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Cupid auf vier Pfoten

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25.12.18 01:46
12 Ab 12 Jahren
Heterosexualität
Fertiggestellt

Was das schlimmste am Winter ist? Nicht die Kälte, der Stress vor der Weihnachtszeit, sondern die Dunkelheit. Denn in ihr kann sich im schlimmsten Fall dein größter Albtraum verstecken. Oder deine Sinne spielen dir nur vor, das es so ist.

Maria war sich nicht sicher, wo sie ihren momentanen Verfolger zuordnen soll. Er hatte ihr noch nie etwas getan, aber trotzdem fürchtete sie sich vor ihm. Denn jeden Abend, wenn sie von der Arbeit als Blumenverkäuferin kam, wartete er schon auf sie in einer nahe gelegenen Gasse und ließ sich nicht abwimmeln. Egal wie schnell und wohin sie ging, er folgte ihr. Selbst wenn sie sich von jemanden mit dem Auto abholen ließ, was sie die ersten Wochen jeden Abend gemacht hatte, saß er vor ihrer Haustür und erwartete sie scheinbar. Verscheuchen ließ er sich nicht. Sie angreifen tat er aber auch nicht. Deshalb gab sie es auf jemanden zu bitten sie zu fahren. Wirklich Sinn machte es ja doch nicht, wenn er sowieso auf sie wartete.

Deshalb ging sie auch heute wieder zu Fuß nachhause. Wobei sie wehmütig an die vergangenen Monate dachte. Im Sommer und Herbst konnte sie ihn immerhin sehen, da es dann erst sehr spät dunkel wurde, aber im Winter war es ihrem Verfolger ein leichtes ihr an den Fersen zu bleiben ohne bemerkt zu werden.

Denn durch sein schwarzes Fell passte sich der Hund, der sie seit fast einem Jahr verfolgte, perfekt der Dunkelheit an und tauchte manchmal urplötzlich im Schein der Laternen auf.

 

Anfangs traute sie sich kaum an ihm vorbei, doch inzwischen hatte sie sich genug an ihn gewöhnt, um ohne Herzinfarkt die Wohnung betreten zu können. Jeder andere würde wahrscheinlich nicht so oder anders handeln. Doch bei Maria gab es da ein kleines Problem. Sie hatte nämlich Angst vor Hunden. Je größer umso schlimmer. Und dieser war ein ausgewachsener Schäferhund mit fast schwarzem Fell. Nur dadurch, das er ihr wirklich noch nie etwas getan hatte, hatte sie gelernt ihm zu vertrauen. Zu nahe kommen wollte sie ihm trotzdem nicht. Jedenfalls nicht mehr als nötig. Was schlecht ging, wenn er direkt neben der Tür saß. Woher diese Angst kam wusste sie leider nicht.

 

Auch heute Abend trottete er ihr wieder hinterher und löste damit immer noch eine Gänsehaut bei ihr aus. Ihr wäre es fast lieber er würde normal neben ihr her laufen. Dann müsste sie auch nicht mehr befürchten gleich von hinten angesprungen zu werden. Oder aber er würde einfach ganz wegbleiben. Auch wenn sie sich fast sicher war, dann nach ihm zu suchen, weil sie sich Sorgen machen würde.

Schwer seufzend verfluchte sie diesen Wesenszug an sich. Denn wenn sie eines konnte, dann war es sich um andere zu sorgen und zu kümmern. Ihre Freunde schätzen sie sehr dafür, aber sie tat es selbst dann, wenn sie es nicht konnte. Sie teilte manchmal mehr, als sie geben konnte und musste deshalb schon oft zurückstecken. Was ihr aber gleichzeitig auch nichts ausmachte, weil sie damit jemand anderen helfen konnte.

 

Wütend über sich selbst, weil sich ihre Gedanken schon wieder im Kreis drehten, wollte sie ohne zu gucken über die Straße gehen und wurde nur durch ein lautes Bellen gestoppt. Obwohl das mehr ein Reflex war. Denn sie stoppte nicht einfach nur, sondern wurde von der Angst gelähmt. War das ein aggressives Bellen gewesen? Würde er sie gleich wie befürchtet von hinten anspringen und die Kehle durchbeißen? Diese Gedanken jagten ihr in sekundenschnelle durch den Kopf und erst ein hupen riss sie aus eben jenen Gedanken. Ein Auto fuhr viel zu schnell an ihr vorbei und hätte sie wohl voll erwischt, wenn der Hund nicht gebellt hätte. Dieser saß nun zu ihren Füßen und sah sie freudig an. Als wenn er auf eine Belohnung warten würde. Nur leider hatte sie keine Leckerlies dabei. Also tat sie das einzig logische. Sie tätschelte ihm den Kopf. Zwar mit vor Angst zitternden Händen, aber als sie merkte, das es ihm gefiel, wurde sie ruhiger und fing sogar an ihn zu streicheln. Sein Fell war viel weicher, als sie erwartet hatte und er strahlte eine angenehme wärme aus. „Guter Hund“ flüsterte sie leise woraufhin er freudig mit dem Schwanz wedelte. Maria spürte, wie etwas von ihre Angst dem Hund gegenüber wich und ehrlicher Freude Platz machte, das er bei ihr war. Etwas ruhiger und gelassener ging sie mit dem Hund die letzten Meter nachhause. Er lief dabei neben ihr her und sah sie immer wieder an. Man könnte fast meinen, das er sie anlächelte. Diesmal streichelte sie ihm zum Abschied einmal über den Kopf und ging mit einem Lächeln ins Haus rein. Wie immer wartete er, bis sie die Tür geschlossen hatte und ging dann seiner Wege.

 

An nächsten Morgen wachte Maria viel entspannter als die Monate zuvor auf. Sie fühlte sich von einer unbekannten Last befreit und verließ summend das Bett. Ohne wie üblich zu trödeln, weil es ihr schon vor dem Abend graute, machte sie sich fertig und packte sich etwas zu essen für die Arbeit ein. Deshalb war sie ungewohnt früh fertig und hatte sogar noch Zeit sich einen Tee zu machen. Ungewohnt, aber angenehm. Besonders da es immer kälter wurde und in der Nacht der erste Schnee gefallen war. Hoffentlich gab es kein Glatteis. So kurz vor Weihnachten konnte sie sich keinen Krankenhausaufenthalt leisten. Dabei feierte sie dieses Jahr noch nicht mal. Ihre Freunde waren alle auf irgendeiner Reise und ihre Eltern lebten noch nicht mal auf dem gleichen Kontinent wie sie. Wofür sie oft dankbar war. Nur an solchen Festen nicht. Wahrscheinlich würde sie sich einfach ihr Lieblingsessen machen und einen Film schauen. So wie sie es schon oft als Kind tun musste.

Bevor sie sich in negativen Gedanken verlor, zog sie sich Schal, Mantel und Stiefel an und setzte eine warme Mütze auf ihr blondes Haar. So warm eingepackt machte sie sich auf den Weg zur Arbeit.

 

Doch als sie das Haus verließ, blieb sie erstaunt stehen. Der Hund saß freudig mit dem Schwanz wedelnd vor ihr und bellte ein mal wie zur Begrüßung. Das war das erste mal, das sie ihn am Morgen sah. Doch sie dachte sich nichts dabei und streichelte ihm über den Kopf. Es fiel ihr wirklich überraschend leicht ihn anzufassen. Ob sie vor anderen Hunden auch noch so eine Angst hatte?

Jupp. Definitiv. Alleine der Gedanke, einen anderen Hund anzufassen, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Dieser hier war etwas besonderes, was sie nachdenklich zur Arbeit gehen ließ. Allerdings achtete sie diesmal auf den Straßenverkehr. Nicht, das dem Hund am ende noch etwas passierte.

 

An der Hintertür des Blumenladens angekommen drehte sie sich zu dem Hund um und lächelte ihn an. „Bis später dann, Hündchen“ sagte sie zum Abschied und ging rein. Der Hund blieb noch eine Weile sitzen und ging dann wieder seine Wege. Maria war noch wie jeden Morgen allein und bereitete den Laden darauf vor geöffnet zu werden. Das Wasser musste überall noch erneuert werden und gestern hatte die Chefin vergessen die Abrechnung zu machen. Oder sie wurde für sie liegen gelassen. Wäre immerhin nicht das erste mal. Mit einem seufzen erledigte sie alle Aufgaben und legte die fertig bearbeitete Abrechnung auf die Ablage der Chefin. Diese kam in den Laden, als Maria sich grade einen Kaffee machen wollte. „Guten Morgen, Maria. Ich nehme an, der Laden ist bereit geöffnet zu werden?“ grüßte sie gewohnt schroff und nahm Maria den fertigen Kaffee aus der Hand. „Guten Morgen, Miss Raven. Ich habe alles erledigt und wollte nur noch schnell einen Kaffee trinken. Wissen Sie, wann die anderen kommen? Bis jetzt ist noch niemand hier.“ meinte Maria und unterdrückte ein Zähneknirschen. Sie mochte es nicht, wenn man ihr ihren Kaffee wegnahm. Aber sagen konnte sie auch nichts. Das war immerhin ihre Chefin. Die ihr grade eine wenig erfreuliche Mitteilung machte. „Du bleibst heute allein. Rina hat die Grippe, Lara hat sich das Bein gebrochen und Sarah hat zwei Wochen Urlaub. Aber das bekommst du schon hin. Sind ja nur noch drei Tage bis Weihnachten.“

 

Marias Gesichtszüge gefroren. Wie bitte? Sie sollte die nächsten drei Tage die Arbeit von vier Personen machen? So kurz vor Weihnachten? Und das, so wie sie ihre Chefin kannte, auch noch ohne Bonus? Mit einem gezwungenen lächeln stand sie ihrer Chefin gegenüber und wartete darauf, das es nur ein Scherz war. Doch diese beachtete sie schon gar nicht mehr und trank dafür Marias Kaffee. „Zu süß“ war alles was Maria noch hörte, bevor diese auf den Absatz kehrt machte und zur Verkaufstheke ging. Dabei musste sie sich wortwörtlich auf die Zunge beißen um ihre Chefin nicht nachzuäffen.

Die Eingangstür war bereits von Miss Raven aufgeschlossen worden. Jetzt fehlten nur noch die Kunden. „Die hoffentlich heute alle zuhause bleiben. Und die nächsten drei Tage am besten auch noch“ murmelte Maria vor sich hin und überlegte kurz wirklich zu kündigen. Doch dafür liebte sie den Laden viel zu sehr. Er existierte schon seit sie klein war und sie hatte so hart dafür gearbeitet eingestellt zu werden. Damals führte noch die Mutter von Miss Raven das Geschäft. Bis sie es nicht mehr konnte und in Rente gehen musste. Wie es ihr wohl ging?

 

Die Türklingel ließ Maria aus ihren Gedanken schrecken und sie setzte schnell ein freundliches Lächeln auf. Ein junger Mann hatte den Laden betreten und sah sich suchend um. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“ fragte sie ihn freundlich und kam hinter der Theke hervor. Der Mann sah sie etwas nervös an und strich sie immer wieder fahrig durch seine dunklen Haare. „Ähm, ja. Vielleicht. Hoffe ich jedenfalls.“ druckste er rum und sah sich immer wieder um. „Was suchen Sie denn? Einen Strauß? Oder ein Gesteck?“ fragte sie freundlich und versuchte ruhig zu bleiben. Sein Verhalten machte sie ebenfalls nervös, was sie aber zu verstecken wusste. Endlich sah er sie an und lachte verlegen. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. „Oh nein, ich suche keine Blumen. Ich suche meinen Hund Cody. Er sollte eigentlich bei meiner Schwester sein, aber sie hat mir erzählt, das er jeden Tag aus dem Garten verschwindet und erst am späten Abend wieder auftaucht. Und heute war er sogar schon am Morgen verschwunden. Das war das erste mal und sie sorgt sich sehr um ihn.“ beendete er seinen kleinen Redeschwall. Natürlich wusste Maria sofort um welchen Hund es sich handelte und fühlte sich wirklich schuldig, nicht früher nach dem Besitzer gesucht zu haben. Ihr war zwar das Halsband aufgefallen, aber sie hatte ihn trotzdem für einen Streuner gehalten. „Könnte es sein, das Ihr Hund ein sehr anhänglicher, großer, fast schwarzer Schäferhund ist?“ fragte sie zur Sicherheit nach. Nicht, das sie sagte den Hund zu kennen und am ende war er es gar nicht.

Sofort strahlte der junge Mann sie an. „Das hört sich ganz nach Cody an. Wo haben Sie ihn gesehen?“ fragte er und wirkte nicht mehr annähernd so nervös wie vorher. Dafür fiel es Maria immer schwerer ihre Nervosität zu verstecken.

„Ähm, er.... folgt mir jeden Abend nach hause. Entschuldigen Sie bitte, das ich Sie nicht kontaktiert habe, aber ich habe eigentlich furchtbare Angst vor Hunden und war immer froh unbeschadet zuhause anzukommen.“ sagte sie und lachte verlegen. „Er folgt Ihnen nach hause?“ fragte er sichtlich verwirrt nach und runzelte nachdenklich die Stirn. „Seit fast einem Jahr schon.“ gab sie reumütig zu und senkte beschämt den Kopf, Sie wusste, wie sich das anhören musste.

„Das war bestimmt nicht leicht für Sie, wenn Sie solche Angst vor Hunden haben. Ich werde meine Schwester bitten ihn Abends einzusperren. Ich kann ja nicht zulassen, das er so eine hübsche junge Frau noch länger ängstigt.“ sagte er und zwinkerte ihr dabei zu. Diese kleine Geste, zusammen mit den Worten, ließ Maria erröten. Sie war Komplimente nicht wirklich gewohnt, aber sie war trotzdem glücklich. „Ach, so schlimm ist es gar nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Ohne Cody wäre ich gestern vielleicht überfahren worden. Ich war so in Gedanken versunken, das ich ohne sein bellen einfach so über die Straße gegangen wäre“ erklärte sie ihm und versuchte mit einem lachen ihre Verlegenheit zu überspielen.

 

„Ach wirklich? Na dann ist es ja sogar ganz gut, das Cody ein Auge auf Sie hatte.“ meinte der Mann nur leise und lächelte traurig. Irgendwas, das Maria gesagt hatte, hatte die Stimmung ruiniert. „Keine Sorge, Cody geht es gut. Er war zu dem Zeitpunkt hinter mir und in keinster Weise in Gefahr.“ beeilte sie sich zu sagen, weil sie dachte, das der Mann nur um seinen Hund besorgt war. Die Wahrheit konnte sie jedoch noch nicht mal erahnen. Der Mann wollte grade etwas sagen, als Miss Raven in den Verkaufsraum kam. „Maria! Das ist kein Kaffeekränzchen hier. Du hast Kundschaft.“ sagte sie erbost und tatsächlich war da eine ältere Frau, die sie verärgert mit einem Strauß Blumen in der Hand ansah. Wie konnte sie nur das klingeln überhören?

„Tut mir Leid, Miss Raven! Ich kümmere mich natürlich sofort um die Kundin.“ sagte Maria schnell und gab den Mann ein entschuldigendes lächeln. „Einen Moment, bitte.“ flüsterte sie noch schnell und ging dann zu der wartenden Frau. Miss Raven sah den Mann missbilligend an und ging ohne ein Wort zu sagen wieder in ihr Büro zurück.

Zum Glück konnte Maria die Dame mit ihrer freundlichen Art und gefühlt einhundert Entschuldigungen besänftigen. Der Mann wartete und beobachtete sie beim verpacken der Blumen. Als Maria fertig war und sich wieder zu ihm gesellte, war die Traurigkeit aus seinen Gesichtszügen verschwunden. Stattdessen lächelte er sie wieder freundlich an, was sie nur allzu gerne erwiderte.

„Maria, also?“ fragte er nach und seine Augen, die ein warmes Braun hatten, funkelten dabei vergnügt. Verwirrt runzelte Angesprochene die Stirn. „Ja, so heiße ich. Ist das so lustig?“ fragte sie und zog dabei eine Augenbraue hoch. Bis jetzt hatte ihr Name noch nie zur Belustigung anderer gedient. „Nein nein. Es ist ein wirklich hübscher Name. Ich frage mich nur, welche Maria du bist.“ erklärte er und ging scheinbar, da er jetzt ihren Namen kannte, automatisch ins Du über. Doch mit dieser Aussage verwirrte er die junge Frau nur noch mehr. Scheinbar stand ihr das auch auf der Stirn geschrieben. „Bist du die heilige Mutter oder eher Maria Magdalena?“ fragte er deshalb und fing sich fast einen hieb gegen die Schulter. Doch er wich gekonnt aus und ließ Maria damit ins leere schlagen. Ihr Kopf war vor Scham knallrot, weil sie das nun wirklich noch nie gefragt wurde. Sah sie etwa wie jemand aus, der für Geld die Beine breitmachte? „Was erlauben Sie sich? Ich bin keine der beiden, sondern nur ich selbst.“ gab sie erboster als beabsichtigt zurück und erntete ein lachen dafür. „Entschuldige bitte. Ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Ich bin übrigens Jonas. Nur damit du weißt, wen genau du heute Abend in Gedanken verfluchen kannst.“ sagte er scherzhaft und strecke ihr die Hand entgegen. Doch Maria verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah ihn, wenn auch nur gespielt, böse an. Wirklich böse könnte sie ihm nämlich nicht sein.

Das ließ ihn scheinbar wieder nervös werden, was sie an seinen zuckenden Mundwinkeln erkennen konnte. Grade als er die Hand wieder wegnehmen wollte ergriff sie diese und drückte etwas fester zu als sonst. „Nett dich kennenzulernen, Jonas. Wenn du heute Nacht nicht schlafen kannst hat mein Fluch funktioniert.“ sagte sie nur und lächelte ihn dann ebenfalls an.

„Würdest du mir dann vielleicht verraten wann du Feierabend hast, damit ich meinen Hund abholen kann?“ fragte er und kam damit wieder auf den Grund seines hier Seins zurück. Für einen kurzen Moment dachte Maria, das sie nicht wollte, das Cody sie nicht mehr abholte. Doch der Gedanke währte nur kurz. Es war einfach zu gefährlich einen Hund bei dieser Kälte alleine durch die Gegend streunen zu lassen. „Um 19 Uhr schließt der Laden. Um 20 Uhr müsste ich fertig sein und von Cody erwartet werden. Warte am besten an der Hintertür. Er wird aus eine der Gassen kommen, wenn er die Tür hört.“ erklärt sie und versuchte den Schmerz der Wehmut zu verdrängen. Ihr wird etwas fehlen wenn der Hund, den sie so sehr gefürchtet hatte, sie nicht mehr abholen würde. „Dann bis 20 Uhr, Maria.“ sagte Jonas zum Abschied und ließ damit ihre Hand los, die er länger als nötig gehalten hatte.

 

Der Tag war leider hektisch wie befürchtet gewesen. Kurz nachdem Jonas gegangen war, war der Laden fast durchgehend rappelvoll und Maria hatte ohne Pause alle Hände voll zu tun. Zeit zum essen oder trinken hatte sie nicht gehabt. Entsprechend fertig war sie, als sie um Punkt 20 Uhr den Laden durch die Hintertür verließ und schon von Jonas erwartet wurde. Sie hatte sich extra beeilt und wusste zugleich, das sie das morgen bereuen würde. Weil sie dann alles, was sie heute nicht erledigt hatte, morgen erledigen musste. Aber das war ihr lieber, als unpünktlich zu sein. Zumal es heute auch der letzte Abend war, an dem sie Cody sehen würde. „Guten Abend, Maria. War ein harter Tag, oder?“ begrüßte Jonas sie. „Sieht man mir das etwa so deutlich an?“ fragte sie und kannte die Antwort bereits. Natürlich sah man ihr das an. 12 Stunden alleine durcharbeiten gingen nun mal an niemanden spurlos vorbei.

Kurz überlegte Maria wirklich, sich die nächsten zwei Tage einfach krank zu melden. Es war immerhin bereits Donnerstag. Allerdings wusste sie aus Erfahrung, das die letzten zwei Tage vor Weihnachten noch stressiger werden würden, weil jeder die frischesten Blumen verschenken wollte, damit sie so lange wie möglich zu bewundern waren. Eigentlich ein Grund mehr nicht zu kommen, aber das konnte sie nicht tun. Sie liebte es zu sehr, die Kunden mit einem schönen Strauß Blumen glücklich zu machen. Die Vorstellung, wie der Beschenkte reagiert, wärmte ihr jedes mal das Herz und ließ sie den Stress fast vergessen. Ihr knurrender Magen erinnerte sie nur allzu gerne wieder daran.

 

„War das dein Magen oder ein wütender Hund?“ fragte Jonas amüsiert und riss Maria, mal wieder, aus ihren Gedanken. „Frag nicht, wenn du die Antwort schon kennst.“ gab sie etwas angesäuert zurück. Sie wollte wirklich nicht unfreundlich sein, aber sie war zu müde und zu hungrig für Höflichkeit. Auch wenn die beißende Kälte sie wieder etwas wacher machte. Doch bevor sie noch mehr ihrer schlechten Seite zeigen konnte, kam Cody um die Ecke geprescht und sprang Jonas Schwanzwedelnd an. Dieser konnte sich grade so auf den Beinen halten und freute sich sichtlich seinen Hund zu sehen. „Hey, mein Großer. Was machst du denn hier? Solltest du nicht das Haus meiner Schwester hüten?“ fragte er und bekam ein bellen als Antwort. Als sich Cody etwas beruhigt hatte, drehte Jonas sich zu Maria um lächelte sie etwas geknickt an. „Entschuldige bitte. Ich hatte dir nicht wirklich geglaubt und war wirklich überrascht Cody zu sehen.“ meinte er und fuhr sich verlegen mit der Hand durch sein Haar. Ihm war das scheinbar wirklich unangenehm. Maria lächelte ebenfalls als sie sagte: „Schon okay. Ich wusste ja, wie sich das anhört und ich hätte wirklich nach dem Besitzer suchen sollen.“

 

Etwas unschlüssig standen sie hinter dem Geschäft und wussten wohl beide nicht, was sie noch sagen sollten. Jonas hatte Cody angeleint, damit er nicht mehr abhauen konnte, und schien zu überlegen. „Nun, ich sollte dann mal gehen. Der Tag morgen wird nicht besser als der heutige und da muss ich fit sein. Pass gut auf Cody auf und noch schöne Feiertage“ wollte Maria sich verabschieden und ging Richtung Straße. Doch sie wurde von Jonas am Arm festgehalten. „Warte bitte. Ich, ähm, möchte mich für das Verhalten meines Hundes entschuldigen. Das letzte Jahr muss schwer für dich gewesen sein. Bitte lass es mich mit einem Essen wieder gutmachen.“ sagte er schnell und hoffte sichtlich auf eine Zustimmung. Maria zögerte und schien unentschlossen zu sein. Sie hatte nichts gegen Jonas. Er schien recht nett zu sein und es machte ihr Spaß mit ihm zu reden. Aber er war immer noch ein Fremder. Sie wusste so gut wie nichts über ihn. Konnte sie ihm einfach so vertrauen?

„Ich schwöre, das es nur ein Essen ist. Hier um die Ecke ist ein Diner und wenn du möchtest, bringe ich dich danach nach hause. Und dein Magen würde es dir auch danken.“ versuchte er sie zu überzeugen. Mit Erfolg. Maria besaß eine gute Menschenkenntnis und konnte deutlich sehen, das es Jonas ernst war. Er würde ihr nichts tun. Genau wie Cody es das ganze letzte Jahr nicht getan hat. Wie sagte man noch so schön? Wie der Herr, so´s Gescherr. Und hier traf das sichtlich zu. Und ja, Marias knurrender Magen hatte da vielleicht auch seinen Teil zu beigetragen, das sie dem Essen zustimmte und sich zusammen mit Jonas und Cody auf den Weg in das erwähnte Diner machte.

 

Dort angekommen setzten sie sich an einen freien Platz an der Fensterfront. Cody durften sie mit rein nehmen, damit er nicht in der Kälte sitzen musste. Jetzt lag er schlafend zu ihren Füßen, was Maria etwas verkrampft auf der Bank sitzen ließ. Auf gar keinen Fall wollte sie auf ihn treten und so einen Biss provozieren. Allerdings entspannte sie sich mit der Zeit. Besonders, als ihr von der Bedienung die Karte in die Hand gedrückt wurde. Sofort lief ihr das Wasser im Mund zusammen und sie konnte sich gar nicht entscheiden, was sie nehmen sollte. Es hörte sich einfach alles lecker an. Jonas beobachtete sie wieder dabei und lächelte still vor sich hin. „Nimm was du willst. Ich habe sehr viel wieder gutzumachen.“ meinte er nur und schien selbst schon zu wissen, was er wollte. „Dann werde ich wohl einen Cheeseburger nehmen. Und du?“ versuchte sie ein Gespräch anzufangen. Sie wollte mehr von ihm erfahren, aber direkte Fragen stellen konnte sie auch nicht. Zum Glück stieg Jonas drauf ein. „Ich nehme das gleiche. Der schmeckt hier echt am besten. Was möchtest du trinken?“

„Am liebsten einen Kaffee, aber das würde nicht passen. Cola müsste genug Zucker haben um mich die nächsten Stunden wach zuhalten.“ antwortete sie mit einem gähnen. Jetzt, wo sie entspannt im warmen saß, machte sich die Müdigkeit und Erschöpfung bei ihr bemerkbar. Hätte sie die Einladung abgelehnt und wäre nach hause gegangen, wäre sie wahrscheinlich sofort einfach ins Bett gefallen und bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Und ihr Magen hätte sich bestimmt auch noch dafür gerächt.

 

Mühsam hielt sie ihre Augen offen und versuchte weiter mit Jonas ins Gespräch zu kommen. Dieser hatte in der Zwischenzeit für sie beide bestellt und lächelte sie einfach an. Als wenn er es gar nicht schlimm finden würde, das sie gleich am Tisch einschlief. „Wie gut, das ich mit dem Auto hier bin. Zu Fuß würdest du es wahrscheinlich nicht mehr nachhause schaffen und zum draußen schlafen ist es inzwischen etwas zu kalt.“ sagte er und wieder funkelten seine Augen amüsiert. Er schien sie gerne zu ärgern. Doch sie wusste das Angebot zu schätzen und wusste ebenfalls, das sie es höchstwahrscheinlich nicht nach hause schaffen würde. „Danke. So wie ich mich kenne, hättest du vielleicht sogar recht. Und als Eisklotz möchte ich nun wirklich nicht enden.“ gab sie scherzhaft zurück und musste lächeln. Sie erzählte ihm lieber nicht, das ihr das ein mal wirklich fast passiert wäre. Vor ungefähr einem Jahr waren sie ebenfalls im Blumenladen unterbesetzt gewesen und am letzten Abend war sie so fertig gewesen, das sie auf einer Bank in der Nähe ihres Hauses eingeschlafen war. Dabei hatte sie sich nur kurz ausruhen wollen. Sie wusste nicht mehr, was sie geweckt hatte, aber bevor sie erfrieren konnte war sie wieder hellwach gewesen und schnell nachhause gegangen. Der Rest war sehr verschwommen und sie hatte diese kleine Nahtod Erfahrung schnell verdrängt.

„Du versinkst schnell in Gedanken, oder?“ fragte Jonas plötzlich und klang dabei alles andere als verärgert. Was durchaus logisch wäre. Immerhin ist es verdammt unhöflich seinen Gegenüber zu vergessen und zu träumen. Jedenfalls für Maria. Sie hasste diese Angewohnheit an sich. Aber bei ihm hörte es sich eher an, als wenn er das schon gewohnt wäre und deshalb nicht schlimm findet.

„Entschuldige bitte. Das passiert mir leider viel zu oft. `Zu viele Gedanken, zu wenig Zeit` sagte meine Mutter immer, wenn sie mich beim träumen erwischt hatte.“ meinte Maria und errötete leicht. Ihr war es irgendwie peinlich, dauernd von Jonas in die Realität zurückgeholt werden zu müssen. Dabei passierte ihr das in der Nähe von Fremden sonst nicht ganz so oft. Sie wusste, das sie aufmerksamer sein sollte, aber bei Jonas konnte sie sich einfach zu leicht entspannen. Etwas, das ihr sonst nach so kurzer Zeit eher schwer fiel. Vielleicht war sie aber auch einfach nur verdammt müde.

 

Bevor sie jedoch wieder in ihren Gedanken versinken konnte, kam auch schon ihr Essen. Alleine der Duft ließ ihr wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen und jetzt war sie wirklich hellwach. Sie konnte Jonas grade so noch „Guten Appetit“ wünschen. Das Essen verlief schweigend, weil Maria viel zu sehr damit beschäftigt war weder zu schlingen noch zu schmatzen. Auch wenn ihr das verdammt schwer fiel. Der Burger war perfekt gebraten und einfach nur köstlich. Jonas schien es ebenfalls so gut zu schmecken, denn sie wurden fast zeitgleich fertig. Mit einem zufriedenen seufzen lehnten sie sich zurück und genossen noch kurz die Stille. Es war inzwischen halb 10 und Maria war kurz davor wirklich einzuschlafen. Ihr fielen immer wieder die Augen zu und sie bemerkte noch nicht mal, wie Jonas die Rechnung bezahlte und Cody weckte, der bis ebend friedlich zu ihren Füßen geschlafen hatte. Maria hatte sich noch gewundert, das er beim essen nicht gebettelt hatte, aber das lag wohl an seiner guten Erziehung. Sie musste wohl doch kurz eingeschlafen sein, denn eine Berührung an ihrer Hand ließ sie aufschrecken. „Wollen wir los?“ fragte Jonas schlicht und hielt ihr ihre Jacke hin. Maria versteckte ein gähnen hinter der Hand, stand auf und ließ sich in ihre Jacke helfen.

 

Als sie das Diner verließen schlug ihnen die kalte Winterluft entgegen und es hatte sogar angefangen zu schneien. Zwar nur leicht, aber Maria war trotzdem froh, nicht nach hause laufen zu müssen. Auch wenn sie durch die Kälte wieder etwas wacher war, war sie immer noch kurz vorm einschlafen. Deshalb nahm Jonas einfach ihre Hand und führte sie zu seinem Auto. Seine Hand war angenehm warm und eine seltsame Sicherheit nahm von Maria Besitz. Zwischen ihnen gab es eine Vertrautheit, die Maria so noch nicht erlebt hatte. Noch nicht mal bei ihren früheren Partnern.

Cody lief dabei munter neben den beiden her und freute sich scheinbar ebenfalls, nicht den ganzen Weg laufen zu müssen. Beim Auto angekommen nahm Cody die Rückbank für sich ein, weshalb Maria praktisch dazu gezwungen war auf dem Beifahrersitz platz zunehmen. Nicht wirklich etwas ungewöhnliches, aber trotzdem fühlte sie sich komisch einfach so neben Jonas zu sitzen. Als wenn kleine Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen würden. Verwirrt über dieses Gefühl schnallte sie sich an und nannte ihm ihre Adresse.

 

Die Fahrt verlief ebenfalls ruhig, was aber keinen der beiden störte. Ganz im Gegenteil. Es war eine angenehmen ruhe die nur von leiser Musik erfüllt war. Maria lehnte mit dem Kopf am Fenster und kämpfte darum wach zu bleiben. Was mit wenig Erfolg gekrönt war. Sie schlief zwar nicht fest ein, aber sie döste die meiste Zeit der Fahrt leicht vor sich hin. Cody schlief ebenfalls und lag dabei auf der ganzen Rückbank.

Wieder war es eine Berührung an der Hand, die sie aufweckte. Verwirrt blinzelte sie um wieder klar sehen zu können und sah sich um. Kurz war sie wirklich orientierungslos und erkannte nicht wo sie waren. „Wir sind da. Wenn du in deinem Bett schlafen möchtest musst du jetzt aussteigen.“ sagte Jonas mit einem lächeln und selbst im schummrigen licht konnte Maria seine Augen wieder funkeln sehen. Irgendwie mochte sie das. Und sie würde es gerne öfter sehen. Sie wollte ihn gerne wieder sehen. Schnell verbannte sie diesen lächerlichen Gedanken aus dem Kopf und nickte leicht benommen. Sie musste wirklich ins Bett. In ihr eigenes. „Vielen Dank fürs fahren. Und für das Essen natürlich.“ sagte sie leise und unterdrückte ein gähnen. „Kein Problem. Ich bin nur froh, das Cody am ende sogar noch eine Hilfe war und dich vor einem Unfall bewahren konnte.“ antwortete Jonas nur und klang wieder seltsam traurig. Warum konnte Maria sich aber nicht erklären. „Komm gut nach hause und pass auf Cody auf. Gute Nacht“ verabschiedete sie sich und öffnete die Tür. Das „Gute Nacht“ von Jonas nahm sie noch wahr, als sie auch schon die Tür zuschlug und Richtung Haustür ging. Er wartete, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und fuhr dann selbst nachhause.

 

Am nächsten Morgen fühlte Maria sich wie ein mal durch den Fleischwolf gedreht, aber sie wusste, das sie keine Wahl hatte und zur Arbeit musste. Es waren nur noch zwei Tage, die den Leuten blieben um Blumen zu kaufen. Die wollte sie ihnen nun wirklich nicht nehmen. Mit einem erschöpften seufzen krabbelte sie aus dem Bett und nahm eine kalte Dusche, um wach zu werden. Das half wenigstens etwas und zusammen mit etwas Make up und einer großen Tasse Kaffee, sah sie auch wieder aus wie ein Mensch. Trotzdem war sich nicht annähernd so motiviert wie sonst und der meterhohe Schnee vor ihrer Haustür hob ihre Stimmung auch nicht wirklich. Über Nacht muss es nochmal richtig geschneit haben. Wieder betete Maria, nicht auf dem Weg zur Arbeit auszurutschen und kam wie erhofft heil am Blumengeschäft an. Wissend, das sie heute wirklich alleine war und keine ihrer Kolleginnen mehr kamen, erledigte sie die Aufgaben von gestern und bereitete so schnell es ging den Laden darauf vor, geöffnet zu werden. Dabei ließ sie aus versehen eine der Vasen genau in dem Moment fallen, in dem Miss Raven den Laden betrat. „Maria! Kannst du nicht mal die einfachsten Aufgaben ohne Fehler erledigen? Die Vase wird dir vom Lohn abgezogen und jetzt beeil dich. Die ersten Kunden werden nicht lange auf sich warten lassen.“ fuhr sie Maria schroff an und stürmte in ihr Büro. Maria war viel zu schockiert von dieser Reaktion und brauchte einen Moment, um das gesagte zu verarbeiten. Wut kochte in ihr hoch und ließ sich nur schwer wieder runter schlucken. Sie durfte jetzt nicht ausrasten. Miss Raven war bestimmt auch gestresst und ließ die Wut nicht absichtlich an ihr aus. Sie wusste nicht, welche Probleme ihre Chefin vielleicht hatte. Dieser Gedanke beruhigte sie weit genug, um nicht die nächste Vase mit Absicht fallen zu lassen. Oder Miss Raven hinterher zu werfen.

 

Deshalb holte sie lieber eine Mülltüte und das Kehrblech aus der Abstellkammer, um die Scherben zu entfernen. Die größeren tat sie dabei vorsichtig mit der Hand in die Tüte. Allerdings nicht vorsichtig genug, denn plötzlich zuckte sie vor Schmerz zusammen. Mit einem zischen ließ sie die Scherbe wieder fallen und sofort tropfte Blut von ihrem rechten Zeigefinger auf den Boden. „Verdammt nochmal“ fluchte sie laut und stand schnell auf. „Man flucht nicht, Maria.“ hörte sie plötzlich Jemanden sagen, während ihre Hand umfasst und ein Taschentuch um ihren blutenden Finger gewickelt wurde. Sie selbst konnte sich vor Schreck kurz nicht rühren. Schon wieder hatte sie die Klingel nicht gehört. „Erschreck mich doch nicht so, Jonas. Ich dachte mein Herz bleibt stehen.“ gab sie gespielt verärgert zurück und war erleichtert, nicht das ganze Blut auf dem Boden zu verteilen und dann später wegwischen zu müssen. Denn der Schnitt war tiefer als gedacht und das Tuch färbte sich bereits stellenweise Rot. „Was kann ich denn dafür, wenn du dein Blut opfern möchtest.“ gab er mit einem Grinsen zurück. Maria zog nur eine Augenbraue hoch. „Bist du wirklich so religiös oder machst du das nur, um mich zu ärgern?“ fragte sie nach, während sie hinter der Theke einen Erste Hilfe Kasten hervor holte. Jonas nahm ihr diesen ohne Aufforderung aus der Hand und fing an sie zu verarzten. „Es gibt zu viele Möglichkeiten, um es nicht zu tun.“ meinte er nur und zwinkerte ihr dabei zu. Das ließ sie lächeln und sie sah ihm still dabei zu, wie er ihren Finger professionell verpflasterte. Oder eher alles rumwickelte, was da war. Aber er machte es so vorsichtig, das es nicht weh tat. Als er fertig war, blutete es zwar nicht mehr, aber bewegen konnte sie ihren Finger auch nicht mehr. „Ähm, danke?“ sagte sie zweifelnd und überlegte, wie sie damit arbeiten sollte. Sie war Rechtshänderin und tat wirklich alles damit. Ohne dem Finger konnte sie die Blumen nicht richtig anschneiden und auch nicht einwickeln. Miss Raven wird ausrasten und sie vielleicht sogar feuern, so wie sie grade drauf war. „Du kennst nicht zufällig jemanden, der freiwillig heute und morgen hier aushelfen kann?“ fragte sie skeptisch und hoffte wirklich auf ein kleines Wunder. Denn das wäre es, wenn sich jemand ohne Bezahlung die nächsten zwei Tage hier antun wollte. „Du hast Glück. Ich kenne jemanden, der dir eine wunderbare Hilfe wäre.“ sagte Jonas stolz und grinste sie an. Sofort hob sich Marias Laune und sie sah ihn hoffnungsvoll an. „Wirklich? Wer?“ fragte sie freudig und sofort sah sie das inzwischen bekannte funkeln in seinen Augen. „Ich habe rein zufällig etwas Freizeit und kein Privatleben. Also die besten Voraussetzungen, um sich vor den Feiertagen zu versklaven“ meinte er und strahlte sie weiter an.

 

Maria freute sich mehr, als sie sollte, das es Jonas war der ihr aushelfen wird und kein Fremder. So konnte sie nämlich noch mehr Zeit mit ihm verbringen und vielleicht nebenbei besser kennenlernen. „Dann mach dich mal bereit heute Abend so auszusehen, wie ich gestern.“ war alles, was Maria noch sagte, bevor sie zu Miss Raven ging um ihr das mitzuteilen. Denn ohne ihre Erlaubnis wollte sie das nun auch nicht tun. Wer weiß, was das für Konsequenzen haben könnte. Ihre Chefin war zwar nicht wirklich begeistert, aber da Jonas es freiwillig tat, wollte sie dieses Angebot nicht ablehnen. Das war immerhin besser, als wenn Maria noch weitere Fehler machte und die Kunden verärgerte. Eine Weise Entscheidung, wie sich im Laufe des Tages herausstellte. Denn im Vergleich zu heute war der gestrige Tag ein Zuckerschlecken gewesen. Der Laden war geradezu überfüllt und viele hatten Bestellungen aufgegeben, die von hinten aus dem Lager geholt werden mussten. Was Maria alleine gar nicht hätte tun können, weil sie dann die Kasse hätte unbeaufsichtigt lassen müssen. So konnte sie Jonas an der Theke lassen und die bestellten Blumen verteilen. Besser kennen lernen konnte sie ihn so zwar nicht, aber sie bemerkte, wie leicht es ihm scheinbar fiel alle Kunden gleichzeitig zu bedienen und den Überblick zu behalten. Mit seinem charmanten Lächeln bekam er sogar noch das ein oder andere Trinkgeld zugesteckt.

Durch ihre gute Zusammenarbeit hatten sie sogar etwas Zeit, um eine Kleinigkeit zu essen, die Jonas überraschenderweise dabeigehabt hatte, und Zeit zum trinken hatten sie auch genug. Trotz den ganzen Kunden und dem dadurch entstehenden Stress, war Maria deutlich entspannter als am Vortag. Sie hatte auch nicht das Gefühl gleich umzufallen, als sie das Schild an der Tür auf `Geschlossen` drehte. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich seltsam beschwingt und konnte diesmal alle noch zu erledigen Aufgaben abarbeiten. Jonas half ihr auch dabei und wirkte nicht ansatzweise erschöpft. „Was arbeitest du eigentlich, das du jetzt noch nicht im stehen einschläfst?“ fragte Maria deshalb und legte das abgezählte Geld in den Safe. Das war normalerweise die Aufgabe von Miss Raven, aber diese war im Laufe des Tages einfach gegangen. Das machte sie fast täglich und inzwischen wunderte es Maria gar nicht mehr. „Ich bin Kurierfahrer für eine kleine Firma und jeden Tag bei jedem Wetter mit dem Fahrrad unterwegs. Da ist es ganz schön, mal im warmen zu arbeiten. Durch den Betriebsurlaub habe ich eh nichts zu tun und bevor ich mich langweile helfe ich lieber einer Frau in Nöten.“ erklärte er schmunzelnd und wirkte wirklich glücklich, ihr helfen zu können. Und er war ihr wirklich eine große Hilfe gewesen. „Kann ich dir irgendwie für deine Hilfe danken? Vielleicht indem ich dich auf einen Kaffee einlade?“ fragte sie deshalb mit einem lächeln.

 

Jonas schien kurz zu überlegen und plötzlich konnte man wieder diese unerklärliche Traurigkeit in seinen warmen Augen sehen. „Es gibt da tatsächlich etwas, das du für mich tun könntest. Allerdings erst, wenn dein Finger wieder verheilt ist. Vor ungefähr einem Jahr hast du mir ein wunderschönes Grabgesteck angefertigt. Mit viel Geduld und unendlicher Herzlichkeit hast du es nach meinen, eher vagen, wünschen zusammengestellt. Ich war dir damals wirklich dankbar und wollte dir das sagen, aber jedes mal, wenn ich danach in den Laden kam, war nur eine deiner Kolleginnen da. Könntest du mir das nochmal anfertigen, wenn ich es dir beschreibe?“ fragte er und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Jetzt erinnerte sie sich wieder, warum er ihr so bekannt vorkam. Damals hatte er ihr so unendlich Leid getan, weil seine Freundin bei einem Autounfall gestorben war. Maria hatte ihr bestes gegeben, um ihm ein perfektes Gesteck für sie anzufertigen. Dabei war sie selbst den Tränen nah gewesen, weil er so viel Traurigkeit ausgestrahlt hatte.

Sie hatte ihn wahrscheinlich nur nicht erkannt, weil seine ganze Ausstrahlung nun eine andere war. Er wirkte wieder fröhlicher und irgendwie gelöst. Als wenn ihm im vergangenen Jahr irgendwann eine Last von den Schultern genommen wurde. „Aber natürlich. Ich glaube, mich sogar noch an das wesentliche zu erinnern.“ sagte sie sanft und legte fast wie aus Reflex ihre Hand auf seine. Sie wollte ihm nah sein und die wärme geben, die ihm seine Freundin nicht mehr geben konnte. Wenn auch auf eine andere Art und Weise. Bei diesem Gedanken blickte sie beschämt zur Seite. Dieser Mann hatte die Frau, die er sehr geliebt haben musste, vor grade mal einem Jahr verloren und sie dachte darüber nach ihren Platz einzunehmen? Ihre Herzlosigkeit widerte sie an und sie wollte schon ihre Hand wieder wegnehmen, als Jonas diese umfasste und leicht drückte. „Das wäre wirklich wunderbar. Ich bin mir sicher, er hat ihr gefallen. Du hast wirklich ein Talent dafür und ich bin sehr froh, das du es damals warst der ihn angefertigt hat. Und das ich dich wiedersehen und danken durfte.“ sagte er leise und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.

 

Bevor Maria sich zu viel darauf einbilden und vielleicht sogar Hoffnungen machen konnte, das er ebenfalls etwas für sie empfand, entzog sie ihm ihre Hand und räusperte sich leicht. „Wir sollten gehen. Der Laden ist soweit fertig und der Tag morgen wird nicht besser als heute sein.“ sagte sie und holte ihre Jacken. Jonas schien kurz verwirrt über diesen Stimmungswechsel zu sein und nahm dankend seine Jacke entgegen. Zusammen verließen sie den Laden und er nahm wie selbstverständlich ihre Hand, um sie zu seinem Auto zu führen. Sie wollte zuerst protestieren, weil sie ja sonst auch nach hause lief, aber da es wieder angefangen hatte zu schneien ließ sie es. Sie war sogar ganz froh im warmen Auto sitzen zu können und diesmal wach genug, um nicht einzuschlafen und der Musik zu lauschen. Es lief leise `Last Christmas` was aber von Jonas beendet wurde, indem er den Sender wechselte. Wahrscheinlich kratzte dieses Lied an unangenehmen Erinnerungen, was Maria durchaus verstehen konnte. Sie hatte auch ein paar Lieder auf ihrer Liste, die sie lieber nicht hörte. „Feierst du mit deiner Schwester Weihnachten?“ fragte sie deshalb, um ihn ein wenig abzulenken. Da war Weihnachten vielleicht nicht das beste Thema, aber etwas anderes fiel ihr grade nicht ein. Wie falsch das Thema war konnte sie jedoch nicht ahnen. „Das würde ich sehr gerne, aber ihr Mann hasst mich. Meine Freundin war seine Schwester und er gibt mir die Schuld für ihren Unfall. Wenn er tagsüber nicht arbeiten würde, könnte ich gar keinen Kontakt zu meiner Schwester haben und Cody darf nur deshalb bei ihnen bleiben, weil er ursprünglich seiner Schwester gehört hat. Es ist manchmal nicht so einfach mit ihm.“ sagte er traurig und Maria verfluchte sich für ihre Frage. „Egal, wie es passiert ist, es ist nicht deine Schuld. Unfälle passieren jeden Tag und es kann jeden treffen.“ sagte sie sanft und er sah sie dankbar an. Das hörte er bestimmt nicht so oft.

Ohne Probleme, obwohl es inzwischen sehr glatt war, waren sie bei Maria angekommen. „Soll ich dich morgen früh abholen? Dein Haus liegt bei mir auf dem Weg und du müsstest dich nicht durch die Schneemassen kämpfen.“ meinte er und sie stimmte, ohne nachdenken zu müssen, zu. Wie konnte man zu so einem Angebot auch `Nein` sagen? „Dann sehen wir uns so um halb 7?“ fragte sie nach und rechnete gleichzeitig im Kopf aus, wie viel Zeit sie damit einsparen würde. „Klar. Ist immer noch später, als meine normale Arbeitszeit.“ meinte er mit einen schmunzeln. „Dann gute Nacht und bis morgen früh. Schlaf gut.“ verabschiedete sie sich von ihm und stieg aus. Wie schon am Tag zuvor wartete er auch diesmal, bis die Tür hinter ihr in Schloss gefallen war.

 

Am nächsten Morgen fiel es Maria wieder leichter aufzustehen und sich fertig zu machen. Aus irgendeinen Grund hatte sie verdammt gute Laune und machte sich summend ein ausgiebiges Frühstück und trank genüsslich ihren Kaffee. Dadurch, das Jonas sie abholte, hatte sie viel mehr Zeit und nahm sich etwas davon, um sich etwas besonders schönes zum anziehen auszusuchen. Immerhin war heute der letzte Arbeitstag in diesem Jahr und vielleicht konnte sie nochmal mit Jonas essen gehen. Sie entschied sich für ihre Lieblingsjeans und einen eng anliegenden, blauen Pullover. Der passte perfekt zu ihren ebenfalls blauen Augen. Ihre Haare steckte sie hoch und etwas Make up benutze sie auch noch. Als sie sich am ende im Spiegel betrachtete, war sie wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Sie war hübsch, aber sah nicht künstlich aufgetakelt aus. Über das `Warum` dachte sie lieber nicht nach. Sie wollte sich immerhin nicht an einen verheirateten Mann ran machen. „Dafür an einen, dessen Freundin vor knapp einen Jahr gestorben ist.“ merkte ihr schlechtes Gewissen an, aber sie ignorierte es. Für so etwas hatte sie keine Zeit. Und zwar wortwörtlich. Es war bereits kurz vor halb und sie beeilte sich, um pünktlich aus dem Haus zu kommen.

Als sie das Haus verließ wurde sie bereits erwartet. Ohne zu zögern stieg sie zu Jonas ins Auto und bekam gleich einen Kaffee gereicht. „Wow, danke“ sagte sie überrascht und nahm, nachdem sie sich angeschnallt hatte, die dampfende Tasse entgegen. „Kein Problem, meine Schöne. Verbrüh` dich nur nicht.“ war alles, was er noch sagte, bevor er auch schon losfuhr. Dabei summte er leise vor sich hin und schien sich schon auf den heutigen Tag zu freuen. Maria genoss die Ruhe und trank still ihren Kaffee, der wirklich köstlich war.

Dadurch, das es immer noch glatt war, fuhr Jonas etwas langsamer und sehr vorsichtig. Deshalb brauchten sie zwar ein klein wenig länger, aber sie kamen ohne zu schlittern am Laden an. Diesmal half Jonas auch bei den Vorbereitungen und grüßte Miss Raven mit einem freundlichen Lächeln. Diese grüßte sogar zurück und nahm sich noch einen Kaffee, diesmal ihren eigenen und nicht Marias, bevor sie in ihrem Büro verschwand. Jonas war beim vorbereiten eine größere Hilfe als alles Kolleginnen von Maria zusammen. Und es war deutlich angenehmer. Obwohl sie wirklich ein umgänglicher Mensch war, wurde sie selbst nach 4 Jahren Zusammenarbeit nicht richtig warm mit ihnen. Ganz anders wie mit Jonas. Mit ihm verstand sie sich von Anfang an und selbst, wenn sie nichts sagten, breitete sich kein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen aus. Sie ergänzten sich perfekt und reichten sich die Materialien blind, fast selbstverständlich. Jeder Handgriff saß, als wenn sie schon ewig miteinander arbeiten würden.

Das war ihnen schon gestern aufgefallen aber heute wurde ihr gutes zusammenspiel nochmal deutlich. Obwohl der Laden voller gehetzter und nicht immer freundlichen Kunden war, kam keinerlei Stress bei ihnen auf und sie hatten am ende kaum noch Blumen zum verkaufen übrig.

 

Als der letzte Kunde den Laden verließ, kam Miss Raven aus ihrem Büro. Sie hatte zwei Umschläge in der Hand von denen sie jeweils einen an Maria und Jonas überreichte. „Gute Arbeit, ihr beiden. Seht das als kleinen Weihnachtsbonus. Frohe Weihnachten noch und so weiter.“ sagte sie fast freundlich und verließ den Laden ohne auf eine Antwort zu warten. Vollkommen überrumpelt standen die beiden im Verkaufsraum und starrten auf den Umschlag in ihrer Hand. „Damit.....hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.“ sagte Maria zögerlich und traute dem Braten nicht ganz. Innerlich sah sie auf ihrem nächsten Gehaltscheck schon ein fettes Minus und überlegte, was sie alles für diesen Zeitraum einkochen konnte. „Sieh es einfach als ein Weihnachtswunder.“ war alles, was Jonas dazu sagte. Kurz sahen sie sich an und dann fingen sie an zu grinsen. „Diner?“ fragte Maria. „Diner.“ bestätigte er und sie gingen in das selbe Diner wie vom letzten mal. Dort konnten sie sogar am gleichen Tisch platz nehmen und Maria war diesmal nicht ein bisschen müde. Obwohl die letzten drei Tage sehr anstrengend gewesen waren, fühlte sie sich beschwingt und summte leise die Weihnachtslieder mit. Jonas stimmte in ihr summen mit ein und sie bestellten das Weihnachtsmenü. Gans mit Knödeln, Rotkohl, Gemüse und einer köstlichen Soße.

Bis das Essen kam unterhielten sie sich über die letzten Tage und unverfänglichen Sachen. Nichts ernstes und sie lachten viel. So einen schönen Abend hatte Maria schon lange nicht mehr gehabt und sie war wirklich froh, das Cody sie so lange verfolgt hatte. Ohne ihn hätte sie Jonas vielleicht nie kennen gelernt. „Weißt du wer fehlt? Cody“ sagte Maria aus einem Impuls hinaus und erstaunte ihren Gegenüber damit. „Ich denke, du hast Angst vor Hunden?“ fragte er vollkommen berechtigt.

„Das habe ich auch noch. Ein anderer Hund dürfte nicht in meine Nähe kommen. Aber Cody ist etwas besonderes. Er ist lieb und schlau und hat so schön weiches Fell. Um ehrlich zu sein, wird es mir fehlen nicht mehr von ihm auf meinen Weg nach hause begleitet zu werden.“ gab sie ehrlich zu und lächelte schüchtern. „Wie wär´s, wenn wir dich dann zusammen abholen?“ schlug Jonas ganz unerwartet vor und überraschte Maria damit. „Wirklich? Bist du nach der Arbeit nicht zu müde dafür? Du musst dir wegen mir keine Umstände machen“ meinte sie nur. Sie wollte niemanden zur Laste werden. „Keine Sorge, ich bin fit. Wenn du mir deine Nummer gibst können wir uns auch Privat treffen. Cody würde sich bestimmt freuen.“ antwortete er und holte auch schon sein Handy raus. Der Fakt, das Jonas sich weiterhin mit ihr treffen wollte, machte Maria super glücklich und wieder spürte sie kleine Schmetterlinge in ihrem Bauch umher tanzen. Sie hatte richtiges Herzklopfen, als sie sein Handy entgegen nahm und ihre Nummer eintippte. Als sie es ihm zurück gab, zitterten ihre Hände leicht und ein leises `Pling` zeigte eine neue Nachricht auf ihrem Handy an. Er hatte ihr sofort geschrieben, damit sie seine Nummer auch hatte.

 

Dann kam auch schon das Essen, was ihnen beiden das Wasser im Mund zusammen ließ. Es sah köstlich aus und es waren keinerlei Gespräche möglich. Dafür waren sie viel zu sehr mit essen beschäftigt. Alles war perfekt zubereitet und schmeckte unglaublich gut. Viel besser, als sie erwartet hatten. Ruckzuck waren ihre Teller leer und sie teilten sich zum Schluss eine kleine Torte. Wieder bezahlte Jonas die Rechnung und half Maria in ihre Jacke. Und wie beim letzten mal auch, nahm er dieses mal ebenfalls ihre Hand und führte sie zu seinem Auto. Doch dieses mal fühlte es sich viel vertrauter an und sie konnte ein glückliches lächeln nicht verhindern. Sie konnte sich nicht mehr dagegen wehren. Sie hatte sich in Jonas verliebt. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, mit dem sie sich so gut unterhalten und schweigen konnte. Bei ihm fühlte sie sich zu nichts gezwungen und konnte einfach sie selbst sein. Und so, wie sie das sah, fühlte er vielleicht sogar das gleiche. Warum sonst sollte er so ihre nähe suchen?

Ein sanfter Druck ihrer Hand holte sie wieder aus ihren Gedanken zurück. Fragend sah sie zu Jonas, der sie nur wissend anlächelte und das Auto, vor dem sie inzwischen standen ohne das sie es bemerkt hatte, entriegelte. Peinlich berührt ließ sie seine Hand los und stieg ein.

Wie die letzten Tage auch fuhr er sie, sicher und ohne über die glatte Straße zu schlittern, nach hause. Doch dieses mal fiel es ihr schwer einfach auszusteigen. Sie wollte sich noch nicht verabschieden. Auch, wenn sie seine Nummer hatte und ihn jederzeit anschreiben konnte, um sich mit ihm zu treffen. „Der Abend hat mir wirklich gefallen. So viel Spaß hatte ich schon sehr lange nicht mehr.“ sagte er plötzlich ruhig und sprach damit das aus, was sie in ihrem Inneren empfand. Sie lächelte sanft und lehnte sich entspannt im Sitz zurück. Denn ohne es zu bemerken hatte sie sich ,bei dem Gedanken einfach so zu gehen, ganz verkrampft. „Ich ebenfalls. Sag einfach Bescheid, wenn du das wiederholen möchtest.“ versuchte sie genau so ruhig zu antworten. Sie wollte ihm nicht wirklich zeigen, wie sehr sie sich über eine Wiederholung dieses Abends freuen würde. „Das werde ich auf jeden Fall. Wie wär´s mit morgen?“ fragte er ganz ungeniert und übertraf damit ihre Hoffnungen. Allerdings schien er schnell zu realisieren welcher Tag morgen war. „Außer natürlich, du bist bereits eingeladen. Dann können wir das natürlich auch verschieben.“ fügte er etwas geknickt hinzu. „Morgen hört sich super an. Meine Couch wird mich schon nicht vermissen.“ sagte Maria und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Das hörte sich verdammt einsam und irgendwie verzweifelt an. Doch Jonas schien sich wirklich zu freuen, das es so war, denn er strahlte sie glücklich an. „Wie wär´s dann mit 15 Uhr? Ich bräuchte da ein wenig Hilfe beim kochen, wenn das Essen genießbar werden soll.“ schlug er mit einen schiefen lächeln vor. „Hört sich gut an. Aber Cody muss auch da sein. Sonst würde irgendwie etwas fehlen.“ forderte sie gespielt ernst und erntete dafür ein erleichtertes lachen. „Das wird sich nicht vermeiden lassen. Denn ich könnte auch nicht ohne ihn feiern.“ gab er zu und in Maria machte sich Vorfreude breit. „Perfekt. Dann gute Nacht und bis morgen. Schlaf gut.“ verabschiedete sie sich von ihm und wie selbstverständlich wartete er auch diesmal, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. So wie jeden Abend danach ebenfalls, wenn er sie von einem Date nach hause brachte. Bis sie durch die selbe Tür gingen und von einen glücklichen Cody begrüßt wurden.

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Kurzbeschreibung

Sie wusste nicht warum, aber er folgte ihr jeden Abend ,wenn sie von der Arbeit kam, nach Hause. Doch obwohl sie ihn so fürchtete, rettete er ihr nicht nur das Leben, sondern führte sie auch noch mit dem Mann ihrer Träume zusammen. Von dem sie bis dahin noch nicht mal gewusst hatte, das es ihn überhaupt geben konnte. Weihnachten geschehen manchmal wirklich noch Wunder. Sie brauchen nur jemanden, der sie sich wünscht.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Schmerz & Trost auch in den Genres Liebe, Festliches und gelistet.