Gibt es etwas übleres als einen Sturz mit dem Fahrrad? Es quietschen keine Reifen, keine Motoren heulen auf, keine brennenden, explodierenden Wracks, aus denen in letzter Sekunde die Verunglückten geflext werden… Nein! Der Fahrradsturz ist eine stille Demütigung, eine schmerzhafte Melange aus Scham und Schürfwunde. Nur das Scheppern der Fahrradklingel, wenn das reiterlose Velo auf den Asphalt schlägt, gibt dem Unglück eine kakophone Stimme. Egal wie modern und edel das Verbundwerkstoff - Ross auch ist, der hochmütige Ausdruck der ökologischen Überlegenheit vergeht jedem noch so stolzen Ritter der Nachhaltigkeit beim Anflug auf die Bürgersteigkante. Dazu kommt, dass es den herkömmlichen, bewegungsorientierten Spandexfetischisten nicht bei halsbrecherischen Downhill Pflügereien und Hochgeschwindigkeits Marathons aus dem Sattel reißt, es sind eher jene Ursachen, wie die abspringende Kette im Wiegetritt, Laub, das Klickpedal, die Einkaufstasche am Lenker, achtlos geöffnete Autotüren usw. die Rad und Fahrer abrupt spalten. Das Bild des eben noch flechsig tretenden Velocipeden, der nun allen Prinzipien der Aerodynamik zum Trotz, unfreiwillig den Luftraum erobert und diesen bogenförmig und schmerzhaft wieder verlässt, sendet mitnichten den Impuls des Mitleids und der Anteilnahme an die Zeugen, wie auch, wenn der Reiter in neonbunter Rüstung wie ein flügellahmer Papagei an einem vorbeifliegt, er mit gerissener Kette und überraschtem Gesichtsausdruck wild tretend langsam rückwärts rollt oder mit beiden Füßen fest am Klickpedal arretiert, wie ein gefälltes Bäumchen auf die Seite schlägt. Ich bin mir sicher, dass dem werten Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn die Tränen über die Wangen rönnen, wäre er dieser Slapstick Einlagen ansichtig geworden!
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Jou: Als ich neulich durch die frühlingsfrische Natur düste, übersah ich eine quer zum Fahrradweg verlaufende Schienenspur ... und habe mich so was von unelegant auf die Seite gelegt. Das Einzige, was mich gerettet hat: Es hat niemand gesehen. Hoffentlich.