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Erzählerstill oder Ich-stil

Am 30.03.2018 um 18:06 Uhr

Hey Leute,

Ich weiß jetzt nicht ob´s hier rein gehört, doch ich stelle jetzt mal die Frage.
Ihr kennt dies doch sicher auch. Am Anfang jeder Story fragt man sich welchen Schreibstil, also ob die Geschichte klassisch in der Erzählerform oder in der Ich-Form geschrieben werden soll. Wie entscheidet ihr. Welcher Still es wird.

Eigentlich weiß ich es immer. Doch bei der Überarbeitung meiner handgeschriebenen Geschichte Dämonenblut weiß ich es nicht. Im Notizbuch ist es noch die Ich Form. Doch da ich weiß, dass ich unbewusst in dieser Geschichte einiges verarbeitet habe, bin ich am überlegen ob ich den Still, neben anderen Sachen, dass ich sie jetzt in diese Zeit setze, ändern soll. Da ich mit dem hin und her überlegen nicht weiter komme, dachte ich mir ihr könnt mir helfen.

Damit dies besser geht, hier mal ein kurzer Ausschnitt. In beiden Formen.

Zunächst mal die Ich-Form:

Mit großen Augen schauten Kitt und ich den fremen Jungen, der locker und lässig an der großen Eiche lehnte, die nur wenige Meter entfernt vom Schultor stand, an. Irgendetwas an ihm kam mir bekannt vor. Doch ich wusste nicht was.

So jetzt die Erzähler-Form:

Mit großen Augen schauten Kitt und Nanni den fremden Jungen an, der locker und lässig an der großen Eiche lehnte, die nur wenige Meter vom Schultor entfernt stand, an. Nannie konnte es sich nicht erklären, doch irgendetwas an ihm kam ihr bekannt vor, doch sie wusste nicht was.

 

Denn solange ich nicht weiß welcher Still es sein soll, solange brauche ich auch nicht mit der Überarbeitung anfangen. Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Lieben Gruß Usaria

Am 03.04.2018 um 17:53 Uhr

Puh... schwierig...

Ich kann dir anhand des kleinen Absatzes kaum einen vernünftigen Rat geben.

 

Im Allgemeinen finde ich die den Erzählerstil umfassender und die Ich-Perspektive immer persönlicher und tiefgreifender. Ich möchte auf Folgendes hinaus:

Wenn die Geschichte über mehrere verschiedene Charaktere berichtet, finde ich meistens den Erzählerstil besser, da so alle Persönlichkeiten und ihre Situationen in gewisser Weise objektiv beschrieben werden können. Schnelle Wechsel zwischen den Charakteren sind relativ problemlos möglich.

Schreibt man sowas aus der Ich-Perspektive, muss man immer sehr genau überlegen, wie diese eine Persönlichkeit gerade alle anderen Charaktere sieht. Wann wechselst du den Charakter? Geht dabei etwas von der Geschichte verloren? Oder gar zweimal erzählt?

Bei der Ich-Perspektive droht immer die Gefahr, sofern man mehrere Charaktere mit einbaut, dass man sich unnötig wiederholt. Wenn du nur einen Charakter hast, bleiben die Nebenfiguren schnell ein Bisschen auf der Strecke, dafür gewinnt dein Hauptcharakter jedoch an Substanz.

Die zuvor beschriebenen Dinge müssen natürlich nicht immer auftreten. Gute Autoren können aus jedem Stil eine wunderbare Geschichte schreiben. Letzten Endes ist es schlicht weg eine Geschmachsfrage, was man besser findet.

 

Um auf deine Frage zurück zu kommen:

Du hast selbst geschrieben, dass du dich ursprünglich für die Ich-Form entschieden hattest und einen Satz später erwähnst du sogar noch, dass du wohl einige (persönliche?) Dinge in deiner Geschichte verarbeitet hast. Ich finde, es passt doch wunderbar zusammen, oder?

Unbewusstes, intuitives Denken, Handeln, Schreiben ist doch für das Schrebien an kreativen Geschichten das beste, was dir passieren kann ;)

 

 

#2
(Threadersteller)

Am 03.04.2018 um 21:39 Uhr

Danke Ribbon für deine Antwort. Ich werd mir die Sachen durch den Kopf gehen lassen.

Das mit den persönlichen Sachen, sollte eigentlich nicht darin vorkommen, denn unbewusst habe ich darin den sexuellen Missbrauch den ich als Kind erlebt habe verarbeitet, und nicht nur in dieser Geschichte sondern auch in allen anderen Geschichten die ich vor meiner Schreibblockade geschrieben habe.

Die Idee der Geschichte ist wirklich gut, doch eben dass mit den Missbrauch will ich raus haben. Und was die Nebencharaktäre an geht. Ja die kommen wirklich etwas zu kurz, dabei sind sie doch auch für die Handlung wichtig.

Danke noch mals für deine Gedanken.