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Vampyrsoul

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Vampyrsouls Kommentare

Hi,

erst einmal möchte ich dir sagen, dass mir dein kleiner Essay sehr gut gefallen hat. Gerade solche Informationen von Betroffenen finde ich wichtig, damit diejenigen, die – wie ich auch – Glück haben, keine Triggerwarnungen zu brauchen, auch nachvollziehen können, warum es eben diese braucht.

Ich selbst bin generell bei Triggerwarnungen etwas zwiegespalten. Ich verstehe, dass es genug Menschen sie „brauchen“, weil die falschen Themen zur falschen Zeit bei ihnen Wunden aufbrechen oder vergrößern können, sehe aber durchaus auch ein paar Nachteile darin, die ich hier mal aus meiner Sicht darlegen möchte (da ich keine Bücher verlege, sondern nur online schreibe, kann ich auch nur eher darauf eingehen):

1. Die meisten Menschen, die Triggerwarnungen fordern, fordern diese „zu recht“, um selbst entscheiden zu können, ob sie sich den Stoff im Moment zutrauen oder nicht.
Dennoch gibt es eben auch solche, die das ganze ad absurdum führen. Man kann nicht in ein Forum über Depressionen oder für Borderline-Patienten gehen und sich darüber aufregen, wenn jemand nur das WORT „SVV“ benutzt (ohne graphische Beschreibung, ohne Nennung einer Praktik) ohne vorher zu warnen. Aber genau das ist mir auch schon untergekommen (in einem etwas anderen Kontext, aber vom Sinn her bleibt es gleich, das Geschrei bezog sich auch nur auf die Nennung eines Wortes). Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn sich dann einige denken: „Das ist mir zu blöd, ich schreibe keine Triggerwarnungen, die Leute haben doch einfach nur einen an der Klatsche.“ Wenn man schon vom Lesen eines einzigen Wortes so arg getriggert wird, dann sollte man Kontexte meiden, in denen das Wort nun einmal zwangsweise häufig vorkommt und nicht versuchen die Verantwortung auf andere abzuwälzen.
Daher: Triggerwarnungen ja, aber solch übertriebene Forderungen haben dann nichts mehr mit Selbstverantwortung zu tun, sondern machen das Ganze einfach lächerlich. [Zur Klarstellung: das heißt nicht, dass ich dir das unterstelle, ich kenne das Buch nicht, um das es geht, und dein Text macht auch deutlich, dass du nicht zu eben jenen Personen gehörst.]

2. Das Argument, Triggerwarnungen würden nichts vorwegnehmen, sehe ich nur als bedingt gültig.
Sicher, wenn es in dem Buch um jemanden geht, der unter etwas leidet, das für viele triggernd sein kann, oder etwas in der Richtung verarbeiten muss, dann ist das ein Thema, das sich durchzieht und bei dem mMn auch wirklich gewarnt werden sollte.
Dann gibt es jedoch auch Situationen in denen eben eine vorherige Warnung doch zu viel verraten würde. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Ich hab keine gesetzt und würde es jederzeit wieder tun.
Warum? In der Geschichte geht es darum, dass sich erst nach und nach herausstellt, dass der oberflächlich recht fürsorgliche Freund des Protagonisten krankhaft eifersüchtig ist und sich der Zuneigung des Charakters körperlich versichert. Anfangs noch durch eher unterschwellige Grenzüberschreitungen, letztendlich aber auch gegen den Willen des Protagonisten. Für die meisten Leser kam das letztendlich genauso unvorbereitet wie für den Charakter. Eine vorherige Triggerwarnung vor sexuellem Missbrauch hätte genau diesen Effekt mMn aber nicht hervorrufen können. Zumal ich der Meinung bin, wenn jemand wirklich auf dieses Thema „empfindlich“ reagiert, dann bemerkt er es auch schon bei den unterschwelligen Überschreitungen und kann sich überlegen, ob man weiterließt oder nicht. So zumindest auch die Rückmeldung der Leser: Viele haben die vorherigen Überschreitungen nicht als solche gelesen, fanden aber auch die Gewalt nicht als triggernd, während diejenigen, die das Ende als potentiell triggernd empfanden, durchaus schon vorher gesehen haben, dass es dazu kommen könnte.

Daraus ergeben sich auch meine Kriterien, ob ich eine Triggerwarnung setze:
- Kommt es wirklich zu einer triggernden Handlung? Oder wird nur darüber nachgedacht/ die Handlung vorher unterbrochen etc.
- Wird die Handlung wirklich beschrieben? Wenn ein Charakter nur erzählt, er hätte Drogen genommen, aber es wird nicht beschrieben, braucht das mMn keine Warnung.
- Welche Rolle spielt die eventuell triggernde Handlung und würde ein Trigger ganz zum Anfang zu viel verraten? Kann man eventuell auch (natürlich nur bei Onlinegeschichten möglich) eine Warnung erst vor das entsprechende Kapitel setzen?

Dennoch bin ich immer bereit, mich mit Betroffenen zusammen zu setzen, wenn jemandem eine Warnung fehlt oder ein Thema unsensibel behandelt wurde, damit man zusammen schauen kann, wie sich das entsprechend abändern lässt und alle Parteien zufrieden sind.

Ich hoffe,ich hab nichts vergessen und bin mit meiner Meinung niemandem auf dem Schlips getreten, ansonsten darf man mir gerne alles mögliche an den Kopf werfen ;)

Liebe Grüße,
Vampyrsoul
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