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| Kapitel: | 11 | |
| Sätze: | 1.920 | |
| Wörter: | 20.379 | |
| Zeichen: | 117.271 |
Drei Monate zuvor:
Der junge Mann war auf dem Weg zu seinem Penthouse im Hotel Summerbeach. Es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Er hatte an diesem Abend an der Bar des Hotels ewig gesessen und ein paar Drinks zu sich genommen. Vor ihm auf dem Bartresen lag der neueste Klatsch und Tratsch aus der Morgenzeitung, in der er die ganze Zeit herum blätterte. Doch immer wieder kam er auf die Titelseite zurück und starrte auf die große, schwarz gedruckte Überschrift, die genau ganz oben stand, lesbar für alle - sogar ohne Brille und auf das Foto, das unter der fett gedruckten Überschrift abgebildet war. Es zeigte ihn und eine Blondine, genauso groß wie er durch ihre hohen Absätze der schwarzen Stöckelschuhe. Ihre Haare fielen ihr lockig herab. Sie trug ein sehr verführerisches schwarzes Mini - Glitzerkleid, fast durchsichtig. Sie hatte sich an seinen durchtrainierten Oberkörper gelehnt und einen Arm um seinen Körper auf Hüfthöhe gelegt. Der andere ruhte um seinen Nacken. Ihr Blick schaute gezielt auf die Kamera und sie lachte sehr siegessicher. Er flüsterte ihr gerade etwas ins Ohr und seine rechte Hand lag auf ihrer Pobacke. Seine Jackett - Jacke war geöffnet und die ersten drei Knöpfe seines weißen Hemdes darunter ebenfalls.
Diese Überschrift auf der Titelseite lautete:
"Hotelerbe verführt Milliardärs - Tochter!...Enttäuschender Hinauswurf!"
Folgender Text war dazu darunter zu lesen:
„Mister Parker Banks, der Sohn des Hotels Summerbeach, hat die Milliardärstochter Seline Baker mit in sein Penthouse abgeschleppt und sie in seinem Schlafzimmer verführt. Die enttäuschte Milliardärstochter ist damit an die Öffentlichkeit gegangen, nachdem Parker Banks sie am darauffolgenden Morgen hinauswarf. Jedes Detail des Sexes machte sie für alle Leser lesbar. Sie erklärte dem Reporter, Parker hätte ihr Versprechungen gemacht, wie diese hier zum Beispiel: sie auf der Stelle zu heiraten. Nachdem er dies bei ihr nach der Nacht am frühen Morgen verkatert dementierte und sie mit ihren Sachen halbnackt aus seinem Penthouse hinaus warf, konnte sie das ihm nicht durchgehen lassen und wollte Rache an ihm nehmen. Sie meinte, die einzige Option, ihm zu schaden und es ihm heim zu zahlen, ist, ihn in der Öffentlichkeit anzuprangern und allen zu zeigen, was er wirklich für ein Arschloch ist."
Der junge Mann schnaubte verächtlich. Woher nahm diese Frau sich das Recht, ihn in der Öffentlichkeit zu demütigen und anzuprangern? Und was er mit seinen Abenden und Nächten anstellte, ging wohl kaum jemanden etwas an. „Nicht zu fassen!...Diese Schlampe!...Nicht mal vor den Reportern macht sie mit so etwas halt!...Weiber!...Alle gleich!", knurrte er, wütend und mit einem angeknacksten Ego, über ihr Handeln, ihn damit zu strafen und in der Öffentlichkeit bloß zu stellen, beim Lesen des Artikels. Er sah von der Zeitung auf und rief sich den Barkeeper heran. „Viktor!"
„Was darf's sein Mister Banks?", fragte der Barkeeper ihn, als er seinem Chef gegenüber stand, während er die Gläser spülte, die er vom anderen Barende mitgebracht hatte. Denn vor Parkers Nase befand sich das Spülbecken.
Der junge Mann schob ihm sein Whiskeyglas über die Theke. „Geben sie mir noch einen...am Besten einen Doppelten...Nein! Warten sie! Machen sie drei draus!", und er streckte ihm drei gehobenen Finger vor seine Nase. Parker las sich den Artikel derweil noch einmal durch.
"Was lesen sie da, Mister Banks?", fragte Viktor seinen Chef.
"Nur Schund!...Geben sie mir was zu trinken!", antwortete Parker auf die Titelseite starrend. „Jawohl Sir!" Der Barkeeper holte eine angefangene Flasche Whiskey aus dem Regal hinter sich heraus. Dann stellte er drei Gläser vor den jungen Mann in einer Reihe nebeneinander auf und begann sie zu füllen.
Mister Banks nahm das erste Glas zur Hand und kippte es sich mit einem Hieb in den Mund, stellte es auf den Tresen zurück und nahm das Zweite, setzte an und kippte es hinunter, dann das Dritte. Er verzog das Gesicht. Nun hatte er wohl genug von dieser braunen Flüssigkeit und stellte das dritte leere Glas zu den anderen beiden geleerten Gläsern auf dem Tresen ab. Er stand von dem Barhocker auf. Es ging ihm anscheinend bestens, er fühlte sich nicht betrunken...nur leicht angesäuselt. Er vertrug schon eine Menge Alkohol. „Danke!...Gute Nacht Viktor! Und schließen sie pünktlich um Vierundzwanzig Uhr die Bar.", beauftragte der junge Mann den Barkeeper, zerknüllte die Zeitung und warf sie in den Mülleimer in der Lobby. „Leb wohl du Baker - Schlampe!", knurrte er dem Zeitungsknäuel nach. Er sah auf die große Uhr über dem Empfang und trottete zum Fahrstuhl. Mit den Händen in den Hosentaschen seines Anzugs wartete er auf das Heranfahren des Fahrstuhles. Neben den verschlossenen Türen des Liftes stand ein Zeitungsregal. Im ersten Fach stand nur noch eine einzige Zeitschrift. Er nahm sie heraus und blätterte darin herum. Dann las er den Namen der Lektüre:
"Braven"
Er knurrte vor sich hin. „Nur weiße Kleider!...Das passt ja mal wieder!...So viel zum Thema: Heiraten! Ich muss verrückt gewesen sein, der Baker -Schlampe einen Antrag gemacht zu haben. Zum Glück ist es nochmal gut gegangen.", säuselte er vor sich hin und warf die Zeitschrift zurück ins Regal.
Kurz darauf hielt der Fahrstuhl und öffnete sich. Er stieg ein, lehnte sich lässig mit gekreuzten Beinen an die Fahrstuhlwand gegenüber der Tür und mit den Händen in den Hosentaschen. So fuhr er in sein Penthouse, das sich in der ersten Etage befand. Er hätte ja auch die Treppe nehmen können, doch dafür war er zu müde. Als er den Fahrstuhl verließ und vor seinem Penthouse zu stehen kam, fand er die Tür offen vor und seine Müdigkeit war sofort verflogen. Er betrat leise und vorsichtig seine vier Wände und blieb im Wohnzimmer stehen.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Der junge Mann ging durch alle Räume seines Penthouses und blieb letztendlich vor seinem Badezimmer stehen. Die Tür war nur angelehnt. Es brannte Licht darin. Er hörte Wasser rauschen und zwei Stimmen...eine weibliche und eine männliche. Sie schienen schwer beschäftigt zu sein, denn ihr lautes Gelächter, das mit unaufhaltsamen Stöhnen sich vermischte, drang bis zu seinen Ohren hinaus.
Das konnte doch nicht wahr sein! Das war doch sein Penthouse. Oder hatte er sich in der Etage geirrt? Er sah sich im Wohnzimmer um. Nein! Es war definitiv sein Penthouse. Dort stand der große, schwarze Flügel, auf dem er manchmal musizierte.
Leise öffnete Parker die Badezimmertür und erstarrte. Das ist jetzt nicht wahr oder? Er traute seinen Augen nicht. Ein Pärchen im Liebesspiel vertieft, stand unter seiner Dusche.
Empört klopfte er mit gesenktem Kopf energisch an, trat mit dem Rücken ein und fragte die männliche, nackte Person, dessen Stimme er erkannt hatte:
„Onkel Fallon! Was machst du hier?"
Der ältere Mann erschrak und ließ von der nackten Frau ab, die ebenfalls einen Erschreckenslaut von sich gab. Diese ließ ebenfalls ihre Finger von dem nackten Mann, sprang bedeckt mit ihren Händen an ihren nackten Zonen erschrocken und mit hochrotem Kopf unter der Dusche hervor und griff nach dem Handtuch, was in der Nähe vom Waschbecken auf dem Handtuchhalter hing. Sie wickelte sich darin ein und sah erschrocken und verlegen zu ihrem Liebhaber hinüber und konnte nicht fassen, dass man sie soeben erwischt hatte...auf frischer Tat ertappt. An der Tür stand ein junger Mann, der sie gerade beim Sex erwischte. Was mochte er jetzt wohl gerade über sie und seinen Onkel denken?
„Junge!...", fuhr der nackte Mann seinen Enkel auf italienisch an. „...Cosa ci fai qui?(Was machst du denn hier)?" Der junge Mann stand immer noch mit dem Rücken zu dem Pärchen und schmunzelte in sich hinein. Es war nicht das erste Mal, dass er seinen Onkel in so einer Situation ertappte. Sein Onkel allerdings ging mit der Nacktheit sehr offen um. So waren sie, die Italiener.
"Potrei chiederti la stessa cosa, zio!(Dasselbe könnte ich dich fragen, Onkel!)", entgegnete Parker etwas vorwurfsvoll und überrascht über die Anwesenheit seines Onkels in der Begleitung einer anderen Frau. Dessen letztes Techtelmechtel lag noch nicht all zu lange zurück.
Sein Onkel hüllte sich ebenfalls in eines der Handtücher ein, die im Badezimmer im Regal an der Wand neben der Dusche zu finden waren.
„Das ist mein Penthouse Onkel! Schon vergessen?...", erinnerte Parker ihn daran und drehte sich langsam zu seinem Onkel um. „...Ich wohne hier! Wieso ausgerechnet hier in meinen vier Wänden?", stellte der junge Mann eine berechtigte Frage.
Onkel Fallon schielte zu seiner neuen Liebschaft und zuckte ihr mit den Schultern entschuldigend entgegen. „Ich habe eine nette Frau heute Abend kennengelernt. Das ist ja wohl nicht verboten oder?" Er zeigte mit einem Lächeln auf die Frau, die seinen Blick gesucht und ihm den Abend versüßt hatte. "...und irgendwo musste ich ja wohl hin. Ich wollte mit ihr ein paar Stunden verbringen, sie besser kennenlernen, weißt du?..", antwortete Onkel Fallon hastig und sich halb abtrockend.
"Und da musst du sie gleich hier in mein Penthouse abschleppen?...". Parker sah die Frau an. „Nichts gegen sie gute Frau! Aber dieser Mann ist sehr voreilig mit seinen Aktionen!"
„"Disse colui che ha fatto di nuovo brutti titoli!. (Sagt der, der mal wieder schlechte Schlagzeilen gemacht hat)!", brummte sein Onkel.
Parker schaute zurück auf seinen Onkel. „...Bist du noch zu retten? Konntest du dir nicht mit ihr ein anderes Zimmer nehmen?" Der junge Mann bemerkte, wie die ältere Frau eilig ihre sieben Sachen im Badezimmer zusammen suchte und mit Onkel Fallon den Blickkontakt hielt. „Du weißt doch selbst, dass die meisten Zimmer für die Hochzeit deiner Cousine reserviert sind, Parker...", erinnerte Onkel Fallon seinen Neffen und drehte sich zu seiner weiblichen Errungenschaft um und schickte ihr einen Kussmund entgegen. „Mi amore!...Ich rufe dich an meine Schöne!", versicherte er der Frau mit einem zugeworfenem Kussmund und sie nickte ihm verlegen zu. Dann huschte sie, so schnell ihre Beine sie trugen, aus dem Badezimmer. Doch ehe sie floh, wechselte sie noch einmal mit dem jungen Mann schüchterne Blicke und dann verschwand sie.
„Was treibst du hier Onkel Fallon?", war Parker mittlerweile gereizt darauf eingegangen, als sie allein waren.
„Das siehst du doch Junge! Ich wollte etwas Spaß haben...wie jeder Mann. Mein...mein,..", und er zeigte mit seinen Händen in seine Region zwischen seinen Beinen. „...Na du weißt schon, funktioniert immer noch und darauf will ich nun mal nicht verzichten, Junge! Ich habe auch Bedürfnisse! Nicht nur du Parker! Ich sage nur Seline Baker!...Die würde ich auch gern mal besteigen!", antwortete der ältere Mann keck, von seiner Erregung mal abgesehen, die sich gerade wieder bemerkbar machte, als er den Namen von der Baker in den Mund nahm. Er hielt das weiße Handtuch davor. „Verrate das nicht deiner Tante, Parker!", verlangte Onkel Fallon von ihm und das mit einem zufriedenen, lustvollen Lächeln im Gesicht.
Parker knurrte leicht wütend, als sein Onkel diese Baker beim Namen erwähnte. „Weiß deine Frau über dein nächtliches Liebesleben Bescheid, Onkel?"
Der ältere Mann trocknete sich vor der Dusche seine Beine ab. Dann legte er es weg. „Ich habe die Scheidung eingereicht. Ich wollte es niemanden sagen, bis ich es hinter mir habe. Du bist der Erste, der gerade davon in Kenntnis gesetzt wurde. Ich bitte dich hiermit Stillschweigen darüber zu bewahren!" Parker drehte sich erneut mit dem Rücken zu ihm um.
„Würdest du dir bitte etwas anziehen Onkel?", bat der junge Mann genervt. „Wieso hast du das getan und wie lange trägst du dieses kleine Geheimnis schon mit dir herum, Onkel?"
Der Ältere drehte sich im Badezimmer hektisch hin und her.
„Suchst du irgendwas, Onkel Fallon?", zischte Parker.
„Hast du vielleicht irgendwo meine Hose gesehen, Junge?", fragte der ältere Mann jetzt etwas leicht eingeschüchtert.
Der Jüngere der Beiden schaute auf den Badezimmerschrank. Ganz oben lag eine schwarze Anzughose. „Oh! Nehmen wir doch die, bis wir die andere gefunden haben!", scherzte der Jüngere nun.
Er fand es schon ulkig seinen Onkel mit einer anderen, ihm fremden Frau, inflagrantie zu erwischen. Kein Wunder! Verübeln konnte er es dem alten Mann nicht, denn seine Frau tat auch nichts anderes wie er. Deswegen ließ er sich wohl von seiner Frau scheiden. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren.
Als der Ältere sich wieder angekleidet hatte, kam er auf den Jüngeren zu und bat ihn: „Das bleibt aber unter uns mein Junge, ja? Deine Tante braucht nichts davon zu wissen!...Naja, egal!...", winkte er mit seiner rechten Hand ab. „...Sie ist sowieso bald Geschichte!"
„Das zweite Mal, dass du mich darum bittest, Onkel!", sprach Parker Luft ausatmend. „Aber wenn du sagst, dir kann es egal sein, dann lassen wir es ihr doch von einem kleinen daher geflogenen Vogel zwitschern!"
„"Non osare, ragazzo!...(Untersteh dich Junge)!...", grummelte er grimmig in seinen Schnauzer. Parker lächelte über seinen Onkel. „Ähm...Nun ja...!...Ich geh dann mal!...Gute Nacht mein Junge! Und entschuldige die kleine Aufruhr!", sagte der ältere Mann zu Parker und verschwand aus dem Penthouse, nachdem er endlich seine Sachen zusammen gekramt hatte und sie an sich trug. Parker sah ihm lächelnd nach und murmelte in sich hinein:
„"Se lo pensi? Non lo scoprirà da me! (Wenn du meinst? Von mir erfährt sie es nicht!)", und Parker machte erledigt von dem Tag die Badtür hinter sich zu und zog sich aus, um eine kalte Dusche zu nehmen.
Wörter: 2047
Der Traum eines Kindes
Clara hatte, seit sie ein kleines Mädchen war, Träume. Sie sei eine wunderschöne Braut, auf dem Weg zur Kirche. Sie trug ein langes, weißes Kleid, das so lang war, dass sie eine Menge Stoff davon hinter sich auf den Stufen der Treppe her schleifte. Sie trug keinen Schleier, kein Diadem...nichts. Ihre Haare trug sie offen. Sie waren lang und etwas zerzaust durch den Wind, der durch sie hindurch wehte. Und durch ihre Eile flogen sie ihr ständig ins Gesicht und verdeckten ihr dabei ihre Sicht.
Rannte sie vor etwas weg? Oder lief sie so schnell, um nicht zu spät zur Kirche an ihrem bedeutenden Tag zu erscheinen?
Eine Menge Stufen führten sie bis zum Eingang der Kirche. Doch etwas war in ihrem schönen Traum merkwürdig. Sie stieg die vielen Treppen hinauf im Eilschritt. Doch sie erreichte nie die Pforten der Kirche, um hineinzugehen. Sie hatte das Gefühl, dass die Stufen immer mehr wurden anstatt weniger. Woran lag dies? War es der richtige Zeitpunkt für ihre Hochzeit der gewählt war? Oder war sie im Begriff den falschen Mann zu ehelichen?
Woran könnte es noch liegen? Hatte sie Angst davor sich irgendwann jemanden anzulächeln und sich zu verlieben, der sie vor den Altar schleifen würde? Oder wird sie niemals heiraten wollen? Oder hatte sie Angst vor ihrer Zukunft?
War das der Auslöser, der ihre Zukunft bestimmte? Sie hatte die Streitereien ihrer Eltern immer wieder mitbekommen. Jeder dachte nur an seinen Job. Ihr Vater war Bankier. An ihre Mutter konnte sie sich nur wage erinnern. Eines Tages war sie nach einem großen Streit mit Claras Vaters gegangen. Clara war damals noch ein Kind, fünf Jahre alt. Sie sah ihre Mutter danach nie wieder und ihr Vater redete nicht mehr über sie. Das Mädchen wuchs danach bei ihrem Vater auf. Er ließ sich von der Mutter des Kindes scheiden.
Clara wuchs heran zu einer jungen Frau und bekam einen Job...ihren Traumjob...eine Beraterin und Verkäuferin für Hochzeitskleider in dem Brautkleiderladen "The right Dress" in der Stadt. Da brauchte sie wenigstens keine Angst zu haben, dass es da eine unendliche Treppe gab, mit der man nirgendwo ankam, um ihr die Tür zu ihrem Glück öffnen zu können. Es gab nur eine Menge weißer Brautkleider in verschiedenen Ausführungen auf vielen Bügeln an den Stangen aufgehängt. Wenn die Sonne auf sie schien, hatte man das Gefühl, dass man geblendet werde.
Eines Tages betrat Veronica, die zukünftige Misses Braven, den Brautladen und suchte dort für ihre Hochzeit das richtige Brautkleid. Clara nahm sich ihrer an. Doch das Blatt sollte sich bald darauf für Clara zum Guten wenden, denn durch Veronica und ihrem Mann Alexander taten sich ihr einige Türen auf, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen. Endlich bekommt sie einen Einblick, was für Kreise ihre Träume aus Kindertagen ziehen können.
Von da an lebt Clara nur noch für ihren neuen Job...
Wedding Plannerin
in der Agentur "Braven & Channing".
Wird für sie auch eines Tages dieser große Tag kommen?
Drei Monate später:
"Haben wir auch an alles gedacht?", sprach Clara zu sich selbst, als sie auf dem Parkplatz an diesem sonnigen, leicht windigen Morgen, an ihrem Honda mit ihrem Oberkörper an der Motorhaube angelehnt, vor dem Geschäftsbüro von "Braven & Channing" stand. Sie hatte ihr Samsung - Handy auf der Motorhaube ihres schwarzen Hondas abgelegt und daneben ihr großes Notizbuch aufgeschlagen. Mit der linken Hand hielt sie die linke Heftseite fest, damit der leichte Wind nicht alles verblätterte. Die Sonne wärmte die Motorhaube und Claras Arbeitstag schien ein guter Tag zu werden. In der anderen Hand hielt sie ihren Stift und zeichnete alles mit einem schwarzen Haken ab, was sie bereits erledigt hatte.
Ihr langes, schwarzes, dichtes, dickes, glattes Haar reichte bis zur Rückenhälfte und war heute zu einem strengen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie trug einen Stiftrock in der Farbe Beige und darüber eine weiße Bluse. An den Füßen trug sie beige Pumps mit einem Absatz von zehn Zentimetern in Größe achtunddreißig. Clara Channing war achtundzwanzig Jahre alt und arbeitete seit zwei Jahren erfolgreich in einer Agentur für Event - und Weddingplaner. Ihr zur Seite standen ihre Chefin und ihr Chef, und mittlerweile beste Freunde, Alexander und Veronica Braven. Die beiden waren bereits fünf Jahre verheiratet.
***
Clara arbeitete damals in einem Brautladen "The right Dress", in dem Veronica ihr Hochzeitskleid fand und gekauft hatte. Clara hatte sie damals bestens beraten und war darin mit voller Leidenschaft aufgegangen, zeigte Ausdauer und Wertschätzung, sowie ausgezeichnete Beratung. Vor allem zeigte sie Veronica ihr großes Interesse daran, damit die zukünftige Misses Braven ein Kleid fand, in dem sie sich einen ganzen Tag lang wohl und glücklich fühlte...wie eine richtige Braut, die ihren schönsten und wichtigsten Tag in ihrem Leben feiern sollte.
Das gefiel Veronica an ihr, ihre ehrliche, offene Meinung kund zu tun und ihre Kundinnen zur Zufriedenheit zu beraten ohne das Ziel und die Wünsche der Braut aus den Augen zu verlieren. Somit bat sie Clara höflich, wenn die große Feier vorbei sei, mit in ihrer Agentur zu arbeiten. Sie lud Clara damals auch an diesem besonderen Tag ein, um sich ein Bild davon zu machen, was in Zukunft auf sie zukommen mochte. Somit hatte Clara vorerst zwei Jobs: Vormittags arbeitete sie im Brautladen und Nachmittags war sie in der Agentur. Und wenn keine Hochzeiten am Wochenende statt fanden, hatte sie Samstags und Sonntags frei.
Das Handy vibrierte und Clara nahm es zwischen ihre Finger. Sie entsperrte das Display und legte das Handy an ihr rechtes Ohr. "Guten Morgen Miss Owen! Haben sie sich entschieden aus welchen Blumen ihr Brautstrauß bestehen soll?" Clara notierte sich ein paar Stichpunkte in ihr Heft. "Sollen das auch dieselben Blumen für die Tischdeko und Blumenkübel sein oder wünschen sie eine andere Wahl dafür?" Clara wollte ihre Kundinnen und Kunden stets zufrieden stellen und ihnen einen perfekten Tag präsentieren mit einer passenden, gewählten Location und mit frischen, gut riechenden Blumen...meistens waren es immer die Lieblingsblumen der Bräute, die für einen Strauß, für ein Gesteck für die Tische oder für ein Geflecht ausgewählt wurden oder Blüten ihrer Lieblingsblumen, die die kleinen Blumenmädchen vor sich her streuten.
"Die Einladungen waren für sie in Ordnung?...Haben sie es mit ihrem zukünftigen Ehemann abgesegnet? Wenn ja, kann ich sie nachher bei ihnen abholen und zum Drucken freigeben...Wir könnten sie auch per Email verschicken. Das wäre ein schnellerer Weg an die eingeladenen Gäste, da ihr euch kurzfristig für eine Heirat entschlossen habt. Dann sind sie viel schneller vor Ort. Wir stellen dann nur noch den Lesebericht der Email ein, damit wir auf Nummer sicher gehen können, dass sie auch wahr genommen wurden. Dadurch wäre eine kleine Rückmeldung der Gästeschneller garantiert. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zur Hochzeit....Ich treffe mich gleich mit dem Catering vor Ort bei der Location...Ja, ich melde mich bei ihnen, wenn ich dort wieder losfahre...Wir sehen uns dann heute Nachmittag gegen vier Uhr in der Kirche...." Clara nickte kurz auf eine Antwort in der Leitung. Sie klemmte sich das Handy zwischen Schultern und Ohr und notierte kurz ein paar Infos, die sie von dem zukünftigen Ehepaar soeben noch erhielt.
Sie hätte das Handy auch auf Laut stellen und auf die Motorhaube legen oder auf ihr Notizbuch ablegen können. Aber sie handhabte es gerne so. "Dann hätten wir alles soweit für heute besprochen, Miss Owen. Ich schaue gleich bei ihrer Location vorbei und schaue nach dem Rechten, wie weit die Vorbereitungen für Samstag voran geschritten sind. Danach komme ich zu ihnen...Lassen sie sich überraschen..." Clara segnete abermals etwas ab.
"Sind sie schon beide aufgeregt, Milla?", fragte Clara noch schnell nach. Sie konnte die vibrierende Stimme von Miss Owen am anderen Ende der Leitung hören. Manche sind die Ruhe selbst vor dem großen Ereignis. Andere wiederum sind aufgeregt und können sich auf nichts mehr konzentrieren und sind dann froh und erleichtert, wenn der große Tag endlich vorüber ist. Milla war wohl eine von denen, während ihr Bald - Ehemann die Ruhe selbst zu sein schien. Aber das kann sich noch ein paar Stunden vor dem Ja -Wort ändern.
Clara legte auf, nachdem sie sich von Milla verabschiedet hatte. Dann legte sie ihr Handy beiseite, überflog nochmal ihre Stichpunkte ihres Planes für den heutigen Tag und räumte alles zusammen und von der Motorhaube herunter. Sie öffnete die Beifahrertür und legte alles ordentlich auf den Beifahrersitz zu ihrer schwarzen Handtasche. Dann warf sie die Tür zu und lief um den Kofferraum herum. Auf der Fahrerseite stieg sie ein und tauschte ihre Schuhe gegen bequeme Ballerinas in Beige ein. Die Zehn - Zentimeter - Pumps aber stellte sie ordentlich vor den Beifahrersitz und startete den Motor. Sie schnallte sich an, verband ihren Honda - CD Player mit ihrem Handy mit Bluetooth und wählte ihre Playlist für die Fahrt aus, angefangen mit dem Song von Major Lazar & DJ Snake "Lean on". Sie drehte laut auf, setzte ihre Sonnenbrille auf und warf einen Blick in den Rückspiegel. "Na dann woll'n wir mal!", sagte sie zu ihrem Spiegelbild und fuhr aus der Parklücke des Gewerbegebietes zur Straße hin. Sie blieb an der Ausfahrt stehen, setzte den Blinker nach rechts an und wartete geduldig, bis die fünf Pkws von links vorbei gefahren waren. Als die Sicht frei war, fuhr sie auf die Straße rechts herum, passte sich der vorgegeben Geschwindigkeit an und sang und wippte auf ihrem Fahrersitz im Takt mit. Sie liebte Musik und tanzte auch leidenschaftlich gern dazu, aber nur, wenn ihr niemand dabei zusah.
Von unterwegs zur Location rief sie den Blumenladen über ihren Bordcomputer an, der sich auf dem gleichen Gewerbegebiet befand wie die Agentur. Für die Männer gab es ebenfalls ein Geschäft auf dem Gewerbegebiet, wo sie ihre Anzüge und passende Schuhe anprobieren, bestellen und kaufen konnten. Die Besitzerin des Blumenladens und die Bravens arbeiteten ebenfalls schon seit fünf Jahren zusammen. Sträuße, Gestecke und Blumenkörbe wurden dort bestellt und gemeinsam mit dem zukünftigen Brautpaar entworfen. Von der Agentur gegenüber gab es eine kleine Nähstube, die Veränderungen jeglicher Art anbot: Hosenbeine kürzen oder umnähen, Kleider, Röcke enger nähen oder erweitern, Gardinen und Vorhänge abändern und und und...und nicht zu vergessen: Anzüge und Hochzeitskleider passend verändern oder noch ein paar Kleinigkeiten annähen, wie Spitze, Tüll, Perlen oder kleine Röschen.
Alle Geschäfte darauf waren in einem großen Halbkreis angeordnet. Bepflanzte Blumenkübel und Beete zierten den Parkplatz. Mehrere große Birken und eine Weide, unter denen Bänke zu Verweilen im Schatten einluden, spendeten dem Parkplatz und den Geschäften auf dem Gebiet eine Menge Schatten. Für Clara war dies der schönste Ort und der schönste Job...ihr Traumjob, seit sie als Kind davon geträumt hatte. Alles drehte sich um das eine große Ereignis: die Traumhochzeit
Clara war glücklich, wenn sie einem frisch getrautem Ehepaar den Weg mit einer großartigen, unvergesslichen Party ins neue Leben ebnete und während der Vorbereitungen oder während der Feierlichkeiten neue Kunden an Land zog. Wie oft waren ihr die Tränen des Glücks und der Freude über ihre Wangen gerollt, wenn die Brautpaare ihre Reden, Versprechen und Gelübde vor dem Altar in den Kirchen oder in den Standesämtern bis zum großen Auftritt probten und die Organisation der Agentur ein voller Erfolg war.
Während ihre Kunden und Kundinnen arbeiteten, kümmerte sie sich mit Veronica und Alexander um die Gestaltung, Dekoration, Hochzeitstorte, Musik. Das Fotografieren übernahm Alexander und Veronica kümmerte sich um die Videos von der Feierlichkeit und Termin, ein Moderator, wenn angefordert, der alle durch den Abend führt mit einem kleinen Programm, Koordination, Kalkulation, einen geeigneten Catering - Service, einen Trauredner, das Makeup und die hochgesteckte, verzierte, gelockte Frisur der Braut und der Anzug des Bräutigams, für das Drucken der Einladungen.
Und das Allerwichtigste war für die Braut das überwältigende, umwerfende weiße Kleid, für den Bräutigam der Anzug und für das Brautpaar und deren Gäste eine Unterkunft im Hotel, Gasthaus, Pension und die passende Location für einen stressfreien, unvergesslichen, traumhaften Tag.
Und was manchmal für Männer ganz dringend nötig war: ein Tanzkurs für den Eröffnungstanz, damit der Bräutigam sich nicht vor seiner Braut, vor ihren und seinen Eltern und vor den Gästen blamierte.
Das Alles wurde jedoch mit dem Brautpaar vor dem wichtigen, großen Tag in einem längeren Zeitraum besprochen und abgesegnet. Nur der Tanzkurs für den Mann, der war heimlich, um die Braut damit zu überraschen. Jeder weitere Wunsch wurde notiert und festgehalten. Letztendlich gab es für alles ein Budget, das eingehalten und ausgegeben wurde.
Auf der Landstraße war es recht ruhig, kein großer Verkehr. Clara fuhr mit ihrem schwarzen Honda hinter zwei PKWs und behielt die vorgeschriebene Geschwindigkeit bei. Ihr Blick fiel ab und zu in den Rückspiegel oder in den Seitenspiegel der Fahrerseite, ob sich Motorräder, Busse oder LKWs näherten. Sie erschreckte sich nämlich jedes Mal, wenn eines dieser lauten, großen und schnellen Fahrzeuge sich hinter sie setzte und sich zum Überholen bereitmachte.
Sie fuhr nicht gern im Windschatten, denn dann wurde sie etwas in ihrem Honda hin und her geschüttelt und sie drosselte deswegen immer wieder die Geschwindigkeit. Sie hasste es, solche langen, unbekannten Strecken allein fahren zu müssen. Manchmal wünschte sie sich, dass jemand neben ihr auf der Beifahrerseite saß und mit ihr gemeinsam diese Touren bewältigte. Stella könnte ja vielleicht mit ihr fahren. Stella war die Visagistin und Friseuse der Agentur, die ihren Salon in der Agentur hatte. Beide Parteien waren mit einer Glastür getrennt. Trat man in die Agentur ein, bog man rechts ab und stand zehn Schritte weiter vor der Glastür des Friseur- und Beautysalons.
Bei ihrem nächsten Blick in ihren Rückspiegel näherte sich von ganz hinten ein schwarzes Cabriolet. Es kam schnell und zügig heran. Clara wurde unruhig auf ihrem Sitz. Wieder so ein Raser, der denkt, ihm gehöre die Straße. Und das Fahrzeug des Herannahenden schwenkte knapp hinter Clara aus und überholte sie ohne den Blinker anzusetzen. Der Fahrer fuhr kurz auf gleicher Höhe mit Claras Honda und würdigte ihr eines Blickes aus dem Beifahrerfenster und lächelte sie an. Dann gab er Gas und zog an ihr gänzlich vorbei.
Er machte sich wohl einen Spaß daraus und drückte beim Überholen auf seine Hupe. Clara zuckte bei der Lautstärke innerlich zusammen. "Ui!", kam es aus ihrer Kehle erschrocken heraus. Der Raser hörte erst damit wieder auf, als er an der Spitze fuhr. Danach gab er nochmal ordentlich Gas und verschwand aus den Blicken der anderen Fahrer, auch aus Clara ihrem.
"So ein Idiot!", fluchte sie laut und hielt sich wieder mit beiden Händen am Lenkrad fest. Sie hatte vor Schreck eine Hand zurückgezogen, als der Raser die Huperei begonnen hatte. "Dem wünsche ich in der nächsten Kurve einen Crash, dass ihm dieses erbärmliche Grinsen vergeht! Angeber!", brüllte sie über ihr Lenkrad Richtung Frontscheibe. "Nur weil er ein Cabriolet fährt, heißt das noch lange nicht, dass ihm die Straße gehört!", murmelte Clara nun vor sich leise fluchend hin. Sie drehte das Radio etwas lauter und sang den nächsten Song ihrer Playliste von den Bee Gees laut mit: "This is the night fever, night fever...", und fuhr weiter die Straße entlang.
Wörter 2479
Auf dem Parkplatz des Strandhotels herrschte reges Treiben. Der Catering - Service war heute vor Ort, um mit Clara und dem Koch der Hotelküche das Menü und die Speisenfolge zu besprechen, das Essen, das Braut und Bräutigam ausgewählt hatten.
Eine Mitarbeiterin vom Blumenladen war ebenfalls anwesend, damit Clara mit ihr über die Anzahl der Blumenkübel, die zu bepflanzen waren, reden konnte. Auch für die Tischdeko musste gesorgt werden. Selbst das Hotel half mit Tischen, Stühlen und Bänken aus, die sonst für solche Anlässe gelagert wurden. Alle waren voll bei der Arbeit für dieses große Ereignis am kommenden Wochenende.
Clara öffnete ihre Autotür, streckte ihren rechten Arm nach der Beifahrerseite aus und griff nach ihren beigen Absatzschuhen. Sie wechselte die Ballerina gegen sie aus und stellte die flachen Schuhe ordentlich vor den Fahrersitz, um sie später wieder anzuziehen, wenn sie nach getaner Arbeit nach Hause fuhr.
Clara klemmte sich ihren Schreibkram unter ihren linken Arm, stieg aus und hatte gerade ihren Schließmechanismus per Fernbedienung betätigt, als sie hinter sich auf dem Parkplatz einen Motor laut aufheulen hörte. Sie sah über ihre linke Schulter. Der Wind wehte ihr ein paar Haare ihres Pferdeschwanzes in die Stirn. Mit ihrer rechten Hand warf sie sie wieder über die Schulter nach hinten.
Es näherte sich ein schwarzes Cabriolet in einem Affenzahn, dessen Scheinwerfer leuchteten. Er setzte den Blinker für das Links - Abbiegen und zog das Auto scharf nach Links mit quietschenden Reifen herum und fuhr nach hinten auf das Gelände des Hotels, wo die Parkplatz für Angestellte sich befanden.
Clara sah ihm nach. War das nicht das Fahrzeug, das sie vorhin überholt hatte mit diesem widerlich, grinsendem Idioten? Nein, sicher nicht! Es gab noch mehrere Modelle von dem Fahrzeug, auch in dieser Farbe. Und das Nummernschild hatte sie sich auch nicht angesehen. Das wäre ja wohl ein Unding, wenn das der Fahrer von vorhin wäre. Clara verschwendete keinen Gedanken mehr darüber. Sie war zum Arbeiten hier, denn bis Samstag dauerte es nicht mehr allzu lang. Also mussten sich alle sputen.
Clara setzte ihre Sonnenbrille auf und mit der linken Hand hielt sie ihr Handy fest. Ihre Aktentasche klemmte sie sich unter ihren rechten Arm. Als sie die Lobby betrat, sah sich darin um. Sie entdeckte mehrere Palmen in großen Terrakotta - Töpfen an großen Säulen stehen, die bis an die Decke gebaut waren, erregten ihre Aufmerksamkeit. Wände, Säulen, die Decke der Lobby und der Fußboden waren in der Farbe des Sandes gehalten. Die Empfangstheke war in einem hellen Braunton anzusehen. Es war eine halbrunde Empfangstheke.
Ein älterer, etwas rundlicher Mann in einem schwarzen Anzug und einem ergrauten Haarkranz um seinen Kopf, sowie ein Schnauzbart, der sein Gesicht zierte, kam auf sie zu.Als er vor ihr zu stehen kam, fragte er sie: "Guten Morgen! Sind sie Miss Channing von der Agentur Braven & Channing!", Clara beäugte ihn neugierig, bis sie antwortete: "Ja, die bin ich! Sind sie...Sind sie Mister Mario Banks?..." Er nickte mit einem freudigen, herzhaften Lachen.
"Guten morgen! Ich hoffe, ich komme nicht zu spät, Mister Banks!", fragte sie ihn etwas aufgeregt, denn sie hatte eigentlich seine Frau erwartet. Sie gedachte Clara herum zu führen und alles zeigen. Doch in letzter Minute war sie von dem Termin abgesprungen. Clara gab ihm ihre rechte HAnd zur Begrüßung und er drückte sanft zu und lächelte sie beherzt an.
"Ja, der bin ich! Willkommen im Hotel Summerbeach. Wir haben heute morgen miteinander telefoniert, Miss Channing! Tut mir leid, dass meine Frau mir kurzfristig die Aufgabe auferlegt hat, sie mit allem vertraut zu machen. Sie hat etwas Wichtiges vergessen einzukaufen. Meine Frau weiß, dass sie heute kommen. Nach unserem Telefonat hab ich sie gleich verständigt. Doch ihr fielen tausend Sachen ein, die sie noch schnell erledigen muss. Und sie ist auf und davon. Sie bat mich sie herum zu führen. Na kommen sie! Legen wir gleich los.", entschuldigte er seine Frau und fragte Miss Channing amüsiert: "Sind sie schon etwas aufgeregt? Hier wird es am Wochenende rund und laut zu gehen."
Clara steckte ihr überraschtes Gesicht weg und legte eine freundliche Miene auf. "Wir können nur hoffen, dass das Wetter mitspielt, Mister Banks!..."
"Kommen Sie Miss Channing!", und sie folgte ihm. Es war ein Katzensprung vom Hotelhaupteingang bis zum Empfang, an den er Clara nun führte.
"Machen Sie sich keine Sorgen Miss Channing! Es wird ein strahlender Sonnenschein und außerdem soll es warm werden!" Dann ließ er sich von dem Burschen am Empfang die Post aushändigen. "Bitte schön Miss Channing! Hier entlang!" Mister Banks geleitete Clara noch bis zum Salon, durch den sie auf die Terrasse und zum Strand gelangte, wo bereits alle emsig für die Hochzeit arbeiteten.
"Wie ich sehe, sind Sie mit den Vorbereitungen gut vorangekommen, Mister Banks!"
"Ihre Anordnungen, die Sie meiner Frau gemailt haben, waren klar und deutlich, Miss Channing!", belächelte er charmant die Situation.
"Es ist schön hier zu sein. Es ist ein wundervoller Ort, um zu heiraten.", und sie ließ ihre Augen durch die Lobby schweifen. "Ihre Lobby gefällt mir...der Farbton Terrakotta ist gut gewählt für ein Hotel am Strand Mister Banks!", bevor sie den Salon betrat.
"Ich freue mich sehr, ihnen meinen Strand und das Hotel für die Hochzeit zur Verfügung zu stellen, Miss Channing! Es ist mir eine große Ehre, von Ihnen ausgewählt worden zu sein! Sie haben ein gutes Auge für so etwas!", schwärmte der Hoteldirektor.
"Sie schmeicheln mir Mister Banks! Aber ich danke Ihnen für dieses Kompliment!", bedankte sich Clara bei ihm mit einem trauten Lächeln im Gesicht.
Mister Banks schaute auf sie herab und lächelte sie charmant an. "Sagen sie mir, was sie für die Hochzeit benötigen und ich werde sehen, was ich für sie und die Hochzeitsgesellschaft tun kann.", bot er ihr seine Hilfe an.
"Oh! Da wäre eine ganze Menge, die ich von ihnen benötigen könnte! Ich brauche Zimmer. Hier ist die Liste für die Übernachtungen." Clara öffnete ihren Ordner, zog ein bedrucktes Blatt heraus und gab es Mister Banks. Er griff danach und überflog es kurz.
"Damit werde ich gleich die Zimmer herrichten lassen. Vielen lieben Dank Miss Channing!", zwirbelte er nebenbei an seinem Schnauzer.
"Ihren Koch würde ich mir auch gern ausleihen dürfen. Mein Catering - Service kocht in ihrer Hotelküche die Menüs und könnte die Hilfe und Kochkünste ihres Meisterkoches gebrauchen. Ihre Frau gab uns per Mail dafür ihre Bestätigung ihre Küche zu nutzen!", und sie händigte ihm das Schreiben seiner Frau aus. Er sah ebenfalls kurz auf das Stück Papier. "Mister Banks! Wir werden noch Belehrungen und Regeln durchgehen müssen. Am besten ist es, wenn wir alle versammeln, damit einer nicht am Ende sagen kann, er wüsste von nichts oder hätte noch nie von irgendetwas gehört! Haben sie vielleicht einen großen Konferenzraum für uns, Mister Banks?", begann Clara höflich mit dem Hoteldirektor zu verhandeln.
"Ja sicher haben wir den! Mein Sohn Parker müsste hier bald aufschlagen, der Ihnen den Konferenzraum zeigen kann. Er kümmert sich um das Geschäftliche hier im Hotel. Schließlich übernimmt er das alles hier einmal. Sie können Ihn auch bei jeder Gelegenheit um Hilfe bitten!", konnte er hocherfreut berichten.
"Danke sehr!", und Clara folgte ihm stutzig durch den Salon. Sein Sohn? Der Mann hatte noch einen Sohn? Oh Gott! Der Mann hat noch Kinder! Na das kann ja heiter werden!, dachte sich Clara ganz leise in ihren Gedanken.
Der Salon war weiß angestrichen. Hier waren ebenfalls wie in der Lobby mehrere Säulen vom Boden bis zur Decke. Bodentiefe Sprossenfenster mit weißem Rahmen luden die Gäste ein, die Aussicht zum Strand und Meer zu genießen. Weiße Möbel befanden sich darin, runde Tische mit weißen Tischdecken, weiße Stühle und ein weißes Büfett mit weißen Tischdecken standen für die Hochzeit bereit. Lange, weiße Schals, mit einem leichten Touch Sandfarbe, hingen an goldenen Gardinenstangen von der Decke bis zum Boden herab. Mister Banks führte sie zum Salonausgang zur Terrasse hin, nachdem Clara sich im Salon umgesehen hatte und versprach ihr, später nochmal nach ihr zu sehen. "Ich lasse sie jetzt allein mit ihrer Arbeit, Miss Channing! Falls sie etwas benötigen, schicken sie bitte nach mir.", und er ließ sie allein zurück, nachdem sie sich noch bei ihm bedankt hatte.
Nun stellte sie sich die Frage, wie weit man mit den Vorbereitungen am Strand war. Wir werden sehen.
Wörter: 1369
Clara sah dem Hoteldirektor noch nach, wie er durch den Salon zurück in die Lobby ging. Sie lächelte vor sich hin und starrte durch die verschlossene Sprossen bestehende Glastür hinaus auf die Terrasse. Danach öffnete sie diese und trat hinaus auf die Terrasse mit weißen Marmorfliesen am Boden. Weiße offene Sonnenschirme standen neben runden weißen Tischen und Stühlen. Sie fühlte sich wie in der Werbung für Raffaelo. Mister Banks mochte sicher die Farbe "Weiß", denn auch das Geländer um die Terrasse herum war in dieser Farbe angestrichen. Daran hingen bereits die weißen Bordüren aus Leinen für die Hochzeit und jeweils in der Mitte war eine rote Rose befestigt. Mein Gott! Mister Banks hatte keine Kosten gescheut für so eine luxuriöse Terrasse.
Clara schaute auf den Boden und zog sich lieber ihre Absatzschuhe aus. Sie fand es schade, mit ihren Schuhen auf dem Marmor herumzulaufen. Es könnten Kratzer durch ihre Absätze in den Marmor geschnitten werden. Also marschierte sie barfuß darüber hinweg geradeaus zur Treppe. Sie konnte die gespeicherte Wärme der Sonne auf dem Marmor unter ihren Füßen spüren. Sie verließ die Terrasse über die Treppenstufen zum Strand hinunter, wo sich die große Tribüne befand, auf der das Brautpaar am Wochenende, also in zwei Tagen, sich das Ja - Wort geben wird.
Links und rechts, von den Treppenstufen zur Terrasse, waren weiße Stühle, in jeder Reihe waren fünf und nach hinten weg in einer Achterreihe aufgestellt. Weiße breite Bänder zierten die Lehnen mit einer kleinen roten Rose und einem grünen Zweig daran. Insgesamt achtzig Stühle müssten nun stehen. Auf der Tribüne standen zwei große weiße Bögen, wie ein unbedachtes Haus. Doch oben drauf war ein großes weißes Schutzdach aus weißen Leinen gespannt worden. Die Pfeiler der Bögen waren ebenfalls mit weißen, dickem Leinen versetzt, umschlungen worden. Weiße Rosen mit einem grünem Zweig waren daran befestigt. Auch der Pult für den Redner, der das Paar trauen würde, war geschmückt mit Bändern und Rosen, in den Farben rot - weiß gehalten.
Ein Pult stand zwischen zwei großen, antiken, weißen Blumenvasen, in denen weiße und rote Rosen blühten und eins, zwei weiße und rote Bänder hinein geflochten. Der Weg von der Treppe der Terrasse bis zur Tribüne, war aus Holz, aus Douglasie, ungefähr einen Meter breit ausgelegt. Darauf wurde gerade ein weißer Teppich ausgerollt. Links und rechts vom Weg war ein Geländer aufgebaut worden, das soeben mit weißem, dicken Schleifenband verschönert wurde.
Clara hatte das alles von der Terrasse aus in Augenschein genommen und ging nun barfuß die Treppenstufen hinunter, um sich alles von Nahem anzusehen. Es war wunderschön anzusehen. Selbst Clara klopfte das Herz bis zum Hals, als sie ihre Blicke über die Vorbereitungen am Strand schweifen ließ. Sie war gespannt auf die Reaktion von Milla und Barkley, wenn sie das hier alles am Samstag zum ersten Mal sehen. Ja! Sie vertrauten Clara und der Agentur voll und ganz. Aber wie gesagt, es wurde alles abgesprochen. Clara trat vorsichtig mit dem rechten Fuß auf den ausgerollten weißen Teppich und dann mit dem Linken. Die linke Hand legte sie auf das Geländer, sie schloss ihre Augen und begann die Musik der Hochzeitszeremonie leise vor sich hin zu summen. Schritt für Schritt lief sie langsam im Takt, wie es die Braut immer zu tun pflegte, auf den Pult zu. Wieder sah sie sich in ihrem Kindheitstraum in einem weißen Kleid die unendlichen Stufen hinauf zur Kirche laufen. Leise versuchte Clara die Schritte der Braut im Kopf mitzuzählen, die sie von den Treppenstufen bis hin zur Tribüne zu überwinden hatte. Während sie die Schritte nach vorn wagte, konnte sie die kühle Brise des leichten Windes vom Meer her spüren, der ihr Gesicht streifte. Sie konnte das salzige Meer riechen und die Wellen heranrollen hören und wie sie an den kleinen Felsen in der Nähe des Strandes zerschellten. Es waren eine Menge Schritte bis zum Ja - Wort. Eine Menge Weg, um immer noch kalte Füße zu bekommen und beizeiten die Reißleine zu ziehen und abzuhauen. Aber das war bisher noch nicht vorgekommen. Solange Clara in diesem Geschäft war, noch nicht.
In ihren Gedanken hörte sie schon das "Ooooh!" und das "Aaaah!" und das Raunen der Hochzeitsgäste und den Beifall, den sie alle klatschen würden, wenn die Braut diesen langen Weg in Begleitung ihres Vaters zu ihrem zukünftigen Ehemann, der am Altar auf sie wartet, bestreitet und ihren Brautstrauß fest in ihrer linken Hand umklammert hält und die lange Schleppe hinter ihr her rauschte. Genau wie solche Sätze:
"Oh! Was für ein schönes Kleid!..."
"Die Frisur sitzt wie angegossen!..."
"Sie sieht fabelhaft und wunderschön aus...makellos!..."
"Sie sieht aus wie eine Prinzessin...wie eine richtige Märchenbraut!..."
"Einfach nur traumhaft!", konnte sie schon in ihrem Kopf hören.
Miss Channing merkte, dass sie der Tribüne immer näher kam. Da sie in Richtung Strand aufgebaut war, konnte sie die etwas kühler werdende Luft auf ihrer Haut spüren. Sie blinzelte ein klein wenig durch ihre Augen und kniff sie wieder zu. Ein Florist, der auf der Tribüne die letzten Vorbereitungen traf, rief ihr zu: "Noch fünf Schritte, Miss! Dann kommen die Stufen zur Tribüne." "Ich danke ihnen!", rief sie freundlich mit geschlossenen Augen zurück. Somit wusste sie in etwa, wann sie anhalten musste, weil sie ja ihre Augen geschlossen hielt, um sich in die Lage der Braut versetzen zu können, wenn sie diesen Weg zum Altar bestreitet. Sie hörte noch, wie der Florist jemanden grüßte und sich dann wieder seiner Arbeit widmete: "Guten Morgen Mister!" Jemand hatte offenbar die Tribüne betreten. Sie zählte bis fünf, drehte sich mit der linken Seite zur Tribüne, als würde sie jemandem gegenüber stehen und begann leise zu flüsterten : "Wollen sie, Barkley Chambers, die ihnen angetraute Milla Owen zu ihrer rechtmäßigen.....", und dann ging sie den anderen Text durch. "Wollen sie Milla Owen...Barkley Chambers zu ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren...So antworten sie mit:
JA! ICH WILL!",
beendete sie ihre kleine Rede im Flüstermodus mit immer noch geschlossenen Augen. Und plötzlich bemerkte sie einen kleinen Windhauch mit einem Schuss Hugo Boss - Geruch. Es verwirrte sie etwas. Doch sie dachte, der Florist, der zu ihr gesprochen hatte, wäre an ihr vorbei und verließ die Tribüne. Plötzlich antwortete ihr jemand gegenüber, ganz nah, mit rauer, tiefer, fester Stimme auf italienisch an ihrem rechten Ohr:
"Si, lo so!...Ja! Ich will!"
Clara hielt die Luft an. Es war eine ihr fremde, unbekannte Männerstimme, die neben oder vor ihr diesen Satz flüsterte und dazu noch in einer anderen Sprache. Klang italienisch. Sie konnte seinen Atem nahe an ihrer Haut spüren...zu nahe möchte ich meinen. Verführerisch und erotisch zugleich stieg ihr sein Parfüm in ihre empfindliche Nase und sie schlug augenblicklich ihre Augen auf und sah sich gegenüber den Übeltäter stehen...Er war groß, circa einen Meter und Fünfundachtzig. Er hatte kurzes braunes, leicht gewelltes Haar. Er trug , ein weißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch gekrempelt waren. Er trug eine schwarze Anzughose mit einem schwarzen Gürtel gehalten. Er war ganz leise neben ihr aufgetaucht und schaute auf sie herab, auf ihre einen Meter und dreiundsiebzig...mit seinen Händen in seinen Anzughosentaschen vergraben und musterte sie interessiert.
Sie wirkte viel kleiner ohne ihre Absatzschuhe, die auf der ersten Treppenstufe bei der Terrasse standen. Auch Clara besah ihn. Sein Oberkörper war muskulös und seine Augen waren...grau? Oder waren sie grün - grau? Clara war sich da nicht so sicher. Sie musterte ihn weiter mit ihren neugierigen Blicken. Was heißt hier musterte? Sie starrte ihn regelrecht an. Wer war er? Ist er ein Gast dieses Hotels? Er hatte dichte, lange, schwarze Wimpern und sein Gesicht zierte ein gut geschnittener, gepflegter Vollbart. Seine Lippen waren...leicht geschwungen. Sie hatte genug auf ihn gestarrt, schüttelte leicht ihren Kopf und fragte ihn verwirrt: "Ähm...Wie bitte?" Sie war über sich leicht verärgert, da sie ihn angestarrt hatte und legte ihren Kopf leicht geneigt nach links.
Doch der Mann verhielt sich still und seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Ihm verschlug es wohl gerade die Sprache. Denn ihre grünen Augen funkelten wie grüne Smaragde. Er zog die rechte Hand aus seiner rechten Hosentasche, an dessen Armgelenk eine goldene Uhr saß und sah sie amüsiert an...und...Lächelte er sie etwa gerade an?
"Wer sind sie und was suchen sie hier?", fragte sie ihn, aber er lächelte nur in einem charmant fort und nickte mit seinem Kopf kurz zum Gruß. "Dasselbe könnte ich sie auch fragen, Miss!", und noch ehe sie antworten konnte, drehte er sich zum Gehen um.
Auf der rechten Seite neben den Stuhlreihen ging er langsam zum Hotel und setzte beiläufig seine Sonnenbrille auf. Sie starrte ihm noch einen Moment hinterher und schalt sich innerlich. Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, sogar ihr Puls schnellte etwas nach oben, während ihr Herz ein paar Freudensprünge zu vollbringen gedachte und ihre Schmetterlinge im Bauch verlangten dringend nach Ausgang. Sie bekam noch mit, dass er sein Handy aus der linken Hosentasche zückte und eine Nummer wählte, bevor er es sich an sein Ohr legte. Er hatte bestimmt eine Freundin, die er gerade anrief, um sie womöglich zu fragen, wo sie gerade steckte oder was sie ohne ihn gerade tat. Seine rechte Hand steckte er zurück in die Hosentasche. Doch bevor er dies tat, fuhr er sich durch seinen Haarschopf, den er nun etwas durcheinander wühlte. Sein Haar war ja doch etwas länger, als Clara gedacht hatte. Er drehte sich noch einmal kurz zu ihr um und dann entschwand er ihren weit aufgerissenen, neugierigen Augen.
Wer ist er?
Nachdem Mister Mario Banks, anstatt Banks Junior, Clara den Konferenzraum gezeigt hatte und sie dort die Belehrungen an ihre Mitarbeiter ihrerseits durchführen konnte, entließ sie alle danach in die Pause, bevor es auf den Endspurt zuging. Es war Mittag und ihr Magen knurrte ziemlich hungrig unter ihrer weißen Bluse. Sie verstaute ihre Hochzeitsakte des zukünftigen Ehepaares Chambers in ihrer Aktentasche und behielt den Ablaufplan noch in ihren Händen und flog kurz mit ihren Augen darüber hinweg.
Ihr nächster und letzter Termin für den heutigen Tag war ein Besuch beim Pfarrer der Kirche. Sie traf sich dort gegen sechzehn Uhr mit dem zukünftigen Ehepaar Chambers, um mit ihnen zu proben. Clara sah auf ihre Armbanduhr...vierzehn Uhr fünfzehn. Okay! Sie hatte noch etwas Zeit.
Sie hängte sich ihre Tasche um und das Handy verschwand in ihre rechte Stiftrock - Tasche. Den Plan hielt sie fest in ihrer rechten Hand. Und so wollte sie den Konferenzraum verlassen. Doch an der offenen Tür des Raumes versperrte ihr plötzlich jemand den Weg nach draußen in die Lobby. Er stand lässig angelehnt am Türrahmen mit seiner rechten Schulter und seine Beine waren überkreuzt und beide Hände waren schon wieder in den Hosentaschen versteckt.
Clara blieb vor ihm stehen, sie reichte ihm bis zum Kinn und ließ den Plan in ihrer Hand sinken. Sie hob ihren Kopf und sah zu ihm auf. Seine Augen fixierten sie und das machte sie nervös.
"Wie lange wollen sie mir denn noch den Weg versperren? Muss ich dafür Zollgebühren an sie bezahlen, um von hier zu verschwinden?", fragte sie ihn etwas schnippisch.
Der Mann rührte sich und baute sich vor ihr auf. Er musterte sie von oben nach unten und umgekehrt. "Sie sind also die Weddingplanerin? Warum sagen sie das nicht gleich?"
"Haben sie ein Problem damit?", fragte Clara ihn leicht angewidert. Sie mochte solche Männer nicht, die Frauen mit ihren Augen auszogen, damit diese sich einbildeten, nackt vor ihnen zu stehen, wie er es gerade mit ihr tat.
Er lächelte etwas verlegen in seinen Vollbart hinein und fragte sie: "Sollte ich?", und er schickte sich an zu gehen. "Auf Wiedersehen!", verabschiedete er sich noch von ihr.
"Na hoffentlich nicht!", murmelte sie leise vor sich hin und war gerade im Begriff ihre angehaltene Luft auszustoßen und durch die Tür des Raumes hinauszugehen, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte und sie anstarrte.
"Ist noch irgendetwas, was sie mir vielleicht sagen wollen?", konnte sich es Clara nicht verkneifen ihn zu löchern. Sie biss sich darauf sofort auf ihre Zunge und schalt sich. Sie ging auf ihn zu und blieb vor ihm ganz nah stehen. "Nur keine Scheu! Trauen sie sich! Ich beiße nicht!", sprach sie ihn etwas leicht provozierend an. Sie ging an ihm vorbei und Richtung Ausgang. Der Mann ging ihr nach und verfolgte sie bis zum Parkplatz.
Clara öffnete bereits ihren Kofferraum, verstaute ihre Aktentasche darin und verschloss ihn wieder. Als sie ihre Fahrertür einen Spalt öffnete, um einzusteigen, stieß diese jemand wieder zu und versperrte ihr erneut den Weg und ließ seinen ausgestreckten Arm auf ihrer Augenhöhe auf dem Autodach ihres Hondas liegen und seine rechte Handinnenfläche lag auf der Fahrertür.
Clara starrte auf seine Hand, die auf dem Autodach ihres Hondas lag. "Was soll das?", wollte sie von ihm wissen und wand ihren Blick von seiner Hand ab, um ihm genervt ins Gesicht zu sehen, wartend auf seine Erklärung. Er blieb stumm und sah sie einfach nur an.
"Hat es ihnen die Sprache verschlagen?", entglitt es ihr genervt. Was war denn los mit ihm? Drinnen im Hotel war er redselig und hier draußen blieb er stumm wie ein Fisch und starrte sie einfach nur an. Gefiel ihm ihre Nase etwa nicht? Oder hatte sie eine Sommersprosse zu viel in ihrem Gesicht?
Dann begann er zu reden. "Sie sind also die Honda - Fahrerin, die ich vorhin überholt habe! Dachte ich mir, als ich ihren Wagen hier stehen sehen hab. Ihr Nummernschild kam mir bekannt vor."
Clara stutzte und fragte sich gerade, wann er das gesehen haben wollte, bei der Schnelligkeit, mit der er sie auf der Landstraße überholt hatte. Sie legte ihren Kopf etwas schief und betrachtete ihn genauer. Jetzt erkannte sie diesen ungehobelten, idiotischen Raser, der mit ihr auf einer Höhe fuhr und sie auch noch anlächeln musste.
Sie antwortete nicht sofort darauf. Aber einen Kommentar kurz darauf konnte sie sich nicht verkneifen. "Denken die Männer immer nur, dass ihnen der Asphalt gehört? Sie sind genauso ein Idiot wie die anderen Halunken auch, die es darauf anlegen Unfälle zu verursachen und Unschuldige mit hineinzuziehen! Und nun gehen sie beiseite! Ich habe noch zu arbeiten!" Clara schob ihn von ihrer Fahrertür weg, denn er tat nicht dergleichen. Sie öffnete ihren Honda und stieg ein. Sie merkte nicht einmal, wie er ihr eine Karte in eine ihrer Jackentaschen schob, die sie nun auf den Rücksitz warf. Sie ließ ihn außer acht, zog die Autotür zu sich heran und steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn um und ihr Honda sprang an. Sie legte sich den Gurt um und löste die Handbremse und fuhr vom Parkplatz herunter, ohne ihm noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Er allerdings sah ihr nach mit seinen Händen in den Hosentaschen und breitbeiniger Haltung. Wie war ihr Name?
Woher kam sie?
War sie verheiratet?
Wieso machte er sich plötzlich darüber Gedanken? Es konnte ihm doch egal sein. Er war ein Frauenheld und ging mit vielen Frauen ins Bett...also warum auch nicht mit IHR? Doch sie schien keinerlei Interesse daran zu haben, annähernd Notiz von ihm zu nehmen. Damit kam er nun gar nicht zurecht. Die Frauen waren für ihn immer leichte Beute. Nur sie war es nicht.
Zu spät bemerkte Clara, dass sie während der Fahrt ihre Pumps anhatte. Wegen diesem Mistkerl hatte sie es ganz vergessen die Schuhe zu tauschen. Die Wahrheit war: Eigentlich wollte sie nur noch weg von ihm.
***
Clara kam in der Agentur pünktlich an und knallte sauer hinter sich die Eingangstür zu. Sie warf halbwegs ihre Aktentasche auf ihren Schreibtisch ihres Büros, zog ihre Pumps aus und lief wütend barfuß darin auf und ab. Ihr rechter Arm war in ihre Hüfte gestützt und mit der anderen Hand durchfuhr sie ihre schwarzen langen Haare, die sie vom Haargummi befreit hatte.
Es klopfte an ihre Tür und sie wurde halb geöffnet. Sie blieb stehen und starrte auf Veronica, die eingetreten war.
"Du bist zurück! Wie lief es heute? Kann es am Wochenende losgehen?", und Veronica hielt in ihrer Fragerei inne. Sie trat ein und blieb an dem Stuhl vor dem Schreibtisch stehen und hielt sich an der Lehne fest. "Ist alles in Ordnung?", wurde Clara von ihrer Freundin besorgt gefragt. "Hat alles soweit geklappt?", fragte ihre Freundin weiter.
Clara atmete schnell ein und aus. "Ja!...Hat es!" Langsam wurde sie etwas beruhigter und verharrte erneut in ihrer Wanderposition.
"Du bist durcheinander!", stellte Veronica fest. "ist etwas schief gelaufen?" Clara verneinte stumm. "Kann ich dir vielleicht wobei helfen, Clara?" Clara konnte nicht antworten, so derb klopfte ihr Herz bis zum Hals. "Was ist denn los?...Soll ich uns einen Kaffee bringen? Das beruhigt dich!", entgegnete Veronica.
Clara blieb endlich still stehen und stemmte ihre Arme in ihre Hüften. "Es läuft alles nach Plan!...", versicherte sie nun Veronica. "Die Speisen stehen fest mit Reihenfolge, die Tribüne ist soweit fertig, die Stühle stehen, der Salon ist geschmückt...die Belehrungen hab ich gemacht...der Strauß, die Deko, die Unterhaltungsmusik...alles geklärt...Um sechzehn Uhr treffe ich mich noch mit dem Brautpaar beim Pfarrer in der Kirche...alles nochmal durchgehen...das Gelübde und das alles drumherum...Das Kleid, die Frisur steht, der Anzug...", zählte Clara nervös alles auf.
Veronica trat auf sie zu und legte ihre Hände an Claras Schultern. "...Es läuft fabelhaft, Clara! Du machst dir zu viele Gedanken...wie immer. Und dann wird es wieder eine grandiose Party wie die letzte Hochzeit. Weißt du was? Lass uns was essen gehen.", schlug Veronica ihr vor. "Ich verhungere gleich!"
Clara zögerte noch und überlegte. §Gute Idee!", gab sie klein bei. Als Veronica sich zur Tür umdrehte, um zu gehen, blieben ihre Augen auf etwas am Boden liegendes haften. Sie bückte sich danach und hob es auf. Es war eine Karte. Sie las den Namen darauf. Dann sah sie Clara verwirrt an und zeigte ihr das Fundstück.
"Eine Visitenkarte.", gab sie ihr zu verstehen.
"Wer ist...Parker?...Ich wusste nicht, dass du einen Freund hast!", gestand sich Veronica ein.
"Hab ich auch nicht!", konterte Clara sofort und kam verwiirrt und doch etwas neugierig auf ihre Chefin zu.
"Hier steht der Name - Parker - auf der Vorderseite drauf.", las Veronica nochmal laut vor.
"Parker?...Wer?", wiederholte Clara die Frage ihrer Freundin.
"Das steht hier...Parker...Banks...", las Veronica laut vor und drehte die Karte schließlich um. "...Und hier steht seine Nummer...Nehme ich jedenfalls an.", und sie gab sie an Clara weiter.
Clara drehte sie vor und zurück und las den Namen darauf.
"Ein neuer Kunde für uns?", wollte Veronica wissen.
Clara las sich den Namen noch einmal leise durch. "Nie gehört!...", sagte sie schließlich. "Komisch!...Wo kommt die denn her? Die lag da noch nicht, als ich hier herein kam."
"Vielleicht ist sie dir irgendwo raus gefallen...aus deiner Jacke vielleicht!", überlegte Veronica laut.
Clara las sich immer wieder den Namen auf der Karte durch. War das der Name dieses ungehobelten Kerls, der ihr die Autotür vor der Nase zugemacht hatte?
Sie hatte sein Gesicht vor ihren Augen und sie hörte ihn leise flüstern: "Ja!...Ich will!" Diese raue Stimme sorgte bei ihr für enorme Gänsehaut.
Clara schüttelte ihre Gedanken an ihn ab und warf die Karte in den Mülleimer.
"Was tust du denn da?", fragte Veronica sie.
"Gehen wir essen! Ich verhungere gleich!", entgegnete Clara auf diese Frage ihrer Chefin. Sie musste hier raus und einen klaren Kopf bekommen. Also nahm sie ihre Jacke und ihre Tasche und verließ ihr Büro.
"Okay! Gehen wir!", freute sich Veronica und folgte ihr. Die Beiden verließen die Agentur und Veronica drehte das Schild an der Tür um.
"Mittagspause!
Wir haben geschlossen!
Der Hunger plagt uns!
Sind bald wieder zurück!
Ihr Team Braven & Channing!"
Die beiden Frauen waren pünktlich wieder um halb vier in der Agentur zurück, nachdem sie sich an einem Hotdog - Stand um die Ecke etwas Nahrhaftes geholt hatten. Punkt sechzehn Uhr traf sich Clara dann mit Milla und Barkley beim Pfarrer zur Generalprobe für Samstag. Und irgendwann war der Feierabend eingezogen. Veronica schloss am Abend die Agentur zu und übergab Clara die Ehre, die Alarmanlage zu sichern.
"Was machst du heute noch Schönes?" , fragte Veronica sie, während die beiden Frauen zum Parkplatz zu ihren Autos gingen.
"Ich bin zum Essen verabredet...meine Großmutter hat einen Tisch reserviert. Und wenn ich mich jetzt nicht beeile, komme ich wohl zu spät...Wir sehen uns morgen Veronica!", und Clara öffnete ihr Auto.
"Dann breite deine Flügel aus und schwinge dich auf in die Lüfte. Beeile dich, sonst kommst du wirklich noch zu spät. Und lasst es euch schmecken. Wir sehen uns dann morgen in aller Frische...Gute Nacht Clara!"
"Gute Nacht Veronica!", und jede stieg in ihr Auto ein.
Wörter: 1834
Clara schaute auf ihre Armbanduhr, als sie ihren Honda auf dem Parkplatz vor dem Restaurant eingeparkt hatte...fast fünf Minuten zu spät zur Verabredung mit ihrer Großmutter. Schnell verließ sie ihren Honda und schloss ihn ab. Sie hängte sich ihre Handtasche um und flitzte über den Parkplatz ins Restaurant hinein. Sie schaute sich im Restaurant um und hielt Ausschau nach Valeria Channing. Diese saß nicht weit von der Bar entfernt und winkte ihrer Enkelin zu. Clara ging zu ihr. "Da bist du ja mein Kind! Ich dachte schon, du hast mich vergessen.", grinste Großmutter Valeria ihre Enkelin an, die endlich, nach fünf Minuten der Treffpunktzeit zu spät, im besagtem Restaurant eingetroffen war.
"Verzeih die Verspätung, Großmutter!...Ich mache es wieder gut...Versprochen!", entschuldigte sich Clara bei ihr und begrüßte sie eilig mit einem Wangenkuss und einer Umarmung. Ihre Großmutter dankte es ihr mit einem belohnendem Großmutter - Lächeln und tätschelte Claras linken Arm, der um ihren Oberkörper lag. "Das brauchst du nicht, mein Kind! Du bist jetzt hier und ich freue mich sehr darüber...Komm, setz dich! Ich war so frei und hab uns schon etwas zu Trinken bestellt."
"Das hört sich doch gut an, Großmutter!", und Clara ließ sie los, um sich ihren Mantel auszuziehen. Die Empfangsdame nahm ihn ihr ab, die Clara an den Tisch zu ihrer Großmutter geleitet hatte. Die Frau hängte ihn an dem Kleiderständer, der sich hinter Clara an der vertäfelten Wand befand. "Ich danke Ihnen!", bedankte sich Clara mit einem überaus freundlichem Lächeln bei ihr und zog sich den Stuhl zurück und setzte sich lächelnd ihrer Großmutter gegenüber.
"Wie laufen die Vorbereitungen für die Hochzeit, Clara?", fragte Valeria ihre Enkelin neugierig und nahm einen Schluck aus ihrem Glas Rotwein, dass der Kellner gerade vor ihr abgestellt hatte.
"Noch zwei Tage, dann wird es ernst für die Beiden. Ein erstklassiges Hotel mit bestmöglichen Aussichten auf den Strand und das Meer, ein traumhaftes Brautpaar und wundervolles Wetter...Was will man mehr, Großmutter?", berichtete Clara erfreut.
Valeria lächelte erst, doch dann stockte sie. "Welches Hotel hast du gewählt, mein Kind?"
"Das Summerbeach am Meer. Das sind ungefähr zwanzig Minuten Fahrt von hier. Der Inhaber ist Mister Mario Banks. Er ist sehr nett und sehr höflich und zuvorkommend...Großmutter?", unterbrach Clara ihre Unterhaltung. Valerias Gesicht war bleich geworden wie eine Wand aus Kalk. Ihre grauen Augen waren weit geöffnet und blickten über Claras Kopf und blieb an einem Punkt starr hängen und ihr smartes Lächeln war verschwunden.
"Großmutter?...Was ist denn? Geht es dir nicht gut?", fragte Clara sie besorgt und griff nach ihrer linken Hand, die auf dem Tisch neben dem Glas gefüllt mit Rotwein lag. "Ist etwas nicht mit dem Wein in Ordnung? Sollen wir einen anderen bestellen?"
Valeria fand ihre Stimme wieder und sprach fixiert auf den jungen ihr gegenüber: "Mit dem Wein ist alles in Ordnung mein Kind!...Ich denke gerade, dass ich Geister sehe.", faselte sie.
"Geister?...Wovon redest du da?", fragte Clara besorgt...und...da war sie wieder...diese Stimme von heute morgen...sehr tief, als ob der Bass einer Box ordentlich brummte.
"Guten Abend die Damen!...Ich will ihr Beisammen sitzen nicht stören!" Dann sprahc er direkt Clara an. "Sie haben mich nicht angerufen, Miss!.."
Clara lief es gänsehautmäßig den Rücken herunter. Sie hätte beinahe den Inhalt ihres Glases verschüttet, nachdem sie sich so erschreckt hatte. Wie hatte er sie gefunden? Was zum Henker suchte er hier?
Und er redete weiter. "Ich habe darauf gewartet, dass ich heute ihre Stimme noch einmal hören würde. Doch mein Handy blieb leider stumm..."
"Ist auch besser so! Finden Sie nicht?", knirschte Clara ihn an, ohne sich nach seinem Gesicht umzudrehen.
"Sollte ich jetzt deswegen enttäuscht darüber sein?", hörte sie die männliche tiefe, raue Stimme zu ihr sagen...hinter ihrem Rücken und in ihr rechtes Ohr flüsternd.
Clara kniff ihre Augen zusammen. Dann starrte sie ihre Großmutter entsetzt an. "Was wollen Sie von meiner Enkelin?", fragte Valeria ihn gerade heraus. "Kennt ihr euch?", fragte Clara ihre Großmutter geschockt, als ihre Blicke abwechselnd zu ihrer Großmutter und zu Parker schweiften.
"Schön sie wieder zu sehen Miss Valeria! Wenigstens dieses Mal unter anderen erfreulicheren Umständen.", entgegnete Parker Großmutter Valeria gegenüber.
Clara sammelte gerade Luft und kam wieder zu sich. "Großmutter? Woher kennt ihr euch beide?", fragte Clara abermals schockiert. "Was meint er unter anderen erfreulicheren Umständen?" Clara wusste gerade nicht, wie sie damit umgehen sollte. Ihre Großmutter blieb ihr die Antwort schuldig.
Valeria konnte es nicht glauben. Nach all den Monaten begegneten sie sich wieder...sie und Parker Banks...hier im Restaurant. Der Moment, in dem sie ihn kennenlernte, war kein schöner Anblick. Hoffentlich verriet er ihrer Enkelin nichts. Das war jetzt ihre einzige Sorge.
"Entschuldige Großmutter! Ich...Ich hab da noch etwas zu erledigen."
Clara drehte sich um und blickte in die Augen des Mannes, der hinter ihrer Lehne hockte und der ihr heute morgen am Traualtar auf der Tribüne zugeflüstert hatte. Er hockte jetzt tatsächlich hinter ihrem Stuhl und sein linker Arm lag relaxt auf ihrer Stuhllehne. Er nickte auf Augenhöhe mit Clara.
"Wieso sollte ich Sie anrufen?", und sie schob knurrend seinen Arm von der Lehne herunter.
"Um ihre Antwort zu hören auf meine Aussage an der Tribüne heute morgen.", klärte er sie lächelnd auf.
"Das hatte ich nicht vor, wozu auch? Ich habe nicht die Absicht Ihnen eine besagte Antwort darauf zu geben. Ihre geheimnisvolle Karte ist in meinem Papierkorb in meinem Büro gelandet...Sagen Sie mal, verfolgen Sie mich etwa?", fragte sie ihn leicht erzürnt.
Er lächelte sie an und antwortete mit einem klaren: "Nein!...Keineswegs!...Ich bin hier verabredet...Sie sagten...in dem Papierkorb in ihrem Büro?...Das ist traurig zu hören...und heftig.", tat er leicht verletzt.
Clara sah sich in dem Restaurant um und entdeckte eine Frau mit leicht rötlichen Haaren an der Bar, die immer wieder zu ihnen an den Tisch sah und ungeduldig auf ihn wartete. "Finden Sie sich damit ab, dass ich keinerlei Interesse daran habe, mich mit Ihnen zu unterhalten. Macht es Ihnen Spaß, andere Leute zu erschrecken und deren Gespräche zu belauschen?", zog sie ihn etwas sauer auf, ohne die Frau an der Bar aus den Augen zu verlieren. War sie etwa gerade eifersüchtig auf diese Rothaarige an der Bar? Natürlich nicht! Sie mochte ihn nicht mal. Er war ungehobelt und arrogant und dachte womöglich, dass er jede Frau, sie eingeschlossen, ins Bett kriegen würde. Nicht mit ihr! Nicht mit Clara Channing!
"Nein!", erwiderte er lächelnd.
Clara zuckte zusammen, als sie wieder seine tiefe, raue Stimme neben sich hörte und sie wand ihr Gesicht ihm zu. Sie blieb seinem Blick standhaft und meinte: "Ich kenne Sie nicht und Sie will ich auch nicht kennen müssen! Sie sollten gehen, denn Sie sind hier nicht erwünscht Mister...", fluchte Clara nun genervt. Woher kam er so plötzlich? Sie war keine zehn Minuten hier und er hatte nichts Besseres zu tun, als sich an sie heran zu pirschen und sie zuzutexten, zum zweiten Mal heute. Von wegen enttäuscht und gewartet und was sollte dieses Gerede, von wegen anrufen und so? Hatte er nichts anderes zu tun, als ihr irgendwo aufzulauern? Wer war dieses arrogante, eingebildete..Sollte er sich doch zu dieser Rothaarigen scheren, die mit ihrem eisigen Blick Clara töten könnte.
"...Parker!", beendete er ihren Denk - Satz in ihrem Kopf und stellte sich ihr mit vorgestreckter Hand vor.
"Ist mir egal!", dementierte Clara und blinzelte.
Er stand aus der Hocke auf und straffte seinen Anzug und räusperte sich nebenbei ein wenig. Dann hörte sie, wie er zu ihr sagte: "Sie sollten die Nummer benutzen, Miss! Sonst verpassen Sie noch den größten Spaß ihres Lebens!", und er ließ sie einfach stehen und verließ wohl etwas gekränkt den Tisch und ging zur Bar. er legte der Rothaarigen seinen linken Arm um ihre Hüften. Doch seine Augen suchten Clara ihre und er schaute zu ihr herüber. Parker nahm das Whiskeyglas des Barkeepers entgegen und prostete Clara zu. Clara hatte einen dicken Kloss der Enttäuschung in ihrem Hals stecken. Dachte ich mir! Er ist genauso ein Arsch wie...begann es in ihrem Kopf zu arbeiten. Wieso musste sie gerade an ihn denken. Das ist doch Geschichte...Vergangenheit. Als sie sich in ihrem Gedanken ertappt fühlte, begann sie schnell zu atmen und drehte sich rasch zu ihrer Großmutter um und schüttelte ihren Gedanken der Vergangenheit ab. Clara war stinksauer und platzte gleich vor innerer Wut. Von welchem Spaß redete er eigentlich? Betthäschen - Zeit oder was? Ihr war der Abend soeben vergangen. Am liebsten wäre sie jetzt lieber aufgestanden und nach Hause gefahren. Aber das wollte sie ihrer Großmutter nicht antun. Deshalb versuchte sich Clara zu sortieren.
Ihre Großmutter schien auf eine Erklärung von ihr zu warten und Clara wusste selbst nicht, was sie darauf antworten sollte.
"Großmutter...Ich...!", begann Clara zu sprechen.
"Du musst mir nichts erzählen, worüber du sowieso keine Lust hast zu reden, mein Kind...Ich hatte den Eindruck, dass er irgendetwas von dir wollte.", belächelte sie schelmisch die Situation.
Ja, na klar! Doch ich will nichts von ihm!, schwirrte ihre Antwort wütend darauf in ihren Gedanken. So anziehend und charmant ist er nun auch wieder nicht!, legte sie ihre Gedanken endlich beiseite. Ist das wirklich so? War er ihr wirklich so egal, wie sie behauptete? Was meinst du?
Ihre Großmutter pfiff derweil noch einmal nach dem Kellner, um das Essen zu bestellen. "Lass uns bestellen, ich habe großen Hunger mitgebracht, mein Kind...Deswegen sind wir ja heute Abend hier. Lassen wir uns von dieser Sorte - Mann - nicht den Abend verderben."
Clara versuchte ein Lächeln für ihre Großmutter aufzusetzen, die vor ihr ein Geheimnis zu haben schien. Ich weiß ja nicht, wie der Abend meiner Großmutter aussieht, aber meiner ist so eben flöten gegangen., ging es Clara durch den Kopf und sie drehte ihren Kopf noch einmal leicht und unbemerkt zu ihm und der Frau an die Bar. Die Rothaarige war gerade dabei, ihm seine Knöpfe seines weißen Hemdes zu öffnen und ihre Lippen an seinem Hals zu vergraben.
Das ist so abartig eklig! Nehmt euch ein Zimmer!, dachte Clara und drehte sich wieder um und nahm die Speisekarte zur Hand, die ihr der Kellner hingelegt hatte. Dann sah sie ihre Großmutter ernst an. "Woher kennt ihr euch?"
Der nächste Tag:
Clara lief in der Hotelküche jede Kochstation ab, die sich um das Menü für die Hochzeit kümmerte. Nebenbei erstellte sie in ihrem Notizbuch die kleinen Menütabletts mit den kleinen Häppchen drauf, die während der Hochzeit von den Kellnern zwischendurch serviert werden sollten, wenn sie durch die Reihen gingen.
Sie zeichnete ein paar Skizzen in ihr Notizbuch, wie das Büfett gestellt werden sollte und auf welchem Platz des Büfetts welches Gericht zu stehen vermochte, wo das Besteck zu liegen hatte - schon auf den runden Tischen, an denen die Gäste ihre Plätze einnehmen würden oder mit auf dem Büfetttisch. Clara dachte und plante alles durch, bis in das letzte kleinste Detail. Sie hielt nach ihrem Rundgang in der Küche eine kleine Dankes - Ansprache an die Mitarbeiter und lobte sie für ihre gute, ausgezeichnete Arbeit. Alle klatschten ihr Beifall zu. Dann verließ sie die Küche.
Als nächstes betrat sie den Salon, in dem sich das Ereignis für einen ganzen Tag abspielen sollte. Eine Mitarbeiterin aus dem Hotel kam auf sie zu und übergab ihr die Platzkärtchen für die eingeladenen Gäste. "Die wurden heute morgen hier abgegeben Miss Channing!"
"Ich danke Ihnen!", bedankte sich Clara und griff nach dem Umschlag mit den Tischkarten darin. Die Tische waren rund, an denen jeweils sechs Gäste Platz hatten. Sie inspizierte die Gestecke in der Mitte der Tische, fünfzehn Tische an der Zahl. Die Gestecke bestanden aus einem zwanzig Zentimeter hohem Cognac - Schwenker aus Glas, dessen Boden mit weißen Kieselsteinen ausgelegt war. In der Mitte stand eine weiße Kerze mit goldenen Punkten ringsherum verziert. Um die Kerze herum lag eine kleine Rosenkette mit weißen Rosen und weißem Schleifenband.
Mit Absprache des zukünftigen Ehepaares verteilte sie nun die Sitzplätze anhand der ihr zur Verfügung gestellten Platzkarten, die sie nun in ihren Händen hielt. "Na dann mal los!", sagte sie sich. Selbst diese Aktion hielt sie anhand ihrer Skizzen in ihrem Notizbuch fest.
Sie war mit dem ersten Tisch fertig, als sie wieder diese männliche, raue Stimme in ihren Ohren zu hören bekam. "Onkel Fallon?...", las er laut über ihrer rechten Schulter den nächsten Namen des Gastes in ihren Händen vor, dessen Platzkärtchen sie gerade auf dem Tisch an den dazu gehörigen Stuhl abzustellen gedachte. Clara schloss ihr Notizbuch und klemmte es sich an ihre Brust und wiederholte das, was die Stimme von sich gab. "Ja!...Onkel Fallon!..." Sie drehte sich zu der Stimme um und stellte die Frage. "Was spricht dagegen?...Ich höre!...Was ist mit Onkel Fallon?"
"Ehm!...Nun ja! Sollte er nicht woanders sitzen?", fragte die Stimme sie. Parker Banks!!!... Natürlich!...Wer denn sonst? Musste er wieder seinen Senf dazu geben? Konnte er sie nicht einfach in aller Ruhe ihre Arbeit machen lassen? Musste er sich wieder einklinken? Hatte er nicht irgendetwas anderes zu tun, als ihre Zeit zu verschwenden? Sollte er doch zu dieser Rothaarigen gehen, die ihn gestern, wenn es nach ihr ginge, auf dem Stuhl die Beine für ihn breit gemacht hätte. Clara war erschüttert über ihren Gedankengang, der wohl von etwas Eifersucht hervorgerufen wurde. Er war ihr egal. Das hat sie ihm doch gestern ausdrücklich gesagt. Also weswegen sorgte sie sich eigentlich?
Sie riss sich zusammen und reagierte freundlich auf seine für sie überflüssige Frage. "Er ist verheiratet...mit seiner Frau...und das, was weiß ich wie lange schon. Also wird er brav neben seiner Frau sitzen und die Hochzeit genießen...genau neben seiner Ehefrau!", betonte Clara außerordentlich deutlich. "Keine Ahnung, was Sie gegen ihn haben!"
"Sie kennen Ihn wohl nicht?", fragte er sie herauslockend. Was wollte er ihr denn damit sagen?
"Ich weiß nur, dass er ein geladener Gast der Hochzeit ist. Also wird er seinen Platz neben seiner Ehefrau erhalten! So, wie es das Brautpaar für ihn vorgesehen hat Mister Banks!", beendete sie die Diskussion um Mister Fallon.
"Neben seiner Ehefrau?", stutzte Parker.
"Jawohl! Neben seiner Ehefrau! Wieso eigentlich nicht? Was gefällt Ihnen denn nicht an dieser Sitzordnung, Mister Banks?", entgegnete Clara genervt von seiner Anwesenheit.
Er beugte sich zu ihr an ihr rechtes Ohr herab und begann ihr etwas hinein zu flüstern. "Er hat eine Geliebte!" Clara zog entsetzt ihren Kopf weg. Parker stand ihr sehr nah und sein Gesicht war nicht weit weg von ihrem. Er hatte sich etwas zu ihr herabbeugen müssen, um es ihr zu erzählen. Es reichte ihr schon seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren, der ihr hochkarätige Gänsehaut verursachte.
"Ist das so?", fragte sie ihn bestürzt.
Er grinste smart und antwortete mit einem festen: "Ja!"
"Das haben Sie sich jetzt nur ausgedacht, dass ich die Beiden getrennt setze oder? Oder wollen Sie mich in ein skandalöses Gespräch darüber verwickeln? Ich finde es nicht geschickt von Ihnen, zumal ich die Fallons nicht persönlich kenne oder liege ich da falsch?"
Parker druckste etwas herum, ehe er ihr antwortete. "Sie liegen falsch, Miss Channing! Setzen Sie die Beiden auseinander, sonst wird es Reibereien geben und die Hochzeit wird vorzeitig beendet sein. Und der schönste Tag des Brautpaares wird ruiniert! Finden Sie nicht, dass Sie etwas Schuld dazu beigetragen haben werden?"
"Ich habe meine Anordnung, Mister Banks! Wie kommen Sie dazu, mir ins Handwerk zu pfuschen und nicht nur in meines, sondern auch in das des zukünftigen Brautpaares?" Clara stellte an Tisch "Drei" die Kärtchen der Reihe im Kreis nach an die dazu gehörigen Plätze auf. Dann hielt sie in ihrer Arbeit inne und starrte Parker Banks an. "Glauben Sie allen Ernstes, dass Misses Fallon die Hochzeit boykottiert und mit ihrem etwas jüngeren Geliebten hier auftauchen wird, nur um ihrem Ehemann zu beweisen, dass die langjährige Ehe mit ihm beendet ist?...Finite?...Geschichte?", stocherte sie Parker grimmig von der Seite an.
"Pssst!...Pssst!...Reden Sie etwas leiser darüber! Man kann uns hören!", stoppte Parker Clara in ihrer Philosophie.
Clara sah sich im Salon um und stellte fest, dass sie mit Parker allein hier drin war. "Was regen Sie sich so auf? Ist doch keiner weiter da, der unser Gespräch hört!...Sie haben damit angefangen, schon vergessen?...Sagen Sie mal, woher wissen Sie eigentlich davon?...Weiß die Braut darüber bescheid, was ihre Tante Fallon so treibt?", fragte sie ihn schroff und wünschte sich insgeheim, dass er endlich aus dem Salon verschwinden würde.
"Ich höre so Einiges, Miss Channing! Entweder kommt sie mit ihrem Neuen oder bleibt ganz weg. Aber das glaube ich wohl eher nicht! Sie wird sich den Spaß und die Party auf keinen Fall entgehen lassen. Sie ist ein berüchtigtes Partygirl!", redete Parker drauf los und lief Clara die ganze Zeit hinterher..."Und was Onkel Fallon betrifft: Ihn habe ich selbst mit seiner neuen Geliebten erwischt...hier im Hotel...vor ein paar Monaten...in meinem Badezimmer...unter der Dusche...mit dieser Frau...nackt!", betonte er grinsend.
Clara stoppte ihn, denn sie hatte genug von Onkel und Tante Fallon gehört. "Okay! Das reicht!...Ersparen Sie sich die Details!"
Er lief ihr nach und bombardierte sie weiter mit Einzelheiten über jeden Gast, bis sie auszuflippen drohte. "Okay! Schluss damit!", fuhr sie ihm über seinen Mund. "Woher kennen Sie all diese Leute? Über jeden von Ihnen haben Sie etwas zu erzählen oder zu tratschen! Sind Sie Reporter oder einer von den Papparazzi?", stellte sie ihm wütend diese Frage.
"Die Braut...Milla Owen...ist meine Cousine, Miss Channing!", antwortete er ihr trocken mit seinen Händen in seinen Anzughosentaschen. "Ihre Mutter ist die Schwester meines alten Herren."
Clara drehte sich mit ihrem Gesicht weg von ihm. "Oooooh! Das erklärt natürlich so einiges!", raunte sie vor sich hin. Deshalb wusste er auch über alles und jeden Bescheid...vor allem über Misses und Mister Fallon.
Clara hörte plötzlich Absätze hinter ihrem Rücken, die ordentlich laut auf dem Parkett aufkamen und eilig darüber hinweg fegten. Eine etwas ältere Frau kam neben den Beiden zum Stehen und erhob ihre drohende Stimme. "Hier steckst du also? Da kann ich ja lange suchen! Was machst du hier, Darling? Ich suche dich schon die ganze Zeit! Und dann finde ich dich hier im Salon. Ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen!", redete sie auf Parker ein, der sie nur ignorierte und an ihr vorbei sah. Sein Blick war auf den weißen Strand hinter diesen großen bodentiefen Sprossenfenstern gerichtet. Letztendlich fuhr er der älteren Frau über ihren Mund, als er genug gehört hatte. Der Frau schien es egal zu sein, dass Clara in der Nähe stand und jedes Wort ihrer Beschimpfungen vernahm.
"Mutter!...Wozu denn? Ich arbeite!", lenkte er nun doch die Aufmerksamkeit mit seine Händen in den Hosentaschen versenkt, auf diese Frau, die er - Mutter - nannte.
"Arbeiten? Nennst du das hier arbeiten?", fluchte sie und klopfte ihm heftig die Morgenzeitung auf die Brust. Sie war dürr. Ihre Knochen konnte man erkennen. Das Kleid, in Schwarz gehalten, schnürte sie ab wie Schneewittchen, kurz vor deren Ohnmacht. Ihre Oberweite war ziemlich an den Oberkörper gepresst und drohte über den Rand des Kleides hinaus zu hüpfen. Ihre schwarz - leicht angegrauten Haare im Popschnitt lagen streng nach hinten gekämmt und mit viel Pomade zugeklebt an ihrer Kopfhaut. Die Schuhe trugen einen Absatz, der höher war, als die von Claras Pumps, die sie heute trug. Sie selbst hatte eine Länge von zehn Zentimetern an ihren Füßen. Doch die ältere Frau hatte mehr davon zu bieten. Ihr Gesicht war mit einer Menge Makeup zugeschmiert. Sie wollte wohl ihre Falten verbergen, die bereits ihr Gesicht zierten, um sich jünger zu präsentieren, was ohnehin nicht mehr möglich und aufzuhalten war.
Misses Banks schlug ihm die Morgenpost entgegen und fluchte, während die Zeitung an Parkers Oberkörper abprallte und zu Boden fiel. "Eines deiner Flittchen hat sich wieder mal gerühmt und euer Techtelmechtel öffentlich gemacht. Es steht alles hier drin.", und sie klopfte ihm mit der Zeitung auf seinen Oberkörper. "Wieder zehrt unser Ruf daran!", beklagte sie sich bei ihrem Sohn.
Wieder?, stellte sich Clara die Frage. Etwa die Rothaarige von gestern Abend?, ging es ihr im Kopf herum. Clara, die die ganze Zeit neben den Beiden stand, streckte mit einem leichten Lächeln Parkers Mutter ihre rechte Hand entgegen, um die angespannte Situation im Salon zu lockern. "Guten Morgen!", begrüßte Clara sie freundlich. Jedoch wurde ihr höflicher Gruß missbilligend von Parkers Mutter abgewehrt. Ihre Augen, deren Lider sich vor lauter Wimperntusche kaum offen halten konnten, musterten Clara von oben nach unten und wieder zurück.
Dann kam er...Von ihr...
Dieser verhasste, berüchtigte Spruch, den nur eine Frau wie sie, so eingebildet, arrogant und gleichgültig, in einem höheren Stand der Menschheit, dem Stand der Reichen und Luxuriösen, zu ihrem Besten geben konnte.
"Und. Wer. Sind. Sie?", fragte Parkers Mutter sie schnippisch und gleichgültig sowohl auch herablassend.
"Mutter? Darf ich vorstellen? Das ist Miss Channing...!...Miss Channing?...Meine Mutter!", stellte Parker die beiden Frauen gegenseitig vor.
"Miss...Channing!", wiederholte Parkers Mutter den Namen gelangweilt und verdächtig herablassend.
"Clara!...Ich heiße Clara!...Wir haben per Email miteinander kommuniziert? ", gab Clara klein bei.
Parkers Mutter dachte nicht im Traum daran, ihr die Hand zum Gruß zu reichen. Von welchen Emails sprach diese Person da gerade? Ach ja! Sie erinnerte sich vage daran. Anstatt ein vernünftiges, geschäftliches Gespräch mit Clara zu führen, fielen ganz andere Worte und Manieren von ihr ab und richtete sie garstig an ihren Sohn Parker. "Was sucht Sie hier? Wer ist diese Person?"
"Sie ist Miss Channing...Mutter!", wiederholte Parker seine Worte.
"Lüg mich nicht an Parker! Sie ist eine deine Betthuren! Gib es doch zu!", knirschte sie ihren Sohn an.
Parker sah Clara an, die etwas zusammen fuhr, als seine Mutter diesen Ton gegen sie ansetzte und sie eine von seinen...betitelte. Clara konnte dieses bösartige Wort gar nicht aussprechen. "Entschuldigen Sie mich kurz! Ich habe glaube ein Wörtchen mit meiner Mutter zu sprechen!", wollte Parker das Zusammentreffen entspannten und er griff seine Mutter an ihren linken Oberarm und zog sie ein ganzes Stück weg von Clara, damit sie von der Boshaftigkeit seiner Mutter nichts mehr mit bekam und davon verschont blieb. Doch das Unheil wurde bereits angerichtet.
"Was sollte das gerade Mutter?", fragte Parker seine Mutter aufgebracht.
"Wie konntest du es wagen?", zischte sie energisch.
"Ich weiß nicht, was du meinst, Mutter!", konterte er zurück.
"Ist das nicht so eine von deinen wilden Bettgeschichten, die du jeden Abend mit nach Hause bringst? Sieh zu, dass Sie von hier wieder verschwindet! Wir brauchen nicht noch mehr Gerede über dich und unser Hotel, das immer wieder negative Schlagzeilen in der Presse macht, weil sie dich irgendwo mit einer nackten Frau geblitzt haben. Das hört mir auf, Parker Banks! Das Schlimmste daran ist auch noch, dass deine weiblichen Eroberungen nach jeder Nacht sich mit dir rühmen und damit an die Öffentlichkeit gehen und jeden von der Presse über jedes perverse, sexuelle Detail klatschen und tratschen, was du mit ihnen im Bett oder in der Wanne oder unter der Dusche mit ihnen angestellt hast."
"Dann verklag sie doch alle! Somit bekommst du dein Geld, das den großen Schaden unseres Rufes ausgleicht, Mutter! Also schieb hier keine Panik!", erklärte Parker seiner Mutter stinksauer. Es war ihm so schon peinlich genug, dass sie über solche Dinge vor sprach...in Anwesenheit von IHR...Miss Channing. Er hatte Clara beobachtet, wie deren Augen größer wurden bei jeder Ausführlichkeit von Mutter Banks, die sicher nicht zu überhören waren. Der Schall in diesem Salon gab sein Übriges dazu. Claras geweiteten Augen schwangen gereizt und empört von ihm zu seiner Mutter und wieder zu ihm zurück. Was ging gerade in ihrem hübschen kleinen Köpfchen vor sich? Die Ereignisse überschlugen sich wohl gerade?
Peinlicher ging's gar nicht mehr. "Mutter!!!... Würdest du...?", versuchte er seine Mutter wütend zu stoppen.
"...Was?...", keifte sie ihn an. "Verträgst du etwa die Kritik nicht, mein Sohn? Beende die sportliche Matratzengymnastik mit dieser ...dieser kleinen Hure hier, bevor sie irgendwelche Bälger von dir aussetzt. Auf die Großmutter - Spielchen habe ich keine Lust und Zeit dafür schon gar nicht!", giftete sie im Salon auf Parker ein. "Schick Sie endlich zum Teufel und zum Hotel hinaus! Und ich rate ihr keinen weiteren Fuß in dieses Hotel mehr zu setzen! Wenn du es nicht tust, werde ich das erledigen!", und sie ging zurück und trat mit einem tödlichen Blick auf Clara zu.
"Das wirst du nicht tun, Mutter! Das lässt du schön bleiben!...Sie bleibt hier!" Parker wurde jetzt ebenfalls seiner Mutter gegenüber laut. "Sie ist nicht eines von meinen Betthäschen, um es mal etwas charmanter auszudrücken, Mutter!"
Wenn der garstige Blick Parker töten könnte, läge er jetzt reglos auf dem Parkettboden.
"Was erdreistest du dich, gegen mich das laute Wort zu erheben, Junge?", fauchte sie ihren Sohn nun an. "Deinen Widerspruch kannst du dir sparen! Ich habe mir deine Schmach lange genug angesehen! Was muss ich denn noch alles erdulden, bis du zur Vernunft kommst und dir die Hörner abgestoßen hast, Parker!...Andere in deinem Alter sind verheiratet und haben Familie!...Gott vergebe mir, dass ich einen Sohn geboren habe, anstatt einer Tochter!"
"Glaubst du etwas, dass eine Tochter besser und ruhiger gewesen wäre als ich?", entgegnete Parker grimmig.
"Mir wäre mehr Ärger erspart geblieben! Du würdest das eh nicht verstehen!", spottete sie.
"Wieso sollte ich das nicht verstehen Mutter? Lass mich raten! Weil ich keine Frau bin wie du? Eine Tochter hätte genauso viel Ärger mit sich gebracht...wie ich auch! Wir sind von deinem Blut! Das sagt doch schon Vieles oder nicht? Von irgendwem müssen wir doch diesen Trieb zur Matratzengymnastik haben! Ich weiß über deine Affären bescheid Mutter! Also tu nicht so scheinheilig!...!", enthüllte Parker sein lang gehütetes Geheimnis, was seine eigene Mutter betraf. Seit wann wusste er eigentlich davon?
"Woher...?", war sie verblüfft. "Spionierst du mir etwa nach?"
"Nein! Das ist nicht notwendig Mutter!...Es ist unwichtig, woher! Es reicht, dass ich es weiß!", knurrte Parker vorwurfsvoll.
Seine Mutter wurde zornig und richtete ihre Worte an Parker, ehe sie sich startklar machte, um Clara ein paar Takte zu erzählen. "Sie fliegt hier raus und zwar sofort...auf der Stelle! Und wage es dir ja nicht, noch irgend so eine Bordsteinschwalbe anzubringen...!"
"...Was dann Mutter?", knurrte Parker seine Mutter wutentbrannt an.
"Wirf SIE hier raus, Parker!", entgegnete sie spitz und fletschte schon ihre Zähne.
"Das werde ich nicht tun!", sperrte sich Parker dagegen.
"Nun gut! Dann wird sich dein Vater um diese Angelegenheit kümmern!", drohte sie ihm an.
"Nur zu! Ruf ihn her! Dann kannst du ihm ja endlich dein Geheimnis Preis geben!...Ach! Noch etwas!...Er hat Miss Channing herzlich eingeladen!", gab Parker seiner Mutter zu verstehen.
"Er!...Hat! ...Was?", fragte seine Mutter perplex und sah Clara abermals respektlos und tödlich an.
Parker stellte sich schützend vor Clara und sagte schließlich zu seiner Mutter: "Sie wird hier bleiben! Und das ist mein - fast - letztes Wort, Mutter!...Das ist Miss Clara Channing! Sie kommt von - Braven & Channing - die Event - und Weddingplaner - Agentur. Sie hat mit dir Emails ausgetauscht wegen der Hochzeit von Milla! Hast du Miss Channing nicht zugehört?...Hör zu Mutter! Sie wurde von meiner Cousine engagiert, um ihre Hochzeit für Samstag zu organisieren. Miss Channing hat bisher großartige Arbeit geleistet und alles bis ins kleinste Detail geplant. Damit meine Cousine eine wundervolle, unvergessliche Hochzeit hat...und DU...DU beschimpfst Miss Channing als meine Bettgeschichte oder Bordsteinschwalbe? Wäre es nicht tragbar und verzeihlich, sich bei ihr zu entschuldigen?...Das ist wohl das Mindeste oder nicht?", forderte er seine Mutter wütend auf.
Parkers Mutter stand mit geweiteten Augen vor Clara und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte sich wage an einen Email -Austausch erinnern. Woher wusste sie, dass diese Frau diejenige ist, für die sie sich ausgab und die arrangiert wurde? Sie dachte bis jetzt, dass diese junge Frau eine von den vielen Groupies sei, die ihr Sohn hin und wieder mit nach Hause brachte, mit ihnen Sex hatte und sie dann fortschickte.
Doch die Stimme ihres Sohnes drang an ihr linkes Ohr. "Du solltest dir lieber Gedanken um deine Schwägerin und um ihren Noch - Ehemann machen! Anstatt andere Menschen zu beschimpfen und zu betiteln...und zu beleidigen, wie es dir gerade passt!...Von deiner Schwägerin Mutter!...Denn von da wird die Gefahr kommen, dass Millas Hochzeit platzen wird! Vielleicht täusche ich mich ja! Vielleicht wirst du ja auch die Hochzeit sprengen!", knurrte Parker vor seiner Mutter.
"Wieso sollte ich das tun? Für was sollte ich mich entschuldigen?", führte sich Parkers Mutter entrüstet ihm gegenüber auf.
"Ich muss mich wohl etwas deutlicher wiederholen!...Du hast sie beleidigt und beschimpft und barbarisch betitelt, Mutter! Also tu es, ansonsten wird Miss Channing die gesamte Organisation der Hochzeit an den Nagel hängen. Dann wirst du diejenige sein, die meiner Cousine erklären muss, weshalb Miss Clara Channing ihre Hochzeitsvorbereitungen über den Haufen geworfen hat. Und glaub mir, ich möchte dann nicht in deiner Haut stecken. Denn das wird nicht glimpflich für dich ausgehen, Mutter! Vielleicht wirst du ja auch ausgeladen!? Du wirst sämtliche Kosten an Millas Vater zurückerstatten müssen und das wird nicht wenig sein. Also?...Du hast die Wahl!"
Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn war hier wohl nicht das Beste! Kaum zu glauben, was hier gerade ans Tageslicht kam und was die eigene Mutter von ihrem Sohn dachte und was hier sich für Abgründe auftaten.
Clara hatte sich inzwischen von den Beiden Kampfhähnen entfernt und beendete ihre Platzkärtchen - Verteilung. Doch sie hatte jedes Wort gehört, was zwischen Mutter und Sohn gefallen war. Sie kannte nun den Standpunkt von Parkers Mutter, was sie von Frauen hielt, die sich an der Seite ihres Sohnes aufhielten. Und die sind wohl alle wahrlich nicht gut dabei weggekommen? Keine Frau war gut genug für ihren Sohn. Alle waren für sie leichtfüßige Mädchen, die sich für ein Abenteuer für eine einzige Nacht ihm hingaben, um am nächsten Morgen damit an die Presse zu gehen, aus Rache, weil der Sohn des Hauses ihnen nach einer austobenden Nacht den Laufpass gab. Damit wurde der Ruf dieses Hotels noch mehr angeprangert.
Doch Clara wusste nun, wie sie mit Parker umgehen musste...soweit wie nur möglich fort von ihm.
Clara war mit ihrer Arbeit im Salon für heute fertig. Diesen Punkt "Tischkärtchen" konnte sie auf ihrer Liste abhaken. Danach steckte sie ihre Liste für die Vorbereitungen in ihre beige Aktentasche und verschloss sie mit der Schnalle. Ihre Augen wanderten noch einmal über den Salon, über die gestellten Tische und Stühle mit ihren Gestecken in der Mitte und ihren Platzdeckchen. Des weiteren ließ sie ihre Augen über das lange Buffet, das an der Wand stand, schweifen. Es war alles bereit. Sogar die langen weißen Schals an der Decke, die an den Wandecken an Haken befestigt worden waren und zum Kronleuchter in der Mitte des Salons verliefen, zierten weiße Schleifen.
Alles war für die Hochzeit bereit. Also konnte Clara getrost für heute Feierabend machen.
Sie schloss die zwei Türen zu und sie hängte ein Schild an die Klinke.
"Geschlossen!
Nur für die Hochzeitsgesellschaft zugängig!
Vielen herzlichen Dank!
Die Hotelleitung
Mister Mario Banks!"
An ihrem schwarzen Honda angekommen, hörte sie seine Stimme. Hat man denn nie vor ihm Ruhe?
"Miss Channing!...Warten Sie einen Moment!...Miss Channing!", rief er sehr aufgebracht hinter ihr her und holte sie im schnellen Tempo ein.
Clara legte ihre Handinnenflächen auf ihren Fahrertürrahmen und schloss ihre Augen. Sie war gestresst von seiner Mutter und hatte genug von ihren Beleidigungen gehört. Am Sonntag würde sie drei rote, dicke Kreuze an den Kalender zeichnen, wenn das hier vorbei war. Das war das erste Mal in ihrer ganzen Laufbahn als Event - und Weddingplaner, dass es so ausartete. Wenn ihr Chef Alexander jetzt hier gewesen wäre, hätte er Misses Banks des Salons verwiesen und was weiß Gott nicht alles.
"Miss Channing!", blieb er vor Clara außer Atem stehen, als er sie endlich eingeholt hatte.
Sie drehte sich nur ungern zu ihm um. Sie hatte keine Lust mehr auf seine Visage und seine Konversationen. Doch sie tat es. "Was woll'n Sie von mir?", fragte sie ihn gereizt. "Wir sind hier für heute fertig!", fügte sie grimmig hinzu.
"Es tut mir so leid, was da drin geschehen ist! Meine Mutter hätte nicht so mit Ihnen herumspringen dürfen...Sie hatte nicht das Recht dazu, Sie...", begann er sich für seine Mutter zu rechtfertigen und zu entschuldigen.
"...Ihre Mutter hat wirklich gedacht, dass ich eines ihrer Bett - Gespielinnen bin?", unterbrach sie ihn einfach zornig. "...Ist sie noch ganz bei Trost?", wütete Clara ihn an.
"Ich weiß! Ich weiß! Und es tut mir aufrichtig leid, Miss Channing! Ich habe ihr versucht, zu erklären, wer Sie sind! Und ich habe ihr gesagt, sie solle sich bei Ihnen entschuldigen, weil Sie sonst die ganze Organisation für die Hochzeit abbrechen werden..."
"...Ja, genau! Abbrechen, Hinschmeißen! Suchen Sie sich das Richtige aus, Mister Banks! Vielleicht sollte ich das tun! Das würde ihre Mutter bei weitem egal sein oder nicht? Es interessiert sie keineswegs, wen sie verletzt oder wer vor ihr steht. Es dreht sich alles ganz allein nur um Misses Banks. Doch ihre Cousine kann am allerwenigsten etwas dafür. Sie soll unter der Eifersucht ihrer Mutter nicht dafür büßen müssen. Sie freut sich schon darauf, ihre Liebe des Lebens zu heiraten!"
Sie ließ Parker stehen und wollte sich in ihr Auto setzen, als er die Tür aufhielt und sich zu ihr herab kniete.
"Eifersucht?...Mo...Moment mal!....Es tut mir wirklich, aufrichtig leid, Clara! Ich entschuldige mich hier gerade für das Benehmen meiner Mutter!..."
"Tun Sie mir einen Gefallen, Mister Banks!....Halten Sie ihre Mutter und sich selbst am Samstag zur Hochzeit ihrer Cousine fern von mir! Es soll der allerschönste Tag der Braut werden und nicht ihr allerschlimmster Alptraum!", und Clara entriss ihm ihre Autotür und knallte sie ihm vor seiner Nase zu.
"Clara!...Clara!...Sie....!", rannte er dem fahrenden Honda hinterher. "Verdammt!", fluchte er. Clara verschwand von dem Hotel - Gelände und fuhr ins Büro.
***
Sie warf die Akte wütend auf den Schreibtisch. "Betthäschen!", wiederholte sie schroff. "Was bildet sich diese Frau ein? Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte!" Sie holte sich einen Kaffee aus der Küche. Sie lehnte sich mit ihrem Hinterteil an die Arbeitsplatte der Spüle und klammerte sich an das Stück Porzellan zwischen ihren Fingern. Ihre Chefin Veronica klopfte an die offene Küchentür und trat ein. "Wie lief es heute? Ist alles bereit für den großen Tag?", fragte sie Clara und nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee und setzte sich an den Esstisch.
Clara setzte sich stumm zu ihr gegenüber und stellte ihre Tasse ab. "Kannst du dir vorstellen? Seine Mutter denkt, ich bin Parkers Sex - Spielzeug. Sie hat ihm heute eine Szene gemacht, da hätte ich mich vor allen Anwesenden geschämt. Zum Glück waren nur wir drei im Salon, während sie ihrem Sohn sein Privatleben vorhielt. Das kaum zwischen Privat und Öffentlichkeit zu unterscheiden ist. Beleidigt sie mich!...Ich fasse es nicht! Was kommt wohl als Nächstes?"
"Hat sie sich bei dir entschuldigt?", fragte Veronica und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
"ER hat es für sie getan. Sie hielt es nicht für nötig, obwohl er ihr sagte, wer ich bin und wieso ich vor Ort war. Sie interessiert es einen Dreck. Kaum zu glauben, dass sie seine Mutter ist...so eingebildet und stocksteif...nur an ihrer eigenen Person und an dem Ruf des Hotels interessiert. Sie denkt, sie ist noch Achtzehn Jahre, kleidet und schminkt sich auch so und hungert, als hätte sie Bulimie. Mir graut es schon vor Samstag!"
"Warum sagst du das, Clara?", fragte Veronica ihre Angestellte. "So! Und jetzt hör mir mal ganz genau zu, Clara Channing! Jede deiner bisherigen Organisationen und Einsätze sind bestens über die Bühne gelaufen. Warum solltest du gerade an dieser Hochzeit scheitern? Nur weil diese Frau dich als Betthäschen ihres Sohnes bezeichnet hat?..." Veronica sprach weiter aufbauende und überzeugende Worte. "Ich habe dich nicht umsonst in unser Team geholt, Channing! Du weißt genau, von was du sprichst und verstehst dein Handwerk. Du hast es durchgezogen, wo andere gescheitert sind, Clara!
Du bist brilliant! Vergiss das niemals! Und jetzt lässt du dich von dieser Frau erniedrigen? Von dieser Möchte - Gern - achtzehn sein - Frau!", und Veronica lehnte sich zurück in ihrem Stuhl.
"Darum geht es hier nicht, Veronica! Sie wird die Hochzeit sabotieren...die Owen - Chambers - Hochzeit! Das war's dann mit meinem Job! Verstehst du das denn nicht?"
"Ich werde dich nicht dafür feuern, Clara Channing! Denk nicht mal daran! Du hast nur deinen Job gemacht...wie immer! Ach ja: Ehe ich es vergesse! Vorhin kam ein Anruf von Milla und Barkley! Sie haben dich nicht auf deinem Handy erreicht. Ich soll dir ausrichten: Du bist eine Brautjungfer der Braut geworden, Clara...die erste Brautjungfer! Das erste Mal bist du live bei einer deiner organisierten Hochzeiten dabei. Du musst dorthin und weiß Gott...Es wird eine wundervolle, traumhafte Vermählung werden mit einer anschließenden, unvergesslichen Party, Clara!"
Clara sah in ihren Kaffee, der schon etwas abgekühlt war und stellte die Tasse auf der Küchentheke ab, holte ihr Handy aus ihrer Aktentasche heraus und starrte auf das dunkle Display. Natürlich! Der Akku war leer. Wie soll's auch anders sein. Sie legte das Handy auf die Tischplatte und griff nach ihrer Kaffeetasse und trank daraus. "Milla wird eine wunderschöne Braut sein!", formulierte sie den Satz in den Kaffee blickend. "Ich werde es nicht zu lassen, dass diese garstige, erniedrigende Frau ihr den schönsten Tag zerstört!"
Clara begann plötzlich zu schmunzeln. "Was ist? Sollte ich noch irgendetwas wissen, was du vielleicht angestellt hast?", hakte Veronica nach. "Nein! Ich habe nichts angestellt!... Weißt du, dass seine Mutter eine Affäre hat?"
"Nein!...Wirklich?...", grinste Veronica vermeintlich über ihren Kaffee. "Woher...Woher weißt du das? Oh man! Du musst mir alles genau berichten, Channing!"
"Ganz ehrlich Veronica? Du musst raus aus deinem Büro! Du verschläfst sonst noch die Party des Jahrhunderts!", und Clara schmunzelte mit einem Augenzwinkern. Clara nahm die Thermoskanne von der Kaffeemaschine in ihre Hand und goss noch etwas heißen Kaffee in ihre Tasse nach.
Die Stühle am Strand füllten sich. Das Wetter war einzigartig...strahlender Sonnenschein, ein Tag wie im Urlaub. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Nur die Sonne erwärmte den Tag und ein kleines, laues Lüftchen wehte durch die Bäume. Die weißen Bänder und die weißen Husseiten über den Stuhllehnen füllten sich mit diesem Lüftchen und blähten sich leicht auf. Die daran gebundenen weißen Schleifen wehten ihre Bänder im warmen Sommerwind. Die Gäste sahen wartend vor Neugierde auf ihre Armbanduhren und setzten sich langsam aber sicher in Bewegung. Andere unterhielten sich rege und umarmten sich, weil sie sich ewig nicht gesehen hatten. Andere wiederum unterhielten sich über die Organisation der Hochzeit und das gewählte Ambiente. Sie waren entzückt oder sehr überrascht. Doch alle stellten sich nur eine Frage: Wie wird wohl die Braut aussehen? Was hatte sie für eine Frisur? Was für ein Kleid wird sie wohl gewählt haben und heute an diesem lang ersehnten Tag tragen? Wird sie "JA" sagen oder überlegt sie es sich in letzter Sekunde anders und ergreift die Flucht?
Clara stand oben auf der Terrasse in ihrem leicht champagnerfarbigen Brautjungfernkleid mit einem breiten Träger auf der rechten Schulter und einem sehr dünnen Träger auf der linken Schulter, an dem eine Rose aus Stoff in der Champagnerfarbe gewickelt war. Ihre langen Haare waren hoch gesteckt. Vereinzelte Strähnen fielen aus dem Dutt heraus und lagen ihr wild im Gesicht und auf ihrem freien Nacken. Clara lief die Reihen lächelnd ab, grüßte hier und da die eingeladenen, von einer Vielzahl erschienenen, Gäste, obwohl sie keinen blassen Schimmer besaß, wer vor ihr stand und blieb an der zweiten Reihe vorn links stehen. Alexander und Veronica waren anwesend und bestaunten das gesamte, wunderschöne Werk, das Clara in den letzten Tagen mit mehreren Angestellten und Helfern, auf die Beine gestellt hatte. Veronica war für die Fotos zuständig und Alexander kümmerte sich um das Videomaterial, das er später auf eine CD überspielen und dem Brautpaar als Geschenk von "Event - & Wedding Planner Braven" mit einem Fotoalbum überreichen würde. Sobald es um die große Rechnung gehen wird, wenn dieser wundervolle Tag sich der Vergangenheit anschloss.
"Du bist brilliant...und unerschwinglich, Miss Channing!", lobte Alexander Clara und schüttelte dabei ihre Hände, die er fest hielt. Veronica schaute ihren Mann verliebt an. "Das habe ich ihr auch gesagt. Doch sie glaubt mir nicht! Vielleicht tut sie es jetzt, weil sie es aus deinem Mund hört, Schatz!" Dann blickte sie über Claras Brautjungfernkleid. "Du siehst traumhaft darin aus, Clara! Du hast die Farbe für die Brautjungfern sehr gut gewählt... elegant..."Ihre Augen hafteten auf der geschmückten Tribüne.
"Zeig es ihnen da oben, Channing!", und Veronica umarmte Clara.
Alexander drückte Clara nach seiner Frau an sich und entließ sie kurz darauf aus seiner Umarmung. "Wenn du schon so wunderschön aussiehst, wie wird dann die Braut aussehen?", fragte Veronica Clara stolz.
"Lasst euch überraschen!...Ich sage euch nur eines: Sie sieht schöner aus, als es Cinderella je war.", lächelte Clara den Beiden zu. Sie sah auf ihre Armbanduhr. "Entschuldigt mich! Die Pflicht ruft! Wir sehen uns nachher beim Foto - Shooting!", und Clara gab dem Streichorchester das Zeichen für den Einmarsch der Braut und die Musik hob leise an. Sie selbst stellte sich an das Rednerpult und sprach in das Mikro hinein.
"Liebe Familie! Liebe Freunde! Liebe Gäste! Ich möchte Sie alle bitten, jetzt ihre Plätze einzunehmen! Wenn sich die Braut auf ihren Weg nach vorn begibt, möchte ich Sie bitten, sich von ihren Plätzen zu erheben. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!", und Clara gebührte der erste Applaus der Gäste, die sich in ihre Reihen bewegten und ihre Stühle in Beschlag genommen hatten.
Clara hielt sich mit ihren Händen links und rechts am Rand des Pults fest und ihre Augen waren auf die Braut gerichtet, die oben auf der Terrasse stand und aufgeregt und nervös mit ihrem Brautstrauß spielte. Clara schickte ihr ein aufmunterndes Lächeln hinüber und flüsterte leise vor sich hin: "Du schaffst das Milla! Zeig es allen hier wie schön du heute bist!" Clara sprach ihre letzten Worte an die Gäste. "Ich danke Ihnen und ich heiße Sie alle im Namen zur Vermählung des zukünftigen Brautpaares - Chambers - herzlich Willkommen!" Dann gab sie der Braut ein kurzes Zeichen mit ihrem kaum erkennbaren Kopfnicken, das die beiden Frauen bei der Probe vereinbart hatten. Sie übergab das Rednerpult dem Pfarrer und nahm ihren Platz bei den Brautjungfern an der linken Seite der Braut ein.
Das Streichorchester begann die Hochzeitshymne leise, angenehm, weich und klar zu spielen und die Gäste erhoben sich. Alle reckten ihre Köpfe nach hinten und warteten auf den Fußmarsch der Braut, die sich soeben von der Terrasse in Bewegung setzte. Clara bekam große Augen. Die Braut sah traumhaft schön aus in ihrem Kleid, das sie mit ihr ausgewählt hatte. Einige Veränderungen mussten vorgenommen werden, bis das Endergebnis sich sehen lassen konnte. Ihre Hochsteckfrisur, wie bei Aschenbrödel, brachte das Kleid noch mehr an ihr zur Geltung und passte hervorragend zu ihrer schlanken Figur. Doch von ihrer männlichen Begleitung war Clara eher weniger begeistert. Milla hatte wirklich bis kurz vor Ladenschluss mit ihrer Entscheidung gewartet, wer sie zum Altar führen sollte...Mister Mario Banks Senior oder Mister Parker Banks. Milla hatte ihren Vater vor vielen Jahren bei einem Regatta - Wettkampf verloren. Milla war damals noch ein kleines Kind gewesen. Ihr Vater, der Älteste der drei Banks - Brüder, hatte für Milla genug Geld angelegt, um es für Hochzeitsvorbereitungen und andere Dinge auszugeben. Milla wurde von Mario Banks, den Jüngsten der drei Banks - Brüder, groß gezogen, der sie wie seine eigene Tochter schätzte, liebte und behütete. Milla und ihr zukünftiger Ehemann erhielten einen Scheck mit einem riesigen Betrag, damit die Hochzeit nach den Wünschen und Vorstellungen des Brautpaares verlief. Dieser Scheck wurde vor dem Startpfiff der Regatta von Millas Vater damals ausgefüllt und unterschrieben. Wenn der große Tag seiner Tochter kommen würde, sollte Mario Banks nur noch das Datum hinzufügen, damit die Auszahlung erfolgen konnte. Das Konto verwaltete Mario seit dem Tod seines älteren Bruders. Arno, der mittlere der drei Brüder, fuhr damals mit Millas Vater bei der Regatta auf See mit. Er erlag Tage später seinen schweren Verletzungen.
Von ihrer Mutter wusste Milla nicht viel. Ihr Vater sprach nicht sehr oft von ihr. Milla hakte auch nicht nach. Ihr erging es also genauso wie Clara selbst. Verstanden die beiden Frauen sich deshalb so gut, weil sie dasselbe Schicksal teilten? Clara hatte ihren Vater, während sie aufwuchs. Das reichte ihr vollkommen aus. Milla wünschte sich sehnlichst ihren Vater an ihrer Seite, der sie zum Altar führen sollte. Doch leider war er heute nicht an ihrem schönsten Tag ihres Lebens dabei, um sie zum Traualtar zu führen. Das übernahm nun ihr Cousin.
Clara kochte innerlich, denn ihre Wut war noch nicht ganz nach dem vorgestrigen Tag verebbt. Millas Wahl fiel also auf Parker Banks, ihrem Cousin. Clara entging es nicht, dass er sie stets im Auge behielt und sie mit seinem stechendem Blick fast nackt auszog, während er seine Cousine an den Reihen der Gäste vorbei, zu ihrer Rechten, zum Altar führte.
Ein lautes Raunen machte sich unter den Gästen breit. "Aaaaah!", "Oooooh!",
"Sie sieht bezaubernd aus!"...und so weiter. Einige weiblichen Gäste zückten jetzt schon ihre Taschentücher, um ihre ersten Tränen zu trocknen, obwohl die Trauung noch gar nicht begonnen hatte. Sie waren von der Schönheit und der Magie, die sich unter den Gästen, allein schon durch die Anwesenheit der Braut, breit gemacht hatte und von dem gewählten Kleid der Braut, total überwältigt.
Clara konnte es nicht lassen. Sie schloss ihre Augen und zählte die letzten Schritte von Milla bis zum Altar leise mit. Clara war selbst den Weg vor einigen Tagen gegangen. Als die Braut vor dem Pfarrer angekommen war, übergab Parker sie ihrem zukünftigen Ehemann, Doch vorher umarmte er sie noch einmal wie ein großer Bruder und gratulierte ihr. Er wechselte kurz ein paar Worte mit Barkley und nahm seinen Platz als Trauzeuge rechts neben dem Bräutigam ein. Auch diese Position, Trauzeuge des Ehemannes, wurde bis zum Schluss von Braut und Bräutigam geheim gehalten.
Milla sah freudestrahlend ihren Bald - Ehemann an und legte ihre linke Handinnenfläche auf seine Wange und strich sanft darüber hinweg. Er trocknete ihr ein paar Tränen mit seinen Daumen, die ihr über die Wangen glitten. "Bist du glücklich?", fragte er sie leise. Milla nickte auf seine Frage. "Ich bin glücklich Barkley Chambers!"
Clara lächelte der Braut zu, die ihr überglücklich mit ihren Lippen die Worte zuwarf: "Ich danke Ihnen für alles Miss Clara!", und ihre Lippen umspielten ein sehr aufrichtig, glückliches, über alles dankbare Lächeln. Clara ging mit voller Stolz und einem zufriedenem Lächeln auf die Braut zu und umarmte sie und hielt ihre Hände beglückwünschend fest. "Du siehst bezaubernd aus Milla! Ich danke euch Beiden nochmal für die große Ehre deine erste Brautjungfer zu sein." Clara konnte das schnell schlagende Herz der Braut vor lauter emotionaler Aufregung an ihrem Oberkörper spüren.
Milla drückte Clara ganz fest an sich und schluchzte: "Das war die ganze Mühe wert. Ich habe eine neue Vertraute und Freundin gefunden, Clara! Ich bin Milla und das ist Barkley! Ein - Du - erleichtert alles. Dir gebührt diese große Ehre meiner ersten Brautjungfer.", begann Milla zu strahlen. Barkley kam dann auch zu Wort. "Du hast dafür gesorgt, dass dieser Tag für uns unvergesslich und unbeschreiblich traumhaft schön wird.", bedankte er sich überglücklich auf seine Weise bei Clara.
"Keine Ursache Barkley! Es hat mir großen Spaß und viel Freude bereitet, euren Wünschen und Vorstellungen für diesen großartigen, wundervollen Tag gerecht zu werden.", bedankte sich Clara bei den Beiden.
"Wir werden dich und deine Crew weiter empfehlen!", ließ Barkley noch schnell über seine Lippen. Dann umarmte Clara die beiden Brautleute noch einmal, um ihnen alles Gute zu wünschen. Diesen Moment nutzte Parker aus und beugte sich zu Clara herüber, während der zukünftige Ehemann Clara drückte und sich ebenfalls bei ihr bedankte, und Parker flüsterte ihr ins Ohr:
"Sie sehen wunderschön aus, Miss Channing! Das Kleid mit dieser Farbe steht Ihnen bezaubernd! Es betont ihre Augenfarbe.", und er lächelte sie hartnäckig an und zwinkerte ihr mit seinem linken Auge zu.
Clara löste sich schnell aus der Umarmung und schob den Bräutigam, empört über Parkers Dreistigkeit, von sich und warf Parker stumme, verärgerte Blicke zu. Als erste Brautjungfer nahm Clara sodann ihren Platz direkt neben der Braut wieder ein und der Pfarrer konnte die Vermählung starten.
"Meine lieben Gäste! Wir sind heute hier versammelt...", begann er seine Zeremonie.
Immer wieder ließ Clara ihre Augen über die Gäste schweifen, um die Stille und den Stolz und die Begeisterungen einzufangen, die durch die Gäste in der Luft hing. Und immer wieder bemerkte sie den durchdringenden Blick von Parker auf sich ruhen, der sie nicht aus den Augen ließ.
Derweil blieb Alexander nicht untätig. Er blieb die ganze Zeit mit der Videokamera in Bewegung und hielt alles fest...von der Zeremonie bis hin zu den Reihen der Gäste.
Nachdem die vierstöckige Torte zum späten Nachmittag angeschnitten und halb vertilgt worden war, klirrte von irgendwoher ein Löffel gegen Glas. Es trat Stille im Salon ein. Alle Augen waren auf das Paar gerichtet. Barkley und Milla standen auf und hoben ihre Gläser, gefüllt mit Sekt. Barkley legte sich kurz seine Worte zurecht, ehe er zu sprechen begann.
"Liebe Gäste! Liebe Freunde! Liebe Familie!
Der heutige Tag gehört uns, meiner bezaubernden Ehefrau Milla und mir...Und euch natürlich auch!", witzelte er für seine geladenen Gäste.
"Doch...", und er sah seine Frau verliebt an. Ein freudiges Raunen und Lächeln ging durch den Salon.
"...Doch wir werden jetzt nicht die Gläser auf uns und unsere bevorstehende Ehe erheben...Nein!...Wir wollen auf jemand anderes anstoßen...auf eine wundervolle Frau, die wir während der Organisation und privat kennenlernen durften....einer wundervollen Frau, der unser großer Dank gebührt...Miss Clara Channing!...Clara?...", und Barkley sah Clara an, die rechts neben seiner Angetrauten saß.
"Auf dich Clara Channing! Ohne dich wäre dies nicht unser schönster Tag in unserem Leben geworden. Wir danken dir für deine Geduld und deine Zeit und für...für alles, was du für uns getan und in Bewegung gesetzt hast. Du bist großartig und uns sehr ans Herz gewachsen! Du hast dies alles mit vollem Einsatz und vollem Herzblut ermöglicht, auch wenn wir dich manchmal verzweifeln lassen haben!...Danke für diese wundervolle Erinnerung, Clara und für diesen großartigen Tag!"
Milla forderte sie auf, sich von ihrem Stuhl zu erheben. "Dein Glas Clara!", erinnerte Milla sie im Flüsterton daran. Barkley nahm die angefangene Sektflasche vor seiner Nase in die rechte Hand und goss Sekt in das Glas von Clara ein, die es ihm entgegen hielt.
"Auf dich Clara!", rief Milla laut in den Salon hinein.
Clara war zu Tränen gerührt über Barkleys Ansprache. "Ich danke euch vielmals! Ich danke euch aus tiefstem Herzen, dass wir uns...Ähm...Ich denke, dass ich im Namen unserer Agentur Alexander und Veronica Braven & Channing spreche, diese Hochzeit organisieren zu dürfen. Vielen lieben Dank für euer Vertrauen, dass ihr in uns gesteckt habt. Und ich danke dir, Milla, deine erste Trauzeugin sein zu dürfen. Das bedeutet mir sehr viel!...Auf Euch!", und Clara umarmte Barkley und Milla.
"Auf dich, Channing!", kam es hinter Barkleys Rücken.
ER - Parker!
Clara ignorierte ihn so gut es ging. Dann klirrten alle Sektgläser im Salon.
Nach dieser rührenden, ehrlichen Ansprache nahm Barkley seine junge Frau an die linke Hand und führte sie auf die Tanzfläche und eröffnete mit ihr das Tanz - Vergnügen. Die Band spielte "Only You" von The Platters. Barkley zog Milla an sich heran und sang leise den Song mit...nur für sie. Milla sah ihm tief in seine Augen. "Bist du glücklich Misses Chambers?", fragte er sie Nase an Nase stupsend. Sie fuhr ihm mit ihrer Hand durchs Haar und sagte: "Das bin ich, Mister Chambers.", und sie kam seinen Lippen immer näher. Als sie sich zu einem Kuss vereinten, erschallte lauter Beifall und lautes Pfeifen um die beiden frisch Vermählten.
Milla löste sich grinsend von ihrem Ehemann und hielt Ausschau nach Clara, die sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt hatte. Milla winkte sie zu sich. Clara verstand nicht, was Milla damit meinte. Barkley ließ seine Frau los und kam auf Clara zu. "Würden Sie mir die Ehre erweisen, Miss Channing?", übertrieb Barkley es mit der überschwänglichen Förmlichkeit.
"Wie?...Tanzen?...Mit...?", stotterte sie aufgeregt. Sie tanzte für ihr Leben gern, aber nicht vor so vielen Menschen. "Na komm! Ich beiße nicht!", kicherte Barkley und hielt ihr seine rechte Hand hin und verbeugte sich vor ihr.
"Na gut... schön!...Tan...Tanzen wir! Aber lass bitte diese Förmlichkeiten, ja!? Das ist schon fast peinlich!", grinste sie und ließ ab von ihrem Stuhl und reichte Barkley ihre linke Hand. Doch sie übertrieb es auch etwas und knickste vor Barkley. "Mister Chambers? Darf ich Sie um den nächsten Tanz bitten?"
"Madame!", grinste Barkley Clara an und lachend gingen sie in Richtung Tanzfläche.
Milla klatschte ihren Ehemann ein High Five ab und küsste ihn auf seinen Mund. Dann suchte sie nach dem Trauzeugen ihres Mannes, um mit ihm zu tanzen...ihren Cousin Parker. Zu zweit gingen Barkley und Clara auf die Tanzfläche und beendeten den Song der Platters. Als das nächste Musikstück, ein Walzer, erklang, wurde Barkley abgeklatscht. Parker war hinter den Beiden aufgetaucht. Sie blieben stehen und warteten auf das, was er zu sagen hatte. "Könntest du bitte deine Frau von meinem Vater befreien? Er tritt ihr dauernd auf ihre Füße! Und außerdem hab ich den nächsten Tanz Miss Channing zugesagt!", bat Parker ihn und flunkerte ein kleines bisschen.
Clara schnaubte leise über seine Dreistigkeit und Lüge. "Ich habe ihnen gar nichts versprochen! Sie Lügner!", zischte sie ihn wütend an. Barkley ließ Clara los und sah zu Milla hinüber, die mächtig mit Parkers Vater Mister Mario Banks zu kämpfen hatte. "Die gute Tat eines charmanten Gentlemans erfordert meine Aufmerksamkeit!...Ihr seid dran mit Tanzen. Ihr seid unsere Trauzeugen. Also bringt den Laden hier in Schwung! Ich muss leider meine Frau retten.", erwähnte Barkley spielerisch grinsend und übergab Clara dem Trauzeugen.
"Mit dem größten Vergnügen Mister Chambers!", bedankte sich Parker. "Wir werden euch nicht enttäuschen!", und Parker verbeugte sich grinsend vor dem Bräutigam
Er legte seinen linken Arm um Claras Hüfte und widerwillig ließ sie sich an ihn heran ziehen. Mit der anderen hielt er Claras freie Hand fest.
"Sehen sie mich an Miss Channing!", flüsterte er ihr zu. Clara starrte stur auf den Parkettboden.
Er holte tief Luft. "Na schön! Dann sehen sie sich den Boden an und sehen sie sich an dem Parkett satt!", und er setzte sein linkes Bein nach hinten und zog Clara mit sich. Dann ging es nach links und dann nach rechts und die Tanzeröffnung der Trauzeugen begann.
"Treten sie mir einmal auf meine Füße, dann bring ich sie um, Banks!", drohte sie ihm durch ihre Zähne knirschend.
"Oh? Sie kann ja doch reden!", zog Parker sie auf. Und er winkte die anderen Tanzpaare auf die Fläche.
"Geben sie sich keine Mühe, mich in ein Gespräch mit ihnen zu verwickeln. Sparen sie sich ihre Worte für andere auf, die ihnen zuhören und ihre Anwesenheit ertragen!", zischte sie ihn weiter an.
"Was haben sie gegen mich, Clara?", fragte er sie weiter und drehte sie in die nächste Dreivierteltakt - Position.
"Sie sind lästig, arrogant, aufdringlich und in sich selbst verliebt! Haben sie niemand anderen im Blick, dem sie ihr Leben erzählen können, Banks?", fragte sie ihn genervt. "Denn so interessant ist es nun auch wieder nicht!", klang Clara von ihm genervt.
Er zog sie in der nächsten Walzer - Runde fest an sich heran. "Tun sie doch wenigstens so, als würden sie den Walzer mit mir genießen, Miss Channing!...Und immer schön lächeln.", und Parker lächelte in die Menge der Tanzenden.
"Wozu?...Warum sollte ich ihnen den Gefallen erwidern? Wenn die Hochzeit vorbei ist, werden wir getrennte Wege gehen und sehen uns NIE wieder und werden NIE wieder miteinander reden!", sagte sie über ihren Ellenbogen hinaus schauend und drückte ein kleines Lächeln aus sich heraus für ein älteres Tanzpaar, das an ihnen vorbei rauschte und ihr zunickte.
"Das werde ich sehr bedauern, Miss Channing!", und er drehte die nächste Runde mit ihr an.
Der Walzer erfüllte den großen Raum und viele Paare standen zu Beginn um die Trauzeugen herum und genossen es ihnen zuzusehen, wie sie in ihrem Dreivierteltakt durch den Salon flogen. Auch die anderen Trauzeugen folgten den Beiden und bildeten einen großen Kreis, den sie durchtanzten, nachdem Parker allen den Wink zum Mittanzen gegeben hatte. Es fühlte sich so an, als wäre man in Wien auf dem jährlichen Opernball.
Parker führte den Walzer vom Anfang bis zum Schluss und seine Augen hatten nur sie im Blick. Sie lag geschmeidig und entspannt in seinen Armen und ließ sich von ihm führen. Sie sah bezaubernd aus und er bewunderte sie und ihre Sturheit ihm gegenüber. "Sie tanzen gut, Miss Channing, wie eine schwebende Feder!", gab er ihr dies Kompliment.
Clara sah an ihm vorbei über seine Schulter hinweg und behielt das Parkett im Auge und nuschelte im Walzertakt: "Brechen sie sich keinen Zacken aus der Krone, Mister Banks!", und sie setzte den Rest des Walzers stumm mit ihm fort. Danach ließ sie ihn auf der Tanzfläche allein zurück, nachdem der Walzer beendet war.
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| Kapitel: | 11 | |
| Sätze: | 1.920 | |
| Wörter: | 20.379 | |
| Zeichen: | 117.271 |