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Kapitel: | 10 | |
Sätze: | 2.131 | |
Wörter: | 38.576 | |
Zeichen: | 236.869 |
Yo, Servus und Hallo an alle die hier her gefunden haben. Dies hier ist ursprünglich mal als ein Testprojekt für ein neues System für Actionszenen gestartet und dann irgendwie etwas zu einer kompletten Sidestory zur eigentlichen (noch nicht existierenden) Hauptstory eskaliert. Es ist daher vor allem Action- und Erklärungslastig und enthält leider auch als Teil seines Worldbuildings und seiner Geschichte am Anfang nur recht wenige Dialoge. Das sollte sich aber bessern, wenn man weiter kommt. ^^´ Ansonsten ist es eben eine kurze Sidestory (Ja, mit 21 Kapiteln und bald 90.000 Wörtern "kurz" XD) zu einem Nebencharakter aus dem geplanten Hauptprojekt um mal zu sehen wie das Ganze insgesamt so ankommt. Falls ihr da Interesse an dem Hauptprojekt hättet, schreibt es doch einfach in die Kommentare. ;) Wenn nicht, ist es ja zumindest kürzer als der Rest, den ich so hier auf der Seite zum Lesen ausstehen hab, also von daher hat dann wohl keiner von uns allzuviel Zeit verloren und ich weiß dann wenigstens bescheid. ^^´
Das grundlegende Szenario dürfte Mecha-Fans tatsächlich ein wenig an bereits Bekanntes wie Mech Warrior, Titanfall, Armored Core, Steel Lancer Arena International (aka "SLAI"). Steel Batalion oder vielleicht auch Ghost in the Shell und anderes Cyberpunk erinnern. Kenntnis davon hilft hier auch sicherlich bei der optischen Vorstellung (wobei dafür eigentlich ne kurze Google-Suche und ein paar Videos auf Youtube schauen hilft XD) und dem Verständnis der Systeme, der Plan ist aber bereits diesen Testballon hier so zu schreiben, dass die Vorkenntnis nicht nötig ist und sich das Ganze doch ausreichend in diversen Aspekten unterscheidet, dass es am Ende doch irgendwo etwas Eigenes ist, zumindest ist das der Plan. ^^´
Da die Grundrichtung des Ganzen Sci-Fi ist, sollte auch klar sein, dass man sich im entsprechenden Vokabular und mit Technologie generell etwas auskennen sollte, sonst wird man sich zwangsweise ziemlich lost fühlen, wenn man hier liest. Ich werde zwar versuchen das wichtigste zu erklären, aber ich kann nicht dafür garantieren, dass mir das auch immer gelingt. ^^´
Wer sich trotzdem hier rein gewagt hat und mit dem technologischen Vokabular nicht zurecht kommt, der kann mich auch immer noch einfach fragen (Kommentarspalte und/oder PN) und ich gebe Antwort. ;)
Das war´s dann mal wieder mit dem ewig langen Vorwort. Ich hoffe irgendwem wird das Ganze hier in irgendeiner Art und Weise gefallen. Wenn dem so ist, lasst doch einen Kommentar und/oder einen Daumen nach oben oder vielleicht sogar ne Favorisierung da und teilt mir mit ob ihr davon (in dieser Welt) tatsächlich ne komplette Geschichte haben wollen würdet. Bisher wird es ja bestenfalls so ne Art Sidestory von einem der geplanten Charaktäre in der Hauptstory sein. ^^´ Wenn ja würde ich mich auf jeden Fall versuchen durch die ganzen Probleme die es da im Moment noch gibt durch zu kämpfen und etwas abliefern. ;)
Es war also soweit. Der Tag den Sarah so lange erwartet hatte, war nun endlich gekommen. Der Tag an dem sie sich der großen Protectoren-Prüfung unterziehen musste und eventuell endlich die Berechtigung erhalten würde einen echten, realen MODULAR zu bedienen, nicht nur diese simulierten Geräte, in denen sie ihre Ausbildung absolviert hatte. Bei MODULARs handelte es sich um gewaltige Panzerfahrzeuge, die üblicher Weise einen menschenartigen Aufbau hatten. Bereits lange bevor die MODULARs tatsächlich geschaffen wurden gab es in früheren Zeiten einen kleinen Kult um diese Art von Fahrzeug, dass diese auch gerne als Mech oder Mecha bezeichnete. Üblicher Weise hatten alle MODULARs einen Torso und einen Kopf, sowie auch Arme und Beine, wobei die letzten beiden Eigenschaften nicht unbedingt vorhanden sein mussten. Wie der Name MODULAR bereits ausdrücken sollte waren diese Maschinen auch modular aufgebaut und verschiedene Teile konnten durch ein einheitliches System miteinander kombiniert werden. Dabei konnten die Maschinen zwischen 10m und 25m hoch sein, je nachdem um welche Gewichtsklasse und Generation es sich handelte. Ein ebenfalls bedeutendes Detail der MODULARs war ihr Booster-System. Eine Reihe von Triebwerken, die eine schnelle Bewegung in praktisch jede Richtung ermöglichen sollten. Diese schnelle Bewegung, gepaart mit der unglaublich schweren Panzerung und den gewaltigen, sehr starken Waffensystemen, die man an den MODULARs anbringen konnte, machte diese Maschinen allen zu deren ersten Erscheinen bekannten Waffensystemen weit überlegen, was dazu führte, dass diese sich auch sehr schnell verbreitet hatten. Um jedoch zu vermeiden, dass jeder kleine Privatmann bald mit einem MODULAR im Stande wäre die Konzerne anzugreifen wurde letztendlich der Zugang zu ihnen eingeschränkt, ein neuer Beruf, der so genannte "Protector", geschaffen und dessen Ausbildung in die Hände einer neuen Organisation gelegt. Und hier, im Gebäude von dieser Organisation sollte Sarah sich nun einfinden um die letzte Prüfung zu absolvieren und selbst einer dieser Protectoren zu werden. Es wäre eine schwere Lüge gewesen zu behaupten, dass sie nicht schrecklich aufgeregt gewesen wäre. Sie wusste zwar dadurch, dass sie aus einer reinen Protectoren-Familie stammte, alles was man über diese Vehikel wissen musste und hatte im Zuge der Ausbildung bereits eine nicht mehr zählbare Menge an Stunden im Simulator hinter sich, aber dennoch blieb, wie bei jeder Prüfung immer eine gewisse Angst zu scheitern übrig, die man einfach nicht los werden konnte. Nur langsam ging sie auf den gewaltigen Wolkenkratzer zu, der offensichtlich in einem recht freien, nur wenig bebauten Gebiet stand und von einer unglaublich ansprechenden Grünanlage umgeben war. Einem von wenigen Gebieten dieser Art. Um jedoch überhaupt erst dorthin zu kommen musste man von der Hochgeschwindigkeits-Magnetbahn aus noch einige Kilometer zu Fuß durch die Straßen der Stadt gehen. Trotz der Tatsache, dass es mitten am Tag war, waren die Gebäude voller bunter, leuchtender Reklame, deren einziger Sinn es war den Leuten irgendetwas zu verkaufen. Von neuen Haushaltsgeräten, neuen Fahrzeugen und den neuesten synthetischen Nahrungsmitteln, hin zu genetischen und kybernetischen Verbesserungen war dort alles dabei womit ein Konzern im Stande wäre Geld zu verdienen und die Menschen noch stärker an sich zu binden. Aufmerksam sah Sarah sich um während sie weiter ihrem Ziel folgte und begutachtete jede Person, die sie auf den ungewöhnlich vollen Straßen sehen konnte genau. Ungewöhnlich voll deshalb, weil die Menschen das meiste eigentlich längst in virtuellen Raum erledigten und sich wesentlich weniger draußen zeigten. Selbst das persönliche Erscheinen bei einer Prüfung war äußerst ungewöhnlich. Diejenigen die es dennoch taten, mussten immer mit Überfällen oder anderer Kriminalität rechnen. Der Konzern, dem dieses Gebiet gehörte, kümmerte sich nicht darum. Jeder war hier letztendlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich. Und ganz besonders Sarah, mit ihren 1,68m, ihren langen schwarzen Haaren und ihrem schmalen aber gut trainierten Körperbau, sowie ihrer offensichtlich besseren Kleidung stach sehr aus der Masse der Leute heraus. Aber sie sollte Glück haben und ohne weitere Zwischenfälle an ihrem Ziel ankommen. Oder wäre es eher so gewesen, dass der andere Glück hatte? Protectoren waren nämlich auch im direkten Kampf sehr fähig und sicherlich im Stande einen einfachen Angreifer abzuwehren. Es war ein Teil ihrer Ausbildung. Dennoch war Sarah froh gewesen, dass sie diese Fähigkeit nicht hatte anwenden müssen. Sie hatte ohnehin andere Probleme als sie dort vor dem gewaltigen Gebäude stand. Noch sehr selten hatte Sarah ihren eigenen Herzschlag fühlen können und dieses Mal kam so ein eigenartiges Gefühl in der Bauchgegend mit dazu. Klassische Anzeichen für Angstzustände. Was wenn sie diese Prüfung nicht bestehen würde? Wie sollte sie das dann ihrer Familie beibringen, die praktisch nur aus Protectoren bestand? Wie würde diese dann reagieren? Würde man sie dann verstoßen? Auf einmal fiel ihr auf, dass sich ihre Gedanken unkontrolliert im Kreis drehten und dass ihr das in keiner Weise weiter helfen sollte. Somit entschied sie sich einmal tief durch zu atmen und dann einfach einzutreten, egal was es für sie am Ende bedeuten würde.
Ein bereits gewaltiger Empfangsbereich offenbarte sich Sarah als sie durch die automatischen Türen des Gebäudes trat. Direkt vor ihr sollten sich Absperrungen mit gewaltigen Kraftfeldern befinden, welche ein Eindringen in das Gebäude ohne Genehmigung unmöglich machen sollten. Bewaffnete Sicherheitsroboter standen außerdem in einem Abstand von ungefähr einem Meter voneinander und waren offensichtlich bereit jederzeit einzugreifen, sollte jemand sich nicht an die vorgegebenen Prozesse halten. Diese waren an sich vollständig automatisiert, so dass Sarah lediglich an eines der Terminals treten und sich von der Laserabtastung dort identifizieren lassen musste.
„Nennen sie ihr Anliegen, Sarah Johnson“, sprach sie eine verzerrte Stimme aus dem Automaten an.
„Protectoren-Prüfung“, antwortete Sarah.
„Zugang gewährt. Bitte melden sie sich umgehend im Raum 45“, kommentierte der Automat nun und das Kraftfeld schaltete sich ab. Gleichzeitig trat der Sicherheitsroboter, der Sarah gerade noch im Weg gestanden hatte zur Seite. Noch etwas unsicher und die schwer bewaffnete Maschine immer im Blick behaltend ging Sarah vorbei und trat durch die Absperrung. Direkt nach ihrem Eintreten baute sich das Kraftfeld wieder auf und der Roboter platzierte sich wieder davor. Nun war Sarahs Weg frei, wenngleich das Gebäude ein einziges Labyrinth war, wenn man sich nicht auskannte. Schnell suchte Sarah einen der Bildschirme in der Nähe auf, die einen Gebäudeplan zeigten. Dieser zeigte ihr dass sie auf eine andere Ebene musste um zu Raum 45 zu gelangen. Nach einer verglichen kurzen Suche fand Sarah den Raum wie man es von ihr verlangt hatte. Aber die Größe der Tür verwirrte sie ein weiteres Mal. Diese deutete nicht auf einen kleinen Raum hin, so wie sie es erwarten würde, sondern auf einen größeren, der viele Menschen fassen könnte. Das alles gefiel ihr überhaupt nicht. Dennoch nahm sie sich zusammen und trat auch hier durch die selbstöffnende Tür, nur um ihre Vermutung direkt bestätigt zu bekommen. Eine nicht mehr fassbare Menge an Personen hatte sich hier in dem Raum eingefunden. Es mussten hunderte sein, vielleicht sogar tausende. Dem optischen Alter dieser Leute nach zu urteilen, waren dies alles andere Anwärter, die ebenfalls ihre Protectoren-Prüfung absolvieren wollten. Wobei das schwierig zu beurteilen war in der heutigen Welt, in der es in den obersten Klassen der Gesellschaft Menschen gab, die durch genetische Verbesserungen und optische Chirurgie selbst mit 50 oder 60 noch aussehen konnten als wären sie gerade 20 geworden. Direkt vor der Menge befand sich außerdem eine Bühne mit einem Rednerpult und im oberen Bereich der gewaltigen Halle sollte sich etwas befinden, dass Sarah verdächtig an eine weitere Ebene erinnerte. Vielleicht so etwas wie ein Zuschauerbereich, aber dort wo sich normalerweise Fenster befinden mussten, waren hier Einwegspiegel angebracht. Wer auch immer sich dort befand wollte offensichtlich nicht gesehen oder erkannt werden. Sarah begann sich weiter unter den Anwärtern umzusehen und kämpfte sich dabei langsam durch die Menge. Auf einmal sollte ihr eine andere Anwärterin auffallen, die mit verschränkten Armen alleine mit dem Rücken an der Hallenwand lehnte. Sie war mit 1,75m größer als Sarah es war und ihre blonden Haare waren so unglaublich lang, dass Sarah fast hätte neidisch werden können. Wie alle anderen Anwesenden im Raum war auch diese Anwärterin ziemlich gut trainiert und körperlich in bester Form.
„Hey Natalia. Du stehst ja schon wieder alleine in der Ecke rum“, sprach Sarah sie an.
„Ich bin nur hier für die Prüfung, nicht um sinnlose Gespräche zu führen oder Freundschaften zu schließen, die direkt danach wieder wertlos werden“, antwortete die als Natalia angesprochene Person mit einer ruhigen und recht tiefen Frauenstimme.
„Was genau meinst du?“
„Dir scheint nicht klar zu sein, dass Freundschaften unter Protectoren generell wertlos sind. Wenn es der Auftrag verlangt werden wir uns genauso auf dem Schlachtfeld bekämpfen wie alle anderen auch. Geld zählt eben heute mehr als der Mensch.“
„Du weißt dass ich das persönlich nehme oder?“
„Ist mir egal wie du das nimmst. Ich sage nichts weiter als die Wahrheit.“
„Bist du denn schon aufgeregt wegen der Prüfung?“
„Ich? Nein. Ich kann hier praktisch gar nicht durchfallen. Wieso fragst du? Bist du es denn?“
„Naja schon ein wenig. Ich meine, wie du auch stamme ich zwar auch aus einer Familie von Protectoren und kenne MODULARs seit ich ganz klein war, aber ich bin kein Wundertalent, so wie du. Was ist wenn ich versage?“
„Das wirst du nicht.“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es eben einfach.“
„Mal wieder typisch für dich, Natalia“, antwortete Sarah und begann zu lachen, wobei Natalia sie lediglich verwirrt ansah, da sie sich nicht sicher war welchen Witz sie gerade gemacht hatte. „Was meinst du wie lange sie uns noch warten lassen?“, fragte Sarah dann nach einer Weile.
„Du hast Recht. Sie könnten langsam wirklich mal anfangen“, antwortete Natalia und tatsächlich sollte ein Mann, der wirkte als wäre er gerade über die 30, die Bühne zusammen mit gleich vier Sicherheitsrobotern betreten und sich an das Rednerpult stellen.
„Guten Morgen. Willkommen zur Protectoren-Prüfung. Wie sie alle hier wissen findet diese Prüfung einmal alle drei Jahre statt und wer versagt bekommt keine zweite Chance, genau wie im Dasein als Protector, wo ein Versagen in der Regel mit dem Tod endet. Wie ihnen sicherlich auch schon aufgefallen ist, sind die Umstände der diesmaligen Prüfung jedoch völlig anders. Wir haben hier gleich zwei sehr außergewöhnliche Umstände. Der erste ist das hohe Interesse der Overlords an unseren Anwärtern. Diese haben den mehrfachen Wunsch geäußert ihnen zusehen zu dürfen, was wir ihnen daher ermöglichen wollen. Der zweite Umstand ist es weshalb wir uns auch entschieden haben die Prüfung in einer anderen Form abzuhalten als wir es sonst getan hätten. Wie sie sicherlich wissen, besteht ihre Prüfung in der Regel darin ihren ersten Auftrag der Klasse F oder E selbstständig in einem von uns gestellten Standard-MODULAR durchzuführen. Das wird in diesem Zyklus jedoch nicht in dieser Form stattfinden. Durch die ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl haben wir uns entschieden in diesem Zyklus alle Anwärter paarweise gegeneinander im Simulator antreten zu lassen. Nur einer von ihnen, der Sieger des Kampfes, wird damit ein vollwertiger Protector werden..." Man konnte bereits erste Anwärter protestieren hören, während der Mann unbehelligt davon einfach weiter sprach "...Sowohl die Paare, als auch die Konfiguration und Generation ihres MODULARs, die Kampfzone, sowie die äußeren Umstände werden zufällig bestimmt werden...“
„Was soll diese Scheiße hier?!?!“, schrie nun einer der Anwärter aus der Menge hörbar wütend.
„Genau! Was soll der Dreck? Macht das gefälligst so wie sonst auch!“, fügte ein anderer hinzu.
„Ich werde mir das nicht gefallen lassen! Ihr habt keine Ahnung wer mein Vater ist und mit wem ihr euch da anlegt!“, rief noch einer und mehr und mehr Protestrufe wurden deutlich. Plötzlich bewegten die Sicherheitsroboter ihre Waffen nach oben und feuerten ihre schweren Maschinengewehre einmal in die Decke des Raumes. Von einem Moment auf den anderen war Stille eingetreten.
„Sollte ihnen die gewählte Reglung missfallen, steht es ihnen frei die Tür hinter sich zu verwenden und das Gebäude einfach zu verlassen. Sie sollten sich dabei aber im Klaren sein, dass wir eine Nicht-Teilnahme als durchgefallen werten werden und sie daher auch keine weitere Chance im nächsten Zyklus erhalten werden“, meldete sich nun der Mann am Rednerpult wieder zu Wort. „Und nun kommen wir zur wahrscheinlich wichtigsten Frage, die alle Anwesenden hier jetzt denken müssen. Was genau soll ich jetzt tun? Nun das ist ganz einfach. Sie werden nacheinander mit Namen aufgerufen werden und dann die Hand auf den Scanner der hinter mir aufgebaut wurde legen. Das System wird ihnen eine zufällige Nummer zuteilen. Wenn der Bildschirm dann ihre Nummer anzeigt wird sie einer unserer Sicherheitsroboter in den entsprechenden Simulatorraum begleiten. Sobald das Programm gestartet ist, kämpfen sie und im besten Fall siegen sie. Der Kampf endet dann wenn einer der MODULARs zerstört ist, über keine einsetzbaren Waffensysteme mehr verfügt oder seine maximale Einsatzdauer überschritten hat. Gibt es noch Fragen? Ja bitte, sie da vorne!“
„Wie viel Zeit bleibt uns, uns mit der zufälligen Konfiguration die sie uns stellen vertraut zu machen?“, fragte ein tatsächlich noch sehr jung wirkender Anwärter aus der Menge.
„Nun als Protector müssen sie sich zu jeder Zeit auf verschiedenste Gefechtssituationen einstellen können. Ihre Anpassungsfähigkeit entscheidet über ihr Überleben oder ihren Tod. Und um ihre Frage zu beantworten: So viel Zeit wie ihr Gegner ihnen lässt“, antwortete der Mann hinter dem Rednerpult. „Das scheinen alle Fragen gewesen zu sein. In diesem Falle wünsche ich ihnen allen viel Erfolg. Mögen die Besten unter ihnen gewinnen und in unsere Reihen aufgenommen werden“, sprach er nun abschließend und verließ die Bühne schnell in Begleitung seiner vier Sicherheitsroboter wieder. Stattdessen betraten nun acht weitere Sicherheitsroboter die Bühne und an jeden Eingang platzierten sich jeweils zwei weitere dieser Roboter. Die Maschinen auf der Bühne begannen nun mit ihren verzerrten Stimmen nach und nach Leute mit Namen aufzurufen und wie es der Mann zuvor gesagt hatte wurden ihnen Nummern zugeteilt.
„Was hältst du von der Aktion hier, Natalia?“, fragte Sarah als sie sich beide wieder in ihrer Ecke eingefunden hatten, nachdem sie ihre Nummer zugeteilt bekommen hatten.
„Hmpf... Sie haben es mir gerade noch eine gute Ecke einfacher gemacht. Als ob hier auch nur ein einziger im Raum wäre, der es mit mir aufnehmen könnte“, antwortete Natalia ruhig und wirkte auf eine gewisse Art und Weise überlegen.
„Was ist mit dem da?“, fragte Sarah und deutete auf einen jungen Mann von 1,85m mit kurzen braunen Haaren, der das ganze Geschehen seit einer Weile schon einfach hinnahm und ähnlich wie Natalia mit verschränkten Armen da stand.
„Brandon Matsuoka meinst du?“, harkte Natalia nochmal nach.
„Ja, er soll hier einer der Besten im Zyklus sein, zumindest was seine theoretischen Bewertungen angeht und sein Simulator-Score soll auch echt nicht schlecht sein“, antwortete Sarah. „Ich möchte den auf jeden Fall nicht als meinen Gegner haben. Der würde mich ohne Probleme in Einzelteile zerlegen... Naja... Und dich will ich auch nicht als Gegner in dieser Prüfung haben oder James dort hinten... Oder generell irgendwen...“, fügte sie noch schnell hinzu.
„Fang dich mal wieder, du redest wirres Zeug. Wie immer wenn du aufgeregt bist“, unterbrach Natalia sie schnell.
„Welche Nummer hast du denn eigentlich bekommen?“, fragte nun Sarah schrecklich ängstlich.
„Die 77.“
„OK, ich hab die 155.“
„Dann kämpfen wir beide schon einmal nicht gegeneinander.“
„Wie kommst du drauf?“
„Ich nehme an, dass die Zuteilung genau nach Reihenfolge vorgenommen wird. Das würde bedeuten die 1 kämpft gegen die 2 und dann würde es auch bedeuten, dass die 77 gegen die 78 kämpft und dein Gegner die Nummer 156 sein wird. Das ist zumindest wie sie bisher aufgerufen wurden.“
„Puh, gottseidank. Ich hatte schon Angst...“, antwortete Sarah und wirkte äußerst erleichtert.
„Nummer 77, Natalia Kelsey und Nummer 78, Timothy Baglio“, meldete sich nun unerwartet einer der Roboter an den Eingängen.
„Ich muss los. Ich lass dir irgendwie zukommen wie´s ausgegangen ist, wenn ich die Möglichkeit dazu noch bekommen sollte“, verabschiedete sich Natalia von Sarah und ging in Richtung der Maschine, die sie aufgerufen hatte. Gleichzeitig kämpfte sich der Junge, der zuvor die Frage gestellt hatte zum Roboter durch und wurde offensichtlich gleich viel nervöser als er sah wer genau sein Gegner sein würde. Natalia hatte eben einen Ruf als Wunderkind und Naturtalent und ihre Simulator-Scores, welche bereits jetzt schon auf Level eines C-Rang Protectors lagen, sprachen dabei völlig für sich. Lediglich ihre theoretischen Bewertungen waren ziemlich unterdurchschnittlich, aber letzten Endes zählte im Gefecht die Praxis, nicht die Theorie. Der arme Kerl, der gegen sie antreten musste, konnte einem richtig leidtun. Zumindest tat er Sarah schon mal leid und Natalia würde sich wahrscheinlich am Ende des Kampfes beschweren, dass ihr die ganze Sache viel zu einfach war. Beim Gedanken daran konnte Sarah sich ein kurzes leises Kichern nicht verkneifen.
„Nummer 153, Brandon Matsuoka und Nummer 154 Mathew Goodman“, meldete sich einer der Roboter nun und Sarah atmete einmal tief durch. Ein weiterer Feind, den sie nicht bekämpfen wollte war damit aus dem Rennen für sie genommen worden, ein weiterer Fels umfahren. Allerdings war völlig klar, dass sie als nächste an der Reihe wäre.
„Nummer 155, Sarah Johnson...“, meldete sich nun der Roboter erwartungsgemäß. Allerdings bei der Wahl ihres Gegners hielt Sarah nun den Atem an. Zwei der gefährlichsten waren zwar als Möglichkeiten außen vor, aber das Teilnehmerfeld bestand aus mehr als genügend Wunderpiloten, von denen jeder einen besonders mächtigen Protector abgeben würde. Gleich wäre es soweit und sie würde den Namen ihres Gegners für die Prüfung erfahren. „...und Nummer 156, Zenon Rush“, rief der Roboter nun als Namen auf und schockierte Sarah vollkommen. Ihr Gegner sollte Zenon Rush werden? Der Zenon Rush? Derjenige, der möglicherweise der einzige gewesen wäre, der Natalia hätte besiegen können? Derjenige der die höchsten theoretischen Bewertungen dieses Zyklus hatte und im Simulator lediglich von Natalia übertroffen wurde? In Sarah machte sich das drückende Bedürfnis breit das Gebäude so schnell sie konnte durch die nächste Tür zu verlassen. Der Kampf würde keine ganze Minute dauern, dann würde Zenon mit ihr den Boden aufwischen, dessen war sie sich völlig sicher. Sie hatte gar keine Chance... Nicht gegen diesen Gegner. Moment... Vielleicht hätte sie ja bei der Verteilung des Equipments Glück und ihr Gegner würde einen MODULAR der ersten Generation zugeteilt bekommen und sie vielleicht einen der fünften Generation aufwärts. Das wäre dann zwar längst kein sicherer Sieg für Sarah, aber es würde die Chancen zumindest minimal ausgleichen.
„Nummer 155, Sarah Johnson! Bitte erscheinen sie, sonst wird ihre Prüfung als Durchgefallen bewertet“, meldete sich der Roboter noch einmal. Und auch wenn Sarah überhaupt keine Chance mehr sah, dass die ganze Sache gut für sie ausgehen könnte, so bewegte sie sich dennoch zu dem Roboter.
„Sarah Johnson?“, fragte dieser automatisch als sie vor ihm erschien.
„Die bin ich“, antwortete sie der Maschine niedergeschlagen.
„Bitte folgen sie mir“, kommentierte der Roboter nun und setzte sich in Bewegung durch die Tür.
Der Weg zu den Simulator-Räumen fühlte sich so unendlich lang an. Viel länger als der Weg in die Halle oder überhaupt zum Gebäude. Dabei war es in Wahrheit der kürzeste Weg, den Sarah heute auf sich genommen hatte. Aber das war wahrscheinlich normal, wenn der Traum den man hatte, kurz bevor stand zu sterben. Ihr Herz fühlte sich an als hätte man es durch einen Stein ersetzt und ihr Puls war so hoch, dass sie ihn fühlen konnte. Wieso hatte es von allen möglichen Gegnern auch unbedingt Zenon Rush sein müssen? Ausgerechnet der, gegen den sie überhaupt nicht die geringste Chance hatte. Zum ersten Mal seit sie davon wusste wagte sie nun einen kurzen Blick auf ihren Gegner zu werfen. Er war bestimmt 1,90m groß und dazu noch ziemlich breit gebaut und mit größeren Muskelpaketen versehen als die meisten anderen Anwärter. Seine Haare waren ungefähr schulterlang, glatt und hellbraun. Und als wäre der Kerl nicht auch so schon attraktiv genug gewesen, hatte er nun auch noch große, dunkelblaue Augen in denen man sich verlieren konnte wenn man nicht aufpasste. Sarah sah jedoch nur kurz hin und dann wieder deprimiert auf den Boden zurück. Naja, zumindest war der Typ, der ihren Traum zerstören würde heiß. Wenigstens ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit.
„Hey, Schätzchen. Du wirst zwar gleich verlieren, aber immerhin wirst du gegen den besten in diesem Zyklus verlieren. Kein Grund deprimiert zu sein, Süße“, sprach Zenon sie auf einmal an und Sarah wäre am liebsten direkt explodiert, so wütend machten sie diese Worte. Und hatte der Kerl sie gerade tatsächlich mit „Schätzchen“ und „Süße“ angesprochen?
„Na, du scheinst dich ja für ganz besonders toll zu halten…“, antwortete sie ihm und war sich dabei nicht sicher ob sie ihre Wut ausreichend unterdrückt hatte, so dass Zenon das hätte mitbekommen können.
„…Was daran liegt, dass ich ganz besonders toll bin. Ich bin Zenon Rush, Sohn des großen Zarkov Rush und jeder Anwärter weiß, dass es keiner in einem Duell mit mir aufnehmen kann“, antwortete Zenon selbstsicher.
„Na das werden wir sicher gleich noch sehen“, kommentierte Sarah und Zenon begann zu lachen.
„Ja genau. Versuch es ruhig“, sagte er dann und Sarah war nun mittlerweile so wütend, dass sie sich nicht sicher war ob sie nicht schon den Zustand der Weißglut erreicht hätte.
„Sarah Johnson. Bitte betreten sie diesen Raum. Zenon Rush, bitte folgen sie mir weiter“, unterbrach der Roboter die beiden nun gerade rechtzeitig bevor Sarah einen Mordversuch an Zenon gestartet hätte. Sie atmete einmal tief durch bevor sie ihn dann einfach ignorierte und wie aufgefordert in den Raum eintrat. Egal welchen Attraktivitätsfaktor dieser Kerl gerade noch gehabt hatte, er hatte ihn gerade mit einem Schlag verspielt. Noch niemals zuvor war Sarah ein dermaßen arroganter, anmaßender Typ begegnet wie dieser und selbst wenn sie ihm weit unterlegen wäre und diesen Kampf verlieren würde, einfach würde sie es ihm sicherlich nicht machen. Das hier würde die härteste Schlacht werden, die dieser Zenon jemals geführt hätte, das schwor Sarah sich selbst. Nun galt es aber zuerst einmal heraus zu finden welche MODULAR-Konfiguration sie zugeteilt bekommen hatte und wie die Kampfzone beschaffen wäre. Dazu ging sie weiter in den recht dunklen Raum in dessen Mitte sich ein Ei-Förmiges Objekt befinden sollte. Dabei handelte es sich offensichtlich um den Simulator, der wahrscheinlich das Cockpit eines MODULARs imitieren würde. Geübt, wie eine Person die das schon unzählbar oft gemacht hatte, quetschte Sarah sich durch die vergleichsweise kleine Öffnung an der Vorderseite des Gebildes und nahm dann auf dem Sitz Platz. Alles war sehr eng, selbst für sie, und Sarah kam nicht umhin sich zu fragen wie sich ein Typ wie dieser Zenon da überhaupt reinquetschen könnte. Wie in einem echten MODULAR auch bildete die vordere Wand einen gebogenen 180 Grad Bildschirm, der wahrscheinlich ihre Sicht nach draußen sein würde. An ihren Armlehnen waren außerdem zwei klassische Joysticks angebracht. Offensichtlich würde sie noch keine Gedankensteuerung verwenden, was die MODULAR-Generationen 8, 9 und 10 schon mal aus schloss. Auf der anderen Seite befanden sich keine Fußpedale für die Beinsteuerung im unteren Bereich, was auch die Generationen 1, 2, 3 und 4 so ziemlich aus schloss. Die ihr zugeteilte Konfiguration musste sich also in den Generationen 5, 6 oder 7 bewegen, in denen der rechte Joystick die Bewegung der Maschine kontrollierte und der Linke die Ausrichtung. Balance halten, sowie die Steuerung der Arme und Finger, falls vorhanden und viele andere Dinge dieser Art sollte das On-Board-Computer-System daher automatisch übernehmen. Das letzte was Sarah helfen sollte die Generation ihres virtuellen MODULARs zu bestimmen wäre das Booster-System. Während die 5te Generation da üblicher Weise nur einen Hauptbooster verwendete, nutzten die 6te und 7te Generation zusätzlich das so genannte Dash-System, bei dem kurze, schnelle Stöße nach beiden Seiten und nach vorne oder hinten möglich waren um schnelle, plötzliche Bewegungen zu ermöglichen und einem fast sicheren Treffer noch ausweichen zu können. Üblicherweise wurden die normalen Booster mit drucksensiblen Triggern am hinteren Teil des rechten Joysticks bedient, so dass die Stärke schnell regulierbar war. Die Dash-Systeme mit einer einfachen Taste am linken Joystick und je nachdem in welche Richtung der rechte Stick gerade geneigt wurde, in diese Richtung wurde auch der Stoß ausgeführt. Wie erwartet konnte Sarah die Booster-Kontrolle an der Rückseite des rechten Sticks ertasten. Am linken Stick fand sie jedoch nicht den erhofften Auslöser für das Dash-System. Damit war klar, dass man ihr einen MODULAR aus der 5ten Generation zugeteilt hatte. Das war zumindest besser als ihre Befürchtungen, aber leider auch wesentlich schlechter als in ihren Hoffnungen. Zumindest konnte sie damit arbeiten. Mit einem Tastendruck schloss sie den Eingang in den Simulator und direkt fuhr sich der nun vollständige Bildschirm hoch und zählte einen Countdown von 9 an herunter. Nicht mehr lange und die Prüfung würde beginnen. Und auch wenn sie wahrscheinlich nicht die geringste Chance hatte, sie würde ihr Bestes geben. Besonders jetzt nachdem ihr Gegner sie so richtig wütend gemacht hatte würde sie nicht einfach aufgeben. Dieser Sieg würde sehr schwer zu erringen für Zenon werden, das schwor sie sich selbst.
Es fühlte sich schrecklich schleppend an, während der Countdown runter zählte. Dabei handelte es sich lediglich um 9 Sekunden. Eine Zeit die für Sarah fast unerträglich war. Doch dann war es endlich soweit und der Bildschirm wechselte auf die Ansicht, die das zeigte was Sarah auch sehen würde, wenn sie gerade in einem echten MODULAR sitzen würde. Und tatsächlich sah die Landschaft ziemlich realistisch aus, aber wenn man genau hinsah konnte man trotzdem immer noch erkennen, dass es lediglich eine computergenerierte Grafik war. Es handelte sich dabei um eine Berglandschaft mitten in einem Wald. Wahrscheinlich irgendwo mitten in Nord Amerika oder in Europa. Die Berge waren dabei die einzige Deckung, die sich bot, zumindest bis Sarah irgendwo ein Dorf mit Gebäuden finden könnte. Das Wetter war außerdem in keiner Weise auf fallend. Weder schien die Sonne besonders stark noch war es besonders bewölkt. Von Regen oder anderen Dingen ganz zu schweigen. Auch Wind wehte lediglich ein recht geringer. Nun galt es jedoch erst einmal zu klären welche MODULAR-Konfiguration man ihr genau zugewiesen hatte. Dass es sich um einen aus der 5ten Generation handelte, hatte sie bereits an Hand des Simulators herausgefunden. Nun galt es zu klären ob es sich um einen schweren oder einen leichten MODULAR handelte, welche Bauteile genau verwendet worden waren und über welche Waffensysteme sie genau verfügte. Schnell sah sie durch die Anzeigen, die sie hatte und erkannte, dass ihr MODULAR offensichtlich mit einem Granatenwerfer an der linken Schulter, einem mittleren Raketen-Werfer an der rechten Schulter, sowie einem normalen Gewehr in der rechten Hand und einer mittleren Energie-Klinge am linken Arm ausgerüstet war. Hinzu kam ein leichter Laser als interne Torso-Waffe. Eine relativ ausgewogene Ausstattung. Von dem her was Sarah außerdem erkennen konnte, handelte es sich scheinbar auch um einen zweibeinigen MODULAR aus der mittleren Gewichtsklasse. Eine brauchbare Ausgangsbasis für einen guten Kampf. Aber nun galt es dringend für den Anfang ihren Gegner als erstes zu finden. Was der wohl für eine Konfiguration erhalten hatte? Hoffentlich nichts aus einer höheren Generation, dachte Sarah sich, während sie begann ihren eigenen MODULAR in Bewegung zu setzen und direkt auf einen Berg direkt vor sich zusteuerte. Langsam aber sicher setzte die Maschine einen Fuß vor den anderen, so wie die Automatik es üblicherweise tat. Dabei simulierte das Gerät in dem sie sich befand sehr genau die Erschütterungen, die bei den Schritten des gewaltigen Vehikels auf das Innere wirkten und wahrscheinlich würden auch die G-Kräfte beim Einsatz eines Boosters und die Erschütterungen bei einem Treffer durch Waffensysteme genau simuliert werden. Sarah wusste, dass das was sie vor hatte riskant wäre. Einfach auf einen Berg zu steigen, ermöglichte ihr zwar einen guten Überblick über das Gebiet, aber würde es Zenon auch direkt ermöglichen sie dort zu sehen und mit Langstrecken-Waffen unter Feuer zu nehmen. Aber für den Moment war dies ihre beste Idee, wie sie schnell zu der Übersicht kommen konnte, die sie für diese Art von Gefecht brauchte. Es gab fast keinen anderen Weg. Und wenn sie unterwegs eine bessere Idee hätte, könnte sie immer noch abbrechen und dieser Idee nachgehen. Plötzlich fegte ein unglaublich schnelles Projektil vorne von links nach rechts an ihrem Blickfeld vorbei und krachte in den Berg der sich rechts von ihr befand. Eine nicht zu unterschätzende Explosion riss den gesamten oberen Teil ab und verteilte ihn stückweise in der näheren Umgebung. Ein plötzliches Gefühl der Panik schien Sarah den Oberkörper zusammen zu ziehen. So viel also zu „den Gegner als erstes finden“. Offensichtlich hatte er sie bereits gefunden und außerhalb der Reichweite ihres Radars oder anderer Früherkennungssysteme angegriffen. Und war das gerade eine Railgun gewesen? Glücklicherweise war Sarah ohne Einsatz des Boosters auf den Berg zugesteuert. Das verwirrte die automatische Zielvorrichtung meist ein wenig und sie brauchte Zeit um sich anzupassen obwohl das Display in einem solchen Fall bereits Feuerfreigabe erteilte. Zenon war eindeutig keiner von der besonders geduldigen Sorte, denn er schien so lange nicht mehr abgewartet zu haben. Hätte er es getan, wäre der Kampf möglicherweise schon vorbei gewesen. Schnell nutzte Sarah nun tatsächlich ihre Booster und steuerte den MODULAR mit hoher Geschwindigkeit in Richtung einer Deckung, wobei sie ein roter Laserstrahl verfehlte und sich anschließend sechs Explosionen genau auf der Strecke die sie genommen hatte ereigneten, offensichtlich von Raketeneinschlägen stammend. `Schneller, verdammt nochmal´, dachte Sarah sich, während ein weiterer roter Laserstrahl sie verfehlte. Ihre Booster-Energie war fast aufgebraucht und die Deckung fast noch nicht näher gekommen und noch dazu hatte sie den Gegner noch nicht einmal gesehen. Schnell entschied Sarah den Booster abzuschalten und ihren MODULAR in die Richtung zu drehen aus welcher der Angriff gekommen war, aber dort schien nichts zu sein. Nichts außer zwei Bergen und einer Menge Wald. Eine optimale Deckung für weitere Angriffe aus dem Hinterhalt. Egal welchen MODULAR ihr Gegner zugewiesen bekommen hatte, ihre Chancen waren durch diesen Gelände-Nachteil gerade massiv gesunken.
Eine ganze Weile schien nun nichts zu passieren. Scheinbar hatte Sarah die richtige Richtung angenommen. Ein Blick auf ihr Radar verriet das ebenfalls, denn der Feind wurde genau dort angezeigt wo sie es vermutete. Er bewegte sich momentan nicht. Das deutete darauf hin, dass er den Schutz seiner Deckung für den Moment nicht verlassen wollte. Möglicherweise deswegen, weil er einen schweren langsamen MODULAR erhalten hatte und damit nicht so einfach ausweichen konnte, wenn Sarah ihn unter Feuer nehmen würde. Aber leider gab es nur einen Weg das genau heraus zu finden und der war riskant. Sarah hatte jedoch keine andere Wahl und aktivierte den mittlerweile wieder voll aufgeladenen Booster um sich mit diesem in die Luft zu erheben. Dies gelang ihr unerwartet schnell und sie konnte den MODULAR ihres Gegners hinter dem linken der beiden Berge sehen. Sie zögerte nicht und begann das automatische Zielsystem grob auf den Gegner auszurichten. Und tatsächlich justierte sich das Zielsystem schnell nach und gab durch eine rote Färbung der Zielmarkierung eine Feuerfreigabe. Schnell feuerte Sarah die Handwaffe, das einfache Gewehr ab, welches mit zwei Schüssen in der Sekunde Projektile abgeben sollte und schaltete die Booster ab, so dass sie schnell in einen Sturzflug übergehen sollte. Keine Sekunde zu früh, denn nun verfehlten sie zwei weitere rote Laserstrahlen, die sie sonst zu hundert Prozent getroffen hätten. Tatsächlich trafen insgesamt 5 der 20 abgefeuerten Gewehr-Projektile ihr Ziel, richteten aber nur sehr begrenzten Schaden an der schweren Panzerung des Gegners an der, so schnell es seine schwere Maschine zuließ, versuchte die Position zu wechseln und sich offensichtlich eine neue Deckung zu suchen. Mittlerweile war Sarah mit ihrem MODULAR wieder hinter dem Berg gelandet. Der Sichtkontakt zum Gegner war dadurch abgerissen. Aber Sarah wusste trotzdem, dass sie diesen Positionswechsel nicht einfach zulassen durfte. Zumal sie gesehen hatte, dass es sich bei ihrem Gegner um einen MODULAR der 3ten Generation handeln musste. Das war am einfachsten an der wesentlich weniger humanoiden Bauform zu erkennen. Der von Zenon war ebenfalls ein Zweibeiner, allerdings waren diese mit umgekehrten Gelenken gebaut, ähnlich wie bei den Beinen eines Känguruhs oder eines Straussenvogels. Auf diesen Beinen war der massive, eckige Torso angebracht an dem wiederrum zwei Arme angebracht waren, die jedoch in zwei Schusswaffenläufen endeten anstatt in Händen. Oben auf dem Torso konnte man außerdem eine weitere Schusswaffe erkennen. Die MODULARs der 3ten Generation waren zudem unabhängig von ihrer tatsächlichen Gewichtsklasse sehr schwer und konnten eine ganze Menge Schaden einstecken, aber durch ihre hauptsächlich internen Waffensysteme auch austeilen. Und obwohl Sarahs MODULAR aus der 5ten Generation stammte, so war es ihr klar, dass dieser Kampf schwierig werden würde, ganz davon zu schweigen, dass sie mit Zenon einen der gefährlichsten Gegner im gesamten Prüfungszyklus abbekommen hatte. Jetzt galt es allerdings erst einmal zu verhindern, dass der sich eine neue Deckung suchte und so nutzte Sarah den Booster um schnell um den Berg, der sie beide momentan noch beschützte, herum zu steuern und nahm ihren Gegner schnell wieder mit dem Gewehr unter Feuer und fügte zwei Schüsse mit einen gelben Laser aus dem Torso ihrer Maschine hinzu. Jeder Schuss war ein Treffer, wobei die Panzerung ihres Gegners scheinbar nur darüber lachte. Selbst die Anzeige welche die Schäden am Feind abschätzte zeigte lediglich leichte Schäden an. Schnell wechselte Sarah die Richtung und versuchte den Berg anders herum zu umkreisen, wobei sie erneut von zwei roten Laserstrahlen verfehlt wurde und einer weiteren Sechser-Gruppe aus Raketen entkam welche stattdessen in den Berg einschlugen. Schnell nutzte Sarah die Möglichkeit um ihre Munition zu überprüfen. Und tatsächlich hatte sie bereits ein Viertel der Gewehr-Munition verschossen. Die Laser-Waffe im Torso ihrer Maschine brauchte zwar keine Munition, aber jeder Einsatz entnahm ein wenig Energie aus der Reserve und verkürzte so die Gesamteinsatzdauer. Sie brauchte eindeutig eine Waffe mit mehr Durchschlagskraft um diesem Gegner überhaupt einen wahrnehmbaren Schaden zufügen zu können. Zu ihrem Glück hatte sie genau das in dem Granatenwerfer. Das Problem war jedoch, dass diese Waffe Zeit benötigte um vorbereitet zu werden und in der Zeit könnte sie sich nicht verteidigen und auch das Ausweichen mit Hilfe der Booster wäre wesentlich schwieriger als es sonst wäre. Aber so wie Sarah das momentan sah, war dies ihre einzige wirkliche Option auf einen Sieg. Und so stürmte sie wieder um den Berg herum nachdem sie sich versichert hatte, dass ihre Booster aufgeladen waren und nahm den Gegner wieder mit dem Gewehr unter Feuer. Anschließend bereitete sie ihre eigenen Raketenwerfer vor und wartete auf die Zielerfassung, während sie weiter feuerte und dabei von dem Gegenfeuer aus gleich vier roten Laserstrahlen und zwei blauen verfehlt wurde. Der letzte Angriff war jedoch knapper gewesen als es ihr selbst recht gewesen wäre. Dennoch blieb Sarah konzentriert und feuerte schnell ihre Raketen ab als alle acht Stück aufgeschaltet waren. Nun begann sie mit dem Aufbauvorgang für den Granatenwerfer und hoffe, dass Zenon lange genug mit den Raketen beschäftigt wäre um das nicht zu bemerken. Tatsächlich ging ihr Plan auf und sie konnte sich nun dem Ausrichten des Waffensystems widmen. Eine rote Markierung in der Zielvorrichtung zeigte ihr an, dass sie feuern konnte und Sarah ließ sich nicht mehrmals bitten. So schnell es das Nachladen zuließ feuerte sie fünf Granaten auf ihren Gegner ab, der auf diese Entfernung unmöglich ausweichen könnte. Nacheinander ereigneten sich gewaltige Explosionen und machten es unmöglich zu erkennen was genau mit dem MODULAR ihres Gegners geschehen war. Sarah war sich jedoch sicher, dass dieser die Treffer hatte einstecken müssen. Selbst mit einem Booster konnte er jetzt nicht mehr entkommen. Nur sehr langsam begann sich der Rauch zu verziehen und immer noch war es schwer irgendetwas zu erkennen. Plötzlich explodierte Sarahs Granatenwerfer. Ein Railgun-Projektil war eingeschlagen und hatte ihn völlig zerstört. Die Balance-Automatik hatte bereits alle Hände voll zu tun den MODULAR auf den Beinen zu halten. Warnsignale überschlugen sich dabei förmlich und betäubten Sarah förmlich die Ohren. Sie musste schnell mit den Boostern ausweichen, bevor noch... Zu Spät. Ein weiteres Railgun-Projektil krachte in die rechte Schulter ihres MODULARs und riss den gesamten Arm ab. Das Gewehr war damit ebenfalls verloren. Und dennoch nutzte sie ihren Booster und entkam den Laserstrahlen noch einmal, aber ihr Gegner hatte zusätzlich noch zwölf Raketen abgefeuert, welche ihrer Bewegung nun so folgten, dass vier davon genau in den Torso krachten und nicht zu unterschätzende Explosionen daran hinterließen, während die übrigen ihr Ziel verfehlten. Erst jetzt schaffte Sarah es sich hinter den Berg zurück zu ziehen und weiterem Waffenfeuer zu entkommen. Gerade waren Sarahs Chancen von unmöglich auf absolut unmöglich gesunken. Der Feind hatte zwar einen nicht zu unterschätzenden Schaden an der Panzerung genommen, aber scheinbar nicht genug um ihm wirklich gefährlich zu werden. Die Waffen waren offensichtlich ebenfalls alle unbeschädigt geblieben und gottverdammt... Wie hatte sie nur die Railgun vergessen können? Dieser Fehler war es nun der sie mit ziemlicher Sicherheit den Sieg, ihre Prüfung, ihre Lizenz als Protectorin und damit ihren Traum und damit wahrscheinlich auch den Respekt ihrer gesamten Familie kosten würde. Zumindest sollte ihr einfach kein Weg mehr einfallen wie sie diesen Kampf noch herum reißen sollte. Nicht ohne die Feuerkraft ihres Granatenwerfers. Zudem hatte der Torso beim letzten Raketenangriff einigen Schaden genommen. Es war fraglich ob er noch einen Treffer dieser Art aushalten könnte. Aber irgendetwas musste sie doch noch unternehmen können. Irgendetwas. Sie hatte Zenon noch längst nicht den Kampf geliefert, den sie ihm hatte liefern wollen. Sie brauchte eine Idee, zumindest noch eine einzige letzte Idee.
Die letzte Aktion war knapper ausgefallen als es Zenon lieb gewesen wäre. Die fünf Granaten hatten einen nicht zu unterschätzenden Schaden an der Außenpanzerung seines MODULARs angerichtet. Einige Wärmeleiter waren dabei zu Bruch gegangen, so dass er nun vorsichtig sein musste wenn er die mittleren roten Laser und die schweren blauen Laser abfeuern wollte, dass er keine Überhitzung und damit auch keine Überlastung auslösen würde, aber zum Glück erzeugte die Railgun zumindest keine große Hitze. Lediglich die Munition dieser Waffe war recht beschränkt und zu seinem Glück hatte er die aufgehoben bis zu einem günstigen Moment, der gerade eben eingetreten war. Ohne den Granatenwerfer hätte diese Sarah Johnson praktisch verloren. Das hatte sie nun davon, dass sie seine Freundlichkeit ausgeschlagen und ihn in dieser Weise abgelehnt hatte. Aber wahrscheinlich hätte er ohnehin in jedem Fall gewonnen. Er war immerhin der absolut beste und stärkste Kämpfer in diesem Prüfungs-Zyklus. Egal wen man jemandem wie ihm zugeteilt hätte, er hätte ihn genauso schnell und einfach fertig gemacht, selbst wenn es diese Natalia Kelsey gewesen wäre. Nun galt es lediglich noch den letzten Schlag auszuführen. Langsam steuerte Zenon seine schwere ebenfalls zweibeinige Maschine mit Hilfe seiner Fußpedale an dem Berg vorbei, der für beide regelmäßig als Deckung gedient hatte. Das Radar zeigte, dass seine Gegnerin sich momentan nicht bewegte. Scheinbar hatte sie aufgegeben, was es für Zenon nur noch einfacher machen dürfte. Nicht mehr lange und er würde die Deckung verlassen und hätte dann ein freies Schussfeld. Plötzlich begann sich Sarahs MODULAR wieder mit Hilfe der Booster zu bewegen und wich nach rechts. Kein Problem für die Zielautomatik von Zenons Maschine. Als er jedoch seine blauen Laser abfeuerte, wechselte Sarah wohl zufällig im passenden Moment schlagartig die Richtung, so dass beide Strahlen ihr Ziel verfehlten. Ein ähnliches Problem ergab sich als Zenon versuchte mit den vier schweren roten Lasern in Zweier-Gruppen nachzusetzen. Er musste unbedingt aufpassen wie oft er die Laser einsetzte. Eine Überhitzung und damit eine Überlastung könnte den plötzlichen Verlust des Kampfes bedeuten. Er hatte gar keine andere Wahl als die Railgun als nächstes zu verwenden. Aber diese verdammte Zielautomatik schien nicht in der Lage zu sein Sarahs Bewegungen zu folgen, so dass sie ihm ungehindert im Zick-Zack näher kommen konnte. Was genau war ihr Plan? Wollte sie ihn rammen und so noch einigen Schaden anrichten? Hatte sie vergessen, dass er eine Railgun im MODULAR verbaut hatte? Zenon hatte jedoch nicht die Zeit darüber nach zu denken, denn nun krachte der gelbe Laser aus dem Torso von Sarahs MODULAR in den seinen und verfehlte das Cockpit um nur wenige Zentimeter. Verdammt! Das war knapp gewesen. Nun setzte sie mit acht Raketen nach und schien den Zick-Zack zu beenden um nun direkt auf Zenons Maschine zu zustürmen. `Eine wirklich dumme Idee´, dachte der sich und bereitete sich darauf vor seine Railgun abzufeuern, während er plante die Treffer der Raketen einfach hin zu nehmen. Explosionen nahmen ihm kurzzeitig die Sicht, aber die Zielautomatik hatte Feuerfreigabe erteilt, so dass er die Railgun abfeuerte. Auf diese kurze Entfernung hätte Sarah ohnehin keine Möglichkeit mehr dem Projektil aus zu weichen. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Der Einschlag blieb aus. Und erst als Zenon seine Sicht wieder zurück erhalten hatte und sah, dass Sarah sich ihm nun aus einem minimal anderen Winkel näherte als vorher noch, war ihm klar dass sie die Zielautomatik mit einem Antäuschungsmanöver zur Seite ausgetrickst hatte. Aber das war egal. Sie hatte keine Waffensysteme mehr mit denen sie ihm wirklich gefährlich werden konnte. Zumindest dachte Zenon das. So lange bis er die Energie-Klinge am noch vorhandenen linken Arm von Sarahs MODULAR erblickte, die ihm bisher auf die weite Entfernung entgangen war. In lautstarker Todesangst schrie er auf und hob seine Arme vor sein Gesicht, als Sarah die in hellem gelb strahlende Klinge aktivierte und damit einen gezielten schrägen Schlag von links-oben nach rechts-unten ausführte und damit das Cockpit zerteilte. Der Bildschirm fiel in diesem Moment aus und zeigte in großen roten Buchstaben auf schwarzem Hintergrund ein „Dead“ an. Unter offensichtlichem Angstschweiß und nicht zu unterschätzender Atemnot erinnerte sich Zenon, dass es glücklicher Weise nur ein simulierter Kampf gewesen war, aber er musste nun auch feststellen, dass er den Kampf verloren und damit in der Protectoren-Prüfung durchgefallen war. Das Unmögliche war gerade geschehen und irgendeine daher gelaufene Göre mit bestenfalls mittelmäßigen Werten und Voraussetzungen hatte gerade ihn, den großen Zenon Rush, Sohn des noch größeren Zarkov Rush, besiegt. Irgendetwas musste hier nicht mit rechten Dingen abgelaufen sein. Das war die einzige Erklärung, die er dafür hatte.
Sarah konnte es selbst kaum glauben, als sie die Explosion des MODULARs ihres Gegners im Bildschirm sehen konnte und anschließend den grünen Schriftzug „Victory“ mit schwarzem Hintergrund darauf zu lesen bekam. Niemals hätte sie geglaubt, dass diese gesamte Situation ein positives Ende für sie nehmen könnte. Aber sie hatte offensichtlich sehr hoch gepokert und dabei gewonnen. Schnell atmete sie einmal tief durch, wischte sich den Schweiß ihrer Anstrengung von der Stirn und versuchte schnell zu entspannen. Sie sah kurz auf eine Uhr im Simulator Bildschirm, nur um festzustellen, dass der gesamte Kampf gerade einmal fünf Minuten gedauert hatte. Und auch wenn das nicht unbedingt besonders kurz für ein MODULAR-Gefecht gewesen war, es war auch nicht besonders lange gewesen. Manchmal konnten Gefechte zwischen MODULARs mehrere Stunden dauern, wenn Gegner von entsprechender Fähigkeit gegeneinander antraten und entsprechende Reserven in den Maschinen oder Optionen diese aufzufüllen vorhanden waren. Im Gegenteil war es durchaus auch möglich, dass ein Gefecht mit einem Treffer innerhalb von gerade einmal ein paar Sekunden beendet wurde. Nun galt es jedoch erst einmal den Simulator wieder zu verlassen, was Sarah recht routiniert tat, nachdem er sich geöffnet hatte und das obwohl man eigentlich davon ausgehen musste, dass die Enge des Cockpits ihr größere Probleme bereiten müsste. Einer der Sicherheitsroboter schien sie bereits zu erwarten.
„Die Organisation der Protectoren gratuliert ihnen zu ihrem Sieg, Sarah Johnson“, sprach der sie direkt mit seiner verzerrten, monotonen Stimme an. „Bitte folgen sie mir“, fügte er noch hinzu und führte Sarah aus dem Raum.
„HEY!“, konnte sie plötzlich Zenon schreien hören, der sich scheinbar im Nebenraum befunden hatte. „Du miese kleine Schlampe! Was hast du getan?!“, schrie er weiter und stürmte offensichtlich wutentbrannt auf sie zu.
„Gar kein „Schätzchen“? Kein „Süße“ mehr? Was ist denn hier passiert?“, kommentierte Sarah lediglich sarkastisch.
„Sehr witzig! Du dämliche Kuh hast geschummelt! Ich hab keine Ahnung wie, aber du hast den Test zu deinen Gunsten manipuliert und damit mein gesamtes Leben zerstört!“, schrie Zenon sie weiter an. „Und ich schwöre, ich werde dich dafür fertig machen!“, fügte er noch hinzu und kam ihr dabei noch näher, so dass sich nun der Sicherheitsroboter in seinen Weg platzierte und seine Waffe auf ihn ausrichtete.
„Bitte treten sie zurück“, sprach er Zenon in seinem üblichen verzerrten, monotonen Robotertonfall an.
„Aber... Aber... Sie hat verdammt nochmal betrogen bei diesem Test! Ich bin der Beste hier und alle Ausbilder wissen das auch! Ich kann unmöglich gegen eine beschissene Schlampe wie sie verlieren!“, antwortete dieser nicht weniger wütend.
„Sir, bitte treten sie zurück und folgen sie den Anweisungen. Eine weitere Warnung wird nicht ausgesprochen werden“, sprach der Roboter noch ein weiteres Mal und Zenon schluckte kurz. Jeder wusste, auch Zenon, dass man die Aussagen eines Sicherheitsroboters niemals ignorieren sollte, wenn man vor hatte noch eine Weile zu leben. Und so trat er schnell einige Schritte zurück, bis der Roboter offensichtlich seine Waffe senkte.
„Mein Vater ist Zarkov Rush und wenn er davon erfährt, was hier geschehen ist, wird es keinen Sarg mehr geben in den du noch reinpasst du kleines Stück Scheiße. Und ihr... Eure ganze Organisation ist dem Ende geweiht wenn er erst heraus findet was hier passiert ist. So viel kann euch allen versichern“, fluchte Zenon noch einmal und folgte dann dem anderen Roboter hinter ihm, der ihn wahrscheinlich zum Ausgang bringen sollte.
„Bitte folgen sie mir“, kommentierte der Sicherheitsroboter der Sarah begleiten sollte, nüchtern und kalt und als ob gerade nichts geschehen wäre, so dass es fast ironisch wirkte und ging voraus.
Der Roboter führte Sarah in eine weitere Halle in welcher scheinbar auch schon andere Anwärter auf das Ende der Testreihen und die Ergebnisse warteten. Ungefähr ein Viertel der Anwärter von vorher in der anderen Halle hatten sich hier versammelt. Offensichtlich liefen die Tests immer noch und die hier versammelten Anwärter waren jene, die den Test bestanden hatten. Noch ein wenig unsicher ging Sarah durch die Halle und begann sich umzusehen, suchte nach Leuten die sie vielleicht kannte. Tatsächlich fand sie zunächst Brandon Matsuoka unter den Leuten, der scheinbar gerade damit beschäftigt war aufgeregt die Geschichte seines Kampfes zu erzählen. War denn aber Natalia nicht da? Hatte sie etwa ihren Kampf verloren? Oder lief ihrer noch? Nein, wie Sarah eigentlich erwartet hatte sollte Natalia sich an einer freien Wand befinden und sich wie üblich mit verschränkten Armen an diese lehnen.
„Hey, Natalia! Du bist ja auch hier!“, rief Sarah freudig aus und ging ebenfalls zu dieser Wand.
„Hattest du etwas anderes erwartet?“, fragte Natalia fast ein wenig beleidigt.
„Nein, nicht bei dir wenn ich ehrlich bin... Aber bei mir selbst... Ich meine bei meinem Gegner war das eigentlich ziemlich unwahrscheinlich“, antwortete Sarah etwas unsicher.
„Wer war dein Gegner eigentlich? Ich war ja schon weg als sie dich aufgerufen haben“, erkundigte Natalia sich und überraschte Sarah ein wenig, denn es war das erste Mal, dass Natalia sich für so etwas interessierte.
„Zenon Rush“, antwortete die überraschte Sarah etwas zögerlich.
„ZENON RUSH?!?!“, rief Natalia plötzlich so laut aus, dass es der gesamte Raum hören konnte und einen kurzen Moment verstummten die Stimmen und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die beiden, bevor die anderen ihre Gespräche wieder aufnahmen.
„Nicht so laut Natalia... Aber ja, das war mein Gegner.“
„Du hast den einzigen Typen im gesamten Zyklus hier besiegt, der mir hätte eine Herausforderung bieten können?“
„Ähm... Ich schätze schon...“
„Ich muss gestehen, dass ich jetzt ein wenig beeindruckt bin.“
„Ach was. Ich hatte nur Glück.“
„Selbst mit viel Glück gehört auch immer noch genauso viel Können dazu um einen Gegner wie Zenon Rush zu besiegen. Scheint so als müsste ich dich ab jetzt als Gefahr für mich ernst nehmen, Sarah Johnson.“
„Ach komm schon, du machst mich ganz verlegen“, kommentierte Sarah und eine Weile sagte keiner der beiden noch ein Wort. „Wie es jetzt wohl weiter gehen wird?“, fragte Sarah dann nach einer Weile.
„Ich nehme an, dass sie uns ein Startkapital für den Bau eines MODULARs bereit stellen, dass wir ihnen irgendwann wieder zurück bezahlen sollen und unsere Protectoren-IDs in ihr System aufnehmen werden“, antwortete Natalia erstaunlich gleichgültig und monoton auf die Frage.
„Und hast du dich schon für eine ID entschieden? Immerhin wird das praktisch dein neuer Name und das für den Rest deines Lebens“, warf Sarah nun noch schnell ein.
„Huntress...“, antwortete Natalia. „Und du?“
„Abomination.“
„Abomination? So wie Abscheulichkeit oder wie? Ist das jetzt dein ernst? Wie kommst du darauf? Insbesondere nachdem du mir Namen wie Predator, Madness oder Apocalypse ausgeredet hast und du definitiv das komplette Gegenteil von abscheulich bist?“
„Naja, keine Ahnung. Ich schätze ich möchte nicht, dass irgendwer überhaupt bemerkt, dass ich ne Frau bin.“
„Ach, mach doch was du willst“, kommentierte Natalia abschließend, auch wenn sich der Sinn dieser Begründung für sie nicht richtig erschließen sollte. Keinem von beiden war aufgefallen, dass die Halle sich nach und nach weiter gefüllt hatte. Scheinbar waren nun alle Prüfungen beendet und alle Anwärter anwesend, denn nun trat derselbe Mann wie in der vorherigen Halle auch hier auf die Bühne und an ein Rednerpult.
„Sehr geehrte Anwärter. Wenn sie hier sind, bedeutet das offensichtlich, dass die nicht mehr lange Anwärter, sondern sehr bald vollwertige Protectoren sein werden. Hinter mir befindet sich ein Terminal, dass sie registrieren und ihre Protectoren-ID aufnehmen wird. Wählen sie diese mit Bedacht, denn eine nachträgliche Änderung wird nicht möglich sein. Ein Startkapital wird ihnen im Anschluss auf ihr Konto überwiesen werden. Bedenken sie jedoch, dass es sich lediglich um einen Kredit handelt, den sie mit ihren ersten Aufträgen ab bezahlen werden. Wenn wir auch nur den Eindruck bekommen sollten, dass sie das nicht tun werden, werden wir sie direkt wieder aus dem System sperren und sie mit diesen Schulden zurück lassen. Falls sie diese dann nicht im Stande sind zu bezahlen, werden wir sie in anderer Form eintreiben, das kann ich ihnen allen versichern. Nutzen sie das Startkapital also unbedingt mit Bedacht, wenn sie ihren Standort und ihr technisches Personal wählen, sowie ihren ersten MODULAR zusammen stellen. Lassen sie mich nun abschließend der erste sein, der ihnen zur Aufnahme in unserer Organisation gratuliert. Ich hoffe sie werden ihre Aufträge mit derselben Gewissenhaftigkeit erfüllen, die sie bei diesem Test an den Tag gelegt haben“, sprach der Mann und verließ die Bühne wieder um Platz für die Roboter zu machen, die nun Namen von Anwesenden aufriefen. Nach und nach registrierten sich Alle und Sarah konnte es kaum noch erwarten bis sie endlich an der Reihe war.
„Mrs. Sarah Johnson?“, wurde Sarah während ihres Registrierungsvorgangs plötzlich von einem Mann in einem schwarzen Anzug mit schwarzen Haaren und offensichtlich asiatischer Herkunft angesprochen.
„Ähhh… Ja, das bin ich“, antwortete diese offensichtlich verwirrt.
„Mein Name ist Takeo Matsumura von der Nakamoto Corp. Wir waren begeistert von ihrem Kampf gegen Zenon Rush und möchten ihnen ein großzügiges Angebot unterbreiten“, sprach der Asiate nun weiter und verwirrte Sarah offensichtlich nur noch weiter. „Wir möchten ihnen eine zusätzliche kleine Starthilfe stellen. Das würde ihnen ermöglichen einen MODULAR aus besseren Teilen zusammen zu stellen als sie es sonst könnten. Und das wiederrum würde sie gegenüber anderen Protectoren aus ihrem Jahrgang in eine wesentlich bessere Position bringen“, erklärte Takeo Matsumura nun sein Angebot.
„Dieses Angebot hat doch sicherlich einen Harken oder nicht?“, fragte Sarah nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte.
„Nein, absolut nicht. Sie müssten sich lediglich verpflichten Aufträge ab Rang C aufwärts exklusiv für uns auszuführen“, erklärte sich der Mann dann nach einer Weile.
„Das klingt nach einem sehr großen Harken. Wissen sie eigentlich wie viele Einnahmen mir damit verloren gehen würden? Es wiederspricht außerdem dem Prinzip der Ungebundenheit, dass alle Protectoren verfolgen“, antwortete Sarah nun ein wenig aufgebracht.
„Nun die Welt befindet sich in einem permanenten Zustand des Wandels und gerade jetzt steht uns eine besonders große Veränderung bevor. Sie sollten sich daher den Zeiten anpassen, Mrs. Johnson. Wir sind jedoch bereit ihnen eine gewisse Bedenkzeit zu zugestehen. Ich habe unsere Kontaktdaten in ihrer Mailbox hinterlassen. Melden sie sich bei uns, wenn sie bereit sind unser Angebot anzunehmen“, sagte Takeo Matsumura zum Abschluss, machte eine verabschiedende Handbewegung, drehte sich anschließend um ging wieder. Sein Stil, seine Art und seine offensichtliche Überlegenheit deutete sehr stark auf einen Overlord, die höchste Klasse dieser Geseltschaft hin. Und dennoch, es war sehr eigenartig und speziell, dass man eine solch hochrangige Persönlichkeit schickte um ein einfaches Angebot an einen frisch registrierten Protector zu überbringen. Sarah musste einen ganz besonderen Eindruck bei ihnen hinterlassen haben. Es war nun also soweit. Sie hatte ihre Registrierung noch gar nicht vollständig abgeschlossen und musste schon eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen würde. Was Natalia wohl in ihrer Situation getan hätte? Was würde sie ihr raten? Wahrscheinlich würde sie ihr sagen, dass sie jetzt Protectorin wäre und ihre Entscheidungen ganz alleine treffen müsste. Ja, genau. Das klang sowas von nach Natalia, dass Sarah sich einen kurzen Lacher nicht verkneifen konnte. Und so schloss sie zunächst einmal die Registrierung auf die Protectoren-ID „Abomination“ ab, so wie sie es angekündigt hatte. Danach würde sie zuerst einmal sehen, welches Startkapital sie von der Protectoren-Organisation zugeteilt bekommen würde, Angebote für MODULAR-Teile und Mitglieder eines Techniker-Teams einholen und erst dann würde sie eventuell noch einmal das Angebot von Nakamoto Corp. in Betracht ziehen. Ja, genau so würde sie es machen. Es war immer eine schlechte Idee Entscheidungen zu treffen ohne vorher alle Informationen zu kennen und wahrscheinlich versuchten die Leute von Nakamoto Corp ihre Unerfahrenheit auszunutzen und unterbreiteten ihr deswegen ein solches Angebot. Der Overlord um es zu überbringen sollte lediglich weitere Verwirrung stiften. Ja, genau so musste es sein dachte Sarah sich abschließend und verbannte jeden weiteren Gedanken daran aus ihrem Kopf.
Es war nun also soweit. Die Zusammenstellung ihres ersten eigenen MODULARs stand bevor. Sarah konnte erneut nicht leugnen, dass sie aufgeregt war. Es handelte sich immerhin um einen wirklich großen Moment in dem manchmal sehr kurzen Leben eines Protectors. Dazu gab es so unglaublich viele Entscheidungen zu treffen. Aus welcher Generation sollte ihr MODULAR sein? Wollte sie lieber einen leichten und schnellen MODULAR, der fähig wäre Angriffen auszuweichen und wesentlich weniger einstecken könnte oder wollte sie lieber einen schweren und langsamen MODULAR der auch mal eine Zeit lang das Feuer von schweren Waffen wegstecken könnte, aber eben auch müsste, da er wesentlich schlechter ausweichen könnte? Oder lieber die Mitte dazwischen? Oder eine Kombination aus verschiedenen Bauteilen, so lange die Tragkraft es zulassen würde? Welche Waffen würde ihre Maschine tragen? Schnellfeuerwaffen, die ungenauer als die langsameren waren und eine Menge Munition verbrauchten? Gelenkte Raketen, die aber Zeit brauchten um sich aufzuschalten? Ungelenkte Raketen, bei denen es aber schwierig war überhaupt das Ziel zu treffen? Schwere Waffen, die zwar unglaublich durchschlagend waren und einen größeren Explosions- und Effektradius hatten, aber wie der Name schon sagte, schwer waren und sich daher nur auf einem entsprechend schweren, massiven und tragfähigen MODULAR verbauen ließen? Normale, konventionelle Waffen, die Munition verbrauchten oder Energiewaffen, die zwar durchaus stärker sein konnten und je nach Typ nochmal andere spezielle Effekte haben konnten, aber die Energie der Maschine verbrauchten und damit sowohl die Booster in kritischen Momenten lahm legen konnten als auch die maximale Einsatzdauer verringerten? Und dazu kamen ja noch andere Probleme wie die Einrichtung der Basis, sowie das hinzu ziehen von anderem Personal oder zumindest dem einen oder anderen Wartungsroboter. Der Standort musste dazu ebenfalls gut gewählt werden. Und zu guter Letzt stellte sich immer die Frage ob ihr Startkapital für das was sie wünschte genügen würde. Vielleicht sollte sie doch das Angebot dieses Typen von der Nakamoto Corp an nehmen? Die Geldsorgen würde das zumindest mit einer gewissen Einfachheit beseitigen. Andererseits wäre es eine massive Abhängigkeit und dazu ein Verstoß gegen die Regeln ihrer Organisation. Und wie die Organisation der Protectoren darauf reagieren würde, konnte Sarah für den Moment gar nicht abschätzen. Nein, dieses Angebot anzunehmen war keine gute Idee. Sie sollte sich vielleicht lieber anfangen auf dem Markt um zu sehen, wie genau ihre Optionen aussahen. Dazu würde sie sich mit einem speziellen Gerät, dass ihr ebenfalls die Protectoren-Organisation stellte, sowie ihrer ID und einigen Sicherheitsmaßnahmen darunter DNA-Scan, Augen-Scan und einem Passwort in eine spezielle virtuelle Realität begeben, die speziell zu dem Zweck geschaffen worden war ein Treffpunkt für Protectoren und Overlords zu sein, Equipment und andere Zweckmäßigkeiten handeln zu können, sowie Aufträge auszugeben oder anzunehmen. Diese Bereich wurde einfach nur als „die Lobby“ bezeichnet. Direkt nachdem Sarah selbst an das Gerät angeschlossen und die Sicherheitschecks hinter sich gebracht hatte erschien vor ihrem Gesicht der Hinweis sich schnell zu setzen oder besser noch hin zu legen zusammen mit einem weiteren zehn Sekunden langen Countdown. Schnell platzierte sie sich auf ihrem Bett und wartete bis die zehn Sekunden vorbei waren. Direkt darauf verschwamm völlig ihre Sicht und ein Gefühl wie durch einen Tunnel gezogen zu werden machte sich in ihr breit. Als ihre Sicht wieder zurück kehrte sollte sie feststellen, dass das tatsächlich gar nicht so weit von der Wahrheit weg gewesen war, wie sie zunächst gedacht hatte. Plötzlich endete der Tunnel in der Schwärze und ein helles Licht blendete sie erneut völlig. Im nächsten Moment fand sie sich schon wieder in dem eigenartigen virtuellen Raum wieder. Alle Formen waren hier recht einfach gehalten und Flächen waren schwarz. Lediglich Kanten und andere Begrenzungen von Objekten waren in grünen, stark leuchtenden Linien dargestellt. Als sie ihren eigenen Körper betrachtete, stellte Sarah fest, dass dieser auf die selbe Weise dargestellt wurde und ebenfalls sehr kantig und grob aussah. Ganz offensichtlich ging es hier vor allem darum die Anonymität der Protectoren und der Overlords zu bewahren, wenn sie ihre Aufträge ausgaben und annahmen. Genauso beim Einkauf von Equipment. Nur sehr vorsichtig bewegte Sarah sich durch „die Lobby“, die durchaus sehr belebt war und gerade von vielen Leuten gleichzeitig genutzt wurde. Alle wurden dabei von einem dieser humanoid gebauten, aber sehr eckigen Avatare dargestellt. Wie die Umgebung auch waren sie völlig schwarz und lediglich die Kanten und Umrandungen leuchteten in einer Farbe, die sich von Person zu Person unterschied. Auch die Formen unterschieden sich ein wenig, wohl damit man sie untereinander noch unterschieden konnte, aber nichts an diesen Avataren deutete auf direkte Merkmale der realen Person dahinter hin. Als Sarah nun genauer hinsah erkannte sie, dass auf der rechten Schulter auch die Protectoren-ID in der entsprechenden Farbe leuchtete. Auch auf ihrer eigenen Schulter stand ihr Protectoren-Name „Abomination“. Da dies Sarahs erster Besuch in der Lobby war, konnte sie nicht unbedingt genau sagen, ob die momentane hohe Menge an eingeloggten Personen normal war oder ob es daran lag, dass die Prüfungen gerade vorbei waren und es sehr viele Neueinsteiger wie sie selbst gab, die jetzt ihr Equipment einkaufen und den ersten Auftrag annehmen wollten.
Sarah musste sich zunächst etwas orientieren und brauchte dafür eine ganze Weile. Aber letzten Endes sollte sich die Lobby als in bestimmte Zonen eingeteilt heraus stellen. Eine für den Handel mit MODULAR-Teilen, eine für den Handel mit Zubehör, so etwas wie Wartungsroboter, einen Bereich in dem momentan freie Stützpunkte angeboten werden sollten, einen in dem Hilfspersonal seine Dienste anbot und den letzten Bereich, der zum Vergeben und Annehmen von Aufträgen diente. So kompliziert es zunächst ausgesehen hatte, umso einfacher war es am Ende, nicht zuletzt weil die Lobby letzten Endes gar nicht so groß war. Nun galt es zu klären, womit Sarah als erstes beginnen sollte. Sinnvoll erschien es ihr zuerst eine Basis aufzutreiben oder eben den MODULAR zusammen zu stellen. Nach einer längeren Phase des Nachdenkens entschied sie sich für den MODULAR und betrat den entsprechenden Bereich. Direkt als sie eine markierte Zone überschritten hatte materialisierte sich ein weiterer dieser Avatare direkt vor ihr.
„Guten Tag, Abomination. Ich bin ihr automatischer Assistent und Berater für den Bau eines MODULARs“, sprach dieser sie nun auch noch unerwarteter Weise mit einer stark verzerrten Stimme an, die Sarah wegen eben dieses Verzerrungsgrads weder einem Mann noch einer Frau zuordnen konnte.
„Ich verstehe, ein Bot für die Kaufberatung also“, antwortete sie und stellte fest, dass auch ihre Stimme auf eine ähnliche Art und Weise in dieser Welt verzerrt war. „Habe ich hier Zugriff auf alle möglichen Bauteile und Waffensysteme oder gibt es noch einen anderen Bereich den ich nicht kenne?“, fragte sie dann.
„Jeder Hersteller für MODULAR-Bauteile ist verpflichtet diese genau hier anzubieten. Dies soll den Wettbewerb fair halten, sowie die Unabhängigkeit der Protectoren von den Konzernen garantieren. Sie haben daher auf jedes davon Zugriff, sofern sie im Stande sind den Preis dafür zu bezahlen“, antwortete der Avatar.
„In Ordnung. Dann zeige mir jetzt eine Übersicht über die möglichen Teile“, befahl nun Sarah und zwischen den beiden erschien ein holographisches Display, das sie förmlich mit Bauteilen erschlug. Die Liste war unmöglich lang und es wäre wahrscheinlich unmöglich sie alle zu kennen, durch zu sehen und abzuwägen. Wie sollte sie effektiv eine solch bedeutende Entscheidung treffen, die möglicherweise über ihr Überleben oder ihren Tod entscheiden könnte, wenn sie mit den Optionen völlig überfordert war?
„Da dies ihr erster Besuch im MODULAR-Shop ist, gestatten sie mir bitte ihnen einige Ratschläge zu erteilen“, begann sich der Bot zu Wort zu melden. „Ihr MODULAR sollte ihrem Kampfstil entsprechen. Daher sollten sie sich früh entscheiden welcher Gewichtsklasse und welcher Generation ihr MODULAR entsprechen sollte. Bedeutend für diese Abwägung dürfte ebenfalls ihre bevorzugte Kampfreichweite sein. Bevorzugen sie einen Kampf auf große Entfernungen oder versuchen sie lieber in die Nähe ihrer Feinde zu gelangen und wirklich großen Schaden mit Klingen und Schwertern zu hinterlassen?“, begann der Bot zu reden und Sarah dachte genau über seine Worte nach. Sie selbst kannte ihren Kampfstil wohl eindeutig am besten und tatsächlich würde dies helfen um die Auswahl der Teile entsprechend einschränken zu können. Sie hatte bereits viele Konfigurationen im Simulator ausprobiert, aber ihrem Stil am ehesten entsprochen hatten tatsächlich immer die der mittleren Gewichtsklasse, welche mit möglichst unterschiedlichen Waffensystemen bestückt waren.
„Bitte zeige mir eine Ansicht über mittelschwere Bauteile an und geben sie mir eine Übersicht über die Baukosten für MODULARs der entsprechenden Generation“, antwortete Sarah dem Bot.
„Sehr gerne, Abomination“, antwortete dieser und die Liste passte sich entsprechend an. Zusätzlich öffnete sich eine Ansicht über die Kosten der entsprechenden MODULAR-Generationen, welche den Preis mit den billigsten und den teuersten Bauteilen anzeigte.
„Hier stimmt doch etwas nicht. Was ist mit den Generationen 8, 9 und 10? Die sind hier gar nicht aufgeführt“, stellte Sarah fest.
„Die MODULAR-Generationen 9 und 10 sind Overlords vorbehalten. Die MODULAR-Generation 8 ist Protectoren des Ranges SS oder Overlords vorbehalten“, antwortete der Bot.
„Rang SS? Dieser Rang existiert doch eigentlich gar nicht“, kommentierte Sarah etwas verwirrt.
„Ein allgemeiner Irrtum, da Rang SS für jene Protectoren vorbehalten ist, die es abgelehnt haben zum Overlord aufzusteigen. Dies ist in der gesamten Geschichte des Berufs nur fünfmal vorgekommen, daher wissen nur wenige von der Existenz dieses Ranges“, antwortete der Bot und verwirrte Sarah nur noch weiter. Wer würde einen Aufstieg zum Overlord ablehen? Das war doch völlig absurd. Außer vielleicht man wollte lieber weiter Kampfaufträge ausführen und sich auf Schlachtfeldern bewegen. Dennoch war dies etwas, das Sarah nicht verstehen konnte. Und deshalb widmete sie sich auch lieber wieder der Preisliste. Enttäuscht musste sie feststellen, dass ihr Startkapital niemals für einen MODULAR der 6ten oder 7ten Generation gereicht hätte. Das beste was sie sich leisten könnte, wäre ein MODULAR der 5ten Generation und dann wäre ihr gesamtes Geld aufgebraucht und sie hätte nichts mehr für die Basis und die Wartungseinheiten übrig. Sie musste sich also mit einer Maschine der 4ten Generation Begnügen und hoffen, dass sie sich schnell hocharbeiten würde. Dies teilte sie dem Bot mit, der die Liste anpasste. Die Entscheidung war immer noch schwierig, aber nach und nach begann Sarah ein paar Konfigurationen zusammen zu stellen, welche ihr anschließend in einem holographischen 3D-Modell angezeigt wurden und verwarf sie dann wieder um etwas anderes zu versuchen. Die weitaus schwierigste Herausforderung war dabei tatsächlich das balancieren von Tragkraft, Energiereserven, Boosterstärke, Wärmeableitung und Bewaffnung. Wie sollte sie sich nur entscheiden? Wie würde sie ihren MODULAR bauen und würde dieser dann ihrem Kampfstil auch entsprechen? Sarah wusste schon gar nicht mehr wie viel Zeit sie in der Lobby verbracht hatte. Es mussten mehrere Stunden gewesen sein. Aber sie hatte es geschafft und ihren ersten MODULAR zusammen gestellt. Es haltete sich um einen mittelgewichtigen Zweibeiner mit einem leichten Torso, ungewöhnlich starken Boostern und einer interessanten Waffen-Zusammenstellung, die hoffentlich auf alle Reichweiten effektiv wäre. Die starken Booster hatten außerdem dafür gesorgt, dass Sarah sich lieber für konventionelle Waffensysteme entschieden hatte anstelle von Energiewaffen. `Vielleicht beim nächsten Mal´, dachte Sarah sich dabei, während sie sich für die Shell-Gun, das Äquivalent einer Schrotflinte für MODULARs und einen Flammenwerfer als Armwaffen entschieden hatte und zwei zielgelenkte Raketenwerfer, welche insgesamt 12 Raketen gleichzeitig abfeuern konnten als Schulterwaffen hinzu fügte. Die Torsowaffen waren jedoch das, was den Schaden anrichten würde. Zwei schwere Gattlings und eine schwere Kanone würden da sicherlich genügend Durchschlagskraft aufbringen um selbst die Panzerungen der wirklich starken Feinde zu durchbrechen. Die Maschine war zudem recht schnell für ihre Bewaffnung und der Booster würde für noch weitere Geschwindigkeit sorgen. Allerdings war der Torso auch leicht und vergleichsweise gering gepanzert, was wahrscheinlich neben der nicht besonders hohen direkten Nahkampf-Fähigkeit, die größte Schwäche wäre. Für den Anfang würde es aber sicherlich genügen, dachte sich Sarah. Als Basis hatte sie sich einen unglaublich tollen Bereich im Gebiet der Handelsunion auftreiben können, welche der Konzern war der auf dem europäischen Kontinent die Vorherrschaft hatte. Ihre Basis lag dabei im Südwesten an der dortigen Küste. Von dort aus waren eigentlich die meisten Gebiete recht einfach zu erreichen für einen MODULAR. Selbst die Amerikanischen Kontinente wären es. Das würde ihr ermöglichen eine Vielzahl von Aufträgen anzunehmen. Zu guter Letzt hatte Sarah noch eine kleine Armee von Wartungs- und Reinigungsrobotern bestellt, sowohl für den MODULAR als auch für die Basis selbst, sowie eine Vorrichtung um selbstständig Komponenten am MODULAR auswechseln zu können. Nun war ihr Startkapital völlig aufgebraucht und sie musste noch eine ganze Weile darauf warten, bis sie aus ihrer eher mittelmäßigen Wohnung mitten in der Großstadt in die Basis umziehen konnte und nochmal einige Zeit bis sie den MODULAR erhalten würde. Erst dann könnte sie den ersten Auftrag annehmen und ausführen. Aber das war ihr für den Moment egal, als sie sich völlig fertig aus der virtuellen Umgebung ausloggte und sich nicht einmal die Mühe machte das Gerät abzunehmen, sondern lieber gleich im Bett liegen blieb und versuchte sich auszuschlafen.
Tatsächlich war es nun soweit, dass Sarah in ihre neue Basis einziehen würde. Nach einer längeren Reise aus dem nördlichen Bereich des Nord Amerikanischen Kontinents über den Atlantik war sie nun endlich im entsprechenden Gebiet angekommen. Sarah wusste, dass es praktisch unmöglich war als normale Arbeiterin das Konzerngebiet zu verlassen und dass dies höchstens in Ausnahmesituationen genehmigt wurde. Aber als Protectorin war dies unerwartet einfach. Es wurde lediglich nach ihrer ID gefragt, wohl um zu bestätigen, dass sie tatsächlich eine Protectorin war. Danach wurde sie förmlich durch gewunken und nicht einmal mehr Fragen über das Warum und Wieso wurden ihr gestellt. Das waren also die Privilegien für Protectoren, über die man schon im Kindesalter gehört hatte. Auch ihr Transport direkt zum Basisgebäude selbst war bereits organisiert, wobei Sarah es hier bevorzugte die normalen Verkehrsmittel zu verwenden, was eine Magnetbahn und ein selbstfahrendes Taxi waren, anders als manche anderen Protectoren, die gerne in außen gepanzerten und innen luxuriös eingerichteten Vehikeln die Basis wechselten. Sie wollte nicht unbedingt auffallen. Die kultische Verehrung von Protectoren durch die normale Arbeiterschaft störte sie eher, als dass sie sich daran aufbaute. Allerdings sollte sie nicht schlecht staunen als sie ihr neues Zuhause mitten im nirgendwo erreichen sollte. Das Gebäude war wesentlich größer als es auf den Bildern in der Lobby ausgesehen hatte. Was ihr auch niemand mitgeteilt hatte, war dass sich eine gewaltige Mauer um das Gebäude herum befinden sollte, die mit selbstfeuernden Geschützen aller möglicher Art besetzt waren und wohl sogar im Stande wären eine kleine Armee aufzuhalten. Dazu schien der Standort auf einer Klippe direkt am Meer nicht ohne Grund gewählt worden zu sein. Nicht nur dass sich die Basis wohl nach unten in den Felsen fortsetzte und dort wohl die MODULARs gelagert wurden, im Felsen befand sich offensichtlich auch ein gewaltiges Metalltor, dass wohl der Ausgang für die MODULARs sein würde. Wobei sich noch ein weiterer Ausgang mitten in der Basis befand, der wohl aber in dem Falle genutzt werden sollte, dass der MODULAR mit Hilfe von Helikoptern transportiert würde. Auf jeden Fall eine Anschaffung, die Sarah in Betracht zog, sollten ihre ersten Aufträge erfolgreich sein. Ein anderer Grund für den Standort am Meer war jedoch die Selbstversorgung der Basis mit Wasser, wobei die Basis ihre eigene Entsalzungsanlage betrieb. Das wäre sicherlich wichtig, denn der südliche Teil des europäischen Kontinents war mittlerweile durch die globale Erwärmung zu einer einzigen Wüste geworden. So auch der Standort ihrer Basis. Dafür war es kein großes Problem mehr Energie in diesem Gebiet zu gewinnen. Nicht nur dass Solar-Zellen und Windgeneratoren unglaublich effektiv geworden waren, durch die klimatische Veränderung in diesen Gebieten war hier der optimale Einsatzort dafür geworden. Selbstverständlich versorgte die Basis von Sarah sich ebenfalls über einige dieser Gerätschaften selbst mit Energie. Zusätzlich war die Basis jedoch auch an die Netzwerke der Handelsunion angeschlossen, nur um die Option zu haben, wenn sie gebraucht würde. Etwas verunsichert von der Größe ihres Gebäudes und den ganzen Geschützen trat Sarah näher an das Tor heran. Dabei richteten sich die automatischen Geschütze auf Sarah aus, was sie definitiv erschreckte. Angstschweiß lief ihr an allen möglichen Stellen aus dem Körper, von denen sie bisher nicht einmal gewusst hatte, dass diese existierten. Was wäre, wenn diese Geschütze eine Fehlfunktion hätten und sie nicht erkannt werden würde? Dann wäre sie schneller tot als sie bis eins zählen könnte. Eine ganze Reihe von Lasermechanismen aktivierte sich und tastete sie einmal komplett ab um auch wirklich kein Detail ihres Körpers zu übersehen.
„Sicherheitsabfrage erfolgreich. Willkommen zu Hause, Abomination“, sprach die plötzlich eine dieser typischen verzerrten Stimmen, wie Technologie sie üblicher Weise abgab, an und die Tore durch die Mauer und in die Basis hinein öffneten sich selbstständig. Noch etwas verwirrt sah Sarah sich um, bevor sie schnell einmal tief durch atmete und eintrat. Würde das jetzt jedes Mal genauso ablaufen, wenn sie die Basis zu Fuß verließ und wieder zurück kehrte? Würde sie sich irgendwann eventuell daran gewöhnen oder müsste sie irgendetwas machen damit eine solche Rückkehr nicht jedes Mal eine Gefahr für ihr Leben bedeutete? Das alles war jedoch erst einmal egal als sie durch die Tür des Gebäudes trat. Sarah sollte direkt die Kinnlade runter fallen, denn die Basis in der ihre Familie sie damals groß gezogen hatte, hatte weder diese Größe, noch dieses Maß an Luxus gehabt. Dazu rannten Roboter im gesamten Gebäude herum und schienen sich darum zu kümmern das Gebäude permanent sauber zu halten. Als sie ihre verglichen kleine Tasche mitten im Gang abstellte um sich um zu sehen, nahm sich direkt einer der Roboter dieser an und sortierte deren Inhalt automatisch im Haus weg. Ob das ein Zufall war, dass sie einfach nur diese Basis erwischt hatte oder hatten andere Protectoren aus ihrem Zyklus auch ein solches Glück bei der Auswahl? War dies möglicher Weise der gesellschaftliche Stand auf dem sich Protectoren eigentlich bewegten? Wenn dem so war, wie viel besser mussten dann die Overlords gestellt sein? Sarah konnte sich da nämlich ohnehin kaum noch eine Steigerung zu dem was sie hier besaß vorstellen.
Nachdem Sarah sich mit allen Räumlichkeiten vertraut gemacht hatte und festgestellt hatte, dass die Basis offensichtlich dazu gedacht war noch weitere Personen aufzunehmen und jedem davon eine gewisse Privatsphäre zu bieten, war ihr nun auch klar, weshalb das Gebäude so groß war. Dennoch waren ausreichend Räume für ganze zehn Personen vorhanden und keiner müsste sich dabei besonders einschränken. Aber das Ziel war es hier wahrscheinlich, dass auch zukünftige Angestellte von Sarah die Basis so wenig wie möglich verlassen müssten und es auch wollten. Die tatsächliche Action ging allerdings unter dem Wohnbereich ab, wo man bereits ihren bestellten MODULAR in den unterirdischen Hangarbereich geliefert hatte. Tatsächlich war auch dieser gigantisch und würde ihr Platz für noch 4 weitere vollständige MODULARs bieten, die damit jederzeit einsetzbar wären, sowie noch einige weitere Bauteile um beschädigte zu ersetzen oder die Maschinen einfach nur auf eine andere Art von Einsatz anzupassen. Bei allem dem sah Sarah jedoch auch die ersten Probleme auf sich zukommen. Eine solche Basis zu unterhalten würde sicherlich nicht billig werden. Ihre Geldreserven waren für die Anschaffungen die sie jetzt gerade begutachtet hatte aufgebraucht worden und sie brauchte sicherlich bald einige Techniker. Angefangen mit Experten für Roboter und aufgehört mit einem Experten für Informationsverarbeitung und Sicherheit. So toll sie alles hier auch fand, wenn es jemand schaffen würde die Sicherheitssysteme von außerhalb zu überwinden, etwa durch Hacken, hätte sie ein großes Problem. Dazu kam der Kredit der Protectoren-Organisation, den sie möglichst bald wieder zurück bezahlen müsste, da sie ja schon eine ganze Weile auf diese Basis und ihren MODULAR gewartet hatte. Sarah musste also zusehen, dass sie ihre ersten Aufträge annehmen würde, wenn sie nicht in größere Schwierigkeiten kommen wollte. Aber zumindest bis Ende des Tages könnte das sicherlich auch noch warten, dachte Sarah sich, als sie sich in dem Wohnbereich, den sie sich für sich selbst ausgewählt hatte, in einen der unglaublich gemütlich aussehenden Sessel fallen ließ und sich erst einmal kräftig ausstreckte. Danach schaltete sie sich eines der Online-Unterhaltungsprogramme an und ließ sich von einem der Haushaltsroboter ein kühles Getränk aus dem Kühlschrank bringen. Ja so ließ es sich leben, dachte Sarah sich, während sie wahlweise auf das Unterhaltungsprogramm und wahlweise durch das Panorama-Fenster auf das offene Meer hinaus sah, wo die Sonne bereits am Untergehen war. Es war nur angemessen, dass sie das zumindest bis zum Ende des Tages noch genießen würde, bevor sie einen Auftrag annehmen würde. Schließlich könnte jeder Auftrag eines Protectoren der letzte sein.
Sie hatte es also getan und ihren ersten Auftrag angenommen. Die Handelsunion wollte ein paar Unruhestifter in ihrem Gebiet los werden, die sich zu einem Protest für bessere Bezahlungen und gegen das Ersetzen von ihnen durch Roboter versammeln wollten. Ein ungewöhnlich gut bezahlter Auftrag dafür, dass nicht einmal erwartet wurde, dass die Demonstranten Waffensysteme aufbringen könnten, die einem MODULAR schaden könnten. Aber die Aufgabe war moralisch schon sehr unterirdisch. Demonstranten stoppen und gegebenfalls gewaltsam zu vertreiben, die nichts weiter wollten als eine vernünftige Bezahlung für ihre Arbeit, mit der sie sich selbst und ihre Familien dann auch vernünftig ernähren könnten, das war schon eine ziemliche miese Nummer. Aber Sarah hatte den Auftrag angenommen, weil sie das Geld dringend brauchte um der Organisation der Protectoren den Start-Kredit zurück zu bezahlen. Wenn die Sache gut gehen würde, dann bräuchte sich das vielleicht bald nie wieder zu machen. Es gab auch immer noch die Option, dass ihr Erscheinen die Leute so verängstigte, dass sie einfach schnell nach Hause gehen würden und Sarah gar nichts tun müsste. Eine Lösung, die ihr sicherlich am liebsten wäre. Nur sehr langsam ging sie in den Hangarbereich ihrer Basis, wo ihr MODULAR der 4ten Generation bereits wartete. Routiniert wie eh und je begab Sarah sich in das Cockpit der Maschine und tätigte nacheinander alle Schalter, die nötig waren um das Vehikel zu starten. Weitere Betätigungen von Schaltern, lösten die Haltevorrichtung des Hangars und öffneten die gewaltigen Tore aus massivem Metall. Ein letzter Schalter schien ein Förderband zu aktivieren, dass den MODULAR durch das Tor bewegte. Direkt nach Verlassen der Basis sollte die Maschine einige Meter nach unten ins Meerwasser fallen, wo jedoch die Automatik den Sturz abfangen sollte. Das Meer war dort wo der MODULAR heraus gefallen war allerdings nur gerade einmal so tief, dass der Modular mit dem Fuß einsinken sollte. Langsam setzte Sarah den MODULAR in Bewegung und nahm den Kurs zu ihrem Zielort auf. Das Steuern eines echten MODULARs fühlte sich dabei völlig anders an, wie der Simulator, den sie bei der Organisation der Protectoren genutzt hatte. Sie fühlte sich stark und mächtig darin. So als gäbe es nichts, was sie so bald antasten könnte. Geschweige denn irgendetwas dass ihr Schaden könnte. Selbst Naturgewalten würden sich für Sarah in diesem Moment nicht bedeutend anfühlen. Aber dieses Gefühl war gefährlich. Andere MODULARs konnten ihr gefährlich werden. Das musste ihr zu jeder Sekunde klar sein, selbst wenn keine erwartet wurden, wie bei diesem Auftrag. Und so bewegte sie sich weiter in die Stadt in der ihr Auftrag stattfinden sollte und in der sie offensichtlich bereits erwartet wurde. Die Arbeiter hatten in der Hauptstraße, die groß genug war für gleich mehrere MODULARs, einige Barrikaden errichtet und sich dort mit Baufahrzeugen und einigen Baustellen-Robotern eingefunden. Obwohl wenn sie ein paar Waffen, wie leichte Maschinengewehre und leichte ungelenkte Raketenwerfer dort angebracht hatten, wären diese Gerätschaften immer noch absolut keine Gefahr für Sarahs MODULAR. Sie begann sich schnell einmal umzusehen und nahm die Umgebung in Augenschein. Sie zählte vier Baukräne und acht große Baustellen-Roboter. Die Gebäude könnten aber ohne Schwierigkeiten weitere Feinde verbergen. Allerdings wenn nicht ein Wunder geschehen wäre und diese Arbeiter irgendwoher einen MODULAR hergezaubert hätten, waren diese versteckten Feinde genauso schnell und einfach erledigt wie die übrigen zwölf. Dazu zeigte das Radar keine weiteren Feinde an. Sarah entschied also ein paar weitere Schritte auf die Barrikaden zu zugehen und das Außenkommunikations-System zu aktivieren.
„Arbeiter der Handelsunion. Dieser Protest ist hiermit aufgelöst. Geht friedlich nach Hause und ich werde euch keinen Schaden zufügen“, sagte Sarah, wobei der MODULAR es extrem laut und mit einer massiven Stimmverzerrung nach außen weiter gab, so dass es nicht nur unmöglich wäre zu erkennen, dass sich in Wahrheit eine junge Frau in der Maschine befand und es zwangsweise äußerst bedrohlich wirken musste.
„Geh du doch nach Hause, Drecksprotector!“, tönte es plötzlich aus den Reihen der Demonstranten.
„Solltet ihr den Kampf mit mir suchen, werdet ihr alle sterben“, meldete sich Sarah noch einmal zu Wort.
„Und wenn wir einfach nach Hause gehen, haben wir nicht genug Geld um zu überleben…“
„…von unseren Familien fangen wir gar nicht erst an!“
„Ich hab ne kranke Tochter zu Hause die ich nicht mit Medikamenten versorgen kann, weil mir der Dreckskonzern nicht genug dafür bezahlt. Aber ich soll einfach heim gehen?“
„Mein Vater braucht einen Krückstock zum Gehen und meine Mutter kann nicht mehr aus dem Bett aufstehen.“
„Und ich hab nichts zum Beißen gesehen seit zwei Tagen.“
Diese Leute waren offensichtlich in sehr verzweifelten Notsituationen und würden sich nur schwer davon überzeugen lassen, einfach aufzugeben und zu gehen. Aber Sarah wollte dennoch nicht, dass es auf diese Weise enden würde. Am liebsten wäre sie einfach umgedreht und zurück in ihre Basis gegangen. Aber sie war selbst in einer Notlage. Sie brauchte das Geld um ihre Schulden bei der Organisation der Protectoren zu bezahlen. Sie hatte keine Ahnung wie lange diese sich noch hinhalten lassen würde, bevor sie Sarah selbst zum Ziel von Protectoren erklären würde. Dazu kam noch, dass es Sarah nicht klar war, wie genau die Organisation reagieren würde, wenn sie einfach einen Auftrag nicht beendete. Und selbst wenn sie damit durch käme: Wer garantierte ihr, dass ihr nächster Auftrag nicht etwas viel schlimmeres sein würde als diese Aufgabe jetzt?
„Ich bitte euch… Ich möchte nicht, dass es auf diese Weise endet. Geht einfach friedlich nach Hause und kehrt zu einem anderen Zeitpunkt wieder zurück“, versuchte sie noch einmal eindringlich auf die Leute einzureden, nachdem ihr klar war, dass Einschüchterung äußerst zwecklos wäre. „Wenn ihr jetzt einfach nach Hause geht, wird euch nichts geschehen“, fügte sie noch hinzu.
„Damit uns zu Hause die Sicherheitsroboter einfach einkassieren können? Uns wird nichts passieren? Schieb dir deine Dreckslügen in den Arsch!“, antwortete einer der Demonstranten.
„Fick die Protectoren-Schweine!“ „Mörder!“ „Wir scheißen auf euch, ihr käufliches Pack!“, fügten weitere noch hinzu.
„Ihr habt es unbedingt so haben wollen!“, schrie nun Sarah durch die Außenkommunikations-Anlage und ließ ihren Modular seine Armwaffen ausrichten, sowie zwei Schritte vortreten. Immer noch hoffte sie, dass dieses Vorgehen die Leute einfach nur so verängstigte, dass sie nach Hause gingen, aber leider war dies nicht was geschehen sollte. Anstelle dessen schlugen nun plötzlich Projektile von einem der Maschinengewehre in die Schulterpanzerung ihres MODULARs ein und verfehlten die Raketenwerfer nur sehr knapp. Ein Treffer an der richtigen Stelle hätte die geladenen Raketen zur Explosion bringen und den MODULAR zerstören oder zumindest sehr stark beschädigen können, trotz dessen starker Panzerung. Weitere Schüsse schlugen in den Torso und wurden von dessen Panzerung aufgehalten, was anderenfalls Sarahs Tod bedeutet hätte. In einer Reflex-Reaktion erwiederte Sarah das Feuer auf den Bauroboter, der ihr am nächsten war und feuerte ihre Gattlings auf diesen ab. Dieser hielt den Waffensystemen des MODULARs nicht allzu lange stand und explodierte direkt. Panische Schreie aus der Menge der Demonstranten drangen zu Sarah vor, die offensichtlich vergessen hatte die Außenkommunikation abzuschalten. Erschrocken davon und von dem was sie gerade getan hatte, zog sie sich schnell zwei Schritte mit ihrem MODULAR zurück.
„Der Protector hat uns angegriffen! Feuer!“, konnte Sarah jemanden schreien hören und die Bauroboter begann mit ihren an den Armen montierten leichten Maschinengewehren und die Baukräne mit ihren Raketen, die an deren Hebearm montiert waren, zu feuern. Das Feuer war wie zu erwarten war extrem ungenau. Explosionen von Raketen rissen Stücke aus dem Beton der Hochhäuser und Kugeln schlugen überall ein, nur nicht in den MODULAR von Sarah, die sich verwirrt noch zwei weitere Schritte zurück ziehen sollte. Nur hin und wieder schlugen Projektile in die Panzerung ihrer Maschine ein und prallten dann als Querschläger daran ab. Was ihr am gefährlichsten werden konnte waren diese Raketen von den Baukränen. Ein einziger Treffer dieser Waffen an der richtigen Stelle ihres MODULARs wäre fähig ihn vollständig zu zerstören. Allerdings waren auch die Maschinengewehre der Bauroboter nicht zu unterschätzen. Und so entschied Sarah die Raketenwerfer zu aktivieren und wartete nun auf die Zielerfassung. `Schneller, schneller, na los doch!´, dachte Sarah sich, während jeweils zwei Raketen auf eines der noch übrigen elf Ziele aufgeschaltet wurden. Die Zeit bis dorthin verging völlig schleppend und weitere Raketen und Projektile zerrissen in der Zeit weitere Hausfassaden. Trümmer regneten dabei auf die Straße und machten diese sehr bald nur noch für einen MODULAR überhaupt noch passierbar. Plötzlich krachte eine Rakete direkt vor Sarahs Maschine in den Beton und explodierte dort. Trümmerteile krachten dabei gegen die Maschine und hinterließen laute Geräusche, die Sarah im Inneren noch wahr nehmen konnte. Zu ihrem Glück war jedoch weder das Bein noch der Fuß ihres MODULARs hiervon beschädigt worden. Endlich! Die Zielaufschaltung war beendet und Sarah ließ sich nicht zwei Mal bitten und feuerte. Schnell rasten die Raketen auf alle ihre Ziele zu und hinterließen nicht zu unterschätzende Explosionen als sie einschlugen. Die offensichtlich ungepanzerten Baustellen-Fahrzeuge zerrissen davon einfach oder brachen unter ihrem eigenen Gewicht zusammen. Erneut panische Schreie über das Außenkommunikations-System, dass Sarah immer noch nicht abgeschaltet hatte. Plötzlich fegte ein roter Laser rechts an ihrem MODULAR vorbei und ein gewaltiges Projektil dass Sarah einer Kanone zuordnete raste vorne von links nach rechts durch ihr Blickfeld. In einer schnellen Reflex-Reaktion aktivierte Sarah nun die Booster und bewegte ihren MODULAR nach rechts in einen Abzweig, bevor eine Reihe Raketen, die ebenfalls von links kamen, sie treffen konnten. Zwei weitere Laser-Strahlen krachten ebenfalls in die Straße und verfehlten sie. Das war doch völlig unmöglich. Das Radar zeigte zwei andere MODULARs an und auch die Waffensysteme, die von ihnen bisher gezeigt worden waren deuteten sehr stark darauf hin. Vorsichtig wagte Sarah einen Blick auf die beiden neuen Feinde und stellte schockiert fest, dass es sich tatsächlich um MODULARs der 1sten Generation handelte. MODULARs der ersten Generation hatten eine sehr grobe Form und bestanden meist aus einem Würfel- oder Kugelförmigen Torso der auf Beinen montiert war und einer Reihe an Waffensystemen, die man an diesem Torso angebracht hatte. In Falle dieser beiden MODULARs handelte es sich um einen Würfelförmigen Torso auf vier Beinen mit zwei Waffensystemen, die offensichtlich auf Energie basierten und einem Kugelförmigen Torso auf normalen zwei Beinen mit jeweils einem Energiewaffensystem und einem konventionellen. Dazu sollte ein gewaltiger Raketenwerfer direkt auf dem Torso des Würfelförmigen MODULARs angebracht sein. Gehörten die ebenfalls zu diesen Demonstranten? Und wenn nicht wieso griffen diese sie an? Generell war Sarah recht irritiert davon, dass tatsächlich noch jemand diese alten Relikte verwendete. Wobei es das wohl unter den Protectoren öfter gab, dass einige einfach über ihren Verhältnissen lebten und schlecht mit ihren Verdiensten wirtschafteten, was dann dazu führte, dass sie billige MODULARs steuern mussten und schlecht bezahlte Aufträge annehmen um weiterhin existieren zu können. Es gab aber auch immer noch die Möglichkeit, dass diese Demonstranten diese Maschinen aus recycelten Teilen zusammen gebaut hatten und Mitglieder dieser Gruppe sie steuerten. Vielleicht steckte aber auch etwas ganz anderes dahinter. Fakt war in jedem Fall, dass diese Maschinen zwar veraltet, aber durchaus gefährlich waren und auch einem MODULAR der 4ten Generation schwere Schäden zufügen konnten. Sarah blieb jedoch keine Zeit darüber noch länger nachzudenken, denn der Würfel feuerte schnell den roten Laserstrahl ab, wobei er Sarah verfehlte, die mit dem Booster erneut zur Seite gewichen war und nun mit den Gattlings Gegenfeuer geben sollte, während sie hinter einer Hausfassade verschwand. Dort wartete jedoch der Kugelförmige MODULAR und feuerte seine Kanone ab, wobei er lediglich das Haus treffen sollte. Eine gewaltige Explosion ereignete sich und schleuderte weiteren Beton, Glas und Metall durch die nähere Umgebung des Einschlags, während Sarah nun die Booster für einen Sprung nutzte und die Maschine auf einem weiteren Gebäude landete, das hoffentlich stabil genug wäre um ihre Maschine auszuhalten. Dennoch nahm sie den kugelförmigen Feind wieder mit ihren Gattlings unter Feuer, bevor dieser seine Kanone wieder abfeuern konnte. Schnell wich dieser selbst mit Hilfe eines Boosters zur Seite, während er einige ungenaue Schüsse mit seiner anderen Waffe abgab, bei der es sich offensichtlich um ein Energiegewehr handelte. Plötzlich krachte ein blauer Laser von rechts in die Panzerung von Sarahs MODULAR, während ein weiterer roter Strahl ihn verfehlte und in das Gebäude dahinter krachte. Der blaue Laser hatte jedoch nur einen leichten Schaden an der Panzerung hinterlassen, so dass Sarah schnell mit Hilfe des Boosters zurück wich und nun hinter dem Gebäude landete, dass ihr bisher als Podest zur besseren Sicht gedient hatte. Schockiert musste sie anschließend mit ansehen, wie es von einem Projektil aus der Kanone des kugelförmigen MODULARs zur Explosion und zum anschließenden Einsturz gebracht wurde.
Das war wesentlich extremer als Sarah sich ein reales Gefecht mit MODULARs jemals vorgestellt hätte und übertraf den Simulator noch bei weitem darin. Gewaltige Beschleunigungskräfte rissen an ihr und sie hatte nicht mehr die geringste Ahnung wie hoch ihr Puls und ihr Blutdruck waren. Schweiß lief über ihren gesamten Körper und ihre Augen waren weit aufgerissen während sie mit den Boostern durch eine der Straßen fegte und dabei immer dann einen der beiden Feinde links oder rechts mit Gattlings unter Feuer nehmen sollte als sich eine Lücke in der Häuserfront auftat. Sie musste jedoch vorsichtig sein. Sie hatte bereits ein Viertel der Munition dieser Waffen eingesetzt. Außerdem ging die Booster-Energie aus, so dass Sarah nun wieder Deckung hinter einer Häuserfront suchte, während Laserstrahlen des würfelförmigen Feindes in das Gebäude einschlugen. So würde es nicht weiter gehen. Nicht nur das die Schäden an den Straßenzügen und der Stadt langsam gewaltig wurden, sie hatte noch keinen einzigen Treffer an ihren Feinden gelandet. Auf einmal entschied sich der kugelförmige Feind zu einem Sprung und kam ihr dabei mit den Boostern immer näher. Anscheinend wollte auch er die Entfernung verringern um den einen großen Treffer aus der Nähe zu landen, der den Kampf beenden würde. Das wäre Sarahs Chance, wenngleich es auch ein hohes Risiko wäre. Wäre er schneller, wäre dies das Ende für Sarah. Als der Feind nun direkt rechts neben ihr landete reagierte Sarah schnell darauf indem sie den Flammenwerfer abfeuerte. Dies schien der Pilot dieses MODULARs nicht erwartet zu haben und ging in schnellen Schritten zurück, während die Flammen nicht nur schwere Schäden an der Panzerung anrichteten, sondern sicherlich auch die Wärmeableitung der Maschine stark überfordern sollten und dem Piloten die Sicht raubten. Der perfekte Moment um schnell einige Schüsse mit der Shell-Gun abzugeben, welche auf diese kurze Entfernung die aufgeheizte Panzerung zerreißen sollte als würde diese nur aus Papier bestehen. Den letzten Rest sollte die schwere Kanone erledigen, welche in den Torso einschlug und die gesamte Maschine mit voller Wucht ein gutes Stück mit sich nach hinten riss, wo der besagte Torso vollständig explodierte und lediglich noch die Beine übrig blieben, welche nun einfach zur Seite umkippen sollten. Der erste Gegner war beseitigt, Jetzt fehlte nur noch der zweite. Aber wo war dieser hin? Das Radar zeigte nichts an. War der etwa so schockiert, dass er sich nun einfach zurück gezogen hatte? Mit bloßer Gewalt wurde Sarah aus ihrer Wunschvorstellung gerissen, als nacheinander sechs Raketen hinten in ihre Maschine einschlugen und dort explodierten. Die hintere Panzerung nahm dabei schwere Schäden, aber sie hielt stand. Schnell drehte Sarah ihre Maschine um, nur um zwei Treffer von dem blauen und dem roten Laser direkt in den Haupttorso und die linke Schulter ein zu stecken. Der linke Raketen-Werfer riss dabei ab, der Torso selbst hielt jedoch weiterhin stand, wenngleich die Panzerung mittlerweile angeschlagen sein musste. Der rechte Raketen-Werfer hatte jedoch seine Zielerfassung abgeschlossen und Sarah erwiederte das Feuer schnell mit dessen sechs Raketen. Offensichtlich in Panik wich der würfelförmige Feind mit dem Booster zur Seite, wo Sarah ihn bereits erwartet hatte und ihn mit dem Projektil ihrer Kanone begrüßte. Ein gewaltiger Einschlag schien den MODULAR außer Balance zu bringen und schien eines seiner Beine mit getroffen zu haben. Ein letztes Mal feuerte der Feind seinen roten Laser ab und verfehlte sein Ziel um Längen bevor die sechs Raketen in seinen schwer beschädigten Torso einschlugen und ihm den Rest gaben. Eine gewaltige Explosion sollte den Straßenzug und den Feind zerreißen und damit das gewaltige Gefecht beenden. Erst jetzt sollte Sarah auffallen, dass sie sich wieder in der Hauptstraße befand. Dort wo die ganze Sache angefangen hatte. Erneut konnte sie panische Schreie über die Außenkommunikations-Anlage, die sie immer noch nicht abgeschaltet hatte vernehmen. Aber dieses Mal waren auch Schreie des Schmerzes zu hören. Lautes Weinen und Schreie des Klagens. Und da war dieses ganze Blut! War sie es gewesen, die das verursacht hatte? Und wie hatte ihr das die ganze Zeit nicht auffallen können? Innerlich begann sich alles in Sarah zusammen zu ziehen. Das Gefühl sich übergeben zu wollen machte sich breit und es wurde unglaublich schwer für sie zu atmen. `Sie hatte das getan!´, dachte sie sich erneut während sie mit weit aufgerissenen, schockierten Augen beobachtete wie einzelne Demonstranten versuchten andere aus Trümmerhaufen zu befreien oder zumindest deren Leichen zu finden. Weiter hinten sollte ihr dabei eine besonders große Gruppe von Leuten auffallen, die versuchte einen besonders großen schweren Betontrümmer zu bewegen. Hatte es überhaupt Sinn diesen Trümmer bewegen zu wollen? Wäre derjenige der darunter lag nicht ohnehin schon Matsch? Plötzlich krachten von weiter weg drei Plasma-Projektile in den Straßenzug und erweiterten sich Halbkugelförmig. Die Leute schrien noch einmal lautstark bevor sie von der Zerstörungskraft dieser Waffe mitgerissen wurden. Nichts blieb mehr von den Demonstranten übrig außer drei gewaltigen Kratern in der Straße. Wer war das? Wer hatte das getan? Erschrocken stellte Sarah nun fest, dass ein weiteres Plasma-Projektil auf sie abgefeuert worden war. In einer unglaublich schnellen Reaktion aktivierte sie die Booster ihres MODULARs und steuerte diesen seitlich in eine der abzweigenden Straßen, so dass das Projektil sie nicht nur verfehlte, sondern die Hochhäuser ihr auch als Deckung dienen würden. Hatte sie außerdem richtig gesehen? Ein dunkelroter MODULAR der 5ten Generation hatte sie gerade angegriffen? Wieso? Und wieso hatte er zuvor alle Demonstranten getötet? Gehörten die anderen beiden MODULARs die sie gerade zerstört hatte zu ihm? Was ging hier überhaupt vor sich?
Sarah erkannte den dunkelroten MODULAR wieder. Sie hatte bereits von diesem Protector gehört, der sich immerhin auf dem D-Rang und damit ganze zwei Ränge über ihr befand. Er hatte sich den Namen „Bloodpool“ gewählt und dieser Name schien bei ihm offensichtlich Programm zu sein. Er hatte bereits bewiesen, dass er keine Gnade mit seinen Feinden kannte und auch nicht zögerte harmlose Zivilisten zu töten. Angeblich sollte er außerdem die Möglichkeit gehabt haben im Rang längst noch einmal aufgestiegen zu sein. Aber er bevorzugte es Aufträge wie diese an zu nehmen, wo er möglichst viele Menschen töten konnte, anstelle von höherrangigen Aufträgen wo er gegen andere Protectoren antreten sollte und nur einen oder zwei Menschen töten konnte. Dennoch konnte Sarah nicht vermeiden, dass sie sich erneut fragte was hier zum Teufel nochmal eigentlich vor sich ging. Gehörte dieser Protector zu den Demonstranten? Wenn ja, wie konnten diese sich einen hohen D-Rang-Protector überhaupt leisten? Und weshalb hatte er sie dann alle umgebracht? Und wenn nicht, musste ihn ein Konzern geschickt haben. Welcher wäre das? Welcher andere Konzern würde davon profitieren in dieser Weise in einen eskalierten Protest einzugreifen? Oder war auch Bloodpool von der Handelsunion bezahlt worden um die Spuren und Zeugen zu beseitigen, so dass diese den ganzen Vorfall Sarah in die Schuhe schieben könnten und Bloodpool als den großen Helden in der Not, der den Amok laufenden Protector beseitigt hätte ausgeben zu können? Egal welche Version hier zutreffen sollte, Sarah blieb nicht die Zeit um lange darüber nach zu denken. Sie hatte es mit einem gewaltigen Monster von einem Gegner zu tun und es war unklar ob sie diesem Feind überhaupt gewachsen wäre. Ihr Gegner steuerte zu seinen gefährlichen Fähigkeiten auch noch einen MODULAR der 5ten Generation und war ihr damit um eine Generation voraus. Der mittelschwere, dunkelrote MODULAR war offensichtlich mit einer Plasma-Kanone auf seiner linken Schulter bewaffnet und mit einer genauso großen Waffe auf der rechten Schulter, die Sarah nicht hatte erkennen können. Zudem nutzte Bloodpool zwei Handfeuerwaffen, von denen eine wie ein schnellfeuerndes Energie-Gewehr aussah und die andere wie ein Scharfschützengewehr für MODULARs. Zudem war Sarah sich sicher, dass das Vehikel eines Feindes auch noch mindestens eine, vielleicht sogar zwei interne Waffen im Torso verbaut hatte. Dazu sollte sie seine Geschwindigkeit nicht unterschätzen. Es handelte sich immerhin um einen mittleren MODULAR der 5ten Generation. Und den sollte sie nun mit ihrem bereits angeschlagenen MODULAR der 4rten Generation bekämpfen, der schon einige Schäden an der Panzerung erhalten und einen Raketenwerfer verloren hatte, sowie einiges an Munition bereits eingesetzt hatte? Sie hatte doch überhaupt keine Chance. Noch dazu lief ihr Einsatz schon eine ganze Weile. Unter der Voraussetzung, dass sie auch noch zurück zu ihrer Basis musste, würde die Energie ihres MODULARs vielleicht noch 15 oder 20 weitere Minuten reichen. Das einzige was Sarah nun noch einfallen sollte um lebend aus dieser Situation zu kommen war der Versuch zu verhandeln. Aber auf welcher Basis sollte Sarah mit einem Monster wie diesem Bloodpool verhandeln? Was könnte er wollen? Und da dies ihr erster Auftrag war, konnte sie ihm auch keine Bezahlung anbieten. Dennoch musste sie es versuchen und aktivierte die Kommunikation, wobei sie auch die Gelegenheit nutzte und endlich die Außenkommunikation abschaltete.
„Ich muss gestehen, dass ich gerade etwas enttäuscht bin. Sie hatten mir versprochen, dass es sich bei Abomination um einen echten Wunderanwärter handeln würde und als du die anderen beiden erledigt hast, hatte ich mir tatsächlich ein paar Hoffnungen gemacht. Aber dass du auf so billige Weise versuchst dein Leben zu retten ist wirklich erbärmlich und einem Protector unwürdig“, meldete sich Bloodpool mit einer klaren Männerstimme mittlerer Tonlage, die Sarah vom Klang her einem Mann zwischen 40 und 50 zuordnen würde. Offensichtlich schien er sich auch nicht die Mühe zu machen seine Stimme zu verzerren oder in einer anderen Art seine Identität zu verbergen.
„Aber es muss doch irgendeinen anderen Weg geben, wie wir uns einig werden können. Wir trennen uns friedlich und du erzählst denen, dass du mich erledigt hast. Ich verschwinde und komme nie wieder. Du kassierst dein Geld und ich überlebe. Oder ich weiß… Ich sprenge meinen MODULAR und verlasse ihn vorher. Damit wird es so aussehen als ob du gewonnen hast und ich...“, begann Sarah völlig aufgeregt und unkontrolliert loszureden. Offensichtlich wurde die gesamte Situation langsam ein wenig zu viel für sie. Erst die Demonstranten, denen sie nichts tun wollte, aber es trotzdem getan hatte und jetzt dieser Kerl hier, der bereit war absolut jeden zu töten, der ihm im Weg stand.
„Lass mich ganz offen zu dir sein: Es gibt keinen Weg wie du dein Leben jetzt noch retten könntest. Nicht nachdem du mich so richtig angepisst hast. Die Organisation ist wirklich sehr lasch mit ihren Voraussetzungen geworden und mittlerweile lassen sie offensichtlich jedes kleine Mädchen in MODULARs, dass einem Ausbilder schöne Augen machen kann. Ihr alle seit eine Schande für den Berufsstand des Protectors und genauso schändlich wirst du nun zu Grunde gehen“, unterbrach Bloodpool sie einfach und brach die Verbindung ab. Sie war sich doch sicher, dass sie einen Stimmverzerrer aktiviert hatte. Woher wusste Bloodpool also, dass es sich bei Sarah um eine noch recht junge Frau handelte? Hatte er das etwa durch die Stimmverzerrung noch hören und erkennen können? Und was maßte dieser Kerl sich gerade an? Sie und eine Schande für die Protectoren? Wenn dann waren doch eher Typen wie er ohne jede Moral und ohne jedes Gefühl eine Schande für den Berufsstand. Es waren Mörder wie er die den Ruf von Protectoren bei den Leuten befleckten und das alles machte Sarah richtig wütend. So sehr sogar, dass sie entschied zu kämpfen. Selbst wenn das hier ihr unausweichliches Ende wäre, einfach würde es dieser Bloodpool nicht gemacht kriegen. Ein Entschluss den sie keine Sekunde zu früh getroffen hatte, denn wie ihr Radar bereits anzeigte setzte ihr Feind sich gerade in Bewegung und startete seinen ersten Angriff.
Sarah blieb nicht viel Zeit um diesen Feind zu analysieren. Und dabei bräuchte sie dringend eine Schwachstelle an ihm die sie ausnutzen könnte. Aber das einzige was ihr für den Moment einfallen sollte, war die Tatsache, dass dessen MODULAR mit seiner dunkelroten Bemalung doch ziemlich auffiel in einer grau-braunen Stadtumgebung. Sarahs eigener MODULAR war tatsächlich in der grau-metallic Färbung geblieben, in der sie ihn auch bestellt hatte. Es war nicht mit Absicht geschehen, aber sie konnte sich sicher sein, dass ihr diese Farbe ein minimales Maß an Tarnung in dieser Umgebung einbrachte. Ferner waren da die vielen Energiewaffen ihres Feindes, die ihm sicherlich an die Energie gehen würden, so dass er die Booster nicht in dem Maße einsetzen konnte und damit nicht ganz so mobil wäre, wie es auf den ersten Blick den Anschein hätte. Sarah fiel ebenfalls auf, dass die meisten Waffen zwar extrem schwer und durchschlagskräftig waren, aber nicht über viel Munition verfügen konnten. Allerdings hatte Bloodpool ganz klar den Vorteil, dass er mit beinahe vollen Vorräten in diesen Kampf eintrat und sie bereits einen großen Teil verschossen hatte. Das war alles was Sarah in der kurzen Zeit einfallen sollte, bevor ihr Feind in eine gute Schussposition kommen sollte, aber es war zumindest etwas. Damit könnte sie arbeiten. Der Rest würde sich hoffentlich gleich von selbst ergeben. Und so nutzte Sarah schnell die Booster um sich selbst in eine gute Schussposition zu bringen und einen Überraschungsfaktor zu haben und nutzte sie weiter um den MODULAR seitwärts zu driften, während sie versuchte das automatische Zielsystem auf den Feind auszurichten. Dieser war jedoch eindeutig schneller und feuerte mit seinen beiden Handfeuer-Waffen auf sie. Der seitliche Drift bewirkte jedoch, dass das Sniper-Gewehr sie verfehlte und lediglich eine geringe Zahl der kleinen grünen Energieprojektile in ihre Panzerung einschlugen. Auch die Plasma-Kanone verfehlte sie, bevor sie hinter einem Gebäude verschwand und schnell den MODULAR zu Fuß weiter bewegen musste, während der Booster wieder auflud. Ihr Feind ließ jedoch nicht locker und kam schon bald auch hinter dem Gebäude hervor. Allerdings nun feuerte Sarah mehrmals mit ihrer Shell-Gun, da sie nun nahe genug für diese Waffe war und setzte mit den Gattlings nach als sich Bloodpool offensichtlich verwirrt mit den Boostern zurück zog und wieder links in einer Abzweigung hinter einem anderen Gebäude verschwand. Schnell stürmte Sarah nun hinter ihrem Feind her, der jedoch plötzlich von den Boostern angetrieben hinter seiner Deckung hervor sprang und erneut ein gewaltiges Plasma-Projektil auf Sarah abfeuern sollte. Sarah gab ihrem Impuls zurück weichen zu wollen jedoch nicht nach und stürmte weiter voran, was der Grund war, weshalb sie von diesem Angriff ebenfalls verfehlt wurde. Schnell feuerte sie die gewaltige Haupt-Kanone ab, aber das Projektil verfehlte den Feind um Längen, da dieser bereits wieder nach unten stürzte und auf dem Dach eines Gebäudes landete, von wo er schnell mit seinem schnellfeuernden Energie-Gewehr schoss und Sarah damit zurück zwang. Warnleuchten blinkten im Cockpit ihrer Maschine und Signaltöne betäubten ihre Ohren, während einige der kleinen grünen Energie-Projektile in ihre Panzerung krachten und dort sicherlich einige Schäden anrichteten. Aber auch Sarah feuerte beide Gattlings auf den Feind ab, der von wesentlich mehr ihrer Projektile getroffen worden sein musste, als sie von seinen. Dennoch zeichnete sich noch lange kein sichtbarer Schaden an Bloodpools Maschine ab, während Sarahs Schadensanzeige bereits einen mittleren Schaden an der Panzerung des Torsos und einen leichten Schaden am rechten Arm anzeigte. Das Zielerfassungssignal für die Raketen meldete sich. Genau der richtige Moment um sie abzufeuern, dachte Sarah sich und jagte Bloodpool den Schwarm aus acht Raketen nach. Dies blieb von Bloodpool jedoch nicht unbemerkt, so dass er schnell hinten wich und vom Gebäude sprang, dass ihm als Podest gedient hatte. Nun war es Sarah, die ihm mit den Sprungtriebwerken folgte und auf dem selben Gebäude landete, während sie das Feuer durch die Gattlings weiter aufrecht erhielt und bei der Landung von einem Plasmaprojektil verfehlt wurde. Dieses krachte stattdessen in den Wolkenkratzer dahinter und riss in einer gewaltigen Explosion ein ganzes Stück aus dem Gebäude. Sarah ließ sich jedoch nicht verwirren und jagte Bloodpool ihre Kanone hinter her, verfehlte ihr Ziel aber ebenfalls, da dieser schnell zur Seite hinter eine andere Gebäudereihe gewichen war. Das Projektil krachte nun stattdessen in die Straße, wo es einen gewaltigen Krater hinterlassen sollte. Plötzlich gab das Gebäude, das Bloodpool mit seiner Plasma-Kanone beschädigt hatte nach und begann in der Richtung zu kippen in der ein großes Stück davon fehlte, was dummerweise genau die selbe Richtung war in der sich gerade auch Sarah mit ihrem MODULAR befand. Schockiert aktivierte Sarah die Booster und nutzte sie für einen Rückwärtsschub in der Hoffnung, dass das Gebäude sie noch verfehlen würde, denn ein ganzes Hochhaus von mehreren hundert Metern Höhe, würde auch ein zwölf Meter hoher MODULAR nicht einfach aushalten können. Angstschweiß tropfte ihr vom Gesicht, als das Gebäude nur wenige Zentimeter vor ihr zu Boden ging und dabei eine gewaltige Staubwolke aufwirbelte, die ihr die Sicht einschränkte und es unmöglich machte etwas zu erkennen. Das war überstanden jetzt musste sie nur noch… Plötzlich krachte ein gewaltiges Projektil von hinten in den rechten Arm ihres MODULARs und die darauf folgende Explosion riss diesen einfach ab. Lautstark schrie Sarah auf, als die Maschine zur Seite geschleudert wurde und die Automatik offensichtlich Probleme hatte das Gleichgewicht zu halten. Ein weiteres dieser Projektile krachte in den noch übrigen Raketenwerfer und rissen diesen ebenfalls mit einer Explosion ab. Sarah konnte fühlen wie sich ihr Körper innerlich zusammen zog, aber sie musste weiter machen, sonst würde sie ganz sicher sterben. Gerade jetzt wo sie doch das Gefühl hatte, dass es sie es endlich geschafft hatte gesellschaftlich ein wenig aufzusteigen. Schnell nutzte sie den Booster und wich zur Seite, so dass sowohl das dritte dieser Projektile, als auch ein weiteres Plasma-Projektil sie verfehlten. Die halbkugelförmige Expansion des Plasma-Projektils fand jedoch so schnell statt, dass sie ihren MODULAR noch erreichte und ihm einen ungewollten Stoß in die selbe Richtung gab, in die Sarah ohnehin gerade auswich. Das führte dazu, dass sie unkontrolliert in die nächste Wand krachte und dort erst mal einen kurzen Moment bleiben sollte.
Was war gerade passiert? Sarah hatte den Angriff, der sie den Raketenwerfer und den rechten Arm gekostet hatte, gar nicht kommen gesehen. Nicht mal auf dem Radar war Bloodpool zu sehen gewesen. Er musste aus sehr großer Entfernung geschossen haben, was die Projektile, die sie getroffen hatten zwangsweise zu denen des Scharfschützen-Gewehrs machen musste. Diese gewaltige Durchschlagskraft und dann hatte er sie auch noch erwischt als sie gerade mit etwas völlig anderem beschäftigt gewesen war. Ob er das alles so geplant hatte? Kein Wunder dann, dass zwei Ränge über ihr war, wenn er zu solchen Aktionen fähig war. Aber Sarah wusste auch, dass sie jetzt nicht einfach aufgeben durfte, egal wie mächtig ihr Feind wäre. Das würde ihr sicheres Ende bedeuten. Schnell trat sie aus dem Gebäude in dem sich ihr MODULAR befand auf die Straße zurück, drehte sich nach links und nutzte direkt die Booster für einen Rückwärtsschub, um Bloodpool der ebenfalls mit seinen Boostern auf sie zukommen sollte entkommen zu können. Dabei feuerten beide durchgehend mit ihren Schnellfeuer-Waffen aufeinander und fügten Schüsse mit ihren übrigen Waffensystemen an, als ihnen die Gelegenheit günstig erschien. Mehrere Plasma-Projektile verfehlten die Maschine von Sarah mal mehr, mal weniger knapp, während auch sie nicht einen einzigen Treffer mit ihrer Kanone an Bloodpool landen konnte. Allerdings trafen die meisten der Schüsse mit ihrer Gattling und tatsächlich konnte sie erste Kratzer an der roten Panzerung ihres Gegners feststellen. Wobei das ein lächerlicher Schaden war gegen das was dieser bereits an ihrer Maschine hinterlassen hatte. Sie brauchte einen anderen Plan und musste etwas riskieren, wenn sie irgendetwas erreichen wollte, so viel wusste Sarah. Und so entschied sie sich dazu schlagartig die Richtung zu wechseln und nun mit Hilfe der Booster auf ihren Feind zu zurasen. Dieser wich nicht zurück und hielt das Feuer der Schnellfeuer-Energie-Waffe weiter aufrecht, ebenso wie Sarah weitere Projektile aus den beiden Gattlings auf ihn einregnen ließ. Plötzlich stoppte Bloodpool und schien für einen kleinen Sekundenbruchteil mit der Situation überfordert zu sein. Eine bessere Chance würde Sarah nicht bekommen, so dass sie nun erneut ihre Haupt-Kanone abfeuerte. Ein gewaltiges Projektil krachte in die Maschine von Bloodpool und brachte diese offensichtlich für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht, so dass die Automatik sogar einen Ausgleichsschritt ausführen musste. Jetzt durfte Sarah nicht nachlassen. Die Nachladezeit der Kanone war zwar die längste unter allen ihren Waffen, aber relativ kurz verglichen mit denen seiner Plasma-Kanone oder des Scharfschützen-Gewehrs. Und dennoch war sie immer noch zu lange. Sarah wurde schrecklich nervös und das obwohl keine zwei Sekunden gedauert hatte. Schnell jagte sie dem feindlichen Protector ein weiteres Projektil entgegen, dass dieses mal direkt in die linke Schulter wo der gesamte Arm der Maschine abgerissen wurde, was den Verlust des Scharfschützen-Gewehrs bedeutete. Zusätzlich dazu war das Projektil jedoch auch noch durch die Plasma-Kanone geschlagen und hatte diese gleich mit zertrümmert. Erneut war Bloodpools Maschine damit aus dem Gleichgewicht geraten und musste dieses erst einmal ausgleichen, bevor er wieder Handlungsfähig wäre. Noch einen weiteren Schuss, dieses Mal in den Torso und Sarah könnte ihn vielleicht wirklich besiegen. `Schneller! Schneller, verdammt!´, dachte sie, während ihre Hauptkanone sich mit einem weiteren Projektil laden sollte. Als sie dieses Mal jedoch feuerte nutzte Bloodpool die Booster und wich zur Seite und das obwohl seine Automatik die Balance noch nicht vollständig ausgeglichen hatte. Schnell begann die andere Schulterwaffe die er hatte auszufahren und Sarah erkannte sie daraufhin wieder. Panisch begann sie sich mit Hilfe ihres Boosters nach rechts zu bewegen, wo ihr ein Gebäude Schutz bieten sollte. Plötzlich krachte das Projektil jedoch durch das Gebäude hindurch und auch durch die nächsten beiden, wobei der Sog den es dabei hinterlassen sollte genügte um sie alle zum Einsturz zu bringen. Sarah hatte das Ganze nur überstanden weil sie trotz der Deckung nicht stehen geblieben war. Auch dieser Feind verfügte über eine Railgun. Eine der mächtigsten Waffen, die einem Protector zur Verfügung stehen sollten. Und da waren immer noch die internen Waffen, die Sarah vermutete, zusätzlich zu dem Schnellfeuer-Energie-Gewehr, dass Bloodpool immer noch besitzen sollte. Sie hatte keine Chance. Nicht gegen diesen Feind. Plötzlich meldete sich außerdem ein weiteres Warnsignal in ihrer Maschine. Es war das Signal, dass ihr das bevorstehende Ende ihrer maximalen Einsatzdauer klar machen sollte. Ausgerechnet jetzt. Als ob die Lage nicht schon beschissen genug gewesen wäre. Sie würde sterben! Sie würde ganz sicher hier sterben! Bei ihrem ersten Einsatz! Das konnte doch nicht wahr sein! Das dürfte einfach nicht wahr sein!
Ihr gesamter Oberkörper zog sich zusammen. Ihr Herz musste rasen und Sarah war sich sicher, dass ihre Augen weit aufgerissen sein mussten. Das Atmen fiel ihr schwer. Diese Railguns waren schon im Simulator schreckliche Waffensysteme gewesen, aber im echten Leben waren sie sogar noch viel schlimmer. Ein einziger Fehler und das wäre ihr Ende. Sie musste jetzt ihre Ruhe bewahren. Sie hatte schon einmal einen Feind mit einer Railgun besiegt, auch wenn das nur ein arroganter Anwärter gewesen war und dann auch nur in einem Simulator, aber sie hatte ihn trotz der Tatsache, dass er über diese Waffe verfügte besiegt. Außerdem war völlig klar, dass Bloodpool diese Waffe nicht direkt noch einmal einsetzen könnte. Die Nachladezeiten für Railguns waren meistens sehr lange. Wenn sie eine Chance hatte in die Offensive zu gehen, dann war sie jetzt. Und so stürmte sie nun hinter dem Gebäude hervor, dass ihr nun wieder als Deckung gedient hatte und nahm den Feind mit Gattlings und der Kanone unter Feuer, während sie weiter auf ihn zustürmte. Dieser wich zurück und gab Gegenfeuer mit seinem Schnellfeuer-Energie-Gewehr, aber beide landeten offensichtlich nur wenige Treffer. Plötzlich stoppte das Feuer von Sarahs Gattlings einfach. Und auch die Kanone reagierte nicht mehr auf die Feuertaste. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Ihr konnte unmöglich jetzt im kritischsten nur möglichen Moment auch noch die Munition ausgegangen sein! Nur wenig später sollte jedoch auch das Feuer der grünen Energie-Projektile von Bloodpool stoppen, woraufhin dieser die Handfeuerwaffe zur Seite schleuderte. Scheinbar war ihm das Selbe passiert und offensichtlich konnte er Sarah auch nicht mit seinen Boostern entkommen, da er die Energie für sein Sperrfeuer verwendet hatte, die er nun für die Booster gebraucht hätte. Er entschied sich also ebenfalls auf Sarah zu zustürmen, die ihm weiterhin näher kommen sollte. Die Railgun schien seine letzte Waffe zu sein. Würde er noch über weitere Waffensysteme verfügen, hätte er diese längst abgefeuert, dachte Sarah sich. Offensichtlich waren die Waffen, die er bereits eingesetzt hatte sehr schwer und weitere hätten die lediglich mittelschwere Bein- und Torso-Konstruktion wahrscheinlich zu sehr belastet oder die Booster nutzlos gemacht. Aber auch sie hatte nichts mehr was sie einsetzen konnte. Es gab also nur noch eine Möglichkeit diesen Kampf weiter zu führen. Und so hielt sie weiter auf ihren Gegner zu, der das selbe tat. Plötzlich entschied Bloodpool wie erwartet einen Faustschlag mit dem übrigen rechten Arm seines MODULARs auszuführen und Sarah wich nach links aus, so dass der Schlag sie verfehlen musste. Anschließend nutzte sie selbst den rechten Arm ihrer Maschine für einen Schlag und landete einen Volltreffer in Bloodpools Torso, der sich von der gewaltigen Wucht sichtbar nach innen verbiegen sollte und kurzzeitig die Automatik beim Wiederherstellen der Balance fordete. Als Sarah jedoch einen weiteren Schlag nachsetzen wollte, nutzte Bloodpool die Booster und bewegte sich geschickt hinter sie, wo er seinen MODULAR ihren am Rücken packen ließ und die Maschine in ein ohnehin schon zerstörtes Gebäude rammte. Auch bei Sarah war die Automatik mit dem Halten der Balance kurzzeitig überfordert, was Bloodpool direkt ausnutzte und gleich drei weitere Faustschläge gegen den Torso ausführte. Gewaltige Erschütterungen schleuderten Sarah im Cockpit nach allen Seiten, aber sie fing sich wieder und rammte ebenfalls den Arm ihres MODULARs in den Torso ihres Gegners, der eine weitere Beule erhielt. Nun packte Bloodpool den MODULAR von Sarah frontal und nutzte seine Booster um die Maschine mit einer eigenen zurück zu schieben. Sarah erkannte das jedoch und gab ihm Gegenschub mit ihren eigenen Boostern, wobei sie beide kurzzeitig in einem Kräftemessen verharrten, bei dem keiner vorwärts oder rückwärts kommen sollte. Da ihnen offensichtlich beiden die Energie ausgehen sollte, schalteten sie beide relativ zeitgleich die Booster wieder ab und Sarah bereitete sich auf einen weiteren Schlag mit dem Arm ihrer Maschine vor. Bloodpool war jedoch schneller und verpasste ihr vorher einen Faustschlag, gefolgt von einem Tritt mit dem linken Bein gegen das ihres MODULARs. Dieses verbog sich bei dem unglaublich heftigen Treffer ein Stück und die Automatik, welche die Balance wieder herstellen sollte, versagte. Ohne dass Sarah irgendetwas tun konnte um das zu verhindern sollte ihr MODULAR nach links umfallen und war nun völlig bewegungs- und handlungsunfähig, während Bloodpool damit begann weitere Tritte gegen ihren Torso auszuführen. Dieser sollte sich dabei immer weiter nach innen verbiegen, was dazu führte dass auch die Cockpitwand Sarah immer näher kommen sollte. Nun war es tatsächlich vorbei. Es gab nichts mehr dass sie noch tun konnte. Dies war tatsächlich ihr Ende. Beim ersten Auftrag getötet, von einem gnadenlosen Psychopathen wie diesem Bloodpool. Plötzlich sollte Sarah sich jedoch an eine letzte Sache erinnern, die sie noch tun konnte und sie fühlte sich völlig dämlich, dass ihr das nicht schon viel früher eingefallen war. So schnell sie konnte richtete sie den Arm ihres MODULARs auf den von Bloodpool aus und feuerte ihren darin verbauten Flammenwerfer auf ihn ab. Bloodpool stoppte seine Bewegungen und Sarah war sich sicher, dass sie seine Schmerzensschreie sogar durch die beiden MODULARs hindurch hören konnte. Offensichtlich war auch Bloodpools Cockpit stark beschädigt worden und nun nicht mehr dicht genug um ihn vor den extrem heißen Flammen dieser Waffe zu beschützen, so dass er nun bei lebendigem Leibe in seiner Maschine verbrannte. Immer weiter schrie der einst so mächtige Protector vor Schmerzen auf, aber Sarah zeigte keine Gnade und feuerte die Waffe weiter ab, so lange bis auch die Munition des Flammenwerfers verbraucht war und er nicht mehr auf den Tastendruck reagierte, der ihn abfeuern sollte. War er tot? War es damit vorbei? Zumindest reagierte der rote MODULAR jetzt schon eine Weile nicht mehr, so dass Sarah ungewollt einmal tief durchatmete. Sie hatte gerade gewonnen. Sie hatte diesen unmöglichen Kampf gerade gewonnen. Erst jetzt fielen ihr allerdings die Kopfschmerzen auf, die sie hatte. Und die Platzwunde am Kopf, sowie das Blut, dass aus dieser heraus und über ihr Gesicht lief. Sie musste sich in dem engen MODULAR-Cockpit den Schädel angehauen haben, als sie in dieser Nahkampf-Situation durchgeschüttelt worden war. Generell bemerkte sie erst jetzt den hohen Adrenalin-Pegel den sie unweigerlich von der gesamten Aktion bekommen haben musste. Plötzlich reagierte jedoch die Kommunikations-Anlage auf etwas. Sollte Bloodpool die gesamte Aktion etwa überlebt haben? Das erste was sie durch die Anlage zu hören bekommen sollte, war langes Gelächter, dass sie jedoch sehr schwach anhören sollte.
„Besiegt von einem kleinen Mädchen. Ich hatte dich offensichtlich unterschätzt. Du hast es verdient die Bezeichnung Protector zu tragen. Sei stolz darauf, wenn wir gemeinsam ins Jenseits eintreten werden“, brachte Bloodpool noch raus, bevor man seine Atemnot durch die Kommunikations-Anlage hören konnte und dann gar nichts mehr. Offensichtlich war er tatsächlich gerade gestorben. Er hatte nicht einmal mehr den Kommunikations-Kanal schließen können. Aber was meinte er damit, dass sie gemeinsam ins Jenseits eintreten würden? Sarah lebte doch offensichtlich noch. Auf einmal wurde es ihr schlagartig klar und in einer letzten verzweifelten Tat aktivierte sie noch einmal die Booster ihres MODULARs und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen die beiden zu bringen, als der MODULAR von Bloodpool in einer gewaltigen Explosion verging, wie sie ein überlasteter Reaktor üblicherweise hinterließ.
„ARRRR!!!!“, schrie Sarah noch auf als diese sie und ihre Maschine noch erreichen sollte und zurück bis in ein mehrere hundert Meter entferntes Hochhaus schleudern sollte, wo sie regungslos liegen bleiben sollte.
Huh? Was war geschehen? War sie tot? Nein, dafür waren ihre Kopfschmerzen einfach immer noch zu intensiv. Wieso war ihr dann aber immer noch schwarz vor Augen? Was war geschehen? Nur sehr langsam begann Sarah ihre Augen wieder zu öffnen. Wieso war es hier so dunkel? Ach ja, natürlich. Die Energie ihres MODULARs musste mittlerweile verbraucht sein. Dann funktionierten auch keine Bildschirme mehr und auch sonst nichts, was ihr einen Hinweis geben konnte wo sie war und was gerade geschehen sein konnte. Wie viel Zeit war überhaupt vergangen? Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Langsam und immer noch extrem verwirrt, begann Sarah ihre Umgebung zu ertasten. Ach ja, richtig. Das Cockpit hatte im Kampf einige Schäden davon getragen und nun waren die Wände noch näher an ihr dran, als sie es ohnehin schon waren. Wo war der Entriegelungsmechanismus für den Notfall? Und würde dieser überhaupt noch funktionieren bei diesem Maß an Beschädigungen? Und wo war diese verdammte Mechanismus jetzt überhaupt hingekommen? Erst nach einer ganzen Weile der Suche fand Sarah etwas, dass sich anfühlte wie ein Hebel, der wirkte als könnte er diesem Zweck dienen. Noch etwas unsicher begann sie ihn zu ziehen. Er war äußerst schwergängig und Sarah hatte kaum noch Kraft übrig, aber sie gab ihr Bestes. Sie konnte unmöglich im MODULAR bleiben und hoffen, dass sie irgendjemand vielleicht dort raus holen würde. Mittlerweile hatte sie den Hebel jedoch bis zu dem gezogen, was sie für den Anschlag gehalten hatte und immer noch war nichts geschehen. Sie versuchte es noch einmal und danach noch ein weiteres Mal. Aber es war sinnlos. Nichts schien zu geschehen. Panik begann sich in ihr auszubreiten. Musste sie jetzt hier drinnen bleiben in dieser Enge? Und wie lange? So lange bis sie verhungert wäre oder sogar noch länger? Würde es überhaupt jemanden interessieren, dass sie hier drinnen eingeschlossen war? Wütend begann sie gegen die Abdeckung zu schlagen und dies mit der Betätigung des Hebels zu kombinieren. Es war zwar völlig sinnlos, aber es war das einzige was ihr in dieser Situation noch zu tun einfallen sollte. Sie hatte längst den Überblick darüber verloren wie lange sie es versucht hatte, als sich die Abdeckung tatsächlich öffnete und ihr den Blick nach draußen frei gab. frische Luft von außen drang ein und füllte ihre Lungen. Jetzt musste sie nur noch aus diesem Metallmonster wieder raus kommen. Aber das sollte sich für Sarah als das wesentlich geringere Problem heraus stellen, auch wenn der Platz wirklich mehr als nur knapp sein sollte. Langsam versuchte sie sich aufzurichten als sie den MODULAR verlassen hatte und drohte direkt wieder umzufallen. Aber Sarah fand etwas woran sie sich abstützen konnte. Verwirrt begann sie sich umzusehen. Ganze Straßenzüge waren völlig zerstört. Gebäude eingestürzt oder vernichtet und lediglich Krater an diesen Stellen übrig geblieben. Waren sie gerade bewohnt gewesen? Oder arbeitete gerade jemand dort drinnen? All diese Zerstörung, alle diese Toten. Und das nur wegen ihr und weil sie einen Auftrag für einen Konzern ausgeführt hatte. Aber sie selbst hatte überlebt und so sehr sie es versuchte zu leugnen, sie freute sich darüber, dass sie noch am Leben war. War das aber überhaupt erlaubt im Angesicht dieser schrecklichen Situation? War das nicht schrecklich egoistisch und unmenschlich? Genauso sich darüber Gedanken zu machen, wie sie nun mit diesem Schrotthaufen hinter sich verfahren sollte, der einst ihr erster MODULAR gewesen war? Das ganze war so absurd. Es war so schrecklich absurd, dass Sarah nicht verhindern konnte dass sie in einer völlig verstandlosen Art und Weise zu lachen begann, während sie langsam hören konnte, dass Bergungsteams und Roboter langsam eintreffen sollten.
„…und nun zu den Sondermeldungen. Im 54sten Bezirk von City 33 im Gebiet der Handelsunion fand vor ein paar Tagen ein Gefecht zwischen zwei Protectoren statt. Nachdem der D-Rang Protector Bloodpool eine Gruppe Demonstranten angegriffen hatte, schritt der Neuling Abomination heldenhaft ein und besiegte nach einem langen, schwierigen Kampf den wesentlich stärkeren D-Rang Protector. Dennoch hinterließ der Kampf der beiden MODULARs gewaltige Schäden an der Stadt. Die Zahl der Opfer befindet sich noch in der Erfassungsphase. Dennoch ist die Handelsunion dem Protector Abomination, bei dem es sich wohl scheinbar um den ersten Auftrag gehandelt hatte, sehr dankbar für sein schnelles und effektives Eingreifen. Die Menschen von City 33 sind es ebenso…“, tönte es aus dem internen Lautsprecher der Magnetbahn, die Sarah gerade nutzte um aus dem Unfall- und Heilzentrum, dass sie wegen ihrer Verletzungen am Kopf besucht hatte, zurück in ihre Basis zu kommen. Ein kleiner Bildschirm im oberen Bereich des Abteils indem sie sich befand, zeigte bei der Nachrichtenmeldung gerade einige Szenen aus der Schlacht. Sie erinnerte sich an das was sie dort zu sehen bekam. Die Handlungen hatten genauso stattgefunden, wie es die Bilder zeigten. Aber die gesamte Situation war völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Es war Sarah gewesen, die zuvor die Demonstranten angegriffen hatte, nicht Bloodpool. Diese Szenen wurden einfach nicht gezeigt. Dieser Bericht war damit ungefähr so viel wert, wie die Wurst, die sie vor ihrem Aufbruch in die Toilette des Unfall- und Heilzentrums gelegt hatte. Aber das alles lag nicht in Sarahs Händen. Genauso wenig wie die Heilung ihrer Verletzungen aus dem Gefecht. Sie schien hier großes Glück gehabt zu haben, denn tatsächlich musste ihre Kopfverletzung nicht genäht werden und mit großer Wahrscheinlichkeit würde nicht einmal mehr eine Narbe zurück bleiben. Auch die Gehirnerschütterung war lediglich leichter Natur und alle Verwirrung, die sie in den ersten Momenten noch verspürt hatte war bereits im Zentrum schon wieder vergangen. Da nicht viel unternommen werden musste und man sie praktisch direkt wieder zurück in ihre Basis geschickt hatte, würde sich auch die Rechnung dafür recht niedrig halten, so viel war Sarah klar. Damit waren die einzigen Schäden die sie davon getragen hatte, die ihrer Psyche und der zerstörte MODULAR. Von letzterem wurden von einem kleinen Bergungssonderzweig der Handelsunion zumindest die Überreste in ihre Basis zurück gebracht. Danach könnte sie sehen, was genau sie damit anfangen würde oder ob sie ihn nicht einfach komplett ersetzen sollte. Die Psyche war jedoch das weitaus größere Problem. Das war ihr erster Auftrag gewesen und so ziemlich alles war schief gelaufen, was es nur hatte können. In der Ausbildung hatte man ihr zwar beigebracht, dass jeder Auftrag den man als Protector überlebt hatte und unter dem Strich mit Gewinn hinter sich gebracht hatte, ein erfolgreicher Auftrag gewesen war, aber dennoch kam Sarah nicht umhin alles zu hinterfragen. Alle diese Toten und Verletzten. All diese Zerstörung und das nur weil es Menschen wie sie gab, die solche Dinge für Geld taten, wie sie es tat. Die Demonstranten, die sie später getötet hatte, hatten recht gehabt. Sie war eine Mörderin, ein käufliches Stück Dreck und keine Beschützerin der Menschheit, wie sie selbst gedacht hatte. Mittlerweile war sie an der Haltestelle angekommen, hatte die Magnetbahn verlassen und war auf ein Taxi umgestiegen. Ach ja richtig. Die Handelsunion hatte ursprünglich angeboten, sie mit einem von deren Fahrzeugen, wie sie sonst nur von Overlords verwendet wurden, zurück zur Basis zu bringen. Sarah hatte jedoch dankend abgelehnt. Diese Heldenverehrung, die ihr mittlerweile angedacht wurde missfiel ihr völlig. Sie hatte eine Gruppe Demonstranten getötet. Mindestens tausend. Und nur weil sie dann einen anderen Protector aus bloßer Selbstverteidigung getötet hatte, sollte sie eine Heldin sein? War die Welt mittlerweile komplett ausgerastet? Und was ging hier eigentlich vor sich? Sarah konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, während sie langsam die besiedelten Gebiete verlassen sollte und in der Wüste ankam, die Basis konnte nun nicht mehr allzu weit sein. Nicht einmal die konnte sie wirklich über das Geschehen hinweg täuschen und das obwohl sie nicht leugnen konnte, dass sie sich darauf freute was sie dort erwartete. War das überhaupt erlaubt sich in ihrer Position auf so etwas zu freuen? Sollte sie nicht lieber zusehen, dass sie diese Basis ganz schnell wieder los wurde? Sollte sie nicht lieber zusehen, dass sie diese Geschichte irgendwie unter die Leute bringen würde? Die wahre Geschichte, die auch beinhaltete, was sie selbst getan hatte? Würde ihr das überhaupt irgendjemand glauben? Und würde man ihr dann nicht wahrscheinlich Protectoren schicken um sie umbringen zu lassen? Nein, Sarah blieb wohl keine andere Wahl als darüber zu schweigen, wenn sie vor hatte noch eine Weile weiter zu leben. Da war die Basis und Sarah bezahlte ihr Taxi und stieg aus. Nur sehr langsam und offensichtlich unsicher ging sie auf die große bedrohliche Mauer mit den riesigen Geschützen zu, die sich auch direkt auf sie ausrichteten, so wie bereits beim letzten Mal. Erneut begann die Laserabtastung und Sarah konnte nicht leugnen, dass sie erneut Angst bekam, dass diese sie nicht erkennen würde.
„Identität bestätigt. Willkommen zu Hause, Abomination“, gab die verzerrte Computerstimme erneut zum Besten, die Tore öffneten sich erwartungsgemäß und die Geschütze drehten sich von ihr weg. Immer noch etwas verängstigt oder unter der Situation ihres ersten Auftrags leidend, trat Sarah durch die Tore und in das Wohngebäude ein, wo sie sich direkt ihre Decke vom Bett nahm und in diese einhüllte, bevor sie sich auf den erst besten Sessel fallen ließ. Es hatte mindestens 28°C und dennoch hatte Sarah aus irgendeinem Grund kalt. Kam das von ihrer Kopfverletzung? Oder eher von ihren psychischen Problemen mit der gesamten Situation? Was sollte sie jetzt bloß machen? Verzweiflung machte sich breit und brachte sie dazu in Tränen auszubrechen. Zum Glück konnte sie hier drinnen niemand anderes sehen, andernfalls wäre ihr das sicherlich peinlich gewesen.
„Die Handelsunion dankt ihnen für ihren Einsatz gegen einen Amok laufenden Protector und möchte ihnen zusätzlich zu der Bezahlung für ihren eigentlichen Auftrag einen Bonus für das Erledigen von Bloodpool ausbezahlen. Es mag ein schwacher Trost sein für alles was sie durch gemacht haben, aber es ist das beste was die Handelsunion ihnen bieten kann. Das Geld wurde ihnen bereits auf ihr Konto überwiesen“, besagte eine Nachricht, die Sarah von der Handelsunion bekommen hatte.
„Wir haben von dem Ablauf ihres ersten Auftrages und dem schrecklichen Geschehen, dass sie miterleben mussten, erfahren und daher entschieden ihre Schulden bei uns vollständig zu erlassen. Ferner wird ihnen eine bestimmte Summe für das Erledigen von Bloodpool ausbezahlt werden. Die Organisation der Protectoren dankt ihnen für ihren Einsatz, Abomination“, eine weitere.
Das war doch alles völliger Hohn. Als ob das was sie durch gemacht hatte auch nur im Ansatz dadurch wieder aus zu gleichen wäre. Wie viel Zeit war nun eigentlich mittlerweile vergangen? Einen Tag? Zwei Tage? Eine ganze Woche? Sarah war sich nicht sicher. Sie hatte auf jeden Fall seit einer Weile das Bett nicht mehr verlassen und auch ihr Zimmer hatte sie abgedunkelt gelassen. Nicht weil es ein so großer Aufwand gewesen wäre, alle Fenster im Gebäude konnten automatisch abgedunkelt und wieder erhellt werden. Es war einfach eher so, dass sie momentan die Sonne nicht ertragen konnte. Oder war es eher ihre eigene Existenz, die sie nicht ertragen konnte? Immerhin war sie eine Mörderin, eine Auftragskillerin. Das war ihr bisher absolut nicht klar gewesen, auch wenn die Unterrichtseinheiten in der Organisation der Protectoren das eigentlich immer wieder versucht hatten klar zu machen. Was das allerdings tatsächlich bedeuten sollte, verstand sie erst jetzt, nachdem sie diesen ersten Auftrag erledigt hatte. Und dann war da auch noch dieser Kampf gegen Bloodpool gewesen. Nicht dass sie dem Kerl ernsthaft hinter her trauerte, aber es war eine wirklich prägende Erfahrung, die sie erst einmal verkraften musste. Noch schlimmer dann auch noch, dass die Handelunion und die Organisation der Protectoren das alles verschwiegen und sie scheinbar mit Schweigegeld kaufen wollten. Diese gesamte Welt war völlig ausgerastet und Sarah fühlte das tiefe Bedürfnis irgendetwas zu unternehmen. Aber was sollte eine einfache Protectorin dagegen unternehmen? Mit einem einzigen MODULAR einen ganzen Konzern angreifen etwa? Nein, das war doch völlig absurd. Und noch absurder war dass ihr scheinbar kaum noch eine andere Möglichkeit bleiben sollte als das Spiel weiter genau in dieser Form mitzuspielen. Sicher könnte sie einfach aufhören Aufträge anzunehmen und versuchen einer weniger gewaltätigen Arbeit nachzugehen. Aber was konnte sie denn da schon? Wer würde sie da anstellen? Dazu kam noch, dass sie noch nie von Protectoren gehört hatte, die einfach damit aufgehört hatten. Wer wusste schon welchen Grund es dafür gab. Vielleicht gab es niemanden der sowas je getan hatte, vielleicht wurde es geheim gehalten, oder vielleicht wurden solche Personen von anderen Protectoren ausgeschaltet. Sicherlich wäre die Organisation der Protectoren über solche Aussteiger nicht sehr erfreut. Es gab also wie Sarah es auch drehte und wendete keine Option einfach auszusteigen ohne irgendwann ihr Leben zu verlieren. Sie musste also weiter machen und so erhob sie sich nun aus dem Bett und ließ die Sonne wieder durch die Fenster des Wohngebäudes ihrer Basis scheinen. Schnell kniff sie im Reflex die Augen zusammen und wendete ihren Blick ab als es plötzlich hell wurde. Aber sie sollte sich schnell daran gewöhnen, wie auch an viele andere Dinge, an die sie sich lieber nicht gewöhnt hätte.
Nach einer Dusche und etwas Haarpflege an ihren langen schwarzen Haaren, begann sich Sarah einigen Fragen zu widmen, die mit ihrem Job direkt zu tun hatten. Da wäre zum einen mal die absolut überfüllte Mailbox, die nach einer Woche, die sie sich von allem fern gehalten und in der Basis förmlich eingegraben hatte, überlief mit speziellen Angeboten für Aufträge. Die Tatsache, dass sie einen D-Rank-Protector erledigt hatte und das auch noch bei ihrem ersten Auftrag schien sich schnell unter den Konzernen rum gesprochen zu haben. Allerdings taten die Nachrichten ja auch ihr Übriges dazu. Woher sie den nächsten Auftrag bekommen sollte, war also definitiv nicht das Problem. Das Problem war momentan eher womit genau sie ihn ausführen sollte. Ihr MODULAR war so sehr beschädigt, dass man lediglich noch von Schrott sprechen konnte. Fast alle Teile mussten ersetzt werden, so dass sich wahrscheinlich eine Neuanschaffung lohnen würde. Sarah begann schnell ihr Konto zu überprüfen und wäre beinahe umgekippt als sie die Zahl dort sehen sollte. Es handelte sich um genug Geld um auf einen MODULAR der 6ten Generation aufzurüsten. Die 5te konnte sie auf diese Weise einfach überspringen. Selbst bei der Auswahl der Teile musste Sarah sich nicht mehr zurück halten und konnte nach absolutem Belieben kombinieren. MODULARs der 6ten Generation verwendeten außerdem das sogenannte Dash-System. Eine Ansammlung von Booster-Triebwerken die in praktisch alle bedeutenden Richtungen des MODULARs gerichtet waren und diesen mit kurzen Stößen schnell beschleunigen konnten. Das ermöglichte es Angriffen und Projektilen auszuweichen, die ansonsten Volltreffer gewesen wären. Damit waren selbst die schweren MODULARs der 6ten Generation im Wesentlichen mobiler als die leichten MODULARs der 5ten Generation. Aber damit noch nicht genug. Die MODULARs der 6ten Generation waren die ersten, die zusätzlich Energieschilde zu ihrem direkten Schutz standardmäßig verwendeten, was selbst die leichten MODULARs der 6ten Generation wesentlich schwerer zu zerstören machte als die schweren MODULARs der 5ten Generation. Dazu kamen die unzähligen neuen Möglichkeiten Waffensysteme anzubringen und die erweiterte Tragfähigkeit, sowie Waffensysteme, die von den vorherigen Generationen nicht getragen werden konnten, da sie zu viel Energie aus dem Reaktor ziehen würden. Dazu kam noch, dass Sarah tatsächlich niemals einen MODULAR aus einer höheren Generation als der 5ten gesteuert hatte. Nicht einmal im Simulator. Sie wusste lediglich theoretisch wie sie funktionierten, weil es ein Teil ihrer Ausbildung gewesen war. Schnell bremste sie jedoch ihre Euphorie darüber. Auf einmal kam sie sich richtig schrecklich vor, dass sie sich auf das Steuern eines Mord-Instruments, dass sicherlich noch viele weitere Menschen das Leben kosten würde, auch noch freute. Aber offensichtlich blieb ihr keine andere Wahl, als weiter damit zu machen, was sicherlich zu noch vielen weiteren Toten führen würde. Noch etwas zögerlich legte Sarah sich nun die Vorrichtung an um in die Lobby zu kommen und nahm auf einem ihrer besonders gemütlichen Sessel Platz bevor das Gerät sie in die virtuelle Realität brachte, wo sie damit beginnen sollte ihren neuen MODULAR zusammen zu stellen. Auch wenn sie über einen schweren MODULAR mit einem Panzerfahrwerk anstelle von Beinen nachdachte, sollte ihre Wahl am Ende dennoch wieder auf einen mittleren MODULAR fallen. Dieses Mal sollte ihre Wahl jedoch auf ein Vierbeiner-Unterteil fallen, da diese mehr Stabilität beim Abfeuern von schweren Waffen boten und auch der Balance-Ausgleich viel besser funktionieren würde. Und das alles bei recht geringem Geschwindigkeitsverlust verglichen mit den zweibeinigen Unterteil-Modellen aus derselben Gewichtsklasse. Als Waffensysteme hatte Sarah sich nach langer Überlegung für ein Hochenergie-Gewehr und eine Hand-Gattling als Armwaffen links und rechts entschieden, sowie für einen Granatwerfer und eine Plasma-Kanone als Schulterwaffen links und rechts. Als Besonderheit ihrer Maschine konnte sie jedoch eine dritte Schulterwaffe, praktisch in der Mitte des Rückens anbringen, was sie jedoch etwas Panzerung am Torso gekostet hatte, so lange die Beine das ganze Gewicht ebenfalls tragen konnten. Und Sarah entschied sich nach ihrem letzten Kampf für ein riesiges Großschwert, dass von seiner Formgebung her eher einem Fleischerbeil entsprechen sollte und fast schon so groß wäre wie der MODULAR es selbst war. Allerdings war Sarah sich auch sicher, dass ein Treffer mit dieser Waffe, das sichere Ende für einen Feind wäre. Zu guter Letzt ließ Sarah auch noch eine gewaltige Neutronen-Kanone in den Torso ihrer Maschine einbauen. Eine Strahlen-Waffe, aus grün-weißen Partikeln, die zwangsweise Reaktionen bei allen Panzerungen, die sie trafen auslösten. Diese konnten dann je nach Material von einfachem Zerfallen bis hin zu sprengstoffartigen Explosionen reichen. Allerdings war dies wirklich eine Waffe, die Sarah vielleicht 4 oder 5 Mal abfeuern konnte, dann wäre sowohl die Munition, als auch die Energie ihres MODULARs völlig aufgebraucht. Generell war Munition bei ihrer neuen Maschine ein gewisses Problem, da die meisten Waffen recht schwer waren und auch die Panzerung war relativ schwach, für die Gewichtsklasse der Maschine. Aber das bedeutete eben dass sie ihre Arbeit als Protectorin gut machen und den MODULAR nochmal eine gute Ecke besser steuern musste. Und das musste sie dringend, wenn sie Psychopathen wie diesen Bloodpool aufhalten wollte und zwar dieses Mal bevor der Psychopath ein Massaker anrichten könnte.
Sarah konnte es fast nicht glauben, dass es sich tatsächlich schon um den fünften Auftrag handeln sollte. Der zweite war relativ unspektakulär ausgefallen, denn sie sollte für die NTA ein Gebiet patrolieren und dort Eindringlinge jeder Art beseitigen. Zu dumm nur, dass niemand erschienen war, also konnte sie auch niemanden als Eindringling beseitigen. Sarah war jedoch recht froh darüber, dass ihr zweiter Auftrag auf diese Weise angenehmer verlaufen war als ihr erster. Ein wenig Geld zu bekommen ohne direkt jemanden töten zu müssen war eine positive Erfahrung für sie gewesen, die sie dazu brachte ihren Beruf wieder etwas positiver zu sehen. Der dritte Auftrag war ein Transportauftrag gewesen, bei dem sie wichtige Dokumente von einem Konzern zum anderen hatte transportieren sollen. Obwohl ihr dabei ein Feindangriff vom Auftraggeber angekündigt worden war, konnte sie das Speichermedium ohne größere Schwierigkeiten an seinem Bestimmungsort bringen. Der vierte Auftrag war das Eskortieren eines Overlords von der Nakamoto Corp, der ein Verhandlungsgespräch mit der Handelsunion aufnehmen sollte. Tatsächlich wurden sie von einer Gruppe MODULAR-großer Roboter angegriffen, deren Waffen es jedoch nicht im geringsten mit Sarahs neuer Maschine hatten aufnehmen können. Nicht einmal durch die Energieschilde waren die Angreifer damit gekommen und so sollte auch dieser Auftrag ohne zu große Zwischenfälle verlaufen. Ihr neuer MODULAR funktionierte dabei unglaublich gut. Sie hatte wirklich die beste Konfiguration geschaffen, die sie hätte für sich selbst wählen können. Lediglich an die gewaltigen G-Kräfte der Booster und des Dash-Systems hatte sie sich zuerst noch gewöhnen müssen, ebenso daran wie sie das gewaltige Breitschwert einsetzen musste. Sie hatte in ihren Simulationen bisher immer Fernkampf-Konfigurationen bevorzugt, aber nach einer Weile war dieses Breitschwert ein perfekter Weg geworden um Munition zu sparen. Dieser neue fünfte Auftrag an dessen Umsetzung sie allerdings jetzt gerade arbeitete, versprach nun jedoch ein ganz besonders interessanter werden. Nicht nur weil die Bezahlung absolut überdimensional ausfallen würde, bei einem Erfolg, sondern auch wegen dem was ein Erfolg bedeuten würde. Es war Sarahs Aufgabe etwas über ein gewaltiges fliegendes Vehikel heraus zu finden, dass sich angeblich öfter über dem Pazifik aufgehalten haben sollte, aber niemals lange genug auf einem Sensoren-System von AWATAR, des auf dem nordamerikanischen Kontinent angesiedelten Konzerns, erschienen war. Falls das Flugvehikel existierte sollte Sarah es auch gleich identifizieren, alle möglichen Daten darüber sammeln und es gleich noch zerstören, wenn die Option dazu bestand. Ein verdammt massiver Auftrag mit einer Menge Boni, wenn sie alle diese Ziele erfüllen konnte. Aber zuerst musste sie das Vehikel erst einmal finden, was auf dem Pazifik gar nicht so einfach werden würde, auch wenn es sich um ein hunderte Meter großes Luft-Fahrzeug handelte. Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile sollte Sarah froh sein, dass ihr MODULAR über die Fähigkeit verfügte sich selbstständig über der Wasseroberfläche zu halten, so dass sie sich nicht auch noch darum kümmern musste. Angespannt begann sie sich um zu sehen, während sie weiter das Radar im Auge behielt und akribisch jeden Meter des gewaltigen Ozeans absuchte, wobei sie selbstverständlich auch den Himmel nicht auslassen sollte. Bisher nicht das geringste. Mittlerweile begann sogar Sarah daran zu zweifeln, dass dieses fliegende Vehikel oder auch Air-Fort genannt tatsächlich existierte. Anscheinend würde es einer dieser Aufträge werden, wo sie wohl für´s Patrolieren und ansonsten gar nichts tun bezahlt würde. Und auch wenn Sarah froh war niemanden umbringen zu müssen, so war es irgendwie auch langweilig, so dass sie sich jemanden zum Reden wünschte. Sie sollte sich vielleicht schnell einen Operator anstellen, so wie ihn die meisten Protectoren hatten. Lediglich sie hatte darauf bisher verzichtet. Mittlerweile hatte sie nur noch eine Stunde Einsatzzeit, wobei sie ja auch noch zu ihrer eigenen Basis zurück kehren musste. Gegebenenfalls müsste sie unter dieser Umständen wohl in der afrikanischen Wüste der NTA einen kurzen Zwischenstopp machen, bevor sie zu ihrer eigenen Basis zurück kehren könnte. Aber selbst dann blieb ihr noch genau eine halbe Stunde. Es war wirklich absurd wie viel Geld ihr hier für die Aufklärung eines solchen Mysteriums bezahlt wurde und wahrscheinlich würde auch sie das Ganze am Ende belächeln und sagen, dass sie Scanner ihres Auftraggebers eine Fehlfunktion… Moment, was war denn das dort oben? Tatsächlich konnte Sarah erkennen, dass eine der ansonsten völlig weißen Wolken ungewöhnlich dunkel war. Eine einzelne Regelwolke schloss Sarah aus, da das aus dem übrigen Wetter, dass sie hier bereits erlebt hatte nicht den geringsten Sinn ergeben würde. Zumal man bestimmt nicht ohne Grund einen Protector anheuerte um das Pazifik-Gebiet zu überwachen. Also blieb Sarah lediglich der Gedanke übrig, dass es sich dabei um das besagte Vehikel handelte, dass die Wolken versuchte als Tarnung zu verwenden. Bei einem anderen hätte das möglicher Weise sogar funktioniert, bei Sarah jedoch nicht. Sie hatte schon als Kind überall auf der Welt das Wetter beobachtet und daher fiel ihr eine solche Anomalie sofort auf. Das war ihr Ziel, dessen war Sarah sich ganz sicher.
Durch eine Zoomfunktion war es ihr möglich zu erkennen, dass die Verdunklung in der Wolke tatsächlich eine ganz bestimmte Form hatte, wie eine Regenwolke sie nicht haben konnte. Als ob sie nicht schon genug Glück dabei gehabt hätte, begann sich die besagte Wolke, die das Air-Fort verdeckte auch noch durch Wind aufzulösen, so dass die Sicht auf das Ziel nun völlig frei war. Die Tatsache, dass Sarah es auch in dieser großen Höhe noch erkennen konnte machte klar, wie gewaltig das Vehikel sein musste. Es musste es in entweder Länge oder Breite auf mindestens 700m bringen, um in dieser Höhe noch zu erkennen zu sein. Es stellten sich jedoch direkt auch zwei weitere Fragen. Da war nun zum einen die Frage, wie genau sie mit ihrem MODULAR dorthin kommen sollte. Ihre Booster-Energie war zwar gewaltig und die Maschine konnte durchaus bis zu einem Kilometer in die Luft aufsteigen. Das Air-Fort flog jedoch bestimmt zehnmal so hoch, vielleicht sogar 20mal so hoch. Und dann war da die zweite Frage und die war… Plötzlich erkannte Sarah ein helles Aufblitzen an dem Vehikel und aktivierte in einem Reflex darauf die Booster, sowie auch das Dash-System um schnell nach links zu weichen, wodurch sie gerade rechtzeitig entkommen konnte, bevor das gewaltige hellgelbe Energieprojektil in die Wasseroberfläche einschlug und im Anschluss eine gewaltige Explosion hinterlassen sollte. Diese hinterließ nicht nur eine gewaltige Wasserfontäne und nicht zu unterschätzende Wellen im Meer, sondern auch eine gewaltige Erschütterung, die Sarah sogar noch in ihrem MODULAR fühlen konnte. Eine wirklich gewaltige Kanone, selbst für ein solches Vehikel. Und damit war auch die zweite Frage ob sie Sarah ebenfalls entdeckt hatten sehr eindeutig beantwortet, dachte Sarah sich während sie mit schnellen Booster und Dash-Stößen drei weiteren dieser Energie-Projektile entkommen sollte, bevor ein gewaltiger roter Strahl von oben durch das Meer fegte und genau auf sie zusteuerte. Sarah sollte das Blut förmlich in den Adern gefrieren denn dieser Strahl könnte ihren MODULAR und sie selbst problemlos in der Mitte zersägen. In einer schnellen Reaktion entkam Sarah mit dem Dash-System jedoch nach rechts zur Seite und hielt die Geschwindigkeit mit dem Booster weiter aufrecht, so dass auch die unzähligen Raketen, die von oben herab stürzten sie verfehlten, ebenso weitere hellgelbe, aber nicht ganz so große Energie-Projektile. Sie durfte jetzt auf gar keinen Fall stehen bleiben oder sich in einer geraden Linie bewegen. Würde sie das auch nur einmal tun, würde sie wahrscheinlich von diesen gewaltigen Waffensystem getroffen und sterben. Das hier war definitiv eine ganze Nummer zu groß für sie. Niemals könnte sie nahe genug an dieses Vehikel heran kommen um es vernünftig zu identifizieren, ganz zu schweigen von der absolut bekloppten Idee es zerstören zu können. Das einzige was sie tun könnte, wäre ihren möglichst unvorhersehbaren Kurs beizubehalten und zu hoffen, dass sie irgendwann die Reichweite dieser Waffen verlassen und dem Air-Fort entkommen konnte. Erneut entkam sie dem gewaltigen roten Energie-Strahl durch einen gerade rechtzeitigen Einsatz des Dash-Systems und fünf weiteren Einschlägen dieser Energie-Projektile, weil sie ihre Maschine dann weiter in einer bogenförmigen Bahn in derselben Richtung bewegte. Mittlerweile konnte es doch nicht mehr allzu weit sein, bis sie die Reichweite der Waffen dieses Metallmonsters verlassen würde. Allerdings sollte ihr auch auffallen, dass die besonders großen Geschosse von ganz am Anfang schon eine Weile nicht mehr eingesetzt worden waren. Ein weiteres Aufblitzen am Air-Fort ließ sie schnell aufschrecken und in einer instinktiven Reaktion entschied Sarah sich lieber schnell auf das Air-Fort zu zukommen als zu versuchen sich weiter von ihm zu entfernen. Eine gewaltige Explosion riss Wasser in die Höhe und brachte die Gleichgewichtsautomatik des MODULARs kurzzeitig ins Wanken, während die gewaltigen Wellen ihn nach vorne schieben sollten. Viel wichtiger war jedoch, dass sie dem beinahe unvermeidlichen Treffer entkommen war und das wäre ihr nicht möglich gewesen, wenn sie weiterhin versucht hätte zu entkommen, wie es ihr eigentlicher Plan gewesen war. Schnell nutzte sie weiter die Booster und entkam so einer weiteren Ladung Raketen. Plötzlich schreckte Sarah auf. Da war eine Anzeige auf dem Radar, die noch vor ein paar Sekunden nicht da gewesen war und zwar genau hinter ihr. Schnell korrigierte sie ihren Kurs nach rechts und nutzte schnell das Dash-System, während sie ihren MODULAR versuchte um 180 Grad zu drehen, so schnell sie konnte. Tatsächlich hatte sie auch dieses Mal richtig reagiert, denn zusätzlich zu den Raketen des Air-Forts verfehlte sie das gelb-orange leuchtende Projektil eines Energie-Granat-Werfers, ebenso dessen Explosion.
Zusätzlich zu dem Air-Fort dort oben im Himmel war nun also ein weiterer MODULAR aufgetaucht. Möglicherweise war er vom Air-Fort gestartet, aber eigentlich konnte Sarah sich das nicht wirklich vorstellen, wenn sie von der schweren Gewichtsklasse und der 5ten Generation dieses MODULARs ausging. Er könnte niemals den Sturz aus 20KM Höhe überstehen. Zumindest wüsste Sarah nicht wie. Eine andere Möglichkeit wie er so plötzlich aufgetaucht sein konnte gab es jedoch nicht. Allerdings war es für den Moment egal wo dieser Feind her gekommen war, das einzige wirklich wichtige war, dass er da war und wie Sarah ihn besiegen konnte. So schnell sie konnte und so gut es das Waffenfeuer des Air-Forts zulassen sollte, begann sie ihren neuen Gegner zu begutachten. Es handelte sich um ein schweres Modell mit einem sehr speziellen Unterbau. Es handelte sich um ein Hovercraft in dessen Mitte der Torso angebracht wurde. Eine spezielle Unterart des Panzer-Untergestells, dass zwar nicht ganz so gut gepanzert und nicht ganz so tragfähig war, aber dafür durch seinen Aufbau im Stande war sich auch auf der Wasseroberfläche zu bewegen. Eine Eigenschaft die MODULARs der 5ten Generation noch nicht standardmäßig hatten und nur mit speziellen Unterbauten aufbringen konnten. Der Torso war fast schon wie ein Würfel gebaut, so massiv schien er und die Arme und Schulter-Teile dagegen sehr rundlich, wenngleich nicht weniger massiv. Der Kopf war sehr flach und breit und wäre sicherlich sehr schwer zu treffen in einem Gefecht. Als Waffen konnte Sarah den Energie-Granaten-Werfer auf der einen Schulter erkennen, sowie einen besonders schweren Raketenwerfer auf der anderen Schulter. Am einen Arm erkannte Sarah einen Plasma-Strahler, sowie eine besonders große, schwere Gattling am anderen Arm. Dazu war sie sich sicher, dass dieser MODULAR noch über mindestens eine interne Waffe im Torso verfügte und möglicherweise hätten die Hovercraft-Beine noch einen Waffenturm mit einer weiteren Waffe verbaut. Der MODULAR hatte außerdem eine schwarze Grundfarbe, wobei die Details in einem mittleren Blau gehalten waren. Die Schwäche dieses Gegners lag eindeutig auf der Hand und lag in seiner offensichtlich sehr geringen Mobilität. Allerdings würde es sehr schwer für Sarah werden, diese ausnutzen zu können, wenn sie gleichzeitig die gewaltigen Waffen dieses Air-Forts vermeiden musste und kaum Zeit hätte um ihren MODULAR vernünftig ausrichten zu können, davon die automatische Zielvorrichtung zu nutzen ganz zu schweigen. Dazu sah es so aus als hätte dieser Feind eine höhere Waffenreichweite als sie selbst. Das allerdings wäre noch heraus zu finden. Sarah blieb darüber hinaus nicht allzu lange Zeit diesen Gegner zu analysieren, denn nun feuerte er eine weitere Energie-Granate ab, während das Air-Fort mit der roten Strahlenwaffe von links nach rechts schwenkte und drohte Sarah damit zu treffen. Nur durch eine geschickte Richtungsauswahl und die Verwendung des Dash-Systems hatte Sarah noch einmal entkommen können. Anschließend bewegte sie sich weiter in ein einem Bogen nach rechts und entkam so dem Sperrfeuer der Gattling des feindlichen MODULARs, als dieser versuchte über den ihren hinweg zu schwenken. Als sie nun noch durch viel Glück dem hellblauen Blitz eines Plasma-Strahlers entkommen sollte wurde Sarah schlagartig ein weiteres Problem in dieser Situation bewusst und das war, dass es hier mitten im Pazifik nicht die geringste Deckung geben sollte. Das einzige was sie hatte um nicht jeden Treffer einstecken zu müssen, den ihre beiden Feinde austeilten, war die Mobilität ihrer Maschine und die musste sie bei jeder möglichen Gelegenheit nutzen, egal wie heftig die G-Kräfte werden würden und egal viel Energie es kosten würde. Alles war besser als in dieser Situation zu sterben, nur weil man scheinbar etwas gesehen hatte, was man nicht unbedingt hatte sehen sollen. Schnell gab sie einen weiteren Boost-Stoß mit dem Dash-System ab und sollte so einem weiteren Plasma-Blitz ihres Gegners entkommen, während sie nun Gegenfeuer mit ihrem Hochenergie-Gewehr geben sollte. Zwei grün-gelbe Projektile in der groben Form eines Tropfens sollten nun auf den unbekannten Feind zurasen, der mit Hilfe seiner normalen Booster versuchte zur Seite zu entkommen, während Sarah erneut mit dem Dash-System fünf Projektilen aus dem Air-Fort ausweichen musste. Auch wenn ihr Feind den Projektilen selbst entkommen konnte, den kugelförmigen Expansionen konnte er nicht entkommen und wurde von diesen zur Seite geschoben. Kurzfristig versagte seine Balance-Automatik und Sarah richtete sich schnell ein weiteres Mal auf ihn aus um ihm mit dem Granaten-Werfer den Rest zu geben. Bevor sie allerdings feuern konnte, schoss der rote Strahl wieder vom Air-Fort herab und schwenkte schnell in ihre Richtung, so dass sie den Angriff abbrechen und stattdessen ein unbeholfen wirkendes Manöver durchführen musste um nicht von dem Strahl in zwei Teile zersägt zu werden.
`Puh, das war verdammt knapp gewesen´, dachte Sarah sich, während sie erneut ihre beiden Schulterwaffen auf den schwarz-blauen Feind-MODULAR ausrichtete und ihn mit Granaten und Plasma-Projektilen unter Feuer nehmen sollte und sich dabei in einer kreisförmigen Bahn um ihn herum bewegte, wobei ihr Feind sie nun ebenfalls umkreiste und mit dem eigenen Energie-Granaten-Werfer auf sie feuerte. Projektile unterschiedlicher Form, Größe und Farbe verfehlten ihr Ziel, während gewaltige Explosionen das Meer aufwühlten und Wellen sich immer wieder in alle möglichen Richtungen ausbreiten sollten. Nun entschied Sarah sich schnell auf ihre Gattling zu wechseln und nahm ihren Feind damit unter Sperrfeuer, dem er offensichtlich nicht entkommen konnte. Allerdings hielt seine schwere Panzerung diesen Treffern ohne große Probleme stand, so dass er sich offensichtlich entschieden hatte sie einfach einzustecken und seinerseits mit der Gattling zu feuern. Sarah sah hier die große Chance auf ihren Gegenangriff und stürmte direkt auf ihren Feind zu, während die Energieschilde die einzelnen Projektile abfingen. Er war offensichtlich zu langsam um entkommen zu können und so ließ Sarah ihren MODULAR die Hoch-Energie-Kanone an einer Halterung des Vierbein-Unterteils verstauen und mit diesem Arm das gewaltige Großschwert ziehen. Weiter krachten Projektile in ihre Schilde und mittlerweile begannen diese schon undicht zu werden, so dass auch die Panzerung einzelne Treffer einstecken musste. Lange würden sie nicht mehr halten, aber es war auch nicht mehr weit bis zu ihrem Feind. Plötzlich öffnete sich dessen zweite Schulter-Waffe und eine gewaltige Rakete wurde von dieser abgefeuert. Diese war zwar extremst langsam, aber da Sarah schnell auf ihren Gegner zukam, würde es ein absoluter Volltreffer werden. Schnell versuchte sie noch die Richtung zu wechseln, aber es war längst zu spät dazu.
„FUCK!“, schrie Sarah gerade noch laut aus, als die Rakete explodierte und ein gewaltiges Inferno entfachte, dass sogar die Hauptkanone des Air-Forts noch übertreffen sollte. Der letzte Rest ihrer Schilde brach zusammen und die Panzerung begann ihr förmlich unter dem Hintern wegzuschmelzen, während die gewaltige Kraft der Druckwelle den MODULAR nach hinten zurück schleuderte. Warnsignale meldeten sich völlig durcheinander, so dass alleine dieses Klangchaos Sarah beinahe in den Wahnsinn trieb, während die Balance-Automatik drohte zu versagen. Sarah versuchte sich trotz der Tatsache, dass sie von alle dem kurz die Orientierung verloren hatte schnell wieder zu fangen und richtete ihre Gattling auf den Feind aus, als plötzlich der rote Energiestrahl von dem Air-Fort wieder zum Einsatz kam und von vorne über sie hinweg geschwenkt wurde. Lediglich Sarahs schnellen Reaktionen war es zu verdanken, dass sie mit dem Dash-System den MODULAR gerade noch nach rechts bewegt hatte, so dass der Strahl lediglich den linken Arm ihrer Maschine abtrennte und sie nicht in der Mitte zerteilt hatte. Da sie ihre Bahn zu ihrem Glück weiter verfolgte verfehlten sie die Energie-Granate des feindlichen MODULARs und die beiden Energie-Projektile des Air-Forts, die ihr ansonsten den Rest gegeben hätten. Jetzt hatte sie schon zwei Fehler gemacht in einer Situation in der jeder einzelne Fehler sie ihr Leben kosten konnte. Wäre nur dieses Air-Fort nicht da oben. Dann wäre dieser MODULAR der 5ten Generation wahrscheinlich schon längst erledigt. Aber möglicherweise war das nicht nur etwas schlechtes. Immerhin war Sarah sich sicher, dass diese Waffen auf diese Entfernung niemals genau genug für derart bewegliche Ziele wie MODULARs sein konnten. Treffer fanden eher durch Nachlässigkeit wie gerade eben statt. Schnell stürmte Sarah nun wieder auf ihren Gegner zu, der sie erneut mit seiner Gattling und einigen Energie-Granaten, sowie auch Plasma-Blitzen unter Feuer nahm, während sie selbst mit der Plasma-Kanone und dem Hoch-Energie-Gewehr feuerte. Keiner schien dem anderen jedoch einen Treffer zufügen zu können und die Gattling-Projektile ihres Feindes wurden von den mittlerweile wieder aktiven Energie-Schilden von Sarahs MODULAR aufgehalten. Gewaltige Explosionen ereigneten sich um die beiden Maschinen herum, während Sarah ihrem Feind in einem Zick-Zack-Kurs schnell näher kommen sollte und dieser in einem ähnlichen Kurs, aber wesentlich langsamer, ihr versuchte zu entkommen. Erneut zog sie mit dem noch übrigen rechten Arm ihrer Maschine das gewaltige Großschwert, während sie weiter Plasma-Projektile auf ihren Feind abgab, ihn jedoch um einige Längen verfehlte. Nun stürmte sie direkt auf ihren Feind zu, der definitiv zu langsam sein würde um ihr zu entkommen und lediglich die Arme seiner Maschine anhob. Ein gezielter horizontaler Schlag zertrennte nun die Schusswaffen ihres Feindes mit einem feinsäuberlichen Schnitt und ein weiterer würde es beenden. Zumindest war es das was Sarah sich vorgestellt hatte, denn nun warf der feindliche MODULAR die Reste seiner beiden Schusswaffen zur Seite weg und nutzte beide Unterarme seiner Maschine um das gewaltige Großschwert abzufangen und das auch noch mit Erfolg. Offensichtlich hatte dieses Arm-Modell integrierte Energieschilde in den Unterarmen. Sarah wusste das theoretisch auch, sie hatte es lediglich nur noch nie in praktischer Aktion gesehen, weshalb ihr das in diesem Moment entfallen war. Schnell wich sie mit dem Dash-System zurück, als ihr Feind zu einem Faustschlag ansetzte, entkam dem Treffer so gerade noch und führte nun einen weiteren Schwertschlag von oben nach unten aus. Aber auch diesen verstand der Gegner mit seinen Armen abzufangen. Anschließend fing Sarah eine Reihe von Faustschlägen mit der Seite des Schwerts ab, bevor sie sich plötzlich entschied sich mit einem Dash-Schub nach links zu bewegen. Tatsächlich hatte das Air-Fort seine rote Strahlen-Kanone abgefeuert und versuchte von hinten nach vorne über ihren MODULAR zu schwenken. Da sie aber nach links ausgewichen war, fegte der Strahl stattdessen über ihren Gegner und hinterließ eine gewaltige Explosion dort, wo dieser zuvor noch gewesen war.
Sarah hatte kaum die Zeit sich auf ihren Erfolg zu konzentrieren, denn sie musste weiteren hellgelben Energie-Projektilen und Raketen des Air-Forts ausweichen, die sie beinahe getroffen hätten. Sie musste jetzt wachsam bleiben. Fast hatte sie es geschafft und würde lebend aus dieser Sache heraus kommen. Sie musste jetzt nur noch die Reichweite dieser Waffensysteme verlassen.
`Immer weiter, nur noch ein kleines Stück´, dachte Sarah sich, als sie plötzlich ein ihr bekannter anderer Projektil-Typ zwang ihren Kurs zu ändern. Es handelte sich um eine Energie-Granate des feindlichen MODULARs. Dieser hatte den Treffer seines Verbündeten offensichtlich überstanden, wobei der Strahl einen gewaltigen Graben, sowohl in den Hovercraft-Beinen als auch im Torso hinterlassen hatten, der sich einmal von vorne nach hinten über die rechte Seite des MODULARs zog. Auf eine gewisse Weise wirkte ihr Gegner nun sogar wütend auf sie. Sarah wäre es zumindest gewesen, wenn ihr das gerade passiert wäre. Schnell sollte Sarah einer weiteren Energie-Granate mit dem Dash-System entkommen, und auf demselben Weg auch noch von einem weiteren dieser roten Strahlen des Air-Forts verfehlt werden. Auf einmal sollte sie ein Warnsignal aus ihrer Konzentration reißen. Es war die Warnung für die maximale Einsatzzeit. Wenn sie noch zumindest bis zum Festland zurück kommen wollte, blieben ihr nun höchstens noch zehn Minuten. Aber was ihr jetzt noch viel weniger passieren sollte war… Zu spät. Nicht nur, dass der feindliche MODULAR etwas überraschend einen blauen Laser aus der rechten Seite seines Torsos abgefeuert hatte, der die Energie-Schilde einfach weg fegte, er hatte auch noch eine Energie-Granate hinzu gefügt, die ein direkter Volltreffer war. Eine gewaltige Explosion ereignete sich direkt vor Sarahs MODULAR und schleuderte diesen zurück, während sie das rechte vordere Bein der Maschine abriss und das Hoch-Energie-Gewehr beschädigte. Schnell hatte die automatische Balance-Funktion den Treffer ausgeglichen, aber Sarah blieb kaum Zeit für eine Reaktion, denn nun rasten Raketen vom Air-Fort auf sie zu, denen sie schnell entkommen musste. Dabei feuerte der feindliche MODULAR weiter mit seinem Laser auf sie und auch wenn er damit nur beschränkten Schaden an der Panzerung anrichten sollte, die Schilde hielt er so effektiv davon ab sich wieder aufzubauen. Mehrere Explosionen überzogen die Meeresoberfläche, gefolgt von einer besonders großen, die offenbar von dem Raketenwerfer des feindlichen MODULARs gekommen war. Schnell nutzte Sarah selbst den Booster ihrer Maschine um das Gleichgewicht auszugleichen, damit sie nicht für die Energie-Granaten ihres Feindes ein leichtes Ziel abgeben würde. Aber es sollte kein Angriff mit dieser Waffe folgen. Offenbar hatte er seine Munition mit dieser Waffe schon verschossen, was dazu führte, dass ihm lediglich seine übergroßen langsamen, aber extrem zerstörungskräftigen Raketen und dieser blaue Laser als Waffensysteme übrig geblieben waren. Aber auch Sarah hatte bereits alle ihre Plasma-Projektile und Granaten verschossen und nicht mehr lange Zeit, bevor sie irgendwie zum Festland zurück musste. Die Gattling war verloren gegangen und das Hoch-Energie-Gewehr beim letzten Treffer beschädigt worden. Also blieb ihr nur noch eine einzige Option um in diesem Kampf noch überleben zu können und die wäre riskant in so vielerlei Hinsicht. Da sie aber keine andere Wahl hatte, platzierte sie das beschädigte Energiegewehr wieder in der Halterung am Untergestell ihrer Maschine und zog das Großschwert ein weiteres mal. Immer wieder krachte der blaue Laserstrahl ihres Feindes in den Torso ihrer Maschine, aber Sarah entschied sich dafür ihm lieber schnell entgegen zu stürmen. Es gab lediglich eine Stelle die er nicht treffen durfte, ansonsten war sie sich sicher, dass die Aktion gut gehen würde. Auf einmal stoppte ihr Feind sein Laser-Feuer und aktivierte die Armschilde, wobei er die Arme in einer eigenartig wütend wirkenden Stellung platziert und nun selbst auf Sarah und ihre Maschine zustürmen sollte. In einer schnellen Bewegung wich Sarah nach hinten zurück, als ihr Feind mit der Faust seines MODULARs zuschlagen sollte, und führte im Anschluss einen Angriff mit dem Großschwert aus, dass dieser mit dem anderen Arm zur Seite schlagen sollte. Nun gab Sarah schnell zwei Dash-Stöße zurück und aktivierte ihre stärkste Waffe. Die Neutronen-Kanone im zentralen Torso ihrer Maschine. Ihr Feind versuchte ihr schnell zu folgen und mit seinen Armen die Waffe schnell genug zu erreichen, aber dazu war es längst zu spät, denn nun feuerte Sarah die Kanone ab. Der gewaltige Strahl aus weißen und grünen Partikeln fegte einfach über den MODULAR der 5ten Generation hinweg und die anschließende Explosion sollte nichts mehr von diesem Feind übrig lassen. Nun musste Sarah nur noch den Waffen des Air-Forts entkommen, das gerade wieder eine Ladung Raketen auf sie abgefeuert hatte. In schnellen und gezielten Bewegungen wich Sarah zurück und sah die Flugkörper vor sich ins Wasser einschlagen und dort explodieren. Noch einmal krachten die drei Energie-Projektile der Hauptgeschütze vor ihr ins Wasser, bevor das Air-Fort das Feuer einstellte. Scheinbar hatte man auch dort eingesehen, dass Sarah entkommen war und es war völlig klar, dass dieses Vehikel, dass so viel größer war als ein MODULAR auch wesentlich langsamer sein musste und damit unmöglich einen solchen einholen konnte. Und so entschied Sarah nicht weiter darüber nachzudenken und sich lieber der Rückkehr zum Festland und einer Aufladung ihrer Hauptenergie zu widmen. Hoffentlich würde die Energie dafür noch reichen, denn auch die Neutronen-Kanone verbrauchte eine gewaltige Menge davon, ansonsten würde sie wohl irgendwo mitten im Pazifik auf dem Meeresboden enden.
Es war knapp gewesen, aber Sarah hatte tatsächlich das Festland noch erreichen können. Mit einer weiteren Energieaufladung schaffte sie es dann auch zurück in ihre Basis, wo sich die Wartungsroboter direkt um den MODULAR zu kümmern begannen. Die Maschine war in diesem letzten Auftrag unglaublich schwer beschädigt worden, wenngleich nicht so schwer wie ihr erster MODULAR es damals bei ihrem ersten Auftrag wurde. Dennoch kamen eine Unmenge an Ersatzteil-, Reparatur-, Wartungs- und Munitionskosten auf sie zu und sie hatte lediglich das Hauptziel ihres Auftrags erreicht und würde damit auch nur die Bezahlung die dafür angesetzt worden war erhalten. Dazu kam sie nicht umhin sich bestimmte Fragen zu stellen. Was hatte es mit diesem Air-Fort auf sich? Zu welchem Konzern gehörte es? Wer war der Protector, der dort offensichtlich stationiert worden war und den sie nun beseitigt hatte? Was würde ihr Auftraggeber nun mit den Informationen machen, die Sarah ihm zukommen gelassen hatte? Würde dieser Vorfall öffentlich bekannt werden? Wie würden die anderen Konzerne darauf reagieren, dass ein gewaltiges Air-Fort die Grenzen eines Konzerns verletzt hatte? Würde es bald einen größeren Krieg geben? Letztendlich seufzte Sarah lediglich einmal tief und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie würde die Antwort auf diese Fragen niemals erhalten. Protectoren wurden lediglich für ihre Aufträge bezahlt und nicht um derartige Fragen zu stellen oder Antworten auf sie zu erhalten. Außerdem waren da wichtigere Probleme um die Sarah sich kümmern musste, wie die Reparaturen ihres MODULARs. Ohne ihn könnte sie keine weiteren Aufträge annehmen und ausführen. Das machte Sarah klar, dass sie sich vielleicht möglichst bald einen Zweit-MODULAR zulegen sollte. Allerdings hatte ihr der letzte Auftrag auch klar gemacht, dass sie dringend noch andere Ausgaben zu tätigen hätte. Sie brauchte dringend ein Transportvehikel, so dass sie die Limits für Einsatzzeiten stärker ignorieren könnte. Ein RAR, ein Repair And Replacement-Fahrzeug, für Reparaturen, Aufmunitionierung, Erhöhung der Einsatzzeit und Ersetzen von zerstörten Teilen wäre sicherlich auch hilfreich, gerade bei langen Aufträgen. Das alles gab es nicht umsonst, genauso wenig die für die Vehikel benötigten Ressourcen. Außerdem mussten die Fahrzeuge von entsprechendem Personal bedient werden, dass sicherlich auch nicht umsonst arbeiten würde. Überrascht sollte Sarah nun auf ihren Bildschirm sehen, als sie ihren Kontostand überprüfen wollte und stellte fest, dass ihr Kontostand sich weiter erhöht hatte als sie es erwartet hatte. In ihrer Mailbox fand sie außerdem eine Nachricht.
„Guten Tag, Abomination. Der Konzern AWATAR möchte ihnen für ihre Dienste danken. Wir haben die Daten, die sie uns übermittelt haben analysiert und konnten aus ihnen den Besitzer des Vehikels ausfindig machen. Sie wurden ebenfalls entsprechend unseres Vertrages finanziell kompensiert. AWATAR wünscht ihnen viel Erfolg für ihren weiteren Weg, Abomination.“
Sarah brauchte einen Moment um die Nachricht zu verstehen, die sie da gerade bekommen hatte. Das bedeutete jedoch offensichtlich, dass sie zumindest zwei der drei Auftragsziele hatte erfüllen können. Das würde zumindest für die Reparaturen, die sie machen lassen musste ausreichen. Schnell begann sie die nötigen Ersatzteile zu bestellen und die Wartungsroboter auf die entsprechenden Aufgaben zu programmieren. Ein massiver Aufwand, allerdings hätte sie auch eine Weile nichts zu tun, bis die Roboter dann ihre Aufgaben abgeschlossen hätten. Dazu musste sie noch auf die Ersatzteile warten und auch die Munition für ihre Waffensysteme würde eine ganze Weile brauchen, bis sie geliefert würde. Was sollte Sarah nur so lange tun? Das Unterhaltungsprogramm gab nur eine bestimmte Zeit etwas her und irgendwie stand Sarah momentan nicht der Sinn danach. Sie störte sich eher daran, dass sie gar nicht mehr genau sagen konnte, wann sie das letzte Mal mit einem anderen Menschen gesprochen hatte. Sicher irgendwie war das ihre eigene Schuld, sie hatte immer noch kein Personal eingestellt, aber auch das wäre irgendwie nicht ganz das Selbe gewesen. Immerhin wären dies ihre Angestellten und sie bezahlte sie für ihre Anwesenheit. Nur weil es irgendwie von Protectoren erwartet wurde, dass sie sich in ihrer Basis vergruben und sich nur noch in MODULARs in der Öffentlichkeit zeigten, musste sie es nicht gleich auch so machen. Immerhin waren die Protectoren-IDs auch dazu da ihre wahren Identitäten zu schützen. Aber selbst dann wusste Sarah noch nicht so genau, was sie jetzt eigentlich tun sollte und vor allen Dingen wen sie für ein Treffen kontaktieren sollte.
Es mochte mancher Person niedrigeren Standes vielleicht etwas Overkill erscheinen, was Sarah getan hatte, aber als Protectorin konnte sie sich ohne große Probleme einen Flug zu einem anderen Kontinent leisten, nur um jemanden aus ihrer Vergangenheit zu treffen. Die Kosten um einen MODULAR in Stand zu halten waren um ein solches Vielfaches höher, dass es wahrscheinlich nicht einmal mehr ins Gewicht fallen würde. Außerdem musste sie mit irgendwem reden und ihre Erlebnisse teilen. Auf diese Person wartete Sarah nun an einem Ort der am ehesten als Café bezeichnet werden konnte. Wobei es sich wie bei allem anderen selbstverständlich um eine große Konzernkette handelte, bei der es wahrscheinlich egal war welche Filiale man wählte, weil ohnehin alle gleich eingerichtet waren, die selbe Produktpalette anboten und wahrscheinlich auch an ähnlichen Orten platziert waren. Sarah hatte sich einen Platz draußen gewählt und wurde immer nervöser während sie wartete. Wenn man sie jetzt so dort sah, hätte niemand erwartet, dass sie tatsächlich eine Protectorin wäre, welche massive Massenvernichtungswaffen im Dienste von großen Konzernen und einer ominösen Organisation steuerte.
„Ich hatte mich gefragt was das genau werden sollte, als ich deine Nachricht in meiner Mailbox gefunden hab. Aber du bringst das tatsächlich und tauchst hier auch noch auf“, sprach eine Sarah sehr vertraute Stimme von hinten an, die sie direkt ihrer alten Freundin Natalia aus der Protectoren-Ausbildung zuschrieb.
„Natalia! Du bist ja wirklich hier!“, rief Sarah freudig aus, sprang auf und versuchte Natalia um den Hals zu fallen und sie freundschaftlich zu umarmen.
„Was soll das werden?“, fragte diese jedoch und hielt Sarah mit einem ausgestreckten Arm davon ab.
„Naja… Ich… Wir…“, antwortete Sarah verwirrt. „Ich dachte wir wären Freunde“, fügte sie dann leise und stark verunsichert hinzu.
„Ich hatte dir doch gesagt, dass es keine Freundschaft unter Protectoren gibt. Jeder von uns kann dem anderen jederzeit auf einem Auftrag begegnen und dann sind wir Feinde“, antwortete Natalia.
„Wenn das so ist, warum bist du dann überhaupt hier? Du hättest mich auch einfach ignorieren können“, fragte Sarah nun viel sicherer als vorher noch.
„Ich bin hier, weil ich wissen wollte ob du tatsächlich eine solche dumme Aktion abziehen würdest. Das weiß ich ja jetzt und deshalb werde ich auch direkt wieder gehen“, antwortete Natalia und versuchte sich auf den Weg zu machen, aber Sarah packte ihren Arm und hielt sie fest.
„Bitte Natalia. Ich hab seit Wochen mit niemandem mehr gesprochen“, sagte sie dann leise und demütig und sah auf den Boden.
„Stell dir Personal an. Dann hast du Leute zum reden“, antwortete Natalia recht gefühlskalt.
„Das wäre einfach nicht das Selbe, wie mit einer guten alten Freundin zu reden. Die Angestellten würden doch nur mit mir reden, weil ich sie bezahle“, antwortete wiederrum Sarah.
„Wir leben in einer Welt in der Leute eben nur noch miteinander reden weil sie dafür bezahlt werden. Das ist normal, ganz besonders in unserem Berufsstand“, sagte Natalia und seufzte einmal tief. „Gut, ich bleibe noch einen Moment. Aber lass verdammt nochmal meinen Arm los“, sprach sie dann weiter und Sarah ließ sie tatsächlich wie gewünscht los. Ihr Gesichtsausdruck hatte auch von deprimiert direkt auf große Freude umgeschlagen, während Natalia dagegen eher etwas genervt wirkte, während sie sich an den Tisch setzte.
„Bestell dir ruhig was du willst. Ich bezahle“, platzte Sarah nun völlig aus sich heraus, während sie sich ebenfalls an den Tisch setzte.
„Die Zeiten in denen ich mich mit diesem künstlichen Zeugs für die Arbeiterklasse abgeben musste sind gottseidank vorbei. Außerdem hab ich mein eigenes Geld“ antwortete Natalia weiterhin etwas entnervt.
„Wie du willst. Aber ansonsten geht es dir gut?“ fragte nun Sarah nun Natalia sah sie kurz verwirrt an.
„Naja, so gut wie jemandem in meiner Lage eben ergehen kann“, antwortete sie dann.
„Was meinst du?“, fragte Sarah neugierig genauer nach.
„Ich bin jetzt ein C-Rang-Protector“, antwortete Natalia sehr zögerlich, als wäre sie nicht sicher wie viele Informationen sie aus ihrem Leben preis geben sollte.
„Wie jetzt? Im ernst? Welche Aufträge hast du denn angenommen, dass du jetzt schon C-Rang-Protector sein kannst? Oder hast du wen bestochen? Oder was anderes angestellt um das zu bekommen?“, platzte Sarah wieder völlig unkontrolliert aus sich raus.
„Ich hoffe dir ist klar, dass das nichts ist worüber ich mit irgendwem reden würde“, antwortete Natalia, die offensichtlich versuchte eine emotionale Distanz zu halten.
„Ich hoffe du hast wenigstens eine große Party gefeiert als es soweit war“, sprach Sarah weiter ohne jede großartige Reaktion von Natalia. „Wow. Ein C-Rang-Protector. Jetzt schon“, murmelte sie dann. „Ich hatte nicht so ein Glück“, fügte sie dann nach einer kurzen Unterbrechung hinzu.
„Das stimmt doch gar nicht. Du bist immerhin die Heldin, die den Amok laufenden Bloodpool aufgehalten hat“, unterbrach nun Natalia sie.
„Du hast sogar hier davon gehört?“, warf Sarah etwas aufgebracht ein.
„Nun ja, eine solche Geschichte kommt auch hier in allen Nachrichten…“, begann Natalia zu antworten.
„Die Nachrichten? Dann kennst du ja nur die halbe Geschichte“, unterbrach Sarah sie jedoch.
„Du hast Bloodpool besiegt. Einen der größten Fische in diesem Ozean. Mehr muss ich nicht wissen.“
„Ja, aber, du weißt nicht wie viele Leute bei unserem Kampf gestorben sind und was ich davor getan hab. Ich habe harmlose Demonstranten beschossen. Ich bin eine Mörderin… Ich…“, platzte Sarah nun panisch aus sich heraus, als würde sie dieses Gespräch zurück in eine Zeit werfen, die sie verdrängt hatte.
„Wir alle sind Mörder. Was dachtest du denn was der Beruf des Protectors sein würde? Hattest du etwa wirklich angenommen, dass wir die Menschen beschützen würden? Im Dienste von großen Konzernen? Nein, das einzige wozu wir gut sind, ist deren Macht zu sichern und gegeneinander zu erweitern“, antwortete Natalia erstaunlich ruhig und gelassen für das was sie da sagte.
„Aber ich dachte, dass wir mit MODULARs gegen andere MODULARs kämpfen würden. Nicht dass wir damit auf harmlose Leute schießen müssten“, sagte Sarah noch einmal, während sie offensichtlich anfing gegen einen Tränenausbruch anzukämpfen.
„Sarah… Da gibt es tatsächlich eine Sache, die mich gerade interessieren würde… Weshalb genau bist du Protector geworden?“, entschied Natalia dann nach einem kurzen Moment zu fragen.
„Was?“, fragte Sarah verwirrt zurück. „Das weißt du doch. Meine Eltern waren beide Protectoren. Mein Vater war zwar tot, aber meine Mutter sollte stolz auf mich sein“, antwortete sie dann.
„Du hast dich also bewusst dazu entschieden das hier zu machen. Du hattest die Wahl, du hättest auch etwas anderes machen können, aber du hast dich hierfür entschieden“, kommentierte Natalia nun die Antwort.
„Wenn du das so sagst klingt das als ob du nicht die Wahl gehabt hättest…“ warf Sarah ein.
„Die hatte ich auch nicht. Mein Vater ist auch Protector und er hat meine gesamte Existenz darauf ausgelegt, dass ich irgendwann einmal der mächtigste Protector werde, den es jemals gegeben hat. Angefangen mit den genetischen und kybernetischen Verbesserungen, die er mir schon als kleines Kind „zukommen“ gelassen hat und aufgehört damit dass er mich gezwungen hat mit 14 den ersten Menschen zu töten. Es gab bei mir niemals Zweifel daran dass ich das hier irgendwann tun würde“, erzählte Natalia ungewöhnlich ruhig und gefühlskalt für das was sie da gerade erzählte.
„Oh mein Gott. Natalia… Das ist ja schrecklich“, kommentierte Sarah schockiert.
„Das ist die Welt in der wir leben“, antwortete Natalia und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Es gibt die Overlords, die die Kontrolle haben, es gibt uns Protectoren, die ihre Werkzeuge sind, es gibt die Diener, die uns und den Overlords direkt zuarbeiten, es gibt die Arbeiter, die alle die Arbeiten machen, die Roboter nicht übernehmen können und die aber keiner machen will und es gibt den restlichen Müll, der aus Menschen besteht, die Eigenschaften haben, die von keinem der Konzerne gewünscht sind. Ich habe immerhin noch das Glück, dass ich in der zweiten Klasse gelandet und dort geblieben bin und nicht in der fünften“, fügte sie dann noch erklärend an.
„Aber wolltest du nie etwas daran ändern, wie diese Welt funktioniert?“, fragte Sarah nun eindringlich.
„Wie denn? Wir sind auch nur Protectoren. Wir sind genauso ersetzbar für die Overlords wie ihre Roboter es sind. Wir können nichts tun“, antwortete Natalia.
„Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass ich einen Plan habe, wie wir dieses unmenschliche System beseitigen können und etwas Besseres machen können als die Overlords und ihre Konzerne?“, flüsterte Sarah ihrer alten Freundin nun leise zu und schockierte sie sichtbar. Während sie sonst völlig gelassen und kalt auf die Dinge reagierte, waren ihre Augen nun weit aufgerissen und sie starrte Sarah an. Einen kurzen Moment tat sie nichts anderes als das, bevor ihr Blick von Schock zu Hass wechselte.
„Ich verschwinde hier… Kontaktiere mich nie mehr wieder. Wir sind fertig“, sagte sie dann ruhig und sprang auf um zu gehen. Sarah hielt jedoch erneut durch packen ihres Arms davon ab.
„Aber ich dachte, du bist genauso unzufrieden wie ich mit dem allem hier und willst es verändern. Ich dachte wir beide wären gleich“, sagte sie und versuchte erneut einen Tränenausbruch zu kontrollieren.
„Wir beide und gleich? Du hast doch keine Ahnung was ich will. Lass mich in Ruhe, du verdammte gestörte Irre und verschwinde“, antwortete Natalia ihr.
„Aber ich… Ich dachte wir wären Freunde“, sagte Sarah noch einmal bevor Natalia ihr mit der flachen Hand ins Gesicht schlug und das so fest, dass Sarah ihren anderen Arm los lassen musste.
„Wir sind gar nichts, außer zwei Frauen im selben Alter, die den selben Beruf ausüben und wenn es der Auftrag von uns verlangt sind wir Totfeinde. Wenn ich je nochmal etwas von dir höre, werde ich dir die Organisation der Protectoren auf den Hals hetzen. Ich hoffe du hast mich verstanden“, sagte Sarah abschließend, bevor sie einfach verschwand und Sarah mit ihrem Gefühlschaos alleine zurück ließ. Sie wusste sich nicht zwischen Wut, Reue und Enttäuschung zu entscheiden, was sie förmlich in die Verzweiflung treiben sollte. Dazu kamen noch die Schmerzen in ihrem Gesicht, die der äußerst harte Schlag von Natalia hinterlassen hatte. Dieses Mal konnte sie ihren Tränenausbruch nicht mehr zurück halten. Und so begann sie lautstark zu weinen, ungeachtet dessen was andere um sie herum daraufhin von ihr denken mussten.
Sarah wusste nicht genau ob es ihr jetzt besser oder noch viel schlechter ging. Auf der einen Seite hatte sie endlich einmal wieder ein paar Worte mit einem anderen Menschen gewechselt und dazu noch mit Natalia, von der sie schon länger etwas mehr wissen wollte, auf der anderen Seite war das Gespräch insgesamt ja nicht so besonders gut gelaufen. So viele Informationen, die sie noch zu verarbeiten hatte. Natalia war genetisch und kybernetisch verbessert? Das hatte Sarah gar nicht gewusst. Sie selbst war es nicht. Sie hätte es sein können, aber ihre Mutter hatte ihr da immer die Wahl gelassen und Sarah wollte das eigentlich nicht. Was Natalia anging erklärte das auf jeden Fall einiges. Sowohl wie sie so unglaublich gut aussehen konnte, dass Sarah immer wieder neidisch darauf werden konnte, als auch wie sie solche heftigen Simulator-Scores haben konnte und weshalb ihre Schläge ins Gesicht so heftig weh taten. Waren alle Protectoren und am Ende auch alle Overlords etwa mit technologischer Hilfe verbessert? Hatte sie es deshalb so schwer bei bisher so ziemlich jedem Kampf gegen andere Protectoren gehabt? Und dann waren da so viele Dinge, die Natalia ihr gesagt hatte über die sie momentan nachdenken musste. Sarah hatte noch nie etwas von einer fünften Klasse Menschen, denen die niemand haben wollte, in diesem System gehört. Sie hatte immer dem was die Konzern-Nachrichten erzählt hatten geglaubt. Dass es für jeden einen Platz gäbe und jeder überleben können sollte. Aber dass das nicht wahr sein konnte, hatte sie eigentlich schon in gleich mehrfacher Hinsicht bemerkt haben müssen. Nicht nur, dass da dieser Protest war, bei dem sie diese Leute getötet hatte, die Nachrichten darüber waren offensichtlich manipuliert gewesen. Die Konzern-Nachrichten waren also absolut keine brauchbare Informationsquelle. Noch dazu kam, dass man eigentlich nur seine Augen aufmachen musste und man konnte das Elend der Menschen aus der Arbeiterklasse sehen. Und Sarah war sich nicht sicher ob es denen in der Diener-Klasse wirklich wesentlich besser erging. Wahrscheinlich hing das auch vom Erfolg des Protectors oder gar Overlords ab für den sie arbeiteten und was der ihnen bezahlte. Auch verwirren sollte Sarah die Tatsache, dass Natalia trotz allem gesagt hatte, dass ihre Ziele absolut nicht gleich sein sollten. Sie war offensichtlich unzufrieden mit diesem System und wollte es aber nicht verändern. Das machte alles absolut keinen Sinn. Was könnte Natalia dann wollen? Es dominieren an der Spitze als ein Overlord vielleicht? Oder wollte sie etwas wesentlich einfacheres, wie etwa Rache? Ja das musste es wohl sein. Das würde zu dem passen was Sarah von ihr wusste. Alles was Natalia wollte, war die Welt brennen zu sehen. Wenn das wirklich wahr wäre, dann hatte sie wohl tatsächlich recht gehabt. Sie waren nicht gleich und ihre Ziele unterschieden sich vollständig. Aber Sarah kam nicht umhin frustriert darauf zu reagieren. Sie hatte sich so viel mehr von Natalia erhofft als das, in so vielerlei Hinsicht. Aber wahrscheinlich hatte ihre ehemalige… war das überhaupt das richtige Wort dafür? …ihre Schein-Freundin wohl recht. So funktionierten diese Welt und dieses System eben einfach. Sie waren Protectoren. Erfüllungsgehilfen für Overlords und deren Konzerne. Nichts weiter als billige, entbehrliche Auftragsmörder. Damit musste man sich anfreunden oder man würde auf jeden Fall auf die eine oder die andere Art sterben. Schnell wischte Sarah sich die Tränen aus dem Gesicht, bezahlte ihre Rechnung im Café und machte sich wieder auf den Weg, als sie das halbwegs verarbeitet hatte. Sie musste schnell zurück zu ihrer Basis, bevor ihre Ersatzteil-Lieferungen ankommen würden und dann die Reparaturen ihres MODULARs überwachen. Vielleicht sollte sie auch gleich noch ein paar körperliche Verbesserungen auf ihre Einkaufsliste setzen, wenn sie schon dabei war. Bei Natalia hatte das wohl ganze Arbeit geleistet, so dass sie innerhalb kürzester Zeit einen Aufstieg um gleich drei Ränge erreicht hatte. Allerdings hatte Sarah auch gehört, dass diese Verbesserungen schmerzhaft waren und diese Schmerzen noch lange Jahre nach dem Upgrade erhalten bleiben würden. Das war auch der Grund gewesen, weshalb sie diese Upgrades damals als Kind nicht hatte vornehmen lassen. Und auch heute musste Sarah gesehen, dass ihr die Aussicht auf lebenslange Schmerzen durchaus einige Angst machte. Das war sicherlich keine Sache, die man einmal einfach so entscheiden sollte. Viel zu leichtfertig hatte sie sich für diese Aufgabe entschieden. Nur um eine Mutter stolz zu machen, die während ihrer Ausbildungszeit ebenfalls bei einem Auftrag getötet worden war. Sarah hätte es klar sein müssen. Ihr hätte einfach klar sein müssen, was es bedeutete Protector zu sein. Sie war einfach so schrecklich dämlich gewesen. Und jetzt steckte sie in dieser Sache drin und würde nicht mehr heraus kommen. Als sie darüber nachdachte begann sie erneut in Tränen auszubrechen, dieses Mal in der Hochgeschwindigkeits-Magnet-Bahn, die sie zum Flugplatz bringen sollte. Andere Fahrgäste drehten sich zu ihr um, aber Sarah war das egal. Wie es in dieser Welt zu erwarten war, zeigte keiner eine weitere Reaktion auf sie. Alle starrten sie lediglich wie eine Sensation an, mehr aber auch nicht. Eine verabscheuungswürdige Welt war dies geworden. Aber Sarah musste irgendwie zusehen, wie sie weiter darin überleben würde. Das war das einzige, dass sie tun konnte.
Ein weiterer Tag war angebrochen. Die Sonne schien durch sämtliche Fenster in Sarahs Basis und erhellte sie mit ihrem goldgelben Licht. Sarah streckte sich noch einmal bevor sie aus ihrem Bett aufstehen sollte. Sie hatte so gut geschlafen wie schon ziemlich lange nicht mehr. Keine Schwierigkeiten beim Einschlafen, keine Schlafstörungen und keine Albträume. Ob das daran lag, dass sie jetzt schon seit einer Weile recht simple Aufträge ausführte, bei denen Kämpfe eher selten waren, gegen Roboter und unbemannte Fahrzeuge stattfinden sollten und selbst dann recht schnell und einfach erledigt waren? Oder einfach nur daran, dass sie jetzt schon seit einer ganzen Weile auf Grund dessen niemanden mehr hatte umbringen müssen? Egal was es war, Sarah fühlte sich wirklich gut damit und begann den Morgen mit einer gewissen positiven Energie. So sehr sogar, dass sie ein Liedchen unter der Dusche summte und sich ihre bevorzugte Müsli-Sorte zum Frühstück gönnte. Danach war bereits ein Blick in die Mailbox angesagt. Und tatsächlich sollte ihre positive Stimmung sofort verfliegen, als sie eine Nachricht der Organisation der Protectoren darin finden sollte. Was konnten die nur wollen? Sie hatte doch immer schön brav ihre Aufträge angenommen und ihre Abgaben bezahlt. Eine Mahnung konnte es also eigentlich nicht sein. Und dennoch machte diese Nachricht ihr solche Angst, dass sich ihr Bauch zusammen zog und ihr beinahe das Müsli wieder hoch gekommen wäre. Mehr sogar als ein Kampf gegen einen überlegenen Feind wie diesen Bloodpool damals. Und dennoch blieb ihr kaum eine andere Wahl als die Nachricht zu öffnen. „Guten Tag, Abomination. Die Organisation der Protectoren möchte ihre Dienste als Protector in Anspruch nehmen. Seit einer Weile gab es schon Gerüchte um einen MODULAR-Piloten, der Aufträge annimmt und ausführt ohne durch unsere Organisation autorisiert worden zu sein. Diese Gerüchte wurden uns nun von einer zuverlässigen Quelle bestätigt. Wir möchten dass sie sich diesem illegalen Piloten annehmen. Üblicherweise werden derartige Aufträge an Protectoren des Ranges B oder höher vergeben, allerdings dachten wir an sie, da es sich bei diesem Piloten um einen alten Bekannten von ihnen handelt und sie ihn bereits schon einmal besiegt haben und sie sich mit dieser Person nicht unbedingt im Guten getrennt haben, soweit wir das wissen. Ihre Dienste für die Organisation werden ihnen gut entlohnt werden. Besser als alle anderen Aufträge, die sie jemals für einen der Konzerne ausgeführt haben. Bitte teilen sie uns umgehend mit wenn sie den Auftrag annehmen und sie werden automatisch die weiteren Daten über ihr Ziel und dessen wahrscheinlichste Aufenthaltsorte erhalten“, besagte die Nachricht sehr zu Sarahs Überraschung und Verwirrung. Die Organisation der Protectoren wollte ihr direkt einen Auftrag zukommen lassen? Ein alter Bekannter von ihr, den sie schon einmal besiegt hatte? Wer könnte das nur sein? Bloodpool? Der Unbekannte der das Air-Fort bewacht hatte? Natalia vielleicht etwa? Nein, sie hatte noch nie gegen Natalia gekämpft und besiegt hatte sie diese auch niemals. Aber um wen könnte es denn dann gehen? Sarah konnte nicht bestreiten, dass sie dieser Auftrag neugierig machte. Allerdings würde eine Annahme auch bedeuten, dass sie wieder jemanden töten müsste und dann auch noch jemanden, den sie bereits kannte. Das missfiel ihr sehr. Aber da war diese Neugier unbedingt mehr erfahren zu wollen, so dass ihr Körper ohne ihren Geist handelte und den Auftrag einfach annehmen sollte. Keine Sekunde darauf sollte sich eine weitere Nachricht in ihrer Mailbox befinden, die tatsächlich alle Daten zu ihrem Ziel beinhaltete, die sie auch nur im Ansatz gebrauchen könnte. Sehr zu ihrem Schock kannte sie die Zielperson tatsächlich. Es handelte sich um Zenon Rush. Den Anwärter, den sie damals bei ihrer Prüfung besiegt hatte und damit praktisch aus dem Protectoren-Dasein ausgeschlossen hatte. Jetzt versuchte er es wohl ohne die Einwilligung der Organisation einfach so. Sarah befürwortete das zwar nicht, aber das Vorgehen der Organisation erschien ihr auch sehr extrem zu sein. Das Problem war jedoch, dass sie den Auftrag angenommen hatte und ihn jetzt auch ausführen musste, sonst würde man den nächsten Protector wohl bei ihr vorbei schicken. Nein, ab jetzt sollte es ganz klar heißen entweder sie oder Zenon Rush. Und dummerweise hatte sie nicht genug Sympathie für Zenon Rush übrig um sich in diesem Fall für ihn zu entscheiden. Das bedeutete, dass sie den Auftrag eindeutig ausführen würde, auch wenn es dieses Mal sicherlich schwieriger werden würde als damals in der Protectoren-Prüfung. Dort hatte sie auch das Glück gehabt und einen zwei Generationen überlegenen MODULAR, sowie eine für sie ziemlich gut geeignete Kampfumgebung zugeteilt bekommen. Dieses Mal wäre es wesentlich schwieriger. Nicht nur, dass die Informationen über Zenons MODULAR ziemlich begrenzt waren, wenn sie ihn in der Nähe seiner Basis angreifen würde, so wie es der Plan der Organisation war, dann hätte er auch einen massiven Heimvorteil, denn er würde die Umgebung besser kennen als sie. Noch dazu stellte sich für Sarah eine ganz besondere Frage. Wie war Zenon überhaupt an einen MODULAR und an eine Protectoren-Basis gekommen ohne Zustimmung der Organisation? Es spielte jedoch für ihren Auftrag keine Rolle. Viel wichtiger war das Sarah dafür sorgte, dass sie zu einem Plan kam und nicht völlig kopf- und hirnlos in den Kampf stürzte.
Da war sie nun also auf dem Weg dorthin, wo die Basis ihrer Zielperson vermutet wurde. Dabei sollte es sich um eine Berglandschaft mit gewaltigen Schluchten mitten im Zentrum von Südeuropa handeln. Durch die Trockenheit und die Ausbreitung der Wüsten in den letzten Jahrzehnten bestanden diese aus rot-orangenem Sandstein und kein einziger Grashalm wuchs in der gesamten Gegend. Sarah war sich unsicher ob sie das jetzt als angenehm oder als unangenehm empfinden sollte, genauso wie sie sich unsicher war ob diese Landschaft für sie jetzt ein massiver taktischer Vorteil oder ein massiver taktischer Nachteil wäre. Auf der einen Seite bot diese Landschaft für sie eine ganze Menge an Optionen sich Deckung zu nehmen und von dieser Geschützt anzugreifen, allerdings galt so etwas auch immer beidseitig und es war ihrem Gegner jederzeit möglich Überraschungsangriffe zu starten. Dazu kam noch dass ihr Feind sich hier ziemlich sicher auskannte. Sie jedoch eher nicht, auch wenn sie die Karte so genau studiert hatte wie sie es nur irgendwie konnte. Sie musste sich im bevor stehenden Kampf wesentlich mehr auf ihr Gefühl verlassen als sie es sonst täte. Mit sicherer Hand steuerte sie trotzdem ihren MODULAR durch die Landschaft, wobei sie versuchte größten Teils auf den Ebenen zu bleiben, die sich durch die Schluchten immer wieder bildeten. Der Höhenvorteil würde sicherlich dafür sorgen, dass ein Überraschungsangriff nicht so einfach gelingen würde. Aufmerksam sah sie sich dabei um. Irgendwo hier musste die Basis sein, das behaupteten zumindest ihre Auftragsdaten. Und tatsächlich sollte sie ein gewaltiges Tor in einem der Felsen finden, das groß genug war um einen Zugang für MODULARs zu bilden. Das musste der Eingang zu der Basis sein. Der Rest war scheinbar unterirdisch angelegt oder zumindest mitten im Fels, so dass wohl dieses Tor der einzige Zugang hinein wäre. Schnell sah Sarah sich in der Umgebung um und untersuchte sie auf automatische Geschütze, so wie ihre eigene Basis welche hatte. Bisher waren jedoch keine zu aufzufinden. Aber sie durfte auf keinen Fall unvorsichtig werden, so viel war ihr klar. Die gesamte Landschaft konnte übersäht sein mit Waffentürmen, die in den Felsen versteckt waren. Der nächste Schritt an den sie zuvor noch gedacht hatte, das Zerstören der Tore und das Eindringen in die Basis, stellte sich für den Moment als nicht Notwendig heraus. Einige Meter vor dem Tor stand bereits ein aktiver MODULAR, was Sarah für den Moment sehr stark verwirrte. Was sollte das? Anscheinend empfing Zenon Rush sie und hatte sie bereits erwartet. Aber das sollte ihr für den Moment egal sein. Sie musste lediglich ihren Auftrag beenden. Und dazu musste sie so schnell so viele Informationen über die Maschine ihres Feindes sammeln wie sie konnte. Der Optik nach zu urteilen schien es sich um ein leichtes Modell zu handeln. Sehr schnell und mobil, aber nicht sehr stabil und viele Treffer könnte er so nicht einstecken. Allerdings störte Sarah sich daran, dass sie nicht im Stande sein sollte die Generation genau zu bestimmen. Die Optik deutete aber mindestens auf die 6te hin. Wahrscheinlicher war jedoch dass es sich um einen MODULAR der 7ten Generation handelte, denn er schien auf den ersten Blick mit mehr Waffen ausgerüstet zu sein als der ihre. Die Leuchte für eine eingehende Kommunikations-Verbindung blinkte auf und Sarah entschied sich zumindest anzuhören was Zenon Rush ihr zu sagen hatte.
„Ich wusste dass mir die Organisation irgendwann einen stärkeren Protector schicken würde um mich zu beseitigen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du es sein würdest Abomination. Oder sollte ich dich vielleicht lieber Sarah Johnson nennen?“, kommentierte Zenon seine Situation und schockierte Sarah mit seiner letzten Frage sehr.
„Du weißt wer ich bin? Wie? Woher?“, konnte sie sich nicht beherrschen zu fragen und brachte Zenon dazu lautstark loszulachen.
„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir meine Quellen verrate oder?“, sagte er dann, während er weiter lachte. „In jedem Fall bin ich froh, dass sie mir dich geschickt haben. Jetzt kann ich endlich beweisen, dass du bei dem Test betrogen hast“, fügte er dann noch hinzu.
„Ich hab nicht betrogen. Ich hab dich damals ehrlich besiegt. Es ist deine eigene Schuld, wenn du nicht gut genug warst“, antwortete Sarah nun aufgebracht.
„Dann kannst du es ja jetzt beweisen. Und wenn nicht kann ich dir versichern, dass ich mich für diese Erniedrigung und die Zerstörung meines Lebens ordentlich rächen werde. Ich werde dich richtig leiden lassen, du mieses kleines Stück Dreck“, sagte Zenon und klang nun wesentlich wütender als vorher noch.
„Na dann… Komm schon“, sprach Sarah abschließend und beendete die Kommunikation. Sie hatte genug gehört. Zenon Rush war immer noch der selbe arrogante, überhebliche Bastard, der er auch in der Prüfung gewesen war und sie würde ihn auch ein zweites Mal besiegen, dessen war sie sich nun sicher. Auch dass das seinen Tod bedeuten würde machte ihr nach diesem Gespräch wesentlich weniger aus als davor noch. Nun galt es die Sache zu klären. Nur einer von beiden würde hier lebend wieder raus kommen. Entweder er oder sie.
Schnell nutzte Sarah ihr Dash-System um zur Seite zu entkommen als Zenons MODULAR zwei Handfeuerwaffen zog und sie direkt abfeuerte. Es handelte sich um eine Shell-Gun und ein Maschinen-Gewehr. Bei letzterem handelte es sich um eine wesentlich leichtere und damit auch weniger durchschlagende Version ihrer eigenen Gattling und auch die Shell-Gun war nicht unbedingt besonders schwer, allerdings durchaus durchschlagend, wenn sie aus der Nähe abgefeuert wurde und alle Projektile ihr Ziel trafen. Sarah war jedoch ausgewichen, so dass nur ein paar davon noch trafen und die wurden von den Energie-Schilden ihrer Maschine aufgehalten. Dies waren außerdem die ersten Waffensysteme die sie bisher von Zenons MODULAR gesehen hatte. Sie hatte jedoch keine Zeit mehr ihren Gegner weiter zu analysieren, denn sie war zu sehr damit beschäftigt dessen Waffenfeuer mit dem Dash-System zu entkommen, während dieser das Selbe bei ihren Waffen tat. Und verdammt war dieser MODULAR schnell. Sarah konnte ihm kaum folgen und die automatische Zielvorrichtung hatte nicht einmal die Zeit ihn vernünftig zu erfassen, da wechselte er bereits erneut die Richtung. Schnell versuchte Sarah sich Deckung zu suchen als Zenon ein weiteres MG- und Shell-Gun-Sperrfeuer auf sie loslassen sollte und sollte diese auch finden. Allerdings war sie nur von sehr kurzer Dauer, denn Zenon folgte ihr dorthin und nahm sie weiter unter Feuer. Die Schilde hatten bereits einiges eingesteckt, aber noch sollten sie stand halten, so dass Sarah sich entschied mit dem Booster einen Sprung auf die Ebene direkt hinter sich auszuführen, während sie versuchte Zenon weiter mit ihrer Gattling unter Feuer zu nehmen und hin und wieder mit ihrem Hoch-Energie-Gewehr feuerte in der Hoffnung einen Treffer zu landen. Aber Zenon sollte ihnen allen mit seinem Dash-System entkommen. Gewaltige Explosionen rissen Trümmer aus den Felsen und schleuderten sie in alle Richtungen, aber Zenon sollte ohnehin weiter auf Sarah zustürmen, so dass sie ihn ebenfalls verfehlten und nicht mehr erreichen konnten. Schnell wich Sarah weiter zurück und versuchte ihm weiter zu entkommen, aber Zenon kam ihr ohne Gnade schnell näher, so dass Sarah sich entschied schnell ihre erhöhte Position zu verlassen und in die Schlucht dahinter zu springen, wo sie sich erneut Deckung hinter einem Felsen nahm und die Plasma-Kanone vorbereitete. Tatsächlich sollte Zenon ihr dorthin folgen, brach aber schnell ab und wich seinerseits hinter den Felsen als ihm eines der gewaltigen Plasma-Projektile entgegen kommen sollte. Nur sehr langsam wagte Sarah sich hinter ihrer Deckung hervor und wurde direkt von einem Aufschaltungsalarm begrüßt. Als sie zur Seite sah sollte sie vier mittlere Raketen auf sich zurasen sehen und versuchte diesen schnell nach hinten zu entkommen, während sie ihre Gattling auf sie ausrichtete und feuerte. Lediglich drei von vier konnte sie zerstören, die vierte krachte in ihre Schilde und hinterließ dort eine nicht zu unterschätzende Explosion. Diese war der letzte Treffer gewesen, den die Schilde gebraucht hatten um zusammen zu brechen. Nun brauchten sie eine gewisse Zeit um sich wiederaufbauen zu können. Viel größer war jedoch das Problem, dass sie ihren Feind aus den Augen verloren hatte. Wo war er hin? Das Radar zeigte ihr doch an, dass er genau vor ihr sein musste aber dort war doch nichts. Plötzlich brach Zenons MODULAR von der linken Seite her durch den massiv aussehenden Fels und zog zwei gewaltige Schwerter mit einer gezahnten Schneide aus einer Halterung die seitlich am Torso angebracht war. Zusätzlich dazu begannen diese sich noch einmal auszuklappen und wurden dadurch noch länger. Panik brach in Sarah aus als sie mit ansah wie Zenons Maschine einem Schlag von oben nach unten mit beiden Klingen ausholte. So massive Panik, dass ihr das Geschehen vorkam als würde es in Zeitlupe ablaufen. Durch eine instinktive Reaktion aktivierte sie ihr Dash-System und entkam dem Schlag nach hinten, auch wenn es eine Sache von ein paar Zentimetern gewesen war. Ihr blieb jedoch keine Zeit zum durch atmen, denn Zenon sollte eine ganze Reihe weiterer Schläge seiner beiden Schwerter hinzu fügen, denen Sarah jedes Mal mit einem Dash-Stoß nach hinten entkommen musste. Fünf Schläge später hatte Sarah es endlich geschafft zu reagieren indem sie die beiden Schusswaffen in ihre Halterungen an dem vierbeinigen Unterteil platzierte und ihr gewaltiges Großschwert zog. Schnell hielt sie es zwischen den nächsten vertikalen Schlag, den Zenon mit seinen beiden Schwertern ausführte und fing diesen so ab, Für kurze Zeit maßen die beiden MODULARs ihre Kräfte, bevor sich der wesentlich massivere von Sarah dabei durchsetzte und den von Zenon zurück schleuderte um dann anschließend einen horizontalen Schlag mit dem gewaltigen Großschwert auszuführen. Zenon verstand es jedoch den Schwung des vorherigen Stoßes mit einem Dash-Schub zu kombinieren und entkam dem Schlag so. Ebenso dem darauf folgenden Schwertschlag von unten nach oben, indem er sich mit seinen Boostern in die Luft erhob und Sarah dabei wieder mit seiner Shell-Gun und dem MG unter Feuer nehmen sollte. Zu deren Glück war diese kurze Nahkampf-Phase genug Zeit gewesen, die ihre Energie-Schilde gebraucht hatten um sich neu aufzubauen. Aber auch sie hatte einen Fern-Angriff vorbereitet und ihren Granat-Werfer in Bereitschaft gebracht mit dem sie nun eine ihrer gewaltigen Granaten auf Zenon abfeuerte. Und obwohl dieser der eigentlichen Granate entkam, sollte die Druckwelle der gewaltigen Explosion ihn trotzdem noch erreichen und zur Seite weg schleudern. Sein leichter MODULAR hatte dem nicht genug Gewicht entgegen zu setzen und die Balance-Automatik versagte offensichtlich, denn nun stürzte die Maschine unkontrolliert in die Schlucht. Perfekt! Jetzt musste Sarah ihm nur noch… Plötzlich krachte ebenfalls eine Granate nur wenige Meter neben ihren MODULAR in den Felsen und entfachte eine gewaltige Explosion, bevor eine weitere genau in den rechten Arm ihres MODULARs krachte und dort ebenfalls explodierte. Ein gewaltiges Chaos aus Schockwellen schleuderte Sarahs MODULAR unkontrolliert in verschiedene Richtungen, so dass dieser ebenfalls gegen einen Felsen krachte. Sarah selbst wurde im Inneren ihrer Maschine so sehr durchgeschüttelt, dass sie kurzzeitig völlig die Orientierung verlieren sollte.
Sarah sollte sich nach einem kurzen Moment der Verwirrung mit ihrem MODULAR in einem der Felsen liegend wieder finden. Sie hatte wesentlich mehr Glück gehabt als sie verdiente. Der Treffer hatte sich in einem Moment ereignet in dem die Energie-Schilde voll aufgeladen waren und daher waren in erster Linie diese zusammen gebrochen und die Panzerung des rechten Arms ihres MODULARs stark beschädigt worden, aber keine größeren mechanischen Schäden angerichtet worden, die dessen Funktion beeinträchtigt hätten. Viel wichtiger als das war jedoch für den Moment den MODULAR wieder aufzurichten und die Frage zu klären woher dieser Angriff gekommen war. Von einem automatischen Geschütz etwa? Oder war hier noch ein weiterer MODULAR in den Schluchten versteckt? Und wenn dem so war: Wie wurde dieser gesteuert? Mit kybernetischen Implantaten? Oder kämpfte Zenon etwa nicht allein? Sarah sollte nicht viel Zeit zum Denken bleiben, denn eine weitere Granate sollte auf ihre Maschine zurasen, so dass sie diese direkt nach oben abspringen ließ und dabei gleich noch von dem Projektil eines Scharfschützen-Gewehrs in MODULAR-Größe verfehlt wurde. Woher kam dieser Angriff? Das Radar zeigte nichts an. Das bedeutete, dass dieser Feind eine besonders hohe Reichweite haben musste. Als er gleich zwei Plasma-Projektile auf einmal auf sie abfeuerte, konnte Sarah den Feind nun ausmachen indem sie der Richtung folgte, während sie mit Hilfe ihres Dash-Systems zur Seite entkam. Er war durch seine orange-rote Tarnfarbe in diesen Felsschluchten nur sehr schwer auf die Entfernung zu erkennen gewesen, aber nun hatte Sarah ihn gesehen. Es handelte sich um einen schweren MODULAR der 6ten Generation mit einem Panzer-Fahrwerk anstelle von Beinen. Ferner verfügten dessen Arme nicht über Hände, sondern endeten lediglich in zwei gewaltigen Schusswaffen mit extrem langem Lauf, wobei es sich wohl um seine Granat-Werfer handelte. Zumindest glaube Sarah das Bauteil wieder zu erkennen. Ferner erkannte sie auf der rechten Schulter das gewaltige Scharfschützen-Gewehr und eine weitere Waffe auf der linken Schulter, die sie jedoch nicht wiedererkennen sollte. Die beiden Plasma-Kanonen waren wohl außerdem interne Waffen im Torso der Maschine verbaut. Und ausgehend von der Gewichtsklasse dieses MODULARs und der Tatsache, dass er wohl als eine Art Artillerie-Unterstützungs-Vehikel konstruiert worden war, konnte Sarah nicht vorher sagen welche Art von Waffen dieser Feind vielleicht noch in einer nicht sichtbaren Weise verbaut hatte. Schnell begann sie auf diesen unbekannten MODULAR zu zustürmen und feuerte ihm ihrerseits eine Granate und ein Hoch-Energie-Projektil entgegen, aber der Gegner nutzte sein eigenes Dash-System um die Ebene zu verlassen, die er als Plattform genutzt hatte und ließ sich in den Graben dahinter fallen, so dass beide Projektile ihn verfehlten. Plötzlich ertönte ein weiterer Erfassungsalarm, bevor Sarah sich schnell umdrehte und vier weitere Raketen auf sich und ihre Maschine zukommen sah. Sie hatte Zenon selbst völlig vergessen und schaltete ihren Booster ab um sich nach unten fallen zu lassen, so dass die Raketen über sie hinweg flogen und stattdessen in die Landschaft krachten. Zenon war jedoch bereits darauf vorbereitet gewesen und feuerte nun mit seiner zweiten Schulter-Waffe, bei der es sich um eine Impuls-Kanone handelte. Die Impuls-Kanone feuerte dabei violette spiralförmige Energie-Projektile in vergleichsweise sehr hoher Feuerrate ab, deren Explosionskraft zwar nicht so stark war wie die eines Hoch-Energie-Gewehrs, aber deren Spiralen-Form sich durch Schilde und Panzerungen bohren konnte um diese zu durchbrechen. Das und die hohe Feuerrate machte die Waffe extrem gefährlich, wenngleich ihre Munition verglichen mit Gattlings, MGs oder auch Schnellfeuer-Energie-Gewehren recht begrenzt und ihr Verbrauch an Energie sehr hoch waren. Sicherlich konnte Zenon seinen Booster nicht benutzen, während er diese Waffe abfeuerte. Allerdings musste er das auch nicht, denn Sarah war nun völlig damit beschäftigt mit dem Dash-System nach links und nach rechts zu driften um nicht jedes einzelne dieser Impuls-Projektile mit zu nehmen. Dennoch genügten die beiden Treffer, die sie hatte einstecken müssen um die Schilde wieder zusammen brechen zu lassen. Sehr zu ihrem Schock sollten nun auch noch zwei Plasma-Projektile, wahrscheinlich von dem anderen MODULAR stammend, auf sie zurasen, die sie jedoch verfehlten und über sie hinweg ziehen sollten, bevor sie ihre Maschine in der Schlucht landete und nun die Felsen wieder als Deckung nutzen konnte. Sie hatte jedoch keine Ahnung wie lange das anhalten würde.
Zenon Rush selbst war schon ein ziemlich gefährlicher Gegner, insbesondere da er dieses Mal in einem MODULAR kämpfte der auf seinen Kampfstil zugeschnitten war und nicht mit einem zufällig ausgewürfelten, wie damals in der Protectoren-Prüfung. Sarah hätte ohnehin nicht gewusst ob sie ihm alleine schon gewachsen wäre. Aber nun war noch dieser andere schwere Artillerie-MODULAR dabei, der sie immer wieder außerhalb ihrer eigenen Reichweite unter Feuer nahm. Sarah hatte keine Ahnung ob sie hier noch einmal lebend raus kommen würde. Sie begann den Auftrag und generell ihre Entscheidung Protectorin zu werden zu bereuen. Sie war hierfür absolut nicht geschaffen, das wusste sie jetzt. Aber sie würde auch nicht mehr aus der Situation raus kommen. Angstschweiß lief ihr über das Gesicht, während Granaten des schweren unbekannten MODULARs um sie herum einschlugen und explodierten. Das Radar zeigte außerdem, dass Zenon nicht mehr sehr weit entfernt sein konnte. Sarah entschied sich daher lieber schnell selbst aktiv zu werden und sprang mit Hilfe ihrer Booster aus der Schlucht heraus, wo sie Zenon schnell mit ihrer Gattling und ihrer Plasma-Kanone unter Feuer nahm. Obwohl einige Projektile ihrer Gattling ihr Ziel treffen sollten, wurden diese lediglich von Zenons Schilden abgefangen und die wesentlich stärkere und wichtigere Plasma-Kanone verfehlte ihr Ziel als Zenon in einer sehr schnellen Bewegung zur Seite wich. Dort sollte er Sarah seinerseits mit der Impuls-Kanone unter Feuer nehmen und schnell Sarahs Schilde zerstören, bevor er mit seinem MG nachsetzte. Sarah konnte nicht verhindern, dass sie laut aufschrie während einige Projektile durch die bereits angeschlagene Torso-Panzerung schlugen und dabei beinahe sie selbst getroffen hätten. In einem Reflex drückte Sarah nun den Auslöser für das Dash-System und schleuderte ihren MODULAR unkontrolliert ein Stück nach vorne, so dass das ihr gewidmete Projektil des Scharfschützen-Gewehrs des anderen MODULARs sie verfehlte. Ihr blieb nicht einmal die Zeit ihren Körper auf Verletzungen zu überprüfen, denn nun stürzte sie nicht nur in die Tiefe, Zenon kam auch noch mit seinen Schwertern auf sie zu. Sie war zu langsam um auf seinen Schlag zu reagieren und konnte nicht verhindern, dass eine ihrer beiden Schusswaffen, das Hoch-Energie-Gewehr, zersägt wurde. Schnell schleuderte sie die Reste ihrer Waffe zur Seite und richtete die Gattling auf Zenon aus, der erneut in einem Zick-Zack-Kurs nach hinten wich und beinahe jedem ihm gewidmeten Projektil entkam. Auch die Granate, die Sarah nachgesetzt hatte verfehlte ihr Ziel völlig. Verdammt nochmal, dieser Kerl war einfach immer noch viel zu schnell. Sarah hatte überhaupt keine Chance ihn zu treffen. Sein leichter, super-mobiler MODULAR machte die meisten ihrer größtenteils schweren Waffen völlig nutzlos. Kaum war Sarahs MODULAR nun auf seinen vier Beinen gelandet zwang sie der andere Gegner nun zwei weiteren Granaten und zwei weiteren Plasma-Projektilen mit dem Dash-System auszuweichen. Dabei war ihr erneut Zenon selbst entgangen, der erneut mit seinen Schwertern auf sie zukommen sollte und da sie sich gerade mitten in der Schlucht befinden sollte und da ihre Booster-Energie gerade erst aufgebraucht worden war, würde es keine Option geben ihm zu entkommen. Sarah entschied sich nun jedoch das Großschwert zu ziehen und es zu nutzen um Zenons vertikalen Schlag mit beiden Schwertern von oben nach unten abzufangen. In einer kräftigen Bewegung schob sie ihn nach hinten weg und fing die beiden darauf folgenden Schläge erneut mit dem ihren ab, bevor ihre Booster-Energie wieder weit genug nachgeladen war, dass sie der nächsten Kombination mit einem Dash-Stoß nach hinten entkommen konnte. Dies war der Moment auf den Sarah gewartet hatte, denn nun startete sie einen Gegenangriff mit ihrem Großschwert auf den offensichtlich überraschten und mit der Situation überforderten Zenon Rush, der dem gewaltigen Schlag von oben nach unten nicht auswich, sondern ihn versuchte mit deinen beiden Schwertern abzublocken. Und auch wenn man sagen konnte das ihm das gelungen war, da die Schlagkraft nicht mehr genügte um seine Torso-Panzerung zu durchschlagen und das Schwert einfach daran abprallte, so hatte Sarah es dennoch geschafft seine Schwerter zu zerbrechen. Schockiert wich Zenon nun zurück und entkam einem horizontalen Schwertschlag von Sarah, bevor er die Reste seiner beiden Schwerter zur Seite warf und einige Schüsse mit der Shell-Gun abgeben sollte. Einige der Projektile schlugen dabei in den ohnehin schon beschädigten rechten Arm des MODULARs ein und beschädigten nun auch dessen Mechanik, so dass Sarah sich entschied ihn abzuschalten, bevor die Versuche ihn weiter zu verwenden ihn noch weiter beschädigen würden. Sarah begann sich jedoch zu wundern, dass sich der andere MODULAR schon so lange nicht mehr in Aktion gezeigt hatte. Keine Sekunde auf diesen Gedanken hin krachte jedoch ein weiteres gewaltiges Projektil wie ein Blitz durch mehrere der Felswände und durchschlug Sarahs Plasma-Kanone ein, bevor es eine gewaltige Explosion in der Wand hinter ihr hinterlassen sollte. Eine Railgun. Das war die eine Waffe an dem unbekannten MODULAR, die Sarah noch nicht genau identifiziert hatte. Eine weitere Explosion an der Plasma-Kanone schleuderte ihren MODULAR zusätzlich zu der, die die Railgun hinter ihr hinterlassen hatte noch zur Seite. Die Automatik zum Balance-Ausgleich reagierte, aber wäre Sarahs Maschine nicht ein Vierbeiner gewesen, hätte diese Druckwelle den MODULAR zu Boden geworfen und eine gewisse Zeit handlungsunfähig gemacht. Zusätzlich zu allen Problemen nahm Zenon sie nun auch noch mit dem MG unter Feuer. Sarah reagierte ebenfalls schnell und steuerte ihren MODULAR hinter eine andere Deckung, so dass Zenons Projektile sie zumindest kurzzeitig nicht mehr erreichen konnten.
Sarah hatte ein größeres Problem als sie zugeben wollte. Dieser Zenon Rush war ziemlich gut im Umgang mit seinem MODULAR. Wahrscheinlich insgesamt sogar besser als sie und dann gab es da noch diesen anderen unbekannten Gegner, der ihn unterstützte. Dazu kamen die Beschädigungen ihrer Maschine und die Tatsache, dass Sarah sich sicher war, dass sie längst noch nicht alles gesehen hatte, was ihre Feinde zu bieten hatten. Als würde das alles nicht schon genügen, ließen die beiden ihr kaum eine ganze Sekunde Zeit zum Nachdenken. Eine vernünftige Taktik zu überlegen und das Ganze gescheit durchzudenken war so fast nicht möglich. Entscheidungen mussten ohnehin schon in Bruchteilen von Sekunden getroffen werden. Und dennoch war da dieses Gefühl, dass es irgendetwas gäbe, dass Sarah gegen diese Beiden einsetzen könnte. Irgendetwas, dass sie dabei war zu übersehen. Plötzlich schob sich Zenon von links nach rechts in ihr Blickfeld. Er hatte sie also wieder eingeholt. Noch dazu war er bereits ganz nahe. Schnell stürmte er vor und bereitete zwei grüne Energie-Klingen an beiden Armen vor, die Sarah bisher noch nicht aufgefallen waren. Allerdings war dies auch der optimale Moment für Sarah zu versuchen ihren Plan umzusetzen. Dazu würde sie den rechten Arm ihres MODULARs noch ein letztes Mal brauchen und so aktivierte sie ihn wieder und hoffte, dass die beschädigte Mechanik das noch einmal aushalten würde. Als Zenon nun auf sie zugestürmt kommen sollte und seinen Schlag ausführte, fing Sarah die Arme seines MODULARs mit den Armen ihres Eigenen ab und klemmte sie mit den Händen fest. Schnell aktivierte sie die Booster und riss beide Maschinen in die Höhe. Wo sie zusätzlich die Vorderbeine ihres Vierbein-Unterteils nutzte um sie zwischen ihren eigenen und den MODULAR von Zenon zu stemmen. Es gab keinen Weg für ihn zu entkommen. Seine gesamte Bewegungsfähigkeit war nun eingeschränkt und sein größter Vorteil war ihm genommen. Dennoch begann er zu versuchen sich mit Hilfe des Dash-Systems los zu reißen. Metall knarrte und ein Warnsignal deutete auf starke Überlastung der Arm-Mechaniken hin. Das Problem war jedoch, dass Sarah so ebenfalls nicht besonders mobil sein sollte und sich auch nicht zur Wehr setzen konnte, falls der andere unbekannte MODULAR angreifen würde. Wo befand dieser sich überhaupt gerade? Sie konnte ihn nicht finden. Plötzlich aktivierte sich die Impuls-Kanone auf der Schulter von Zenons MODULAR und richtete sich genau auf den Torso von ihrem aus. Nur wenige Schüsse aus dieser Entfernung und Sarah wäre völlig erledigt. Dazu ging ihr langsam die Booster-Energie aus. Sie würden jeden Moment alle beide unkontrolliert zu Boden stürzen. Plötzlich konnte sie es sehen. Da blitzte ein Licht oder eine Reflektion mitten im Felsen auf, die dort nicht hingehörte. Von dort aus würde der Angriff kommen. In einer schnellen Reaktion rotierte Sarah beide Maschinen um 90 Grad, so dass das ihr gewidmete Projektil des Scharfschützen-Gewehrs stattdessen Zenons Maschine genau in den hinteren Torso treffen sollte. Dabei riss es den linken Arm ab und zertrümmerte direkt auch noch die Impuls-Kanone. Eine gewaltige Explosion ereignete sich hinter seinem MODULAR und schleuderte ihn dabei unkontrolliert zur Seite, so dass Sarah ihn ungewollt loslassen musste. Dabei löste sich jedoch nur die eine Verriegelung der linken Hand. Die der rechten Hand blieb fest verschlossen, so dass der ohnehin schon beschädigte Arm ausgerissen wurde und zusammen mit Zenons Maschine zu Boden stürzte. Das war auf jeden Fall mal ein Feind weniger, dachte Sarah sich und landete ihren MODULAR auf einer der Felsebenen. Ihre Booster-Energie konnte sich jedoch kaum regenerieren, da zwang sie das Waffenfeuer des schweren MODULARs zu Ausweichmanövern mit ihrem Dash-System. Gewaltige Explosionen von Granaten und Plasma-Projektilen rissen Krater aus dem Fels und zwangen Sarah dazu niemals auch nur eine Sekunde auf der Stelle zu stehen. Dennoch fand sie Zeit ihren eigenen Granat-Werfer auf den Feind abzufeuern, der jedoch die Explosionen der Waffe ignorierte und seine zweite Schulter-Waffe ausfahren sollte. Nur knapp sollte Sarah dem gewaltigen Partikelstrahl aus roten Partikeln und roten Blitzen, die sich zwischen diesen entluden, entkommen. Eine Protonen-Kanone. Sogar eine solche Waffe sollte sich im Arsenal dieser Maschine befinden. Aber Sarah blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn als nächstes sollte sie der Railgun ihres Feindes zum zweiten Mal entkommen. Während sie im Zick-Zack-Kurs immer näher kommen sollte. Sie wusste dass dieser MODULAR zu massiv und zu schwer war um ihr entkommen zu können, selbst wenn es einer aus der 6ten Generation war. Und so zog sie schnell das gewaltige Großschwert als sie nahe genug war und umkreiste ihren Feind nun, während dieser weiterhin versuchte sie mit einer seiner viel zu großen, schweren und langsamen Waffen zu treffen, aber nur die Umgebung weiter mit Kratern überziehen sollte. Das zweite Abfeuern des Protonen-Kanone war der Moment den Sarah wählte um nach vorne zu stoßen und mit ihrem gewaltigen Schwert von oben nach unten zu zuschlagen. Wie sie es erwartet hatte, konnte ihr dieser viel zu schwere Feind nicht entkommen und wurde einfach von der gewaltigen Klinge genau mittig zersägt. Blitze entluden sich zwischen den beiden Stücken und Sarah erkannte dass sie sich schnell zurück ziehen musste, denn nun explodierte der gesamte Reaktor der Maschine in einem riesigen Feuerwerk, dessen Schockwelle sie noch zu spüren bekam obwohl sie schon längst aus dem Radius der Explosion entkommen war.
Sarah atmete einmal tief durch. Sie hatte gerade zwei Feinde auf einmal besiegt. Oder zumindest einen davon. Denn plötzlich sollte ihr einfallen, dass sie keine Ahnung hatte wo genau Zenon war. Eine Frage die sich sehr bald von selbst beantwortete als von der Seite eine ganze Reihe Projektile der Shell-Gun von Zenon in ihre Maschine einschlugen. Der Torso sollte dabei massiven Schaden nehmen. Als Sarah versuchte den Booster einzusetzen war ihr das nicht mehr möglich. Der Bildschirm wurde einmal kurzzeitig schwarz und zeigte dann das Geschehen von einem Punkt der sich offensichtlich etwas weiter unten befand. Der Kopf und damit die Haupt-Sensorik mussten getroffen worden sein. Und was war das da rechts neben ihr eigentlich an der Cockpitwand? Rote Flüssigkeit. War das etwa Blut? Ihr Blut? Schockiert musste Sarah feststellen, dass eines der Projektile dieses Mal ihren Bauch getroffen hatte. Schmerzen durchzogen sie und brachten sie dazu lautstark aufzuschreien. Zenon ließ nicht von ihr ab und feuerte weiter mit seiner Shell-Gun, so lange bis diese lediglich ein lautes Klicken von sich geben sollte, da die Munition aufgebraucht war. Nun schleuderte Zenon die Schusswaffe zur Seite und baute am verbliebenen Arm seiner Maschine wieder die grüne Energie-Klinge auf, während er mit recht zügigen Schritten, aber dennoch verglichen langsam auf sie zukommen sollte. Offensichtlich waren auch seine Booster zerstört worden, so dass er lediglich die Gehfunktion seines MODULARs zur Verfügung hatte um sich zu bewegen. Dies tat er jedoch schnell und zielsicher, als wüsste er genau, dass dies das Ende sein würde. Sarah musste irgendetwas unternehmen. Irgendetwas. Aber da waren diese Schmerzen. Diese unmöglichen Schmerzen, die sie davon abhielten überhaupt klar genug denken zu können um jetzt noch etwas zu unternehmen. Ihre Neutronen-Kanone. Die könnte ihr jetzt noch aus der Situation heraus helfen und auf diese Entfernung wäre Zenon unmöglich fähig auszuweichen und der Schaden wäre gewaltig. Dummerweise musste Sarah feststellen, dass diese wohl bei dem letzten Angriff ihres Feindes einen so großen Schaden genommen hatte, dass sie nun unbenutzbar geworden war. Was sollte sie nun machen? Ihr Feind war schon ganz nahe. Sie wollte nicht sterben. Es war noch viel zu früh für sie um zu sterben. Sie hatte doch noch so viele Dinge vor. Nun im letzten Moment kam ihr noch eine Idee. Der Hauptbooster war zwar zerstört, aber vielleicht würde das Dash-System noch in eine der 4 möglichen Richtungen funktionieren. Wenigstens eine, selbst wenn es vorwärts wäre würde es ihr weiter helfen. Schnell versuchte sie nach hinten, aber ohne jeden Erfolg. Nach Vorne ebenso wenig. Und auch nach links ließ sich der MODULAR nicht mehr beschleunigen. Zenon holte bereits zu seinem Angriff aus, ein Stich direkt durch den Torso, und damit durch Sarah selbst. Nun hatte Sarah ihre aller letzte Chance. Noch ein letztes Mal tief Luft holen und beten bevor sie die Auslöse-Taste für das Dash-System nach rechts drückte. Tatsächlich aktivierte sich der kurze Schub und bewegte Sarahs MODULAR zur Seite in genau dem Moment in dem Zenon auch zugestochen hatte. Dies war außerdem der optimale Moment für einen Gegenangriff, den Sarah direkt mit ihrem Großschwert ausführen sollte. Zenon war nicht mehr im Stande der gewaltigen Klinge, die Sarah horizontal geschwungen hatte, zu entkommen. Sein MODULAR wurde mittig, genau am Torso durchschlagen, wo die Klinge jedoch bei ungefähr dreiviertel stecken blieb. Dennoch stoppte sein MODULAR jede Bewegung und tat nichts mehr, während auch die grüne Energie-Klinge, die er zuvor noch genutzt hatte zusammen brechen sollte. Es war offensichtlich. Das war das Ende dieses Kampfes. Zenon Rush war besiegt und mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit tot. Oder doch nicht? Schockiert stellte Sarah fest, dass die Leuchte für Eingehende Kommunikation blinkte und Sarah kam nicht umhin sie anzunehmen.
„Ich verstehe. Du hast offensichtlich nicht betrogen. Du bist tatsächlich so stark wie ich es niemals sein werde“, sagte Zenon hörbar schwach. Sarah antwortete ihm nicht. Sie hatte nicht das Gefühl. Dass es noch irgendetwas gab, dass sie ihm sagen wollte. „Ich mag diesen Kampf und mein Leben verloren haben. Aber meine Rache werde ich trotzdem bekommen“, sprach er dann weiter und verwirrte Sarah noch einmal sehr. „Diese Welt ist hart und brutal. So eine süße, kleine wie du ist dem nicht gewachsen. Du wirst leiden. Das weiß ich genau. Wenn dich Leute, die du für deine Freunde gehalten hast für Geld verraten, wenn du das erste Mal Hilfe brauchst und zu aller erst nach deinen Kontoverbindungen gefragt wird und wenn du langsam aber sicher dem Wahnsinn dieser Welt verfallen wirst… dann wirst du die schrecklichsten Qualen leiden, die sich ein Mensch vorstellen kann und ich werde meine Rache bekommen“, brachte Zenon dann noch heraus und begann zu lachen, bevor dieses Lachen zu einem Husten wurde und dann zu einem hörbaren Schnappen nach Luft, bevor völlig Ruhe einkehrte. Zenon Rush war gerade gestorben, so viel stand für Sarah fest. Und das schlimmste daran war, dass sie nicht einmal wirklich sagen konnte, dass ihr das Leid täte oder sie sich schlecht dafür fühlte. Aber da waren immer noch ihre eigenen Verletzungen. Ihr Bauchbereich war auf der linken Seite aufgerissen und blutete sehr stark. Sie hatte zahlreiche Kratzer unterschiedlicher Tiefe und starke Kopfschmerzen. Zudem konnte sie nicht einfach zurück, da der Hauptbooster ihres MODULARs zerstört war. Sie hatte nur noch eine einzige Option. Schnell versuchte sie mit der einen Hand ihre Bauchverletzung davon abzuhalten noch weiter zu bluten, während sie mit der anderen versuchte eine Kommunikationsverbindung zur Handelsunion aufzubauen.
„Hier spricht der Protector Abomination. Mein MODULAR hat bei einem Auftrag in ihrem Gebiet schweren Schaden genommen. Ich brauche eine Bergung, so bald wie möglich. Schicken sie außerdem schnell ein medizinisches Versorgungsteam. Ich bin verletzt“, sprach Sarah schwach, aber so deutlich sie konnte durch den Kommunikations-Kanal.
„Verstanden Abomination. Bergungs- und Medizin-Teams sind unterwegs. Halten sie durch“, antwortete ihr eine männliche Stimme. Sarah hätte nicht gedacht dass das tatsächlich möglich gewesen wäre, aber dieser Kampf war offensichtlich der härteste den sie seit langer Zeit bestreiten musste. Zenon war stark gewesen. Er war stärker als sie gewesen und eigentlich der bessere Protector von beiden. Und dennoch war es nun Sarah, die auf ihre Bergung warten sollte und nicht Zenon. Hatte sie nur wieder Glück gehabt? Oder war es etwas anderes, dass ihr das Leben gerettet hatte? War sie vielleicht doch besser für diese Aufgabe geeignet als Zenon und sie selbst es dachten? Auf jeden Fall musste es einen Grund dafür geben, dass sie überlebt hatte und er nicht. Aber ihr blieb nicht lange genug Zeit um wirklich darüber nachdenken zu können, denn die Bergungsteams, die sie angefordert hatte, waren bereits mit ihren gewaltigen Hybriden aus Flugzeug und Hubschrauber im Anflug. Zu aller erst nahm man sich Sarah selbst an, die aus dem MODULAR getragen werden musste. Zu ihrem Glück stellte sich heraus, dass es sich bei der Bauchverletzung nur um einen Streifschuss gehandelt hatte und lediglich der Blutverlust gefährlich sein sollte. Eine Narbe würde wohl dennoch an dieser Stelle zurück bleiben. Auch die Verletzung an ihrem Kopf war dieses Mal schwerwiegender als das letzte Mal im Kampf gegen Bloodpool und musste dieses Mal genäht werden. Auch hier würde dieses Mal eine Narbe zurück bleiben. Dennoch war nichts wirklich lebensbedrohliches dabei, wenn man sich direkt um die Verletzungen kümmerte, was genau das war was ja gerade geschehen sollte. Der MODULAR selbst wurde an eines der Flugvehikel gekettet und würde auf diese Weise zu ihrer Basis zurück gebracht werden.
„Entschuldigung nochmal schnell… Wünschen sie dass wir die Reste der anderen MODULARs ebenfalls einsammeln und versuchen zu bergen? Das wird sie auch nur einen geringen Aufpreis kosten“, sprach sie plötzlich einer der Arbeiter an, kurz bevor man ihre Trage in das andere Flugvehikel bringen wollte.
„Ja, bitte tun sie das“, antwortete Sarah noch und der Mann bestätigte noch einmal mit einem „Verstanden“, bevor er seiner Arbeit anfing nachzugehen. Was auch immer sie mit den Überresten der anderen MODULARs anstellen würde, es erschien ihr besser sie zu haben, als sie nicht zu haben. Und wenn es nur dafür gut war die Reparatur-Kosten ein wenig durch den Verkauf von Teilen zu drücken. Diese würden auch so noch heftig genug ausfallen, so viel war Sarah klar. Aber wie hoch auch immer sie wären, sie würde den Preis zahlen. Sie brauchte den MODULAR um weitere Aufträge annehmen zu können.
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