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Sätze: | 446 | |
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Die Häschenwolke (Weihnachtsgeschichte 2021)
Oben am Himmel bin ich allein, kein Wölkchen will hier mein Freund sein. Ich fühle mich allein. So wünsch ich mir doch sehr, ach komm schon, es wär mir eine so große Freud, eine Familie, nur mein.
Ich sehe aus wie ein Häschen, bin ganz süß, mit Hängeohr'n aber doch nur ein Wölkchen am weiten Horizont. Das Blau um mich verspricht mir nichts. Ich will nur weinen. Bin ich doch so allein. Bitte schenkt mir doch nur einen Freund. Ich wär so froh, hätte ich nur ein. Ihr da unten habt euch aneinander an der Hand, führt euch hinauf den Berg, der euch größer erscheint als mir. Eure Welt von hier oben so klein und meine so groß, in der ich doch nur hoffen kann. Allein muss ich sein.
Was bin ich und will ich? Wie geh ich und steh ich? Gibt es denn Jemand, der mich hier erblickt? Könnt' ich winken und sprechen, mein Wunsch wäre noch derselbe. Ich seh zu dem Jungen, der unter mir ganz alleine schreibt auf seine liebsten Wünsche. Bin ich allein mit meiner Bitte? An wen darf ich mich denn bitte wenden? Darf ich auch fragen den lieben Weihnachtsmann? Ach, ich fühl mich so verlor'n. Wer erhört denn schon eine kleine Wolke? Ich bringe dir Wind und Wetter, den Schnee kann ich dir geben aber allein werd ich wohl bleiben.
Meine Sehnsucht ist wie eine Klammer. Sie hält mich fest an diesem Ort. Dort will ich nicht bleiben, kann aber nicht verreisen. Wo ich bin, will keine Wolke sein. Darum bin ich ja so allein.
Menschen beginnen zu schmücken. Den Sinn zu verstehen bin ich noch zu jung. Erheitern kann es mich nicht, denn noch immer weiß ich nichts. Plötzlich wundere ich mich, jemand stießt und grüßt mich. Du siehst ja aus wie ich und du bist nicht allein. Der blaue Himmel voll mit lauter Häselein. Was sag' ich nun, war das mein Wunsch? Ich lasse es schnei'n vor lauter Freud'. Euch allen ein frohes Festelein. Habt es weiß und schön fein und ach bitte grüßt den Jungen, der mich hier oben sah, der den Wunsch in mir brennen sah. Ach man bin ich voller Freud'. Soll ich noch mehr schnei'n?
Die Frau, die an Weihnachten ihren Job verlor (Weihnachtsgeschichte 2020)
Gerade als sie die Tannennadeln unter dem Baum auf ihre Schaufel gekehrt hatte, kam der Hausherr herein.
Seine matschigen Stiefel hinterließen auf dem weißen Fließboden eine erdumrandete Fußspur. Unaufhaltsam näherte sich diese dem bunt geschmückten Weihnachtsbaum.
Wie jedes Jahr hatte er seine Kinder eingeladen, die aber auch wie jedes Jahr am Festtag selbst abgesagt hatten.
"Schmeißen sie das raus und das ganze Zeug auch gleich!", knurrte er und stapfte weiter in seinen Lesesaal. Das Buch nahm er sich blindlings aus dem Regal im Flur mit und ignorierte alles.
Seufzend schabte sie die Erdränder auf die Schaufel und warf es draußen in die Biotonne. Als sie wiederkam, stand wieder ihr Arbeitgeber im Flur. Sein Gesicht nun voller Entsetzen, umschlagend auf Wut, als er sie sah.
Es hätte längst sauber sein müssen, fand er, realisierte aber nicht, dass der Schmutz, der noch zu sehen war, gerade erst durch ihn gekommen war.
Sie konnte nicht viel machen, außer ihre Kündigung hinzunehmen. Er war ein Mensch, den man in seinem Handeln nicht umstimmen konnte. Ein Grund, warum die Kinder wohl jedes Jahr angeblich kurzfristig nicht konnten.
Hilflos schlenderte sie durch die Straßen. Zufällig traf sie einen der jüngeren Söhne und sprach ihn an. Er war genervt von ihrer Einmischung und warf sie zum Laden hinaus.
Mit der ältesten Tochter lief es nicht besser. Sie vermochte ihren Vater gar zu hassen. Was er getan hatte, verriet sie jedoch nicht. Fest entschlossen machte sie noch den Dritten im Bunde aus.
Dieser weinte, als sie den Vater erwähnte aber auch er gab nicht preis, was so schlimm war. Sie reichte ihm ein Taschentuch und lächelte beklommen.
"Alles was getan wurde ist vergangen, was kommt, vermag man zu greifen", sagte sie leise zu ihm. Er schaute auf und blickte sie fragend an.
"Jedes Jahr schmückt er den Baum für euch." "Er lud uns schon nicht mehr ein, weil er endlich versteht, endlich begreift. Er ... Er ist der Teufel eins selbst." Doch irgendwie wollte er doch den Frieden unterm Weihnachtsbaum sehen.
Aussichtslos trat sie den Weiterweg an. Der vierte Sohn, der lag im Grab, war jung gestorben. Weihnachten vor so vielen Jahr´n.
Man hatte sein Grab gut gepflegt, auch es für Weihnachten feierlich gerichtet. Die Lichter strahlten und tanzen übers Grab. Sie kniete sich nieder und fragte sich, ob auch er verhasst auf seinen Vater war.
Noch immer ohne greifbares Ende stand sie wieder auf. Gewachsen war nun ihre Zuversicht etwas zu ändern. Das wie jedoch stand ihr deutlich ins Gesicht. Da kam die Jüngste mit ein paar Blumen auf sie zu.
Wortlos steckte sie es in eine Vase und nickte ihr dann freundlich zu. "Vater war endlich hier", sagte sie in einer Art Feststellung und doch sah sie aus, als würde sie das erfragen.
Sie lächelte zurück, wusste nichts zu sagen. Doch der Matsch neben dem Grab, könnte schon jener sein, der ihr heute den Job wegnahm.
Unsicher was sie sagen sollte zog sie noch einmal ein Lächeln. Ihr Gegenüber entgegnete ein Zweites, das freundlicher gestimmt war als das Erste.
"Vergangenes kann man wohl nicht heilen. Selbst die Müh macht es kaum besser. Doch frag ich mich, sind wir die Jahre aus Hass besser?"
"Wie wär ein Weihnachtsfest bei mir? Ich verbring es auch jedes Jahr allein." Zögernd deutete sie auf das Grab daneben. Auch hier war die Zeit vergangen, die Wunden noch da aber dieses Fest, das feierte keiner allein. Vielleicht auch nächstes Jahr?
Die Antischnuppe (Weihnachtsgeschichte 2019)
Eines Nachts fielen die Sterne vom Himmel herab. In einem riesigen Spektakel, das kaum einer sah, entflammte es in hellen Farben.
Andy war einer jener Personen, die es erst über die Zeitung erfuhren. Es war eine absurde Nacht gewesen. Auch für ihn, der dieses Naturphänomen verpasst hatte.
Von einer bildhübschen Frau hatte er geträumt. Dabei war er schwul. Sie hatte geleuchtet, als würde sie von einem der kräftigsten Sonnenuntergänge angestrahlt werden, die er je gesehen hatte.
Allerdings stand sie umgeben von Schwärze genau vor ihm. Er hatte Boden unter den Füßen. Sie aber schien im Nichts zu stehen, regungslos, lächelnd, umgeben von leisen Klängen.
Was das sollte, verstand er nicht. Er war bei weitem nicht romantisch. Viel eher mochte er die Routine. Warum sollte er dann also von einer Frau träumen, die es in seinem Umfeld nirgends gab und vermutlich auch sonst wo nicht lebte?
Eine Weile saß er da und fühlte sich leer. Später schickte ihn sein Wecker zur Arbeit. Im Laden verpackte er beinahe wie am Fließband Pakete, die für das morgige Weihnachtsfest noch auf den letzten Drücker eingekauft wurden. Schließlich war er der Letzte im Laden, der bei künstlichem Licht aufräumte.
„Guten Abend, mein Herr.“ Die Stimme sprach sacht und mit einer Art, die ihm Gänsehaut bereitete aber keine, die aus Angst entstand.
Als er sich zu ihr wandte, stand die Frau aus seinem Traum vor ihm. Er hielt die Luft an. Zu unnatürlich war diese Situation. Sie sagte jedoch nichts Weiteres. Rührte sich gar wie in seinem Traum nicht von der Stelle.
„Ähm … äh … Raus? Wollen sie raus? Ich mach ihnen auf. Eine Sekunde.“ Hektisch suchte er den Schlüssel an der Theke, fand ihn aber in seiner eigenen Tasche. „Entschuldigen sie, normalerweise sperren wir keine Leute ein.“ Mit schnellen holprigen Schritten ging er zur Tür und öffnete sie.
„Kommen sie mit?“ Sie wirkte so sicher in der Frage, dass sie das wohl kaum zum ersten Mal gestellt hatte. „Tut mir Leid aber ich habe hier noch zu tun. Haben sie es denn weit? Ich kann ihnen gern noch ein Taxi rufen?“ „Das ist sehr nett.“
Täuschte er sich oder hörte er die Klänge aus seinem Traum? Er war doch hoffentlich nicht auf der Arbeit eingeschlafen.
„Andy Schnuppe.“ Seinen Augen nicht mehr trauend war er sich auch nicht sicher, ob sie tatsächlich einen leichten Knicks vor ihm machte, bevor sie einen Schritt zurücktrat.
„Wie heißen sie denn?“ „Polar Stern.“ „Wie der Stern am Himmel.“ Als er zum Himmel aufdeutete und selbst hinauf blickte, bemerkte er, dass der wolkenlose Himmel keinen einzigen Stern zeigte.
Fassungslos hatte er eine Weile hinauf gestarrt, ehe er wieder zu ihr sah. Eine große Sehnsucht weckte die schöne Frau beim Anblick der Nacht. Er fühlte das Verlangen ihr Trost zu schenken, doch wie wusste er auch nicht. Unbeholfen schlich er sich wieder in den Laden zurück.
Dort räumte er die letzten Dinge auf und ging dann selbst. Er war nicht weit gekommen, als ihm Polar auf einer Bank auffiel. Ihr Leuchten war irgendwie verschwunden. Sie verschwand fast in der Nacht.
„Die Sterne kommen wieder. Es ist nur ein Naturspektakel.“ Sie lächelte müde, sah ihn aber nicht an. Daraufhin zog ihr Andy seine Jacke um und riet ihr zu, er wolle sie nach Hause bringen. Ihr gings nicht gut, das merkte er mit jeden Schritt, den er sie voranbrachte.
„Wo wohnen sie denn?“, fragte er, nachdem sie schon einige Meter zu einem Park gelaufen waren. Ihr Blick ging wieder in den Himmel hoch.
„Ja, die Sterne sind wunderschön. Am Meer kann man sie noch besser sehen. Die Stadt verschluckt die Meisten von ihnen.“ Mit dieser Ansicht kam ihm der Gedanke, dass sie nur dort wohnen konnte, wo man die Sterne am besten sehen konnte.
Gleich hatte er auch eine Idee wo. Er lieh sich Hals über Kopf ein Auto von einem Freund und fuhr los. Doch auch wenn er sich sicher gewesen war, lag er falsch.
„Frau Stern, soll ich sie vielleicht in eine Klinik fahren? Hatten sie einen Unfall?“ „Ich möchte einfach nur wieder nach Hause.“ „Wo wohnen sie denn?“ Diesmal zeigte sie es mehr als deutlich. Ihr Finger markierte den Himmel.
„Sie veralbern mich doch.“ Er war verunsichert. Keinen Plan worauf er sich da eingelassen hatte, nur weil er von ihr geträumt hatte.
„Ich bring sie zu den Sternen“, sprach er sicher. Der Sinn war nur, die arme Frau zu Ärzten zu bringen. Sie brauchte wohl dringend Hilfe.
„Polarstern, richtig?“ Sie nickte niedergeschlagen. „Weshalb muss der Polarstern weiblich sein? Ich meine, es heißt auch DER Polarstern.“ „Würden sie mich gehen lassen, wäre ich ein hübscher Mann?“ Die Frage kam zu plötzlich an das er seine Sicherheit hätte behalten können.
„Ähm … ich … ich bin vergeben, falls sie sich Hoffnung machen sollten.“ Sie lachte. „Mir gehört der Himmel und dort muss ich wieder hin.“ Sie reckte ihr Gesicht zum Mond, als wollte sie sich dran sonnen. Ihr ging es wieder ein klein wenig besser.
„Warum wären sie dann nicht einfach nicht hübsch?“ „Ich bin gern hübsch. Zu einem Mann sagt man das nicht unbedingt. Ich möchte wieder hinauf. Dort wo ich hingehöre.“ Andy schüttelte nur den Kopf. Das war hoffnungslos.
Plötzlich löste sich die Frau aus seinem Arm, der ihr Halt geboten hatte. „Warten sie! Was tun sie da? Sie können doch nicht einfach …“ Bevor es Sinn ergab, stieg sie eine Leiter auf einer Obstwiese hoch.
Etwas nervös trat er auf die unterste Sprosse. Die Leiter hatte bedrohlich gewankt, nachdem sie ohne ein Halten hinaufstieg.
Doch als sein Fuß das Metall berührte, schoss ein weiteres Stück der Leiter hoch. Es wurde länger ohne einen logischen Grund.
Die Frau hatte rasch das Ende des neuen Stückes erklommen, wodurch er aus Schreck das zweite Bein aufstellte und wieder kam neuer Aufstieg hinzu. Er konnte es sich nicht erklären. Doch musste er wohl oder übel mit aufsteigen.
Die Zeit verstrich nicht während die Beiden immer weiter hinauf stiegen. Irgendwann jedoch hielt sie am Ende der Leiter an. Bedankte sich herzlich für seine Hilfe und versprach ihm einen Wunsch zu erfüllen. Gleich am Morgen würde er es sehen.
Ein kalter Wind ließ ihn frieren. Dann fiel langsam seine Jacke auf ihn herab. Die Frau vor ihm war verschwunden. Nur der Polarstern erstrahlte am Himmel über ihn.
Verwirrt stieg er die Leiter wieder hinunter, die mit ihm auch wieder Stück für Stück schrumpfte. Was war hier bloß geschehen? Sein Unterbewusstsein wollte ihm wohl raten selbst einen Psychiater aufzusuchen. Fürs Erste legte er sich aber todmüde ins Bett.
Beim Aufwachen am nächsten Morgen blitzte ihm etwas ins Gesicht. Er stand auf. Sein Fenster war offen und irgendetwas leuchtete blinkend vom Himmel herunter.
Sicherlich ein Flugzeug dachte er und schloss genervt sein Fenster. Über das Frühstück hinweg ließ ihm das keine Ruhe und so ließ es ihn bald schon aufbrechen.
Das Licht war der Polarstern, der aufhörte zu blinken als er es bemerkte. Wieso sah er ihn am helllichten Tag? Sollte er spinnen oder einfach seinem Gefühl zu folgen nachgeben?
Es war, als wüsste er genau, wohin der Stern deutete. Er nahm ein Ruderboot am Hafen, das vermutlich niemand interessierte und paddelte drauflos.
Stunden verbrachte er auf dem Meer zu ehe er eine Insel erreichte. Eine besondere Insel. Jene, die sein Mann gekauft hatte. Einfach so.
Er klopfte schwach an die Tür. War er noch da? Sie waren letzte Weihnachten im Streit auseinandergegangen, da er ihn hier mit der Insel, dem Haus und dem Umzug überrascht hatte.
Dreißig Jahre hatten sie eine Fernbeziehung geführt und sich immer ein gemeinsames Zuhause gewünscht, dennoch war er überrumpelt gewesen und hatte sich stur in sein altes berechenbares Leben verkrochen. Das war jetzt fühlbar dumm gewesen und er hoffte innig, er sei hier nach einem ganzen Jahr.
Die Tür ging auf und Koffer standen im Inneren. „Andy!“ Die Stimme war überrascht und unter Tränen verzerrt.
„Ein Stern hat mir in den Hintern getreten.“ Nicht in der Lage etwas anderes außer Scham zu fühlen klang er doch recht neutral.
Sein Mann riss ihn in die Arme und mit in das Haus. Er war der Typ mit dem Quatsch von Sternen, Sonnenuntergängen und Gedichten. Wobei er ihm doch immer gern zuhörte und sah.
Ein Pony namens Esel (Weihnachtsgeschichte 2018) überarbeitet 2020
Amalia arbeitete schon seit zwei Jahren als Stallhilfe beim Gestüt Hohen zu Hohenfels. Man mochte es kaum glauben, aber sie lebte dort ihren absoluten Traumjob.
Es gab nur etwas, dass sie ein wenig betrübte. Sie wusste nicht so genau was, lediglich dass sie es immer überkam, wenn sie den Ponyhengst Esel sah.
Ein süßes Tier. Optisch glich er sehr einem Esel. Daher wohl auch der Name. Seine kurzen Ohren allerdings zeugten davon, dass er wirklich ein Pony war.
Eines, das heute offenbar beschäftigt werden wollte. Seine ''Reinigungskraft'' bewarf er mit einem Halfter. Für sein Eigenes war es ihm viel zu groß aber damit fiel ihr auch auf, dass Esel gar keins hatte.
Er schnaubte zufrieden, als sie sich die Zeit nahm seine weiche Nase zu streicheln. „Du bist doch gar nicht bissig", stellte sie fest und durfte tatsächlich überall hin fassen.
„Was tun sie da?!", wurde eine weibliche Person etwas lauter. „Er sah unzufrieden aus." Woher sie diese Aussage plötzlich nahm, wusste sie nicht so genau aber es wäre besser gewesen nichts zu tun.
Isora Marika de Havalje besaß hier drei der teuersten Pferde. Edle Tiere, die nur ihre eigenen Angestellten anfassen durften. Wenn Esel ihr gehörte, wäre sie mit Sicherheit nicht nur ihren Job los.
Nach ihr kam der Stallbesitzer auf seinen Krücken herein. „Frau Hahnkraft sie müssen in zwanzig Minuten fertig sein", drohte dieser kaum zum Stehen gekommen. Frau Havalje musste natürlich ihre Wortwahl petzen.
Unerwartet gab es jedoch keinen Ärger. Er drängte sie nur fertig zu werden, nachdem er Havalje weggeschickt hatte. Vielleicht noch Glück im Unglück?
Doch Unglück war das Stichwort, was sie nicht mehr losließ. Das Pony, welches ihr Sorgen gemacht hatte, war unglücklich. Es fühlte sich nicht wohl. Vielleicht war es einsam?
Gleich am nächsten Tag nahm sie sich vor etwas genauer hinzusehen. Er sah nicht ungepflegt aus aber er war unruhig, biss fast ständig in die Eisenstangen hinein als wolle er sie zerkauen.
„Träumen sie schon wieder", schimpfte ihr Chef diesmal deutlich argwöhnischer aber auch ohne Krücken unterwegs. „Ich bin fertig, Herr von Arichtal" Seine Entgegnung belief sich auf ein seltsames Verziehen der Augenbrauen.
Bevor er aber ging, musste es Amalia aber unbedingt erfragen, wem gehöre Esel. Seine Antwort blieb stumm und gleichzeitig deutlich genug, dass sie keine Angaben bekommen würde.
Ein bisschen eingeschüchtert wollte sie aufgeben. Doch etwas Stärkeres in ihr wollte unbedingt dieses Pony. „Ich möchte es kaufen". Nein, fluchte sie beschämt in sich hinein. Sie wollte es doch nicht kaufen, sondern einfach nur glücklicher machen.
Ihr Gegenüber zog ein schadenfreudiges Grinsen. Du kannst dir so etwas überhaupt nicht leisten. Das war in seinem Blick zu lesen, wie in einem Buch und diese Schadenfreude zerfraß sie. Aus Hass auf ihn wiederholte sie es so eindringlich, dass sie sich selbst schon glaubte.
„Da heute Weihnachten ist", erklangen mal endlich Worte aus seinem Mund. „Nimm ihn mit und such eine andere Bleibe für ihn."
Sie konnte es kaum glauben. Erst als sie die Papiere in den Händen hielt, begriff sie, dass sie ein Pferd völlig ohne Geld gekauft hatte aber nun wohin mit dem Hengst auf die Schnelle. Sein Stellplatz galt schon heute nicht mehr.
Aus dem Beschluss heraus, dass sie ihn auch nicht weiter bei so einem Besitzer lassen wollte, nahm sie ihn aus der Box heraus.
Durch die Tür hinweg war er ganz brav. Doch kaum auf dem Gang versuchte er sich loszureißen und schaffte es gar sie ein Stück weit mitzuziehen. Irgendwann gab er nach und schaute sie einfach stillstehend an. Er verstand wohl gar nicht, was jetzt los war.
Sie versuchte ihn noch einmal neben sich zu versammeln aber immer wieder brach er aus. Konnte es sein, dass er nie geführt worden war oder testete er einfach nur seine Kräfte an ihr aus? Er war ein Hengst, gut möglich.
Nach einigen Meter Kräftemessen hatte wohl auch er keine Lust mehr. Zeigte sich nun mehr ganz brav und zuverlässig an ihrer Seite. Seltsam, dass sie das Tier gerade erst ohne es wirklich zu kennen erworben hatte.
Auf ihrem ziellosen Weg ging es schließlich einen verschneiten Bergpfad hinauf. Esel hatte wieder die Führung übernommen, während er Amalia wohl schon einige Male im tiefen Schnee versenkt hatte. Ein bisschen schuldbewusst blieb er stehen als es erneut passierte.
Frierend klopfte sie sich den Schnee ab. „Esel bitte. Ich weiß doch auch nicht wohin. Es wird bald dunkel", klang sie recht verzweifelt und nutze das zottelige Fell, um ihre vereisten Finger zu wärmen. „Was machen wir denn jetzt?"
Esel wusste sein Ziel genau. Er lief wieder los und ließ sich seines Weges nicht abbringen. Er kämpfte sich immer weiter durch den Schnee und zwang seine Begleitung einfach mitzukommen.
Auf einem Plato blieb er endlich wieder stehen und fraß das unter dem Schnee liege Gras. Amalia war vollkommen erledigt. Sie konnte kaum noch die Augen aufhalten.
Als sie überlegte sich auf dem eisigen Boden niederzulegen, umkreiste sie der Hengst, als wolle er genau das verhindern. Sein plüschiges Fell war so schön warm. Mit seiner Bewegung um sie herum drängte er sie in eine Ausbuchtung im Fels. Dort wo es frei von Schnee war. Dann legte er sich nieder und Amalia folgte ihm.
Am nächsten Morgen hauchte warme Atemluft in ihr Gesicht und erst als sie aufwachte stand auch er wieder auf und wieherte. „Auch guten Morgen, Lebensretter", bibberte sie vor Kälte.
Er trat mit gestrecktem Hals auf sie zu und begann sie zu schubbern, ganz so als sei sie ein anderes Pferd, das er ausnahmsweise mal mochte. Sein Maul ließ so einige Spuren an ihrer Kleidung aber das war nun mehr jetzt auch egal. Sie mussten sich etwas zu Essen suchen und bestenfalls etwas Warmes. Ihr Rest in der Trinkflasche war über Nacht eingefroren. Darauf konnte sie wohl jetzt auch nicht mehr zählen.
Doch wieder einmal wusste Esel sehr genau wohin es ging und Amalia musste mit, ob sie nun wollte oder nicht.
Er zog sie bis zu einer Hütte mit, auf der es neben an Ponys wie ihn gab. Genauso zottelig und sicher so warm wie er. Eine Frau kam aus dem Haus gerannt. „Esel, oje, mein Kind. Wenn bringst du mir denn da? Komm rein ins Warme."
Als sie drin war und etwas Wärme gesammelt hatte, wurde ihr bewusst, dass Esel noch völlig frei stand. Panisch rannte sie zur Tür und entdeckte durchs Fenster eine Herde voll Schlammmonster. Darunter auch, der sich gerade in der größten Schlammpfütze wälzende Esel. Amalia lachte. Hier war sein richtiges Zuhause.
Text von 2018 mit Absätzen
Zwischen all den Profireitsport Pferden, stand Esel. Esel war kein Esel. Er hieß nur so weil er ein wenig so wirkte. Seine Maulpartie war weiß, ein sogenanntes Mehlmaul. Danach wurde sein Fell etwas länger, braun und kuschelig weich.
Doch leider sah man ihn hier nur als Beistellpony. Das war blöd, denn mit den meisten Pferden hier verstand er sich nicht. Sie jagten ihn über die Koppel und verdrängten ihn am Futter aber weil er sich einmal wehrte, galt er als bissig. Sogar ein Schild hing jetzt vor seiner Box. Einfach nur damit ihn niemand mehr gern hatte.
„Hallo Esel“, grüßte ein Mädchen, das er schon gut zwei Jahre kannte. Selbst sie kam nicht mehr her. Mühsam erknapperte er sich sein Halfter an der Boxentür und warf es zu ihr.
„Nein Esel, das darfst du nicht! Das geht doch kaputt.“ Sie lachte und kam auf ihn zu. Das Schild jedoch hemmte ihre Entschlossenheit.
Frustriert wieherte ihr Esel entgegen. Er wollte doch nur, dass sie sich traute. Endlich raus aus dieser Box. Sie aber hing das Halfter woanders auf und verschwand eilig. Esel schrie ihr hinterher doch sie kam nicht wieder.
Tage lang sah Esel zu, wie das Treiben um ihn herum ihn gänzlich vergessen hatte. Doch ganz so wie er dachte, war es nicht. An Weihnachten kam das Mädchen wieder.
Sie war ganz alleine im Stall, wo die Dunkelheit bald vom Tageslicht verdrängt wurde. „Esel?“, flüsterte sie ganz aufgeregt. Seine Ohren spitzen sich, alles andere blieb betrübt.
„Esel, ich weiß, du bist anders. Vertrau mir.“ Sie kam näher. Ihre Hand zitterte. Kurz vor ihm senkte sie ihre Hand wieder herab. Esel wollte sie ermuntern, doch hatte er gelernt, dass sie dies nur verjagte. So blieb er ganz still.
Nervöser denn je zog sie ihm ein Halfter auf. Kaum trug er es, zeigte er sich voller Stolz. Das Mädchen
lachte. „Weißt du wo es hingeht?“, fragte sie und verlor damit ein Teil ihrer Angst.
Sie begann ihn gründlich zu putzen, was er eigentlich noch nie besonders mochte. Heute aber irgendwie doch. Er schloss die Augen und genoss es. „Ich wusste es“, erklang ihre erfreute Stimme vor ihm. Seine Ohren drehten sich nach vorn. Erst dann öffnete er wieder seine Augen.
„Es geht nach Hause, Esel. Dort wo du hingehörst. Meine Mutter wird sich freuen dich wiederzusehen.“ Esel beschloss den Kopf schief zu heben. Das hatte ihm früher oft Leckerlis eingebracht. Sie löste sich allerdings von ihm ab und besorgte eine Pferdedecke.
„Der Weg ist weit. Ich hoffe, du bist fit“, sagte sie beim Anbringen des Führstricks. „Können wir?“ Warum fragte sie das eigentlich? Esel drängte an die Tür heran.
Etwas verwundert stellte er fest, dass es nicht zu den Koppeln ging. Dennoch folgte er ihr mit großer Freude durch den Schnee. Abseits der großen Anlage blieb er dann plötzlich stur stehen.
„Komm schon. Wir werden den halben Tag brauchen.“ Esel zog sie zurück und scharte wie wild unter seiner Decke am Fell herum. „Ist was an deiner Decke? Lass mal sehen.“
Kaum hob sie die Decke etwas, ging Esel wieder voran. „Warte, deine Decke.“ Immer wieder wich er dem Versuch aus, sich die Decke überlegen zu lassen. „Okay, dann nehme ich sie, wenn du nicht willst.“ Somit kleidete sie sich in die warme Pferdedecke ein. Ihr war offenbar sehr kalt gewesen. Was das Pony betraf, so schien dieser sich zu freuen.
Er nahm an Tempo zu und irgendwie gewann er auch die Führung bei diesem vermeintlichen Spaziergang. So zum Beispiel drängte er sie in eine Abzweigung, obwohl sie hatte geradeaus laufen wollen.
„Esel jetzt sei doch nicht so stur“, jammerte sie aber er begann nur seelenruhig unter dem Schnee zu grasen. „Ach so du hast Hunger. Warte, ich hab doch vorgesorgt.“ Sie legte die Decke zu Boden und nahm ihren großen Rucksack ab. In diesem befand sich ein ganzes Bündel Heu, ein Apfel, eine Karotte und zwei Wasserflaschen.
„Bitte sehr“, empfing sie ihr Pony feierlich am Heu-auf-Pferdedecke-Mahl. Anstandslos knabberte Esel sein Heu weg. Das Mädchen rieb solange ihre Hände im Fell warm. Kurz bevor Esel fertig war, wand sie sich zum Trinken ab.
Während sie trank wurde ihr klar, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. „Ich hab ja gar keine Tränke für dich. Wie sollst du denn trinken, Esel?“ Er starrte sie an während sie den Rucksack und die Umgebung absuchte.
Was sie nicht gleich bemerkte war, dass Esel ihr mit der Flasche im Maul zu folgen begann. Nachdem sie es bemerkte musste sie lachen. „Lass es uns so probieren“, meinte sie und leerte ihm langsam etwas Wasser ins Maul. Esel verstand diese Methode sofort. Es sah nur urkomisch aus.
Frisch versorgt drängte er zum Gehen. So ganz uneigennützig tat er das wohl doch nicht. Im Vorbeilaufen konnte sich das Mädchen gerade noch so die Decke schnappen. Ihr Pony kannte kein Halten mehr.
Im Trab ging es bis zum Zielort. Erst dort stoppte er abrupt. Keuchend blieb das Mädchen neben ihm stehen. Schuldbewusst wandte sich Esel zu ihr. Er beobachtete sie eine Weile. Dann ging er noch etwas näher und rieb sanft seinen Kopf an ihr.
„Du liebst es noch immer durch den Schnee zu rennen.“ In einer nickenden Bewegung riss er den Kopf hoch, um dann wieder in ihren Armen zu versinken. „Du Clown!“ Sie kam seiner Streichelbitte nach und genoss es selbst durch das weiche warme Fell zu fahren.
„Herzlich willkommen Zuhause, Esel. Mama wird sich so sehr freuen aber psst, du bist Mamas Weihnachtsgeschenk.“ Sie brachte ihn vergnügt in einen Unterstand auf einer weitläufigen Koppel auf der bereits andere Ponys standen. Esel schien sich wohl zu fühlen. Zumindest begann er schon vom Heu zu fressen. Das Mädchen verschwand derweil im Haus.
Als sie am Abend wieder kam, war ihre Mutter bei ihr. „Es ist doch hoffentlich nicht so groß, dass es nicht zur Tür hereinpasst?“, scherzte sie. „Och ich hätte es schon auch reinbringen können“, erwiderte sie bemüht nichts zu verraten vor Aufregung.
Sie stellte ihre Mutter mitten auf die Koppel. Was um die Mutter herum war, sah sich aufgrund ihrer verbundenen Augen nicht. „Sind wir da? Ich habe keinen blasen Schimmer wo wir sind.“
Ihre Tochter wurde von einem anrennenden Schlammwesen abgelenkt. „Esel!“, zischte sie verärgert. „Esel?“ Sofort riss sie sich die Augenbinde vom Kopf. „Esel! Du bist es ja wirklich.“ Wieder riss er bestätigen seinen Kopf in die Höhe und nickte dabei.
Das war jene Frau, die ihn mit der Flasche großgezogen hatte und das Mädchen neben ihr, ja, das war ihre Tochter, die mithilfe seiner stützenden Nase das Laufen gelernt hatte.
Er war doch ein guter, der Esel. Nicht wahr? Jetzt war das Pony namens Esel nach Jahren wieder Zuhause.
Spuren im Schnee (Weihnachtsgeschichte 2017)
Gebannt schaute der kleine Tim aus dem Fenster. In zwei Tagen stand Weihnachten vor der Tür aber es lag kein bisschen Schnee. Er hatte sich doch aber Schnee gewünscht. Wo blieb er bloß?
Enttäuscht nahm er auf dem Stuhl Platz, auf dem er gestanden hatte. Vor ihm lag ein halb beschriebenes Blatt. Ihre Tradition hielt vor, dass gesungen und gelesen wurde. Papa hatte ihm das Gedicht aufgetragen weil er nicht singen wollte. Toll, er mochte auch keine Gedichte. Er las es dennoch aber nur weil ihm langweilig war.
Als die Zeit fürs Bett reif war, sahen seine funkelnden Äuglein, die ersten Flocken vom Himmel fallen. Doch die bösen Eltern verbannten ihn ins Bett. Es sei schon zu spät, hatten sie ihm gesagt aber was wen der Schnee morgen wieder weg war.
Als es ruhig im Haus wurde, zog er sich Stiefel und seine Winterjacke an. Wow, war sein erster Gedanke über den liegengebliebenen Schnee. Bis über die Knöchel versank er in dem glitzernden Weiß. Er spielte und tobte, bis am Himmel die Sonne wieder aufging.
Dann der Schreck. Wo war das Haus? Er hatte sich verlaufen. Seine Fußspuren waren verdeckt von neuem Schnee. Die Einzigen, die er wiederfand, waren die eines Rehs.
Er folgte ihnen bis in einen Wald hinein. Eiskalt war es ihm mittlerweile. Seine nasse Kleidung schien wie gefroren, die körperliche Kraft am Ende. Müde setzte er sich an einen Baum und schlief ein.
Auf einmal legte sich etwas Wärmendes um ihn herum. Es war ein großer langhaariger Hund, der ihn wieder wach leckte.
Als er wieder bei Kräften war, stand der mächtige Hund auf. Er ging nicht fort, als würde er auf ihn warten. Jeden Schritt den Tim machte, ging der fremde Hund mit. Musste er ruhen, hüllte er ihn mit seiner Wärme ein. Fast so als verstand er ihn.
Nach langer Reise hörten sie ein weihnachtliches Trompetenspiel. Sein Vater, was für ein Glück. Er rannte los, ins Haus hinein und wurde sofort in die Arme genommen. Tränen der Freude liefen. Als sie sich wieder zum Hund wandten, war nichts mehr, außer seine Spuren im Schnee zu sehen.
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GreenQuill • Am 20.06.2019 um 14:44 Uhr • Mit 1. Kapitel verknüpft | |||
Hallo! Das ist aber eine rührige, kleine Geschichte. Inhaltlich gefällt sie mir bis auf den Anfang sehr gut. Leider macht die Formatierung die Freude schnell kaputt. Ehrlich, du musst dringend Absätze einbauen. So eine Wall of Text macht das Lesen extrem schwer und ich war schon gewillt, allein deswegen abzubrechen. Leider sind da auch so einige Rechtschreib- und Grammatikfehler drin. Die Idee, dass ein Pony Esel heißt, das aufgeregte Flüstern und dass sich Esel nicht so eselig anstellen soll, waren sehr schön und ich denke, wenn du am Format arbeitest, kann daraus eine schöne, kleine Geschichte werden. Grüße, Augurey Mehr anzeigen | ||||
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