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Das Leben der Maria Suette

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17.04.17 19:38
12 Ab 12 Jahren
In Arbeit
Marie Suette mein Name, dreizehn Jahre alt, sehr hoch angesehen, bei allen.
Wieso? Na, weil ich´s kann. Ich kann... alles, ich habe keine Schwächen und auch keine Feinde, doch stoße ich immer wieder auf Kreaturen, die mir Leid zufügen wollen. Es passieren mir öfters Dinge, die man als Fehler meinerseits sagen könnte, doch sind es lediglich Fehler meines Autors.

Ich weiß, nicht alles in meinem Leben ergibt einen Sinn, es ist voller Nonsens. Nonsens füllt mein Leben, vor allem wegen meines zukünftigen Mannes, Jens Nonsens. Er ist reich, weil seine Eltern auch reich waren, aber er hat Schulden, was ihn doch wieder zu einem armen Mann macht. Einen passenden Namen hat mein Jens, sehr passend.

Ich schreibe hier und jetzt, am fünften August des Jahres 65 vor der lange prophezeiten Erfindung des Dr. Pepper, einem Getränk, das laut meinem Erschaffer, dem Autor dieses Buches, nur von den Göttern kreiert sein könnte, eine andere Lösung auf die Frage nach dem Schöpfer käme garnicht in Frage.

So sitze ich hier, und schreibe, bewaffnet mit der Feder eines Riesenadlers aus Tolkien´s Meisterwerk, dem Herrn der Ringe, und tauche diese immer und immer wieder in das Blut meiner Feinde, denn es krustet ziemlich schnell. Über meine wunderbaren Abenteuer, welche natürlich alle erfolgreich endeten, werde ich euch in den vielen Seiten erzählen, aber nicht berichten, da ich die Erzählform bevorzuge.

*

Heute morgen, gerade als die Sonne begann, über den Bäumen hervorzuragen, sah ich durch das Fenster meines Zimmers, dem am höchsten gelegenen aller Zimmer in meinem Schloß, sah ich einen Troll. Grün wie der Frosch, so war seine Haut, und er maß ungefähr vier Meter in die Höhe, und Einen in die Breite. Er schwang eine Keule, welche besetzt war mit Nägeln, hin und her, und es sah aus, als wolle er mein Schloß angreifen. Mein Schloß, welches mir, gehörte. Wieso sollte mich jemand angreifen wollen?

Aus Verwunderung öffnete ich das Fenster, sprang mit einem gekonnten Sprung hinaus aus zweihundert Metern Höhe, was höher ist, als die Höhe des Schlosses Neuschwanstein, welches sechzehn Jahre vor der Erfindung des Dr. Pepper für einen gewissen König Ludwig den Zweiten von Bayern erbaut werden soll, so sagt mein Erschaffer.

Unten, auf der Wiese vor meinem prachtvollen Schloß, gelandet, natürlich unversehrt, band ich meine blonden Locken zusammen, und trat vor den Troll, welcher mit seiner Größe von ungefähr drei Metern meine eineinhalb Meter weit übertraf.
Vorsichtig richtete ich meinen Blick nach oben, in sein Gesicht, denn ich muss sagen, das Genital eines männlichen Trolls ist kein schöner Anblick. Ich steckte meine Hand in die Tasche meines weißen Kleides, und zog eines meiner exzellenten Kokosplätzchen hervor, welche ich sogar im Sommer backe.

Es gibt nicht viele Menschen, die Plätzchen im Sommer backen, doch ich backe Plätzchen, egal wann und egal wo ich bin, ich backe Plätzchen immer dann, wenn ich Plätzchen backen will. Mein Erschaffer findet dies sehr speschöl, und obwohl ich nicht um die Bedeutung dieses Wortes weiß, denke ich, dass es ein Ausdruck von positiver Natur ist.

Vorsichtig also reichte ich das Plätzchen in die Höhe, und der Troll reagierte sofort darauf. Er beförderte es mir mit seiner riesigen Pranke aus meiner zarten Hand, wobei er mich jedoch nicht verletzte, was mich sehr erleichterte.
Der Troll kaute genussvoll auf dem Kokosplätzchen herum, und als er es langsam zerkaut hatte, formten sich seine braunen Pupillen zu rosafarbenen, pulsierenden Herzen. Und sofort nachdem er das Plätzchen runtergeschluckt hatte, streckte der Troll, welcher plötzlich all seinen Anschein der Bedrohlichkeit verloren hatte, seine riesige Pranke aus, um nach mehr Plätzchen zu betteln. Als ich ihm eine ganze Dose voller Plätzchen in seine Hand stellte, welche gerade einmal die Hälfte dieser ausfüllen konnte, setzte er sich langsam neben mich und legte seine Keule beiseite.

Es fühlte sich an, als würde er eine plötzliche Zuneigung für mich empfinden, doch wäre es Liebe, wäre es durchaus nicht normal. Vermutlich wäre es speschöl, doch weiß ich immernoch nicht, wie die Bedeutung dieses Wortes lautet, doch ich vermute, wie aus dem Duden der Wattpadgötter meines Erschaffers hervorgeht, welches jedoch in einer sehr komplizierten und neuartigen Sprache geschrieben wurde, und ich dies also nicht gewiss sagen kann.

Ich erzählte ihm eine lange Zeit über mich, mein Leben und das Schloss. Der Troll konnte jedoch nichts von sich erzählen, da er, wie es scheint, den Sprachen der Menschen nicht vertraut ist. Nach einer gewissen Zeit kam mir die Idee, ihn in mein Schloss einzuladen, um dort zu wohnen, denn einen befreundeten Troll bei sich zu haben, würde irgendwann sicherlich von Nutzen sein.

Er verschwand, als ich ihm diese Frage gestellt hatte, mit schnellen Schritten im Wald, was mich zuerst sehr traurig machte, denn ich hätte mir gedacht, dass er fortgegangen wäre, ohne die Absicht, zurückzukehren. Doch was ich eine kurze Zeit später sah, verwunderte mich, denn der Troll kam, beladen mit diversen Gepäckstücken, einem Bett und einem Schrank, welche alle von großen Maßen waren, aus dem Wald hervor, und stellte sich vor das Schloss.

Ich lies also die Zugbrücke, die vor kurzem erst neu eingebaut wurde, herunter, mit einem Hebel, der diese auch aus der Ferne steuern kann, und deutete dem Troll an, er Könne durch das Tor gehen. Langsam und vorsichtig schritt er voran, was nichts daran änderte, dass sein Gewicht für einen mächtigen Riss im Holz der Zugbrücke sorgte.

Ich verbrachte den ganzen Nachmittag dieses schönen Sommerabends damit, dem Troll unser Schloss zu zeigen, und mit ihm sein Zimmer, welches gerade noch groß genug war für ihn, einzurichten.

Es war mir eine große Freude, diesen schönen Tag mit ihm zu verbringen, ich hatte diesen Sommer selten so einen wunderbaren Tag wie heute, doch es war mir von anfang an bewusst, dass zu jedem neu gefundenen Freund auch irgendwann ein trauriger Abschied gehörte.
Ich erwähnte bereits, ich sei ohne jegliche Fehler, und Trauer, ein natürliches, menschliches Gefühl, ändert daran nichts.

Als die Sonne langsam hinter den Türmen meines prachtvollen Schlosses verschwand, machte ich mich, wie jeden Abend, auf in meinen Schlafraum, um zu schlafen.

*

Der nächste Morgen war kein guter Morgen, wie ich bereits feststellen musste, als ich gerade aufgewacht war. Der große Wald stand in Flammen. Der Wald, in dem so viele wunderbare Geschöpfe lebten, wie die Vögel, die Rehe, aber auch Trolle und der Schutzwal, der Beschützer des Waldes, der eigentlich nur in seinem See schlief, und sich nicht bewegte. Trotzdem nannte man ihn Schutzwal.
Als ich die Flammen in den Bäumen sah, wusste ich nicht, was zu tun war. Ich brach in Tränen aus, und fiel auf meine Knie. Es schmerzte, es zerriss mein Herz, dass ich sehen musste, wie der Wald mit allen Tieren verbrannte.

Das alles war so grausam, dass nicht einmal der Autor es mitansehen konnte. Er schrieb etwas in sein kleines Notizbuch, welches er immer bei sich trug, und kurze Zeit später erschienen vor meinem Schloss ein Dutzend rubinroter Wägen, mit Leitern aus Eisen auf ihren Dächern, und Schläuchen, die aussahen, wie die Schlangen, die ich auf meiner Reise nach Australien im letzten Sommer gesichtet hatte.

Es stiegen aus jedem dieser Wägen jeweils zwei Männer, die die silbernen Leitern aufstellten, hinaufkletterten und aus ihren schlangenartigen Schläuchen Wasserstrahlen geschossen kamen, und sie schossen das Wasser auf den Wald, dessen Flammen nach wenigen Minuten völlig ausgelöscht waren.

Dies änderte vermutlich auch nichts daran, dass viele der Waldbewohner durch den Brand verstorben waren, und um nachzusehen sprang ich wieder einmal aus meinem Fenster und landete auf dem Rasen vor meinem Schloss. Ich lief sofort los, in den Wald, um zu sehen, was dort geschehen war.
Als ich dort ankam bestätigten sich meine Vermutungen, denn die Tiere des Waldes, alle, die ich von dort aus, wo ich stand, sah, lagen regungslos am Boden. Sie waren tot, allesamt.
Als ich weiter in den Wald hineinlief, sah ich zu meiner Erleichterung, dass beinahe alle Trolle in ihren Höhlen überlebt hatten, und gerade von meinem guten Freund, dem Troll aus dem Schloss, versorgt wurden.

Etwas tiefer im Wald lag der See des Schutzwals, an welchem ich auch bald ankam. Es erleichterte mich, ihn lebendig zu sehen, und es verwunderte mich auch, weil alle Bäume, die früher um seinen See standen, abgebrandt waren. Auf einmal ragte ein Schild aus dem Wasser, auf welchem man einen Pfeil sah, der auf den skurrilen Wal gerichtet war, und daneben ein kaum lesbarer Schriftzug. Mit ziemlich viel Mühe aber konnte ich diese ganzen Buchstaben entziffern, welche zusammen das Wort unsterblich ergaben. Also sollte es vermutlich bedeuten, dass der Schutzwal unsterblich war.
Ich fragte mich, wieso ein solches Lebewesen unsterblich war, und plötzlich verschwand das Schild im Wasser, und tauchte kurze Zeit später wieder auf.
Unsterblich wegen Zauberey konnte man dort nun lesen. Ich war mir zwar sicher, dass an der Stelle, an der das y geschrieben stand, eigentlich ein i sein sollte, was aber nicht weiter wichtig war.

Der hintere Teil des Waldes war anscheinend von dem Brand verschont geblieben, denn die Tiere waren hier noch am Leben, flogen durch die Lüfte, rannten über den Waldboden und versteckten sich in Bäumen, saugten Pflanzen aus. Eine wahre Schönheit war diese Vielfalt an Tieren, welche ich noch einige Zeit betrachtete, bis ich mich entschloss, die Tiere in Ruhe zu lassen und wieder zurück in mein Schloss zurückzukehren, um mich dort bei den tapferen Kriegern des Wassers zu bedanken, und bei dem Autor, welcher diese erschaffen hatte.

Weil ich keine Lust hatte, den ganzen Weg noch einmal langsam zu gehen, und dafür wieder eine Ewigkeit zu brauchen, zog ich mir meine Mach-20-Schuhe an, die mir irgendein komischer Mann mit gelber Haut, vermutlich ein Asiate, einst gegeben hatte. Ich trug diese Schuhe immer in meiner Tasche, die ich stets bei mir trug, auch wenn ich keine Tasche trug. Es war eine Nonsens-Tasche, produziert von meinem lieben Jens, dem Leiter der Nonsens-Produktionsfirma. Er produziert Gegenstände, die keinen Sinn ergeben, so wie diese Tasche.
Sie beinhaltete die Schuhe, eine Schallplatte einer Musikgruppe namens Billy Talent, die mir mein Autor letztes Jahr an meinem Geburtstag geschenkt hatte, den riesigen Plattenspieler aus dem zwanzigsten Jahrhundert, der eigentlich größer war, als diese Tasche, ein endloser Vorrat an Brot, eine selbstfüllende Wasserflasche aus Leder, ein Messer und eine Katze. Wäre ich also an einem verlassenen Ort gefangen, könnte ich die Katze streicheln, oder auch abstechen, vielleicht auch Selbstmord begehen, Brot essen, Wasser trinken und dabei mit einer Geschwindigkeit von Mach 20 zu Billy Talent tanzen.

Als ich nach zwei Sekunden an meinem Schloss angekommen war, standen zwei Dutzend Wasserkrieger in einer Reihe vor mir, und verbeugten sich vor mir. Ich schüttelte ihnen allen die Hände, wobei ich einen oder zwei Wasserkrieger umrannte. Ich hätte vielleicht vorher meine Schuhe ausziehen sollen.

Als die ganzen Wasserkrieger abgereist waren machte ich mich auf den Weg in mein Schloss, um wieder zu meinem Schlafraum zurückzukehren, denn morgen, am siebten August des Jahres 65 vor der Erfindung des Dr. Pepper würde ein langer Tag werden, so sagte der Autor.

Es war ein sonniger Septembervormittag, etwas zu warm für diesen Monat, und die Blätter lagen am Boden, überdeckten ihn, und bildeten einen wunderschönen rotbraunen Blattteppich. An so einem Tag konnte ich, Maria Suette, oder auch Mary-Sue, natürlich nicht in meinem Zimmer im höchsten Turm meines Schlosses bleiben, und ergriff diese Chance, um eine Reise zu unternehmen. 

Ich sandte einen Riesenadler, den ich aus Tolkien's Herrn der Ringe gerettet hatte, weil er sonst dort einen grausamen Tod in der Lava eines hohen Vulkanes, in der bereits eine kleine, gräuliche Kreatur geröstet wurde, erleiden hätte müssen, aus, welcher mit seinen Mach-20-Flügelaufsätzen, die er von diesem skurrilen, gelben Wesen namens Korosensei bekommen hatte, weil er sonst neidisch gewesen wäre, dass nur ich diese überaus bequemen und schnellen Schuhe besitze, und er nichts derartiges sein Eigen nennen kann, losflog, und nach wenigen Sekunden wieder zurückgekommen war, mit einer Abbildung, welche auf einem Fetzen Papier zu sehen war, auf welcher man eine wunderbare Abendsonne erkennen konnte, die hinter einer kleinen Orientstadt unterging, und unten, am unteren Rand der Abbildung, konnte man, in einer schönen Schrift geschrieben, das Wort Moreiegen erkennen konnte, was vermutlich der Name dieser kleinen Stadt sein sollte. 

Vorsichtig stieg ich auf den Rücken des wunderschönen Geschöpfes mit braunen und weißen Federn, welches langsam in die Lüfte aufsteig, da ich ihm seine Mach-20-Flügel gerade ausgezogen hatte, und er glitt majestätisch durch den Himmel. Ich liebte dieses gefühl, es war wundervoll, über den Wolken zu gleiten, auf diesem weichen Federrücken, und mit der Sicherheit, die mir mein Autor versprochen hatte, mich nicht sterben zu lassen, weil es ein wirklich unpassender Zeitpunkt wäre. Es heißt zwar, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, doch es ergibt für mich keinen Sinn, zu sterben, denn mein Leben ist perfekt, denn ich bin eine Mary-Sue, nein ich bin die Mary-Sue, die einzig wahre Mary-Sue, und ich lebe so lange wie ich es will, oder wie mein Autor oder sein Leben, das auch irgendwann enden wird, falls er nicht einen magischen Gnom findet, der ihm ein buntes Unsterblickeitsserum überreicht. Ich denke schon wieder völligen Schwachsinn, was eben am mit komischer Fantasie zugemülltem Gehirn des Autoren liegt, welche mich schon oft zum lachen gebracht gebracht hat. 

Als ich, der Adler, und der Autor in der wunderschönen Stadt angekommen waren, bemerkten wir ein komisches Gebäude, welches aussah, wie ein kleiner Würfel mit einer Zwiebel auf dem Dach, und wir gingen aus Neugier darauf zu, natürlich ohne den Adler, welchen der Autor geschrumpft und in seine Tasche gepackt hatte. Es kam mir manchmal vor, als wäre er eine Mary-Sue, und nicht ich. 

Wir betraten, nachdem wir uns vergewissert hatten, dass niemand in dem winzigen Gebäude war, vorsichtig den Würfel, und sahen ... nichts. Beziehungsweise ein gefühltes Nichts, aber etwas mehr als nichts, denn es standen dort ein kleiner, alter, viereckiger Holztisch und eine komische Kiste aus Metall, welche recht unspektakulär aussah, und es wohl auch war.  

Wir verließen das Gebäude schnell wieder, aus Angst, erwischt und in ein Gefängnis gesteckt zu werden, und landeten nach einiger Suche nach etwas interessantem an einem Bauwerk, einem schwarzen und runden Steinring, der von lilafarbenem Licht gefüllt war, und an diesem hing ein Schild, auf dem etwas in einer komischen Sprache mit eckigen Schriftzeichen geschrieben stand. Der Autor holte sein Notizbuch aus seiner Tasche, und schlug es einmal, bis es sich dann öffnete.

Es dauerte einige Zeit, bis er ein paar komische Worte von sich gab. "Ontr ew Moreiegen", so lauteten die Worte, und als ich ihn fragte, was dies bedeutete, sagte er, es würde etwas wie "Portal nach Moreiegen" bedeuten. Ich hatte noch nie ein Portal gesehen, und wusste bis jetzt nicht, dass sie wirklich existieren. Auch komisch war, dass ich dachte, wir befänden uns  bereits in Moreiegen, weil uns der Riesenadler hier hergebracht hatte.

 Wir diskutierten, nachdem wir aufhörten, durch die Tatsache verwirrt zu sein, dass wir uns vermutlich nicht in Moreiegen befanden, kurze Zeit darüber, ob wir das Portal wirklich betreten sollten, welches uns vermutlich, wie in den Büchern, die der Autor gerne las, in eine andere Welt voller komischer Wesen, die sowohl niedlich und harmlos als auch bösartig und grausam sein konnten, und ich verwarf jeden Gedanken an Angst oder Bedrohung, nahm  den Arm des Autoren und sprang mit ihm durch die lilafarbenen Flammen aus Licht und, oh welch Wunder aber auch, wir landeten an einem völlig anderen Ort.

Hier gab es Wiesen, egal wo man hinsah, flache Flächen mit Wiese, Hügel mit Wiese, Bäume auf Wiese, Steine mit Wiese und aus irgendeinem Grund auch ein See, in dem der Schutzwal immer auf- und wieder untertauchte. Der Schutzwal war ebenso mit Gras bewachsen, was mir sehr komisch vorkam. Es passte aber, da es nicht normal wäre, wenn am Schutzwal alles normal wäre. 

Der Schutzwal, als wäre es nicht schon verrückt genug, seinen mit Gras bewachsenen Walkörper zu betrachten, streckte plötzlich vier insektenartige Flügel von sich, und stieg ein paar Meter hoch in die Luft, bis er damit begann, im Kreis zu fliegen, und dabei ein Lied von Billy Talent, welches ich letzten Monat neben seinem See im Wald neben meinem Schloß auf meinem Plattenspieler abgespielt hatte. Ein kurioses Wesen war dieser Schutzwal, welcher, während er sang, nicht wirklich schöne Töne waren es, die er von sich gab, mit seinen Flügeln Holzschilder hielt, auf denen der Liedtext zu "Diamond on a landmine" zu lesen war. 

Wir entschieden uns dafür, an einen anderen Ort in dieser weiten Wiesenlandschaft zu gehen, denn es wurde uns beim Schutzwal zu verrückt. Ganze dreizehn Jahre meines eigentlich fehlerfreien Lebens dachte ich, dass der Schutzwal einfach ein ganz normaler Wal wäre, der sein Leben in einem Wald voller Trolle und Gnome, Hirsche und Waschbären, gefallenen Blättern am Boden seines kleinen Sees, und Enten, die öfters in seinem See tauchten. Ich sehe ein, dass es wirklich kein gut durchdachter Gedanke war, denn es ist schon ungewöhnlich, einen Wal in einem Wald zu finden. Aber andererseits ist es auch logisch, da das Wort "Wal" ja im "Wald" steckt. 

Eine gefühlte Stunde später kamen wir an einem mit Gras bewachsenem Schloss an, welches in seiner ganzen Schönheit und  Größe neben einem Wald stand, über dem der Schutzwal flog. Nach ein paar untersuchenden Blicken bemerkte ich, dass das Schloß, ich hätte es eigentlich früher bemerken sollen, doch die dicken, unförmigen Grasschichten ließen es ein bisschen seltsam wirken, mein Schloß war. Eigentlich war  es aber selbstverständlich, da ein solch schönes Schloß, welches seine Schönheit selbst durch die zahlreichen Grasschichten nicht verlieren konnte. 

Wir betraten langsam das Schloß, welches von innen glücklicherweise nicht bewachsen war, und sahen uns dort um, falls irgendwelche Fallen in irgendwelchen Ecken meines Schloßes versteckt worden waren, fanden dort aber genau so wenige Fallen wir Bewohner, nämlich keine. Als ich mir  sicher war, genau wie der Autor, dass alles sicher sei, suchten wir auch in den Türmen. Wonach genau wir suchten, das wussten wir nach dem dritten Turm selbst nicht mehr. Als wir nach langer und sinnloser Sucherei endlich den letzten von sieben Türmen, durfchfuhr uns das schrecklichste aller Schrecklichen gefühle, denn am Fuß der Treppe begann das Grauen, das sowohl mir als auch dem Autor eine furchtbare Angst und vermutlich noch mehr Traurigkeit einjagte. Auf der Treppe lag ein großer Haufen aus regungsloßen Lebewesen, und dies waren nicht irgendwelche Lebewesen, sondern die bewohner meines Schloßes, und an der Spitze dieses Leichenhaufens stand kein anderer als mein Verlobter Jens Nonsens. 

Jens, der mit seinen schulterlangen, braunen Haaren und seinem eigentlich feundlichen Lächeln unwahrscheinlich freundlich und harmlos aussah, stand nun auf dem Haufen aus Leichen, mit einem schwarzen Umhang und einem bedrohlichen Grinsen, welche ihn wie einen Vampir wirken ließen. Das einziges, was noch fehlte, waren Vampirzähne, doch es schien, als hätte er etwas Anderes benutzt, um die Bewohner zu töten, denn in seiner linken Hand hielt er ein Notizbuch. Es war das gleiche Notizbuch, wie jenes, welches der Autor besaß, aber nicht das gleiche, denn im nächsten Moment zog dieser sein Notizbuch aus der Tasche, die er ablegte, und mir in die Hände legte. So wütend wie jetzt hatte ich ihn noch nie gesehen, er machte mir sogar ein kleines bisschen Angst. Er nahm seine Feder zur Hand und schrieb etwas in sein Notizbuch, und eine Sekunde später zeichnete ein Ausdruck puren Entsetzens sein Gesicht, welcher sich gleich darauf zu ungezügeltem Hass entwickelte.

"Sue, halt das mal bitte", sagte er, und drückte mir sein Notizbuch und die dazugehörige Feder in die  linke Hand, denn in der rechten befand sich schon seine Tasche. Er drückte seine Hand gegen den Boden, und zog das gebogene Langschwert, mit dem er oft im Wald trainierte, aus einem Spalt zwischen den Steinen und hob es hoch, richtete es nach vorne, und lief auf Jens zu, welchen dies nicht zu interessieren schien. Er machte eine kleine Handbewegung, und schon flog der Autor gegen eine Wand, zusammen mit seinem Schwert. Nun war es meine Aufgabe Jens, welchen ich nie in meinem Leben, welches am heutigen Tage möglicherweise sowieso enden könnte, heiraten würde, zu erledigen. Ich legte die Sachen des Autoren auf den Boden und bewegte meine linke Hand zuerst nach oben, dann nach links unten, und dann nach vorne. Jens war nicht der einzige, dem Ugrielle, die schwarze Hexe aus dem Wald, magische Techniken beigebracht hatte. 

Die Magie, die ich gegen ihn anwangewandt hatte, war nicht nur irgendeine Form dieser. Es war die ultimative Todesmagie, welche Jens von einem Moment auf den anderen zu Fall brachte. Nun zierte er die Spitze des Leichenhaufens nicht mehr stehend, sondern liegend, im Tod, wie die Schloßbewohner. Jens zu töten war zwar ein Leichtes für mich, doch kostete es auch seinen Preis. Alle, die von ihm getötet worden waren, konnten auch nur durch seine Magie wiederbelebt werden. Eine Mary-Sue zu sein, so wie ich, bedeutet eben nicht, dass man die Grenzen des Unmöglichen zu überschreiten vermag. Und ich bemerkte viel zu spät, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich war meines Namens nun nicht mehr würdig, denn ich, Maria Suette, hatte einen schlimmen Fehler gemacht, indem ich Jens zu früh getötet hatte, und nun meine vielen Schloßbewohner, die mir alle viel bedeuteten, nie wieder die Chance hatten, zu leben. 

Ich brach in Tränen aua, und weinte, wie ich noch nie zuvor geweint hatte, denn ich hatte Jens immer vartraut, unwissend wer er wirklich war, und ich hatte viele Freunde verloren, und das  für immer. Ich nahm den Autor, welcher immernoch bewusstlos war, seine Tasche, sein Notizbuch, genau wie das von Jens, und den Umhang, welcher dem Autor sicher gefallen würde, und benutzte meine restliche magische Kraft, um ihn mit allen diesen Dingen in sein Zimmer zu bringen, in dem ich ihn auf sein Bett legte, und bevor ich das Zimmer wieder verlaßen konnte, legte ich mich auf den Teppich, und schlief ein. Es war ein schrecklicher Tag gewesen, welcher endlich sein Ende fand.




 

 

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Kapitel: 2
Sätze: 129
Wörter: 3.857
Zeichen: 22.681

Kurzbeschreibung

Maria Suette, dreizehn Jahre alt, lebt in einem zweihundert Meter hohen Schloss, an einem unbekannten Ort, irgendwo in Deutschland. Bald, in 65 Jahren, würde Dr. Pepper erfunden werden, so sagt der Autor, doch davor gibt es für Mary-Sue, wie sie ihr Verlobter, Jens Nonsens, immer nannte, noch viele Abenteuer zu bestehen.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Fantasy auch in den Genres Abenteuer, Humor gelistet.