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Die beiden: eigentlich

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20.10.22 00:40
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Eigentlich kennen die beiden sich nicht. Na ja, zumindest nicht besonders gut. Auf jeden Fall nicht so gut, wie sie sich eigentlich kennen müssten oder kennen könnten nach alldem, was sie miteinander erlebt haben. Aber: Haben sie überhaupt etwas „miteinander“ erlebt oder war es nicht viel eher ein „Gegeneinander?“ Und was heißt in diesem Zusammenhang „kennen“ überhaupt? Bedeutet es, die Geheimnisse des anderen zu kennen? Zu verstehen, wie der andere tickt und handelt? 

Hier drängt sich förmlich auch die Frage auf, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen. Mögen sie sich gegenseitig? Das bezweifle ich sehr! Ist es pure Konkurrenz? Dazu ein klares Ja von mir. Trotzdem wäre es nicht falsch mal darüber nachzudenken, ob sie sich gegenseitig auch nützlich sein können; voneinander lernen können. Schließlich könnten sie ja gegensätzlicher nicht sein! Und Gegensätze ziehen sich doch an und ergänzen sich gegenseitig, oder? Das tun sie eigentlich, ja. In diesem Fall kann man aber auch beim besten Willen nicht behaupten, dass ihnen dieses Ergänzen guttut – keinem von beiden. Ein Anziehen findet auch nicht statt. Ganz im Gegenteil: Sie finden sich gegenseitig ziemlich abstoßend. 

Manche meinen gar, die beiden verhielten sich so wie jeweils eine Kehrseite der Medaille. Ich bin mir da nicht ganz sicher: Es ist nämlich eher so, dass je größer einer der beiden wird, desto kleiner wird automatisch der andere. Welche Konsequenz es hat, wenn beide gleich stark sind, das kann ich nicht sagen. Vielleicht steht dann alles auf null. Eine perfekte Harmonie entsteht so aber definitiv nicht. Berechtigte Zwischenfrage: Welches Selbstbild haben die beiden eigentlich? Ein realistisches oder ein verzehrtes Bild?

An dieser Stelle muss ich nun doch sagen, dass die beiden sich gegenseitig wahrscheinlich doch besser kennen, als ich es am Anfang meiner Überlegungen behauptet habe. Und das ist es auch, was sie aneinander das Fürchten lehrt: Sie wissen, was der jeweils andere alles anstellen kann.

Viele Fragen bleiben offen. Doch es gibt auch Dinge, die klar sind und hier noch nicht erwähnt wurden: In Realität existieren die beiden oft nebeneinander – sollten es aber eigentlich nicht. Der eine ist gut, der andere böse. So einfach ist das. Oder kommt es doch auf die konkrete Situation an? Es heißt, dass man nur ein wenig von dem braucht, der gut ist, um Großes bewirken zu können. (Bedeutet das wiederum, dass viel von dem „Bösen“ schon in Ordnung geht oder nicht ausschlaggebend ist?) Gleichzeitig kann der „Böse“ der beiden dem „Guten“ zeitweise sogar helfen, indem er ihn daran erinnert, wohin es nicht gehen soll. 

Außerdem: So ganz alleine kann keiner der beiden existieren. Aber auch zu zweit ergibt ihr Dasein keinen Sinn. Sie brauchen immer jemand anderes: Dich und mich. Den Menschen an sich.

Ich kenne beide gut. Sie führen in meinem Inneren einen ständigen Kampf. Die beiden heißen Glaube und Zweifel. Der Glaube ist stärker. Eigentlich.

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