen.“
„Vertraust du uns?“, fragte David und nahm ihre Hand.
„Völlig“, antwortete Elin ehrlich.
„Gut, dann ist das geklärt und wir zu dritt. Jetzt iss, die Pizza wird kalt“, sagte Nate und zwinkerte sie an.
Elin konnte nur fassungslos nicken und nahm noch einen Schluck Cola. Die beiden Männer nickten völlig mit sich zufrieden und lehnten sich nun entspannt zurück. Sie hatte immer noch das Gefühl, im absolut falschen Film zu sitzen, aber da er gut war, ließ sie sich mit treiben. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen genau hiervon geträumt? Sie hatte irgendwann aufgegeben mitzuzählen.
„Was hast du die nächsten Tage vor? Wir sollten die Zeit nutzen, bis ich wieder wegmuss.“ David biss in seine Pizza.
„Öhm, bisher dasselbe wie immer. Arbeiten, heimkommen, essen, Serie schauen, lesen, malen, häkeln und irgendwann schlafen gehen.“
„Was hältst du davon, wenn du dir ne Tasche packst und mit zu uns kommst? Dann hätten wir die Abende für nette Dates und können ganz viel kuscheln. Und vor allem haben wir so Zeit, uns weiter kennenzulernen und zu quatschen.“ Nate lächelte sie an.
„Okay. Ich muss nur schauen, wie ich übermorgen von euch aus zur Arbeit und zurückkomme“, antwortete Elin.
„Einfache Sache: Wir fahren dich. So können wir zumindest sicher sein, dass du heil ankommst“, sagte Nate.
„Ich kann auch die Bahn nehmen, ich will euch keinen extra Aufwand machen.“
„Du kannst auch einfach ja sagen und uns die Diskussion, die wir sowieso gewinnen, ersparen. Mir ist es wohler, wenn einer von uns dich fährt“, sagte David.
„Bisschen herrisch, he?“ Elin lächelte, langsam entspannte auch sie sich.
„Nur im Schlafzimmer und wenn es um deine Gesundheit und Sicherheit geht“, antwortete David bestimmt.
Elin seufzte. „Warum wundert mich das nicht?“, fragte sie schmunzelnd.
„Weil wir so gestrickt sind. Dein Wohlbefinden ist uns wichtig, also gewöhn dich dran, dass wir uns auch drum kümmern werden. Und dazu gehört, dass du sicher zur Arbeit und zurückkommst.“ David grinste sie an.
„Also gut, wenns euch dann besser geht. Auch wenns nicht grad umweltfreundlich ist.“ Elin verdrehte die Augen.
„War das der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich ein Wasserstoff- oder Elektroauto dafür kaufen soll?“, fragte Nate zwinkernd.
„Nein. Du sollst nicht extra für mich ein Auto kaufen!“ Elin schaute ihn empört an.
„Hm, mal schauen. Die Idee wäre für die Stadt eigentlich gar nicht so schlecht.“ Nate grinste breit.
„Du bist verrückt!“ Elin schüttelte fassungslos den Kopf.
„Lass ihm seinen Spaß, Kleines. Ich habs lange aufgegeben, ihm seine Ideen auszureden. Wenn er sein Geld ausgeben will, wer bin ich, es ihm zu verbieten?“ David schaute ihn liebevoll an und Nate strahlte.
„Zumal du an meinen Einkäufen auch regelmäßig deinen Spaß hast, nun tu mal nicht so.“ Nate lachte und David nickte.
Nachdem sie die Pizza vernichtet hatten, zog David sie auf seinen Schoß. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter und ihre Beine lagen auf Nates Oberschenkel.
„Du siehst erschöpft aus, Kleines“, sagte Nate und streichelte ihre Wange.
„Hm, die letzten Wochen waren etwas ...“ Elin seufzte. „... anstrengend. Ich hab euch vermisst.“
David küsste ihre Stirn und rieb ihr den Rücken. „Dann sorgen wir dafür, dass du dich wieder entspannst und erholst. Sorry, dass wir dich so lange haben hängen lassen.“
„Warst du nicht unterwegs?“ Elin drehte den Kopf und schaute ihn fragend an.
„Ja, ich bin gestern zurückgekommen“, antwortete David.
„Dann hättest du sowieso nicht früher da sein können. Wie wär‘s, wenn wir die letzten Wochen einfach vergessen?“ Sie lächelte ihn müde an.
Nachdem die Anspannung sich endlich löste, spürte sie die Erschöpfung nun umso mehr.
„Hm, guter Plan.“ David lächelte und zog sie zu sich, um sie zu küssen.
Sie ließ sich nur allzu gerne darauf ein und brummte wohlig. Sie kicherte, als Nate nach einigen Minuten ungeduldig wurde und sie von Davids auf seinen Schoß zog, um sich ebenfalls einen Kuss abzuholen.
„Was haltet ihr davon, wenn Elin ihre Tasche packt, und Nate und ich die Sachen hier eben wegräumen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich würde gerne rüber. Und dann schmeißen wir uns in die Badewanne und kneten Elin durch, bis sie einschläft.“
Nate und Elin lösten sich voneinander und nickten.
„Klingt traumhaft“, sagte sie.
Nate tätschelte ihr den Hintern. „Dann auf, pack deine Sachen. Wann musst du morgen bei der Arbeit sein?“
„Ich hab Homeoffice und muss um neun anfangen. Wie mach ich das dann eigentlich am besten?“
„Du kannst dich ins Arbeitszimmer setzen. Da hast du es bequem und ruhig und bist trotzdem bei uns. Das nutzt normal eh nur Nate und der ist sowieso die meiste Zeit unten im Büro.“ David zwinkerte ihr zu.
„Oh, ja das wäre praktisch. Eventuell kann ich übermorgen auch im Homeoffice arbeiten. Habt ihr mir ein oder zwei Monitore, die ich nutzen kann?“
„Natürlich, im Arbeitszimmer stehen drei, bau’s dir einfach um, wie du es brauchst. Ansonsten hol ich dir was von unten.“ Nate küsste sie kurz.
Sie standen auf und Elin verschwand im Schlafzimmer, um ihre Sachen zu packen. Sie hörte die beiden in der Küche herumwerkeln, als sie einige Klamotten in einen großen Rucksack packte.
„Wie viel brauch ich eigentlich?“, fragte sie.
„Mindestens was für ne Woche. Ansonsten fahren wir halt noch mal her und holen, was du brauchst“, rief Nate aus der Küche.
„Okay.“ Sie blies die Backen auf und atmete dann langsam durch. Die beiden machten sie fertig. Sie durchwühlte ihre Schränke und packte alles, was sie brauchte, in einen großen Rucksack.
Die Männer waren schneller fertig als sie und schauten sich weiter in der Wohnung um. Die Küche war aufgeräumt gewesen, im Arbeitszimmer herrschte dafür Chaos. Auf den Ablageflächen stapelte sich Papier, auf dem mit drei Monitoren und einem Notebook völlig überfüllten Schreibtisch lagen weitere Wollknäuel, mehrere Zeichenblöcke, Stifte, kleine Häkeltiere und Bastelkrams. Nate hatte einen Ordnungsfimmel, weswegen ihr Loft bestens sortiert war, und David schmunzelte. Das würde garantiert lustig werden. Als er ins Schlafzimmer schaute, wo Elin gerade ihren Rucksack schloss, grinste er und sie wurde rot. Nate schüttelte derweil den Kopf über das Durcheinander.
„Ich hab gesagt, dass es chaotisch ist. Oh und ich sollte meine Notebooks nicht vergessen.“
Die beiden schauten ihr dabei zu, wie sie die zwei Rechner, Kabel, Zeichenblock, Stifte, einige Wollknäuel vom Schreibtisch, Häkelnadeln und Zubehör in die Tasche steckte. Sie zuckte schüchtern mit den Schultern und wuselte an ihm vorbei ins Badezimmer, wo sie noch einige Kleinigkeiten einsammelte, die ebenfalls in der Tasche landeten.
„Meinst du, du kommst bei uns zum Stricken?“, fragte Nate amüsiert und sie wurde rot.
„Ich stricke nicht, ich häkle. Und warum sollte ich nicht dazu kommen? Ich mach das gerne bei Telefonkonferenzen.“ Sie zuckte verlegen mit den Schultern.
David lachte. „Ach, Hobbys während der Arbeitszeit? Wenn das deine Chefs mitbekommen.“
„Die wissen das, da stört sich niemand dran. Ich finde, man kann sich dabei besser aufs Gespräch konzentrieren.“
David trat an sie heran und drückte ihr Kinn mit dem Daumen hoch.
„Du bist zu einfach zu necken.“ Er beugte sich nach unten, um sie zu küssen.
Nate lehnte am Türrahmen und beobachtete sie entspannt.
„Wie machen wir das eigentlich, sobald du wieder weg bist?“, fragte sie verschüchtert, eine Frage, die sie schon einige Minuten plagte.
„Dann hast du Nate für dich und wenn er unterwegs ist, gehörst du ganz mir. Und es wird kommen, dass ich mit Nate alleine bin, mit ihm herumknutsche und sogar Sex habe. Stört dich das?“, fragte er.
Elin schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht, aber ich hab Angst, dass ich irgendwie zwischen euch gerate. Ihr zwei gehört einfach zusammen, ich könnte nicht damit leben, einen Keil dazwischen zu treiben.“
„Keine Sorge, Kleines. Wir sind seit fast zehn Jahren ein Paar und uns einig, dass du einfach passt. Nicht neben uns, nicht zwischen uns, sondern mit uns. Bis heute Mittag war zwar nie die Rede davon, dass wir uns in dich verliebt haben, aber es ist so. Wäre es nur Nate oder nur ich, oder hättest du gesagt, dass du nur an einem von uns wirklich interessiert bist, würden wir nicht hier stehen. Nun komm, wir wollen los.“
Er küsste sie wieder und diesmal ließ sie sich darauf ein. Als sie sich schwer atmend voneinander lösten, war sie deutlich entspannter. David zwinkerte ihr zu und verzog das Gesicht, als er seine zu eng gewordene Hose richtete. Er reichte den Rucksack an Nate weiter, während er selbst die Tasche behielt, welche sie gepackt hatte.
„Ich muss noch eben die Pflanzen gießen, wenn ich die ganze Woche nicht da bin“, sagte sie, weiterhin leicht außer Atem.
„Wir bringen die Sachen schon mal runter und warten am Auto auf dich, komm nach, wenn du fertig bist.“
Sie nickte und eilte in die Küche, um die Gießkanne zu füllen, sie wollte sie nicht ewig warten lassen. Als sie einige Minuten später aus der Haustür kam, warf sie noch zwei Beutel in den Müll und trat dann zu den beiden Männern, die am Auto lehnten und die Gesichter in die Spätfrühlingssonne hielten. Lächelnd öffnete ihr Nate die Tür und half ihr hinein. David steuerte den Wagen ruhig durch die Stadt, während Elin mit Nate auf dem Rücksitz saß und ihr Glück immer noch nicht so richtig fassen konnte.
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