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Sätze: | 37 | |
Wörter: | 730 | |
Zeichen: | 4.068 |
Sayori?
Die fremde Stimme hallt in deinen Ohren wider, ein leises Klingeln, gedämpft und ganz fern. Dein Haar kitzelt auf deinen nackten Schultern. Der Nebel wabert, streift deine Haut, deine Sinne; du schlägst die Augen auf, deine Lider sind schwer und träge, aber sie heben sich, und alles, was du siehst, ist grau.
Sayori …
Das Wort klingt schön in deinen Ohren. Die Stimme, die du nicht erkennst, rollt das R und hat eine unglaubliche Melodie an sich, obgleich sie zittert, stockenden Atem mit sich trägt. Du regst dich, und du spürst rauen Asphalt unter deinen Handflächen, an deinen Knien, deinen Schienbeinen und Füßen.
Du richtest dich auf, streckst deine Wirbelsäule durch, gibst deinen Armen Spannung und hebst den Kopf. Wirbelsäule. Arme. Kopf. Ein seltsames Gefühl, dieser Körper. So sensibel, dass du die kühle Luft auf deiner Haut spürst. So verletzlich, dass deine Haut aufreißt, als du dich zu schnell bewegst und an dem rauen Boden entlangschrammst.
Sayori.
Du lächelst unwillkürlich. Deine Lippen verziehen sich, öffnen sich leicht, und die Luft schmeckt bitter und klar. Du blickst auf und siehst eine nebelumwobene Silhouette in derselben Richtung, aus der auch der angenehme Klang zu dir heranklingt. Es klingt wunderschön, denkst du.
(Es klingt wunderschön; aber es ist nicht dein Name und du weißt nicht, wer der Mensch ist, der dich in die Arme schließt.)
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Sayori.
Es ist nicht dein Name, sondern ihrer. Der Name deiner Hülle. Du ahnst es nicht nur, du weißt es mit einem Mal, als der Fremde dir aufhilft, eine warme, menschliche Hand in deiner, warme, menschliche Arme, in die er dich zieht, in denen du starr verharrst, solange er dich fest an sich presst, und dich ansieht und anlächelt und deine Stirn küsst als kenne er dich.
Die Berührung fühlt sich befremdlich an und du löst dich nach einer Weile, blickst ihn irritiert an.
Alles ist so befremdlich.
Deine Flügel schmerzen nicht; du hast keine Flügel mehr.
Dort, wo sie einst waren, eine angenehme Last auf deinen schmalen Schultern, ist nur noch ungewohnte Leere, die dich mehr belastet als das Gewicht deiner Schwingen es je gekonnt hätte. Du schlingst die Arme um deinen Oberkörper, tastest nach hinten, doch deine Fingerspitzen streifen kein Gefieder, sondern bloß Nebelschwaden, die deinen nackten Körper umgeben.
Alles an dir fühlt sich ganz anders an, und die Erde wie in Watte gepackt, so dumpf und reizlos im Vergleich zu früher.
Sayori.
Sie ist die Hülle, die dir nun auf ewig bleiben wird. Diejenige, die dich auf Erden verkörpern wird, nachdem es kein Zurück mehr für dich gibt.
Du fühlst Nebel. Du atmest Nebel.
Dein menschlicher Körper erschaudert und du siehst nicht klar.
Wie durch eine dichte, undurchdringliche Nebelwand.
+
„Nicht alle Tage sind so trüb, weißt du?“
Dein Gegenüber lächelt. Vor seinem Gesicht steigt Dampf in dünnen Fäden von seiner Tasse auf, als er diese zu seinen Lippen führt.
Du beobachtest ihn; dein Sichtfeld ist glücklicherweise nicht mehr verhangen, aber du siehst ihn dennoch verschwommener als es wohl früher der Fall gewesen wäre. Du siehst
menschlicher.
(Du hast mir ihm gesprochen so gut du konntest. Er hat dir erklärt, dass die Nebelschwaden vor deinen Augen Tränen waren, was du nicht recht verstehst, denn Engel haben gar keine Tränen; aber was weißt du schon? Schließlich bist du nicht Mensch, nicht Engel, nur Gefallene.)
Du nippst an deinem Tee, beäugst die Flüssigkeit skeptisch.
„Schmeckt es dir?“, fragt die schöne Stimme.
Du nickst leicht und versuchst ein Lächeln, das du dir bei ihm abgeschaut hast – ein Mundwinkel wandert nach oben, der andere zuckt, ein scheuer Wimpernschlag folgt, du zeigst kurz die Zähne. (Ob das wohl richtig war?)
„Ich bin übrigens Akira. Also … Falls dich das interessiert.“
Draußen lauert noch immer der Nebel, er kriecht an den Fenstern empor, pulsierend in der Dunkelheit, und es erfüllt dein Herz mit Sorge, wenn du ihn aus dem Augenwinkel erkennen kannst, unheilvoll und stahlgrau.
Aber hier drinnen ist es warm und hell und bei all der Freundlichkeit, die dir widerfährt, lichtet sich der Nebel in deinem Inneren langsam.
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Elenyafinwe M • Am 03.04.2017 um 19:38 Uhr
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Hallo, Ach, ich weiß nicht ... Irgendwie bleibt von dem Text schon unmittelbar nach dem Lesen nichts viel hängen. Viele Worte, viel Pathos, aber ansonsten ... Übrigens haut da wohl was der Wortzahl nicht ganz hin. Selbst wenn ich den Text komplett so, wie er hier ist, bei Bluedoc zählen lasse, kommt er auf 665 Wörter. Es müssten mit Sonderzeichen (+ und ...) mehr als 666 bei raus kommen. Apropos: Es ist auch ein bisschen verschenktes Potenzial, dass der Text so glatt gebügelt ist, sag ich mal. Wir haben einen gefallenen Engel, die Zahl des Teufels, und trotzdem suggeriert mir der Text eine quietschbunte Schmetterlingswiese. Er ist zu sanft, zu hell, da fehlt die Düsternis. Deine Drabbles sind nicht die allerschlechtesten, aber sie konnten mich einfach nicht überzeugen. Lg Auctrix Mehr anzeigen |
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