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BETWEEN US

11.11.25 09:41
16 Ab 16 Jahren
Heterosexualität
In Arbeit

Stink sauer ging ich in mein Zimmer und lies die Tür lautstark ins Schloss fallen! Wütend, traurig und total aufgebracht blieb ich inmitten des Raumes, vor meinem Schreibtisch stehen und versuchte meine Gefühle irgendwie wieder unter Kontrolle zubekommen. Ich atmete mehrmals tief ein und aus aber irgendwie wurde es nur schlimmer! Schon im nächsten Moment fegte ich mit einer Armbewegung alles vom Schreibtisch. Meine ganzen Unterlagen fielen nach unten und gerieten völlig durcheinander. Meine Schreibtischlampe fiel ebenfalls mit einem klirren zu Boden. Beim Aufprall zersprang die Glühbirne und die Scherben verteilten sich. „Scheiße!", fluchte ich, drehte mich um, ging zur Tür und wollte rausgehen um Handfeger und Schaufel zu holen, wollte gerade die Türklinke runter drücken, hielt inne und ließ meine Hand wieder hinab. Ich drehte mich um, lehnte mich gegen die geschlossene Tür, ließ mich zu Boden sinken und gab meinen Gefühlen nach. Laut fing ich an zu schluchzen und die Tränenbahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon saß, meine Augen waren leer und trocken, genauso wie mein Inneres! Ich fühlte Nichts, rein gar nichts! Ich schlang meine Arme um meine Beine, meine Stirn ruhte auf meinen Knien.

Ich öffnete die Augen, hob meinen Kopf, schaute zum Fenster und sah das es draußen bereits dunkel geworden war. Ich atmete noch einmal tiefdurch, erhob mich und ging zum Bett um mein Handy zunehmen ohne mich daran zu erinnern das auf dem Boden überall Scherben verteilt waren in die ich auch schon im nächsten Moment mit dem rechten Fußreintrat. Ich versuchte einen lauten, schmerzhaften Schrei zu unterdrücken, sackte aus Reflex und Schmerz zusammen. Wieder fing ich an zu weinen, diesmal vor Schmerzen. Wie blöd konnte ich eigentlich sein? Langsam hob ich meinen Fuß wo das Blut direkt durch meine Socke sickerte. Der Anblick meiner blutenden Fußsohle war verstörend und löste ein seltsames Gefühl in mir aus. Es brannte, schmerzte und tat einfach nur höllisch weh!
„Mama, Papa!" rief ich laut und schmerzerfüllt. Kaum zu glauben, dass ich ausgerechnet die zwei um Hilfe bitten musste, die doch an meiner beschissenen Situation Schuld waren. Ich wollte gerade erneuert nach ihnen rufen, als plötzlich die Tür mit einem Ruck aufging.
„STOP!" rief ich, erschrocken als die Tür aufgerissen wurde. „Nicht weitergehen! Hier liegen Scherben auf dem Boden. Ihr müsst euch Schuhe anziehen!" warnte ich meine Eltern. „Oh mein Gott Liebling, was ist passiert?" entfuhr es meine Mutter panisch als sie das Chaos und das Blut an meinem erhobenen Fuß sah. Die Schmerzen wareneinfach fürchterlich! Ich versuchte so gut es ging auf einem Bein zustehen. „Könntet ihr mich bitte zuerst aus diesem Scherbenmeer befreien!" flehte ich meine Mutter an. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen kam mein Vater mit Schuhen an den Füßen zurück. Scherbenknirschend kam er zu mir. „Ich werde dich jetzt hochheben und rüber auf dein Bett legen, Ok?" Mit zusammengebissenen Zähnen gab ich ihm nickend die Erlaubnis und atmete noch einmal tief durch ehe er mich hochhob und aufs Bett legte, als würde ich nichts wiegen.

Meine Mutter hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls Schuhe angezogen und die Scherben am Boden entfernt.
Meine Mutter sah sich meinen Fuß genauer an.
„Wir müssen dich in die Notaufnahme bringen, du hast leider eine Scherbe im Fuß stecken." sagte sie mit besorgter Miene, ich spürte wie mir schlecht wurde.
Gemeinsam halfen meine Eltern mir ins Auto und wir fuhren ins Krankenhaus.

Ungefähr Zwei Stunden später lag ich endlich auf einem Zimmer im Krankenhaus. Ich bekam an meinem Fuß eine örtliche Betäubung, die Scherbe wurde entfernt, die Wunde gereinigt, Geröngt,  desinfiziert und mit ein paar Stichen genäht. „Es wird nur eine hauchdünne Narbe zurückbleiben ohne Einschränkungen, da weder Nerven noch sehnen beschädigt worden sind!" versicherte mir, der mich behandelnder Arzt.

Das hast du ja wirklich ganz toll hinbekommen! Kati. Ich darf mindestens 2 Wochen nicht auftreten! Muss noch drei Tage zur Beobachtung hier im Krankenhaus bleiben und Zuhause heißt es dann absolutes Schonen und an Krücken laufen! Genau so stellt sich doch jeder den Anfang seiner Sommerferien vor! In 10 Tagen muss ich wieder kommen zum Fäden ziehen.

Ein Blick auf die Wanduhr verrät mir das es schon 22:38 Uhr ist. Ich knipste die Nachttischlampe aus und versuche verzweifelt eine einigermaßen vernünftige Schlafposition zu finden, als mir das endlich gelang, fiel ich in einen leichten Schlaf, voller chaotischer Träume. Ich wachte des  öfteren auf weil die Betäubung innerhalb der nächsten zwei Stunden komplett nachgelassen hatte, was zu starken Schmerzen geführt hatte. Um so glücklicher war ich als die Nacht dann endlich vorbei war.

Am nächsten Morgen, es muss so gegen Neun gewesen sein verließen die Ärzte nach der Visite gerade das Zimmer. Ich bekam noch etwas gegen die Schmerzen und einen Entzündungshemmer. Danach lag ich nun da, allein in meinem Zimmer und starrte Löcher in die Decke. Meine Gedanken schweiften zum gestrigen Tag und das Gespräch mit meinen Eltern, bevor alles eskalierte. Ich soll nach den Sommerferien auf ein Internat mit Privatschule nach Köln! KÖLN! Das sind mehr als 300 Kilometer von meinem Zuhause entfernt! 300 Kilometer die mich nicht nur von meinem Zuhause entfernen werden, sondern auch von meinen Eltern, Freunden, Hobbys, der Schule und meinen ganz normalen Alltag! Mein ganz normales Leben mit dem ich soweit zufrieden war, würde dann einfach vorbei sein. Ich muss dann bei null anfangen und genau das jagt mir eine Riesen Angst ein! „Aber es ist doch nicht für immer!" versuchte mich meine Mutter zu beruhigen, wobei sie kläglich scheiterte. „Eins, maximal zwei Jahre!" fügte sie noch hinzu. „Zwei Jahre?? Wollt ihr mich verarschen? Dann habe ich bereits meinen Abschluss!" erinnerte ich meine Eltern und sah sie fassungslos abwechselnd an. „Das wissen wir doch und selbst wenn..." meldete sich nun auch mein Vater. „WAS selbst wenn?" schnitt ich ihm das Wort ab und sprang wütend vom Sessel auf. „Es ist doch egal wo du deinen Abschluss machst, solange du ihn am Ende machst!" beendete mein Vater seinen Satz. Entsetzt über seine Worte sah ich ihn an. Wusste gar nicht was ich sagen sollte. Ich schloss die Augen, atmete einmal tief durch und ließ mich zurück in den Sessel sinken. „Warum?" fragte ich. „Warum soll ich überhaupt auf ein Internat? Ich habe euch doch nie Kummer bereitet, nie in Schwierigkeiten gebracht und bringe immer gute Noten mit nachhause!" Meine Augen füllten sich mit Tränen. Warum wollen meine Eltern mich nicht bei sich haben? Ich versuchte ruhig zu Atmen und wartete auf eine Antwort. „Um Himmelswillen Kati! Das klingt aus deinem Mund gerade zu als wollten wir dich loswerden!" erschrocken sah meine Mutter mich an und begann zu erklären. „Ich bekam vor etwa vierzehn tage einen Brief von sehr wichtigen Leuten! Sie fragten mich ob ich mich für vorerst einem Jahr nach Afrika versetzen lassen würde um dort den unterentwickelten und kranken Kindern zu helfen. Es mangelt dort wie man weiß nur zu genüge an Erfahrenen Schwestern und Ärzten. Und so wurde ich und noch 2 Kollegen gefragt." lächelnd sah meine Mutter mich an. Meine Mutter wirkte plötzlich viel aufgeweckter, strahlender. Man sah ihr auf einmal gar nicht mehr an das sie langsam auf die vierzig zuginge. „Du weißt genau wie sehr mir Kinder am Herzen liegen! Wie könnte ich dieses Angebot ausschlagen?" fügte sie hinzu. Natürlich liebte meine Mutter Kinder über alles und sie war eine liebevolle und Großartige Kinderärztin. Manchmal könnte man meinen das sie die kranken Kinder wie die ihre eigenen behandelt. Sie gibt ihnen so viel Liebe und Geborgenheit und hat dennoch genügend für mein Vater und mich übrig. „Dann gehe ich davon aus das du diesen Leuten bereits zugesagt hast!?" fragte ich sie, wohl wissend da sich die Antwort schon kannte. Sie nickte. „Aber ich kann doch hier bei Papa bleiben!" Hoffnung keimte in mir auf. „Papa und ich schaffen es auch solange alleine..." „Das geht leider nicht!" unterbrach mich nun mein Vater. Fragend sah ich ihn an. „Ich habe einen sehr komplizierten Fall rein bekommen auf den ich mich voll und ganz konzentrieren muss, werde überwiegend in der Kanzlei sein und oder auf Geschäftsreise!" erklärte er seine aktuelle Situation. „Aber dieser Fall wird ja auch mal Zu ende gehen!" versuchte ich es noch einmal. „Kati, du weißt ganz genau das so ein Fall Wochen aber auch Monate andauern kann! Kannst du dich noch an den von vor zwei Jahren erinnern? Der hat 1 Jahr und 4 Monategedauert." erinnerte er mich. Wo er recht hatte. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. „Was ist wenn ich Nein sage?" „Dann können wir es diesmal leider nicht berücksichtigen!" sagte mein Vater. „Das heißt eure Entscheidung steht fest? fragte ich beide entsetzt. „Ja!" antworteten beide wie aus einem Mund, sahen sich an und dann wieder mich. Mir fiel die Kinnlade runter. „Und seit wann treffen wir Entscheidungen nicht mehr gemeinsam?" fragte ich sie wütend. Ich war bitterlich Enttäuscht das so eine große Entscheidung so rein gar nicht mit mir vorher besprochen wurde! „Was hätte es geändert Kati? Glaubst du wir haben nicht tagelang überlegt und nächtelang wachgelegen? Schlag uns eine bessere Idee vor!" forderte meine Mutter mich auf. „Ich...ähm..." begann ich zu stottern. Angestrengt überlegte ich. „Ich könnte doch trotzdem hierbleiben! Ich bin schließlich kein Kind mehr!" schlug ich vor. „Natürlich bist du kein Kind mehr aber dennoch bist du erst Sechzehn! Wenn dir hier während unserer Abwesenheit was passiert, bekommen wir richtig Ärger mit dem Jugendamt. Sie könnten dich uns sogar noch wegnehmen! Du bist noch keine Achtzehn!" pflichtete mir mein Vater bei. „Erstens, wird mir NICHTS passieren! Und Zweitens, sollte mir doch etwas passieren, was nicht passieren wird, kann ich doch immer noch..." „NEIN KATHARINA!" stieß mein Vater nun lauter werdend hervor. Sein Geduldsfaden schien allmählich zu reißen. „Unsere Entscheidung steht fest! Du wirst nach den Sommerferien nach Köln auf das Internat gehen und somit ist die Diskussion hiermit beendet!" Mein Vater erhob sich von der Couch und verließ das Wohnzimmer. Wütend und Traurig zugleich sah ich ihm hinterher bis er aus dem Raum verschwand. Sah dann zurück zu meiner Mutter. „Es tut mir leid! Liebling." „Einen scheiß tut es!" wutentbrannt stand ich ebenfalls auf und rannte auf mein Zimmer.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss...

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Autor

MiraBellenbaums Profilbild MiraBellenbaum

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Zeichen: 10.487

Kurzbeschreibung

Nichts ist mehr, wie es war. Ein Streit mit ihren Eltern endet für Kati mit einem Scherbenhaufen in ihrem Zimmer und in ihrem Leben. Wegen beruflicher Veränderungen wird sie auf ein Internat nach Köln geschickt, weit weg von allem, was ihr wichtig ist. Dort trifft sie einen Jungen, der ihr seltsam vertraut vorkommt. Dessen Augen sie nicht mehr loslassen. Kati ahnt nicht, dass sie ein tragisches Geheimnis verbindet, doch erinnert sie sich nicht mehr. Eine Wahrheit die alles verändert.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Drama auch in den Genres Entwicklung, Alltag, Angst und Familie gelistet.

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