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ProTip-Sammlung für mehr Leser und Feedback

Am 01.01.2019 um 13:08 Uhr

Da ja jetzt auch hier der Frust über fehlendes Feedback anwächst, hab ich mir gedacht, sammeln wir hier mal eure Verkaufsstrategien für eure Texte.

Was kann man tun, um mehr Leser für sich zu interessieren?

Ich fang an und ihr widersprecht und/oder ergänzt, okay?

 

  • Gebt eurem Text einen aussagekräftigen, interessant klingenden, aber nicht auf Anhieb unverständlichen Titel. Nennt eure Romanze nicht "Thomas und Anne" und euer Fantasy-Epos nicht "Das Ghegh von Erymnod". Es sollte etwas sein, das Assoziationen weckt, aber nicht gleich alles verrät - und natürlich sollte der Titel Wiedererkennungswert haben. Wie oft habe ich in Foren schon Anfragen gelesen, wo Leute Texte anfingen zu lesen, dann aber nicht mehr wiederfanden, weil sie den Titel vergessen hatten... Tja, diese Leser sind verloren.
  • Ich weiß, euch Künstlern blutet da das Herz, aber versucht, euren Text in ein eindeutiges Genre einzuordnen. Eine Fantasylovestory, die im Weltall spielt, bei der Verbrecher gejagt werden, hört sich einzigartig an, aber es vergrault mehr Leser als es gewinnt. Die Krimifans werden den Fantasyteil nicht mögen, die SciFi-Jünger finden die Romanze überflüssig usw. So kreiert ihr mehr Unzufriedenheit als Befriedigung. Wenn ihr Crossover schreibt, dann behaltet ein Genre als das dominierende. Der obengenannte Plot wäre zum Beispiel ein Fantasy-Roman (das ist das Genre und kein anderes) mit einem Krimiplot und einer Romanze als Nebenhandlung. Schauplatz: meinetwegen der Weltraum. Lasst die anderen Genreelemente subtil einfließen. Das spricht dann zwar zunächst nur Fantasyfans an, aber die sind dann wenigstens nicht enttäuscht.
  • Entwickelt eine Kurzbeschreibung, die informiert und gleichzeitig Interesse weckt. Verzichtet auf rhetorische Fragen, umreißt euer Thema, lasst aber offen, wie es weiter geht. Gebt die Rahmendaten an: Wann und wo spielt das ganze, in welcher Situation befinden sich die Protagonisten, was ist ihr Ziel... viel mehr braucht man nicht. Texte ohne Kurzbeschreibung werden sehr viel seltener angeklickt. Deshalb solltet ihr auf keinen Fall auf sie verzichtet.
  • Das erste Kapitel sollte möglichst kurz sein. Ein Leser, der sich erst mal ansehen will, was ihr so drauf habt, liest eher mal eine abgeschlossene Einheit von 500 Wörtern als eine von 5000 und selbst wenn er die ersten 500 der 5000 Wörter liest und dann abbricht, so wird er euch kein Feedback hinterlassen, weil er denkt, dass er nach einem so kleinen Bruchteil noch nicht viel sagen kann. Erleichtert dem Leser also den Einstieg mit einem kurzen Einstieg oder - wenn euch sowas nicht widersteht - einem Prolog. - Überhaupt sind kurze Kapitel ein Geheimtipp für das Veröffentlichen im Internet. Am Bildschirm lesen ist anstrengend und die Ablenkungsmöglichkeiten sind groß. Besser viele kleine Häppchen als eine unendlich lange Textwand ohne die Möglichkeit ein Lesezeichen zu setzen.
  • Regelmäßige Updates: Wenn eurer Text nicht in Vergessenheit geraten soll, dann postet regelmäßig. Ich würde sagen mindestens einmal in der Woche. Um das Tempo durchzuhalten, ist es von Vorteil, immer ein bisschen auf Vorrat zu schreiben und nicht direkt alles rauszuhauen, was man geschrieben hat. Denn auch zu viel auf einmal überfordert. 17 Kapitel auf einmal rauszuhauen und dann ein halbes Jahr nichts mehr von sich hören zu lassen, lockt auch nicht gerade Leser an.
  • Absätze. Gerade Texte, die im Netz am Bildschirm gelesen werden müssen gut strukturiert werden, damit man den Überblick nicht verliert. Macht lieber zu viele als zu wenige Absätze. Es gibt hier keine Seiten wie in einem Buch, eine Wall of Text bei der man ohne Haltepunkte kilometerweit nach unten scrollen muss, bis man am Ende ist, laugt aus. Sowas liest niemand.
  • Schraubt eure Erwartungen etwas niedriger, wenn ihr in einem Fandom oder einem Genre schreibt, das nicht so hoch frequentiert ist.
  • Ganz wichtig: Statt rumzumeckern, dass man keine Reviews bekommt, einfach mal selber welche schreiben, sich aktiv in die Community einbringen und sich als User bekannter machen. - Sei es im Forum oder im Chat. Lasst die Leute euch kennen lernen, damit sie sich irgendwann sagen: "Mann, diese suedehead nervt ja wirklich unendlich, mal sehen, was die so schreibt. Kann ja nur Mist sein, haha, die mach ich fertig!" Und zack - habt ihr ihn an der Angel. (Allerdings sollten eure Texte dann auch besser gut sein, weil sonst macht er euch wirklich fertig...) - Aber ihr versteht, was ich meine: Seid aktiv, habt Wiederekennungswert, sagt eure Meinung, lest, kommentiert, seid präsent... und meinetwegen bewertet auch.

Gibt es mehr Protips? Findet ihr, ich erzähle Schwachsinn? Fühlt euch frei drunter zu kommentieren.

Zuletzt bearbeitet: Am 01.01.2019 um 13:20 Uhr von suedehead

Am 01.01.2019 um 18:59 Uhr

Ich klinke mich mal ein. Vieles von dem, was du sagst, würde ich unterschreiben. Was das Genre-Thema angeht, sehe ich es nicht ganz so eng, dass es vereinzelt durchaus Geschichten gibt, die in mehr als eines passen, aber es geht ja um generelle Tipps. Bei einer Sache jedoch möchte einhaken und die ein wenig relativieren.

  • Länge: Lange Kapitel sind anstrengend zu lesen, das stimmt. Aber auch zu kurze Kapitel können abschrecken. Wenn jedes Kapitel nur 500 Worte aufweist, kann schnell der Eindruck entstehen, dass keine wirkliche Handlung entsteht, weil die Wortzahl dafür zu kurz erscheint. Prologe und generell erste Kapitel sind eine Sache für sich, aber danach sollte es auch nicht zu kurz sein. Persönlich würde ich eine Durchschnittswortzahl von 1-3K pro Kapitel empfehlen.

Außerdem möchte ich Folgendes ergänzen:

  • Einzel-Oneshots: Packt nicht alle eure Oneshots in Sammlungen. Früher ich das der Profilübersicht wegen gern getan, halte es heute aber für kontraproduktiv. Wer sich einen ersten Eindruck von euch machen will, wird wahrscheinlich eher zu einer kurzen Geschichte als Einstieg greifen. Oneshot-Sammlungen suggerieren in der Übersicht durch die Kapitelzahl jedoch eine große Geschichte. Zudem ist gerade bei "Eintopf"-Sammlungen auf den ersten Blick schwer ersichtlich, worum es in Oneshot14, Oneshot23 oder Oneshot7 geht und ob der was für den eigenen Lesegeschmack sein könnte. Daher solltet ihr euren potentiellen Lesern auch ein paar Einzeloneshots bieten.