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Herbst-Träume im Oktober

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03.11.22 16:01
Fertiggestellt

Gefangen im Nichtstun warte ich darauf, wieder mit meinem Mann im Harz wandern zu können. Ich warte und hoffe auf ein Bald! Doch bis dahin träume ich vom letzten goldenen Oktober und trinke Tee mit einem verschmitzten Lächeln.

# Meine Gedanken schweifen umher und "Goldener Oktober" schwirrt mir ständig durch den Kopf, wenn ich so zu den Bäumen am Himmelsberg blicke. Gülden leuchten die gelb verfärbten Blätter im Abendlicht und die letzten Strahlen der Sonne blinzeln mir ins Gesicht. Der Wald scheint ein Farbwandler zu sein. Sehnsüchtig von mir erwartet, verfärben sich die Blätter stets auf´s Neue farbenfröhlich. Ein schönes Rot und Orange der Buchenblätter gleich neben grün-gelben Ahornblätter und auch ein mattes Schwarz bei den Pappelblättern wirkt im Herbst harmonisch. Mit farbigen Rändern und rot-grün-gelb-bunten Flecken, sowie kunstvollen Mustern verziert, begleitet den Wald auch dieses Schwarz malerisch durch den goldenen Herbst.

Und dann kommen sie, die Herbststürme. Nicht ohne Vorwarnung und doch mit aller Heftigkeit. Es stürmt und die Bäume wiegen sich hin und her, das güldene Laub verblasst und wird vom Wind gepflückt. Fahl fällt es auf die zahlreichen Pilze, die plötzlich wie durch Zauberhand aus dem Waldboden sprießen. Lustig bleiben sie darauf liegen und ach wie schön, ein Fliegenpilz im herbstlichen Tarnkleid. Ich könnte noch stundenlang davon schwärmen und dem Treiben zusehen, aber - Horch! - es raschelt und plumpst um mich herum. Wirft dort Jemand nach mir? Ich schau mich um und merke, dass ich auf einmal neben einer Eiche stehe und gleich gegenüber stehen Kastanien und Buchen und es sind ihre Früchte, die vom Wind ab gepustet werden und auf dem Waldboden landen. Meine erste Kastanie in diesem Jahr! Sie landet sofort in der Tasche. Juchhu, nächstes Jahr wird ein tolles Jahr.

Oh hör nur! Stille. Hör doch, da ist es in der Ferne zu hören. Kraniche fliegen hörbar auf mich zu, doch ich kann sie am Himmel nicht erkennen. Ach da sind sie und schnell ziehen sie über mich hinweg Richtung Südosten zum Stausee Kelbra. Jetzt aber schnell die Kamera geholt, bevor der nächste Trupp heran kommt. Ich finde es herrlich, brauche nur im Garten zu stehen und kopfüber den Himmel absuchen. Dieses lustige Spiel heißt: Ich höre was, was ich nicht seh´ - grins. Der Sucher der Kamera spielt verrückt und dann, klick und ich habe die elegante Formation eingefangen. Mal sehen, wie nah ich heran zoomen kann. Allein der Ruf der Kraniche ist für mich das schönste Erlebnis. Für so ein Spektakel zieht es mich regelmäßig an den Stausee Kelbra, wo in der Dämmerung tausende Kraniche einfliegen. Ein WOW-Erlebnis.

Es fängt leicht zu regnen an, Kühle kriecht unter meine Strickjacke und ich laufe schnell ins Haus. Es ist schon Spätherbst, doch die Erde saugt das Nass durstig auf und gibt es schon seit Wochen nicht wieder an die Flüsse zurück. Der Sommer war viel zu trocken! Die Zorge unweit vom Garten ist so flach, dass man immer noch fast trockenen Fußes durch gehen kann. Das gab es so noch nie, jedenfalls kann ich mich nur aus meiner Kindheit in heißen Sommern daran erinnern, wenn wir mit alten Sandalen durch die Zorge wateten um unter großen Steinen nach Schlammbeißern zu suchen. Ob es die überhaupt noch gibt? Damals füllten sich mit den ersten Herbststürmen und Regengüssen auch die Harzbäche recht schnell, aber seit den letzten Dürrejahren ist alles anders.

Wie freue ich mich also über einen noch so kleinen Regenschauer und noch mehr, wenn es auch noch einen schönen Regenbogen gibt. Ist der Schauer vorbei und die Sonne blinzelt hervor, laufe ich wie ein kleines Kind zum Fenster und suche danach. Das Glück ist mir oft hold und manchmal gelingt auch ein Schnappschuss direkt vom Fenster aus. Doch das größte Glück passierte mir bisher nur einmal. Ich fuhr mit dem Auto und entdeckte vor mir einen Regenbogen, unter dem ich durch fahren musste. Als ich hindurch war, hielt ich an einer nahen Parkbucht am Straßenrand an und war begeistert, wie lange er doch zu sehen war. Einmalig. Diesen schönen Moment werde ich nie vergessen. Mein Herzchen hüpfte aufgeregt, wie ein kleiner Spatz am Gartenteich. Ich bin schon eine verrückte Eule - ja, dass bin ich! #

Jetzt zu Hause im Warmen freue ich mich auf eine heiße Schokolade. Ein heißes Fußbad und die wohlig aufsteigende Wärme tauen mich auf, sodass ich rote Wangen bekomme. Jetzt schnell die Füße abrubbeln und ins Bad. Frisch gewaschen kuschle ich mich auf´s Sofa und schließe die Augen um diese schönen Momente noch einmal revue passieren zu lassen. Welch schöne Oktoberträume ich doch erlebt habe. Der Harz ruft mich und ich lächle zurück: "Bis bald!"

Autorennotiz

Der schöne Vollmond und das fallende Herbstlaub haben mich zu dieser Träumereien inspiriert. Geschrieben habe ich es am 13. Oktober 2022 in einem Röntgenzentrum, während ich auf die MRT-Untersuchung von meinem Mann gewartet habe. So verging die Zeit wie im Flug. Das Foto ist vom 31. Oktober 2015 und entstand am Stausee Kelbra.

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Kurzbeschreibung

Der Oktober ist für mich der einzig wahre Herbstmonat. Jetzt fallen die Blätter im Akkord und im Garten welken die Blumen. Der Ruf der Kraniche verkündet den nahenden Winter. Heißen Tee trinke ich jetzt lieber in der Stube und die Natur beobachte ich durchs Fenster, oder in meinen Träumen.

Kategorisierung

Diese Story wird neben Natur auch im Genre Alltag gelistet.

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